Zum Inhalt springen

Wolfacher Fasnet

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 29. Oktober 2004 um 12:00 Uhr durch Hyacinthus (Diskussion | Beiträge) (Vergessene Fasnetlieder). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Organisation und Geschichte der Wolfacher Fasnet

Die Freie Narrenzunft Wolfach

Die Freie Narrenzunft Wolfach hat mit zwölf Umzügen innerhalb von acht Tagen das vielfältigste Fasnetbrauchtum im schwäbisch-alemannischen Raum aufzuweisen. Trotz ihres umfangreichen Programms ist sie kein eingetragener Verein. Jeder kann sich hier an der Fasnet im Rahmen des überlieferten Brauchtums nach Belieben beteiligen, ohne zuvor einem Verein beitreten oder einen Mitgliedsbeitrag zahlen zu müssen. Organisiert wird die Fasnet vom Kleinen Narrenrat, der aus dem Narrenvater und den Narrenräten besteht, die für jeweils ein bestimmtes Teilgebiet zuständig sind: Narrenvaterstellvertreter, Sekretarius (Schriftführer), 1. und 2. Säckelmeister (Kassier), 1. und 2. Kämmerer (Betreuer der Narrenkammer [2]), Technikus, Organisator (Beschaffung von Materialien und Utensilien), Wirtschaftsorganisator (Bewirtung) und Festspielleiter [3]. Einzelne Narrenräte übernehmen je nach Interesse manchmal auch Funktionen, die über ihre eigentliche Aufgabe hinausgehen. Gewählt wird das Gremium vom Großen Narrenrat, der sich aus den ehemaligen Narrenräten, verdienten, mit dem Wohlauforden ausgezeichneten Narren sowie den Obleuten der verschiedenen Gruppierungen innerhalb der Narrenzunft zusammensetzt. Er trifft sich jedes Jahr im Mai und Oktober, um die Arbeit des Kleinen Narrenrates zu bestätigen und zu kontrollieren [4]. Die Beschlüsse werden in den Narrenversammlungen in der Vorfasnetzeit der Öffentlichkeit präsentiert.

Erstmals erwähnt wird die Narrenzunft im Jahre 1816. Damals musste der Polizeidiener auf Befehl des Bürgermeisters ausschellen und verkündigen, dass "die Narrenzunft niemand solle etwas leids tun" [5]. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts organisierten alljährlich mehrere "Narrenväter" [6], die das "Närrische Comité" bildeten, die Fasnet [7]. Durch Inserate im "Kinzigtäler", der von 1865 bis 1939 erschienenen Wolfacher Heimatzeitung [8], sowie per Umlaufliste wurden ab 1869 die Wolfacher zu Narrenversammlungen geladen, um die Beschlüsse des "Comités" abzusegnen. 1886 treten die "Freunde der Fastnacht" als Organisatoren auf; fünf Jahre später beschlossen in der Gastwirtschaft "Zum Hirsch" [9] elf Narren, einen Verein zu gründen, der zunächst unter wechselnden Bezeichnungen wie Narrenverein, Karnevalsgesellschaft und Narrhalla Wolfach auftrat, bis sich 1905 der Name "Freie Narrenvereinigung Wolfach" durchsetzte.

Im Hinblick auf den geplanten Beitritt zur Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte [10] (VSAN) gab es 1932 bei der erstmals abgehaltenen Martinisitzung eine grundlegende Reform der Organisationsstruktur. Die Narren kehrten zur ursprünglichen Bezeichnung "Freie Narrenzunft" zurück, das "Närrische Comité" wurde zum "Kleinen Narrenrat" mit Narrenvadder, Narreschriewer und Säckelmeischder, das "Erweiterte Comité", das zu vorbereitenden Sitzungen geladen wurde, zum "Großen Narrenrat". Mitglieder des Großen Narrenrates waren zunächst alle Ordensträger der Zunft, ab 1954 nur noch die Träger des Wohlaufordens [11].

Nach dem 2. Weltkrieg war die Narrenzunft wie alle übrigen Vereinigungen zunächst verboten. In der Bahnhofswirtschaft in der Bahnhofstraße 14, in der früher immer die erste Narrenversammlung nach Dreikönig stattfand, kamen am 27. Januar 1948 die Narren in großer Zahl zur fünf Tage zuvor vom "Gouvernement Militaire du Pays de Bade, Délégation du Cercle Wolfach", das seinen Sitz in der heutigen Parkinson-Klinik am Straßburger Hof hatte, genehmigten Gründungsversammlung der Freien Narrenzunft zusammen [12]. Wegen seiner Vergangenheit als SS-Sturmführer [13] im 3. Reich durfte der langjährige Narrenvater Erwin Haas (1896-1974) sein Amt zunächst nicht wieder ausüben [14]. Die Versammlung wählte darum Glasmaler Georg Straub (1882-1959) [15] zum Narrenvater, Josef Krausbeck (1909-2000) [16] zum Narreschrieber sowie Textilkaufmann Hermann Armbruster (1893-?) zum Säckelmeister, allesamt verdiente Narren, die sich in der Nazizeit nichts hatten zuschulden kommen lassen. Die drei Narrenräte beantragten in dreifacher Ausfertigung in deutscher und französischer Sprache über Bürgermeister- und Landratsamt beim Gouvernement die Neugründung der Zunft. Am 24. Februar teilte das Landratsamt den Antragstellern mit [17]:

Der Herr Kreiskommandant hat mit Schreiben vom 20. Februar unter der Nummer 43 die endgültige Genehmigung für die Freie Narrenzunft Wolfach erteilt.

Bei der Antragstellung war es nicht ganz einfach gewesen, den Franzosen klar zu machen, dass die Freie Narrenzunft keine Mitglieder hat, denn die Fasnet war und ist im Verständnis der Wolfacher zu keiner Zeit eine Angelegenheit eines Vereines gewesen, sondern stets von allen Kreisen der Einwohnerschaft getragen worden. Nachdem die Fasnet in den ersten drei Nachkriegsjahren als Folge der politischen und wirtschaftlichen Situation nur in bescheidenem Rahmen gefeiert werden konnte, fand sie 1949 erstmals wieder im gewohnten Umfang statt [18].

Ursprünglich bestand der Kleine Narrenrat nur aus Narrenvater, Säckelmeister und Narrenschreiber; um die Organisation der sich in Zeiten des Wirtschaftswunders ständig vergrößernden Fasnet zu erleichtern, wurde er nach und nach erweitert. Den Sekretarius gibt es seit 1950 (zunächst nur für die Korrespondenz zuständig, übernahm er 1959 die Aufgaben des Narrenschreibers), den Narrenvaterstellvertreter seit 1958, den 2. Säckelmeister seit 1974, den Kämmerer seit 1959, den 2. Kämmerer seit 1984, den Organisator seit 1962, den Technikus von 1971 bis 1980 sowie seit 2004, den Wirtschaftsorganisator und Festspielleiter [19] seit 1983. Dem Rat gehörten außerdem von 1969 bis 1979 der Ratgeber, von 1974 bis 1979 der Verbindungsmann zum Jungnarrenrat, von 1974 bis 1982 der Verbindungsmann zum Großen Narrenrat und von 1958 bis 1968 der Narrenkapellmeister an.

Da der Große Narrenrat faktisch zunächst keine offiziellen Aufgaben hatte, wurde bei seiner Herbstsitzung 1973 beschlossen, ihn in ein aktives Gremium umzugestalten und von allen Gruppierungen innerhalb der Narrenzunft ein bis zwei Vertreter aufzunehmen.

Damit Spenden an die Narrenzunft nach gesetzlichen Änderungen im Steuerrecht steuerlich absetzbar bleiben, erarbeitete der Kleine Narrenrat zusammen mit Finanzamt und Amtsgericht 1987 erstmals eine schriftliche Satzung für die Zunft, um von den Behörden als gemeinnützig und damit steuerfrei anerkannt zu werden; sie ist aber weiterhin als einzige Narrenzunft in der VSAN kein eingetragener Verein. In einer Narrenversammlung im Januar 1988 genehmigte das närrische Volk nach einigen Diskussionen um das Selbstverständnis der Zunft, die kein Verein ist und sein will, und zahlreichen Änderungen des Textes bei vier Gegenstimmen und vier Enthaltungen die Satzung. Um die Finanzierung der Fasnet auf eine solidere Grundlage zu stellen und die Organisation und Beschaffung von Materialien und Stoffen zu vereinfachen, gründete sich 1988 der "Verein zur Förderung der Wolfacher Fasnet durch Unterstützung der Freien Narrenzunft Wolfach e.V.", dessen Name seit der Jahresversammlung im Oktober 2004 "Verein zur Förderung der Wolfacher Fasnet e.V." lautet.

Aus zivil- und steuerrechtlichen Gründen gab der Kleine Narrenrat im Oktober 2003 die offizielle Trägerschaft der Fasnet an den neu gegründeten Verein "Wolfacher Narren e.V." ab, der nun gegenüber den Behörden als Organisator auftritt und dadurch auch die Haftung bei Schadensfällen übernimmt, die bislang bei den einzelnen Narrenräten persönlich lag [20]. An der praktischen Organisationsstruktur der Narrenzunft, die weiterhin frei vom Mitgliederzwang ist, änderte sich dadurch nichts.

Begriffe, Formen und Gestalten der Fasnet

Die Fasnetbräuche

Der Beginn der Straßenfasnet in Wolfach ist das Fasnetusrufe [21] am Mittwoch vor Aschermittwoch um 19 Uhr, bei dem das "schier siebentägige Fest" den Narren verkündet wird. Die drei Haupttage der Fasnet heißen Schmutziger Dunnschdig [22], Schellemendig [23] und Fasnetzieschdig [24], an denen jeweils um 10:30 Uhr eine Elfemess stattfindet; das ist ein Umzug, an dem neben den traditionellen Fasnetfiguren - gelb-blauer Schellenhansel, Nussschalenhansel, Mehlwurmhansel, roter und schwarzer Röslehansel, Streifenhansel, Spättlehansel und Rungunkeln - auch freie Gruppen teilnehmen, die lustige oder bemerkenswerte lokale, gelegentlich auch überregionale Ereignisse des vergangenen Jahres glossieren. Anschließend geht es zum närrischen Frühschoppen in die Elfemesswirtschaft. Das Wort Elfemess ‚Elf-Uhr-Messe' bezeichnete ursprünglich den um 11 Uhr im Anschluss an den morgendlichen Gottesdienst in einer Gastwirtschaft abgehaltenen Frühschoppen [25] und lässt sich in Wolfach seit 1867 schriftlich nachweisen [26]. Ein Indiz dafür, dass es diesen Brauch bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab, ist eine Anordnung des fürstenbergischen Oberamtes aus dem Jahre 1804, nach der das "Maskenlaufen" an den drei Fasnettagen Donnerstag, Montag und Dienstag vor dem "vormittägigen Gottesdienst" unterbleiben solle [27], die Narren also genau zur Frühschoppenzeit mit ihrem Umzug beginnen konnten. Seit 1993 treffen sich am Schmutzige Dunnschdig die Narrenkapelle, Narrenräte sowie die Hansel und Rungunkeln bereits um 9 Uhr beim Narrenbrunnen am Gassensteg, um zur Schülerbefreiung in die Grund- und Hauptschule am Herlinsbach zu ziehen; anschließend geht es in einem kleinen Umzug gemeinsam zurück in die Stadt zur ersten Elfemess.

Die Kaffeetanten ziehen nachmittags am Donnerstag, Samstag und Dienstag um die Stadt als Einleitung zu einer gemütlichen Kaffeerunde in einem Café. Am Samstagabend veranstaltet die Narrenzunft den Zunftball in den Lokalen der Stadt. Der Schellemendig beginnt morgens um 5:30 Uhr mit dem Wohlauf, bei dem der Wohlaufmaa ‚Wohlaufmann' mit seinem Gesang die Narren weckt. Nachmittags stellen sich beim Festzug die Mitwirkenden des Festspiels vor, das auf einer Bühne auf dem Marktplatz vor dem Rathaus aufgeführt wird [28]. Am Fasnetzieschdig ist nachmittags der große Kinderumzug mit anschließender Ausgabe von Würsten und Brezeln an die Kinder auf der Festspielbühne vor dem Rathaus beim "Klei-Chores-Märkt" [29], danach der Kinderball in der Festhalle und abends der Nasenzug. Als Abschluss findet am Aschermittwoch die Geldbeutelwäsche statt. Im Rahmen dieser Bräuche entwickelten sich im Laufe der Zeit eine große Zahl an Fasnetfiguren, die das unverwechselbare Gesicht der Wolfacher Fasnet prägen [30].

Die Narren und ihr Häs

Der Begriff Narro bezeichnet in Wolfach einen zur Fasnetzeit aktiven Menschen, unabhängig davon, in welcher Form er sich an der Fasnet beteiligt [31]. Zugleich ist Narro der übliche Gruß unter den Narren, der stets mit einem Narro erwidert wird [32]. Oft ertönt ein "dreifachkräftiges Wolfacher Narro" bei den närrischen Veranstaltungen. Wer sich besonders um das Brauchtum verdient gemacht hat, wird von der Narrenzunft zum Ehren-Narro ernannt.

Das Gewand der Fasnetfiguren heißt in Wolfach wie in den meisten anderen Orten im schwäbisch-alemannischen Sprachraum Häs. Ursprünglich bezog sich dieses Wort auf die Kleidung an sich und ging viele Zusammensetzungen ein, beispielsweise als Bett-, Schaff- oder Sunntigshäs [33]. Der Volkskundler Werner Mezger leitet Häs aus dem idg. Wortstamm *wes ‚kleiden' ab [34], dies ist aber sprachgeschichtlich unmöglich. Der idg. Anlaut w vor Vokal, gesprochen wahrscheinlich wie ein englisches w, hat sich im Germanischen und damit auch im Englischen und Deutschen als w- erhalten: idg. *wes > germ. *wazjan ‚kleiden, bekleiden, anziehen', *wastjo ‚Kleid' > ae. werian ‚kleiden, anziehen', wæs-t-ling ‚Laken', ahd. werien*, werren* ‚kleiden, anziehen', westarwar ‚Windeln' > mhd. wester, westerwat ,Taufkleid' [35], westerlege ‚Anlegen des Taufkleides, Taufe' [36]. Im Lateinischen wird w vor Vokal zu v: idg. *westis ‚Kleidung' [37] > lat. vestis ‚Kleid' > franz. veste ‚Jacke, Jackett, Joppe', aus dem sich als Lehnwort im 17. Jahrhundert die deutsche Weste entwickelte [38]. Nur im Griechischen fällt das w ersatzlos weg und wird gelegentlich durch ein h- ersetzt: idg. *wes > gr. esthéô ‚ich bekleide', esthês ‚Kleid', mit h-Anlaut hénnymi ‚ich verkleide mich' (< idg. *wes-n-) [39]; diese Ersetzung des w durch ein h gibt es nicht im Deutschen, wie es Mezger behauptet, denn sonst müsste es auch Holfach statt Wolfach heißen [40]. Sollte Häs aus dem Griechischen stammen, dann könnte es nur ein Lehnwort aus dieser Sprache sein, doch das ist ebenfalls nicht möglich, denn ein verkürztes *häs gibt es bei den griechischen Wörtern der Sippe *wes nicht. Das Wort Häs geht vielmehr zurück auf mhd. hâz, hæze, hæz ‚Rock, Kleid, Kleidung' [41]. Das z wird im Mittelhochdeutschen zwar nach Vokal im Auslaut wie ein s gesprochen (wazzer, ezzen, haz), war aber im Germanischen vor der hochdeutschen Lautverschiebung im 7. Jahrhundert ursprünglich ein t, das sich im Englischen mit seinen archaischeren Lautverhältnissen erhalten hat (water, eat, hate) [42]. Dem mhd. hæz entspricht deshalb ae. hæteru ‚Kleider' < germ. *heta-, *hetaz, *heta-, *hetaz ‚Kleid' [43]. Diese Wörter stammen gemeinsam mit den altindischen chadi-, chádis- ‚Dach, Decke', chadáyati ‚bedeckt', cháttra-m ‚Schirm' von der idg. Wurzel *sked- ‚bedecken' ab, für die es auch im Iranischen Belege gibt [44].

Die Fasnetfiguren lassen sich in Larventräger, Hästräger ohne Larven, Einzelfiguren und freie Maskierungen unterteilen. Das Bild der Narrenzunft prägen in erster Linie die Larventräger, die mit einer aus Holz oder Blech gefertigten Larve ausgestattet sind. Ihr Häs ist nach genau festgelegten, an historischen Vorbildern orientierten Regeln einheitlich gestaltet. Das Wort Larve geht zurück auf das lat. larva ‚Gespenst, Schreckgestalt' und bezeichnet eine Gesichtsverhüllung, ursprünglich von schreckender, dann auch von jeder anderen Form [45]. Das Wort Maske < ahd. masca dürfte vom langobardischen maska ‚Hexe' abstammen [46]. Ursprünglich scheint es sich nur um eine das Gesicht halb verdeckende Verhüllung gehandelt haben, das Wort steht aber in neuerer Zeit auch für die gesamte Verkleidung einer Person.

Die Kopfbedeckungen der Hansel sind Variationen der Gugel [47], einer im Hochmittelalter beliebten Kragenkapuze. Die Gugel war entweder mit dem Mantel vernäht oder endete in einem Schulterumhang. Im Unterschied zu den Kapuzen der ehrenhaften Leute besitzen die Narrengugel eine exzentrische Schnittform, die sich durch einen oder mehrere lange spitze Kapuzenzipfel auszeichnet [48]. Einige mittelalterliche Narrendarstellungen zeigen einen bogenförmigen Zipfel [49], wie ihn der gelb-blaue Schellenhansel trägt und der als abstrakte Darstellung eines Hahnenkammes interpretiert werden könnte [50]. Die Kappen der Rösle-, Streifen- und Spättlehansel besitzen eine hohe, lang gezogene Spitze. Aus dem zur Gugel gehörenden Umhang entstand bei den Schellen- und Streifenhansel ein von der Gugel abgetrennter gezackter Kragen, bei den Röslehansel eine kurze Pelerine. Der Nussschalenhansel trägt eine klassische, mit einer Raubvogelfeder geschmückte Gugel ohne Zipfel mit einem schmalen Schulterumhang. Der Mehlwurmhansel besitzt eine Schalksnarrengugel mit stilisierten Eselsohren, verbunden mit einem gezackten Kragen. Der Esel wird seit dem Mittelalter allgemein als sehr negativ beurteilt, insbesondere als Sinnbild der Trägheit, einer der sieben Todsünden, der Einfalt und der Lächerlichkeit; die Eselsohrigkeit galt schon in der Antike als ein Torheitsmerkmal [51]. Der Spättlehansel hat als einziger Hansel keinen Kragen aufzuweisen. Mit Ausnahme von Mehlwurm- und Nussschalenhansel tragen alle Hansel um den Hals eine weiße Rüsche [52].

Bis in die 1930er-Jahre hinein gab es auch eine weibliche Version der Hansel, die statt der Hose einen gezackten Rock trug; Oberteil und Kappe entsprachen ihrem männlichen Pendant [53].

Eine wesentlich geringere Beachtung in der Öffentlichkeit und der volkskundlichen Literatur finden im Vergleich zu den Larventräger die Hästräger ohne Larve. Ihr Häs ist ebenfalls einheitlich in Anlehnung an historische Vorbilder gestaltet; für einzelne Typen dieser Gruppe, beispielsweise die Kaffeetanten oder Nasenzügler, existieren nur allgemeine Vorgaben, die ein Narro relativ frei umsetzen kann.

In den 1980er-Jahren entstand für die meisten Larven- und Hästräger ein in Farben, Form, Aufdruck und Bemalung speziell der jeweiligen Figur angepasstes Schorlehäs, eine Art Sweatshirt. Es dient als leicht zu tragender Ersatz für das originale Häs nach den Umzügen und sorgt für ein einheitliches Erscheinungsbild der jeweiligen Gruppe bei Narrenversammlungen, Arbeitseinsätzen und anderen Veranstaltungen, bei denen das originale Häs zuhause bleibt. Der Name Schorlehäs spielt darauf an, dass dieses Kleidungsstück meist in gemütlicher Runde bei einigen Gläsern Schorle getragen wird. Als Kopfbedeckung setzen die Larventräger nach dem Ablegen von Larve und Kappe meist ein in den jeweiligen Häsfarben gestricktes Wollkäpple auf.

Eine Sonderform der Narrengestalten stellen die Einzelfiguren dar, von denen es im Gegensatz zu den übrigen Hästrägern nur je ein Exemplar gibt.

Die Schellen der Hansel

Das wichtigste Attribut der Wolfacher Hansel ist die Schelle ‚eine kleine, meist geschlitzte hohle Blechkugel, die ein Steinchen oder Metallkügelchen zur Klangerzeugung enthält' [54]. Sie galt im Hochmittelalter als Herrschaftszeichen, wurde aber im 11. und 12. Jahrhundert immer mehr zu einem allgemeinen Modeobjekt der höheren Gesellschaft. Die Schellenflut führte im 15. Jahrhundert zu einem Verbot des Tragens von Glocken und Schellen in der Kirche. Zu jener Zeit wandelte sich dieser Schmuck im Ansehen der Bevölkerung von einem Symbol vornehmer Prachtentfaltung zu einer vulgären Modeerscheinung, so dass die Schellen gegen Ende des 15. Jahrhunderts nur noch von den Narren getragen wurden.

Die Volkskundler Dietz-Rüdiger Moser und Werner Mezger vertreten die These, dass die Schellen den Narr, der im 15. Jahrhundert zur Zentralfigur der von der katholischen Kirche als Schwellenfest vor der Fastenzeit organisierten Fasnet avancierte [55], im christlichen Sinne als "ein unheilvolles Wesen ohne die Fähigkeit zur Nächstenliebe" kennzeichnen [56]. Moser und Mezger verweisen dabei auf die im Gottesdienst am Fastnachtsonntag, dem Sonntag Estomihi [57], verlesene Epistel 1. Korinther 13,1, die sie allerdings nach der 1521 entstandenen und 1545 revidierten deutschen Bibelübersetzung Martin Luthers zitieren [58]:

Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.

In der Vulgata, der seit dem 8. Jahrhundert in der katholischen Kirche maßgeblichen lateinischen Bibelübersetzung [59], lautet die Stelle [60]:

si linguis hominum loquar et angelorum caritatem autem non habeam factus sum velut aes sonans aut cymbalum tinniens.

Moser und Mezger unterstellen demzufolge, dass mit lat. cymbalum eine von Narren getragene Schelle, also eine kleine metallene Kugel, gemeint sei. Jedoch gilt das lat. cymbalum seit der Vulgata als Latinisierung des gr. ??µßa??? (kýmbalon) ‚Kymbala, teller- oder gefäßförmige Metallbecken' [61] und wird in der mittelalterlichen Literatur sowohl in der den Instrumenten des Alten Testamentes gemäßen Bedeutung als Becken oder Gabelbecken verstanden, als auch als Glockenspiel oder eine Reihe von Glöckchen, die, meist ohne Klöppel, abgestimmt nebeneinander aufgehängt sind und mit einem kleinen Holzstab angeschlagen werden [62]. Luther hatte als ehemaliger Mönch womöglich bei seiner Übersetzung den Begriff Cymbala im Sinn, der seit dem 9. Jahrhundert die Schelle in Form einer unten offenen, mit einem Klöppel versehenen kleinen Metallglocke, mit der man die Mönche zu Tisch rief, bezeichnet [63]. Der lateinische Ausdruck für eine Schelle in der Form, in der sie als Kleiderzier diente, lautet colaphus, nola, tintinnabulum oder campanula [64]. Selbst einem theologisch gebildeten Katholiken wäre es also damals unmöglich gewesen, beim Anblick eines mit Schellen gezierten Narren eine Verbindung zum lat. cymbalum im Vers 1. Kor 13,1, den er gewiss nicht in Luthers deutscher Übersetzung kannte [65], herzustellen und ihn, den Narren, aufgrund seiner Schellen als einen lieblosen Menschen wahrzunehmen. Auch das ihm in seiner Muttersprache geläufige mhd. zimbal, zimbel ‚Zimbel, kleinere, mit einem Hammer geschlagene Glocke' [66] hätte ihm nicht weitergeholfen. (Das ahd. zimba, zymba, zimbala* kann auch ‚Handpauke' bedeuten [67].)

In der englischen King James Bible wird lat. cymbalum tinniens mit a tinkling cymbal ‚klingender Beckenteller' übersetzt [68]. Im Gegensatz zum Alt- oder Mittelhochdeutschen beschränkt sich die Bedeutung des ae. ci-mb-al, ci-mb-al-a auf ‚Zimbel' [69]. Den Katholiken im englischen Sprachraum bliebe also die besondere Bedeutung, die der Schellen tragende Narr nach Moser und Mezger angeblich haben soll, völlig verborgen, da sie niemals eine Verbindung zwischen der Narrenschelle und dem Vers 1. Kor 13,1 herstellen könnten.

Die freien Maskierungen

Die freien Maskierungen, in der volkskundlichen Forschung auch Wilde Masken genannt [70], unterliegen keinen strengen Vorschriften. Die Feststellung von W. Mezger, dass in der Fasnet "neben den offiziell autorisierten Zunftmasken seit längerem - und neuerdings sogar vermehrt - spontane, improvisierte und freie Maskierungen auftauchen, die sich weder um ortsübliche Maskentraditionen noch um künstlerische Vorschriften, Satzungen und Reglements kümmern" und dass dies "für die etablierten Zünfte" eine "irritierende Entwicklung" sein müsse [71], trifft auf die Freie Narrenzunft Wolfach nicht zu, denn hier spielten innerhalb des überlieferten Brauchtums die freien Maskierungen schon immer eine bedeutende Rolle und es gibt auch keinen Konflikt zwischen Spontan- und Zunftmasken, wie ihn der Volkskundler Gottfried Korff heraufbeschwört [72].

Die Wilden Masken gehören in Wolfach nicht zur "'niederen Kulturflora' in den Randzonen der formierten Brauchtumspflege" [73], sondern sind ein grundlegender und neben den traditionellen Hästrägern gleichberechtigter Bestandteil der Fasnetbräuche, auch wenn sie keinem "örtlichen Brauchtumskodex" [74] folgen. Die Historisierung und Ästhetisierung der Larven und Kostüme seit den 1920er-Jahren führte zu keiner Verdrängung der Wilden Masken. Sie entstehen oft nur für ein bestimmtes Festspiel, den Zunftball oder eine Elfemess und können frei gestaltet werden, solange sie nicht gegen den närrischen Leitspruch "Allen zur Freud' und niemand zu Leid" verstoßen. In der Narrenkammer finden sich viele Verkleidungen, die von der Narrenzunft ursprünglich zu einem bestimmen Zweck angeschafft wurden und die dann später von jedem Narro ausgeliehen werden können. Aus einer freien Maskierung entsteht gelegentlich auch eine Gruppe von Hästrägern, die genaue Regeln für eine einheitliche Verkleidung festlegt und sich eigene, neu entworfene Larven anfertigen lässt. Ein Beispiel dafür sind die Langenbacher Tiere, die 1989 aus einer nur ab und an auftretenden Einzelfigur heraus entstanden sind; trotz ihrer Holzlarven zählen sie aber nicht zu den von der VSAN offiziell anerkannten Hästrägern und dürfen deshalb nicht an den Narrentreffen der VSAN teilnehmen, obwohl sie voll in das örtliche Brauchtum integriert sind. Die Entwicklung der 1958/59 gegründeten Rungunkeln aber zeigt, dass aus einer ursprünglich freien, nur sporadisch auftauchenden Figur manchmal auch eine offiziell anerkannte historische Fasnetfigur entstehen kann [75]. Demnach scheint es keine eindeutigen Kriterien zu geben, nach denen die VSAN bestimmt, ob eine neue Narrenfigur "historisch" ist oder nicht.

Die Gründe dafür, warum die Wilden Masken nicht über die Stadtgrenzen Wolfachs hinaus bekannt geworden sind und die entsprechende Würdigung erfahren, liegen in ihrer spontanen Entstehung, der oft kurzen Lebensdauer, ihrer Verbindung zu bestimmten Bräuchen, die nur in Wolfach selbst und nicht außerhalb bei Narrentreffen zu sehen sind, und der Missachtung durch die Wissenschaft, die sich erst seit einigen Jahren mit dieser Thematik beschäftigt. Da die Narrenzunft Wolfach frei ist von jedem Mitgliedszwang und jeder sich in der von ihm gewünschten Art und Weise an der Fasnet beteiligen kann, ohne dass ihm, von allgemeinen Regeln des guten Geschmacks abgesehen, vorgeschrieben wird, wie er sich zu verkleiden hat, spielt hier die in manch anderen altehrwürdigen Narrenstädten wie Elzach, Oberndorf, Rottweil, Überlingen oder Villingen zu beobachtende Erstarrung des Brauchtums keine Rolle.

Zur Geschichte der Fasnet

Die Entwicklung der Fasnetbräuche

Bis ins 18. Jahrhundert hinein diente der Begriff Fastnacht in offiziellen Schriftstücken und Urkunden meist als eine Datumsangabe, die keinerlei Rückschlüsse auf die damals ausgeübten Fasnetbräuche erlaubt. Fastnacht bezeichnete ursprünglich die letzte Nacht vor der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern. Die Fastenzeit entwickelte sich zwischen dem 4. und 7. Jahrhundert und begann zunächst am Dienstag nach dem Sonntag Invokabit [76]; es gab jedoch in verschiedenen Gegenden Unterschiede in der Zählweise der Fasttage. Zu Beginn des 8. Jahrhunderts wurden die ursprünglich zu den 40 Fasttagen zählenden Sonntage als Gedächtnistage der Auferstehung aus der Fastenzeit ausgespart; sie beginnt seither am Mittwoch vor Invokabit, der nach dem Konzil von Benevent im Jahre 1091 zum Aschermittwoch wurde. Mit dieser Neuregelung verschob sich auch die Fastnacht; der ursprüngliche Termin, der Montag nach Invokabit, hieß nun Alte Fastnacht [77]. In manchen Gegenden, die am alten Fastenzeitbeginn festhielten, wird deshalb bis heute die Fasnet erst am Montag nach Aschermittwoch gefeiert. 1353 findet sich eine "zu Wolffach" ausgestellte Urkunde mit der Datumsangabe "dornstag nach der pfaffen vasnacht" [78]. Der Begriff Pfaffen-Vasnacht bezeichnet den Sonntag Estomihi, denn für die Geistlichen begann im Gegensatz zu den Laien die Fastenzeit bereits am Montag vor Aschermittwoch.

In der Fastenzeit war nicht nur der Verzehr von Fleisch, sondern auch der von Hühnereiern verboten. Um die Zahl der in der Fastenzeit gelegten und nicht nutzbaren Eier zu reduzieren, wurden deshalb viele Hennen zur Fasnetzeit geschlachtet und dienten als Gefälle [79] der Untertanen an ihre jeweilige Herrschaft. Die Vögte und Schultheißen in der fürstenbergischen Herrschaft Wolfach waren beispielsweise zu Beginn des 16. Jahrhunderts dazu verpflichtet, alljährlich 329 "vaßnachthennen" dem keller ‚Verwalter' in der herrschaftlichen "kuchin zu Wolfach" zu überliefern [80]; nach der Fastenzeit hatten sie zudem 630 "Osterayer" aus dem großen Vorrat an nicht verbrauchten Eiern abzugeben [81]. Um diesen Verpflichtungen nachkommen zu können, erhoben die Städte und Gemeinden für jedes Grundstück Abgaben in einer genau festgelegten Höhe: 1442 musste etwa der Wolfacher Bürger Clausen Lemp für sein Hofgut im Übelbach jährlich 5 fl zu St. Martinstag, zwei Schultern [82] auf Weihnachten, eine Fastnachtshenne und zwei Erntehühner [83] sowie Drittel [84] und Fälle [85] entrichten [86].

Die Geistlichkeit erhielt von den ihnen als Pfründe überlassenen Grundstücken, die entweder Schenkungen, Lehen oder erkaufte Güter waren, ebenfalls jährlich Fastnachthennen als Gefäll: So brachte 1466 ein von der Grafschaft Fürstenberg zu Lehen herrührendes "Gütlein im Langenbach", das der Kirchherr, Schultheiß, Rat und Kirchenpfleger gekauft hatte, jährlich neben anderen Abgaben eine "Vasnachthenne" und 30 Eier ein [87].

Der Begriff Fastnacht diente also zunächst in erster Linie als eine Terminbezeichnung für wirtschaftliche Vorgänge. In welcher Art und Weise die Wolfacher damals ihre Fasnet feierten, ist nicht überliefert. Der erste indirekte Hinweis auf das Fasnetbrauchtum findet sich erst in der Landesordnung für die fürstenbergische Herrschaft Kinzigtal des Grafen Wilhelm von Fürstenberg vom 1. Januar 1543 [88]:

Von Faßnacht. Die Faßnacht als ein heidnische onsinnigkeit ist hievor und soll ouch yetz von newem gar verpoten sin und abgestelt, das nyemands den andern fur sich selbs uberloufen [89] soll keins wegs bi pen [90] 1 fl.

Die Landesordnung des Grafen Christoph von Fürstenberg vom 22. April 1607, die im wesentlichen auf der Landesordnung des Grafen Albrecht von Fürstenberg vom 30. Juni 1564 beruht [91], präzisiert dieses Verbot [92]:

Von der Faßnacht. Die Faßnacht alls ain haidnische unsinnigkait, ist hievohr undt auch Jetzt von Newem wiederumb verbothen undt abgestelt, das niemands den andern für sich Selbs überlaufen soll bey Pön 2 fl. dem haushalter, so es guetwillig geduldet und nit angezaigt, auch Jeder derselben überlaufender personen zue erlegen.

Im Jahre 1600 wird Michel Knoller, "weilen er in der Faßnacht in Mumerey Scheltung gegen jung Jacob Duppelin getrieben", vom Ehrsamen Rat bestraft [93]. Das Wort Mummerei stammt ab vom niederländischen mommerije und bezeichnet ursprünglich sowohl die Vermummung als auch die Verkleidung zur Fasnetzeit; im übertragenen Sinne kann es auch Scherz oder Jux bedeuten [94]. In den wenigen Quellen zur Fasnet im 18. Jahrhundert wird von dem verbotenen "Narroo Gassenlaufen" berichtet und dass die Bürgerssöhne der Stadt beim Oberamt um die Erlaubnis bitten, "an Faßnacht mit Masken laufen zu dürfen" [95]. Ihnen wird verwilliget, "über die Fastnachtstage masciert im Orte herumlaufen zu dürfen, jedoch mit der Bedingnus, daß sie sich der Spritzen nicht bedienen" [96]. Einer Maske, die mit einer Rute und einem Butellenwischer, vermutlich einem Gerät zur Reinigung einer Butelle ‚kleine Flasche' [97], dreinschlägt, wird das Fisir, also die Larve abgerissen [98]. Auch der Gebrauch von Peitschen, Scheereisen und Blattern wird verboten [99]. Ein Schereisen ist ein Hufeisen aus zwei beweglichen Teilen, so dass es mittelst einer Schraube an große und kleine Hufe gelegt werden kann [100]; vielleicht ist damit aber auch eine hölzerne Streckschere gemeint, wie sie heute von den Nussschalenhanseln benutzt wird und von der sich ein altes Exemplar im Heimatmuseum befindet. Die Blatter dürfte eine Saubloder ‚Schweinsblase' gewesen sein [101], dem vielleicht beliebtesten Neckinstrument in der Fasnet. In der älteren volkskundlichen Literatur wird diese mit Fruchtbarkeitsriten in Verbindung gebracht [102]. Viel eher ist aber zu vermuten, dass die Schweinsblase als ein kostengünstiges Schlagutensil Verwendung fand, weil an der Fasnet letztmals vor der 40-tägigen Fastenzeit geschlachtet werden durfte und sie deshalb in großer Zahl vorhanden war [103].

Neben dem "Maskenlaufen" gab es bereits zu jener Zeit auch närrische Tanzveranstaltungen in den Lokalen. Als ein Wolfacher Bürger am Fasnetzieschdig 1789 bei der Löschung eines Brandes in Gengenbach fehlte, gab er als Entschuldigung an, er habe in der Stubenwirtschaft im Rathaus "aufgespielet", also Musik gemacht [104]. Als 1793 während des 1. Koalitionskrieges (1792-1797) im Schloss Lazarette eingerichtet werden, wird die "Oberamtscanzlei in die große Ratsstube" verlegt, weshalb sich Stubenwirt Johannes Schihle beschwert, dass er damit "jede Gelegenheit verloren habe, öffentliche Lustbarkeiten über Kirchweihe, Fastnachtzeiten und besonders bei dem starken Militär-commando Tanzen und Zechen abzuhalten" [105]. Gewöhnlich musste für "Tanzbelustigungen" während des Jahres beim Oberamt von auswärtigen Musikern eine Tanzlizenz erworben werden, die dafür entrichteten Rekognitionsgelder ‚Beglaubigungsgelder' - 1777 betrug die Gebühr pro Tag 1 fl 30 kr - flossen in den fürstenbergischen Schulfond; nur zu Fasnet- und Kirchweihzeiten entfielen diese Zahlungen [106].

Gemäß der 1790 von Fürst Joseph Maria Benedikt von Fürstenberg erlassenen "hochfürstlich fürstenberg. Verordnung über die Stadt- und Landschulen" [107] war den Schulkindern, deren Schuljahr vom 3. November bis zum 8. September dauerte, "wöchentlich ein Tag, als der Donnerstag, in der Fastnacht aber und in der Charwoche die letzten drei Tage zur Erholung gegönnet" [108].

Von den in den Quellen des 18. Jahrhunderts erwähnten Larven, die damals im Gegensatz zu heute noch nicht mit einem bestimmten Hästyp eine feste Einheit bildeten [109], sind etwa ein Dutzend erhalten geblieben, von denen einige als Vorbild dienten bei der Erneuerung der Fasnetfiguren im 20. Jahrhundert [110]. Wer damals die Larven schnitzte, ist nicht bekannt; ein Hinweis darauf, woher die Larven stammen, könnte allerdings sein, dass die Holzfigur des Hl. Josef in der Stadtkirche Wolfach aus der Werkstatt der Villinger Holzschnitzerfamilie Schupp stammt [111], die nachweislich auch Larven für die Villinger Fasnet schnitzte [112].

Neben Larven aus Holz, Blech und Drahtgaze [113] gibt es auch eine Tonlarve, die der Hafner Bartholomäus Koch gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Anlehnung an eine Villinger Larve herstellte [114]. Es stimmt also nicht, wie W. Mezger behauptet [115], dass die in der Antike gepflegte Tradition der Tonlarven keine Weiterführung gefunden habe und diese spätestens im 17. Jahrhundert vollständig durch Holzmasken ersetzt wurden.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts scheint der Bedarf an Larven stark gestiegen zu sein. Um deren Produktion zu vereinfachen, stellte der Hafner Josef Schweitzer Larvenmodel aus Ton und Gips her, auf denen der Portraitmaler Josef Moser (1783-1865) Papierlarven herstellte und bemalte [116].

Auf dem Gemälde Allegorie der Heuchelei des italienischen Malers Lorenzo Lippi (1605-1665) [117] ist eine Frau zu sehen, die in der einen Hand eine Larve hält, in der anderen eine Frucht. Die Larve ähnelt sehr stark einer der im Heimatmuseum ausgestellten Holzlarven aus der Zeit um 1780 [118]; damit bestätigt sich die Vermutung eines großen italienischen Einflusses auf die Gestaltung der Wolfacher Hansel, der sich auch in den beiden an venezianische Vorbilder erinnernden Larven des roten und schwarzen Röslehansels zeigt. Bei der Frucht, die die Frau in der anderen Hand hält, dürfte es sich nicht, wie W. Mezger schreibt [119], um einen Granatapfel handeln, denn dieser ist mit einer durchweg positiven Bewertung belegt und wird als ein Symbol der Fruchtbarkeit und Attribut des Göttlichen im mythologischen und religiösen Bereich speziell der Antike angesehen [120], sondern um einen Sodomsapfel, der zur Barockzeit als Sinnbild der Heuchelei galt, wie ein Arientext beweist, den Johann Sebastian Bach in seiner Kantate BWV 179 vertonte [121]:

Falscher Heuchler Ebenbild
Können Sodomsäpfel heißen,
Die mit Unflat angefüllt
Und von außen herrlich gleißen.
Heuchler, die von außen schön,
Können nicht vor Gott bestehn.

Die Sodomsäpfel, die Früchte des Oschers [122], spielen auf eine von dem jüdischen Geschichtsschreiber Josephus Flavius (um 37 bis 100 n. Chr.) berichtete Überlieferung an, nach der diese "von außen eßbaren Früchten gleichen, sich jedoch, wenn man sie pflücke, in Rauch und Asche auflösen" [123].

Einer der ältesten nachweisbaren Fasnetbräuche in Wolfach ist das Begräbnis der Fasnet, durch das das Tragen der Narrenkleider gelegentlich auf den Aschermittwoch ausgedehnt wurde [124]: 1756 haben am Aschermittwoch nachfolgende die Faßnacht begraben, als Joseph Duppele, Anton Armbruster, Jacob Armbruster, Antoni Kuenz, Mathis Meyr und Tobias Armbruster, bei welchen annoch zwey Baurenbueben aus dem Kinzingerthal, und weilen dieses wider die gn. Herrschafts-Ordnung laufet und sie die mehreste Kleidung hierzu von Antoni Fischer dem Adlerwürth gehabt, er auch den Ausgang aus seinem Haus ihnen hierzu verstattet hat, als ist derselbe nebst denen übrigen jeder per 1 fl Straf angesehen worden.

