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Siemens EuroSprinter

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EuroSprinter oder ES 64 .. ist die Bezeichnung einer Typenfamilie von Elektrolokomotiven, die von den Firmen Siemens und Krauss-Maffei produziert wird.

Entstehungsgeschichte

Als die Güterzuglokomotiv-Baureihe 152 für die Deutsche Bahn 1996 gebaut und ausgeliefert wurde, waren neben 170 Stück für die Deutsche Bahn auch 25 weitere Maschinen für die Österreichische Bundesbahnen vorgesehen. Da sich die Belastung durch die schwere Maschine und den unzulänglich stoßgedämpften Tatzlager-Antrieb als zu groß erwies, verweigerte die ÖBB die Zulassung.

Als Ersatz für diese Lieferung wurde 1997 die ES64 U2 als Universallok zusammen mit der Lokomotivbauanstalt Simmering-Graz-Pauker (SGP Graz) für die Österreichische Bundesbahnen (ÖBB) entwickelt. Ausgangsbasis für die Entwicklung waren die Baureihe 152 und die Baureihe 120 der Deutsche Bahn AG. Im Jahr 2001 wurden diese Entwicklungen als Baureihen 1016 in einer reinen 15 kV-Bahnstrom-Version) und als Baureieh 1116 in einer Zweistromsystem-Version mit 15 kV und 25 kV für den grenzüberschreitenden Verkehr nach Ungarn) eingesetzt.

Die Hersteller-Bezeichnung „ES64“ ist die Abkürzung von „EuroSprinter“ zusammen mit den ersten beiden Ziffern der Nennleistung (6400 kW). Die Bezeichnung U steht für Universallok und die 2 für das Zweistromsystem. Bei der ÖBB trägt die Lok den geschützten Namen Taurus. Auch die der Deutschen Bahn/Railion beschafft inzwischen diese Maschinen und betreibt sie als Baureihe 182. Die ungarischen Bahngesellschaften MÁV und GySEV haben diese Loks als Reihe 1047 im Bestand.

Weitere Loks dieser Bauart gehören zum Siemens-dispolok-Pool und werden an verschiedene Bahngesellschaften vermietet; z.B. an NetLog/boXXpress, Hupac, R4C, RAG und TX Logistik.

Typen-Differenzierung

ES 64 P
Die ES 64 P ist eine Lokomotive für den schweren Güterzugverkehr sowie für den schnellen Reiseverkehr. Sie ist der Prototyp der EuroSprinter-Familie und war als Erprobungsträger für neue Komponenten und umweltfreundliche Materialien bei der DB AG im Einsatz. Über Deutschland hinaus wurde mit dieser Maschine bei Demonstrationsfahrten, z.B. in Norwegen, Schweden und der Schweiz die Leistungsfähigkeit demonstriert.

ES 64 U2

BR 182/Dispolok ES 64 U2 - 003 in Nürnberg-Gostenhof
BR 182/Dispolok ES 64 U2 - 003 in Nürnberg-Gostenhof

Die ES 64 U2 ist eine elektrische Zweisystemlokomotive für den schweren Güterzugverkehr sowie für den schnellen Reiseverkehr. Sie ist die zweite Generation der EuroSprinter-Familie. Die Zweisystembauart für 15 kV- und 25 kV-Bahnstromsysteme ist traktions- und sicherungstechnisch für Deutschland, Österreich und Ungarn ausgerüstet und zugelassen. Durch die vorhandene Technik ist sie ebenso für die Wechselstromstrecken in Tschechien und der Slowakei geeignet. Die Zulassung für den Einsatz in der Schweiz erfolgte im Mai 2002. Die Serie ES 64 U2 ist wendezugfähig ausgestattet. Ausgerüstet sind die Maschinen ab Werk mit zwei Einholm-Stromabnehmern. Die beim Bremsen auftretende Energie wird aufbereitet und wieder in die Oberleitung zurückgespeist.

Angetrieben wird die Lok über Drehstrom-Asynchronmotoren in Verbindung mit einem Hohlwellenantrieb. Die Kraftübertragung erfolgt dabei vom Fahrmotor über ein Zahnrad auf eine Hohlwelle, die die Radsatz-Welle umgibt. An einem Ende der Hohlwelle sind mehrere Hartgummi-Elemente, sogenannte Gummiring-Kardanlenker angebracht, die auf der Gegenseite an einem der Radkörper befestigt sind. Damit ergibt sich eine elastische und ruckfreie Kraftübertragung, bei der auch der Fahrmotor gegen Stöße beim Überfahren von Gleis-Unebenheiten geschützt ist. Die Fahrmotore sind 4-polige Drehstrom-Kurzschlussläufermotore.

Die ES 64 U2 hat eine elektrische Bremse und Scheibenbremsen. Die Bremsscheiben sind jedoch nicht direkt auf den Radsatz-Achsen angebracht, sie sitzen vielmehr auf eigenen Bremswellen, die über das Antriebszahnrad des Fahrmotors mit der Bewegung des Radsatzes gekoppelt sind. Auf jeder Bremswelle sitzen zwei Bremsscheiben.

