Teerhof (Bremen)


Der Teerhof ist eine in Bremen zwischen der Weser und einem ihrer Seitenarme, der Kleinen Weser, in Fortsetzung des Stadtwerders gegenüber der Altstadt gelegene Halbinsel. Sie gehört verwaltungsmäßig zum Stadtteil Neustadt, Ortsteil Alte Neustadt.
Der Name Teerhof bezieht sich auf die hier ab dem 15. Jahrhundert bestehenden Werften, in denen beim Schiffbau die Fugen zwischen den hölzernen Planken mit Werg und Teer abgedichtet wurden. Im 15. Jahrhundert bestimmte die Stadt, dass alle in Bremen anfallenden Teerarbeiten in das neu errichtete Teerhaus auf der Halbinsel verlegt werden mussten. Das private Teeren innerhalb der Stadt wurde wegen der Brandgefahr verboten. Die Schiffszimmerei auf der Halbinsel florierte in den nächsten Jahrhunderten. Im 16. Jahrhundert taufte der Volksmund die Insel wegen des sich darauf befindlichen Teerhauses auf den Namen „Teerhof“. Um 1720 wurde dieser Name auch urkundlich erwähnt.
Im Jahr 1739 explodierte ein Pulvervorrat in der „Braut“, einem zur Verteidigung der Insel über dem Teerhof errichteten Zwinger. Die Braut wurde zerstört, der Teerhof und umstehende Gebäude wurden schwer beschädigt.
Im 19. Jahrhundert wurde der östliche, weserzugewandte Teil des Teerhofs vollständig besiedelt. 1840 wurde auch der gegenüberliegende Teil an der Kleinen Weser mit Packhäusern bebaut. Am nördlichen Ende der Halbinsel ließ die Zigarrenfabrik Ad. Hagens & Co. 1897 vom Architekten Johann Rippe ein Gebäude im Stile eines flämischen Stadttores mit zwei neogotischen Türmen errichten. Durch die Toreinfahrt gelangt man von der Brücke, welche die Nordspitze der Insel mit dem Festland links und rechts der Weser verband, zu den übrigen Packhäusern. Das Gebäude wurde im Volksmund bald als „Weserburg“ bezeichnet.
Während der Wirtschaftskrise 1923 veräußerte Hagens & Co. den Weserburgkomplex weiter an die Kaffeerösterei „Gebrüder Schilling“, welche dort fortan Import, Rösterei und Versand von Kaffee betrieb. Bei einem nächtlichen Bombardement 1944 wurde der Teerhof schwer beschädigt. Die Gebäude lagen größtenteils in Ruinen, die Weserburg war fast gänzlich zerstört. Der Kaffeebetrieb Schilling ließ sie 1949 wieder aufbauen und nahm den Betrieb wieder auf. Die übrige Fläche lag mehrere Jahrzehnte brach.
Nach der Schließung der Rösterei 1973 erwarb die Stadtgemeinde Bremen die Weserburg. In den folgenden Jahren diente sie wechselnden Nutzern und Kulturinitiativen als Domizil, unter anderem der Städtischen Galerie. 1980 zog die neu gegründete Gesellschaft für Aktuelle Kunst e.V. (GAK) die heutigen Ausstellungsräume in der Weserburg. Auf deren Initiative hin gründete die Bremische Bürgerschaft 1988 die Stiftung „Neues Museum Weserburg Bremen“. Nach einem Umbau der Räume durch den Architekten Wolfram Dahms eröffnete 1991 das Neue Museum Weserburg Bremen. Auf 6000 m² Ausstellungsfläche werden hier mehr als 300 Werke der verschiedenen internationalen Kunstrichtungen der letzten 40 Jahre gezeigt, ergänzt durch wechselnde Ausstellungen. Erstmals in Europa wurde hier das Konzept eines Sammlermuseums umgesetzt.
Erst in den 1990er Jahren wurde der Teerhof wieder vollständig bebaut, nunmehr überwiegend mit backsteinsichtigen Wohngebäuden, die an die Architektur der Packhäuser erinnern sollen. Das Gelände ist für den Autoverkehr gesperrt, ein neue Fußgängerbrücke zur Altstadt wurde 1993 errichtet. In der letzten verbliebenen Baulücke, zwischen der Versicherungsbörse an der Wilhelm-Kaisen-Brücke und dem Gästehaus der Universität Bremen, entsteht derzeit (2007) ein Verwaltungsgebäude für die Beluga Group, eine in der Tradition der DDG Hansa stehenden Massengutreederei. Bei den Bauarbeiten wurden die Reste einer Hansekogge entdeckt.
Literatur
- Christoph Dette, Anke Grossmann, Ruprecht Grossmann: Der Teerhof in Bremen. Bremens Insel zwischen Altstadt und Neustadt, Bremen: Hauschild 1995, ISBN 3-929902-88-5