1781 wird nicht die Fasnet, sondern der "Bachus" begraben [125]. Etwas ausführlicher beschreibt der aus Haslach stammende Pfarrer und Heimatschriftsteller Heinrich Hansjakob (1837-1916) in seiner Erzählung "Theodor der Seifensieder" den Brauch, den er vermutlich 1865 selbst miterlebte, denn zuvor erwähnt er ausführlich das in jenem Jahr aufgeführte Fasnetspiel "Der Munderkinger Landsturm" [126]:

Am Aschermittwoch begruben die Wolfacher die Fastnacht. Ein Strohmann wurde von vier Mann durch die Straßen getragen, und die Narren gingen hintennach. Vor dem Tore ward er in einem Acker beerdigt. Hierauf begab sich der Zug zum Stadtbrunnen zurück, allwo die leeren ledernen Geldbeutel gewaschen wurden.

Das Begraben der Fasnet in Verbindung mit der Geldbeutelwäsche findet sich auch in anderen Städten; in einigen Gemeinden in Baden und der Oberpfalz werden keine Strohpuppen, sondern die Geldbeutel selbst begraben [127].

An die Stelle des Fasnetbegraben trat gegen Ende des 19. Jahrhunderts das Fasnetverbrennen: "In früheren Jahren wurde am Aschermittwoch die Fastnacht unter Trauerklage begraben und dabei ein Strohmann verbrannt" [128]. Die Verdrängung des früher als Finalbrauch der Fasnet vorherrschenden Begrabens durch das Verbrennen ist vielerorts nachweisbar, wobei auch Mischformen der Bräuche auftreten können [129].

In den 1920er-Jahren wurde in Wolfach eine ausgestopfte, angezogene Puppe mit Namen "Fasnet" auf des Hechtewirts Bierfasskarren bei anbrechender Dunkelheit durch die Stadt gezogen. Die Kinder liefen hinterher und riefen "d'Fasnet wurd verbrennt, d'Fasnet wurd verbrennt". Im Schlosshof wurde die Puppe schließlich um Mitternacht verbrannt [130]. Letztmals verbrannten die Wolfacher 1937 und 1938, offiziell im Narrenfahrplan angekündigt, die Fasnet und zwar nach dem Ende des Nasenzuges im Schlosshof [131].

Nach dem 2. Weltkrieg flammte nur noch zweimal am Fasnetzieschdigabend ein Feuer auf: 1965 wurde das 1930 erneuerte Gestell des alten Bretschelhansels im Schlosshof verbrannt [132], da er wegen der wachsenden Kinderzahl zu klein geworden war. Die von den Alden Rungunkeln für die Fasnetumzüge gebaute fahrbare Altweibermühle fand 1979 auf der Martinswiese beim Gassensteg unter dem Wehklagen der über das Feuer springenden Rungunkeln in den Flammen ihr Ende [133].

Die heute in fast allen Narrenorten für die als historisch angesehenen Hästräger bis ins kleinste Detail genau festgelegten Kleiderordnungen, auf deren exakte Einhaltung meist peinlich genau geachtet wird, sind eine neuzeitliche Entwicklung des 20. Jahrhunderts. Diese Historisierung des närrischen Brauchtums begann um 1900 zunächst als Gegenbewegung zu der im 19. Jahrhundert vom Rheinland ausgehenden Karnevalisierung der Fasnet und verstärkte sich nach dem 1. Weltkrieg, als die Fasnet zunächst generell verboten gewesen war und dann nur in den Orten mit einem traditionellen Fasnetbrauchtum nach und nach wieder gefeiert werden durfte. Um künftig ähnliche Verbote besser umgehen zu können, gründeten einige Narrenzünfte 1924 die VSAN, die erste Vereinigung ihrer Art, die den vom Gesetzgeber verlangten historischen Anspruch an die Fasnetbräuche für ihre Mitgliedszünfte übernahm [134]. Sie bewirkte damit eine nachhaltige Veränderung der Fasnet, denn nun galt es, ihr den Anschein eines möglichst hohen Alters zu verleihen als Schutz gegen weitere Verbote. In Wolfach lässt sich nach dem Beitritt der Narrenzunft zur VSAN im Jahre 1933 eine ähnliche Entwicklung beobachten [135]. Als die VSAN bei ihrer Hauptversammlung 1937 eine Erhebung über die geschichtlichen Grundlagen der Mitgliedszünfte erstellte, gehörte Wolfach aber noch nicht zu jenen Zünften, denen "eine alte und gesicherte Tradition" bescheinigt wurde [136]. Aus dem damaligen Bemühen um die offizielle Anerkennung als "historische Zunft" entstand in jenem Jahr das Fasnetspiel "Der Narrogeist im Faß" von Josef Krausbeck [137], der im Auftrag der Narrenzunft deren Geschichte bei der Hauptversammlung vorgestellt hatte.

Das an den romantischen Vorstellungen des 19. Jahrhunderts orientierte volkskundliche Schrifttum jener Zeit, vor allem die Veröffentlichungen von Hermann Eris Busse (1891-1947) [138], förderten die Historisierung und Mythologisierung der Fasnet sehr stark, die nach Hitlers Machtergreifung auch politisch eine große Unterstützung fanden. Dazu kam, dass die durch die VSAN organisierten Narrentreffen, die es zuvor nicht gab, den einzelnen Zünften nun erstmals auch eine Plattform boten, ihre Fasnet außerhalb der eigenen Stadtmauern bekannt zu machen und so entwickelte sich eine Art Konkurrenz unter den Zünften um die schönste Fasnet und das schönste Häs [139]. Eine ähnliche Wirkung hatten die 1992 eingeführten Fernsehübertragungen der Narrentreffen, bei denen die Zünfte nun auch auf dem Bildschirm um die Zuschauergunst konkurrieren und das Brauchtum manchmal den Gegebenheiten des fernsehtechnischen Ablaufes angepasst wird, entweder auf Wunsch des übertragenden Fernsehsenders oder zur besseren Eigendarstellung der Zunft [140].

Die Fasnet in Kriegs- und Notzeiten

Seit der Aufhebung der Fasnetverbote im Fürstentum Fürstenberg 1788 führten immer wieder Kriege und Notzeiten zum Ausfall der Fasnet. Wegen "betrübtem Zeitlauf und vielen Kranken" in Folge endloser Einquartierungen und Durchmärsche sowie unaufhörlicher Kriegssteuern im 1. Koalitionskrieg (1793-97) verbot der Rat der Stadt 1794 trotz vorliegender Erlaubnis durch das Oberamt das närrische Treiben [141]. 1871 fiel die Fasnet wegen des noch nicht beendeten Deutsch-Französischen Krieges aus, obwohl das Kaiserreich bereits ausgerufen war [142]. Vier Jahre später verhinderte eine schwere Krankheitsepidemie, die Menschen und Tiere bedrohte, die Fasnet. Das Närrische Comité gestattete 1883 wegen einer Hochwasserkatastrophe in Baden mit vielen Toten keine öffentliche Narretei; im Rathaussaal gab es stattdessen eine "Komische Musikaufführung", die "Wolkenschieberoperette", deren Erlös von 930 Mark dem Bezirkshilfskomitee zu Gute kam.

Im Februar 1887 führten politische Gründe zu einer Absage der Fasnet [143]. Der deutsche Reichstag hatte damals eine Vorlage der Regierung Bismarck, die den Rüstungshaushalt für sieben Jahre im voraus gesetzlich festschreiben wollte, abgelehnt; daraufhin kam es zur Auflösung des Parlaments und zu Neuwahlen, die just am Schellemendig stattfanden. Um keine Störung der Wahl zu riskieren, wurde im ganzen Reich das Maskentreiben am 25. Februar verboten. Oberamtmann Benckiser vom Bezirksamt Wolfach erließ am 16. Februar eine entsprechende Verordnung, in der "alle Schaustellungen auf öffentlichen Straßen und Plätzen" und "jegliches Betreten der Wahllokale mit Masken, Abzeichen und dergleichen" untersagt wurden. So mussten die Wolfacher schweren Herzens auf ihre Fasnet verzichten, nur am Fasnetsunndig gab es zwei Fasnetbälle in den Gastwirtschaften "Herrengarten" und "Kreuz".

Von 1915 bis 1919 verhinderte der 1. Weltkrieg und die anschließende Notzeit jedes Fasnetbrauchtum. 1915 sandte das Närrische Comité Zigarren an die Soldaten im Feld. Trotz des vom Badischen Innenministeriums erlassenen strengen Fasnetverbotes fand 1920 der erste Nachkriegs-Wohlauf statt [144]. Als im Februar 1923 französische Truppen Offenburg und Appenweier besetzten und das Kinzigtal vom direkten Rheintalzugang abschnitten, gab der Wolfacher Narrenrat bekannt [145]:

Der Feind steht im Land; viele unserer Mitbürger befinden sich in harter Bedrängnis und die Zeit eignet sich nicht zum Fastnacht feiern. Wir haben deshalb beschlossen, in diesem Jahr von jeder Veranstaltung (auch vom Wohlauf) abzusehen und werden gegen Zuwiderhandlungen scharf einschreiten.

Die Erneuerung der Fasnet nach dem 2. Weltkrieg

Nachdem die Fasnet im 2. Weltkrieg von 1940 bis 1945 ausgefallen war, organisierte Erich Steinhauser sen. gemeinsam mit Konditormeister Otto Schmidt und Hans Hermann, genannt "de dick Hermann", 1946 in der Gastwirtschaft "Zum Kranz" große bunte Abende, die bis zu fünfmal wiederholt wurden [146]. 1947 gab es einen ersten kleinen Kinderumzug. In ihrer Nachkriegs-Gründungsversammlung im Januar 1948 beschloss die Freie Narrenzunft angesichts der Zeitumstände, dass außer den Bällen nur ein großer Kinderumzug durchgeführt werden sollte, den das französische Gouvernement für alle Jugendliche unter 18 Jahren genehmigte. Am Fasnetsunndig gab es den traditionellen Ball des Männergesangsvereins "Liederkranz" in der Gastwirtschaft "Zum Kranz", auf deren Bühne die Wolfacher Fasnetbräuche, darunter auch der Wohlauf, zur Aufführung kamen.

Der Kinderumzug stand unter der Leitung von Otto Schmidt und Buchhändler Erich Sandfuchs (1904-1993), langjähriger Schnurrant, Festspielgruppenführer und Geldbeutelwäscher. Viele altbewährte Närrinnen und Narren halfen dabei mit. Die katholische Jugend um Walter Schmider, der später regelmäßig große Festspielgruppen leitete sowie als Schnurrant, Wohlaufsänger und Nasenzuganführer aktiv war, beteiligte sich mit den beiden Umzugsgruppen "Schwäbische Eisenbahn" (Hamsterexpress) und "Zehn kleine Negerlein". Einige Schulkinder stellten Wolfacher Geschäftsleute mit ihren ganz speziellen Eigenarten dar. Außerdem gab es Tanzgruppen. Der Umzug begann nicht wie üblich vor dem Stadttor, sondern auf dem Marktplatz vor dem Rathaus und führte über die Notbrücke, die die beim Kriegsende gesprengte Stadtbrücke ersetzte, in die Vorstadt- und Kirchstraße zurück in die Hauptstraße zum Stadtbrunnen, wo ein Podium stand, von dem aus die verschiedenen Teilnehmer des Zuges vorgestellt wurden. Jungnarro Rolf Lorenz trug die zumeist von Erich Sandfuchs gereimten Texte vor, die er aus dem Stegreif mit einigen närrischen Spitzen würzte. Trotz der Lebensmittelknappheit gelang es, die nach dem Kinderumzug übliche Brezelverteilung zu organisieren.

Im Jahre 1949 fand die Fasnet erstmals nach dem Krieg wieder mit allen Bräuchen und Umzügen statt. Dem französischen Gouverneur De Rendinger gefiel die Fasnet so sehr, dass er bei der Elfemess am Schellemendig in der Ratstube [147] beim Brezelauswerfen neben den damaligen Bürgermeister und Kronenwirt Hans Allgeier unters Fenster trat, sein Militärkäppi abnahm und es dem Bürgermeister aufsetzte, ihm zugleich sein Bambus-Kommandeur-Stöckle in die Hand gab und sich selbst Allgeiers blaues Narrenkäpple aufsetzte und sagte: "Nun Sie Kommandeur und ich Bürgermeister" [148]. Er ließ sich wie die anderen von den Kindern "leben" und warf ihnen Brezeln aus.

Das von Josef Krausbeck ausgedachte Festspiel am Schellemendig trug den bezeichnenden Titel "Die Neugeburt des Narrogeistes", an dem über 250 "Zemmespüler und Mitwürger" teilnahmen [149]. Darin sucht ein "alter Wolfacher" (Narrenvater Georg Straub) mit seiner Laterne nach vielen Notjahren die "Freude". Der "Wolfacher Hansel" (J. Krausbeck) meint, bei ihm sei er an der richtigen Stelle. Sie bringen einen "Abbarat" mit, die Altweibermühle (die als einziges Requisit der Narrenkammer den großen Brand des Schlosses 1947 überstanden hatte). Aber da kommt der "Große Herr" (Emil Blattner) mit seinen Bürokraten und Bütteln. Er behauptet, die Freude könne nur von Amtswegen verordnet werden. Der "Große Herr" dreht die Mühle, aber verkehrt herum, und es kommt neben Staub, Dreck und vielen Paragrafen (eine Anspielung auf die Entnazifizierung und Währungsreform) nur der Büttel (Rolf Lorenz) heraus.

Nun kümmert sich der Hansel um die Mühle, in der er den Amtsschimmel findet. Dieser wird herausgezerrt und im Farrenstall angekettet. Dann erweckt der Hansel durch richtiges Drehen den Wohlaufmaa (Rudolf Blattner) aus seinem 10-jährigen Tiefschlaf. Als der Wohlaufmaa in sein Horn bläst, kommen die alten Rungunkeln mit ihrer "alten Sare" (Erich Sandfuchs) und werden in der Mühle in junge Maidle verjüngt. Voller Mut stürzt sich nun auch der "Alte Wolfacher" in die Mühle und kommt als Narrogeist (Hans Allgeier, Bürgermeister und Kronenwirt) heraus. Nachdem der Wohlaufmaa abermals in sein Horn bläst, strömen die Wohlaufgeister daher und das Wohlauflied wird gesungen. Dann kommt Graf Konrad von Wolva (Anton Burger, Frisör), der Schirmherr der Wolfacher Fasnet, mit Hofstaat und Gefolge (Leitung Albert Sandfuchs, Druckereibesitzer), die Zigiener (Zigienervater Hans Hermann), die Landsknechte (Leitung Kreuzwirt Friedbert Schrempp) und das Weiberregiment (Leitung Luise Pape, genannt "d'Papere"). Alle huldigen dem Narrogeist.

Nun erkennt auch der "Große Herr", dass die Fasnetfreude die richtige Lösung ist. Aber der Amtsschimmel hindert ihn noch am Umschwenken, denn: "Wir leiden noch an blödem Fimmel, solang noch lebt des Amtes Schimmel!" Da gibt es plötzlich eine große Aufregung: der Amtsschimmel ist aus dem Farrenstall ausgebrochen. Er wird aber wieder eingefangen, vom Henker (Josef Jehle, Metzger) stranguliert und aufgehängt.

Endlich springt der "Große Herr" mit all seinen Bürokraten und Bütteln in die Mühle. Heraus hüpfen die gelbblauen Schellenhansel (Leitung Sophie Schamm). Am Ende des Spiels sagt dann der Hansel zum Narrogeist:

I denk, des isch für dich doch 's schönste Gschenk, daß au de letschd e Narro wurd, zu 's Narrogeischtes Neugeburt!

Nach dem Festspiel wurde "Monsieur le Gouverneur" auf die Bühne geholt und ihm als Dank der Große Hanselorden der Freien Narrenzunft verliehen, den er sich stolz um den Hals hängte. Danach lud er den Kleinen Narrenrat zu einem Sektumtrunk in seine Residenz, das heutige Schwarzwaldhotel (Kreuzbergstraße 26).

Nach dem 2. Weltkrieg gab es zunächst nur die zwölf 1934 neu geschaffenen Schellenhansel sowie einige Kinderhansel, deren Zahl sich in den 1950er Jahren mit dem beginnenden Wirtschaftswunder stark vermehrte. Ab 1960 konnten dann nach und nach die bis zum 1. Weltkrieg vorhandenen Hanseltypen wiederbelebt werden. Auch wurden die Fasnetbräuche teilweise den Zeitumständen angepasst und viele neue Ideen verwirklicht, die schließlich zur heutigen Vielgestaltigkeit der Wolfacher Fasnet führte.

Der Ausfall der Fasnet 1991

In fast ganz Deutschland fiel 1991 die Fasnet wegen des Golf-Krieges gegen den Irak aus [150]. Auslöser dieser Absage war eine Pressekonferenz des Mainzer Carneval Clubs, an deren Ende der Präsident des MCC, Bernd Mühl, auf die Frage eines Journalisten, wie er auf einen möglichen Krieg gegen Saddam Hussein reagieren würde, beiläufig antwortete, dass er es sich kaum vorstellen könne, im Falle eines Krieges die Fastnacht wie gewohnt zu feiern. Auch der Mainzer Carnevalsverein unter seinem Präsidenten Rudi Henkel schloss noch am gleichen Abend aus, dass es während eines Irak-Krieges einen Rosenmontagsumzug geben könne. Aus diesen beiden Ankündigungen entwickelte sich ab dem 8. Januar eine Medienkampagne von kritischen Journalisten gegen die Durchführung von Fasnetveranstaltungen, die eine kollektive Angstpsychose schürte; dazu kamen massive Bedenken der Sicherheitsbehörden, die die öffentliche Sicherheit an den Fasnettagen bei möglichen Gegendemonstrationen nicht garantieren wollten. Als das Ultimatum gegen den irakischen Diktator Hussein am 17. Januar ablief und der Krieg begann, kippte das ZDF die am Abend geplante Sendung "Die Narren sind los" aus dem Programm und setzte damit ein Zeichen, an dem sich die anderen öffentlich-rechtlichen Sender orientierten, die nun alle närrischen Sendungen, darunter auch brauch- und kulturgeschichtliche Fasnetbeiträge, absetzten. Jetzt sprachen sich auch viele Politiker dafür aus, angesichts der Zeitumstände auf das ausgelassene Feiern zu verzichten. Zahlreiche Zeitungen forderten die Absage der närrischen Tage und setzten die organisierten Narren weiter unter Druck, die wegen eines fehlenden Krisenmanagements nicht in der Lage waren, der veröffentlichten Meinung überzeugend entgegen zu treten und schließlich die Fasnet absagen mussten, was auch zu großen finanziellen Verlusten führte. Je näher jedoch die "tollen Tage" rückten und die Menschen sich an den Krieg, über den täglich stundenlang berichtet wurde, gewöhnten, desto größer war auch die Bereitschaft, trotz der offiziellen Absagen die Fasnet dennoch zu feiern, wenn auch mitunter in ungewohnter Freiheit von den sonst üblichen Zwängen des traditionellen Brauchtums.

In Wolfach war bereits die erste Narrenversammlung am 9. Januar 1991 von den Ereignissen in der Golf-Region überschattet [151]. Der damalige Narrenvater Albert Wöhrle schloss schon zu diesem Zeitpunkt nicht aus, dass die weltpolitischen Ereignisse kurzfristig den Narrenfahrplan beeinflussen könnten und womöglich die eine oder andere Veranstaltung abgesagt würde, doch hoffte er, dass sich das Schlimmste noch abwenden lassen könne und die Fasnet nicht beeinträchtigt würde. Die Narrenzunft habe sich noch nicht entschieden, wie sie im Falle eines Kriegsausbruches reagierte. Das Programm der Fasnet stehe jedenfalls fest und werde weiter vorbereitet.

Das Narrenblättle-Team zog am 12. Januar durch die Straßen und verkaufte das neue Narrenblättle; zwei weitere Verkaufstouren am 19. und 26. Januar waren geplant. Am 15. Januar gab es eine Besprechung des geplanten Festspiels "Närrische Berufe" in der Kegelbahn der Gastwirtschaft "Zum Herrengarten" [152]. Am 16. bzw. 17. Januar kündigten die Zeitungen den Musikerball an, der am 26. Januar unter dem Motto "Im Reich der Dämonen" den Reigen der Fasnetbälle eröffnen sollte [153]. Doch nach dem Beginn der Bombardierungen Iraks am 17. Januar verging den Narren die Lust auf die Fasnet. Der Kleine Narrenrat traf sich noch am gleichen Abend im "Brezelbunker", dem Partykeller im Haus von Narrenvater Wöhrle, mit den Vereinsvorsitzenden des TV Wolfach und MGV Liederkranz, zuständig für den Turner- und Liederkranzball; sie einigten sich auf die Empfehlung, die Fasnet abzusagen [154]. Bereits bei der Zunftabendprobe am Tag zuvor hatte solch eine depressive Stimmung geherrscht, dass es den beteiligten Narren unvorstellbar erschien, eine fröhliche Fasnet zu feiern. Die närrische Dekorierung der Festhalle wurde abgeblasen. Der Narrenvater schloss während des Krieges Fasnetveranstaltungen aus, doch hielt sich bei der Narrenzunft ein Rest Hoffnung, dass der Krieg noch vor der Hauptfasnet zu Ende sein könnte [155].

Das Offenburger Tageblatt kündigte am 18. Januar an, die sonst gewohnte Fasnet-Berichterstattung nicht zu bieten, unabhängig davon, ob die Narrenzünfte ihre Veranstaltungen durchführten oder nicht [156], doch hatten da bereits die meisten Zünfte ihre Fasnet abgesagt.

Am 19. Januar war zu lesen, dass die an jenem Tage vorgesehene Narrenversammlung abgesagt sei und der Kleine Narrenrat der Freien Narrenzunft Wolfach zu einer öffentlichen Versammlung in die Gastwirtschaft "Zum Kreuz" einlade; da es um den weiteren Verlauf der Fasnet ginge, seien besonders die Mitglieder des Großen Narrenrates zur Teilnahme aufgefordert [157]. Die versammelten Narren beschlossen bei der Sitzung definitiv, keine Fasnetveranstaltungen durchzuführen [158]. Die meisten Redner waren jedoch der Meinung, dem Beispiel der Offenburger Narren zu folgen und sich ohne Häs zu einem Bier in der Schlosshalle zu treffen. Auch die Kinder könnten zu einer ähnlichen Veranstaltung eingeladen werden, um ihnen dabei auch Brezeln und Würste zukommen zu lassen, die sonst nach dem Kinderumzug auf der Festspielbühne vor dem Rathaus ausgeteilt werden. Diese geplanten Veranstaltungen sollten auch dazu dienen, die bereits angefallenen Kosten für Festabzeichen, Umbau der Schlosshalle usw. zu decken.

Am 28. Januar sagte die Katholische Frauengemeinschaft ihre traditionelle Fasnetveranstaltung wegen der angespannten weltpolitischen Lage ab [159].

Die Narrenzunft kündigte am 8. Februar an, dass sich der Deutsche Kinderschutzbund gegen einen Ausfall von Kinderfasnetveranstaltungen ausgesprochen habe [160] und darum der traditionelle Kinderball der Narrenzunft am Fasnetzieschdig wie gewohnt in der Festhalle von 14:30 Uhr bis etwa 17 Uhr stattfinden werde, wo dann auch Brezeln und Würste ausgegeben würden. Für Unterhaltung sorge wie immer der Jungnarrenrat.

Für die großen Narren gab es am Fasnetsamschdig und Schellemendig in der Schlosshalle jeweils ab 19 Uhr an Stelle närrischer Veranstaltungen ein gemütliches Zusammensein mit ofenfrischem Spanferkel und Gallerein.

Trotz der offiziellen Absage durch die Narrenzunft machten am Schellemendig um 5:30 Uhr einige Narren einen kleinen Wohlauf um die Stadt, der Wohlaufmaa lag dabei in einem Leiterwagen. Am Fasnetzieschdig gegen 14 Uhr trafen sich beim Narrenbrunnen am Gassensteg die Narrenkapelle, der Jungnarrenrat und viele kleine und größere kostümierte Narren, insgesamt etwa 100 Personen, zu einem kleinen Kinderumzug über Wolfsbrücke und Herlinsbachweg zum Kinderball in der Festhalle, bei dem auch der Bretschelhansel, allerdings ohne Brezeln behängt, mitgezogen wurde. Um 17 Uhr versammelten sich etwa 40 Männer vor dem Schloss bei der Gastwirtschaft "Zum Herrengarten" zu einem etwa einstündigen Nasenzug, der zwar nicht wie üblich durch die Wirtshäuser führte, aber wie immer im Schlosshof mit dem Ausrufen der Fasnetsprüche endete. (Normalerweise ziehen etwa 250 bis 350 Teilnehmer zwei Stunden lang durch die Stadt.)

Am Aschermittwoch trafen sich die Geldbeutelwäscher zu einem normalen Essen im Hotel "Zur Krone" und verzichteten auf die sonst üblichen Zeremonien [161].

Obwohl das Offenburger Tageblatt am 18. Januar angekündigt hatte, keine Berichte über die Fasnet zu veröffentlichen, erschien dort am 14. Februar ein Bericht über die nicht ganz ausgefallene Fasnet im Kinzigtal.

Bei der Sitzung des Großen Narrenrates im Juni 1991 sagte Narrenvater Wöhrle im Rückblick, er behaupte, wenn es kein Fernsehen gegeben hätte, dann hätte die Fasnet in gewohnter Weise stattgefunden.

Im Wolfacher Narrenblättle 22 (1992) erschien ein Gedicht über die doch nicht so ereignislose Fasnet 1991:

Kei Fasnet - und doch e Fescht
In Wolfe gabs im Narre-Nescht
zur letschte Fasnet gar kei Fescht
au s'Blättle konnt ei Dag nur laufe,
weil am Golf die Heer sich raufe.
Doch einige ganz unerschrocken
mache sich doch auf die Socken,
es gab e Narrehock im Schloß
mit dem ganze Narretroß.
Die Musiker, ei war des schön,
konnt mer ohne Päper sehn.
De Narrerat war au ganz nackt
doch ufs mol do hotses packt.
Mer holt die Päpern dann gings los
beim Narrehock un uff de Stroß
laufen als vereinzelt G'stalten
die die Fasnet konnt nit halten
Au die schöne alde Rungunkle
konnte nit so richtig schunkle
und so liefen sie im Tritt
in der nicht stattgefundenen Elfemeß mit
Au am Wohlauf, dies muß man noch sage
fuhr ein kleiner Leiterwage,
mit einem Sänger wer kann's wissen,
er lag ganz vermummt dirt unter Kissen.
Gesungen hat er auch, wie vernommen,
doch der Ton kam ganz verschwommen.
Am Fasnet-Dienschtig war dann Kinderball
der fand statt wie allemal.
Au Wurscht un Bretzel hot es gebe,
des war für die Kinder doch a Seege.
Am Aschermittwoch hört nur her
wäschten keine Wäscher mehr.
doch ein paar nicht bekannte G'stalte
gemischt von junge un au alde
wäschten voller Trauer dann
Ihren eignen Beutel un ohne Schwamm.
Doch dies ist nun schon bald vergessen
drum ihr Narren aufgesessen,
zur Fasnet macht euch nun auf, seid froh
mit unserem Wolfach Narroo !!

Der Schauertag

Der Begriff Schauertag findet sich schon in Quellen des 14. Jahrhunderts und ist im alemannischen Sprachraum allgemein als Bezeichnung von Ratszehrungen am Aschermittwoch nachweisbar [162], das Wort Schauer könnte daher auf mhd. schiure ,Becher, Pokal' [163] zurückgehen. Die in Bezug auf das kirchliche Aschenkreuz am Aschermittwoch vermutete Herleitung von schuren ‚anschwärzen, mit Ruß beschmieren' [164] scheint wenig wahrscheinlich, denn der Schauertag findet nicht zwingend am Aschermittwoch statt, wie eine Quelle von 1455 zeigt: "item uff montag nach dem sontag Invoc. hält mann h. distelzweigs jahrzeit, da musz ein jeder zwölffer und schultheisz zu dem altar geen und opffern, da pflegt mann ein schaurtag zu halten, darzu werdenn alle innwohner [...] sambt dem probst und seinem convent uff denn imbisz geladen" [165]. Im Kloster Schuttern wurde der Schauertag um 1700 am Fasnetmontag mit einem großen Festessen begangen [166]. Ebenfalls am Fasnetmontag schuren die Burschen in Auenheim und Kehl am Schurti, indem sie alles mit Wasser bespritzen [167]; demnach wäre auch eine Verbindung zu mhd. schiuren, schûren ‚scheuern, fegen, reinigen' [168] denkbar.

In Wolfach wurde früher der Schauertag alljährlich am Aschermittwoch abgehalten [169], das Feiern desselben als schuren bezeichnet [170]. Er gehörte zu den 16 Mahlzeiten, "welche von altershero bey der Stadt Wolfach gehalten oder sonsten in parem Geld bezahlt worden" [171]. Der Oberamtmann, der Landschreiber, der Stabhalter (Schultheiß), die vier Bürgermeister und der Stadtschreiber mit ihren Frauen, meist auch die Geistlichkeit, die aber keinen Anspruch darauf hatte, trafen sich in der Stubenwirtschaft im Rathaus ein [172], um auf Kosten der Stadt gemeinsam Wein zu trinken sowie Anckhen ‚Butter' [173], Brot, Erbsen und Meuchlen zu verzehren. Das Verb meucheln bedeutet ‚heimlich naschen', ein Meuchler ist ein ‚heimlicher Fresser' [174]. Das lässt vermuten, dass es sich bei den Meüchlin um eine Speise handelt, die im Innern etwas Essbares verbirgt, das einem frommen Christen zur Fastenzeit verboten ist, beispielsweise Fleisch. Meuchlen könnten demnach eine Art von Maultaschen sein, bei denen das Fleisch in Nudelteig gewickelt ist, um es vor den gestrengen Blicken des Herrn zu verstecken. Inwieweit das 1548 erwähnte Essen von Aalen, bei dem nur Frauen beteiligt waren, mit dem Schauertag oder der Fasnet zusammenhängt, ist nicht bekannt.

Die Abrechnung des Schauertages 1564 verzeichnet einen gigerlon ‚Geigerlohn', demnach wurde bei dieser Zehrung auch musiziert.

Die Stadt bewirtete nicht nur die Berechtigten, sondern lud auch die Bürger ein und bezahlte ihnen Brot und Wein, 1630 auch erstmals "Meüchlin". Die Zehrung für die Bürger am Schauertag war als Anerkennung und Gegenleistung (Fronzeichen) für die während des Jahres erbrachten Fronen und Leistungen gedacht [175]. 1600 wird ausdrücklich auf die im kommenden Jahr zu leistenden Fronen für den Pfarrhof, den Turm und das Rathaus hingewiesen. In Wolfach bestand gemäß der Freiheitsbriefe seit 1305 für die Bürger der Stadt keine Fronpflicht gegenüber der Herrschaft; sie brauchten nur freiwillige Fronen zu leisten [176].

1608 steht geschrieben, dass die Bürger nach "altwohlhergebrachtem brauch [...] beruoffen" werden, der Schauertag also damals schon eine alte Tradition war. In Kriegs- und Notzeiten entfiel die Zehrung, beispielsweise 1632, 1636, 1639 sowie von 1643 bis 1647; die Berechtigten erhielten dafür eine finanzielle Entschädigung [177]. Seit dem Ende des 17. Jahrhunderts wurden immer mehr Ratszehrungen, und so auch der Schauertag, nicht mehr "in natura geben und gehalten", sondern grundsätzlich nur noch die Geldbeträge an die Berechtigten ausgezahlt [178].

In einer Ergänzung zur 1607 vom Grafen Christoph von Fürstenberg erlassenen Kinzigtäler Landesordnung wird 1650 der Schauertag am heiligen Aschermittwoch "als einem Stuckh von der leichsinnigen Fasnacht" verboten und seine Feier bestraft; aber bereits 1653 wird der Schauertag nachweislich wieder gehalten. Das Verbot bezog sich demnach nicht auf die städtische Ratszehrung, sondern vermutlich auf in den Quellen nicht genannte Auswüchse oder private Schauertagsbräuche.

Bis zu neun "Tisch mit burgern" nahmen an der kostenlosen städtischen Zehrung teil; das dürfte etwa ein Drittel von den etwa 145 bis 170 Bürgern - insgesamt gab es etwa 700 bis 800 Bewohner - gewesen sein, die in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Wolfach wohnten [179]. Sie brachten dazu ihre eigenen "schüsselin" (1608) mit. Es ist anzunehmen, dass sich damals schon ein Teil der Bewohner am Aschermittwoch in geselliger Runde unabhängig vom offiziellen Brauch zum Verzehr von Meuchlen und Wein traf, wie dies aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts durch Franz Joseph Mones Beschreibung von 1867 bezeugt wird [180]:

Der Schauertag ist in Wolfach bis vor etwa 20 Jahren noch im Gebrauch gewesen, man nannte die Feier desselben schuren, und sie bestand darin, daß mehrere Familien zusammen giengen und Striblen [181] und Fische in einem gemeinschaftlichen Mahle verzehrten. Jetzt hat man diese Volkssitte mit den Gebräuchen am Fastnachtsdienstag vereinigt.

Weil der Schauertag "das üppige Schmausen und Zechen der Fastnachtszeit in die Fastenzeit hinein fortsetzte", wurde er auf Betreiben des von 1856 bis 1860 in Wolfach tätigen Pfarrverwesers Ernst Ginshofer [182], der "sonst ein Freund des Humors war", abgeschafft [183]. Nach mündlicher Überlieferung [184] trafen sich die Narren seit dieser Zeit bereits am Fasnetzieschdigabend zum Schuren in den Wirtshäusern, um insbesondere Strieble, die in großen Mengen kostenlos ausgegeben wurden, zu essen. Schon nach der Elfemess gab es in den Elfemesswirtschaften neben den Strieble auch Stockfisch und Heringssalat.

In den 1950er-Jahren wurde der Aschermittwoch im Narrenfahrplan in Erinnerung an die einstige Ratszehrung zeitweise als "Schauertag" oder "Schauer-Mittwoch" bezeichnet.

In seinem Buch über das Brauchtum im Jahreslauf schreibt Dieter Hund, dass der Schauertag in Wolfach als "Abfeier der Fastnacht" mit großen Essen gehalten wurde [185]. Dies entspricht nicht dem Quellenbefund, der den Schauertag eindeutig als eine Ratszehrung ausweist. Der Schauertag hat von seinem Ursprung her nichts mit dem Fasnetbrauchtum zu tun. Hund zitiert ohne genaue Quellenangabe eine von Heinrich Hansjakob stammende Beschreibung der angeblichen Entstehung des Schauertages im 30-jährigen Krieg [186]. Hansjakob versteht dabei den Begriff Schauer im Hinblick auf den Schwedeneinmarsch 1646 im Sinne von ‚Grusel, Schrecken'. Diese Entstehungsgeschichte bezieht sich nicht, wie Hund vermutet, auf den bereits im 14. Jahrhundert erwähnten Schauertag selbst, sondern nur auf den Brauch, am Aschermittwoch in Erinnerung an einen Vogt, der die Stadt Zell a. H. vor einer drohenden schwedischen Invasion warnte, einen Jungen und ein Mädchen zu Schwertmeistern zu wählen.

Quellen zum Schauertag

Die Quellen zum Schauertag finden sich überwiegend in den jeweiligen Stadtrechnungen [187].

1548: Uberthan wie man die meuchla uff der Stuben gessen 8 1/2 ß Straßb.

1548: Uberthan, wie die Weiber die Öl [Aale] uff der stuben gessen. [Anlass für die Zehrung bei Mone nicht genannt.]

1551: Uff den escherigen mitwoch uberthan mit den meuchlen 11 ß 1 Pfg.

1564: Uff den aschermittwoch uberthan, als der amptmann sampt dem landschreiber und seiner frauwen gast gewesen und die meichlin geessen worden, sampt gigerlohn und etlichen maß wein, so uffgangen 14 ß 5 Pfg.

1600: Item am Schurtag für die Meüchlin für Anckhen Brott und Erbsen 7 ß 4 Pfg. Item weitter 5 Tisch mit burger dagewesen ist für sie zalt worden an wein unnd brott, unnd zum theil arme Leüth, auch weil uffs künftige Jar zimblich am Pfarrhof, Thurn und Rathauß ze frohnen vorhanden, ist selbigs von gemainer Statt für sie erlegt thut 2 1/2 Pfd. 3 Pfg. und zesamen 2 Pfd. 17 ß 7 Pfg.

1604: Item am Schurtag die Meüchlin für Anckhen, Brot und Erbsen 8 ß 10 Pfg. Item weiteres 9 Tisch mit burgern, ihnen verehrt 2 Pfd. 1 ß 2 Pfg.

1605: Am Schurtag die Moüchlin für Anken, Brot und Erbsen 7 ß 4 Pfg. Item 8 Tisch mit Leüt, ihnen verehrt 1 Pfd. 12 ß 10 Pfg.

1608: Item am Schurtag, als den 20. Febr. altwolhergebrachtem brauch nach aine Gemain mit iren schüsselin uff der Herren Stuben die Müchlein zu versuchen beruoffen, aber nit mehr als ain Tisch mit Personen usser dem Rath und der Gemain erschienen, die an Wein und Brot ußgehalten, uffgangen 1 Pfd. 11 ß 3 Pfg.

1630: Am Aschermittwoch, genannt der Schaurtag, alda altem gebrauch nach die Burgerschaft zu den Meüchlin geladen, diß Jahr den 13. Febr. die Priester, Oberamptleut, Schultheiß, vier Burgermeister, Stattschreiber, sampt deren Weiber Gast gehalten, auch auf gemeiner Burger Tisch die Meuchlin sambt ainem Trunckh verehret worden, ist in allem uffgangen 9 Pfd. 7 ß 6 Pfg.

1632: Item am Äschermittwoch genannt der Schawertag, allda abermahlen altem Gebrauch nach die Burgerschaft zu den Meuchlin geladen, auch die Priesterschaft, Herrn Oberamtleut, Schultheiß, 4 Burgermeister, Stadtschreiber sambt deren Weiber gastfrey gehalten werden sollen, aber aus erheblich Ursachen vermitten blieben, ist ein jeder Person, deren in allem 19 waren 6 ß an paarem Geldt geordnet und bezahlt = 5 Pfd. 14 ß.

1650: Die Schawertäg an dem hl. Aschermittwoch als einem Stuckh von der leichsinnigen [!] Fasnacht seind und bleiben gantz und gar abgethan, bei gelth, Thurn oder anderer Leibstraf [188].

1653: Folgen der Mahlzeiten Specification, welche von altershero bey der Stadt Wolfach gehalten oder sonsten in parem Geld bezahlt worden. [...] 4. Schauertag 1 fl 48 kr [1653], 2 fl 30 kr [1681]. Zu allen diesen Mählern gehörten die Herren Oberambtleut, der Staabhalter, Stadtschreiber, die 4 Burgermeister und der Stadtknecht. Die übrigen Ratsverwandten und der Schuelmeister gehörten nur [zu 6 der insgesamt 16 städtischen Zehrungen. Zum Schauertag waren sie nicht geladen] [189].

Die Wolfacher Fasnetgestalten

Hästräger mit Larven

Der weiße "Ur-Hansel" von 1927

Im "Kinzigtäler" stand am 15. Februar 1926 unter der Rubrik "Eingesandt" folgender Aufruf [190]:

Daß Wolfach wie nur wenige Städte im badischen Lande seine althergebrachten, historischen Fastnachtsgebräuche hochhält, ist überall bekannt und auch für einen Wolfacher alten Narren selbstverständlich. Ich betone ausdrücklich "für einen alten Narren", denn der Jugend im allgemeinen ist durch die langen schrecklichen Kriegsjahre und deren Folgen das schöne, ehrwürdige Bild der alten Fasnet aus den Tagen der Kindheit verwischt oder zum Teil entstellt worden. Manch Neues, das man früher nicht kannte, verquickt sich mit unserer alten Fastnacht, und es ist dies auch nicht ohne weiteres zu verwerfen, denn: Andre Zeiten - andre Sitten! Am meisten macht sich das Neue in all den hübschen Kostümen, die man jetzt auf Bällen, Umzügen etc. gesehen hat, bemerkbar. Schlimm genug wurde während des Krieges [Erster Weltkrieg] in den "Fasnetskischte" geräumt und alles zerschnitten, und so ist es begreiflich, daß ein mancher trotz der schlimmen Zeit wieder Geld ausgibt zur Herstellung von einem neuen "Narrehäs". Und schöne und auch originelle Kostüme hat man hier bei den letzten Bällen schon gesehen, auch Clowns und Pierrots (eine von Frankreich und Italien damals besonders eingeführte neue Clown-Form, die sehr beliebt wurde), aber eines sah man nicht, auch bei der Elfemeß nicht: einen alten Wolfacher Hansel. Nicht als alter verschrobener Griesgram, der sich gegen alle neue Sitte wehrt, will ich gelten wenn ich sage: Die Jugend soll nicht nur allein Neues aus ihren Modejournalen bringen, sondern sie soll auch die schönen Sitten früherer Zeit pflegen und fördern. Schön und urgelungen war solch ein Hansel, da konnte man hinter seiner Maske "strählen", und ein Hansel hatte hierzu ein größeres Privileg wie jede andre Maske, denn wenn ein alter Hansel schnurren kam (es war dies das uralte Schnurren oder Strählen von Tisch zu Tisch unter der Larve, also unkenntlich), wußte man, daß man keine seichten Phrasen, sondern gesunde Wolfacher Fastnachtswitze zu hören bekam. Hoffentlich taucht dieses vergessene Symbol aus herrlichen Fastnachtstagen längst vergangener Zeiten bald wieder einmal aus der Versenkung. - Ein alter Narro.

Bei dem "alten Narro" handelte es sich um den Ochsenwirt Rudolf Straub (1884-1966), der lange Jahre als Tambourmajor die Fasnetumzüge anführte. An der von Straub beklagten Verdrängung der Hansel durch Clownskostüme war der Kaufmann Alfred Krausbeck (1873-1937), der ein Geschäft für Herrenbekleidung, Stoffe, Kurzwaren, Mützen und Hüte betrieb, nicht ganz unschuldig, denn er brachte um 1902 diese geschäftsfördernde Modewelle nach Wolfach [191]. Nicht zuletzt auch deshalb diente Straubs Aufruf als Ansporn für den damals 17-jährigen Josef Krausbeck, den Sohn von Alfred, zur Fasnet 1927 einen ersten neuen Hansel für einen Erwachsenen von Fanny Schmidt (1892-?), der späteren Frau Ohnmacht, nähen zu lassen. Als Modell diente ein alter Hansel, den Krausbecks Großvater Josef (1843-1905) um 1865 aus gestreiftem, stabilen Barchent [192], der oft für Bettbezüge und Strohsäcke Verwendung fand, herstellen ließ und vermutlich beim Festspiel von 1869 trug. Im 1. Weltkrieg und der schlechten Zeit danach mit Inflation und Wirtschaftskrise waren diese festen Hanselstoffe besonders begehrt, um sie zu Kleiderfutter und dringend benötigter Alltagskleidung zu verarbeiten. Umso schwieriger war es damals, für den neu entstehenden Hansel einen passenden Stoff zu finden. Schließlich fiel die Wahl auf einen starken so genannten Hamburger Blusenstoff in weiß, geschmückt mit gelben und schwarzen Einfassungen.

Die Holzlarve schnitzte der Wolfacher Holzbildhauer Ludwig Maier (1887-?) [193] nach einer etwa 200 Jahre alten Larve aus dem Besitz von Schreinermeister August Geiger (1875-1945), die sich heute wie auch der Hansel selbst im Heimatmuseum befindet. Es ist derselbe Larventyp mit der großen Bogennase, der 1976 zunächst auch als Vorbild für die Larve des Streifenhansels, der den Guller trägt, Verwendung fand [194].

Neben dem neuen Krausbeckschen Hansel gab es damals nur noch einen alten in gelb-roter Farbgebung, den der Druckereibesitzer Albert Sandfuchs jun. (1903-1980) beim Festspiel 1927 als ein Hofnarrengewand trug [195]. Der Konditormeister Otto Schmidt ließ zu der Zeit für seinen jüngsten Bruder einen Hansel machen, zu dem er sogar einen gestreiften Stoff auftreiben konnte.

Bei der Elfemess am Fasnetzieschdig 1929 gab es wegen der eisigen Kälte von -21 Grad neben der Narrenkapelle nur drei Teilnehmer: Erich Sandfuchs (1904-1993) und seine spätere Frau Elsa Vivell (1905-1972), die sich zusammen in Federbetten gepackt hatten und ein Schild mit der Aufschrift "Mir friere nit" umhängten sowie Josef Krausbeck in seinem weißen Schellenhansel, an dessen Holzlarve drei Zentimeter lange Eiszapfen hingen [196].

Der gelb-blaue Schellenhansel

Ein Jahr nach dem Beitritt der Freien Narrenzunft Wolfach zur VSAN entstanden 1934 zwölf neue Schellenhansel, zwar in Anlehnung an historische Vorbilder, aber in den Wolfacher Stadtfarben Gelb und Blau. In Erinnerung an den alten Spättlehansel erhielten sie an den Ärmeln und Beinen jeweils drei Zackenreihen. Nach einem Entwurf von Mehlhändler Adolf Gießler nähte die Damenschneiderin Anna Fehrenbach die Hansel aus gutem, teurem Stoff in vornehmer Ausstattung. Die Larve entstand nach einem Vorbild aus dem 18. Jahrhundert. Mit einer gelb-blau gestreiften hölzernen Pritsche verteilt der Schellenhansel seine gut gemeinten Schläge [197]. Den Rücken des Hansels ziert ein großes "W", die Brust ein auf einer blauen Raute gemalter Wohlaufmaa [198] mit Stalllaterne als Reminiszenz an den bekanntesten Wolfacher Fasnetbrauch. Die Betonung des lokalen Bezugs zur Heimatstadt war zu jener Zeit bei der Neugestaltung von Narrenfiguren sehr beliebt.

Neben den zwölf Hanseln für Erwachsene entstanden bis zum 2. Weltkrieg noch einige Kinderhansel [199]. Nach der Währungsreform 1948, als wieder Geld und Material zur Verfügung standen, avancierte der gelb-blaue Hansel zur Hauptfigur der Wolfacher Fasnet. 1979 gab es erstmals ein allerdings nicht sehr erfolgreiches Treffen der Schellenhansel, um sich untereinander besser kennen zu lernen [200]. Ausgehend von diesem ersten Versuch bildete sich dann in den 1980er-Jahren ähnlich wie bei den anderen Narrenfiguren eine große aktive Hanselgruppe, die sich als ein eigenständiger Teil innerhalb der Narrenzunft versteht und für diese organisatorische Aufgaben, insbesondere bei der Bewirtung der Schlosshalle, übernimmt. Das Schorlehäs des Schellenhansels besteht aus einem gelben Sweatshirt mit einem blauen Halb-Kragen und einigen Zacken am unteren Rand, jeweils mit Schellen verziert.

Um die Zahl der Schellenhansel im Verhältnis zu den übrigen Hansel wieder zu vergrößern, führte die Narrenzunft 1993 eine Sonderaktion zur Beschaffung von 35 neuen Schellenhansel zu einem besonders günstigen Preis durch, denn wegen der besonderen Farbgebung in Gelb und Blau mussten 600 Meter Stoff extra eingefärbt werden, der bei der Wolfacher Firma Pfau, gewöhnlich spezialisiert auf Nachthemden und Unterwäsche, komplett zugeschnitten wurde [201].

Nussschalenhansel

Nach mündlicher Überlieferung gab es in Wolfach um 1850 einen Hansel mit Holzlarve und einem Häs aus grünem Stoff, das überall mit Nussschalenhälften benäht war [202]. Getragen wurde er von einem Knecht der Gastwirtschaft "Zum Hirsch" an der Stadtbrücke [203].

Auf Anregung von J. Krausbeck veröffentlichte die Narrenzunft im Dezember 1959 in den Zeitungen und im Amtlichen Nachrichtenblatt einen Aufruf an die Bevölkerung [204]:

[...] helfen Sie uns mit, den Nußschalenhansel wieder auferstehen zu lassen. Zerschlagen Sie die Nüsse nicht, öffnen Sie die Schalen mit einem Messer, daß beide Hälften erhalten bleiben! Liefern Sie die Schalen bis 20.12.1959 der Narrenzunft, dem Narrenschreiber Josef Krausbeck oder dem Narrenrechner Günter Endres "zum Grünen Baum" ab. Für die Menge von einem Pfund erhalten Sie eine Losnummer. Mit dieser haben Sie die Aussicht auf Gewinnung eines Nußschalenhansels einschließlich seiner Holzlarve...!

Aus ganz Wolfach und den umliegenden Gemeinden kamen über 10 000 Nussschalen an. Zur Fasnet 1960 entstanden zunächst drei Erwachsenen- und ein Kinder-Nussschalenhansel, im Jahr darauf fünf bzw. acht weitere, alle ausstaffiert mit Strohschuhen [205] und einer Saubloder. Die Larven nach einem Vorbild aus dem 18. Jahrhundert schnitzte ein Kriegskamerad von Krausbeck. Die den Kopf bedeckende Gugel ist zipfellos und mit einer Raubvogelfeder geschmückt. Eine Streckschere, von der es im Heimatmuseum ein altes Exemplar gibt, kam 1963 als Neckinstrument zur Ausstattung des Hansels dazu. Den als Preis ausgelobten Nussschalenhansel gewann Leonhard "Schlotzer" Heizmann, der ihn dann später dem Heimatmuseum überließ.

Die Hästräger engagierten sich im Laufe der Zeit so sehr bei anderen Fasnetveranstaltungen, dass immer weniger dieser urtümlichen Hansel bei den Umzügen zu sehen waren. Erst im Laufe der 1980er-Jahre vergrößerte sich die Zahl wieder. Bei zwei Narrenversammlungen ließ der Kleine Narrenrat 1982 von den anwesenden Narren größere Mengen an Nussschalen knacken, um wieder genügend Material für neue Hansel zu haben. 1988 kam es zu einem ersten Treffen der Nussschalenhansel in der Gastwirtschaft "Zum Grünen Baum" unter ihren damaligen Obleuten Hermann und Siegfried Mantel, zu deren Nachfolgern Roland Schamm und Achim Müller gewählt wurden. Zu jener Zeit entstand auch das grüne Schorlehäs mit Zunftzeichen und aufgemalter Larve und als Kopfbedeckung ein grünes Wollkäpple. 1993 übernahmen Hubert "Rambo" Decker und Simone Schmider die Leitung der Gruppe. Im Jubiläumsjahr 2000 gab es 85 registrierte Nussschalenhansel, die damals nach dem Fasnetusrufe beim Narrenhock im Festzelt auf dem Damm ihr 40-jähriges Bestehen feierten.

Mehlwurmhansel

Der ganz in Weiß gehaltene Mehlwurmhansel entstand für das 1885 aufgeführte Festspiel "Circus mit Clowns, Tieren und Akrobaten" [206]. Im "Kinzigtäler" wird damals erwähnt, dass der "lustige Mehlhansel mit seinen Zöglingen und zwei Zwillingsgeigern auf einem sechsspännigen Triumphwagen" beim Umzug mitfuhr [207]. Eine Holzlarve trugen sie ursprünglich nicht, sondern rieben ihr Gesicht mit einer Speckschwarte ein und bliesen in eine Mehllade, fertig war die Schminke. In der Narrenkammer der Familie Krausbeck blieben einige der Mehlwürmer aus jener Zeit erhalten und dienten 1961 als Vorbild für deren Neugestaltung auf Initiative von J. Krausbeck und Hans Sartory. Im Laufe der Zeit nahm die Zahl der Mehlwürmer stark ab, bis zu Beginn der 1980er-Jahre nur noch eine handvoll Exemplare bei den Umzügen zu sehen waren. Bereits 1982 gab es deshalb erste Überlegungen im Großen Narrenrat, diese Hanselgruppe neu aufzubauen [208]. Narrenrat Wilfried Schuler gelang es schließlich ab 1985 unter Mitwirkung einiger engagierter Narren und von Marga Schamm, die die Näharbeiten übernahm, dass sich eine Gruppe von zunächst 20 neuen Mehlwurmhansel bildete, die sich bei einer Narrenversammlung im Februar 1987 erstmals der närrischen Öffentlichkeit vorstellten; zu deren Obleuten wurden Horst Penning und Werner Bühler gewählt [209]. Um den Mehlwurm wieder attraktiver zu machen, wurde die Hose auf Knielänge gekürzt, damit sie nicht mehr so schnell verschmutzt, und die Kopfbedeckung mit Eselsohren zusammen mit dem Kragen nicht mehr am Oberteil, sondern an der Larve befestigt, um das An- und Ausziehen zu erleichtern [210]. Statt der nicht sehr historisch aussehenden Turnschuhe erhielt er einheitlich weiße Schnabelschuhe, deren Beschaffung allerdings durch die teure Herstellung in Handarbeit zunehmend schwieriger geworden ist.

Als Ersatz für den ursprünglich als Neckinstrument verwendeten Fuchsschwanz an einem blau-weißen Stab war zunächst eine Saubloder vorgesehen; erst später bekam der Hansel in Anspielung auf seinen Namen einen kleinen Mehlsack an einem hölzernen Stab in die Hand. Trotz der Neugestaltung taucht der Mehlwurm bei den Umzügen gelegentlich auch heute noch in seiner ursprünglichen Form mit langer Hose und Fuchsschwanz auf, wie sie auf dem Narrenbrunnen von 1970 in Bronze zu sehen ist. Der Fuchsschwanz ist ein allgemein beliebtes Symbol für den Narren. Angeblich soll er Schläue und Gewitztheit zum Ausdruck bringen und wird von manchen Volkskundlern als "Rest einer ehemaligen Fellverkleidung" angesehen [211]. Dem widerspricht jedoch die in der Literatur zahlreich belegte Bedeutung des Fuchsschwanzes als Sinnbild für Unehrlichkeit, Falschheit, Verleumdung und Schmeichelei, aber auch für eine freundliche Ermahnung [212]. Schon in der Antike galt der Fuchs als negative Figur und wurde dann im Christentum mit dem Teufel, den Sündern oder mit einzelnen Lastern gleichgesetzt [213].

Röslehansel

In der Narrenkammer der Familie Krausbeck haben sich Teile eines roten Röslehansels aus dem 19. Jahrhundert erhalten [214]. Sie dienten 1962 als Vorbild für die Neugestaltung dieser höfischen Narrenfigur, die an der Fasnet 1963 erstmals wieder öffentlich auftrat [215] und deren Leinengewand und Strohschuhe mit roten Rosetten aus Stoff geziert sind, in deren Mitte eine Schelle sitzt. Die ersten neuen Larven schnitzte H. Glück aus Biberach / Baden. Allerdings gab es damals auch sehr kritische Stimmen zum neuen Hansel; ein Narrenrat beschimpfte ihn gar wegen der Rosetten als "Dreckbollenhansel" [216]. Heutzutage gilt er jedoch unbestritten als eine der schönsten Fasnetfiguren im schwäbisch-alemannischen Raum. Zu verdanken hat er diesen Ruf insbesondere seiner mit einer Rose bemalten Larve, deren Vorbild aus dem 18. Jahrhundert stammt und die wegen ihrer Einmaligkeit oft in Fasnetbüchern abgebildet wird. In Privatbesitz befindet sich eine um 1780 zu datierende Larve mit einer gelben Blume in schwarzem Rankenwerk, nach der die Larve des 1975 neu entstandenen schwarzen Röslehansels gestaltet ist, dessen Rosetten schwarz sind. Beide Larven erinnern stark an Masken des venezianischen Karnevals. Im Gegensatz zu früher findet sich in den Spritzen der Rösle, wie der Hansel kurz genannt wird, kein Wasser mehr, sondern Konfetti. Wie die übrigen Narrenfiguren erhielten die Röslehansel ein Schorlehäs sowie ein in den Häsfarben gestricktes Wollkäpple. Zur Feier ihres 25-jährigen Bestehens traten sie 1988, angeführt von J. Krausbeck, bei der Elfemess am Schmutzige Dunnschdig unter dem Motto "Zum Jubiläum sind wir sauber / Wir machen heute Blumenzauber" ohne ihre Konfettispritzen auf und verteilten dafür Rosen an die Zuschauer. Im Januar 2002 feierten sie mit einem närrischen Abend in der Festhalle ihr 40-jähriges Bestehen.

Streifenhansel

Der Wiederbelebung des Streifenhansels, der bis zum 1. Weltkrieg sehr beliebt war, begann 1976 zunächst über die Einzelfigur des Gullerreiters. Als Vorbild diente ein alter Hansel aus der Zeit um 1865 aus gestreiftem Barchent. Ab 1981 entstanden dann einige wenige weitere Exemplare dieses Typs, dessen Farben nicht genormt sind; er trägt schwarze Halbschuhe und passend zu den jeweiligen Streifen zwei verschiedenfarbige Kniestrtümpfe. Eine Saubloder dient ihm als Neckinstrument. Die Larven nach einem alten Vorbild im Heimatmuseum weisen als Besonderheit einen gemalten Schnurrbart sowie eine geschnitzte Zahnreihe auf [217]. Der Gullerreiter hatte ursprünglich eine andere Larve mit großer gebogener Nase, die auch der weiße "Urhansel" von 1927 trug, übernahm aber dann später den Larventyp der übrigen Streifenhansel. Der Große Narrenrat beschloss 1982, keine weiteren Streifenhansel mehr anzuschaffen; stattdessen sollte zunächst die Gruppe der Mehlwurmhansel neu aufgebaut werden [218]. Unter Narrenvater Heiner Oberle, der von 1992 bis 2002 amtierte, wurde das Verbot wieder aufgehoben und diese Hanselart voll in die Zunft integriert.

Spättlehansel

Der Spättlehansel, dessen Häs mit vielen hundert Spättle ,kleinen Stoffstücken' [219] benäht ist, war bis zum 1. Weltkrieg recht beliebt, verschwand dann aber wie die meisten anderen Hansel von der närrischen Bildfläche [220]. Er sollte zur Fasnet 1961 wieder neu belebt werden, aber da es in vielen Städten damals Mode gewesen war, einen Spättlehansel zu machen, kam es zunächst nicht dazu. Um 1987 hatte dann J. Krausbeck den Plan, einen Geißbock zu schaffen, wie er bereits auf einem Festspielplakat aus dem 19. Jahrhundert zu sehen ist und der von einem Spättlehansel getragen werden sollte. Der Geißbock wurde allerdings bis heute nicht realisiert, obwohl die Entwürfe und das Fell für ihn bereits vorhanden sind. 1996 entwarf und schneiderte Silvia Kniesel den neuen Spättlehansel genau nach dem im Heimatmuseum befindlichen Original; in einer Zeichnung überlieferte Glasmaler Georg Straub [221] die Form des nicht erhaltenen Hutes, wie er sie noch aus seiner Jugendzeit um 1900 kannte [222]. Die verschiedenen Farben der etwa 1000 Stoffspättle entsprechen den Farben der anderen Wolfacher Hansel, die Ärmel und Strümpfe sind einfarbig rot, die Schuhe schwarz. Als Vorbild für die Larve diente eine Blechlarve mit beweglichem Unterkiefer aus dem Heimatmuseum [223]. Bei der Oktober-Sitzung 1996 des Großen Narrenrats fand die Abnahme des neuen Hansels statt, der beim Zunftabend 1997 auf der Bühne der Festhalle offiziell der "Schatzkiste der Wolfacher Fasnet" entstieg [224]. Das Amt der Obleute übernahmen Ben Endres und Silvia Kniesel.

In ganz Europa sind nur etwa ein halbes Dutzend Blechlarven bekannt, von denen heutzutage nur noch in Kißlegg und in Triberg je eine von Einzelfiguren, dem Schnarregagges und dem Federaschnabel, getragen werden [225]. Eine Gruppe von Blechlarventrägern gibt es nur in Wolfach.

Alde Rungunkeln und Müller

Bereits im Fasnetsingspiel "Die Weibermühle von Tripstrill" des Fürstlich-Fürstenbergischen Schulvisitators und Magisters Georg Anton Bredelin (1752-1814) [226], das dieser während seiner Hausacher Dienstzeit zwischen 1784 und 1797 schrieb und das alle fünf Jahre in Wolfach zu sehen ist [227], wird eine Rungunkel erwähnt. Der Weber bringt darin sein altes Weib zur Mühle und klagt dem Müller sein Leid [228]:

Ach lieber Meister Cyprian,
da bring ich meinen Wust;
wenn deine Kunst soll gehen an,
ein Tag lang fegen mußt!
So nimm dann die Rungunkel mein
in die kunstreiche Mühl hinein,
ich bitt, ich bitt, ich bitt.

Auch in einem alten Wolfacher Fasnetspruch taucht sie auf [229]:

Alde Rungunkel hot d'Schäfe verbrennt [230]
un isch mit em Kochlöffel d'Schdege nagrennt [231].

Der Begriff Rungunkel ist ein weit verbreiteter Spott- und Scherzname für alte Weiber [232]. Es handelt sich hierbei womöglich um eine Zusammensetzung aus mhd. runke, runze ‚Falte, Runzel' [233] und der Kunkel ‚Spinnrocken' [234], die gelegentlich auch als Sinnbild für die Frau an sich verwendet wird [235]; das Wort steht demnach für ein altes, runzliges Weib, das nur noch am Spinnrad sitzt. In Wolfach gilt es deshalb als ein Sakrileg, die Rungunkeln als Hexen zu bezeichnen, mit denen sie nichts zu tun haben.

Im Jahre 1937 hatten die Rungunkeln ihren ersten belegbaren Auftritt als eigenständige Narrenfigur bei der Aufführung des Fasnetspiels "Der Narrogeist im Faß" von J. Krausbeck. Hier heißt es im Text [236]:

Zu Hilf! Wer rächt die Narretei?
Ihr alten Rungunkeln, ihr Hexen, kommt herbei!

Auch 1949, 1958 und 1959 traten sie bei den Festspielen in Erscheinung. Auf Initiative des damals 29-jährigen Franz Storz entstand 1958 nach einer längeren Entwicklungszeit eine Holzlarve und das Häs, die schließlich den offiziellen Segen des Narrenvaters erhielten. Es entstanden die ersten Statuten mit strengen Regeln und einer Kleiderordnung: die Rungunkeln tragen ein schwarzes Kopftuch mit roten Flecken, das von einer Messingbrosche zusammengehalten wird, einen Peter [237] aus kleingemustertem Stoff, der hinten in Anlehnung an die Fürstenberger Tracht abgerundet ist, dunkle Handschuhe, eine blau gestreifte oder karierte Schürze, einen dunklen Rock, eine weiße Spitzenunterhose, schwarz-rot geringelte Wollsocken und Strohschuhe sowie gemäß dem Fasnetspruch einen großen hölzernen Kochlöffel [238].

Vor allem der "Storze Franz" versuchte in der Folgezeit mit seinen Mitstreitern [239], dem Wildwuchs an freien Hexenmaskierungen ein historisch verbürgtes Brauchtum entgegenzustellen und Missbräuche erst gar nicht aufkommen zu lassen. Der Erfolg gab ihm Recht: die VSAN erkannte die Rungunkeln zu ihrem 25-jährigen Bestehen 1984 offiziell als historische Narrenfigur an. Bis 1982 blieb Storz als Oberrungunkel tätig; ihm folgten Rudolf Neef (1940-1997), Hubert "Vitus" Kessler, Hans Glunk und Marcus Horn.

Die Rungunkeln nahmen im Jahre 1965 erstmals eine fahrbare Altweibermühle bei den Fasnetumzügen mit. Sie hatte ein Stroh gedecktes Dach und diente auch als Kulisse für die Aufführungen von Bredelins Singspiel 1973 und 1977 auf der Festspielbühne vor dem Rathaus. Die Müller, die die Rungunkeln in die Mühle stecken, bekamen eine an historischen Vorbildern orientierte Berufskleidung und entwickelten sich dadurch ebenfalls zu einer eigenständigen Fasnetfigur. Am Fasnetzieschdigabend 1979 ging diese erste Mühle auf der Martinswiese unter dem Wehklagen der über das Feuer springenden Rungunkeln in Flammen auf [240] und wurde durch eine neue Mühle ersetzt, deren Bemalung von dem Wolfacher Maler Heinz Pape stammte. 1998 erhielt diese Mühle ein Stroh gedecktes Dach. Im Laufe der Zeit geriet sie jedoch immer mehr zu einem Verkehrsrisiko, so dass die Rungunkeln und Müller sich 2002 dazu entschlossen, eine neue Mühle zu bauen [241]. Den überdimensionalen Kleiekotzer schuf Daniel Schrempp. Erstmals zum Einsatz kam das neue Gefährt beim Narrentreffen in Donaueschingen 2003. Für die Festspielaufführungen der "Weibermühle" ab 1982 entstand eine eigene stationäre Mühle, deren großes Mühlrad J. Krausbeck kunstvoll mit den vier Elementen Feuer, Wasser, Luft und Erde in Form von Gesichtern bemalte; als Vorbild dienten ihm dabei vier Stühle in seiner Wohnung, deren Lehnen nach den vier Elementen gestaltet sind.

Gelegentlich greifen die Rungunkeln bereits vor der Fasnet bei den Narrenversammlungen ins närrische Geschehen ein und bringen unter den Klängen der Weibermühlenmelodie bei den Besuchern das Narrenblut in Wallung. Ein beliebter Programmpunkt zu Beginn der Pause des Zunftabends in der Woche vor der Fasnet war lange Zeit der Einfall der Rungunkeln in die Festhalle, wobei sie auf der Bühne ausgewählten Persönlichkeiten den Rungunkelfraß, einen scharf gewürzten Wurstsalat, verabreichten. Zu ihrem Jubiläum 1984 studierten sie einen Rungunkeltanz ein, den sie in späteren Jahren gelegentlich wiederholten.

Eine Spezialität der turnerisch meist sehr begabten Rungunkeln ist es, an den Häuserfassaden hochzuklettern und durch die Fenster in die Wohnungen der Zuschauer einzusteigen; um sich die Kletterei zu erleichtern, konstruierten sie einen riesigen hölzernen Kochlöffel mit Leitersprossen, der insbesondere bei Narrentreffen eingesetzt wird. Eine besondere Attraktion bei den Umzügen bietet Manfred Schäfer als Hochrad fahrende Rungunkel. Eine wichtige Aufgabe dieser Häsgruppe, in die nur Männer aufgenommen werden, ist die Gestaltung der Elfemessen, bei denen sie während des Umzuges die besten Schnurrthemen [242] szenisch darbieten und sich dabei (ohne Larve und Häs) entsprechend verkleiden, um den dargestellten Persönlichkeiten möglichst ähnlich zu sehen.

Die Rungunkeln sind innerhalb der Narrenzunft eine relativ eigenständige Gruppe, die sich gelegentlich auch alleine ohne die übrige Zunft zu einem Ausritt aufmacht, um an Umzügen in der Nachbarschaft teilzunehmen. Engen Kontakt pflegen sie zu der Karnevalsgesellschaft "Rheinfreunde" in Koblenz-Neuendorf, die sie gelegentlich auch in voller Montur besuchen [243].

Mi-Parti-Hansel

Neben dem Streifenhansel gehörte bis zum 1. Weltkrieg ein Hanseltyp in den Farben Gelb und Rot zu den beliebtesten Narrenfiguren in Wolfach. Das Häs dieses Hansels ist ein Mi-Parti ‚farblich meist vertikal geteiltes Kleid' [244]. Das Mi-Parti entstand nach dem 11. Jahrhundert unter dem Einfluss byzantinischer Mode, die sich durch eine starke Farbigkeit auszeichnet. Zunächst trugen es vor allem die Bediensteten, die mit der Farbgebung das Abhängigkeitsverhältnis von ihrem Dienstherrn zeigten. Im 15. Jahrhundert entwickelte sich daraus eine Farbsymbolik, mit der auch die Gemütsverfassung des Trägers ausgedrückt wurde. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts verschwand das Mi-Parti aus der Mode, erhielt sich aber bei den Narrenkostümen.

Ein Kinder-Mi-Parti-Hansel von 1883 aus der Narrenkammer der Familie Krausbeck ist heute im Heimatmuseum ausgestellt [245]. Bei einer Aufräumaktion auf dem Dachboden eines alten Hauses kam 2003 das gut erhaltene Häs eines Mi-Parti-Hansels aus dem 19. Jahrhundert der Familie des Zeitungsverlegers August Sandfuchs (1840-1908) zum Vorschein [246]. Auf einer Fotografie von 1927 ist zu erkennen, dass dieser alte Hansel beim damaligen Festspiel als Verkleidung für den von Albert Sandfuchs jun., einem Enkel von August, dargestellten Hofnarren des Grafen Konrad von Wolva diente. Vermutlich entstand erst damals die Eselsohrenkappe, um ihn besser an seine neue Aufgabe als Hofnarr anzupassen. Ursprünglich dürfte seine Kopfbedeckung wie bei den meisten anderen Hanseln in Wolfach ein Spitzhut gewesen sein. Eine Larve hat sich nicht erhalten. Bei der Elfemess am Schellemendig 2004 trat der Mi-Parti-Hansel, getragen von Frank Schrader, einem Ur-Ur-Enkel des ursprünglichen Besitzers, erstmals wieder nach 77-jähriger Pause an der Fasnet auf.

Josef Krausbeck, ein enger Freund der Familie Sandfuchs, überlieferte die Geschichte, dass Albert Sandfuchs sen. (1873-1939) den Mi-Parti-Hansel eines Tages an einen Bekannten in Hausach verlieh [247]. Da sich dort kaum noch Spuren alten fasnetlichen Brauchtums fanden, wurde das Sandfuchssche Häs als Vorbild genommen für den heutigen Hausacher Hansel und mit einer Larve nach einem alten Vorbild aus Hausach sowie einer neuen Kopfbedeckung, die an die Oberndorfer Hansel erinnert, kombiniert [248]. Als diese Entstehungsgeschichte im Vorfeld der Fasnet 2004 durch einen Zeitungsbericht bekannt wurde, versuchte der Hausacher Narrenrat José F. A. Oliver sogleich bei der Schlüsselübergabe am Schmutzige Dunnschdig in Hausach in einer gereimten Entgegnung, dies zu widerlegen [249], doch konnte er bis heute keine Dokumente vorlegen, die seine These unterstützen [250].

Da Gelb unter allen Farben die auffallendste ist, fand es in der Kleidertracht bei jenen Verwendung, die auffallen sollen - im Mittelalter war es aufgrund seiner üblen Vorbedeutung (Neid) Juden, Dirnen und Ketzern als Schandfarbe vorgeschrieben [251] - oder wollen - so hat beispielsweise in Christoph Martin Wielands Geschichte des Agathon von 1766 der "Hans Wurst" einen Wams und gelbe Hosen an [252]. In der Farbensprache des Minnelebens stand Gelb hingegen für "minnigliches Glück" [253]; in der Kunst übernahm es die Bedeutung von Gold, das im christlichen Sinne für die Ewigkeit und das göttliche Licht steht. Im 18. Jahrhundert galt Gelb als "nächste Farbe am Licht", die "eine heitere, muntere, sanft reizende Eigenschaft besitzt" und das "Gemüth erheitert" (Goethe) [254], das sich deshalb zu jener Zeit auch in ehrbaren Kreisen als Kleiderfarbe verbreitete: in Goethes Werther trägt der Titelheld einen blauen Frack und eine gelbe Weste [255], die durch den großen Erfolg des 1775 erschienenen Romans als Werther-Mode sehr beliebt wurden. In Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre trägt eine Marionette, die Jonathan, den Geliebten des biblischen Königs David [256], darstellt, ein "gelb und rotes Kleid" [257]. Rot gilt als Farbe der Leidenschaft und Sinnlichkeit, der Liebe, des Lebens und der Gefahr [258], gelegentlich aber auch als Schandfarbe [259].

Da die Sinngebung der Farben uneinheitlich ist und sich mit den Zeiten wandelt, wäre es verfehlt, die Farben des gelb-roten Mi-Parti-Hansels allein auf eine einzige Bedeutung zurückführen zu wollen, zumal sich dessen genaue Entstehungszeit nicht bestimmen lässt. Ein Indiz für das ungefähre Alter und die Farbsymbolik könnte allerdings sein, dass Gelb bzw. Gold und Rot früher die Farben des Wolfacher Stadtwappens waren [260]; als die Stadt 1806 zum Großherzogtum Baden kam, dessen Wappen ebenfalls gelb-rot ist, änderte sie ihre Farben in Gelb und Blau.

Spitzgücklehansel

Nach mündlicher Überlieferung gab es im 19. Jahrhundert einen Spitzgücklehansel, dessen Häs mit weißen, rosa und braunen Spitztüten behängt war, die es damals in jedem Lebensmittelladen zum Einpacken der Ware gab [261].

Hästräger ohne Larve

Wohlauf

Beim Wohlauf [262], dem historischen Narrenwecken, versammeln sich am Schellemendigmorgen vor dem Stadttor mehrere hundert Narren, die alle mit Wohlaufhemden und -kappen ‚weißen Nachthemden und Zipfelmützen' bekleidet sind und ein Krachinstrument bei sich haben; viele von ihnen tragen hölzerne Stalllaternen, denn die Straßenbeleuchtung und jede andere Lichtquelle in der Stadt sind während des Zugs ausgeschaltet. Gleich nach dem Betzeitläuten der nahen Schlosskapelle um 5:30 Uhr setzt sich der Wohlauf unter ohrenbetäubendem Lärm in Bewegung; in seiner Mitte wird auf einem Wagen ein von Stalllaternen beleuchtetes Bett mitgezogen, in dem der Wohlaufmaa ‚Wohlaufmann' schläft. An jenen Stellen, an denen einst der Nachtwächter seine Stundenrufe ertönen ließ - vor den Gasthäusern Salmen, Kreuz, Fortuna, Hirsch [263] und Ochsen [264] sowie am Schützeneck [265], beim Narrenbrunnen am Gassensteg, in der Kirchstraße Ecke Grabenstraße und abschließend im Schlosshof [266] - verstummt der Lärm und die Stalllaternen werden hoch gehoben; der Wohlaufmaa erwacht, steht in seinem Bett auf und singt eine Parodie auf ein altes Nachtwächterlied, dessen melodische Substanz sich bis ins 14. Jahrhundert zurückverfolgen lässt [267]:

Wohlauf! Wohlauf!
Ihr Narren, hört, vernehmt und wisst:
Der Narrotag erstanden ist.
Der Tag fängt an zu leuchten
Den Narro wie den Gscheiten.
Der Narrotag, der nie versag!
Wünsch allen Narro e guet Tag!

Die zweite Zeile des Textes lautete ursprünglich "Im Namen des Herrn Entechrist" [268]. Dadurch kam es 1965 zu einem großen Streit, denn der damalige evangelische Pfarrer Otto Fischer äußerte gegen die Anrufung des Antichristen im Wohlauflied und zugleich gegen die gesamte Wolfacher Fasnet schwere Bedenken [269]. Nachdem die Narrenzunft zunächst jede Änderung strikt ablehnte, kam es 1973 zur Ersetzung des Entechrists durch die von J. Krausbeck formulierte Zeile, wie es bereits 1967 der Volkskundler Hermann Bausinger vorgeschlagen hatte [270]. Wie sehr dieser Streit die Gemüter der Narren bewegte und dauerhaft beschäftigte, zeigte sich, als die Narrenzunft 25 Jahre später einen neuen Wohlaufsänger suchte. Einige der Kandidaten für dieses Amt sprachen sich für die Wiedereinführung des alten Textes aus, worauf der Kleine Narrenrat mit seinem Rücktritt drohte, falls der Entechrist wieder gesungen werde. Bei nur drei Gegenstimmen beschlossen daraufhin die etwa 60 Mitglieder des Großen Narrenrats, den neuen Text beizubehalten [271]. In Kenzingen, wo 1914 ein aus Wolfach stammender Holzhändler den Wohlauf in die dortige Fasnet einführte, wird bis heute der originale Text mit dem Entechrist gesungen [272].

Nach den Erinnerungen von Alfred Krausbeck (1873-1937) soll der Wohlauf um 1815 entstanden sein als Verulkung eines Nachtwächters, der einmal verschlafen habe. Die mangelnde Disziplin einzelner Nachtwächter ist durch zahlreiche Gemeinderatsprotokolle nachweisbar. So hat beispielsweise 1705 der Nachtwächter Joseph Duppelin "verwichene Nacht bei solch großem Wind geschlafen" [273]. August Armbruster (1860-1933) beschreibt in seiner handschriftlichen Stadtchronik von 1895 den Beruf des Nachtwächters, wie er vor 1874 in Wolfach ausgeübt wurde [274]:

„Die letzten Repräsentanten der Nachtwächter nach alter Art war der Schomebeck und der Schinde[r] Valentin. Was war das als für ein nächtlicher Kunstgenuß, wenn der Schindervalentin mit seiner bekannten, klangreichen, prächtigen, schnarrenden Tenorstimme morgens um 3 Uhr den Wohl Auf herunterleierte und der also lautete:“

„Wohl Auf, Im Namen des Herr Jesu Christ der helle Tag vorhanden isch
der Tag fangt an zu leuchten
den Armen wie da Reicha
der helle Dag, der nie versag
Gott geb alla Menscha eina guata Dag.

„Da freute sich alles, was nicht gerade schlief der Wachtsamkeit des treu besorgten Valentin. Man wußte das im Städtle alles in Ordnung war, legte sich beruhigt auf die andere Seite und schlief weiter.“

Der hier überlieferte Originaltext des Wohlaufliedes [275] zeigt, dass die fasnetliche Parodie durch einfachen Austausch einzelner Wörter entstand, ein Indiz für eine spontane Entstehung des Brauches, vielleicht im Rahmen einer Elfemess, bei der auch heute noch lustige Ereignisse des vergangenen Jahres parodiert und szenisch dargestellt werden.

Der Volkskundler Dietz-Rüdiger Moser stellte die auch von Werner Mezger vertretene These auf, dass der "Wolfacher Wohlauf" - er meint damit den Sänger des Wohlaufliedes - nichts anderes als eine Personifikation menschlicher Lasterhaftigkeit sei und bezieht sich dabei auf eine Handschrift aus dem Jahr 1300, in der sich die Allegorie der "freszigkeit", der Todsünde der Völlerei findet, "in Form einer müde vor sich hin dösenden männlichen Figur abgebildet, die den Namen ‚faulhard wohlauf' trägt" [276]. Sowohl Moser als auch Mezger übersehen dabei allerdings aus Unkenntnis der lokalen Überlieferung, dass es in Wolfach keine Person namens Wohlauf gibt, die als "eine allegorisch klar begründete, Gestalt gewordene Todsünde" [277] gedeutet werden könnte. Der Sänger des Wohlaufliedes wird von den Wolfachern Wohlaufmaa genannt und verdankt seinen Namen allein dem Beginn des Wohlaufliedes, das nachweislich auf ein christlich geprägtes Nachwächterlied zurückgeht, das ebenfalls mit Wohl auf! beginnt; der Begriff wird in beiden Versionen eindeutig im Sinne eines Weckrufes verwendet, denn sonst müsste bereits der christliche Nachtwächterruf als eine Anspielung auf die Todsünde gewertet werden, was jedoch mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann [278]. Für die fast schon primitive Umdichtung der Vorlage zu einem Fasnetlied bedurfte es bestimmt keines hoch gebildeten Theologen, der sich in mittelalterlichen Lastervorstellungen auskannte. Der Wohlaufmaa ist keine müde vor sich hin dösende männliche Figur, sondern versucht, mit seinem mit kräftiger Stimme gesungenen Lied die Narren zu wecken, damit sie ihren höchsten Feiertag nicht verschlafen; deshalb wird der Wohlauf auch als Narrenwecken bezeichnet. Die von Moser und Mezger verfochtene These eines mittelalterlichen Hintergrundes lässt sich nicht durch Quellen bestätigen, denn es gibt für den Wohlauf vor dem 19. Jahrhundert keine schriftlichen Nachweise [279]. Die älteste Beschreibung findet sich in der Erzählung "Theodor der Seifensieder" von Heinrich Hansjakob [280]:

„Zur Zeit von Theodors Narrenvaterschaft [1864-66] hatten die Wolfacher eine famose Einleitung der Fastnachtszeit, die Hasle nicht kannte, und das war der sogenannte "Wohlauf". Der wurde am Fastnachtsmontag in aller Frühe "ausgerufen". Narrenväter und -söhne sammelten sich in den buntesten Kostümen beim unteren Tor, versehen mit allerlei Instrumenten, als Trommeln, Hörnern, Pfeifen, Hafendeckeln, Wasserkübeln und anderem. Die Musikanten gruppierten sich um einen Mann in weißem Hemd und weißer Zipfelkappe, der von anderen getragen wurde. [...] Unter Musik setzte sich der Zug in Bewegung durchs Städtle und Vorstädtle. An verschiedenen Hauptpunkten wurde gehalten; die Instrumente schwiegen und der Mann mit der Zipfelkappe rief:“

"Wohlauf im Namen des Herrn Entechrist,
Der Narrentag vorhanden ist.
Der Tag fängt an zu leuchten
Dem Narren, wie dem G'scheiten,
Der Narrentag, der nie versag';
Wünsch' allen Narren einen guten Tag."

Damals existierten für die Teilnehmer des Wohlaufs noch keine genauen Bekleidungsvorschriften, doch passten sich viele von ihnen bald der Verkleidung des Wohlaufmaas mit einem langen weißen Nachthemd und Wohlaufkappe an. Dabei kam es einmal zu einem frostigen Missverständnis [281]:

„Als einst ein Knecht des alten Zähringers (Wilhelm Armbruster) durch den Lärm geweckt ans Fenster eilte und die vielen Hemdglunker [282] wahrnahm, schloß er sich, nur mit dem Hemd bekleidet, begeistert dem ihm ungewohnten Zuge an. Die Nacht war aber sehr kalt, und bald schlotterte er, wie vom Fieber geschüttelt. Dabei wunderte er sich, daß die übrigen Teilnehmer seine Gefühle nicht teilten, bis er endlich von den anderen Narren wegen seiner gar zu sommerlichen Bekleidung ausgelacht wurde. Eiligst ging er nach Hause und schlüpfte nochmals in sein warmes Bett, bis ihn der alte Zähringer zum Füttern rief.“

Das Wohlauf-Bett wurde bis 1890 mitgetragen, danach auf einem Wagen mitgezogen [283]. Seit jener Zeit lässt sich auch der Brauch nachweisen, den Wohlauf mit bengalischem Feuer, Lampions und tragbaren Riesenlaternen zu illuminieren [284]. Nach den Kriegs- und Krisenjahren von 1915 bis 1919 gab es trotz des weiterhin bestehenden strengen Fasnetverbotes 1920 erstmals wieder einen Wohlauf [285]. Im Rahmen der um 1933 einsetzenden Historisierung der Fasnetbräuche veränderte sich auch das Narrenwecken. Ab 1935 setzten sich nach anfänglicher Kritik allmählich die hölzernen Stalllaternen gegenüber den traditionellen Lampions durch. Die Narrenkapelle begleitete von nun an den morgendlichen Zug nicht mehr mit dem Michelesmarsch, wie dies zuvor über viele Jahre hinweg üblich gewesen war; zuletzt hatten ihn 1934 vier Musiker bei eisigem Wetter auf zunfteigenen Fanfaren geblasen. 1937 gab es erstmals eine verbindliche Kleiderordnung: "Nur vollständig Uniformierte sind zum Wohlauf zugelassen: Weiße Strümpfe, Nachthemd, Zipfelmütze" und als Beleuchtung "nur noch alte Laternen" [286]. Als zu Beginn der 1970er-Jahre sich immer mehr Narren am Wohlauf beteiligten und damit zugleich das Traditionsbewusstsein nachließ, startete die Narrenzunft 1976 die teilweise heftig umstrittene "Aktion sauberer Wohlauf", um wieder eine einheitliche Verkleidung aller Teilnehmer zu erreichen.

Der erste namentlich bekannte Wohlaufsänger war Ende des 19. Jahrhunderts der Löwenwirt und Narrenvater Vinzenz Springmann (1845-?); um 1905 sang der Fruchthändler und Narrenvater Anton Gißler den Wohlauf [287]. Bis 1908 gab es mehrere "Assistenten", die den Wohlaufsänger bei seinem Gesang unterstützten. In der vierten Narrenversammlung 1914 führte die Narrenzunft erstmals ein Preissingen um die "definitive Vergebung der Wohlaufsängerstelle im Sufmissionswege" durch [288]. Von 1920 bis 1931 übernahm Stadtkapellendirigent Albert Schmider (1879-1957) [289] diese ehrenvolle Aufgabe. Sein Nachfolger als Wohlaufsänger war von 1932 bis 1971 der Schuhmacher Rudolf Blattner (1898-?), dessen viel gelobte Singstimme auch mehrfach für Funk und Fernsehen aufgezeichnet wurde [290] und nach dessen Gesichtszügen Georg Straub 1933 den Wohlaufmaa auf dem Großen Wohlauforden gestaltete. Ihm folgten 1972 der Lebensmittelkaufmann Rudolf Armbruster (1910-1996), genannt Thedörle [291], sowie von 1973 bis 1990 und 1992 bis 1998 der Zollamtmann Walter Schmider, der Sohn von Albert [292]. Seinen Rücktritt kündigte Schmider 1998 bei der letzten Station des Wohlaufs im Schlosshof an und ließ danach erstmals in der Fasnetgeschichte alle Teilnehmer das Wohlauflied mitsingen; von seiner Rücktrittsankündigung wusste zuvor nur seine Frau [293]. Zum Nachfolger wählte der Große Narrenrat im Oktober 1998 mit großer Mehrheit Roland Schamm, der beim Zunftabend 1999 in der Festhalle seinen ersten offiziellen Auftritt als Wohlaufsänger hatte [294].

Das Herrichten und Ziehen des Wagens mit dem Wohlaufbett besorgte lange Jahre Blechnermeister Rudolf Schmidt (1902-1976), seit 1949 unterstützt von der Familie Kiefer, die 1973 diese Aufgabe übernahm. Wilhelm Kiefer und seine Söhne sind dabei verantwortlich für die Wagenpflege und das Anbringen der Laternen, seine Frau Emma für das Beziehen des Bettes und das Waschen der Bezüge [295].

Nach dem Wohlauf kaufen viele der Teilnehmer in den Bäckereien der Stadt frische Brezeln für ihr schellenmontägliches Frühstück [296]. Manche Narren gehen auch in ein Lokal, um Röschele zu essen [297]. Diese Tradition entstand erst nach dem 2. Weltkrieg, als nach einem Wohlauf einige Narren in der Gastwirtschaft "Zum Hecht" zusammen saßen und der Narrenrat Albert Sandfuchs jun. meinte, jetzt täte doch etwas Saures gut; prompt erfüllte die Wirtin diesen Wunsch [298]. 1984 kam es fast zu einem Glaubenskrieg um das Röschele. In den Jahren zuvor war es beim Wohlauf zu immer stärkeren Störungen des Ablaufs durch die zahlreichen Betrunkenen gekommen, die sich von den frühmorgens schon für das Röscheleessen geöffneten Wirtschaften angezogen fühlten. Deshalb beschlossen nach kontroversen Diskussionen der Kleine und Große Narrenrat bei ihrer Herbstsitzung 1984, in einem offiziellen Brief die Wolfacher Wirte darum zu bitten, ihre Lokale am Schellemendigmorgen bis um 8 Uhr geschlossen zu halten [299]. Beim Wohlauf 1985 gab es dann trotz der Bitte des Narrenrates in drei Lokalen Röschele zu essen, doch war es zuvor beim Wohlauf zugleich auch wesentlich ruhiger gewesen als früher. In den Folgejahren entspannte sich die Situation, so dass schließlich beide Seiten mit dem erreichten Kompromiss, den der damalige Narrenvater Albert Wöhrle (1922-2004) mit dem Ausspruch "Nicht gegen Röschele, sondern gegen Ruuschele" [300] auf den Punkt brachte, zufrieden waren.

Der Wohlauf machte zwar die Wolfacher Fasnet weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, das führte allerdings auch dazu, dass immer öfter Filmteams nach Wolfach kamen und mit ihrer kamerabedingten Dauerbeleuchtung den ganzen Charme des Umzugs, der gerade in der nur durch Stalllaternen erleuchteten Dunkelheit der Stadt liegt, zerstörten. So entstand 1996 die "Aktion dunkler Wohlauf", für die sich insbesondere Ehrennarro und Alt-Wohlaufsänger Walter Schmider einsetzt und sich darum bemüht, dass möglichst wenige elektrische Lichtquellen entlang des Umzugweges die besondere Atmosphäre des Wohlaufs stören.

Exkurs: Entechrist und Teufel in der schwäbisch-alemannischen Fasnet

Die von W. Mezger geäußerte Vermutung, beim Taganrufen in Elzach sei ähnlich wie beim Wolfacher Wohlauf der Teufel durch eine Textänderung versteckt worden [301], ist falsch. Peter Müller hat zweifelsfrei nachgewiesen [302], dass der originale Text des Taganrufens lautete: "Sten uff, sten uff! Ihr Narre alli wißt's, / Der Moudi Schwarz euer Hauptmann isch." Mit Moudi Schwarz ist der Räuber Johannes Mauthe (1857-1897) gemeint, der als eine Art "Schinderhannes des Elztals" galt. Der beim Taganrufen auftretende Nachtwächter war ursprünglich als Räuber verkleidet und womöglich war es Mauthe selbst, der diesen Brauch in die Elzacher Fasnet einführte. Um nach dessen Tod im Gefängnis nicht mit diesem verurteilten Verbrecher in Verbindung gebracht zu werden, änderten die Elzacher 1903 den Text.

Der Schuddig in Elzach ist in seiner heutigen Form mit dem roten Häs und den Furcht einflößenden Larven, die ihm eine teuflische Ausstrahlung verleihen, eine Schöpfung des frühen 20. Jahrhunderts unter dem Einfluss dämonisierender Erklärungsversuche in der Literatur [303]. Die Einzelfigur des ganz in schwarz gehaltenen Teufelschuddigs [304] entstand erst 1911 bei einer grundlegenden Reform der Elzacher Fasnet, von dem die heute existierende Vielfalt von Teufelslarven abstammt [305]. Nach den Erinnerungen des Elzacher Larvenschnitzers Josef Tränkle [306] hießen die Schuddige zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch Zottler, da sie bis zu 25 cm lange, aus altem Stoff zusammengeschnittene Zotteln [307] auf ihrem Gewand trugen; sie sahen damals eher wie ein Bär aus. Die drei Bollen an ihrem Dreispitz, auf dem nur etwa 10 bis 15 Schneckenhäusle locker aufgenäht waren, bestanden nicht wie heute aus roter Wolle, sondern aus Papier.

Bei der Katzenmusik am Schmutzige Dunnschdig 1929 war in Triberg erstmals der Narrenspruch zu hören [308]:

Im Namen des Herrn Entèchrist
der Narrètag vorhandè ist.
Schönè Tag, lièbè Tag,
aller Narrè Ehrètag.

Der Spruch entstand vielleicht im Hinblick auf die Narrenfigur des Triberger Teufels [309], die auf eine 1893 geschnitzte Teufelslarve zurückgeht. Der Text erinnert an den Wolfacher Wohlauf; das Wort vorhandé in der zweiten Zeile legt die Vermutung nahe, dass der Text aus der von Hansjakob überlieferten Version des Wohlauftextes abgeleitet wurde, denn dort heißt es ebenfalls vorhanden, während der heutzutage in Wolfach gesungene Text erstanden lautet. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass es in Triberg einst ebenfalls ein Nachtwächterlied gab, das die Narren parodierten, denn diese Art von Weckruf lässt sich in vielen Orten nachweisen [310]. Nachdem der Spruch in den 1960er-Jahren aus der Triberger Fasnet verschwand, womöglich als eine Reaktion auf die öffentlich geführte Diskussion um den Wolfacher Entechrist, wird er in jüngster Zeit wieder verwendet. Beim Zunftabend im benachbarten Schonach gibt es einen ähnlichen Narrenspruch [311]:

Stehet auf, im Namen des Entechrist
und wisset, daß jetzt Fasnet isch.
Die stille Zeit ist längst vorbei,
und wir Narren sind noch alle frei.
Ihr Mütter, hört meinen Rat gut an,
hängt euren Töchtern Schlösser an.
Den Schlüssel holen wir euch ab,
bis in der Aschermittwochnacht.

Dieser Spruch weist eine starke Ähnlichkeit mit dem Text des Elzacher Taganrufens auf [312].

Außer in Elzach und Triberg erscheint der Teufel auch in anderen Orten als reale Gestalt. Eine Einzelfigur ist der Offenburger Hexenmeister, der erstmals in den 1930er-Jahren mit seinem Teufelsgewand auftrat [313]. 1952 schufen die Hornberger Narren die Fasnetfigur "Horn" mit einer Teufelslarve [314]. Kaum älter ist der Schiltacher Teufel, der 1950 nach einer Sage über einen großen Stadtbrand im 16. Jahrhundert entstand [315]. Seit den 1990er-Jahren gibt es in St. Roman, einem Ortsteil der zu Wolfach gehörenden Gemeinde Kinzigtal, als Narrenfigur einen Teufel, gestaltet nach einer Sage über den dortigen Teufelsstein [316].

Ebenfalls eine Teufelsgestalt ist der Rottenburger Ahland, der erstmals 1929 zu sehen war [317]. Als Vorbild für die Larve diente eine Sandsteinfratze, deren Alter und Herkunft umstritten sind [318]. Zunächst hieß diese Narrenfigur "Rottenburger Originalmaske", erst seit 1950 setzte sich nach und nach die Bezeichnung "Ahland" durch. In Rottenburg bezeichnete das Wort Aland ursprünglich eine ‚vermummte Person an der Fastnacht, namentlich ein maskiertes Kind', Aland gehen stand für ‚vermummt gehen' [319], hatte also keinen Bezug zu einer bestimmten Verkleidung, sondern diente als Sammelbegriff für eine Maskierung an sich. Über die Herkunft des Wortes spekulierte Hermann Fischer in seinem Schwäbischem Wörterbuch: wenn "dieses ganz lokal überlieferte Wort nicht eine specielle Entstehungsursache" habe, so könnte Aland eine "euphemistische Entstellung" von mhd. vâlant ‚Teufel' sein. In der lokalgeschichtlichen Literatur Rottenburgs wurde diese beiläufig geäußerte Vermutung Fischers dann später ungeprüft als eine wahre Tatsache übernommen. Diese Herleitung ist jedoch aus sprachgeschichtlichen Gründen unmöglich, da ein konsonantischer Anlaut nicht einfach wegfallen kann [320].

Der Begriff Aland/t bezeichnet zunächst allgemein eine Karpfenfischart, eine würzhaltige Kräuterpflanze [321], sowie verschiedene europäische Flüsse [322] und ist auch als Familienname verbreitet [323]. Es ist anzunehmen, dass der Familienname jüngeren Datums ist und auf einer der anderen Bedeutungen basiert. Der Flussname Alant geht zurück auf idg. al(a) ‚Quelle' [324], der zu den Weißfischen gehörende Aland auf mhd. alant < ahd. alunt < germ. *alunda, *alundaz < idg. *al-, *alou-, *alýu- ‚weiß, glänzend' [325], die Pflanze Alant auf germ. *alan ‚sich nähren', got. al-an* ‚wachsen, sich nähren' < idg. *al- ‚wachsen, nähren' [326]. Zudem kann Alant auch ‚Alaun (Kalium-Aluminium-Sulfat; ein Beizmittel in der Gerberei, Papierleim)' bedeuten [327].

Dies erklärt nun aber nicht, wie Aland in Rottenburg zu einem Synonym für eine vermummte Person werden konnte. Hierzu wäre eine genaue vergleichende Erforschung aller Quellen vor Ort nötig, in denen der Begriff in dieser Bedeutung verwendet wird. Gegen die durchaus denkbare Erklärung, dass der Fisch Aland in Rottenburg als eine besondere Delikatesse am Aschermittwoch galt und sich der Name auf die den Fisch verzehrenden Personen übertrug [328], spricht, dass dieser Fisch nur im Donaugebiet, in Oberschwaben und am Bodensee Aland hieß, am Neckar aber als Schuepfisch ‚Schupp(en)fisch' bezeichnet wurde [329]. Eine andere Möglichkeit wäre, dass sich die Rottenburger in alantleder ‚mit Alaun gegerbtes Leder' [330] hüllten und der Name des Stoffes metonymisch auf die den Stoff tragenden Personen überging. Oder sie stellten vielleicht mit ihrer Verkleidung eine stadtbekannte Persönlichkeit mit dem Namen Aland dar.

W. Mezger behauptet, dass die Teufelskostüme in der Fasnet "offenbar bevorzugt aus den kirchlichen Requisitenkammern für geistliche Schauspiele und Figuralprozessionen entliehen" wurden [331]. Dies ist eine wissenschaftlich nicht haltbare Verallgemeinerung, da Mezger als Beleg dafür nur eine einzige Quelle, ein Überlinger Ratsprotokoll aus der Zeit um 1500 [332], nennt, ohne aber nachzuweisen, wie weit diese als repräsentativ für die im deutschen Südwesten gepflegten Traditionen gelten kann. Ein in Ulm gefundenes Larvenfragment wird von Mezger als mittelalterliche Teufelsdarstellung interpretiert, doch wirkt dies nicht unbedingt überzeugend, da die auf der Rekonstruktion der Larve angefügten Hörner im Original nicht zu erkennen sind [333]. Viel eher erinnert diese Larve an eine mittelalterliche Schandmaske oder vielleicht auch an einen Kleiekotzer.

An diesen Beispielen zeigt sich, dass die große Verbreitung des Teufels in der Fasnet überwiegend eine neuzeitliche Entwicklung ist und sich von wenigen Ausnahmen abgesehen nicht vor dem 20. Jahrhundert belegen lässt. Dies widerspricht eindeutig den in den 1980er-Jahren entwickelten theologisch motivierten Fasnettheorien von W. Mezger und D.-R. Moser, nach denen der Teufel in der Fasnet seit ihrer Entstehung im Mittelalter eigentlich eine zentrale Rolle spielen müsste [334].

Landsknechte des Grafen Konrad von Wolva

Die Landsknechte mit ihren am Vorbild der zu Fuß kämpfenden Söldner aus dem 15. bis 17. Jahrhundert orientierten Uniformen [335] gehören neben den Hanseln zu den ältesten Fasnetgestalten in Wolfach, die früher allerdings nicht jedes Jahr zu sehen waren. Ursprünglich traten sie nur dann in Erscheinung, wenn ein Fasnetspiel mit einem passenden Thema zur Aufführung kam, beispielsweise 1849 Don Quijote und Sancho Pansa, 1865 der Munderkinger Landsturm, 1888 die Belagerung und Erstürmung der Burg Lichtenstein, 1889, 1898 und 1905 der Jagdzug des Grafen von Geroldseck [336]. Eine Fotografie von der Aufführung des Spiels "Wallensteins Lager" (frei nach Schiller) von 1897 zeigt [337], mit welch großem Aufwand die Kostüme der Landsknechte bereits anno dazumal ausgestattet waren. Aus jener Zeit existiert noch eine Landsknechtsuniform aus dem Besitz der Familie Sandfuchs.

1924 schrieb Albert Sandfuchs sen. das Fasnetlied "Der Wolfacher Durscht" und erschuf damit die Figur des Grafen Konrad von Wolva [338], der 1927 beim Festspiel "Völkertagung am Hofe Graf Konrads des Durstigen" von Josef Krausbeck seinen ersten großen Auftritt hatte, begleitet von seinem Gefolge in Landsknechtsuniformen [339]. Wie auf einer Fotografie des Festzugs zu sehen ist, gab es damals einen "berittenen" Landsknecht, der ein aus Holz und Stoff gebautes Pferd mit sich trug [340]. Seinen zweiten Auftritt hatte Graf Konrad am Schellemendig 1928 beim Festspiel "Die Belagerung der Burg Wolfach durch Raubritter Stephan von Bulach und Hasensprung"; Verteidiger der Burg waren Graf Konrad und seine Burgbesatzung [341]. Josef Krausbeck spielte damals den "Turmpuper", der von der ehemaligen Turmwächterwohnung im Stadttor aus den Feind vor dem Tore zu beobachten und dessen Nahen den in der Stadt verschanzten Truppen des Grafen Konrad zu signalisieren hatte.

Glasmaler Georg Straub schuf zu jener Zeit eine Zeichnung des durstigen Grafen Konrad, die auch als Vorbild für eine Narrenfahne diente [342].

Bei der Ausgestaltung des Fasnetusrufe spielten die Landsknechte eine große Rolle. Dieser Brauch wird erstmals 1891 schriftlich erwähnt [343], dürfte aber wesentlich älter sein, denn vor dem Erscheinen der ersten Wolfacher Zeitung 1865 war das Verkündigen von Nachrichten mit Trommelschlag noch eine allgemein übliche Form der Bekanntmachung, wie jene Aktennotiz von 1816 zeigt, nach der der Polizeidiener auf Befehl des Bürgermeisters ausschellen und verkündigen musste, dass "die Narrenzunft niemand solle etwas leids tun" [344]. Vielleicht entstand das Fasnetusrufe bereits damals als närrische Reaktion auf diese Verkündigung.

Bis zum 1. Weltkrieg riefen jeweils am Fasnetsunndig einige "Obernarren zu Fuß und zu Pferd" die Fasnet aus. 1925 zog bereits am Schmutzige Dunnschdig Prinz Karneval mit seinem Gefolge in prächtigen Kostümen und auf geschmückten Wagen, begleitet von der Narrenkapelle, in die Stadt und ließ durch einen Herold die Ankunft der Fasnet verkünden. In den 1930er-Jahren ritten am Schmutzige Dunnschdig um 13:30 Uhr meist mehrere mittelalterlich gekleidete Herolde hinter einer kleinen Trommlerabteilung in die Stadt, begleitet von einigen Hanseln und anderem Narrenvolk. Der erste Herold entfaltete an den Verkündstellen, wo früher auch der Nachtwächter seine Stundenrufe ertönen ließ [345], ein riesiges Pergament, um die Fasnet auszurufen. 1937 verkündete Narrenvater Erwin Haas als Wolfacher Hansel seinem närrischen Gefolge, dass der Narrogeist seine Herrschaft angetreten habe.

Nach dem 2. Weltkrieg rief von 1949 bis 1951 und 1956 ein Herold in Landsknechtsuniform die Fasnet aus, von 1952 bis 1955 und 1957 ein Narrenpolizist; den Text dazu verfasste 1949 Josef Krausbeck unter Mitwirkung von Hans Sartory, dem "Schützenstüble-Hans" [346]. Den 1954 auf den Mittwoch vor der Fasnet, den damals so genannten "Mageren Mittwoch", verlegten Brauch übernahm 1958 die sechs Jahre zuvor von Sartory gegründete Landsknechtsgruppe. Ihre Kostüme stammten noch aus der Vorkriegszeit und entstanden ursprünglich für Fasnetspiele. Sechs neue Uniformen in den Stadtfarben Gelb und Blau ließ Sartory 1960 vom Schneidermeister Franz Hacker schneidern, der im Volksmund "de Schniiderpeter" hieß [347]. Zwei Jahre später ritt Sartory letztmals hoch zu Roß um die Stadt, seit 1963 fährt eine zunächst vom Stadt-Bulldog, später von einem Traktor gezogene Burg beim Fasnetusrufe mit, von der aus das "schier siebentägige Fest" verkündet wird. Nachdem zunächst nur wenige Hansel dem von den Landsknechten mit Fackeln illuminierten Umzug folgten, entwickelte er sich schließlich zum offiziellen Beginn der Straßenfasnet mit allen Hästrägern. 1969 übernahm Fritz Tappert die Leitung der Landsknechte, die sich nach und nach neue wertvolle Kostüme aus Samt - gelb-blau, grün-rot und rot-gelb geflammt - nähen ließen. Seither gibt es auch die Trosswiiber, die ein passendes Häs mit langem Rock tragen und während der Umzüge Hochprozentiges verteilen. 1982 wurde die fast 20 Jahre alte Burg durch eine neue ersetzt. Seit 1986 steht Werner Wiegand an der Spitze der Landsknechte.

Heiner Oberle initiierte 1989 die Gründung einer Landsknechts-Trommlergruppe, die musikalische Ausbildung übernahm Dieter Buss, der auch die Lederriemen und -gürtel für die neuen, von Pia Rosemarie Schnurr genähten Uniformen herstellte. Alexander Schmidt wirkte ebenfalls beim Aufbau tatkräftig mit. Um nach dem großen Erfolg der Trommler bei ihrem ersten Auftritt beim Zunftabend 1990 den Spielmannszug zu komplettieren, begann im Jahr darauf der Aufbau einer Pfeifergruppe, deren Mitglieder überwiegend aus dem 1976 gegründeten Spielmannszug der Bürgerwehr stammen, der an der Fasnet nicht auftreten darf. Ihren ersten offiziellen Auftritt hatte die neue Truppe 1992 beim Zunftabend [348].

Um dem Sinn des Fasnetusrufe besser gerecht zu werden, setzte sich Oberle, inzwischen zum Narrenvater gewählt, für eine neue Reihenfolge des Umzuges ein, die der Große Narrenrat in seiner Herbstsitzung 1992 probeweise für die Fasnet 1993 genehmigte. Seither ziehen zunächst die Landsknechte mit ihrer Burg und ihrem Spielmannszug in die Stadt und erst nach der Ankündigung des bevorstehenden Festes folgen ihnen die Hansel, Rungunkeln und Narrenkapelle. Obwohl damit die ursprüngliche Reihenfolge des Zuges wieder hergestellt wurde, wie sie auf Fotografien der 1930er-Jahre dokumentiert ist [349], kritisierten einige Narren zunächst heftig diesen angeblichen "Bruch alter Traditionen". 1993 zogen aus Protest gegen die Bevorzugung der Landsknechte drei Stunden nach dem Ausrufen erneut ein Teil der Stadtkapelle, Hansel und Rungunkeln durch die Stadt. Bei der Herbstsitzung des Großen Narrenrates 1993 verteidigte Oberle das neue Konzept gegen seine Kritiker und bat um eine bessere Unterstützung der Narren für diese Neuerung; an der Fasnet 1994 gab es einen weiteren Versuch mit der neuen Reihenfolge, um den technischen Ablauf zu verbessern. Schließlich entschied sich der Große Narrenrat in seiner Herbstsitzung 1994 mit deutlicher Mehrheit endgültig dafür, die neue Regelung beizubehalten.

Als Reminiszenz an den Wolfacher Durscht fertigte Optikermeister Christian Keller zur Fasnet 1999 für seine alljährlich einem bestimmten Thema gewidmeten Fasnet-Ohrringe in begrenzter Stückzahl einen hölzernen Bierkrug an, geziert mit einem Kupferband und einer kupfernen Wolfsangel.

Der Narrenhock nach dem Umzug, der über viele Jahre hinweg in der Gastwirtschaft "Zum Herrengarten" war, findet seit der Fasnet 2001 in der von der Narrenzunft selbst bewirteten Schlosshalle statt, da der Herrengarten umgebaut wurde.

Obwohl er der Schirmherr der Wolfacher Fasnet ist, trat Graf Konrad von Wolva früher nur bei einigen Festspielen als reale Gestalt auf, nicht aber beim Fasnetusrufe, denn nicht er selbst, sondern sein Herold verkündet die Fasnet. Erst nach einem etwas missglückten Interview mit den Landsknechten auf ihrer Burg Wolva bei der Fernsehübertragung des Narrentreffens in Offenburg 1994 kam es zu dem Brauch, dass sich einer der Landsknechte alljährlich als Graf Konrad verkleidet, um bei den Narrentreffen einen fernsehwirksamen Gesprächspartner aufbieten zu können. Er zeigt sich seither auch alljährlich als Burgherr mit rotem Mantel, langem Bart und einem großen Humpen Bier in der Hand beim Fasnetusrufe in Wolfach.

Der durstige Graf Konrad, den es historisch gesehen nie gegeben hat, hält die Erinnerung wach an das Adelsgeschlecht der Herren von Wolva, das erstmals 1084 urkundlich erwähnt wird [350]. 1265 berichtet eine Urkunde von einem C[onrad] von Wolva, der vielleicht ein Bruder des gegen Ende des 13. Jahrhunderts die Herrschaft Wolva regierenden Friedrich gewesen sein könnte [351]. Da Friedrich keine männlichen Erben hatte, kam nach dessen Tod seine Herrschaft durch die Heirat seiner Tochter Udilhilt im Jahre 1278 mit dem Grafen Friedrich von Fürstenberg an das Haus Fürstenberg [352]. Auf diese geschichtliche Konstellation bezieht sich, mit viel närrischer Fantasie und Freiheit aus- und umgestaltet, eine ab 1996 mehrfach im Wolfacher Narrenblättle [353] erschienene Comicserie über das Leben am Hofe des bereits durch den "Wolfacher Durscht" vom Herren zum Grafen beförderten Konrads, der hier nach dem Tod seines Bruders Friedrich als Vormund seiner Nichte Udilhilt, genannt Udel, die Regierungsgeschäfte übernommen hat. Dass Konrad im Comic ohne eigenen Nachwuchs blieb, geht auf die 2. Strophe des "Wolfacher Durschtes" zurück, in der es heißt: "Das schönste Mädchen ließ ihn kalt, er liebte keine Frau". Die Figur des Karle von Gypichen, im Comic der treue Wappenknecht und Zechkumpan des Grafen, spielt an auf das Dienstmannengeschlecht der Ritter und Edelknechte von Gippichen, die vom 13. bis 15. Jahrhundert nachweisbar sind und auf dem Gelände des heutigen Abrahamshofes im Ipichertal zwischen Wolfach und Halbmeil eine Burg besaßen [354].

In Anlehnung an diesen historischen Comic schrieben Bernd Schillinger und Anita Hauer-Böhler das am Schellemendig 2003 aufgeführte Fasnetspiel "Udilhilt Jungfrau von Wolva", in dem auf närrische Weise die Vorgeschichte der 725 Jahre zuvor stattgefundenen Hochzeit zwischen Udilhilt und Friedrich von Fürstenberg geschildert wird. Nach der erfolgreichen nachmittäglichen Uraufführung des Spieles kam es erstmals in der Geschichte der Wolfacher Fasnet gegen Mitternacht auf der Festspielbühne zu einer zweiten Aufführung des Stückes in einer leicht abgewandelten, improvisierten Fassung [355].

Anhang: Der Text des Fasnetusrufe, 1949 verfasst von J. Krausbeck

Wir, Graf Konrad zu Wolfach, Schutzherr aller Narren und derer, die ganz verruckt sind, Herr zu Gassesteg [356] und Galgebühl [357], Funkegass [358] und Fröschlache [359], Gebieter des Mannen- und Weibergrabens [360], von Krutmärkt [361], Krottegrabe [362] und Kritzgass [363], von Schützeneck [364], Schirleberg [365] und Schinderhütte [366], erlauchter Regent des Schlosses, tun kund und zu wissen unserem närrischen Volk zu Wolfach, wie allen Hintersassen [367], Beamten, Bauern und Pfriemenstümplern [368], daß wir ein schier siebentägiges Fest, genannt Fasnet, bereiten wollen. Dabei sollen Euch folgende Feierlichkeiten erfreuen: wie am morgigen Tage, sollt Ihr am Möntig und Zischtig je eine Elfemess haben. Dann seid Ihr geladen am morgigen Tage wie am Samschtig und Zischtig zu fröhlichem Kaffeetrunk. Die Nächte über seid beim Tanze mit Euren geliebten Weibern. Besonders laden wir Euch zum großen Zunftball am Samschtig ein. Den Schellenmöntig sollt Ihr mit dem hemdklunkigen [369] Wohlauf beginnen und dabei das Geisteslicht Eures Narrenhirns als Stallfunzel [370] zeigen. Säubert Eure Nachthemden gebührend, daß Ihr sie auch sehen lassen könnt! Am Nachmittag findet das Festspiel N.N. statt. Zum Fest ziert und beflaggt die Häuser und Straßen. Am Zischtig ist für de Narresome [371] en Fescht mit Festzug, Brezel und Würscht, am Nachmittag der Nasenzug nach altem Brauch. Dann beendigt den Tag auf dem Tanzboden, bis Euch der äschrige Mittwoch in Herz pfetzt [372]. Am Mittag dieses Tages sollt Ihr Eure leeren Geldbeutel wäschen, klagen und Stockfische fressen in trauerndem Gedenken an Eure Liederlichkeit. Aber bis dahin: Freut Euch, Ihr Alte und Junge, seid fröhlich und deckt Eure Streiche auf unverdrossen. Wir grüßen Euch als Eure Guts- und Landesherren mit dem Wolfacher Gruß: Narro!

Kaffeetanten

Am Schmutzige Dunnschdig und Fasnetsamschdig um 14 Uhr sowie am Fasnetzieschdig um 13 Uhr treffen sich die Kaffeetanten vor je einem Lokal oder Café, um im Gänsemarsch um die Stadt zu ziehen, angeführt von den Kaffeetrommlern mit ihrem Trommelschlag im Rhythmus des dem jeweiligen Café angepassten Ausrufes "Kaffee im [Name des Cafés]!". Der Umzug endet mit einem närrischen Beisammensein bei Kaffee und Kuchen. Am Schmutzige Dunnschdig besuchen die Kaffeetanten und -trommler danach den Bürgermeister, der sie im Großen Rathaussaal bewirtet. Einige Unentwegte ziehen schließlich noch in kleinen Gruppen mit Trommlerbegleitung bis in den späten Abend hinein weiter durch die Geschäfte und Wirtschaften der Stadt.

Nach mündlicher Überlieferung entstanden die närrischen Kaffees aus den bei den Floßherren der Stadt üblichen "Mittagskaffees mit mehr oder weniger langem Kartengeklopfe" [373]. Aktenkundig wird der Brauch im Jahre 1888, als im Inventar der damaligen Narrengesellschaft eine "Tafel zum Kaffee" auftaucht. 1890 wird ein närrischer "Kaffeeklatsch" erwähnt; im Jahr darauf veranstaltet das die Fasnet zu jener Zeit organisierende "Närrische Comité" erstmals vier "Cafés" am Donnerstag sowie am Sonntag, Montag und Dienstag in den Lokalen Hirsch, Ochsen, Zähringer und Herrengarten. Diese vier Kaffees wurden von nun an alljährlich durchgeführt und die Zuteilung an die Lokale jeweils in der ersten Narrenversammlung des Jahres geregelt und vom Narrenvolk abgesegnet. 1895 schildert August Armbruster in seiner handschriftlichen Stadtchronik erstmals den genauen Ablauf des Brauches, der sich seither kaum verändert hat: "Da gibt es die Kaffeezusammenkünfte, zu welchen per vorangetragener Kaffeeklatschstandarde unter Trommelwirbel eingeladen wird" [374]. Die Kaffeetanten verkleideten sich vermutlich schon damals mit alten, vornehmen, aber aus der Mode gekommenen Kostümen der Groß- und Urgroßmütter, wie sie 1937 von Albert Sandfuchs jun. und J. Krausbeck beschrieben wurden [375]:

Hinter den Trommlern zieht ein großer Zug von Kaffeetanten, alt und jung, alle in den unmöglichsten Aufmachungen: In Bettkitteln und Schlafhauben, mit Kapotthüten und Mantillen, mit Reifröcken, großen Regenschirmen, alten Handtaschen und Kinderwagen.

Nach dem 2. Weltkrieg entstand neben der Gruppe der schon vor 1939 aktiven alten eine Gruppe der jungen Kaffeetanten. Mit dem beginnenden Wirtschaftswunder veränderte sich auch die Mode: Während die Kaffeetanten anfangs überwiegend alte, ehedem von den Vorfahren getragene Originalkostüme trugen, ließen sie sich nun neue, schmucke, elegante und teure Kleider nähen, die nur noch an historischen Vorbildern orientiert sind. Dieser Trend setzte sich bis heute fort, so dass nun jene, die sich noch mit den alten Originalen verkleiden und damit der ursprünglichen Tradition folgen, von den neuen eleganten Kaffeetanten als altmodisch angesehen werden.

Um 1955 führte Walter Schmider zusammen mit seinen beiden Neffen den Brauch ein, dass die Kaffee-trommler Konditorenkittel und Kochmützen tragen. Zuvor gab es für diese keine einheitliche Kleiderregel, jeder nahm das, was er gerade zur Verfügung oder schon bei der Elfemess angezogen hatte.

Die Kaffeetanten sind nicht nur bei ihren Umzügen sehr aktiv, sondern übernehmen je nach Bedarf auch andere Aufgaben. So zogen sie früher oft originell verkleidet in die Narrenversammlungen ein und gestalteten dort das Programm mit Spielen oder Hutprämierungen. Sie organisierten die Elfemess am Schmutzige Dunnschdig, bestückten den Bretschelhans, bemalten Festabzeichen, fädelten tausendfach Kordeln ein und hefteten für das Narrentreffen 1995 zwölf km Wimpelgirlanden für den Festzugsweg zusammen. Die jungen Kaffeetanten betreuten nach dem 2. Weltkrieg zeitweise den Kinderball, der damals noch am Fasnetsunndig im Kurgartenhotel stattfand.

Von den vier Kaffees wurde 1961 jener am Schellemendig auf den Samstag verlegt, damit sich die aktiven Narren besser auf den Festzug und das Festspiel vorbereiten können [376]. Den Sonntagskaffee schaffte die Narrenzunft 1975 ab, denn ab Mitte der 1960er-Jahre war es zur Tradition geworden, alljährlich am Fasnetsunndig den Nachbarzünften einen Besuch abzustatten. Seit die Halbmeiler Narrenzunft 2001 ihren Festzug auf den Fasnetsamschdig verlegte, beteiligt sich daran ein Großteil der Samstagskaffeetanten im Anschluss an ihren eigenen Umzug.

Ein besonderer Reiz der Kaffees ist, dass sich auch immer einige Männer als Kaffeetanten verkleiden, die von den Frauen großzügig in ihren Reihen toleriert werden. Einmal beteiligten sich sogar mehr Männer als Frauen: 1990 wütete während der Fasnetzeit das Sturmtief "Vivian" [377], so dass am Fasnetzieschdig die Elfemess wegen der Gefahr herumfliegender Dachziegel und Gebäudeteile verkürzt werden musste und der Kaffee um 13 Uhr offiziell abgesagt wurde. Dennoch trafen sich vor dem Hotel "Zur Krone" sechs Kaffeetrommler sowie zwei männliche und eine weibliche Kaffeetanten, die unter großem Applaus der wenigen Zuschauer um die Stadt liefen und dem Wetter trotzten. Nach ihrem Kaffeetrunk in der Krone beteiligten sich fast alle noch am ebenfalls offiziell abgesagten Kinderumzug, der mit etwa 20 Musikern, zehn Hansel und einigen Kindern über die Haupt-, Vorstadt- und Kirchstraße sowie die Wolfsbrücke und den Herrlinsbachweg direkt zum Kinderball in der Festhalle führte.

Durch die vielen Kaffeetrommler, die die immer beliebter gewordenen Kaffeeumzüge inzwischen begleiten, tauchte das Problem auf, dass nicht immer alle den richtigen Takt beim Trommeln halten. Um dem entgegen zu wirken, veranstaltete der Förderverein der Freien Narrenzunft im Oktober 2000 den ersten Kaffeetrommlerkurs, bei dem etwa 20 Trommler die bei jedem Kaffee sich unterscheidenden Trommelrhythmen und zugleich das Marschieren im Gleichschritt im Gänsemarsch einübten. Alle Teilnehmer erhielten eine Urkunde und damit das Recht, den Titel "Närrisch zertifizierter Kaffeetrommler" zu führen [378].

Jedem Kaffeetantenumzug läuft ein Däfelebue voraus; das ist ein Junge, der eine an einer Stange befestigte Tafel trägt, auf dem das jeweilige Café genannt ist, das die Kaffeetanten ansteuern. Nachdem im Laufe der Zeit nur noch das Däfele des Café Armbruster übrig geblieben war, wurden 2002 auf Initiative des vom Kaffeetrommler Bernhard Stelzer gegründeten Arbeitskreises "Wo sin die Däfele" durch Bärbel Schmider und die Kronenwirtin Ursula Tibaldi das alte Armbruster-Däfele renoviert und zwei neue gestaltet, so dass nun wieder jeder Kaffee stilecht angekündigt werden kann [379].

J. Krausbeck dichtete 1954 das heitere Kaffeetantenlied nach der Melodie D'Wäldermaidle henn dicke Köpf, das aber in Vergessenheit geriet und heutzutage kaum mehr gesungen wird [380]. Der Schuhmacher und Poet Karl Blattner (1884-1960) widmete eines seiner alemannischen Gedichte den Kaffeetanten [381].

Nasenzügler

Der Nasenzug beginnt am Fasnetzieschdig um 17 Uhr beim Magnolienbaum vor dem Stadtwall bei der Gastwirtschaft "Zum Herrengarten". Je nach Wetter versammeln sich dort bis zu 350 Männer, ausgestattet mit einer möglichst fantasievoll gestalteten Nase, einem letzen Kittel, einer meist von einem alten Anzug stammenden Jacke, deren Futter nach außen gewendet ist [382], einem Krachinstrument und einem Hut, der mit einem Reifschniiderspän, einem Holzspan, der beim Herstellen hölzerner Fassreifen entsteht [383], geziert ist. Der Anführer des Nasenzugs trägt eine Kopie des Heckerhutes auf dem Kopf, der 1849 beim Festspiel "Don Quijote" von Sancho Pansa getragen wurde [384], und hält einen Reisigbesen in Händen, der den bevorstehenden Kehraus symbolisiert und mit dem das Zeichen für den Start des Zuges gegeben wird. Im Gänsemarsch ziehen nun die Nasenzügler gut zwei Stunden lang mit Krach und Radau kreuz und quer durch die ganze Stadt, durch enge Gassen und Winkel zwischen den Häusern, die sonst das ganze Jahr über nicht benutzt werden; die durchschnittliche Wegstrecke, deren Verlauf von Jahr zu Jahr etwas variiert, beträgt ungefähr 3,2 km. Beim Betreten der Wirtschaften ruft der Anführer den Gästen zu: "Ihr Männer, gen heim zu eure Wiiber! D' Fasnet hot e Loch!" und wischt mit seinem Besen den Fasnetstaub von den Wänden.

Erstmals 1950 versuchte eine junge Frau, sich in dem nur den Männern vorbehaltenen Nasenzug einzuschleichen; einmal kam sie unerkannt durch, beim zweiten Mal wurde sie aber zusammen mit einer Mitläuferin entdeckt und mit den Satz "M'r kenne dich! Hau ab, sunnsch wursch uuszoge!" verscheucht. Nachdem sich in den Folgejahren immer mehr Frauen in den Nasenzug einschlichen, begannen die Männer, die entdeckten Wiiber zur Abschreckung am Stadtbrunnen ins eiskalte Wasser zu schmeißen. Dadurch gewann der Nasenzug rasch an Popularität unter den nun immer zahlreicher erscheinenden Zuschauern, die sich vor allem um den Stadtbrunnen drängen, um dieses nasse Spektakel miterleben zu können. Gelingt es einer Frau, am Stadtbrunnen vorbei bis zum Gang über den Jordan, die Kinzig bei der Stadtbrücke, unentdeckt zu bleiben, wird ihr von der Narrenzunft ein Essen spendiert.

Hat der Zug die Stadtbrücke überquert, geht für viele Nasenzügler der Zug erst richtig los, denn nun stehen nur noch wenige Zuschauer am Straßenrand und der närrische Lindwurm mäandert fast für sich allein durch die Gassen der Stadt bei zunehmender Dunkelheit. In einer literarischen Betrachtung versuchte der Zeitungsredakteur Elmar König diese besondere Atmosphäre einzufangen [385]:

So wie der Wohlaufzug aus der Nacht in den leuchtenden Schellemendig hineinläuft, so marschieren die Nasenzügler aus den wonnigen Tagen der Fasnet in die tiefe Nacht der Fastenzeit.

Nach gut zwei Stunden endet der Zug in einem spiralförmigen, immer enger werdenden Gang der Teilnehmer um die alte Linde im Schlosshof, der Krach dröhnt tausendfach von den alten Gemäuern wider, bis alle zum Stillstand kommen, der Anführer auf die Holzbank an der Linde steigt, den Lärm durch ein Zeichen seines Besens zum Verstummen bringt und eine Herz zerreißende Abschiedsrede auf die Fasnet hält, die von den Nasenzüglern mit Jammern begleitet wird; doch ihr lautstarkes Jubeln ertönt bei den Worten, dass es ab Mitternacht scho wieder degege goht ‚der neuen Fasnet entgegen geht' [386]. Schließlich rufen alle unter Aufbietung ihrer letzten Kräfte so laut wie möglich die Wolfacher Fasnetsprüche auf [387].

Vermutlich entstand dieser Brauch, wie so vieles an der Fasnet, aus einer spontanen Idee heraus beim Kehraus in einer Wirtschaft und entwickelte sich allmählich zu seiner heutigen Form. Die erste schriftliche Erwähnung des Nasenzuges findet sich 1886 [388]. Um 1900 geriet er wegen störender Begleitumstände beim Marsch durch die Wirtschaften in Verruf und verschwand wieder aus dem Fasnetgeschehen. In den Jahren 1926 und 1928 wird er erstmals wieder abgehalten, spontan und ohne Ankündigung im Narrenfahrplan. Der "Kinzigtäler" berichtete 1931 seinen Lesern [389]:

Der Dienstag brachte nach langer Zeit zum erstenmal wieder einen Nasenzug in den Nachmittagsstunden. Bei großer Beteiligung nahm er seinen Weg um die Stadt und landete nach verschiedensten schlangenartigen Windungen im Gasthaus zum Hecht. Dort wurde dem alten Narrenvater, Blechnermeister Friedrich Schmidt, vor dem schnell hinzugekommenen Publikum die Urkunde als 'Ehrennarrenvater' der Freien Narrenvereinigung Wolfach feierlich übergeben.

Seither gehört der Nasenzug wieder zum offiziellen Fasnetprogramm. 1937 und 1938 fand nach dem Ende im Schlosshof neben dem Rießner, dem ehemals offenen Wasserkanal von der Stadtbrücke durch die Hauptstraße zum Herrengarten [390], ein Fasnetverbrennen statt [391].

Am Fasnetzieschdig 1985 zogen erst- und letztmals etwa ein Dutzend Frauen in einem eigenen Nasenzug durch die Stadt [392]; im Dunkel der Saugass [393] begegneten sich die beiden Züge und liefen ohne besondere Vorkommnisse aneinander vorbei. Bereits im Jahr zuvor hatten sich einige Frauen bei einer Elfemess lautstark für die Gleichberechtigung bei diesem Brauch eingesetzt.

Als 1991 wegen des Golfkrieges gegen den Irak die Fasnet von der Narrenzunft unter dem Druck der Medien offiziell abgesagt werden musste, gab es am Fasnetzieschdig trotzdem einen spontanen Nasenzug mit etwa 40 überwiegend jungen Teilnehmern, die gut eine Stunde lang durch die Stadt liefen, allerdings ohne durch die Wirtschaften zu ziehen; der Zug endete wie üblich im Schlosshof mit dem Ausrufen der Fasnetsprüche.

Anführer des Nasenzugs war in den 1930er-Jahren Blechnermeister Rudolf Schmidt (1902-1976). J. Krausbeck, der dieses Amt von 1949 bis 1959 sowie 1961 übernahm, führte den abschließenden Gang um die Schlosshoflinde ein. Außerdem spendierte er den Teilnehmern einen Heidelbeerkuchen, der ohne die Hilfe der Hände vertilgt werden musste; allerdings hielt sich dieser Brauch nicht lange. Zunächst 1960 als Krankheitsvertretung für Krausbeck, dann von 1962 bis 1990 sowie von 1992 bis 2000 lief Walter Schmider den Nasenzüglern voraus [394]. Als Gegenstück zum von ihm seit 1973 am Schellemendigmorgen gesungenen Wohlauf erweiterte er Ende der 1980er-Jahre die Abschlussrede auf die Fasnet im Schlosshof durch einen nach Melodie und Text des Wohlaufliedes gestalteten Wechselgesang, der zeilenweise von ihm vorgesungen und von den Nasenzüglern im Chor wiederholt wurde [395]:

Jerum! O Jerum!
Ihr Nasenzügler hört und wißt:
De Nasezug vorbei jetzt ist!
Die Fasnet, die war wunderschee,
jetz isch se hii, ojemineh!
Des isch halt so,
Narro! Narro!
Wünsch alle Narro e guetes Johr!

Seit 1999 wird das Nasenzüglerlied nicht mehr gesungen [396].

Beim Zunftabend 2001 zog Schmider an der Spitze eines kleinen Nasenzuges auf die Festhallenbühne und übergab dort seinen Hut und den Kehrausbesen an seinen Nachfolger Wilfried Schuler, der bereits über viele Jahre hinweg an zweiter Stelle hinter Schmider gelaufen war und diesen bei seiner Aufgabe unterstützt hatte [397].

Den Nasenzug benutzte der Südwestrundfunk (SWR) als Handlungsgerüst für eine Folge der Fernsehserie "Die Fallers", die an der Fasnet 2003 produziert und im Jahr darauf am Fasnetsunndig ausgestrahlt wurde. Einer der Hauptdarsteller, Karl Faller, gespielt von Peter Schell, nimmt darin mit seinem Neffen Albert und dessen Freund am Nasenzug teil. Die Schwester des Freundes macht ebenfalls mit und schafft es zum Erstaunen aller, unerkannt durchzukommen. Im Vorfeld der Dreharbeiten hatte es unter den Wolfacher Narren lebhafte Diskussionen darüber gegeben, ob es denn mit der Tradition des Brauches vereinbar sei, wenn für das Fernsehen eine Frau beim Stadtbrunnen absichtlich durchgelassen werde. Da der SWR den Nasenzüglern nicht ganz über den Weg traute, wurde schließlich die junge Schauspielerin von einem Jungen gedoubelt, damit sie nicht aus Versehen doch im Stadtbrunnen landet [398]. Die Außenaufnahmen entstanden während des Zuges am Fasnetzieschig 2003, die Szenen in der Serien-Gastwirtschaft "Zum Löwen" wurden bereits einige Wochen vor der Fasnet in einem Fernsehstudio in Baden-Baden unter Beteiligung der Wolfacher Nasenzügler und einiger Hansel, die als Zuschauer im Wirtshaus saßen, aufgenommen.

Geldbeutelwäscher

Die Geldbeutelwäsche findet am Aschermittwoch um 13 Uhr statt [399]. Zunächst gehen die 20 Wäscher durch das Wäschergässle am Rathaus und die Hauptstraße zur "Klagemauer" vor dem Finanzamt im östlichen Schlossflügel und beweinen dort in stiller Trauer ihre leeren Geldbeutel; ihr Weg führt sie danach an den Stadtbrunnen, wo sie ihre Geldbeutel waschen und bürsten, zum Trocknen auf eine Leine hängen und unter Tränen und lautem Wehgeschrei ihr ganzes Leid über das in der Fasnetzeit verprasste Geld beklagen. Nun geht es in das Hotel "Krone", wo einer der Wäscher unter dem Geheul seiner Mitbrüder eine Trauerrede hält, bevor sie mit Löffeln aus einem Topf Stockfisch essen. Der Brauch endet mit einem Empfang im Rathaus, bei dem der Bürgermeister nach einem wortreichen närrischen Hin und Her mit den Wäschern wieder in sein Amt eingesetzt wird.

Bereits um 1865 lässt sich die Geldbeutelwäsche als Abschluss der Fasnet in Wolfach nachweisen. In seiner Erzählung "Theodor der Seifensieder" schreibt Heinrich Hansjakob, dass damals nach dem Begraben der Fasnet am Stadtbrunnen "die leeren ledernen Geldbeutel gewaschen wurden" [400]. Es ist allerdings nicht bekannt, welche Verkleidung die Geldbeutelwäscher damals trugen. Aus einer Zeitungsnotiz geht hervor, dass nach dem Krieg 1870/71 die Narren ihre Geldbeutel vorübergehend nicht mehr im Stadtbrunnen, sondern im Gewerbekanal bei der Stadtbrücke wuschen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts geriet der Brauch in Vergessenheit, bis er 1924 bei der ersten offiziell genehmigten Nachkriegsfasnet von Neuem entstand. Nach den langen Jahren ohne Fasnet feierten besonders die jungen Narren wieder kräftig mit und verbrannten am Dienstagabend um Mitternacht nach dem letzten närrischen Beisammensein die Fasnet. Am Aschermittwoch in der Mittagspause trafen sich vier von ihnen - Ludwig "Käpsele" Vivell (Eisenhandlung), Ben "Benemi" Endres (Gastwirt "Zum Grünen Baum"), Hans Ulmrich (Kaufmännischer Angestellter bei der Firma A.J. Trautwein) und Albert Sandfuchs jun. (Buchdruckerei) -, um ihren Kater mit einem sauren Hering zu vertreiben [401]. Sie gingen zum Gemischtwarengeschäft Alfred Albanus in der Hauptstraße 53 und kauften für jeden einen Hering mit einer Scheibe Schwarzbrot. Da in dem kleinen Ladengeschäft kein Platz zum Sitzen war, stellten sie einen Tisch und vier Stühle auf den Bürgersteig und verspeisten dort ihre Fische. Nachdem sie mit ihrem letzten Geld die Rechnung für das Mahl bezahlt hatten, machte der Jüngste der Vier, Hans Ulmrich, den Vorschlag, die leeren Geldbeutel am Stadtbrunnen zu waschen. 1925 beteiligten sich sieben Narren an der Geldbeutelwäsche; wegen der guten Resonanz unter den Zuschauern beschlossen sie, diesen Brauch von nun an alljährlich zu pflegen und sich dabei einheitlich in Trauerkleidung mit schwarzem Frack, schwarzer Hose und einem Zylinder mit Trauerflor zu zeigen. Die Wäscher führten 1926 den Gang zur Klagemauer ein und schlossen den Brauch in der Krone ab, wozu der Kronenwirt Hans Allgeier, der auch teilnahm, seinen Gildebrüdern eine Portion Stockfische stiftete. 1930 fand eine konstituierende Versammlung der Wäschergilde statt, in der die genaue Abwicklung des Brauches festgelegt wurde, die sich bis heute kaum verändert hat. Vor dem Stockfischessen hält seither einer der Wäscher eine Trauerrede über die verflossene Fasnet und die Schlechtigkeit der Narren und der Welt. Im Nachlass von Georg Straub fand sich der Entwurf einer Trauerrede aus den 1950er-Jahren:

„Wenn ich heute der Darwinischen Therorie [!] eine Konsesion machen muß, dann ist die tiefere Ursache die, daß wenn ich Euere Fratzen ansehe glauben muß, daß Ihr das bis gestern noch nicht gefundene Glied des Übergangs vom Affen zum Menschen darstellt. Aber Euere Schießbudengesichter stammen nicht nur von einem Affen ab, sondern von den vielen Affen, die Ihr über die schamlose Fasnetzeit in Hochkultur gezüchtet habt. Wollt Ihr endlich in Euch gehen, ehe die drohende Wissenschaft den Mond herabschießt und Ihr keine Zeit mehr habt, Euch zu bessern, bevor Ihr unter der Lava der Mondvulkane begraben seid?“

„Homo nonsapientes, zu deutsch Affengezüchte, denke an Pompei, Herculanum und Sodoma!“

„Nicht einmal zur Salzsäule werdet Ihr verwandelt, sondern nur zu stinkendem Dreck, und selbst Euere Seelen werden so radioaktiv verseucht sein, daß Euch der Teufel nicht einmal in die Gemeinschaft der armen Teufel aufnimmt.“

An der ersten Nachkriegsgeldbeutelwäsche 1948 beteiligten sich acht Wäscher [402]. 1953 erweiterten sie ihren Brauch nach dem Stockfischessen durch einen Gang auf das Rathaus, um den von den Narren entthronten Bürgermeister wieder in sein Amt einzuführen. Dabei werden auch verdiente Wäscher durch das zur Fasnet 1954 von der Stadt gestiftete "Großkreuz der Armut am schwarzen Bande" für die Pflege althergebrachter Narrenbräuche, insbesondere der Geldbeutelwäsche, aus der Hand des Bürgermeisters ausgezeichnet. Bis 1958 gingen die Wäscher vor dem Stockfischessen zum damaligen Narrenvater Erwin Haas, um ihm das Beileid über die dahingeschiedene Fasnet auszudrücken.

Zu ihrem 40. Jubiläum 1964 zogen die Wäscher schon am Schmutzige Dunnschdig, allerdings mit lachenden Gesichtern, zum Stadtbrunnen, begleitet von der Narrenkapelle und zwei "Ehrenjungfrauen" in Gestalt von Rungunkeln, während die Salutkanone pausenlos böllerte. Dabei wurde feierlich das Wäschergässle neben dem Rathaus eingeweiht, das zuvor Schulstraße hieß. 10 Jahre später fand zum 50. Jubiläum nach der Wäsche ein kleiner Festakt statt. Der Südwestfunk Baden-Baden brachte abends in der Landesschau im Fernsehen einen kurzen Bericht über den Brauch.

Mit dem Erlös von 7650 DM (3912 €) des für diesen Zweck am 6. und 7. August 1983 von der Wäscher-Gilde veranstalteten Stadtbrunnenfestes konnte die nach dem Fest beginnende und bis Oktober dauernde Renovierung der Nepomuk-Statue auf dem Stadtbrunnen komplett finanziert werden [403]. Beim Fest wurden auch lederne Geldbeutel verkauft, die von der "Lebenshilfe Haslach" gefertigt wurden.

Im Rahmen der Sanierung der Hauptstraße entstand 1996 für den Stadtbrunnen ein neuer Trog aus Sandstein. Die Renovierung der St.-Nepomuk-Figur auf dem Brunnen finanzierten abermals die Wäscher, diesmal durch Bewirtungen bei Festen und den Verkauf von Glasbildern mit Fasnetmotiven. Der alte Brunnentrog von 1884 fand, geschmückt mit einer neuen Brunnensäule und einer steinernen Kugel, 2001 einen neuen Platz auf dem ehemaligen Grundstück der Buchhandlung Moser, Vorstadtstraße 74. Am Aschermittwoch 2002 zogen die Geldbeutelwäscher im Anschluss an ihren üblichen Brauch über Kirchstraße und Gassensteg zum neuen Standort des alten Brunnentroges, in dem sie über 70 Jahre lang die Geldbeutel gewaschen hatten, und nahmen von ihm in einer feierlichen Zeremonie mit Champagner Abschied.

Bereits nach acht Jahren musste der undicht gewordene neue Stadtbrunnentrog saniert und die mürb gewordenen Wasserspeier erneuert werden. Die Rosette des Wasserhahns, der zum Rathaus zeigt, gestaltete die Blechnerei Sum in Edelstahl nach einem Entwurf nach dem Vorbild des Eulenordens, der verdienten Wäschern verliehen wird; die feierliche Enthüllung der neuen Wasserhähne des sanierten Brunnens fand am 3. Oktober 2004 im Rahmen eines bunten Festprogramms statt [404].

Den ursprünglichen Sinn der Geldbeutelwäsche versuchte der Volkskundler D.-R. Moser zu ergründen, der das gesamte Fasnetbrauchtum als eine von der katholischen Kirche inszenierte Gegenwelt im Sinne des Zwei-Staaten-Modells des heiligen Augustins interpretiert, die den Christen die Entscheidung für die Gotteswelt und das Christentum erleichtern soll [405]. Moser vermutet, dass es sich bei der Geldbeutelwäsche um eine Bildgebärde franziskanischer Herkunft handelt, denn in der ‚regula non bullata' nennt Franziskus denjenigen, der an weltlichen Dingen hängt und nicht aufrichtig Buße tut, ‚den der den Geldbeutel trägt' - nämlich Judas, der Christus verriet [406]. Der Geldbeutel steht für die Natur, das Vergängliche als negatives Gegenbild zur nach katholischer Ansicht erstrebenswerten Übernatur; es soll sich demnach bei der Geldbeutelwäsche nicht um "eine Demonstration des Geldverbrauches" während der Fasnet handeln, sondern "um den sichtbaren Abschied vom Narrentum, d.h. um die Absage an ein Leben der Sünden und der Laster" [407].

Es stellt sich allerdings die Frage, ob das franziskanische Gedankengut den Initiatoren und Trägern des Brauches überhaupt jemals im Zusammenhang mit dem Geldbeutel präsent gewesen ist. Um dies zu beantworten, müsste es Belege für die Geldbeutelwäsche aus jenem frühen Entwicklungsstadium geben, als der Sinn der Brauchelemente den Trägern noch vertraut war, doch lässt sich die Geldbeutelwäsche bislang nicht vor dem 19. Jahrhundert aktenkundig bezeugen.

Narrenpolizei

Die Narrenpolizei gab es bereits in den 1920er-Jahren, wie einige alte Fotografien beweisen [408]. Aus dem Besitz von Georg Straub existiert noch eine Uniformmütze aus jener Zeit. Nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich die Narrenpolizei zu einer eigenständigen Truppe, die die Aufstellung und den organisatorischen Ablauf der Umzüge steuert, in Zusammenarbeit mit der Polizei den Verkehr regelt und wenn nötig ordnend in das fasnetliche Geschehen eingreift. Beim Bretschelauswerfen nach den Elfemessen sorgen neben den Jungnarrenräten die Narrenpolizisten für einen reibungslosen Ablauf und animieren die Kinder dazu, mit Fasnetsprüchen die Honoratioren in den Elfemesswirtschaften zum Auswerfen der Brezeln zu bewegen. In den Jahren 1952 bis 1954 sowie 1957 verkündete Paul Wehrle sen. (1907-?) beim Fasnetusrufe als Narrenpolizist die Fasnet, 1955 war es Dieter Buss [409]. Wehrles Sohn und Nachfolger Paul (1928-1996) leitete und prägte die Narrenpolizei über viele Jahre hinweg als Kommandant. Bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand im September 1993 wurde er zum Ehren-Narrenpolizei-Chef ernannt.

Beim Gartenzaun des Hauses Scheuermann, Vorstadtstraße 78, an der Einmündung des Meßmergässle stand bei den Fasnetumzügen oft Stadtpfarrer Gottlieb Huber (1896-1978) [410], den die dem Umzug vorauslaufenden Narrenpolizisten immer mit "Narro Herr Stadtpfarrer" begrüßten [411]. Beim Schnurren fungierten lange Zeit ein oder zwei Narrenpolizisten als Narrenbüttel, die mit Narrenkapelle und Hansel den übrigen Schnurrgruppen voraus liefen und diese ankündigten.

1967 wurde die Narrenpolizei neu eingekleidet. Zur ursprünglichen Pickelhaube bekamen sie eine leichter zu tragende schwarze Schirmmütze. Als Gefährt benutzten sie bei Umzügen 1967 einen alten 2CV von Hans Jawurek, 1968 einen Borgward von Hans Ruf. Eine neue Uniform erhielt die Narrenpolizei 1971, drei Jahre später eine von J. Krausbeck entworfenene Schirmmütze, die die alte Pickelhaube ersetzte. Der Kommandant Wehrle trug zumeist bei den Kinderumzügen einen großen Pappmascheekopf mit Pickelhaube. Nachdem der Kopf lange Zeit nicht mehr zu sehen gewesen war, trug ihn Wehrle 1993 wieder bei seinem letzten Auftritt als Kommandant [412].

Für die Narrenpolizisten gibt es seit einigen Jahren ein bequemes Schorlehäs, das nach dem Ablegen der Uniformen für ein einheitliches Erscheinungsbild der Truppe sorgt.

Kanoniere

Zur Fasnet 1964 entstand eine große Kanone, gebaut von den Kanonieren um Dieter Buss, die zunächst die Uniform der Narrenpolizei trugen, bevor sie ab 1967 neue Bürgerwehr-Uniformen bekamen und eine eigenständige Gruppe bildeten. 10 Jahre später mussten sie sich eine neue Uniform beschaffen, denn 1976 erfolgte die Neugründung der Wolfacher Bürgerwehr, die nur in den überregionalen Verband der Bürgerwehren aufgenommen werden konnte, falls deren Mitglieder nicht in Uniform an der Fasnet teilnehmen [413]. Bereits in den Statuten der historischen Bürgerwehr von 1828 steht geschrieben: "Das Wegleihen von Uniformen besonders an Fastnacht ist bei 3 fl Strafe verboten" [414]. Die Kanoniere kündigen den Beginn der Umzüge mit drei Böllerschüssen an; sie schießen allerdings nicht mit der großen Kanone, sondern lassen drei Böllerraketen in den Himmel steigen.

Narrenkapelle

Ein unverzichtbarer Bestandteil der Wolfacher Fasnet ist die Narrenkapelle, die sich aus den Mitgliedern der Stadtkapelle zusammensetzt. Ihre wichtigste Aufgabe besteht darin, das Fasnetausrufe, die drei Elfemessen, den Festzug und den Kinderumzug mit Narrenmärschen, allen voran dem Michelesmarsch, zu begleiten. Darüber hinaus sorgt sie in der Vorfasnetzeit bei den Narrenversammlungen und nach den Umzügen beim Narrenhock in den Kneipen für die nötige Stimmung mit ihrer Brotwurschtmusik [415], die von Alfred Oberfell (1921-?), lange Jahre Vize-Dirigent, ins Leben gerufen wurde. Ihre Besonderheit ist, dass das Repertoire von rund 200 populären Fasnet- und Volksliedern sowie alten und neuen Schlagern auswendig gespielt wird. Die Besetzung schwankt dabei zwischen zwei und 100 Musikern.

Die Stadtkapelle dürfte um das Jahr 1800 entstanden sein; 1802 findet sich der älteste Hinweis auf eine von der Stadt Wolfach finanzierte Musikkapelle [416]. Wann die Kapelle erstmals aktiv in der Fasnetzeit als Begleitung bei den Umzügen auftrat, lässt sich nicht mehr genau feststellen, doch dürfte dies schon recht bald nach ihrer Gründung gewesen sein. Ein indirekter Hinweis darauf ist der Michelesmarsch, der aus Frankreich stammt und vielleicht schon im Jahre 1818, als die Stadtkapelle Instrumente und Noten in Straßburg kaufte [417], nach Wolfach kam und als Fasnetmarsch benutzt wurde.

Die Verkleidung der Narrenkapelle war früher nicht genau festgelegt. Aus alten Fotografien lässt sich schließen, dass sich die Musiker jedes Jahr neue Kostümierungen ausdachten [418]. Zu Beginn der 1950er-Jahre entwarf J. Krausbeck eine einheitliche Verkleidung für die Kapelle, die sich durch den Austausch von einzelnen Bestandteilen leicht an das jeweilige Festspielthema am Schellemendig hätte anpassen lassen können. Allerdings sprachen sich die Musiker gegen diesen Entwurf aus und beschlossen 1954, nach dem Vorbild der von 1827 bis 1849 existierenden Wolfacher Bürgerwehr neue Uniformen anzuschaffen, die sie dann auch außerhalb der Fasnetzeit zu besonderen Anlässen trugen. Aus dem Erlös des großen Narrentreffens in Wolfach 1973 wurden diese Uniformen für 20 000 DM (10 226 €) erneuert bzw. neu angeschafft. Am 10. November 1973 stellte die Narrenkapelle mit einem Fackelzug und einem Konzert ihre neuen Bürgerwehruniformen der Öffentlichkeit vor, anschließend leitete die Narrenzunft in den 11.11. über. Um Mitternacht beschwor Narrenrat Albert Wöhrle den Narrogeist, unterstützt von den beiden durch eine Verlosung bestimmten Hilfsgeistern Gudrun Schmider [419] und Pfarrer Josef Stüble [420].

Nach der Neugründung der Bürgerwehr 1976, deren Mitgliedern es verboten ist, ihre Uniformen zur Fasnetzeit zu tragen, gab es lange Diskussionen darüber, ob die Stadtkapelle sich nun weiterhin mit ihren Bürgerwehruniformen an Fasnet schmücken darf. Schließlich verzichtete die Kapelle zu Beginn der 1980er-Jahren auf ihre Uniformen. Seither besteht ihre Verkleidung bei allen Umzügen aus roten Russenkitteln, schwarzer Hose und schwarzer Wollkappe, die sie bereits seit 1968 bei den Elfemessen getragen hatten und die 1995 erneuert wurden [421].

Seit 1879 gibt es eine Jugendkapelle, die zur Ausbildung des musikalischen Nachwuchses der Stadtkapelle dient. An der Fasnet tritt sie oft als eigenständige Kapelle auf [422]; dadurch ist es möglich, bei den Umzügen, die durch die ständig steigende Zahl an Hanseln und Rungunkeln immer länger werden, zwei Kapellen spielen zu lassen [423]. Ihre Verkleidung ist dieselbe wie die der Stadtkapelle.

Alljährlich organisiert die Narrenkapelle den Musikerball, der meist zwei Wochen vor der Fasnet stattfindet, einem bestimmten Thema gewidmet ist und den die Musiker mit großem Aufwand an Dekorationen, Kostümierungen und speziell einstudierten musikalischen und komödiantischen Darbietungen gestalten.

Innerhalb der Narrenkapelle bildeten sich mehrere kleine Gruppierungen mit zehn bis 15 Musikern, die sich meist für den Zunftball am Fasnetsamschdig ein bestimmtes Thema wählen und dementsprechend ihre Kostüme und das Musikrepertoire gestalten, oft passend zum jeweiligen Festspiel, an dem sie sich je nachdem auch aktiv beteiligen. An der Fasnet 1975 hatten die Muslochsingers ihren ersten Auftritt [424], 1985 die Biermösels [425] sowie 1986 die Chaos Combo [426]. Die Kleine Besetzung der Stadtkapelle, die nicht an Fasnet auftritt, besteht aus etwa 20 Musikern und spielt alljährlich im Sommer beim 1993 eingeführten Helferfest der Narrenzunft.

Kleiner Narrenrat

Der Kleine Narrenrat hatte früher keine besondere Kleidung während der Fasnet an, da er ursprünglich nicht als geschlossene Gruppe an den Umzügen teilnahm. Die 1959 nach dem Vorbild einer mittelalterlichen Ratsherrentracht entstandenen Kostüme mit blauem Gewand, roter Weste, schwarzer Kniebundhose, weißen Strümpfen und schwarzen Stiefeln trägt der Narrenrat beim Fasnetusrufe und Festzug sowie bei den Narrentreffen. Bei den übrigen Umzügen und Veranstaltungen besteht die Narrenratskleidung aus einem blauen Kittel mit einem aufgenähten, der jeweiligen Funktion des Rates entsprechenden Symbol [427]; als Kopfbedeckung dient ein mit einer Gullerfeder und den jährlich erscheinenden Festabzeichen geschmücktes Flößerkäpple aus blauer Wolle. Am Fasnetzieschdig tragen die Narrenräte unter ihrem Käpple zusätzlich eine Perücke. Das Flößerkäpple wird auch als Narrenkäpple bezeichnet und dient nicht nur dem Narrenrat, sondern auch vielen Wolfachern als närrische Kopfbedeckung, vor allem bei Veranstaltungen, an denen sie nur als Zuschauer teilnehmen.

Einzelfiguren

Der Narrogeist

Im 1933 angelegten Ordensbuch der Narrenzunft steht im "Wördle vornenus" geschrieben [428]:

„Verruckd isch, wer 's Lewe liebd, e Portio Witz im Schädel un e Quantum Idealismus im Ranze hot, un de Unterschied kennt zwische Narrenwitz un Schbott. Des alles zemme nennd mer "de Wolfacher Narrogeischd."“

Der Narrogeist symbolisiert die besondere Magie der Wolfacher Fasnet; von ihm sind alle Narren zur Fasnetzeit beseelt. Gelegentlich spielt er auch in Fasnetspielen eine Rolle, beispielsweise bei den von J. Krausbeck verfassten Stücken "Der Narrogeist im Faß" (1937) und "Die Neugeburt des Narrogeistes" (1949; damals wurde der Narrogeist von Hans Allgeier, Bürgermeister und Kronenwirt, als reale Gestalt dargestellt [429]). Georg Straub führte die "Beschwörung des Narrogeistes" am 11.11. um 11:11 Uhr abends bei der Martinisitzung der Narrenzunft ein [430], die er bis zu seinem Tod 1959 mit Witz und Charme gestaltete. Zu Straubs Nachfolgern gehörten in den 1960er-Jahren J. Krausbeck, Carl-Friedrich Armbruster, Günter Endres sowie die Schnurrgruppe "d'Käs un d'Bäs", Anna Schmider und Fanny Harter, von 1969 bis 1981 Albert Wöhrle (1922-2004), von 1982 bis 1990 Erich Steinhauser jun. (1952-1997), 1991 Albert Wöhrle und Heiner Oberle, 1992 und 1994-95 Marc und Wido Zehnter, 1993 H. Oberle, 1996 Oliver Sum, 1997 bis 2001 W. Zehntner, 2002 Tilo Stiegler, 2003 Hubert "Vitus" Kessler.

Tambourmajor

Den Fasnetumzügen voraus läuft als so genannte "Hanselebremse" der Tambourmajor. Bis 1953 übernahm Ochsenwirt Rudolf Straub mit Dreispitz und vornehmer Robe diese Aufgabe, danach Dieter Buss, der sich bei den Umzügen in verschiedenen Verkleidungen zeigt: als Kanonier, Landsknecht, Streifenhansel oder mit einem blauen, mit weißen Blumenmustern verzierten Mantel, roter Weste und rüschengeschmücktem Hemd.

Gullerreiter

Bei den Elfemessen, dem Fasnetusrufe sowie Fest- und Kinderumzug führt der von einem Streifenhansel getragene Guller [431] die Hanselschar an. Vor dem 1. Weltkrieg gab es sogar zwei große Guller und einen Geißbock, doch gingen diese während des Krieges verloren [432]. In den 1920er-Jahren fertigte der Sattlermeister Josef Schmidt (1883-?), der seine Werkstätte in der Hauptstraße 25 hatte, nochmals einen Guller an. Das Untergestell bestand aus Reifstecken und Korbweiden, das mit Sackleinen bespannt und durch Seegras ausgepolstert war. Dadurch war der Guller nicht nur schwer, sondern auch anfällig für Vermorschen und Wurmbefall, zumal in der Narrenkammer für seine Aufbewahrung keine optimalen Bedingungen herrschten. Nach dem 2. Weltkrieg tauchte der alte Guller nur noch vereinzelt an der Fasnet auf, bis er schließlich als "elender Kadaver" in der Narrenkammer liegen blieb und beim Ausräumen auf dem Dreckhaufen landete.

Auf Anregung und nach Entwürfen von J. Krausbeck, der als fünfjähriger Bub beim Festspiel "Zier-Kuss" Hagenbeck 1914 neben Affen, Fröschen und Wildsäuen auch erstmals den Gullerreiter gesehen hatte [433], machten sich 1975 einige Narren, darunter Hartmut Brückner und Herbert Kniesel, der "Technicus" im Narrenrat, an die Neugestaltung dieser Tiergestalt. Sie fuhren zunächst nach Rottweil, um den dortigen Guller zu besichtigen. Obwohl es der Rottweiler Narrenzunft nicht besonders gefiel, dass in Wolfach auch ein Guller entstehen sollte, zeigten sie sich dennoch hilfsbereit bei einigen technischen Fragen. Schlossermeister Wilhelm Krausbeck schweißte das neue Grundgestell aus 5 Millimeter dickem Eisendraht zusammen [434], das mit echten Leinen der ehemaligen Wolfacher Firma Sohmer, einer mechanischen Leinen-, Gebild- und Jacquardweberei auf dem Brühl, einem Grün westlich der Mündung des Langenbachs in die Kinzig [435], bespannt und mit Schaumstoff ausgepolstert wurde. Das Gefieder des Gullers, der insgesamt 25 Kilogramm wiegt, setzt sich aus vielen verschiedenfarbigen Stoffflecken zusammen. Sein Reiter trägt das Häs eines Streifenhansels, für den J. Krausbeck noch einen Ballen gestreiften Stoffes aus dem 19. Jahrhundert auftreiben konnte. Den ersten offiziellen Auftritt hatte er 1976 beim Narrentreffen in Oberwolfach.

Zum 25-jährigen Bestehen des Gullers 2001 wollte ihn der damalige Narrenvater Heiner Oberle auch einmal tragen, doch war das Tier zu Oberles Leidwesen viel zu schlank für ihn. Schlossermeister W. Krausbeck konnte das auch nicht vorhersehen, denn zu Zeiten des Gullergestellschweißens galt noch der Spruch Narrenvatter - dürres Gatter [436].

In der geistlichen Tierinterpretation des Mittelalters gilt der Hahn, je nach Zusammenhang, als positive oder negative Figur. Einerseits ist er ein Symbol des reuigen Sünders, der Wachsamkeit, beispielsweise als Wetterhahn auf Türmen, oder der göttlichen Weisheit; andererseits verkörperte er die sexuelle Begierde der Menschen [437]. Eine indirekte Beziehung zum Hahn besteht in Wolfach durch das von einer Gullerfeder geschmückte Flößer- bzw. Narrenkäpple [438].

Riesendame

Wann die imposante Einzelfigur der Riesendame entstand, lässt sich heute nicht mehr mit Gewissheit feststellen. Jedenfalls gab es an der Fasnet 1886 bereits einen "Maskenzug mit Riesendame" [439]. Der "lange Zuckerbeck" Albert Armbruster (1894-1981), Konditormeister und Besitzer des Café Armbruster (Hauptstraße 13), schlüpfte nach dem ersten Weltkrieg in ihre Kleider [440]; eine Fotografie von 1925 zeigt ihn beim damaligen Jahrmarktsrummel [441]. Das originale Kleid ging vermutlich im 2. Weltkrieg verloren, denn 1951 trat die Riesendame beim Festspiel "Heiratsmarkt" mit einem neuen Kleid auf [442]. Der Kopf der Dame verschwand für eine lange Zeit auf dem Dachboden von Armbrusters Haus und wurde nach des Zuckerbecks Tod 1981 von seiner Tochter Wilma Bader der Narrenzunft geschenkt. Durch die lange Lagerung war insbesondere die Mundpartie stark beschädigt und es bedurfte vieler Stunden Arbeit von J. Krausbeck, diese wieder zu reparieren. Marga Schamm nähte das neue große Kleid, ergänzt durch Hals- und Ohrenschmuck im Stil biedermeierlicher Parüren, so dass die überaus vornehme Riesendame an der Fasnet 1982 erstmals wieder an den Umzügen als ruhender Pol inmitten der Hansel teilnehmen konnte. Getragen wurde sie zunächst einige Jahre lang von Bernd Kasper, später dann von dessen Vater Willi.

Bretschelhans

Im Mittelpunkt des Kinderumzuges am Fasnetzieschdignachmittag steht der Bretschelhans, ein auf einem fahrbaren Gestell sitzender, riesiger gelb-blauer Schellenhansel, der über und über mit Brezeln behängt ist und vom Narrenratsauto, auf dem die Jungnarrenräte mitfahren, um die Stadt gezogen wird. Im Anschluss an den Umzug verteilen die Narren- und Jungnarrenräte die Brezeln beim "Klei-Chores-Märkt" [443] auf der Festspielbühne vor dem Rathaus zusammen mit einer heißen Wurst an die kleinen Narren.

Die Brezel galt ursprünglich als eine typische, von Mönchen kreierte Fastenspeise am Aschermittwoch, deren Form zum Beten verschränkte Arme symbolisieren soll, worauf schon ihr Name, der auf das lat. brachitum ‚Gebäck in Gestalt verschlungener Arme', abgeleitet von lat. brachium ‚Arm', zurückgeht [444], hindeutet. Durch eine Anordnung aus dem Jahre 1667 waren die Bäcker in Wolfach unter Strafandrohung dazu verpflichtet, "zuer Zeit der Fasten neubachen Bretzen [zu] haben und daß bei Straf" des Pfunds [445]. 1771 "wollen die Becken wegen Teure der Früchten keine Pretschgen auf den Aschermittwoch und in den Fasten backen" [446]. Kriegsbedingt werden 1795 "die Beckhen enthoben, Prezeln über die Fastenzeit zu backen" [447]. Im Lauf des 19. Jahrhunderts verschob sich dann der Brauch des Brezelessens von Aschermittwoch auf die Fasnetzeit. Womöglich geht dies auf den von 1856 bis 1860 in Wolfach tätigen Pfarrverweser Ernst Ginshofer zurück, auf dessen Betreiben hin bereits das Schauertagsessen von Aschermittwoch auf den Fasnetzieschdigabend verlegt wurde und der damit tatkräftig die katholische Kirche in ihrem damaligen Bestreben unterstützte, den Aschermittwoch als ersten Fastentag von außerkirchlichen Bräuchen frei zu halten [448].

Ab dem Jahre 1880 lässt sich die kostenlose Verteilung von Brezeln während der Fasnet an den Narresome ‚Narrensamen', wie der närrische Nachwuchs auch bezeichnet wird, schriftlich nachweisen [449]. 1886 wird im "Kinzigtäler" erstmals der Bretschelhans erwähnt [450], eine etwa 1,50 m große, mit Brezeln behängte Puppe, die den Kindern am Fasnetzieschdig nach dem Umzug zugeworfen wurde [451]. 1905 ließ die damalige "Freie Narrenvereinigung" von Huf- und Wagenschmied Carl Breithaupt eine "Bretzelwurfmaschine mit drehbarem Gestell" anfertigen, die bis zum 1. Weltkrieg in Gebrauch war.

Der Sattler Otto Eckerle fertigte 1908 einen neuen, von einem großen, kräftigen Mann zu tragenden "Bretzel-Hans" an, der aus einem großen Weidenkorb, sieben Meter Leinwand, viel Seegras und Stroh entstand. Der Gesamtpreis betrug 9,80 Mark, von dem die Wolfacher Bäcker 6,70 Mark stifteten; dafür durften sie dann Brezeln im Wert von 35 Mark zur Bestückung des Hansels liefern.

Da das nach dem 1. Weltkrieg verhängte Fasnetverbot nicht für die Kinder galt, gab es für sie 1920 eine Elfemess, zu der der "hochverehrte Narrepappe Friedrich Schmidt" vom Fischerbeck auf Kosten der Narrenkasse 550 Laugenbrezeln à 12 Pfennig backen ließ. Die Brotmarken dazu wurden zusammengebettelt. 1921 organisierte die Narrenzunft auf dem Schwarzmarkt von einem Fruchthändler aus Schwaben einen Zentner "Bretzelmehl" für 350 Mark. An den offiziellen Zuteilungsstellen vorbei besorgte Sattlermeister Jakob Schmidt einen weiteren Sack für 700 Mark. Der Schillinger- und der Jehlebeck buken daraus 1300 Brezeln zum Preis von 150 Mark [452].

Der Bretschelhans bekam zur Fasnet 1930 ein neues Gestell. Zugleich gab es von nun an bei der Brezelverteilung für jedes Kind auch eine heiße Wurst dazu; im ersten Jahr waren es bereits 800 Stück. Das mühsame Aufnähen der Brezeln mit Nadeln und Zwirn auf das Leinengewand des Bretschelhans' übernahmen in den 30er-Jahren meist die Schülerinnen der Nähschule, später dann die Kaffeetanten. Namentlich bekannte Träger dieser übermannshohen Figur mit ihrem großen Spitzhut waren Franz Dieterle, Andreas Kaspar und Willi Kaspar.

Ein Fasnetverbrennen der besonderen Art fand 1965 statt, als nach dem Kehraus im Schlosshof das alte Gestell des Bretschelhans' verbrannt wurde [453]. Als Ersatz dafür baute Narrenrat Egon Grieshaber in seiner Funktion als Organisator mit Unterstützung der Firma Grieshaber und von Ingenieur Schmider den großen fahrbaren Bretschelhans, an den seither die jeweiligen Jungnarrenräte, die zu jener Zeit die Organisation der Kinderfasnet übernahmen, die Brezeln nun leicht und schnell an Haken aufhängen können.