Der ölgekühlte Transformator ist unterflur angeordnet. Dadurch wurde im Lokkasten ein durchgehender Mittelgang zwischen den Führerständen ermöglicht. Beiderseits des Mittelgangs befinden sich die Stromrichter-Gestelle. Je ein Stromrichtersatz versorgt die Fahrmotore eines Drehgestelles. Er besteht aus Gleichrichtern sowie jeweils drei zeitlich versetzt taktende Motorstromrichtersätzen. Zur Glättung der Zwischenkreis-Gleichspannung sind Stützkondensatoren und Saugkreisdrosseln vorhanden. Mit diesen wird die Sekundärspannung des Transformators zuerst in Gleichstrom und dann in Drehstrom umgewandelt. Zwei Motorstromrichter versorgen je einen Fahrmotor. Dadurch können alle Fahrmotore einzeln geregelt und der Reibwert Rad-Schiene optimal ausgenützt werden.

Die Stromrichter ermöglichen zusammen mit der elektrischen Bremse eine Bremsstrom-Rückspeisung mit einer Bremsleistung von theoretisch 6,4 MW. Die Bremskraft ist aber aus Gründen der Entgleisungssicherheit auf 150 kN begrenzt.


ES64 F
Die ES64 F ist eine Hochleistungslokomotive für den schweren Güterzugverkehr sowie für den Personenverkehr. Sie kann mit ihrer hohen Leistung und Zugkraft auch für schwere Doppelstockzüge im Wendezugbetrieb eingesetzt werden. Sie ist mit einer Zugsammelschiene für die Versorgung von Reisezügen mit elektrischer Energie ausgestattet.

ES64 F4

BR 182/Dispolok ES64 F4
BR 182/Dispolok ES64 F4

Die ES64 F4 ist eine Vierstrom-Universallokomotive, deren erstes Exemplar im Juli 2003 fertiggestellt wurde Aufgrund ihrer Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h wird überwiegend für Güterzüge eingesetzt, sie ist jedoch auch mit Zugsammelschiene für die Versorgung von Reisezügen mit elektrischer Energie ausgestattet. Angetrieben wird die Lok über Drehstrom-Asynchronmotoren in Verbindung mit einen weniger aufwendigen und preisgünstigeren Tatzlager-Antrieb.

Die ES64 F4 kann unter allen 4 in Europa heimischen Bahnstromsystemen betrieben werden. Für die verschiedenen Bahngesellschaften können die jeweils erforderlichen Zugsicherungssystem-Komponenten als „Paket“ installiert werden. Eine anpassbare, LED-basierende Beleuchtung ist vorhanden, mit der jede beliebige Beleuchtungsanordnung für die diversen europäischen Bahnen darstellbar ist. Die ES64 F4 kann jedoch nicht in Großbritannien wegen dem dortigen engeren Lichtraumprofil und in Spanien/Portugal wegen der dortigen Breitspur eingesetzt werden.
Bei der Deutschen Bahn/Railion läuft die ES64 F4 als Baureihe 189, bei den SBB als Re 474 (bisher noch nicht ausgeliefert). Außerdem vermietet sie der Siemens-eigene Fahrzeugpool "dispolok" an die verschiedensten Eisenbahnunternehmen.

EG 3100
Mit der Baureihe EG 3100 für die Dänischen Staatsbahnen (DSB) wurde eine sechsachsige Version der ES64 U2 gebaut. Als Zwei-System-Fahrzeug ist sie ausgelegt für den Betrieb im dänischen 25kV-50Hz-Fahrleitungsnetz sowie in den schwedischen und deutschen 15kV-16 2/3 Hz-Fahrleitungsnetzen und verfügt über die Zugsicherungssysteme aller drei Länder. Durch die sechsachsige Ausführung wird die Anfahrzugkraft von 300 auf 400 kN gesteigert und die EG 3100 damit eines der leistungsstärksten Fahrzeuge auf dem europäischen Kontinent. Diese Zugkraft ist notwendig, um die bis zu 2000 Tonnen schwere Güterzüge auf der 15,6 Promille-Steigung im Großen-Belt-Tunnel zu befördern. Hier konnten bislang lediglich 1400 Tonnen schwere Züge mit einer Lokomotive fahren. Abbildung der dänischen EG 3113

Technische Angaben

Merkmal ES 64 P ES 64 U2 ES 64 F ES 64 F4 EG 3100
Erste Indienststellung 1992 2000 2002 2003 1999
Achsfolge Bo'Bo' Bo'Bo' Bo'Bo' Bo'Bo' Co'Co'
Stromsysteme (kV/Hz) 15 / 16,7 15 / 16,7
25 / 50
15 / 16,7 15 / 16,7
25 / 50
DC 3 /0
DC 1,5 /0
15 / 16,7
25 / 50
Dauerleistung kW 6400 6400 6400 6400 bei AC 25/15 kV
6000 bei DC 3 kV
4200 bei DC 1,5 kV
6400
Anfahrzugkraft kN 300 300 300 300 400
Höchstgeschw. km/h 230 230 140 140 140
Gewicht t 86 86 86 86 126

AC = Alternating Current = Wechselstrom
DC = Direct Current = Gleichstrom

Literatur

Bo Oldrup Pedersen, Kopenhagen; Ole Aaboe Jörgensen, Erlangen; Günther Pröll, München
Co'Co'-Zweifrequenzlokomotive EG 3100 für Danske Statsbaner
Oldenbourg Verlag München