Burg Fracstein
| Burg Fracstein | |
|---|---|
Rest der talseitigen Mauer | |
| Ort | Seewis |
| Entstehungszeit | um 1200 |
| Burgentyp | Höhlenburg |
| Erhaltungszustand | Ruine |
| Ständische Stellung | Freiadlige |
Die Ruine der Burg Fracstein liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Seewis in der Klus am Eingang zum Prättigau im schweizerischen Kanton Graubünden.
Lage
Die Burg Fracstein stand am Fuss einer Felswand auf der rechten Seite der Landquart. Die Bedeutung von Fracstein lag in ihrer Lage an der Verbindungsstrasse vom Zürichseeraum zum Flüelapass. Zugang: Von der alten Kantonsstrasse aus führt ein kleiner Durchgang durch die Stützmauer auf die Schutthalde am Fuss der Felswand. Die Ruine ist über einen schmalen steilen Pfad in fünf Minuten problemlos erreichbar.
Anlage
Burg
Vom Hauptgebäude sind nur noch einige Mauern erhalten. Der Haupttrakt bestand aus einem länglichen Rechteck mit einer zurückverlagerten Verlängerung an der einen nördlichen Schmalseite. Die Rückseite der Burg bestand aus dem natürlichen, weit vorspringenden Fels, der ein mächtiges Schutzdach bildete. Im Innern deutet eine unregelmässig verlaufende Baufuge darauf hin, dass der Bau auf den Trümmern eines älteren Gebäudes aufgebaut wurde.
Das Gebäude bestand aus vier Stockwerken, von denen das dritte als Wohngeschoss ausgebaut war. Wie sich aus Aussparungen am inneren Verputz erkennen lässt, waren die einzelnen Geschosse mit Holzwänden unterteilt. Der Hocheingang auf der Höhe des zweiten Geschosses ist auf der östlichen Schmalseite noch gut erhalten. Die talseitige Mauer wurde mit Zinnen mit einem weiten Abstand abgeschlossen. Das Dach war wohl an den Fels angelegt und fiel nach Süden schräg ab.
Zeichnungen
Beachtenswert sind die zahlreichen Ritzzeichnungen im Verputz auf der östlichen Innenseite des Wohnbaus; wenn man weiss, wo sie zu finden sind, kann man sie immer noch gut erkennen. Sie stammen aus dem Hochmittelalter und stellen verschiedene Helme sowie Wappen einiger lokaler Rittergeschlechter dar wie die Aspermont, die Belmont, die Rhäzüns und andere.
Haus des Burgpfaffen
In unmittelbarer Nähe des Hauptgebäudes liegen die Reste eines kleinen Wohnhauses, das wohl die Unterkunft des so genannten „Burgpfaffen“ war, denn unmittelbar daneben stand eine dem St. Aper geweihte kleine Kirche, von der heute nur noch ein paar Fundamente zu sehen sind. Das Haus war an die Feldwand gelehnt und bestand aus einem quergeteilten Bau mit einem steilen Pultdach. In Inern sind noch Wandnischen, Reste eines Schüttsteins und einer Heizanlage zu sehen.
Mauer
Praktisch verschwunden ist auch die Letzimauer, die vom Fuss der Wand bis zum Ufer der Landquart führte und die Schlucht abriegelte. Aus der Mitte des 16. Jahrhunderts ist jedoch ein Bild von Fracstein erhalten, das den damals schon zerfallenden Bau, die Kapelle und die mit Schiessscharten und Zinnen bewehrte Mauer zeigt. Die Strasse im Talboden führte durch ein Tor mit Gusserker, das von einem Spitzbogen überdacht war. 1799 versuchten Bündner Truppen vergeblich, den Einfall der Franzosen bei Fracstein aufzuhalten. Durch Steinschlag, Verwendung als Steinbruch sowie durch den Bau der Eisenbahnlinie und der modernen Strasse wurde die Letzimauer bis auf geringe Reste zerstört.
Geschichte
Wann Fracstein erbaut worden ist, weiss man nicht; es gibt diesbezüglich keine Quellenangaben. Im 13. Jahrhundert war das Schloss im Besitz der Herrschaften von Aspermont, die zu dieser Zeit in der Region von Maienfeld und im unteren Prättigau eine erfolgreiche Herrschaft aufbauten. Vermutlich waren sie die Erbauer der Hauptburg. Fracstein erscheint im 14. Jahrhundert zum ersten Mal in Texten, als die Herrschaft der von Aspermont aufgeteilt wurde. 1338 verkauften Eberhard und Ulrich von Aspermont die Erbgüter ihres Onkels Ulrich im Prättigau an Friedrich V von Toggenburg und an Ulrich von Matsch. Sie behielten die Ländereien bis 1344, dann wurden sie aufgeteilt. Fracstein blieb im Besitz der zwei Familien, kam jedoch zu Prättigau und teilte fortan das Schicksal des Tales.
1436 starb mit Friedrich VII. der letzte Graf von Toggenburg und Fracstein ging an die Ritter von Matsch über, die 1466 die Burg an Österreich verkauften. Die Gebäude wurden nicht mehr unterhalten und zerfielen. Im 16. Jahrhundert war Fracstein eine Ruine. Die Kapelle, die zum ersten Mal in einem Dokument von 1370 erwähnt wird, scheint bis zur Reformation um 1530 benützt worden zu sein. Später diente sie noch lange einem traditionellen ländlichen Frühlingsfest als Kulisse.
In den Bündner Wirren des 17. Jahrhunderts spielte Fracstein noch einmal eine Rolle: 1621 wurde die alte Talsperre ausgebessert und 1622 lag gar eine kleine österreichische Besatzung in der Burg, bis sie von den aufständischen Bewohnern des Prättigaus verjagt wurde. 1649 kaufte sich der Prättigauer Sechsgerichte-Bund von Österreich los und Fracstein wurde Eigentum des Gerichtes von Schiers.
Galerie
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Ostseite mit jetzigem Eingang, in der Mitte der frühere Hocheingang
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Fracstein liegt am Fuss der Felswand
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Südwand gegen das Tobel
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Zeichnungen an der Ostwand
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Rekonstruktion
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Haus des Burgpfaffen
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Südfassade des Pfaffenhauses
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östliche Innenwand
Literatur
- Werner Meyer: Burgen der Schweiz. Band 3: Kanton Graubünden. Deutschsprachiger und romanischer Teil. Zürich 1983
- Maria-Letizia Boscardin: Die Grottenburg Fracstein und ihre Ritzzeichnungen. In: Schweizer Beiträge zur Kulturgeschichte und Archäologie des Mittelalters. Band 4. Olten 1977