Als bei der Martinisitzung 2001 der Narrenrat Christian Keller als Festabzeichen eine Miniaturbrezel vorschlug, entgegnete Narrenvater Heiner Oberle, dass die Wolfacher Fasnet "weniger was mit Brezeln zu tun" habe [454]. Dem widersprechen jedoch eindeutig die oben genannten Quellen, nach denen sich der Verzehr der Brezeln zur Fasten- und Fasnetzeit in Wolfach seit über dreihundert Jahren nachweisen lässt.

Steinwerfer-Geißehaas

Ende der 1920er-Jahre gab es in Wolfach einen Strohbutzenmann [455], eine Art närrische Schreckgestalt, verkörpert vom Geißehaas Eduard Haas, einem schrulligen, älteren Mann, der zu jener Zeit im Herrlinsbachweg 30 wohnte und seinen Spitznamen seiner dortigen Ziegenhaltung verdankte [456]. Meist am Fasnetzieschdig erschien er in einem weiten, mit Stroh prall ausgestopften Sackleinenanzug und lief durch die Straßen und Gassen der Stadt. Auf dem Rücken trug er ein großes breites Gestell aus Brettern, auf dem Blechtöpfe, Teller, Kaffeeschüsseln und sonstiges schepperndes Gerümpel unter einem Maschendraht befestigt waren. Bei seinem Zug durch die Stadt bewarfen die Kinder ihn von hinten mit Steinen und Schneebällen, um möglichst großen Lärm zu verursachen [457].

Freie Maskierungen

Freie Maskierungen bei Umzügen und Festspiel

In Wolfach gibt es eine Vielzahl von Maskierungen, die nur gelegentlich zu sehen sind, die aber dennoch zum festen Bestandteil des Fasnetbrauchtums zählen. In der Narrenkammer findet sich ein großer zunfteigener Kostümfundus mit Ritterrüstungen, einem großen Bär, den biedermeierlichen Kostümen für die Darsteller des Fasnetspieles "Die Weibermühle", einem großen Kamel, das von zwei Personen getragen wird, einem als Reittier dienenden Geißbock usw., die immer mal wieder an Fasnet auftauchen. Für die Helme der Burgbesatzung, die vor allem im 1933 erstmals aufgeführten und seither mehrfach wiederholten Festspiel "Die Befreiung der Freude" von J. Krausbeck zum Einsatz kommen, dienten die Helme der Schweizer Garde des Vatikans als Vorbild.

Bei der Elfemess am Schmutzige Dunnschdig beteiligen sich in großer Zahl die zuvor von der Narrenzunft befreiten Schüler, die sich meist klassenweise zu einem bestimmten Thema fantasievoll kostümiert haben. Bereits bei den Jungnarrenversammlungen, die in den Wochen vor der Fasnet stattfinden, lässt der närrische Nachwuchs seiner Kreativität in der Gestaltung von Verkleidungen freien Lauf, auch wenn er sich dabei oft im Rahmen klassischer Standardtypen wie Cowboy, Clown, Hexe oder Gespenst bewegt oder sich an den von Fernsehen und Medien vorgegebenen Gestalten, beispielsweise Batman oder Harry Potter, orientiert.

Die freien Gruppen an der Elfemess, die lustige oder bemerkenswerte Ereignisse des vergangenen Jahres glossieren und die auch als Elfemessler bezeichnet werden, versuchen, mit ihrer Verkleidung und ihrem Verhalten den dargestellten Personen möglichst ähnlich zu sehen.

Beim Festzug und -spiel am Schellemendig wirken zahlreiche Festspielgruppen mit, die sich alljährlich zum vorgegebenen Thema eine passende Verkleidung einfallen lassen. Besonders beliebt sind dabei typische oder exotische Volksgruppen, wie beispielsweise Zigeuner, Indianer, Cowboys, Schwarzafrikaner, Eskimos, Russen, Orientalen, Franzosen, Italiener oder Spanier. Eine südländische Note bringt die aus dem 1966 gegründeten Clube Português hervor gegangene Grupo Portugês de Carnaval in die Fasnet [458], die seit 1968 am Schellemendig einen Stand mit Stinkelefisch ‚gebratenen Sardinen' betreibt und sich seit 1971 alljährlich fantasievoll am Festzug und -spiel beteiligt.

Fasnetbälle

Am Fasnetsamschdig veranstaltet die Narrenzunft den Zunftball, der sich aus bescheidenen Anfängen zum beliebtesten Fasnetball in Wolfach entwickelte und einen Höhepunkt närrischer Verkleidungskunst darstellt. In den 1930er-Jahren fand er zunächst in der Gastwirtschaft "Zum Salmen" statt, die damals noch über mehrere Räumlichkeiten verfügte: links im Erdgeschoss gab es den großen Friedrichssaal, im Obergeschoss einen weiteren Saal, dazu einige kleinere Räume, in denen ebenfalls bewirtet wurde. Wegen des großen Erfolges erweiterte die Narrenzunft nach und nach ihren Ball um die Schlosshalle, die wegen ihrer länglichen Form auch Mehrzweckschlauch hieß und einen geradezu legendären Ruf erlangte, und weitere Lokale; in manchen Jahren fand er gleichzeitig in fünf verschiedenen Lokalitäten mit je einer Tanzkapelle statt, für die dieselbe Eintrittskarte galt, was den einzigartigen Reiz dieses Balles ausmachte. Eine große Attraktion in der Gastwirtschaft "Zum Kranz" war in den 1950er-Jahren eine Rutsche vom großen Saal in die Kellerbar. Bis in die 1980er-Jahre hinein war es üblich, dass sich die Zunftballgäste bis um Mitternacht mit Gesichtsmasken verhüllten, um sich unerkannt und ungeniert dem närrischen Treiben hingeben zu können.

Über viele Jahre hinweg spielte sich das Ballgeschehen schließlich in den Gasthäusern Krone, Kreuz und Herrengarten ab sowie in der Schlosshalle, die 1977 von der neu erbauten Festhalle bei der Realschule am Herrlinsbach auf der Insel als Zunftballlokal abgelöst wurde. Durch die weite Distanz zum Geschehen in der Stadt kamen jedoch immer weniger Gäste dorthin; so entschloss sich die Narrenzunft, ab 1985 auf die Festhalle zu verzichten und die Schlosshalle zu reaktivieren. Bei den Dammfesten 1996 und 2000 trat an die Stelle der Schlosshalle jeweils das Festzelt auf dem Damm [459].

Mit der Zeit verteilten sich beim Zunftball die Narren auf immer mehr Wirtschaften, in denen zwar keine Tanzkapelle spielte, der Eintritt aber frei war. Schließlich passte die Narrenzunft ihr Zunftballkonzept den veränderten Gewohnheiten an und verzichtete ab 2001 auf den Eintritt und die von ihr organisierten Tanzkapellen, so dass seither der Ball zugleich in fast allen Lokalitäten der Stadt bei freiem Eintritt stattfindet.

Zwischen den Zunftballlokalen herrscht in der Nacht ein lebhaftes Hin und Her. Zahlreiche Musikgruppen sorgen draußen und drinnen bei ihrem Zug durch die Stadt für die nötige Stimmung. Eine der Ersten waren die 1975 gegründeten Muslochsingers, die 1995 mit einem "Festbankett" in "sämtlichen Beizen [460] unserer Stadt" ihr 20-jähriges Bestehen feierten. 1985 kamen die Biermösels dazu, im Jahr darauf die Chaos Combo. Seit 1972 beteiligt sich die Guggemusik Erlibach aus Erlenbach in der Schweiz an der Fasnet.

Viele Narren schließen sich zu kleineren und größeren Gruppen zusammen, die sich passend zu einem selbst gewählten Thema verkleiden und oft auch närrische Aktionen oder Tänze einstudieren, mit denen sie dann in den Lokalen auftreten. Hier bietet sich die Gelegenheit, sich ohne auf überkommene Traditionen Rücksicht nehmen zu müssen in nahezu vollkommener Freiheit auf eine Art und Weise zu verkleiden, wie es bei den Umzügen, dem Festspiel oder Narrentreiben am Schellemendig kaum denkbar wäre.

Welche Möglichkeiten die freien Maskierungen zur Fasnetzeit bieten, zeigt ein Erlebnis von J. Krausbeck aus der Zeit des 3. Reichs, als er die örtlichen Nazigrößen blamierte. Dem NSDAP-Ortsgruppenleiter Alfred Albanus und dem NSDAP-Kreispropagandaleiter Otto Baum war Krausbeck ein Dorn im Auge, weil dieser in der katholischen Jugendarbeit sehr aktiv war [461]. "Den soll der Teufel holen" schimpfte denn auch Albanus wiederholt über Krausbeck. Doch an der Fasnet gelang es Krausbeck, den hohen Herren eins auszuwischen [462]:

"Bei der Fasnet 1936 zogen ein paar junge Wolfacher als alte Bauernweiber verkleidet durch die Lokale, wo sie dann erst auf A[lbanus] und später auf B[aum] stießen. Eines der Weiber setzte sich den Herren auf den Schoß und ging ihnen um den Bart. "Gell, du hesch mich doch am liebschde vu alle?" [463] tat das Weib den Bonzen schön. Die stimmten natürlich zu und tatschten an dem vermeintlichen weiblichen Wesen herum. Erst später, als die rustikale Weiberschar verschwunden war, fragte man sich, wer die kesse Bäuerin gewesen sei. Als man das Rätsel auflöste, trank der Ortsgruppenleiter sein Bier aus und zahlte. Kein anderer als sein Erzfeind Krausbeck war ihm eben noch auf dem Schoße gesessen."

Langenbacher Tier

Nach einer alten Sage spukte früher das Langenbacher Tier von der Abenddämmerung bis zum Betzeitläuten am anderen Morgen im vorderen Langenbachtal bis über die Straße und den Brühl [464] zur im Wald gelegenen Wallfahrtskapelle St. Jakob hinauf [465]. Den Mesnern auf St. Jakob habe es oft den Weg ins Rorateamt gezeigt, indem es mit einem brennenden Scheubel, einer getrockneten, in Öl getränkten Floßweide [466], einige Schritte vor ihnen herging bis zur Stadtmühle bei der Stadtbrücke, wo es plötzlich verschwand. Nach einer anderen Überlieferung soll diese Spukgestalt einem riesigen Hund oder Bär ähnlicher gewesen sein als einem Menschen und hinter dem oberen Steighof im Langenbach Richtung St. Roman sein Unwesen getrieben haben [467]. August Armbruster schreibt in seiner handschriftlichen Stadtchronik von 1895 über den geschichtlichen Hintergrund dieser Sage [468], dass der Metzgermeister Duppele mit einem Kollegen eine Kuh beim Metzger Rumens im hinteren Heubach geholt habe, diese jedoch auf dem Rückweg über St. Roman nach dem Steighäusle im Langenbach immer langsamer lief und sich schließlich nicht mehr von der Stelle bewegte. Die beiden ließen die Kuh, eine "Schindmähre mit ungemein langen Hörnern", dort liegen, da es schon auf Mitternacht zuging und zuhause ihre Frauen warteten. Kurze Zeit später kam ein Kinzigtäler vorbei, der in der Stadt im "Adler" etwas zu viel Wein getrunken hatte und dem nun im Zwielicht der Nacht mit vom Alkohol vernebeltem Blick die Kuh wie ein großes Ungeheuer erschien, dessen Hörner weit in die Lüfte ragten. Schreckensbleich schlich er sich auf der anderen Talseite an dem vermeintlichen Ungeheuer vorbei und erzählte anderntags überall von seinem nächtlichen Abenteuer.

1937 trat das Langenbacher Tier erstmals bei einem Festzug auf in Form eines von zwei Männern getragenen drachenähnlichen Ungeheuers und war auch später gelegentlich an der Fasnet zu sehen, beispielsweise 1958. 32 Mitglieder der Kameradschaft Langenbach/Übelbach e.V. schlossen sich 1989 zusammen, um eine neue Fasnetfigur nach diesem Vorbild zu schaffen. Das Langenbacher Tier trägt ein gezacktes grün-rotes Gewand mit langem Schwanz und eine von Roland Severin Schuler entworfene Drachenlarve aus Holz. Zum Necken der Zuschauer benutzen sie den in der Sage erwähnten Scheubel. Da das Langenbacher Tier keine traditionelle Narrenfigur im Sinne der VSAN ist, beschränken sich ihre Auftritte auf die Elfemessen sowie den Fest- und Kinderumzug in Wolfach und auf Fasnetumzüge in den Nachbargemeinden. Mit einem närrischen Abend in der Festhalle feierten sie im Jahr 2000 ihr 11-jähriges Bestehen.

Guggemusik Erlibach

Im Urlaub 1971 lernten vier Wolfacher Narren - Sigi Hess, Axel Mahnecke sowie Bernd "Phil" und Wolfgang Decker - die drei Schweizer Franz und Sepp Huser sowie Nino Pandiani aus Erlenbach am Zürichsee kennen, die dort in der Guggemusik Erlibach musizierten [469], und luden sie ein, im Jahr darauf nach Wolfach zur Fasnet zu kommen, die eine Woche früher stattfindet als in der Schweiz. 1972 folgten zunächst acht, ein Jahr später bereits 17 Guggemusiker der Einladung und brachten mit ihrer schrägen, fetzigen, stark von Schlaginstrumenten geprägten Musik und den originellen, farbenfrohen Kostümen eine ganz eigene, bis dahin ungehörte Note in die Wolfacher Fasnet, aus der sie heute nicht mehr wegzudenken sind. Etwa alle zwei Jahre entwerfen und nähen sie sich neue Verkleidungen. Einer der Mitbegründer und treibende Kraft dieser grenzüberschreitenden Verbindung, Kurt "Chueri" Maurer, führte den Brauch ein, dass jeder Erlibacher, der erstmals an der Fasnet nach Wolfach kommt, am Schellemendig am Wohlauf teilnehmen muss. Aus der anfänglichen Urlaubsbekanntschaft erwuchs eine echte binationale Fasnetfreundschaft, die bei einigen "Gugge" sogar zur Heirat mit einem Partner aus Wolfach führte.

1984 durften die Erlibacher bei einem Narrentreffen in Hornberg erstmals an Stelle der Narrenkapelle, die wegen der Feier zum 25-jährigen Bestehen der Rungunkeln am Abend zuvor ihre Teilnahme absagte, die Abordnung der Narrenzunft musikalisch begleiten. Mit einem Kappenabend in der Schlosshalle feierten die Erlibacher am Fasnetfreitag 1997 ihr silbernes Fasnetjubiläum; die Rungunkeln übernahmen im "Guggerunkel"-Outfit - unten herum Rungunkeln, um den Kopf herum Guggen - die Bewirtung [470]. Narrenvater Heiner Oberle zeichnete dabei Guggenmusikchef Peter Binder und Kurt Maurer, der schon seit Jahren in Wolfach wohnt und auch als Schnurrant aktiv ist, mit dem Ehrenteller der Narrenzunft aus. Per Orden ernannte Binder die vier Wolfacher, die 1971 die Freundschaft begründeten, sowie den Narrenvater zu Ehrenguggen.

Durch ihre Auftritte in Wolfach lösten die Erlibacher in vielen Gemeinden des angrenzenden Kinzigtals die Gründung von Guggemusiken aus, doch wird diese spezielle Form fasnetlichen Musizierens nur von echten Schweizern richtig beherrscht und überzeugend gespielt. Die ersten Guggenmusiken entstanden in der Baseler Gegend [471]; ihre Verbreitung beschränkte sich bis in die 1980er-Jahre hinein fast ausschließlich auf das schweizerdeutsche Gebiet. Der Begriff Guggemusik geht vermutlich auf das alem. guge < mhd. gugen ‚sich hin und her wiegen, schwanken' zurück [472], denn eine Besonderheit der Guggemusiker ist, dass sie ihre Oberkörper und Instrumente während des Spielens hin- und herbewegen und manchmal auch schwankend marschieren. Die Vermutung, dass Gugge vom alem. Guck ‚Papiertüte' abstammt, weil die Form einer Papiertüte an ein Blashorn erinnert [473], ist nicht überzeugend, da das alem. Wort für Tüte in vielen Gegenden nicht Guck, sondern Guckel, Guckele oder Gückele heißt und deshalb mit dem mhd. gugel ‚Kapuze' verwandt sein dürfte [474].

Die Cavalairer Hexen

In den Jahren 1984/85 entstand die Städtepartnerschaft zwischen Wolfach und der bei St. Tropez am Mittelmeer liegenden französischen Gemeinde Cavalaire sur mer. Die Cavalairer waren nach ihrem ersten Besuch bei der Fasnet 1987 so sehr begeistert, dass sie sich ab dem folgenden Jahr mit einer Gruppe am Festzug beteiligten und mit ihren an die Zuschauer verteilten Mimosen südfranzösisches Flair in die Fasnet brachten. Für den Festzug 1994 schufen sie sich eine eigene Hexenfigur mit Holzlarve und typisch französischer Verkleidung.

Die Hoorigen

Bei einer Festspielbesprechung stellten sich 1971 zum ersten Mal die Hoorigen vor, eine Narrenfigur, die Kunsterzieher Helge Gerken von der Realschule mithilfe einiger Realschüler entwarf [475]. Zu einer buntfarbigen Narrenkleidung, die keine einheitliche Linie aufwies, sondern der Fantasie des Trägers entsprang, trug sie eine selbstgeschnitzte Lindenholzlarve mit einem Zug ins Dämonische und hielt in der Hand einen Stecken mit einem Hanfbüschel. Einige der Hoorigen führten selbstgebastelte Musikinstrumente mit sich. Im Laufe der Zeit sollte sich daraus eine Hoorigen-Kapelle bilden. Der damalige Narrenvater Erich Steinhauser sen. unterstützte diese Initiative der Realschüler, doch durften sie sich bei auswärtigen Auftritten der Narrenzunft nicht beteiligen, da sie nicht traditionsgebunden waren. An der Elfemess am Schmutzige Dunnschdig 1971 gaben sie ihr Debüt. Die Gruppe löste sich nach einigen Jahren wieder auf.

Der Narrenbrunnen

Nach ersten Beratungen im Narrenrat wandte sich Narrenvater Erich Steinhauser sen. im September 1968 brieflich an den Bürgermeister Arthur Martin (1911-1999) und teilte ihm mit, dass die Narrenzunft beabsichtige, bis 1970 einen Narrenbrunnen beim Gassensteg zu erstellen, wo die im Volksmund als "Reifschniiderdenkmal" bezeichnete Litfasssäule stehe [476]. Einen Monat später beschloss der Gemeinderat, den Narren den Platz am Gassensteg für den Brunnen zu überlassen. Allerdings wollten sich Bürgermeister und Rat im Hinblick auf wichtigere Vorhaben der Stadt zunächst nicht zu einer finanziellen Unterstützung des Projektes äußern, doch stellten sie zumindest personelle Hilfe bei technischen Fragen in Aussicht und sagten die Realisierung des Vorhabens zu, sobald die Finanzierung durch die Narrenzunft gesichert sei. Es gab unter den Bürgern der Stadt aber auch sofort Gegenstimmen, die meinten, das benötigte Geld wäre für soziale Zwecke wesentlich sinnvoller angelegt.

In ihrer ersten Sitzung im Dezember 1968 beschloss die "Kommission zur Erstellung des Narrenbrunnens", bestehend aus Narrenvater Steinhauser, Zunft-Ehrenpräsident Erwin Haas, Ummo Bartmann, Otto Bauscher, Günter Endres, Albin Grieshaber, Horst Hund, Raimund Schuler, Louis Schulte und Hugo Vivell, den Brunnen am Gassensteg zu verwirklichen, nachdem die Mitglieder andere mögliche Standorte, beispielsweise vor dem Ostflügel des Schlosses oder vor der Sparkasse, nach intensiver Prüfung verworfen hatten. Nach schwierigen Diskussionen entschieden Narren- und Gemeinderat, den Brunnen nicht mit Trinkwasser aus der Wasserleitung, sondern über einen Tiefbrunnen mit Grundwasser zu versorgen.

Die ersten Pläne sahen zunächst nur eine einzige lebensgroße Figur des Wohlaufmannes vor, für die der Wohlaufsänger Rudolf Blattner als Vorbild dienen sollte. Doch entschieden sich die Verantwortlichen dann einstimmig für den Entwurf des "Akademischen Bildhauers" Walter Haaf aus Zell a. H. mit etwa einen Meter hohen Bronzefiguren des Wohlaufmaas, der Schellen-, Nussschalen-, Rösle- und Mehlwurmhansel sowie der Rungunkel. Im Februar 1969 erhielt Haaf den Bauauftrag, die Kosten dafür beliefen sich auf 18 590 DM (9 505 €). Die von J. Krausbeck unterstützte Idee, den Brunnentrog nicht aus Beton, sondern aus Naturstein zu gestalten, wodurch sich die nach einigen Jahren aufgetretenen Betonschäden hätten vermeiden lassen können, wurde abgelehnt.

In einer Besprechung vor Ort klärten im September 1969 die beteiligten Handwerker, darunter Haaf, Betriebsmeister Franz Kniesel, Maurermeister Franz Brahm, Blechnermeister Rudolf Schmidt und Werkmeister Franz Schamm mit den Narrenräten Ewald Fritsch, Raimund Schuler und Hugo Vivell noch einige technische Fragen über die genaue Gestaltung des Brunnens ab. Eine Woche später begannen die Bauarbeiten unter der Leitung von Fritsch.

Nachdem die Stadt lange Zeit keine konkrete Finanzierungszusage geben wollte, sicherte der Gemeinderat vier Wochen nach dem ersten Spatenstich zu, die Kosten für das Baumaterial bis zu einer Höhe von 2000 DM (1023 €) zu übernehmen; nach der Fertigstellung bewilligte der Rat im März 1970 nochmals die gleiche Summe. Um die restlichen Kosten zu decken, rief der Narrenrat mit einem "Bettelbrief" eine Spendenaktion ins Leben, die H. Vivell organisierte. Zusätzlich wurden 2000 speziell für diesen Zweck gefertigte gelb-blaue Kugelschreiber sowie als besonderes Festabzeichen ein kleines Noppenfläschle der hiesigen Schnapsbrennerei Haas & Bulacher mit 40-prozentigem "Wolfacher Narrenbrunnengeist" verkauft.

Am 11.11.1969 fand die Grundsteinlegung statt. Nach einer Ansprache des Narrenvaters und einem Feuerwerk der Rungunkeln verlas Sekretarius Schuler den Text der Grundsteinurkunde [477]:

„Wir freye Narren zue Wolfa thuen kund und zu wissen, daß wir itzo, am Tage Martini, dem 11. Novembris des Jahres 1969 den Grundstein zu diesem Narrenbrunnen legen. [...] Dieser Narrenbrunnen wurde gestiftet von: Wolfacher Bürgern / von Wolfacher Industriebetrieben / von der Stadt Wolfach. Bauleitung und Bauausführung lagen in der Hand von Kämmerer Ewald Fritsch und seinen getreuen, närrischen Vasallen. Die alte Narrenstadt Wolfach zählte am selbigen Tag fast 4800 Seelen, vom Siechenwald bis zur Weihermatte, vom Spitzrank bis zur Schmelze. Möge dieser Brunnen für alle Zeiten bestehen, in guten und in schlechten Tagen immer laufen und "guet Wasser" bringen und nie versiegen. Er soll auch in ferner Zeit künden vom närrischen Geist der Wolfacher. Gegeben zue Wolfa am Tage Martini, den 11.11.1969. Der Bürgermeister der Kreisstadt Wolfach Arthur Martin. Der Narrenvater der freien Narrenzunft Wolfach Erich Steinhauser sen.“

Bauleiter Fritsch mauerte danach eine vom Organisator Werner Lorenz gefertigte Kupferkapsel mit der Urkunde, verschiedenen Geldmünzen und den Narrenorden der Zunft im Sockel des Brunnentroges ein. Bei der anschließenden Narrenversammlung beschwor Narrenrat Albert Wöhrle den Narrogeist, damit dieser in den Brunnen fahre und das Wasser für alle Zeiten sprudeln lasse [478].

An der Fasnet 1970 fand unter dem Motto "Wolfacher Jahrmarktsrummel" das erste Brunnen- und Dammfest statt, das wegen der heftigen Regenfälle als "Einwässerung des Narrenbrunnens" in die Fasnetgeschichte einging. In zahlreichen Zelten, Buden und närrisch gestalteten Garagen und Schuppen um den Brunnen herum auf dem Damm, dem Gebiet zwischen oberer Kirchstraße, Dammstraße und Kleiner Dammstraße, herrschte trotz des miserablen Wetters ein reges Narrentreiben [479]. Der Festzug am Schellemendig wurde zu einem kleinen Kinzigtäler Narrentreffen mit den Narrenzünften aus Oberwolfach, Halbmeil, Hausach, Haslach, Zell a. H. und Hornberg sowie dem Spielmannszug der Fastnachtsgesellschaft Freudenstadt. Das Dammfest wird seither alle fünf Jahre veranstaltet, wobei der Festzug, der am Narrenbrunnen endet, und die närrische Gestaltung des Festbereiches unter einem bestimmten Motto stehen. Beim Zunftball 1985 dienten die originalen Gipsmodelle der Brunnenfiguren, mit Ausnahme der verloren gegangenen Rungunkel, als Dekoration für den Eingangsbereich der Schlosshalle.

Den Narrenbrunnen putzte und schrubbte in den ersten Jahren Josef Heizmann (1906-1981), der ursprünglich Waldwebersepple genannt wurde [480], aber dann bald in Anerkennung seiner unermüdlichen Arbeit den Spitznamen Brunnensepple erhielt, den ihm die Kaffeetanten auf seinen grünen Schurz stickten. Voller Stolz trug er auch unter dem Jahr das Abzeichen der Narrenzunft an seiner grünen Kappe und bot den zahlreichen Kurgästen die passende Ergänzung zum Narrenbrunnen. Von Jugend an hatte sich Heizmann aktiv an der Fasnet beteiligt, beispielsweise als Tafelträger bei den Moritaten des Schnurrens oder bei vielen Fasnetspielen, wo sich oft eine passende Rolle für seine Person und besondere Figur fand. 1980 übernahm Franz Hauer die Pflege des Brunnens.

1990 litt das Dammfest wie schon bei der Einwässerung 20 Jahre zuvor unter dem schlechten Wetter. Diesmal tobten am Montag und Dienstag orkanartige Stürme; das Festzelt auf dem Damm musste aus Sicherheitsgründen kurz nach dem Festzug abgebaut werden [481].

Beim Festzug 1994, der wie das Festspiel unter dem Motto "Närrische Statt-Planung" stand, fuhr ein großer Wagen mit, auf dem "echte" Hansel die seit Jahren von den Narren gewünschte Erweiterung des Narrenbrunnens um jene Fasnetgestalten, die bis dahin noch nicht auf ihm zu sehen waren, darstellten [482]. Für den Auftritt beim Festspiel auf der Bühne vor dem Rathaus fertigten Kurt Sum und Hartmut Brückner in knapp zweimonatiger Bauzeit ein kleines Modell für die Erweiterung des Brunnens, das sie über die Fasnetzeit 1995 in der Sparkasse Wolfach in einem Glaskasten präsentierten [483].

Wegen des großen Narrentreffens und des damit verbundenen organisatorischen Aufwandes konnte 1995 kein Dammfest stattfinden, weshalb im Jahr darauf das 25+1-jährige Bestehen des Narrenbrunnens gefeiert wurde. Nachdem in den Dammfestjahren früher immer das Festspiel auf der Bühne vor dem Rathaus ausgefallen war, gibt es seit 1996 auf dem Platz beim Narrenbrunnen auf einer kleinen Bühne jeweils ein kleines Dammfestspiel zu sehen, um den aufwändig kostümierten Festzuggruppen einen Auftritt vor großem Publikum zu ermöglichen.

Im Vorfeld des Festes zum 30-jährigen Bestehen des Narrenbrunnens im Jahr 2000 sorgte die geplante Fällung der alten Kastanienbäume entlang der Dammstraße am Kinzigufer, die wegen des Naturschutzes noch vor der Fasnet durchgeführt werden musste, für einige Diskussionen unter den Narren, denn es gab Befürchtungen, dass dies womöglich zu Behinderungen beim Fest führen könnte, doch stellten sich diese dann als unbegründet heraus.

Am Samstag vor der Fasnet 2000 wurde erst- und letztmals auf dem Damm beim Gassensteg ein Narrenbaum aufgestellt. In einem kleinen Umzug um die Stadt mit Narrenkapelle und Narrenrat zogen die Zimmerleute um Oswald Zeibig den 20 Meter langen Baum zu seinem Platz und richteten ihn in knapp einer Stunde auf; anschließend gab es einen kleinen Umtrunk. Bereits seit 1994 war jeweils der vor dem Rathaus zur Weihnachtszeit aufgestellte Tannenbaum nach Dreikönig stehen gelassen, bis auf die oberste Baumkrone entastet und zum Narrenbaum umfunktioniert worden. Auch 1995 wurde zunächst wieder der Christbaum entastet, Zimmermeister Zeibig meinte aber, zu dem in jenem Jahr stattfindenden großen Narrentreffen müsse man einen "rechten Narrenbaum" haben, der eigens aufgestellt werde. So wurde kurzfristig das Festprogramm am Samstag um 11 Uhr um das Narrenbaumsetzen erweitert; allerdings wurde vergessen, die Rinde des Baumes vorher zu entfernen. Da dieser Brauch in Wolfach keine altüberlieferte Tradition ist, beschloss der Große Narrenrat in seiner Herbstsitzung 2000, künftig auf einen Narrenbaum zu verzichten.

Heftige Proteste der Narren löste der im Mai 1999 in einer Gemeinderatssitzung vorgestellte, von der Stadt in Auftrag gegebene Plan eines Freiburger Stadtplanungsbüros zur Schaffung eines Flößerparks entlang der Kinzig zwischen Gassensteg und der Mündung der Wolf aus [484]. Der Entwurf sah vor, den Narrenbrunnen in die Mitte des Platzes beim Gassensteg zu verlegen, wo er dem Verkehr sowie den Prozessionen und Fasnetumzügen im Wege gestanden hätte. Narrenvater und Gemeinderat Heiner Oberle schlug als mögliche Alternative dazu vor, den Brunnen in der 1999 erweiterten Anlage vor dem östlichen Schlossflügel aufzustellen.

Die Schnurrgruppe "Feminine Truppe", bestehend aus Lucia Holzer, Gertrud Rök und Edeltraud Wöhrle, startete eine Unterschriftenaktion gegen die geplante Verlegung und übergab am 21.7.1999 Bürgermeister Gottfried Moser 384 Unterschriften [485]. Moser erwiderte, dass in dieser Frage noch keine endgültige Entscheidung getroffen worden sei und am 22.7. um 19 Uhr eine Ortsbesichtigung durchgeführt werde, bei der ein Holzmodell des Narrenbrunnens dessen möglichen Standort auf dem Platz veranschaulichen solle; zum genannten Termin ließ sich jedoch beim Gassensteg, wo sich schon zahlreiche Interessierte versammelt hatten, der Bürgermeister nicht blicken, denn er besprach zur selben Zeit im Rathaus das Problem mit dem beauftragten Städteplaner und den betroffenen Vereinsvertretern. Dabei stellte sich heraus, dass die Verlegung in die Platzmitte aus technischen Gründen nicht möglich sei, weshalb sich auch die Ortsbesichtigung erübrigte [486]. Im Dezember 1999 entschied sich schließlich der Gemeinderat dafür, den Brunnen am Rand des Platzes aufzustellen [487].

Mit der geplanten Verlegung bot sich die Möglichkeit an, zugleich die schon lange geplante Erweiterung des Narrenbrunnens zu verwirklichen. In der Sitzung des Großen Narrenrates im Mai 2000 stellte W. Haaf den Entwurf für die Neugestaltung seines 30 Jahre zuvor entstandenen Brunnens vor [488], in dem ein Steinsockel den alten Betontrog ersetzt, auf dem die schon vorhandenen Bronzefiguren platziert werden; den Sockel umgibt ein in den Boden eingelassenes Wasserbecken, aus dem sich zwei kleine Wasserfontänen erheben. Die fünf neuen Figuren - drei Nasenzügler sowie Streifen- und Spättlehansel - stehen auf zwei gebogenen Steinsockeln am Rande des Wasserbeckens. Der Große Narrenrat erteilte Haaf einstimmig den Auftrag zur Realisierung der Pläne.

Die Bauarbeiten zum neuen Brunnen begannen im April 2000, am 23. Oktober wurden die alten und neuen Bronzefiguren auf den drei neuen Sockeln montiert und zunächst verhüllt [489]. Ein vierter Sockel am Rande der neuen Brunnenanlage blieb vorerst frei für eine zukünftige Ergänzung um weitere Narrenfiguren. Am Abend des 11.11.2000 fand die feierliche Enthüllung des Brunnens statt, bei der er langsam aus einer illuminierten Nebelwolke auftauchte, umrahmt von einem kleinen Feuerwerk [490]. Von der Stadtkapelle musikalisch begleitet, kam nun die alte Benz-Feuerwehr-Kraftfahrspritze, Baujahr 1926, mit ihrer historisch gekleideten Besatzung angefahren [491]; die Feuerwehrleute schafften in einer langen Kette Wasser in alten Leinensäcken von der Kinzig zum Brunnen und wässerten ihn ein. Nach kurzen Ansprachen von Bürgermeister Moser, Narrenvater Oberle und W. Haaf überreichte Bernhard Stelzer vom Förderverein der Wolfacher Fasnet dem Narrenvater zur Deckung der Gesamtkosten der Brunnenfiguren von rund 52 000 DM (26 587 €) einen Scheck in Höhe von 26 000 DM (13 294 €). Zur Finanzierung des Restbetrages gab die Narrenzunft vom Festabzeichen 2001, das die neue Währung "1 Narro" darstellt, eine limitierte Auflage von 111 Stück in Gold heraus. Die Kosten für die neuen Sockel, die Tiefbauarbeiten und die Neugestaltung des Platzes in Höhe von 23 000 DM (11 780 €) bezahlte die Stadt.

Nach dem Kaffeetantenumzug am Schmutzige Dunnschdig 2001 ging der neue Brunnen im Rahmen eines kleinen Festaktes offiziell in Betrieb, wobei Bürgermeister Moser und Narrenvater Oberle sowie Stadt- und Narrenräte die Schenkungsurkunde unterzeichneten, mit der die Narrenzunft den Brunnen der Stadt überließ.

Eine Wolfacher Sandsteinfratze als Vorbild des Elzacher Schuddigs

Der Wiener Volkskundler Leopold Schmidt wies 1955 darauf hin, dass der mit Schneckenhäusern behängte Dreispitz des Elzacher Schuddigs, der dortigen Narrenfigur, große Ähnlichkeit mit einer steinernen Fratze an einem Gebäude in der Wolfacher Schlossstraße aufweist [492]. Er datiert die Plastik auf das 16. Jahrhundert; nach den Forschungen von Josef Krausbeck dürfte sie aber bereits im 12. Jahrhundert entstanden sein, denn auf dieser Fratze fanden sich die gleichen Farbschichten, mit denen auch das Bettelmaale ‚Bettelmännchen', ein Gewölbeträger aus dem zu jener Zeit gebauten Stadttor [493], übermalt war und diente vermutlich zur Abschreckung von Feinden [494]. Krausbeck vermutete 1984 in einem Zeitungsbericht [495], Schmidt sei aufgrund einer ungenauen Federzeichnung Georg Straubs [496], auf der "die primitiven romanischen Locken fast in Form von Schneckenhäusle erschienen", zu seiner These gelangt; Schmidt bezieht sich jedoch in seinem Beitrag auf eine Fotografie des Kopfes in W.A. Tschiras Abhandlung über die Stadt und das Schloss Wolfach [497].

Schmidt bezeichnet den Kopf als Wiedergabe einer Schnitzmaske, was bei einer näheren Betrachtung nicht sehr überzeugend klingt. Es ist aber durchaus vorstellbar, dass vielleicht der Kopf als Vorbild für eine Narrenfigur diente. Ähnliches ist auch heutzutage noch zu beobachten: der Elzacher Maskenschnitzer Fritz Disch ließ sich beispielsweise bei der Neugestaltung von Holzlarven in den 1920er-Jahren von Brunnenfiguren beeinflussen [498]; die Larve des Rottenburger Ahlands entstand 1929 nach einer Sandsteinfratze [499].

Karl Siegfried Bader und Josef Weber kamen durch die Auswertung Elzacher Aktenbelege zu dem Schluss, dass der Name Schuddig aus dem Begriff Schauertag entstanden sei [500], der zunächst nur als Bezeichnung für die Ratszehrung am Aschermittwoch verwendet wurde, aber im Laufe der Zeit auf die von den Elzachern gepflegten Narrenbräuche an diesem Tag überging, die vermutlich mit dem heute noch üblichen Taganrufen vergleichbar sind, um schließlich im 19. Jahrhundert die Narren selbst zu bezeichnen, die diesen Brauch ausüben: die Schurtigsnarren [501]. Der Volkskundler Peter Müller sieht deshalb in der Wolfacher Steinfratze "eine heiße Spur auf der Suche nach einer weiteren Verbreitung schuddigähnlicher Maskierungen", die mit "Schauertagsbräuchen in Verbindung stehen könnten" [502], und verweist auf den Dreispitzhut und die Schneckenhausmaskierungen in Kappelrodeck, Elzach und Zell a. H.; im Hinblick auf die Bedeutung des Schauertags für diese Gemeinden wären ähnliche Entwicklungen bei der Gestaltung der Narrenkleider denkbar [503].

Das Drum und Dran der Wolfacher Fasnet

Narrenkammer

Die Narrenkammer, in der die zahlreichen Requisiten der Narrenzunft untergebracht sind, befand sich früher auf dem Speicher des alten Rathauses. Ihr Bestand wurde 1892 beim großen Rathausbrand vernichtet [504]. Im neugebauten Rathaus war kein Platz mehr für die Narrenkammer; sie kam deshalb auf den Speicher im Nordflügel des Schlosses und ging beim Schlossbrand 1947 abermals in Flammen auf, nachdem sie schon durch die Wirren der Besatzungszeit sehr gelitten hatte. Der 1937 angeschaffte Kasten der Weibermühle, der auf dem Speicher über dem Finanzamt im Ostflügel stand, entging dem Brand. Nach dem Wiederaufbau des Schlosses befand sich die Narrenkammer auf dem Speicher über dem Amtsgericht im Südflügel. 1954 überließ die Stadt der Narrenzunft zusätzlich einen Raum des Schlosses als Kleiderkammer.

1967 zog die Narrenkammer nach der Fasnet vom Schloss in den "Rosssaal" hinter der früheren Gastwirtschaft "Zum Hirsch" [505] zwischen Adler- und Kranzgässle. Vor dem Abriss des "Rosssaales" kam sie im Oktober 1970 in den Schuppen beim ehemaligen Städtischen Altersheim bei der Auffahrt zum Kreiskrankenhaus, den die Stadt der Narrenzunft kostenlos überließ. Der Schuppen wurde im Laufe der Zeit zu klein für die zahlreichen Requisiten, weshalb ein Teil der Narrenkammer im Klausenbauernhof (Vor Ippichen) und im ehemaligen Fabrikgebäude der Edelbranntweinbrennerei Haas & Bulacher (HaBu) in der Bergstraße untergebracht wurde. Im Vorfeld des Feuerwehrgerätehausneubaues musste der Schuppen beim Krankenhaus abgebrochen werden [506]. Gemeinderat und Stadtverwaltung stellten nun nach Anfrage und Vorschlag der Narrenzunft in Aussicht, nach dem Umzug der Feuerwehr deren altes Gerätehaus in der Luisenstraße als Narrenkammer unentgeltlich zur Verfügung zu stellen. Bis zur Fertigstellung des neuen Gerätehauses wanderte die Narrenkammer im Sommer 1986 in die 1951 errichtete Halle der Schlosserei Krausbeck im Mesmergässle, die ungefähr bei der Einfahrt zur Tiefgarage des katholischen Gemeindehauses lag und im September 1987 abgerissen wurde. Danach war die Narrenkammer im HaBu-Gebäude untergebracht, das im November 1989 ebenfalls der Spitzhacke zum Opfer fiel. Schließlich kam sie in das im November 1988 frei gewordene alte Feuerwehrgerätehaus, wo sie sich noch heute befindet.

1990 gab es Pläne, auf dem Gelände beim ehemaligen E-Werk beim Straßburger Hof eine größere Halle zu errichten, die aber aus finanziellen Gründen scheiterten. Bürgermeister Gottfried Moser versprach 1992 der Narrenzunft, auf dem Gelände des Städtischen Bauhofes im Straßburger-Hof-Gebiet ein Areal von etwa 7 m * 12 m für den Neubau eines Wagenschopfes zur Verfügung zu stellen [507], doch konnte auch dies nicht realisiert werden. Nachdem der Gemeinderat im September 2004 beschloss, das alte Feuerwehrgerätehaus abzureißen, um Platz für den Neubau eines Seniorendomizils zu schaffen [508], forcierte die Narrenzunft die Suche nach einem geeigneten Ersatzstandort; in die engere Wahl kamen das ehemalige Geschäftshaus von Kurt Heinz in der Adlergasse sowie die seit Jahren leer stehende Gastwirtschaft "Zähringer Hof" [509].

Narrenfahnen

1948 malte Josef Krausbeck die ersten drei Narrenfahnen für sein eigenes Haus, auf der der Wolfacher Ur-Hansel von 1927 zu sehen ist, sowie für Georg Straub und Friedbert Schrempp, den Wirt der Gastwirtschaft "Zum Kreuz" [510]. Im Laufe der Zeit entstanden über 115 Fahnen, die mit ihren farbenfrohen Motiven der Stadt über die Fasnetzeit ein ganz besonderes närrisches Flair verleihen, wie es sonst nirgends zu sehen ist. Über 70 davon fertigte Krausbeck bis ins hohe Alter hinein, zuletzt tatkräftig unterstützt von Martin Rupprecht, der die großflächigen Malarbeiten übernahm, während Krausbeck die Details und Gesichter malte, denn das Porträtzeichnen gehörte zu seinen besonderen Leidenschaften [511]. Neben diesen beiden schufen auch Gebhard Bächle, genannt "Löns" [512], Roland Severin Schuler, lange Jahre als Narrenrat und Festspielleiter tätig, sowie der Maler Heinz Pape zahlreiche Fahnen. Einige von Papes Stoffkunstwerken, die das Rathaus zierten, fielen 1990 dem stürmischen Wetter zum Opfer.

In den 1950er-Jahren gab es jeweils vor dem Fasnetusrufe am Schlosstor die Aufweckung, Enthüllung und Aufhängung einer von Georg Straub gemalten 5 m langen Fahne mit dem Wohlaufmaa und der Aufschrift "Wohlauf zur Wolfacher Fasnet", umgeben von Schellenhansel, Narrenmusiker in Bürgerwehruniform, Kaffeetante und Nasenzügler; sie widerstand aber der winterlichen Witterung nicht lange [513]. Später wurde stattdessen in der Vorfasnetzeit ein großes Zunftwappen am Stadttor angebracht, auf dem die Aufschrift "Freie Narrenzunft Wolfach", die Kappe des gelb-blauen Schellenhansels und das Stadtwappen mit der Wolfsangel zu sehen sind, umgeben von den närrischen Insignien Wohlauflaterne, Brezel, Hellebarde, Besen, Pritsche, Saubloder, Trommel, Kuhglocke, Horn und Kaffeetasse. Nachdem das alte Schild zu Bruch gegangen war, fertigten die Narrenräte Christian Keller und Dieter Jehle zur Fasnet 1998 nach einen Entwurf von Michael Bonath ein neues Zunftwappen an, dessen Gestell Georg Schmieder zusammenschweißte.

Zur Fasnet 1998 schuf Josef Krausbeck eine Zunftfahne in den Stadtfarben Gelb und Blau, geziert mit einer Kappe des gelb-blauen Schellenhansels auf rotem Grund und der Aufschrift "Narro", die seither jeweils vor dem Ausrufen auf dem Stadttor gehisst wird.

Zum 50. Jubiläum der Narrenfahnen veranstaltete die Narrenzunft vom 8. bis 12. Februar 1998 im katholischen Gemeindehaus am Kirchplatz eine Ausstellung mit 78 der damals insgesamt 115 Fahnen. Bei der Vernissage wurden die Fahnenkünstler Krausbeck, Pape und Schuler, die den größten Teil des närrischen Häuserschmucks entwarfen, für ihr besonderes künstlerisches Engagement geehrt [514].

Narrenorden, Narrenteller und Zunftwappen

Das zur Fasnet 1933 angelegte "Ordens-Buch der Freien Narrenvereinigung Wolfach. Worinnen des Ordens Regel bestimmt ist, und die Ritter hoher, höherer und höchster Orden ‚Für Witz und Narrentreue' aufgezeichnet sind" beginnt mit einem "Wörtle vornenus", das die kurz zuvor am 11.11.1932 beschlossene Reform der Narrenzunft beschreibt, bei der festgelegt wurde, von nun an "alde Narre un Närrinne, wo viele Johr lang de Fasnetskater durch de Bach trage henn", mit einem Orden "Für Witz und Narrentreue" auszuzeichnen [515]. Diese Einleitung ist unterschrieben vom damaligen Kleinen Narrenrat mit Erwin Haas als Narrenvater, Hans Allgeier als Narrenschreiber und Hermann Armbruster als Säckelmeister.

Die ursprünglich drei Ordensklassen bestehen aus dem Kleinen Hanselorden, dem Großen Hanselorden und dem Wohlauforden, deren Gestaltung Georg Straub übernahm. Die beiden Hanselorden tragen neben dem Stadtwappen, der Wolfsangel, als Emblem eine Schellenhanselkappe, auf dem Wohlauforden ist ein Wohlaufmaa, der die Gesichtszüge des damaligen Wohlaufsängers Rudolf Blattner trägt, und ein Lampion zu sehen (die Stalllaternen zur Beleuchtung des Wohlaufs wurden erst später eingeführt). Alle drei Orden, im Format klein, größer und groß, enthalten zudem den Leitspruch "Für Witz und Narrentreue".

In einer Narrenversammlung am 14. Februar 1933 wurden die ersten Narren mit den neuen Orden ausgezeichnet: Ehrennarrenvater Friedrich Schmidt und Alt-Narrenrat Albert Sandfuchs sen. sowie die Narrenzunft Stockach, an deren Narrentreffen die Wolfacher Zunft 1933 teilgenommen hatte, mit dem Wohlauforden; Glasmaler Georg Straub, Friseurmeister Anton Burger und Fabrikant Erwin Haas mit dem Großen Hanselorden; Kaufmann Alfred Krausbeck, Bahnhofwirt und Altwohlaufsänger Albert Schmider, Hotelier "Zur Krone" Hans "Kronenhansel" Allgeier, Schuhmachermeister Karl Blattner, Kaufmann Erich Sandfuchs, Ochsenwirt Rudolf Straub sen., Mechanikermeister Otto Fehrenbacher, Kaufmann Hugo Vivell sen., Hammerschmied Karl Lorenz, Seifensiedermeister Jakob Niethammer sowie Karl Kaiser, der Festführer von Stockach, mit dem Kleinen Hanselorden.

Zu seinem silbernen Dienstjubiläum erhielt Narrenvater Erwin Haas 1954 den speziell zu diesem Anlass gestifteten "Blechernen Wohlauforden am silbernen Kettlein". Mit dieser nunmehr höchsten Stufe der Narrenorden wurden seither auch Georg Straub (1956), Hermann Armbruster und Otto Schmidt (1960), Engelbert Belli (1964), Rudolf Blattner und Albert Sandfuchs (1968), Josef Krausbeck (1971), Erich Steinhauser sen. (1980), Ewald Fritsch (1984), Walter Schmider (1988), Werner Lorenz, Raimund Schuler und Albert Wöhrle (1992), Norbert "Messing" Jehle (1997) sowie Dieter Buss (2000) ausgezeichnet.

Eine Auszeichnung für Narren, die bereits den Wohlauforden, aber noch nicht den Blechernen Wohlauforden erhielten, ist die mit einem "alleruntertänigsten Purzelbaum" des Narrenvaters dargebrachte Ernennung zum "Ehren-Narro". Neben den Orden überreicht die Narrenzunft für besondere Verdienste einen Ehrenteller, der mit Fasnetmotiven geziert ist.

Die Ordensverleihungen finden alle vier Jahre statt. Wer noch keinen Orden bekommen hat, kann das aus Messing gefertigte Zunftwappen, das dem über die Fasnetzeit am Stadttor zu sehenden großen Wappen entspricht, käuflich erwerben. Zudem gibt es noch einen großen runden Zunftaufkleber zur Verzierung von Fahrzeugen und anderen Utensilien.

Festabzeichen, Lärvle und Hanselpuppen

Ein begehrtes Sammlerobjekt sind die von der Narrenzunft herausgegebenen Festabzeichen mit alljährlich wechselnden Motiven, die oft in Anlehnung an das jeweilige Festspielthema gestaltet sind und auch zur Finanzierung der Veranstaltungen dienen; die Narren sammeln die Abzeichen auf ihren Flößerkäpple. Von 1980 bis 1983 gab es eine Serie von Abzeichen in Form der Buchstaben WOLFACH, geziert mit den Wolfacher Narrengestalten, 1988 ein Wolfacher Billettle in Erinnerung an die 200 Jahre zuvor erstmals vom Oberamt gegen den Erwerb eines Piliets gewährte Narrenfreiheit [516], 1994, 96, 98 und 99 jeweils eines der Hanselutensilien, 2000 ein Narrenfähnchen mit dem Zunftwappen, 2001 die neue Währung "1 Narro"; 2002 startete eine neue Serie, die den Narrenfiguren gewidmet ist. Zu Jubiläumsveranstaltungen und Narrentreffen werden ebenfalls spezielle Abzeichen hergestellt, die als Eintrittskarte gelten.

Nachdem bereits 1950 sowie zum Großen Narrentreffen 1973 kleine Hansellärvle erschienen, gab die Narrenzunft seit 1992 nach und nach je ein Lärvle von jedem Hansel und der Rungunkel zum Umhängen heraus.

Seit 1995 fertigt Optikermeister Christian Keller alljährlich in begrenzter Stückzahl einem bestimmten Thema gewidmete Fasnet-Ohrringe, geziert beispielsweise mit einer kleinen Wohlauflaterne, einer Nussschalenhanselstreckschere, Kaffeemühle, Gumminase, Holzspan und Blechpäper oder einem hölzernen Bierkrug.

Roswitha Welle bastelt mit Unterstützung ihres Mannes Frieder originalgetreu mit einem Stoffhäs ausgestattete etwa 35 cm große Puppen aller Wolfacher Fasnetgestalten, die sie zur Fasnetzeit auf den Wochenmärkten verkauft.

Wolfacher Fasnetlieder, -sprüche und -gedichte=

Fasnetlieder

Der Michelesmarsch

Das in Wolfach zur Fasnetzeit am meisten gespielte Musikstück ist zweifellos der Michelesmarsch [517], mit dem die Narrenkapelle das Fasnetusrufe, die Elfemessen sowie Fest- und Kinderumzug begleitet. Der Name des Marsches dürfte zurückgehen auf das Verb michelen ‚foppen', gebildet in Anlehnung an den meist spöttisch als ein Synonym für ‚Narr' benutzten Rufnamen Michel [518].

Der Marsch entstand im Jahre 1812 in Frankreich als Militärmarsch unter dem Titel Aux champs (en marchant) ‚marschierend ins Schlachtfeld' [519]. Sehr beliebt wurde er durch ein Chanson, das ein Missgeschick von Thomas Robert Bugeaud (1784-1849), Marschall von Frankreich und Herzog von Isly, besingt: Während der Kämpfe gegen Abdel Kadr in Algerien wurde 1836 das Zeltlager des 2. Spahi-Regiments bei Nefthah, einem Ort zwischen Mescara und Saide, überraschend angegriffen. Bugeaud stürzte aus seinem Zelt, vergaß dabei aber, seine Schlafmütze abzusetzen. Hauptmann Chambry schrieb über diesen Vorfall noch in der gleichen Nacht das Lied "La Casquette de Bugeaud", das bis heute im französischen Volksliederschatz steht. Übersetzt lautet der Liedtext:

Hast du gesehn die Mütze, die Mütze,
hast du gesehn die Mütze des Vaters Bugeaud?
Wenn du sie nicht gesehn hast, hier ist sie!
Sie ist auf seinem Kopf!
Es gibt nirgends zwei wie diese!
Wenn du sie nicht gesehen hast, wirst du sie sehen,
die Mütze, die Mütze!
Die Mütze des Vaters Bugeaud!

Der Marsch könnte über Straßburg nach Wolfach gelangt sein, vielleicht schon im Jahre 1818, als die Wolfacher Stadtkapelle Instrumente und Noten in Straßburg kaufte [520]. Es wäre allerdings auch denkbar, dass einer der 25 Wolfacher Soldaten, die 1870/71 am Deutsch-Französischen Krieg teilnahmen [521], den Marsch mitbrachte. Jedenfalls ist er der älteste Narrenmarsch in Südwestdeutschland, denn erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden auch in anderen Orten Narrenmärsche [522].

An der Fasnet 1929 froren bei eisiger Kälte um minus 20 Grad die Instrumente der Narrenkappelle ein [523]. Nichtsdestotrotz erklang bei den Umzügen der Michelesmarsch, denn er basiert auf einem nur aus Naturtönen bestehenden Fanfarenthema, das die Kapelle auch ohne die fest gefrorenen Ventile spielen konnte.

Johann Sebastian Bach (1685-1750) verwendete in mindestens neun seiner Werke, beispielsweise im Weihnachtsoratorium in der Bass-Arie "Großer Herr, o starker König", verschiedene Varianten eines Fanfarenthemas, die sich auf ein gemeinsames Grundmodell zurückführen lassen [524]. Werden die Noten dieses Grundmodells mit Ausnahme der Noten drei und vier um eine Oktave nach oben transponiert und wird zwischen den Noten vier und fünf eine Note eingefügt, so ergibt sich der Beginn des Michelesmarsches [525]; auch alle weiteren Zeilen des Marsches sind aus dem Grundmodell ableitbar.

Das Fanfarenthema stammt nicht von Bach selbst, sondern findet sich bereits in alten Quellen als ein jagdlicher Grüßruf vor dem Halali und als Teil des Hofzeremoniells am Dresdner Hof zur Ankündigung und Eröffnung von feierlichen Ereignissen [526]. Im Signalrepertoire der französischen Armee lässt es sich im 17. Jahrhundert mehrfach nachweisen. Neben Bach zitierten beispielsweise auch Heinrich Ignaz Franz Biber (1644-1704), Georg Philipp Telemann (1681-1767) und Michael Haydn (1737-1806) dieses Thema in ihren Werken.

In Elzach ist eine "Fanfare in Es" überliefert, mit der dort zumindest seit 1947, vermutlich aber schon wesentlich länger, am Fasnetsunndig um 12 Uhr das Nahen der beiden Kutschen, von denen aus der Narrenrat die Fasnet ausruft, angekündigt wird, gespielt von zwei Fanfarenbläsern auf einer der Kutschen [527]. Diese Fanfare stammt möglicherweise aus einer Sammlung französischer Militärmusik und basiert ebenfalls auf dem oben erwähnten Grundmodell, weshalb sie in manchen Takten auch mit dem Michelesmarsch übereinstimmt.

Nach Auskunft des Deutschen Volksliedarchivs Freiburg (DVA) sind sowohl das Fanfarenthema als auch der Michelesmarsch aufgrund ihrer Akzenttöne gd-dd' (in der Tonart G-Dur, auf die der Melodiekatalog des DVA basiert) verwandt mit der Melodie des Volksliedes "Häsleins Klage" ("Ich armer Has im weiten Feld"), von der es mehrere Varianten gibt [528].

Der französische Komponist Erik Satie (1866-1925) war einer der einflussreichsten Musiker seiner Zeit und benutzte oder paraphrasierte in manchen seiner Werke bekannte Melodien, Schlager, Operetten- und Cabaretmusik, die ihnen einen besonderen Klang und Charme verleihen [529]. Und so findet sich auch das "Bach'sche" Fanfarenthema in Saties 1924 entstandener Ballettmusik "Relâche" in den Sätzen "Musique de rentrée" und "Les Hommes regagnent leur place et retrouvent leur pardessus". Außerdem verwendete er im zweiten seiner drei Stücke, die er im September 1913 komponierte und im Jahr darauf unter dem Titel "Vieux Sequins et Vielles Cuirasses" (Alte Zechinen und alte Harnische) veröffentlichte [530], jenen französischen Militärmarsch, der in Frankreich zum Volkslied und in Wolfach zum Michelesmarsch geworden war. Zwischen die Notenlinien des "Danse Cuirassé" schrieb er einen Text, der übersetzt lautet [531]:

Griechische Periode

Edler und militärischer Schritt
Es wird in zwei Reihen getanzt.
Die erste Reihe rührt sich nicht von der Stelle.
Die zweite Reihe bleibt unbeweglich.
Die Tänzer erhalten jeder einen Hieb mit dem Säbel, der ihnen den Kopf spaltet.

Anklänge an diesen Marsch finden sich auch in Saties Ballettmusik "Mercure" in den Sätzen "Polka des lettres" und "Le Chaos".

Der Michelesmarsch wird bis heute in der französischen Militärmusik benutzt und führte während der französischen Besatzungszeit nach dem 2. Weltkrieg zu einer gefährlichen Situation, da die Franzosen ihn beim Fahnenhissen spielten und die Wolfacher Schuljugend anfing zu tanzen und zu hopsen, wie sie es von der Fasnet her gewohnt war. Doch schließlich konnte das Missverständnis aufgeklärt werden [532]; 1949 genehmigte der Gouverneur des Wolfacher Landkreises De Rendinger die Verwendung des Michelesmarsches offiziell.

Der Verbindungsoffizier zum Gouvernement, der elsässische Professor Mattlinger, erzählte damals, dass es einen Text zu dem Marsch geben müsse, der sich auf einen Marschall Michèle bezöge, woraus der Name Michelesmarsch entstanden sein könnte. Erst 1961 konnte der genaue Text des Chansons ausfindig gemacht werden [533]: Damals weilte der französische Kapuzinerpater Antonin aus dem Kloster in Straßburg-Königshoffen während der Fasnetzeit einige Tage zur Erholung in Wolfach und sah sich dabei auch zusammen mit dem Wolfacher Stadtpfarrer Gottlieb Huber einige Fasnetumzüge an. Als er den Michelesmarsch hörte, fiel ihm sogleich der oben zitierte Text des Chansons ein; er schickte nach seiner Rückkehr dem Stadtpfarrer einen Ausschnitt aus einem Liederbuch, in dem als Nummer 25 das Lied mitsamt der Melodie abgedruckt ist [534].

Im Sommer 1953 unternahmen einige junge Wolfacher einen Motorradausflug durch Frankreich und machten dabei auch einen Abstecher nach Monaco [535]. Als sie um 12 Uhr mittags die Wachablösung vor dem Schloss des Fürsten beobachteten, trauten sie ihren Ohren kaum, denn die Kapelle intonierte dabei - den Michelesmarsch.

Josef Krausbeck dichtete 1934 und 1948 drei Strophen auf die Melodie des Michelesmarsches, in denen er den Ablauf der Fasnet an den drei Haupttagen Schmutzige Dunnschdig, Schellemendig und Fasnetzieschdig beschreibt [536]. Die in der ersten Strophe erwähnte Elfemess bim Bahnhofjud war in der Bahnhofswirtschaft in der Bahnhofstraße 14, die der gelernte Kaufmann und langjährige Wohlaufsänger Albert Schmider nach seiner Heirat 1911 mit der Bahnhofwirtstochter Rosina Fritsch (1890-1951) übernommen hatte und der wegen seiner vielen Geschäfte, denen er nebenher nachging, im Volksmund "de Bahnhofsjud" hieß [537]. Die Elfemess bim Benemi war im Grünen Baum bei Ben Endres, ehemals Hauptstraße 20, die Elfemess bim Bäuerle beim Ratstuben-Wirt Otto Haberer, ehemals Hauptstraße 30. 1973 musste, wie schon beim Wohlauflied, die Entechrist-Zeile in der zweiten Strophe abgeändert werden.

Karl Blattner dichtete 1959 ebenfalls einen Text auf die Melodie des Michelesmarschs, der jedoch keine größere Verbreitung fand [538].

Neben dem Michelesmarsch spielt die Narrenkapelle bei den Elfemessen sowie beim Fest- und Kinderumzug die Märsche "Hans blib do" [539], die "Chesta" sowie die Marschversion des Volkslieds "Im Leben geht mancher Schuss daneben".

Der Wolfacher Durscht

Das beliebteste und bekannteste Fasnetlied ist "Der Wolfacher Durscht" von 1924 [540]. Nach dem 1. Weltkrieg gab es viele Kriegsversehrte, die zur finanziellen Aufbesserung ihrer Situation etwas unternehmen mussten. So zog der aus Bruchsal stammende Kriegsblinde Dr. Hans Ebbecke durch verschiedene Kurorte, sang heitere Lieder mit Lautenbegleitung und verkaufte dabei auch sein bei einem Stuttgarter Musikalienverlag gedrucktes Liederheft. Zu Beginn der 1920er-Jahre gab er im Wolfacher Badsaal ein Gastspiel und bekam insbesondere für sein Lied "Der Brus'ler Dorscht" mit einem Text von O. Oppenheimer auf die Melodie des "Kreuzfidelen Kupferschmiedes" lebhaften Beifall, das eine Anekdote aus dem Leben des Kraichgaugrafen Kuno besingt.

Zwei Wolfacher, Albert Sandfuchs sen. und Konrad Villing sen., dichteten den Text bei einer "feuchten Zusammenkunft" in der Gastwirtschaft "Zum Adler" kurzerhand zum Wolfacher Durscht um und schufen damit die Gestalt des Grafen Konrad von Wolva, den es, historisch gesehen, aber nie gegeben hat [541]. In der erst 1924 nach langer kriegsbedingter Pause in Wolfach wieder langsam in Schwung kommenden Fasnet kam so ein fröhliches Lied gerade recht und durch die von Sandfuchs in seiner Druckerei hergestellten Textzettel verbreitete sich das Lied sehr schnell.

1926 entstand erstmals der Gedanke, den damals bei der Elfemess am Schmutzige Dunnschdig dargestellten Prinzen Karneval, den es zu jener Zeit fast überall im alemannischen Sprachraum als Symbolfigur der Fasnet gab, durch den durstigen Grafen Konrad von Wolva zu ersetzen. Josef Krausbeck schrieb 1927 mit 17 Jahren sein erstes Fasnetspiel, die "Internationale Völkertagung am Hofe Graf Konrad des Durstigen". Da er noch nicht 18 war und deshalb nicht in die Narrenversammlungen gehen durfte, gab sein Vater das Spiel als sein eigenes aus und klärte diesen Sachverhalt auch später nicht auf.

Die Melodie des "Kreuzfidelen Kupferschmiedes" diente nicht nur den Wolfacher Narren, sondern auch jenen in Waldkirch als Grundlage für ein Fasnetlied. Dort wird auf diese Melodie das "Waldkircher Kläpperlelied" gesungen, das Emil Bayer dichtete, aber inhaltlich mit dem Wolfacher oder Brus'ler Durst nichts zu tun hat [542]. Die Waldkircher spielen die Melodie auch als Marsch während der Umzüge.

Der Hans

Nachdem die Narrenzunft 1934 die ersten zwölf neuen Schellenhansel geschaffen hatte, entstand nach einer alten Melodie, deren Herkunft unbekannt ist [543], durch Um- und Zudichtung verschiedener Wolfacher das Lied "Der Hans", das im Wechselgesang vorgetragen wird und eine Art Liebeserklärung an den Wolfacher Hansel darstellt.

Die Fasnetlieder von Josef Krausbeck

Das Narrenlied von Josef Krausbeck, das auf die Melodie des bekannten Volksliedes "Ufem Wase grase d'Hase" gesungen wird, entstand während des 2. Weltkrieges. Krausbeck leitete damals als Soldat einer in Immendingen stationierten Einheit wegen seiner beruflichen Kenntnisse - er war Textilkaufmann - die Kleiderkammer, die nach längerer Suche nach einem geeigneten Platz im Ausstellungsraum einer Schreinerwerkstatt untergebracht wurde. In einem der Schränke dort befanden sich Fasnachtskostüme nach rheinischem Vorbild (Elferrat-Kostüme und entsprechende Kappen). Die Frau des Schreiners bat Krausbeck, diese Kostüme nicht weg zu werfen, worauf er entgegnete, da könne sie ganz unbesorgt sein, da er selbst ein "rechter Narro" sei. Durch diesen Zufallsfund wurde er so inspiriert ("de Narrogeist hot ihn überfalle"), dass er ein paar Gedichte über die Fasnet schrieb, die er zwischen die Fasnachtskostüme legte. Aus diesen Gedichten entstand dann das "Narrenlied". Einige Zeit nach dem Krieg fragte Krausbeck in Immendingen nach, ob sie die Gedichte gefunden hätten; nach dem Einmarsch der Franzosen, die alles in der Werkstatt durcheinander geworfen hatten, scheinen sie jedoch verloren gegangen zu sein.

Krausbecks Kaffeetantenlied entstand 1954 auf die Melodie "D' Waldermaidle hen dicke Köpf'. Ein Jahr später schrieb er auf die Melodie der Weibermühle ein Lied, das die Verjüngung für Mann und Frau durch eine echte Weibermühle, die Wolfacher Fasnet, besingt. Auf die Melodie eines alten Wolfacher Schottischs [544] schuf er 1955 ein Lied über das Bettelmaale, eine Steinfigur, die sich früher im Gewölbe des Stadttores befand und nach dessen Zerstörung 1971 als Bronzeabguss an der Finanzamtsmauer angebracht wurde [545], und um das sich eine alte Sage rankt [546]:

„Einst kam ein Bettler nach Wolfach und hielt in allen Häusern um ein Almosen an, wurde aber überall abgewiesen. In seinem Unwillen über die erlangte Behandlung entblößte er unter dem untern Tor vor seinem Weggange seine Sitzfläche und kehrte sie mit entsprechender Einladung den hartherzigen Bürgern zu. Der Graf soll dies von seinem Schloß aus gesehen haben. Da er wegen verzögerter Ablieferung des Zehnten auch nicht gut auf die Bürgerschaft zu sprechen war, ließ er das Bild des Bettlers in oben beschriebenem Aufzuge in Stein meißeln und in einer Ecke des Torgewölbes anbringen.“

Der Text der "Wolfacher Gemütlichkeit", 1948 von Krausbeck auf die Melodie "Beim Kronewirt, da ist heut Jubel und Tanz" gedichtet, enthält neben einigen typischen Wolfacher Örtlichkeiten auch manchen verborgenen Seitenhieb und Hinweis auf seine Entstehungszeit. Die in der 3. Strophe erwähnten Dieche ‚Wehre' [547] dienten zum Aufstauen des Wassers der Kinzig für die Flößerei. Der Mühlenteich befand sich etwa auf Höhe der evangelischen Stadtkirche unterhalb des Steingrüns [548]; hier begann der Kanal, der die Stadtmühle an der Stadtbrücke mit Wasser versorgte. 1959 wurde der alte, etwa 1,5 m hohe Mühlenteich 80 m flussaufwärts durch ein modernes Klappwehr beim mittleren Haspelgässle, einem ungeteerten Fahrweg von der Vorstadt- zur Friedrichstraße auf halbem Wege zwischen Hilda- und Viktoriastraße, ersetzt, um für die Turbinen der Firma Grieshaber an der Stadtbrücke eine bessere Wasserversorgung zu ermöglichen und die Hochwassergefahr in der oberen Vorstadt zu verringern. Der Brückewoogdiech ‚Brückenwaagteich' befindet sich mitten in der Stadt oberhalb der Martinswiese, der Gießedeich ‚Gießenteich' oberhalb der ehemaligen Insel, wo heute Festhalle und Realschule stehen. Der "rumpelnde Bass" in der 4. Strophe bezieht sich auf die nach Kriegsende errichtete und erst 1954 ersetzte Behelfsbrücke aus Holz, die die von den Deutschen gesprengte, aus dem Jahr 1938 stammende Stadtbrücke ersetzte und die konstruktionsbedingt bei der Benutzung einigen Lärm verursachte. Der damals noch ganz aus Holz bestehende Gassensteg wurde im Volksmund wegen seiner teilweise losen Holzbalken und -bretter als "Stadtklavier" bezeichnet. Das Tanzen von Rathaus und Kirchturm in der 5. Strophe spielt darauf an, dass sich nach dem Ende des kirchenfeindlichen 3. Reiches die kirchliche und die weltliche Macht nun wieder "die Hand geben". Dass der Schlossturm das Bettelmaale in der 6. Strophe dazu bewegt, sein Hinterteil in die andere Richtung zu drehen, gilt mit der damit verbundenen er-götz-lichen Einladung dem damaligen französichen Gouvernement am Straßburger Hof und dem Hausacher Bürgermeister Heizmann, der nach dem Schlossbrand in Wolfach 1947 vorgeschlagen hatte, das Schloss und Landratsamt in Hausach wieder aufzubauen.

Der Heiratsmarkt

Zur Fasnet 1951 schrieben Erich Sandfuchs und Helmut Belli das Festspiel "Der Heiratsmarkt", das den Zuschauern "ein Bild über das Verliebt-, Verlobt- und Verheiratetsein von den ersten Menschen in aschgrauer Vorzeit ab, über die Raubritter- und Rokokozeit bis zum heutigen Tage geben soll" [549]. Der 17-jährige Musikstudent Siegfried Türpe aus Dresden, der im Jahr zuvor einen kleinen Konzertabend in Wolfach gegeben hatte, komponierte die Melodien zu den Liedtexten von Helmut Belli [550]:

I. Teil: Walzer.

1. Heiratsmarkt!
Jeder kann es wagen.
Mach dein Glück!
Nein wird es nicht sagen.
Darum komm!
Laßt uns heute tanzen!
2. Alt und Jung
treffe sich in Wolfe.
Wag' den Sprung!
Es wird jedem g'holfe.
Heiratsmarkt!
Jeder hat heut Chancen.
Ref.: Jeder soll heut lustig sein
Fröhlich sein, närrisch sein
Darum such' ein Mägdelein!
Es wird Dich nicht reu'n.

II. Teil: Ski-Walzer.
Wir sin so froh,
denn d'Fasnet isch jetzt do, juh hu
Narro, Narro,
die Fasnet isch jetzt do.

III. Teil: Samba.
1. Das Tanzen war zu jeder Zeit
das Spiel der jungen Leut.
Und mancher hat beim Tanzen schon
sein Mägdelein gefreit.
Darum soll heut die Losung sein:
"Es tanze jeder mit!"
Die alten wie die jungen Leut
tanzen im Sambaschritt.
2. Schier jeder von uns hot ebb's vor,
denn d'Fasnet isch im Gang.
Uf die m'r uns scho so lang gfreit,
beinah 12 Monet lang.
Drum gen m'r au zum Heiratsmarkt,
der hit in Wolfe isch.
E jeder von uns fühlt sich jung
un frisch grad wie e Fisch.
Refrain:
Närrinnen: Drum wag es! Narren: Hajo -
Und sag es! Hajo -
Daß ich für Dich die Richtig bin,
denn dann isch alles guet!
Narren: Ich wag es Närrinnen: So so -
Und sag es! So so -
Daß Du für mich die Richtig bisch,
dann isch jo alles guet.

Das Spiel selbst beginnt mit der Darstellung einer Vogelhochzeit. Herr und Frau Liebesrat begrüßen das Publikum und die Herzensdiebe treten in Aktion. Pantomimisch werden nun der Sündenfall im Paradies und das Liebeswerben in der Steinzeit, eines Minnesängers, im Biedermaier, um die Jahrhundertwende und durch moderne "Raubritter" dargestellt. Die nächste Szene zeigt die Entwicklung der Liebe eines Paares während des Ehelebens: Von der stürmischen Liebe zu Beginn bis zur Gleichgültigkeit im hohen Alter. Nach dem Ehewetterbericht und dem Horoskop endet das Spiel mit einer großen Hochzeitspolonäse.

Vergessene Fasnetlieder

Viele Fasnetlieder, die im Laufe der Zeit entstanden sind, gerieten wieder in Vergessenheit. 1869 führten die Wolfacher Narren das Festspiel "Der Hanswursteltanz" auf, bei dem etwa 150 verschiedene "Harlekine" auftraten. Auf den Plakaten findet sich als Einladung dazu das folgende Liedchen, dessen muntere Melodie eine schöne Ergänzung der Wolfacher Fasnetlieder wäre, wenn es wieder an Fasnet gesungen werden würde [551]:

Heisa jucheisa
Dideldum dei
In Wolfe gehts närrisch zu
Kommt Alle herbei.

Nach mündlicher Überlieferung schnurrten um die Mitte des 19. Jahrhunderts insbesondere die Frauen, die ihre Schnurrthemen beim Wasserholen am Stadtbrunnen absprachen [552]. Die Schnurrtermine waren nicht genau festgelegt; auch unter der Woche wurde geschnurrt und zwar sowohl in Wirts- als auch in Privathäusern. Vor und nach dem Schnurren und bei anderen närrischen Zusammenkünften sangen die Narren neben anderen auch die beiden folgenden Lieder, die nicht nur in Wolfach recht beliebt gewesen sind:

Der Kalender der Liebe
Im Januar da führen uns die Männer auf das Eis;
dem Schnee sind ihre Worte gleich,
sie machen uns viel weiß.
Im Februar maskirn sie sich,
das dauert bis zum März,
:/: dann löst die harte Rinde sich
allmählich von dem Herz. :/:

Es folgen drei Strophen, die durch das ganze Jahr führen. Nach Böhme entstand dieses Couplet vermutlich um 1840; es soll aus einer Oper oder einem Singspiel "Talismann" stammen [553].

Das Kanapeelied
Das Kanapee ist mein Vergnügen,
drauf ich mir was zu Gute thu.
Drauf kann ich recht vergnüget liegen
in meiner allzu sanften Ruh'!
Thut mir's in allen Gliedern weh,
:/: so leg' ich mich auf's Kanapee :/:

Es folgt je nach Überlieferung eine unterschiedliche Anzahl von Strophen; auch der Text variiert und es gibt mehrere Melodien für das Lied. Der älteste Text des Liedes stammt aus einer Handschrift aus dem Jahr 1740 [554].

Weitere beliebte Lieder an der Wolfacher Fasnet waren "Das ellenlange Gsicht", "Die Sonne und der Mond" (mit der ersten Zeile "Ein Weibchen ist die Sonne"), "Die drei Weiber" ("Jetz han i scho drei Wieber ghet") und "Die drei Männer", deren Texte noch vorhanden sind [555].

Ein "Altes Wolfacher Fasnetlied", das sich unter dieser Überschrift im Nachlass von Georg Straub mit Bleistift auf ein loses Blatt Papier geschrieben fand, stammt vermutlich aus der Feder eines Wolfacher Narren [556]. Die Melodie, die Straub noch kannte, geriet in Vergessenheit. Wann das Lied entstand, ist nicht bekannt. Der Text wurde 1987 als mündliche Aufzeichnung im DVA festgehalten:

Altes Wolfacher Fasnetlied
Susannele, Susannele
zünd uf un schtand s'Laternle a
Susannele, Susannele
zünd uf un schtand es a
Susannele, Susannele
nimm d'Schteg unter de Arm schpring s'Röckle na
Susannele, Susannele
gang schpring g'schwind s'Röckle na
Susannele, Susannele
denn's Kälble hot e Kühle ka
Susannele, Susannele
es hot e Kühle ka.
Susannele, Susannele
zünd uf X. X. wie der erste Vers

Beliebt war bis ins 20. Jahrhundert hinein auch das "Floh-Lied". Die Melodie dazu, die Josef Krausbeck notiert hat, ist nur aus Wolfach bekannt [557]. Auf alten Fasnetplakaten taucht gelegentlich als Verzierung ein Floh auf, der eventuell mit diesem Lied zusammenhängen könnte:

Floh-Lied

I.
Nei, jetzt halt i's nimme us, s isch ä Schrecke une grus:
hine, vorne, uf un abe, ufm Buckel, an de Wade,
an de Kniee, an de Rippe, unterem Lible, an de Jippe [558].
Vom Morge früh bis obends spot bisme Flöh fast halber z'tot.

II.
Jo s isch wohr, sait Nochbers Trud, kratzt un fluchet überlut:
nix wie biese, renne, steche, ratze, fange, Finger schlecke,
riebe, deten, Klumpe rühre, s Bett usflohe, s Hemd umkehre.
Wenn nu mol, des Regiment, s Teufels wär Pottssapperment.

III.
Nebe ane s Krämersfrau kunnt doher un jommeret au:
Jetz isch doch au nimme z'lebe, alles Flohe isch vergäbe,
drum sieht alles us wie gschunte, alles schwätzt vo Blut un Wunde.
Wemer nur mol s ganze Bett schleunigst überbrühe dät.

IV.
Jo s isch wohr, sait s Nochbers Gret, isch kei Kurzwihl jetzt im Bett,
mer weiß nitt, womer zerscht soll wehre un wo na de Buckel kehre.
Isch denn Grechtigkeit verlore, isch mer denn nit sunsch gnug gschore,
hot denn s Gesetz nit soviel Mut, daß mernes Land verwiehse tut?

V.
D Marie sait: i schick me dri, s wurd doch wohl so mühse sie.
Manchmol kann i mi nimme bucke, vor luter Flohe kratze, jucke,
winsle, steche, pfeze, drucke, schaare, zaple, klemme, rupfe.
Aber i bin doch wieder froh: andere Litt henn's au ä so.

Der Text des Liedes lässt sich auch in einer Schweizer Quelle aus dem Jahre 1908 nachweisen [559]. In einem handschriftlichen Liederheft für Gesang mit Gitarre von 1851, das sich im Besitz von Albert Burger zu Birndorf bei Waldshut befand, ist zu dem Text eine Melodie notiert, die jedoch nicht mit jener aus Wolfach übereinstimmt [560].

Liedtexte

Der Michelesmarsch

Text: Josef Krausbeck

Schmutziger Dunnschtig

Heißa, hopsa! Hansel, jetz wach endlig uf! De Narrodag schient hell zum Fenschter ri!
Rieb der endlig d'Auge n'us un guck nit lang zum Fenschter nus, denn d'Elfemeß kunnt gli!
Härsch nit, wie es trommlet lut:
Elfemeß bim Bahnhofjud!
Bum, bum, bum, bum,
Elfemeß bim Jud!
Elfemeß bim Bäuerle!
Elfemeß bim Bennemi!
Bum, bum, bum, bum,
Gell, do bisch debi!
Kinder hopse, Schelle klinge. Hansel, wit nit weidle mit?
Rechte Hansel müeße schpringe, fescht im Hanselschritt.
Alde Narre were junge, wenn mer so e Musik härt!
Alde Lire [561] were gsunge, alles isch verkehrt!

Schellenmentig

Heißa, hopsa! Was isch des e Lärm hit morge, daß mer trotz em Rusch nit schlofe ka!
Wißi Gaischter komme jo durch d'Vorschdedt zoge, hen e Bett, un drinne leit e Ma!
Schtallaterne lüchde schee,
Daß mer ka die Bettschdatt seh',
Bum, bum, bum, bum,
Der Schläfer goht in d'Heeh:
Ihr Narre, hört, vernehmt un wißt [562]:
De Narrodag erschtande ischt!
Bum, bum, bum, bum,
Drum de Wohlauf isch!
Hörner blose, Rätsche knarre, Hansel, schlofsch du immer no?
Hit verwache alle Narre, denn ihr Dag isch do!
Buebe, Maidle, Alte, Junge! Wohlaufmusik! Heidekrach!
Wer eso im Hemm rumgschprunge, der isch sicher wach!

Fasnetzieschdig

Heißa, hopsa! Hansel schwing di Bei' zuem Danz, daß alle Schelle klinge luschdig mit!
Sing un juchz vor luter Narredei, wils so e Narrodag halt nu in Wolfe git.
Elfemeß un Nasezug,
Do kriegsch halt au gar nit gnug!
Bum, bum, bum, bum,
Kriegsch halt gar nit gnug!
Fasnetbretschle, Wienerle,
Landsknecht un Zigienerle.
Bum, bum, bum, bum,
Wer wot au no meh!
Kaffeedante un Schnurrante, mache Gaude schier um d'Wett.
Alles isch e luschdge Bande, un ihr Lewe net.
Hansel, hops, daß d'Schelle klinge, sing fidel un freu di noch!
Äschermittwoch wurd beginne, no hot d'Freud e Loch!

4.2.2. Der Hans!

Hans! Hans! Hans hot e schens Käpple uf, Käpple uf,
Mit eme schöne Boge druf, Boge druf.
I du mei, a du mei, du sollsch mei Hansel sei.
I du mei Hans, i du mei Hans, Ei du mei Hans!

Hans hot e schens Lärvle a,
Daß mer en nit kenne ka.

Hans hot e schens Rüschle a,
Daß ers vertriele ka [563].

Hans hot e schens Krägle a,
Mit schöne Zäckle dra.

Hans hot e schens Kittele a,
Miteme Wohlaufma.

Hans hot e schens Hösle a,
Mit schöne Schelle dra.

Hans hot schene Schühle a,
Daß er gut hopse ka.

Hans bisch e guete Ma,
Un i möcht Dich nu ha.

Der Wolfacher Durscht

Text: Albert Sandfuchs sen., Melodie: Der kreuzfidele Kupferschmied

Das war der Herr von Wolvaland, Graf Konrad hieß der Held,
Der hatte einen Höllenbrand, doch leider wenig Geld.
Beim Sonnenwirt war's Stammlokal [564], dort saß er Tag und Nacht,
Und hat gar manches Zechgelag auf guten Pump gemacht.
:/: Ja der Durscht, ja der Durscht, ja der Wolfacher Durscht,
War die Leidenschaft des Grafen, alles andere war ihm Wurscht. :/:

Vom Wolfenberg bis Langenbach war all' sein Eigentum,
Der schöne Schmelzewald war sein und sonst noch viel drum rum;
Doch freute ihn kein grüner Wald, kein Jagen auf der Au,
Das schönste Mädchen ließ ihn kalt, er liebte keine Frau.
:/: Bloß der Durscht, ja der Durscht, ja der Wolfacher Durscht,
War die Leidenschaft des Grafen, alles andere war ihm Wurscht. :/:

Der alte Kaiser Heinerich war mütterlicherseits
Des Grafen Konrad Vetterich und Gläubiger bereits.
Er hat 'ne Hypotheke auf dem alten großen Schloß,
Jedoch des Grafen Lebenslauf den Kaiser sehr verdroß.
:/: Denn der Durscht, ja der Durscht, ja der Wolfacher Durscht,
War die Leidenschaft des Grafen, alles andere war ihm Wurscht. :/:

Doch eines schönen Tages war zu Ende all die Not,
S'war grad um Aschermittwoch rum, da war Graf Konrad tot.
Doch an die Stadt hat er gedacht bis an sein Lebensend,
Und als die Teilung ward gemacht, da stand im Testament:
:/: Meinen Durscht, meinen Durscht, meinen Wolfacher Durscht,
Erben meine Landeskinder, alles and're ist mir Wurscht. :/:

Narrenlied

Text: Josef Krausbeck, Melodie: Ufem Wase grase d' Hase

Heißa! Losse d'Schelle klingle!
Narre! Jetz isch Eure Zitt!
Losse Eure Beiner schpringe,
Losse s'Herz au hopse mit!

Sorg un Leid, mer wenns vergesse!
Lache wemmer, luschdig si!
Wer kann unsere Freid au messe!
Die bringsch in kei Maß jo ni!

Juchze wemmer, fröhlich singe,
Fasnet-Lieder, alde Schprüch.
Wurscht un Bretschle soll mer bringe,
Jeder nimmt die gröscht für sich!

Un zuem Danze wemmer führe
Alle schöne Maidle hit.
Jeder soll im Herz jo schpüre,
Daß es hit nu Freide git.

Setze Euch nu neue Schparre
Jetz ins Hirn, daß es Euch juckt [565]!
Denn wer nit ghert zu de Narre,
Der isch doch s'ganz Johr verruckt!

Wolfacher Gemüetlichkeit

Text: Josef Krausbeck, Melodie: Beim Kronewirt, da ist heut Jubel und Tanz

Jetz wemmer emol singe e Wolfacher Lied.
Heididelheidideldum.
Wie alles isch z'Wolfe voll Gsang un voll Gmüet,
Heididelheidideldum.
Voll Freid un voll Luscht un wie alles grad lacht,
Wie 's goht bi uns in ere feschtliche Nacht.
Heididel hahaha...

Guck nu mol wie d'Wolf zärtlig d'Kinzig verschmutzt [566],
Un wie sich hot 's Schduckhüsle [567] 's Rotznäsle butzt.
De Käpflefels [568] lächelt em schbitzbüebisch zu
Un seit no: Wie gfällsch mer, du Lusmaidle du!

De Bruggewoogdiech singt em Mühlediech z'wett,
Des git mit em Gießediech grad e Terzett.
De Rießner [569] un Schdadtbrunne falle no i,
Wo kennt euch e scheneres Liedle au si?

Es pfieft us em Schdadtwald un giegt vun de Gumm [570],
Wie Flöt un Klanet [571] un wie Drehorgelbrumm.
Un d'Schdadtbrugg, die rumpelt als Baß wie e Schdier,
Doch de Gasseschdeg schbielt voller Freid si Klavier.

De Kirchdurm un s'Rothus, die gewe sich d'Hand
Un wotte am liebschde grad danze mitnand.
Doch sin si scho z'gschdärk [572] un au z'ald scho dezu.
Drum lache se halt mit em Zifferblatt nu.

De Schloßdurm, de ald, meint: I hilf au zur Freid,
Daß niemert von drusse euch Ärger nitreit [573]!
Schließt 's Dor zu un schdupft's Bettelmale, des krumm.
Do draiht des nach usse si Hinderdeil rum.

Ihr Little, jetz sage, obs Herz do nit lacht,
Wie alles so einig in Wolfe mitmacht?
Drum singe un juchze au mir jetz mitnand,
Denn e Schdädtle wie Wolfe gits keins meh im Land.

Die Weibermühle

Text: Josef Krausbeck, Melodie: Georg Anton Bredelin (1752-1814)

1. Vorsänger: Mer kenne z Wolfe, s isch jo wohr,
was ich euch sage will,
sit alder Zitt un viele Johr
scho d Mühle vun Tripstrill.
Was do im ältschte Fasnetschbiel
voll Luscht goht in de Wiewermühl,
goht hit au no voll Schwung:
alle: s wurd alles wieder jung!

2. die Männer: So kumme nu, ihr Wiewer, her,
wenns au schier nimme goht!
Glaub' keine, daß se z alt scho war!
Für d Mühle ischs nit z schboht.
In dere Mühl wurd alles neu,
daß s Lewe alle wieder freu.
Nu ri in d Mühl voll Schwung!
alle: s wurd alles wieder jung!

3. die Wiewer: Un jeder Maa hots nötig au,
daß er in d Mühle kumm',
daß mer ihn no ka sehne lau,
der sunscht war z krumm un z dumm.
Isch s Wieb verjüngt, so wills au haa,
daß buschber [574] un fidel si Maa!
Drum ri in d Mühl voll Schwung!
alle: s wurd alles wieder jung!

4. Vorsänger: Hei, wie er schdäubt, der Plunder all!
Wie Flick un Fleck wegfliegt!
Wie s Mühlrad goht mit Knarr un Knall!
Wie s Hus vor Freid sich biegt!
Mit Zauberkraft un Mühleschdai
wurd jung un frisch do Kopf un Bai
un s Mul un s Herz voll Schwung!
alle: s wurd alles wieder jung!

5. Alle: Will einer wisse, wo die Mühl
für uns au hitt no goht,
un obs nit nu isch in Tripstrill,
wo so e Mühle schdoht:
Die Mühl, des isch die Fasnetzitt,
die duet verjünge alle Litt!
Drum mache mit voll Schwung!
s wurd alles wieder jung!

's Bettelmaale

Text: Josef Krausbeck, Melodie: Alter Wolfacher Schottisch

Z Wolfe am Schdadtdor, do guckt us Schdai e Maale ra.
S Maale vum Schtadtdor, äs wurd aim ebbis z sage ha.
Wolfacher Narro! Guck dir nu s Bettelmaale a!
S Maale am Schdadtdor, des sait aim, was mer mache ka!
S isch emol e Maale gsi,
wott in d Schdadt zuem Bettle ri.
Awer s hots au gmerkt scho gli:
s Bettle isch halt gar nient gsi.
Doch vum Maale sim Verdruß
Un vum Herre-Ärgernus
Isch no wore gueter Schluß
Un uf alle Zitte nus.
Z Wolfe am Schdadtdor hebt s Hemmle uf de Bettelma!
S Maale am Schdadtdor, äs wurd aim ebbis z sage ha.
Wolfacher Narro! Guck dir nu s Bettelmaale a!
S Maale vum Schdadtdor, des sait aim, was mer mache ka:
"Sin nie bäs zuenand, ihr Litt!
Wie sellmols in alder Zitt!
Len de Jomer un de Schdritt,
Daß äs Freid nu z Wolfe gitt!
Macht mer dir wie mir Verdruß,
Mache d Herre Ärgernus,
Daß mer schier verblatze mueß,
Denk halt au wie ich am Schluß!"
Z Wolfe am Schdadtdor, do guckt us Schdai e Maale ra.
S Maale am Schdadtdor, äs wurd aim ebbis z sage ha.
Wolfacher Narro! Guck dir nu s Bettelmaale a!
S Maale vum Schdadtdor, des sait aim, was mer mache ka!

Das Kaffeetantenlied

Text: Josef Krausbeck, Melodie: D' Wäldermaidle hen dicke Köpf

Sunsch sin mir jo zahm s ganz Johr.
Gell, ihr Männer, sell isch wohr?
Doch im Kopf, wenns Fasnet wurd,
Spürt mer, wie s aim surrt.
Refr.: Hajo, Kaffeedante, kum!
D Fasnet schbuckt in Wolfe rum!
Hajo, Kaffeedante, kum!
s schbuckt im Kopf uns rum!

Un die Zahmheit mueß jetz nus!
Denn sie plogt aim, s isch e Grus!
D Kaffeeschüssel mueß do her,
No fällts uns nit schwer.
Refr.: Hajo, Kaffeedante, kum!

Wenn mer so binander hockt,
Wurd scho ebbs in Kaffee brockt.
Doch mit Pfeffer, Rueß un Salz, Lauft e Gschwätz wie Schmalz!
Refr.: Hajo, Kaffeedante, kum!

Luschdig gohts bi uns jo zue.
Unser Mulwerk hot kei Rueh,
Bis vum Kaffeedampf es schwitzt,
Daß sich d Zung uns schbitzt.
Refr.: Hajo, Kaffeedante, kum!

Un so merkt mer mit de Zitt,
Daß es ebbis z schnurre gitt.
Jeder schdellt halt ebbis aa
Un kunnt bi uns draa!
Refr.: Hajo, Kaffeedante, kum!

Wolfacher Fasnetsprüche

Hanselema, du dummer Hund,
hosch nit g'wißt, daß d'Fasnet kunnt?
Hätt'sch di Mul mit Wasser g'riewe
wär der's Geld im Beitel bliewe - Narro!

Lirum, Larurn, Leffelschtiel,
alde Wiewer fresse viel,
d' junge miesse faschte,
Schtickle Brod im Kaschte.
S'kunnt e Mus, frißt drus,
s'kunnt e Gaiß, loßt e Scheiß - Narro!

O du liebe Sara, d'Schtadtkass' hot e Loch,
d'Knepfle [575] sin vefahre [576], d'Pfanne hemmer noch - Narro!

Schmutziger Dunnschtig, Bierelascht [577]!
Bettlig's Brot [578] un gib's am Gascht - Narro!

Die Frösch, die Frösch des isch e luschtig's Chor,
mer brucht se nit rasiere, sie hen jo keine Hoor - Narro!

Narro, Narro, Giegeboge, was du seisch, isch alles veloge.

Hoorig, hoorig, hoorig isch die Katz,
un wenn die Katz nit hoorig isch,
no fängt sie keine Mäuse.
Hoorig, hoorig, hoorig isch die Katz - Narro!

Alde Rungunkel hot d'Schäfe vebrennt
un isch mit 'em Kochleffel d'Schtege nab g'rennt - Narro! [579]

Heissa, luschtig! Hansel, sei wohlauf!
Heit', do danz un schpringe noch!
Morge hot die Freid e Loch.
Heissa, luschdig! Hansel sei wohlauf!

Hanselema hot Schtiefele a,
Hot s Degle uf de Sitte.
Hot s Roß verkauft un s Geld versauft -
Jetz kann er nimme ritte - Narro!

Die Fasnetgedichte von Karl Blattner (1884-1960)

Vorbemerkung

Karl Blattner war Schuhmachermeister mit einer poetischen Ader und veröffentlichte in der Zeitung "Der Kinzigtäler" sowie seit 1949 im Amtlichen Nachrichtenblatt seine Heimatgedichte [580]. Insbesondere sein Gedicht "S'goht degege" erlangte große Beliebtheit, da es das besondere Flair der Wolfacher Fasnet in gekonnten Versen fasst.

S'goht degege

Sin emol ganz müsleschtill
un horche, was i sage will:
I glaub, 's isch ebis nit ganz g'hür
hinter eure Bühnedür [581]!
Dert, in selle Käschte drin,
wo die Fasnetsache sin,
duet sich allwiel ebis rege.
Jetz' glaub i bal', es goht degege!
Wenn's nit glaubsch, no losch es bliebe,
nu de Lüt, wo d'Fasnet liebe,
dene isch's Musik für d'Ohre,
wie die Larve rum rumore.
Horch, wie d'Hanselschelle klinge
un wie d'Kapotthuetle schwinge.
In de Eck de Ritterdege
wischberet: "Es goht degege!"
's Wohlaufmale in de Kischt
singt scho vom Herr Entekrischt
un de Landsknecht, seller Schelm,
butzd si Babbedeckelhelm.
D'Rungungle kenne's nit verhebe,
welle nus un welle lebe.
De Hansel schreit im enge Hus:
Jetz len mi do au endlich nus!
Wenn d'Fasnet au nit alle möge,
anneweg [582], jetz goht's degege!

Micheles Marsch! Hanseles Marsch

I. Teil
Hopsa, Hopsa, der Hansel hot sie Käppele wieder
Hopsa, Hopsa, der Hanseletag isch do.
II. Teil
Fasnet isch e schöne Zitt
kasch me sage was dr witt
Hopsa, Hopsa, de Hanseletag isch do.
III. Teil
Hansel hosch die Geld versoffe
putz dr s Muhl mit Wasser ab
Hansel hosch die Geld versoffe
putz de Schnabel ab.

Hanselemaa, du dummer Hund...

Wenn einer z'Wolfe isch gebore
un hot sie Witz nit ganz verlore,
der isch, wenn ihn kei Kummer druckt,
in de Fasnetzit verruckt!
Hört er Narreschelle klinge
fangt er au scho a zu singe:
Hanselemaa, du dummer Hund,
waisch denn nit, daß d'Fasnet kunnt?
Wenn d'Elfemeß zum Dor ri kunnt,
wurd jede Schlofkapp frisch un g'sund;
wenn d'Narremusik blost denebe,
dann ka's halt keiner me verhebe.
Un alles rennt, ob klei, ob groß,
nix wie nus un nab uf d'Schtroß.
Hanselemaa, du dummer Hund,
hosch nit g'wißt, daß d'Fasnet kunnt?
Wenn d'Hansele durch d'Schtroße renne,
bis daß se nimme schnufe kenne,
und d'Hexe schtiege dir ufs Dach.
Mach doch selber mit un lach!
's Narreschprüchle isch nit schwer,
Komm, i sag ders no mol her:
"Hanselemaa du dummer Hund,
waisch jetz' bal, daß d'Fasnet kunnt?"

D'Kaffeedande komme!

D'Kaffeedande, nit vergesse,
Sin uf d'Fasnet ganz versesse.
Bi dene sieht's deheim im Hus
In dere Zit gar grusig us!
's Eßgschirr bliebt im Schüttschdei liege,
Schüssle, Deller, ganze Biege.
"'s isch jetz' allerhöchschde Zit,
Zum Umzug will i doch no mit.
Ade, Alder, muesch nit brummle.
Horch, i hör se jo scho drummle!"
Mit "Juchu" rennt se us'em Hus
Im Schweinstrab zu de Husdür nuus.
Bim Umzug ka mer se dann sehne
In de Reih mit and're Schöne
E jede möchd die Schönschde si,
E Deil devo isch's au mol gsi. -
Sie führe aldi Mode vor
Us de Zit vor hundert Johr.
Bim Kaffee hocke se binander,
Von einre Beiz goht's in di ander.
De Narregeischd, der hält se zemme,
Des Urteil loß i mer nit nemme:
Sie soll vom Kopf bis under d'Knie
E rechde Kaffeedande si!

"Die Weibermühle von Tripstrill" von Georg Anton Bredelin (1752-1814)

Details zum Autor der Weibermühle siehe unter Georg Anton Bredelin

Übersichten

Die Narrenväter der Freien Narrenzunft Wolfach

Bis etwa 1890 war der Begriff des Narrenvaters noch nicht genau gefasst, deshalb lässt sich vor dieser Zeit auch keine definitive Liste angeben. Meist wurden zu jener Zeit alle Mitglieder des Närrischen Comités, das die Fasnet organisierte, als Narrenväter bezeichnet. Der Narrenvater und der Kleine Narrenrat wurden ursprünglich immer in der ersten Narrenversammlung nach Dreikönig gewählt, seit 1954 in der Martinisitzung, seit 1974 in der Herbstsitzung des Großen Narrenrates im Oktober. 1991, 2002 und 2004 fand die Wahl des jeweils neuen Narrenvaters in einer Sondersitzung des Großen Narrenrates im Juni statt, die alljährliche Wiederwahl erfolgt weiterhin in der Herbstsitzung.

  • vor 1860 Johann Armbruster, Herrengarten-Wirt und Schiffer [583]
  • um 1865 Theodor Armbruster (1815-1898), Seifensieder
  • um 1870 Heinrich Ruf, Schützenwirt und Bierbrauer
  • 1880-1888 Max Armbruster [584], Hechtwirt
  • 1889-1890 Vinzenz Springmann [585], Löwenwirt
  • 1891-1894 Johann Georg Straub (1849-1911) [586], Ochsenwirt und Dekorationsmaler
  • 1895-1896 Rudolf Neef, Adlerwirt
  • 1897-1902 Adolf Gißler, Fruchthändler
  • 1903-1908 Anton Gißler, Fruchthändler (Vater seines Vorgängers)
  • 1908-1910 Rudolf Neef
  • 1911-1929 Friedrich Schmidt (+ 1948), Blechnermeister, 1931 zum Ehrennarrenvater ernannt
  • 1929-1945 Erwin Haas (1896-1974), Industriekaufmann
  • 1948-1949 Georg Straub (1882-1959) [587], Glasmaler
  • 1950-1958 Erwin Haas [588]
  • 1959-1979 Erich Steinhauser sen. [589], Kreisamtmann
  • 1980-1991 Albert Wöhrle (1922-2004) [590], Dörlebeck [591], Bäckermeister, 1991 zum Ehrennarrenvater ernannt
  • 1991-2002 Heiner Oberle, Friseurmeister
  • 2002-2004 Werner Armbruster [592], Diplom-Betriebswirt
  • ab 2004 Hubert "Vitus" Kessler

Träger des Blechernen Wohlaufordens am silbernen Kettlein

  • 1954 Erwin Haas
  • 1956 Georg Straub
  • 1960 Hermann Armbruster
  • 1960 Otto Schmidt
  • 1964 Engelbert Belli
  • 1968 Rudolf Blattner
  • 1968 Albert Sandfuchs
  • 1971 Josef Krausbeck
  • 1980 Erich Steinhauser sen.
  • 1984 Ewald Fritsch
  • 1988 Walter Schmider
  • 1992 Werner Lorenz
  • 1992 Raimund Schuler
  • 1992 Albert Wöhrle
  • 1997 Norbert "Messing" Jehle
  • 2000 Dieter Buss

Die Wolfacher Fasnetspiele

  • 1802 Die Weibermühle von Tripstrill [593]
  • 1836 Die Weibermühle von Tripstrill
  • 1840 Die Jungfrau von Orléans, frei nach Schiller
  • 1848 Krähwinkler Landsturm (abgesagt wegen Revolutionsgefahr [594])
  • 1849 Don Quijote und Sancho Pansa
  • 1858 Die Weibermühle von Tripstrill
  • 1862 Wampun, die große Schlange
  • 1865 Der Munderkinger Landsturm
  • 1869 Hanswursteltanz (mit 150 Harlekins)
  • 1871 Kein Festspiel (Deutsch-Französischer Krieg)
  • 1873 Luftballonfahrt des Prinzen Karneval; Schützenfest in Nudelhausen
  • 1875 Kein Festspiel
  • 1881 Krautskopfhausener Jahrmarkt
  • 1882 Wampun, die große Schlange
  • 1883 Kein Festspiel
  • 1884 Cirkus Cervantes
  • 1885 Circus mit Clowns, Tieren und Akrobaten, Großer Einzug des Prinzen Karneval
  • 1886-87 Kein Festspiel
  • 1888 Belagerung und Erstürmung der Burg Liechtenstein, frei nach Wilhelm Hauff
  • 1889 Jagdzug des Grafen von Geroldseck und Raubritter von Lützelhart
  • 1890 Jahrmarkt mit Volksfest
  • 1892 Schellemendig: Die Weibermühle von Tripstrill; Fasnetzieschdig: Eine schwäbische Dorfschulmeisterei aus dem 17. Jahrhundert
  • 1893 Kein Festspiel
  • 1897 Wallensteins Lager, frei nach Schiller
  • 1898 Jagdzug des Grafen von Geroldseck
  • 1899 Kein Festspiel
  • 1900 Wallensteins Lager
  • 1901-03 Kein Festspiel
  • 1905 Jagdzug des Grafen von Geroldseck [595]
  • 1906-07 Kein Festspiel
  • 1909 Großes Volksfest mit Vergnügungs- und Schießbuden und dem Anflug des LZ I vom Luftschiff-Flottenverein Wolfachshafen
  • 1910 Internationaler Sängerwettstreit
  • 1911 Großes Künstler- und Spezialitätentheater Strandelli
  • 1912 Manöver des Weiberregiments
  • 1913 Der Munderkinger Landsturm
  • 1914 Zier-Kuss Hagenbeck
  • 1915-23 Kein Festspiel
  • 1924 Schellenmontagsgala Vorstellung des Zirkus Futsch
  • 1925 Jahrmarktsrummel
  • 1927 Völkertagung am Hofe Graf Konrad des Durstigen
  • 1928 Die Eroberung der Burg Wolva durch Graf Stephan
  • 1929 Internationales Musikfest
  • 1930 Das Wolfacher Schützenfest
  • 1932 Kein Festspiel
  • 1933 Die Befreiung der Freude oder Die geraubte Braut
  • 1934 Zirkus Wohlauf
  • 1935 Der Krach im Mond
  • 1936 Wolfach als Kurstadt im Jahr 2000
  • 1937 Der Narrogeist im Faß
  • 1938 Weltflughafeneröffnung
  • 1939 Der Weiberstreit
  • 1940-48 Kein Festspiel
  • 1949 Die Neugeburt des Narrogeistes
  • 1950 Weltkongreß der verruckten Völker und vereinten Nationen
  • 1951 Der Heiratsmarkt
  • 1952 Kurzfassung der Weibermühle, Große närrische Olympiade
  • 1953 Die Befreiung der Freude
  • 1954 Kein Festspiel (Festzug: Wolfacher Fasnetgestalten)
  • 1955 Fliegende Untertassen landen in Wolfach
  • 1956 Groß-Varieté "Schnuppdiwupp" (wegen großer Kälte in der Schlosshalle)
  • 1957 Uranfunde in Wolfach?
  • 1958 Der Narrogeist im Faß (wegen Regens ausgefallen)
  • 1959 Der Narrogeist im Faß
  • 1960 1003 Nächte. Die Tochter des Maharadscha
  • 1961 Weltmeisterschaften, Sporttypen aus aller Welt
  • 1962 Der Tanz ums Goldene Kalb
  • 1963 Der Narrogeist im Faß
  • 1964 Närrisches Tanzfestival
  • 1965 Wilhelm Busch
  • 1966 Die Befreiung der Freude
  • 1967 Internationaler Musiker-Wettstreit
  • 1968 Närrisches Spiel ohne Grenzen
  • 1969 Lachendes Wolfach, NFW (Närrischer Fernsehsender Wolfach) - Live-Show
  • 1970 Brunnen- und Dammfest: Wolfacher Jahrmarktsrummel; Einweihung des Narrenbrunnens
  • 1971 Invasion auf dem Narrenplaneten Wolva
  • 1972 Wilder Westen in Wolfach
  • 1973 Die Weibermühle von Tripstrill
  • 1974 Römer in Wolfe
  • 1975 Brunnen- und Dammfest
  • 1976 Die Befreiung der Freude
  • 1977 Die Weibermühle von Tripstrill
  • 1978 Räder in Wolfach
  • 1979 Märchenzauber
  • 1980 Brunnen- und Dammfest: Opern und Operetten
  • 1981 Jahrmarkt
  • 1982 Die Weibermühle von Tripstrill
  • 1983 Die Befreiung der Freude
  • 1984 Forscher- und Erfinderkongreß
  • 1985 Brunnen- und Dammfest: 901 Jahre Luftschnabber in Wolfe
  • 1986 Opern- und Operettenparade
  • 1987 Die Weibermühle von Tripstrill (Festzugthema: Närrische Jubiläen)
  • 1988 Manege frei - Närrisches Varieté
  • 1989 Klappe auf in Wollywood
  • 1990 Brunnen- und Dammfest: Brunnen- und andere Geister
  • 1991 Närrische Berufe (ausgefallen wegen Golfkrieg)
  • 1992 Die Weibermühle von Tripstrill (Festzugthema: Mühlen - Versionen und Visionen)
  • 1993 Wolympische Spiele
  • 1994 Närrische Statt-Planung
  • 1995 180 zünftige Jahre
  • 1996 Brunnenfest 25 + 1 Jahre Narrenbrunnen mit Dammfestspiel um die Gunst der Brunnenfee
  • 1997 Die Weibermühle von Tripstrill (Festzugthema: Närrischer Jahrmarkt und Trödelei)
  • 1998 Tohuwabohu im All
  • 1999 Vom U(h)rsprung zum Narrensprung
  • 2000 Brunnenfest mit Dammfestspiel "Die ganze Welt gratuliert zum 30. Geburtstag des Narrenbrunnens"
  • 2001 Närrisches Wettrennen um den Graf-Konrad-Ring
  • 2002 Die Weibermühle von Tripstrill (Festzugthema: Närrische Miss-Gestalten)
  • 2003 Udilhilt Jungfrau von Wolva
  • 2004 Auf der Suche nach Wolantis

Verzeichnisse

Abkürzungen und Zeichen

Abb. - Abbildung

ae. - altenglisch

ahd. - althochdeutsch

alem. - alemannisch

ANK - Amtliches Nachrichtenblatt für das obere Kinzigtal, Ausgabe Wolfach. Wolfach 1949-1969. Offenburg 1969-1983.

Bd. - Band

Bürger-Info - Bürger-Info. Amtliches Mitteilungsblatt der Stadt Wolfach sowie der Gemeinden Oberwolfach und Bad-Rippoldsau-Schapbach. Offenburg 1999ff. (Nachfolger des MBW.)

DVA - Deutschen Volksliedarchiv Freiburg

fl - Florin ‚Gulden'

fnhd. - frühneuhochdeutsch

franz. - französisch

germ. - germanisch

got. - gotisch

gr. - griechisch

Hg. - Herausgeber / herausgegeben

idg. - indogermanisch

IWF - Institut für den wissenschaftlichen Film Göttingen

kr - Kreuzer

lat. - lateinisch

MBW - Mitteilungsblatt Stadt Wolfach, Gemeinde Oberwolfach, Gemeinde Bad Rippoldsau-Schapbach. Offenburg 1983-1999. (Nachfolger des ANK.)

MFA - Mitteilungen aus dem Fürstlich Fürstenbergischen Archive

mhd. - mittelhochdeutsch

mlat. - mittellateinisch

nhd. - neuhochdeutsch

OT - Offenburger Tageblatt. Schwarzwald Zeitung. Ausgabe Kinzigtal

s.v. - sub verbo ,unter dem Stichwort'

Schwabo - Schwarzwälder Bote. Ausgabe B4 Kinzigtal

VSAN - Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte e.V.

* - vor einem Wortansatz bezeichnet eine schriftlich nicht überlieferte, aber mit Notwendigkeit zu erschließende Form

[!] - sic! ‚so!', weist bei Zitaten auf eine ungewöhnliche Schreibung eines Wortes hin.

^ - bezeichnet über einem Vokal die Länge

¯ - bezeichnet über einem Vokal die Länge

< - entstanden aus

> - wird zu

Quellenverzeichnis

In den Anmerkungen wird auf die hier verzeichnete Literatur mit dem Familiennamen des Autors und einem Kurztitel verwiesen. Das Verzeichnis ist alphabetisch sortiert, wobei Artikel sowie der Adelstitel von bei der Sortierung unberücksichtigt bleiben. Zahlen zu Beginn eines Titels sind als Zahlwort unter dem entsprechenden Buchstaben zu finden ("100" entspricht "hundert"). Werke mit mehr als zwei Autoren sind unter ihrem Sachtitel eingeordnet, Herausgeber werden grundsätzlich dem Titel nachgestellt. Bei mehr als zwei Verlagsorten wird nur der erste genannt. Bei einer unselbstständigen Veröffentlichung ist das Hauptwerk, in dem diese erschien, in das Verzeichnis als eigener Eintrag aufgenommen, auf den mit einem Kurztitel verwiesen wird. Bei Internetquellen ist nach der Netzadresse das Jahr angegeben, in dem diese genutzt wurde. Im Abschnitt 7.3 sind alle benutzen Netzseiten, alphabetisch nach ihrer Adresse sortiert, verzeichnet.

  • Altes Wolfacher Fasnetlied. Manuskript aus dem Nachlass von Georg Straub. Wolfach o.J.
  • Althochdeutsches Wörterbuch. Hg. von Rudolf Grosse. Bd. 4: G-H. Leipzig 1986-2002.
  • Armbruster, August: Das alte Wolfacher Rath- und Schulhaus (u. was drum und dran hängt). Historisch-humoristische und charakteristische Beschreibung desselben u. zugleich der Stadt, und Allerlei lustige Anekdoten aus dem früheren Wolfacher Stadtleben. Handschrift im Stadtarchiv Wolfach [596]. Wolfach 1892-1895.
  • Aus dem Ordensbuch der Freien Narrenzunft Wolfach. In: Wolfacher Narrenblättle 26 (1996).
  • Bader, Karl Siegfried: Schurtag - Schuddig. Vom Aschermittwochsbrauchtum zur Elzacher Fastnachtsfigur. In: Bader, Karl Siegfried: Ausgewählte Schriften zur Rechts- und Landesgeschichte. Bd. 3. Sigmaringen 1984, 418-434.
  • Barth, Hans-Dieter: Der Teufel ist los. Fernsehfilm des Südwestfunks. Baden-Baden 1983.
  • Baum, Hubert: Alemannisches Taschenwörterbuch für Baden. Freiburg / Brsg. 1972.
  • Bausinger, Hermann: Aspekte der Fasnachtsforschung. Aus der Tätigkeit des Tübinger Arbeitskreises. In: Masken zwischen Spiel und Ernst. Beiträge des Tübinger Arbeitskreises für Fasnachtsforschung. Tübingen 1967, 5-18.
  • Bausinger, Hermann: Für eine komplexere Fastnachtstheorie. In: Jahrbuch für Volkskunde N.F. 6 (1983), 101-106.
  • Belli, Helmut / Türpe, Siegfried: Tanzschlager zur Wolfacher Fasnet 1951. Heiratsmarkt. Wolfach 1951.
  • [Die Bibel.] Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Die Bibel. Gesamtausgabe. Psalmen und Neues Testament. Ökumenischer Text. Stuttgart 21982.
  • [Die Bibel.] King James Bible. www.ub.uni-freiburg.de/referate/04/bibelinh.htm. 2004.
  • Die Bibel. Übersetzt von Martin Luther. Ausgabe 1545. www.luther-bibel-1545.de. 2004; revidierte Ausgabe 1984. www.bibel-online.net. 2004.
  • [Die Bibel.] Vulgata. www.ub.uni-freiburg.de/referate/04/bibelinh.htm. 2004.
  • Blattner, Karl / Haas, Manfred: Därfsch's nu sage. Hg. von Otto Schrempp. Haslach 2001.
  • Böhme, Franz Magnus: Volkstümliche Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert. Leipzig 1895.
  • Boyd, Malcolm: Bach, Telemann und das Fanfarenthema. In: Bach-Jahrbuch 1996, 147-150.
  • Bredelin, Georg Anton: Die Weibermühle. Ein musikalisches Nachspiel in 1 Aufzuge. In: Krausbeck: Aus der Geschichte der Wolfacher Fasnet (1956), 55-59.
  • Brednich, Rolf Wilhelm / Simon, Franz: Mitteleuropa, Baden. Die Altweibermühle in der Wolfacher Fastnacht. Film E 2455 des IWF [597]. Göttingen 1978. Publikation von R. W. Brednich. Publikationen zu Wissenschaftlichen Filmen, Sektion Ethnologie, Serie 9, Nr 3/E 2455 (1979).
  • Brednich, Rolf Wilhelm / Simon, Franz: Mitteleuropa, Baden. Wolfacher Fasnet. Film E 2801 des IWF. Göttingen 1984. Publikation von R. W. Brednich. Publikationen zu Wissenschaftlichen Filmen, Sektion Ethnologie, Serie 14, Nr 1/E 2801 (1984).
  • Brockhaus Riemann. Musiklexikon in vier Bänden und einem Ergänzungsband. Hg. von Carl Dahlhaus und Hans Heinrich Eggebrecht. Mainz, München 31990.
  • Bulletin. Geschichte und Geschichten um Wolfach und Oberwolfach. Hg. vom Historischen Verein für Mittelbaden, Ortsgruppe Wolfach / Oberwolfach e.V. Ausgabe 4 (2001). Wolfach 2001.
  • Busse, Hermann Eris: Alemannische Volksfastnacht. In: Mein Heimatland 22 (1935), 1-60.
  • Busse, Hermann Eris: Alemannische Volksfastnacht. Karlsruhe 1937.
  • Derks, Paul: Dülken und Beckum. Zu Heines Narrenstädten. In: El condor pasa. Unterwegs mit reisenden Scholaren. Festschrift für Horst Albert Glaser. Hg. von R[ita] Glaser und W[olfgang] Cziesla. Frankfurt am Main 1995, 167-196.
  • Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka. Basisbibliothek. Digitale Bibliothek Bd. 1. Hg. von Mathias Bertram. 3. erweiterte Ausgabe. Berlin 32000.
  • Disch, Franz: Chronik der Stadt Wolfach. Wolfach, Karlsruhe 1920.
  • Disch, Franz: Einstige Verordnungen gegen die Wolfacher Fastnacht. In: Die Ortenau 26 (1939), 190.
  • Dold, Wilfried / Heim, Armin: Zur Geschichte der Vereinigung schwäbisch-alemannischer Narrenzünfte. In: Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, 48-71.
  • Donaueschinger / Bräunlinger / Furtwanger / Geisinger / Hornberger / Hüfinger / Triberger Narrenmarsch. www.narren-spiegel.de/Texte/narrenmarschbaar.htm. 2004.
  • dtv-Lexikon in 20 Bänden. Mannheim, München 1990.
  • Dürr, Alfred: Die Kantaten von Johann Sebastian Bach. Mit ihren Texten. München 51985.
  • Einwohnerbuch für den Landkreis Wolfach. Ausgabe 1939. Vollständiges Einwohnerbuch sämtlicher Gemeinden des Landkreises Wolfach. Stuttgart 1939.
  • Einwohnerbuch Landkreis Wolfach. Haslach, Hausach, Hornberg, Schiltach, Wolfach, Zell a.H. 1966. Karlsruhe 1966.
  • Entstehungsgeschichte der "Alden Rungunkeln". In: Wolfacher Narrenblättle 28 (1998).
  • Erk, Ludwig / Böhme, Franz Magnus: Deutscher Liederhort. Auswahl der vorzüglicheren Deutschen Volkslieder. Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1893-94. Hildesheim 1972.
  • Erlanger Liste Lexika etc. www.phil.uni-erlangen.de/~p2gerlw/ressourc/lex.html. 2004.
  • Erwin Haas in die Ewigkeit abberufen. In: ANK 25 (1974-02-02) Nr. 5, 3.
  • Fautz, Hermann: Die Ritter und Edelknechte von Gippichen. In: Die Ortenau 49 (1969), 194-218.
  • Fischer, Hermann: Schwäbisches Wörterbuch. Tübingen 1904-1936.
  • Floh-Lied. Manuskript, erste Strophe ergänzt um die Notennamen von J. Krausbeck. Wolfach o.J.
  • Frick, Konrad A. / Beu, Ditmar: 200 Jahre Altweibermühle in Wolfach 1787-1987. Videofilm der Beurovision, Studio für Videotechnik. Wolfach 1987.
  • Frühneuhochdeutsches Wörterbuch. Berlin, New York 1986ff.
  • Führer durch Wolfach und Umgebung. Hg. vom Schwarzwald- und Verschönerungsverein Wolfach. Wolfach 1906.
  • [Fünfundzwanzig] 25 Jahre Gullerreiter. In: Wolfacher Narrenblättle 31 (2001).
  • Gamillscheg, Ernst: Etymologisches Wörterbuch der französischen Sprache. Heidelberg 21969.
  • Göggel, Klaus: Die Sandsteinmaske am Jägerhaus. In: www.narrenzunft-rottenburg.de. http://www.narrenzunft-rottenburg.de/2004.
  • Göggel, Klaus: Von der "Originalmaske" zum "Ahland". Der Ahland und sein Häs. In: www.narrenzunft-rottenburg.de. 2004.
  • Grimm, Jacob und Wilhelm: Deutsches Wörterbuch. Netzausgabe. www.dwb.uni-trier.de. 2004.
  • Großes Narrentreffen 2004 der VSAN in Singen 23.-25.01.04. Singen 2004. (Faltblatt zum Narrentreffen.)
  • Grotefend, Hermann: Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. HTML-Version der Ausgabe von 1891 von H. Ruth. www.manuscripta-mediaevalia.de/gaeste/grotefend/grotefend.html. 2004.
  • Haller, Peter: Fasnachtsbräuche und -termine. In: www.narren-spiegel.de. 2004
  • Haller, Peter: Narrentypen, Masken und Häser. In: www.narren-spiegel.de. 2004
  • Hansjakob, Heinrich: Theodor der Seifensieder. In: Heinrich Hansjakob: Waldleute. Erzählungen. Haslach 111984.
  • Harter, Hans: Adel und Burgen im oberen Kinziggebiet. Studien zur Besiedelung und hochmittelalterlichen Herrschaftsbildung im mittleren Schwarzwald. Freiburg / Brsg., München 1992.
  • Häufle, Ferdinand: Ortsippenbuch Wolfach. Manuskript im Stadtarchiv Wolfach. Wolfach 1969.
  • Heizmann, Ronald: Furtwangens bekanntestes Lied. "Hans blib do!". In: Journal Schwäbisch-Alemannischer Fastnacht. Narrenbote 25 (2001), 50-53.
  • Hermann, Erich: Hausschatz des Klärle war verschwunden. In: Schwabo vom 3.2.1988 (Nachdruck im OT vom 11.2.1999).
  • Hermann, Erich: Kinderball-Fahne für das Quartier I. In: Schwabo vom 26.1.1999.
  • Hermann, Erich: Michelesmarsch in der Sahara geboren. In: Schwabo vom 28.1.1999.
  • Hermann, Erich: Wenn das närrische Wolfach die Fahne hißt. In Schwabo vom 10.1.1998.
  • Hofmann, Klaus: "Großer Herr, o starker König". Ein Fanfarenthema bei Johann Sebastian Bach. In: Bach-Jahrbuch 1995, 31-46.
  • Hofmann, Klaus: Nochmals: Bachs Fanfarenthema. In: Bach-Jahrbuch 1997, 177-179.
  • Holthausen, Ferdinand: Altenglisches Etymologisches Wörterbuch. Heidelberg 21963.
  • Hund, Dieter: Schwarzwälder Brauchtumskalender. Oberwolfach 1990.
  • Hund, Dieter: Das Ungeheuer vom Langenbach. In: OT vom 19.5.1995.
  • [Hundert] 100 Jahre Jugendkapelle Wolfach 1879-1979. Hg. von der Jugendkapelle Wolfach. Wolfach 1979.
  • [Hundertachtzig] 180 Jahre Freie Narrenzunft Wolfach. Festschrift zum Landschaftstreffen vom 3. bis 6. Februar 1995. Hg. von der Freien Narrenzunft Wolfach. Wolfach 1995.
  • [Hundertachtzig] 180 Jahre Narrenzunft Wolfach. Sonderbeilage des Schwabo vom 3.2.1995. Wolfach 1995.
  • [Hundertfünfundsiebzig] 175 Jahre Haas & Bulacher. In: ANK 11 (1960-06-18), Nr. 25.
  • [Hundertfünfundsiebzig] 175 Jahre Stadtkapelle Wolfach, verbunden mit dem Kreismusikfest 1983. Hg. von der Stadtkapelle Wolfach. Wolfach 1983.
  • In seinen Werken lebt Josef Moser weiter. In: Schwabo vom 2.3.1985/2.3.1990.
  • Jakel, Stephan: Der Narrenschopf Bad Dürrheim. Fernsehfilm des Südwestrundfunks. Baden-Baden 2004.
  • Kindlers Malerei-Lexikon im dtv. München 1976.
  • Klein, Kurt: Vor 100 Jahren regierte Prinz Karneval im Kinzigtal. In: OT vom 19.2.1998.
  • Klein, Kurt: Weibermühle 1893 abgesagt. In: Schwabo vom 20.2.1993.
  • Kluge, Friedrich: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Bearbeitet von Elmar Seebold. Berlin, New York 231999.
  • Köbler, Gerhard: Althochdeutsches Wörterbuch. Gießen / Lahn 41993. www.koeblergerhard.de/ahdwbhin.html. 2004.
  • Köbler, Gerhard: Indogermanisches Wörterbuch. Gießen / Lahn 32000. www.koeblergerhard.de/idgwbhin.html. 2004.
  • König, Elmar: Bonzenschwarm. In: Schwabo vom 4.3.2000.
  • König, Elmar: Eine Gehmeditation auf dem Weg zur Erleuchtung? Bemerkungen eines Anfängers zum Wolfacher Nasenzug. In: Schwabo vom 9.3.2000.
  • König, Elmar: Erster Schnurrant 1600 schriftlich nachgewiesen. In: Schwabo vom 25.2.2000.
  • Korff, Gottfried: Wilde Masken. In: Wilde Masken, 11-26.
  • Krahe, Hans: Sprache und Vorzeit. Europäische Vorgeschichte nach dem Zeugnis der Sprache. Heidelberg 1954.
  • Krausbeck, