Notenschlüssel
Notenschlüssel (lat. clavis, ital. chiave, ital./frz. clef) dienen in der Musik dazu, im Liniensystem festzulegen, welche Tonhöhe die fünf Notenlinien repräsentieren. Jeder Schlüssel hat dafür einen Referenzton, aus dessen Position sich die Lage der anderen Töne ableitet, die Bedeutung der Notenlinien erschließt sich also erst durch den Schlüssel. (das ital. Wort chiave hat auch beide Bedeutungen)
Daraus ergibt sich, dass die verschiedenen Notenschlüssel unterschiedliche Tonlagen repräsentieren und somit für jedes Instrument und jede Stimmlage ein geeigneter Schlüssel existiert.
Historisches
Als Guido von Arezzo um 1025 das Liniensystem für die Notation von Musik erfand, benutzte er als Orientierungspunkt ein kleines c, mit dem er die Linie für das eingestrichene c markierte. Dieser Ton ist besonders geeignet, da er ziemlich genau in der Mitte des herkömmlichen Tonraumes liegt und außerdem von fast allen Gesangsstimmen gesungen werden kann. Je nach Stimmlage konnte das c auf alle vier Linien gelegt werden, um Hilfslinien zu vermeiden.
Die so entstandenen C-Schlüssel wurden auch später weiterverwendet und werden bis heute nach den Gesangsstimmen benannt, für die sie geeignet sind. Lediglich ihr Aussehen hat sich verändert. auf der Abbildung sieht man: (a) Alte C-Schlüssel; (b) Sopran- oder Diskantschlüssel; (c) Mezzosopranschlüssel; (d) Altschlüssel; (e) Tenorschlüssel (f) Baritonschlüssel
Für tiefere Stimmen entstand fast zeitgleich mit dem C-Schlüssel der Bassschlüssel, der das kleine f anzeigt und dessen Form sich auf den Großbuchstaben F zurückführen läßt (a). Die ersten Bassschlüssel lagen noch auf der Mittellinie, waren also eigentlich Baritonschlüssel (b), später setzte sich die zweitoberste Linie als F-Linie durch (c):

Mit der Weiterentwicklung der Musik, vor allem als man begann, auch Instrumentalmusik zu notieren, die zum Teil ausserhalb des menschlichen Stimmraumes lag, wurde ein neuer, höherer Schlüssel benötigt: Der nach seinem ursprünglichen Verwendungszweck benannte Violinschlüssel wurde um 1200 erfunden. (Die Bezeichnung Sopranschlüssel ist zu vermeiden, da ein C-Schlüssel gleichen Namens existiert). Auch seine Gestalt entwickelte sich aus dem Buchstaben des angezeigten Tones G, dem oberhalb ein dekorativer Haken hinzugefügt wurde. Dieser Haken könnte aus einem kursiven d auf der zugehörigen Linie (dem zweigestrichenen d) hervorgegangen sein.


Auf alten Noten für Tasteninstrumente findet man oft ein Liniensystem mit acht oder mehr Linien, in dem alle Schlüssel eingezeichnet wurden, ungefähr so, wie die Abbildung (Reprodunktion) links zeigt. Das Zeichen ganz unten ist ein griechisches Gamma, mit dem zeitweise das große G markiert wurde. Dieser Γ-Schlüssel für besonders tiefe Lagen hat sich aber nicht gehalten.

Dier Violinschlüssel setzte sich mit der Zeit als universaler Notenschlüssel für hohe Lagen durch und löste in den meisten Fällen den C-Schlüssel ab. Nur für die Notation von Gesangsstimmen waren Sopran-, Alt- und Tenorschlüssel noch bis weit in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts der Standard, wie nebenstehender Ausschnitt einer reproduzierten Chorpartitur von Johannes Brahms zeigt.
Chiavetten
Notenschlüssel, die auf einer anderen Linie als üblich liegen, werden als Chiavetten bezeichnet. Die verschiedenen C-Schlüssel haben sich aus dieser Tradition entwickelt, aber auch bei den anderen Schlüsseln war die Versetzung früher üblich. So ist unser moderner Bassschlüssel eigentlich aus einer Chiavette des Barizu Weihnachten tonschlüssels hervorgegangen. In französischer Barockmusik findet man oft den G-Schlüssel auf der untersten Linie (französischer Violinschlüssel).
Bei J. S. Bach findet man Chiavetten manchmal auch als Hilfestellung für Tanspositionen, wie im folgenden Ausschnitt aus dem Magnificat, in dem eine Oboe d'amore, deren Klang eine Terz tiefer ist, im französischen Violinschlüssel notiert ist (b), womit sich, von den Vorzeichen abgesehen, das gleiche Bild ergibt wie bei der klingenden Notation (a):

Die heute gebräuchlichen Schlüssel und ihre Anwendung

Violinschlüssel
Der Violinschlüssel, auch G-Schlüssel genannt, kommt für Frauenstimmen, Violine, hohe Blasinstrumente und die rechte Hand bei Tasteninstrumenten zum Einsatz und wird manchmal auch für die Notation extrem hoher Lagen bei tiefen Instrumenten verwendet. Er legt das eingestrichene g auf der zweituntersten Linie fest.

Altschlüssel
Für die Bratsche (Viola) und Altposaune wird der oft auch Bratschenschlüssel genannte Altschlüssel vorgeschrieben. Das eingestrichene c liegt hier auf der Mittellinie.
Tenorschlüssel
Der Tenorschlüssel wird für die Tenorposaune und für Passagen in höherer Lage bei tiefen Streich- und Blasinstrumenten verwendet. Orientierungspunkt ist das eingestrichene c auf der zweitobersten Linie.

Bassschlüssel
Bassschlüssel oder F-Schlüssel findet man bei tiefen Männerstimmen und tiefen Streichern und Bläsern. Bei Tasteninstrumenten ist die linke Hand meist im Bassschlüssel, bei der Orgel das Pedal. Beim Basschlüssel befidet sich das kleine f auf der zweitobersten Linie.
Oktavierte Schlüssel
Wo man früher Chiavetten verwendete, um Hilfslinien zu vermeiden, so benutzt man heute eine kleine 8, die man über oder unter den Schlüssel schreibt, um eine Oktavierung in die jeweilige Richtung anzuzeigen. Der nach unten oktavierende Violinschlüssel beispielsweise ist vor allem für Tenorstimme und Gitarre üblich. Oft werden diese Schlüssel auch für Instrumente verwendet, die ohnehin um eine Oktave transponieren, z.B. Piccoloflöte (nach oben oktavierender Violinschlüssel) oder Kontrabass (nach unten oktavierender Bassschlüssel). Selten findet man auch eine kleine 15, die das versetzen um zwei Oktaven verlangt. |
Schlagzeugschlüssel
Für Schlaginstrumente wird meistens einer der beiden abgebildeten Schlüssel verwendet. Es gibt verschiedene Konventionen, welche Zeile welches Instrument repräsentiert. Näheres dazu finden sie im Artikel Schlagzeugnotation. |
Tabulaturen
Bei Gitarren und anderen Zupfinstrumenten gibt es die Möglichkeit, anstelle herkömmlicher Noten Tabulaturen zu notieren (näheres dazu in diesem Artikel. In diesem Fall wird meistens ein TAB-Zeichen anstelle eines Schlüssels geschrieben. |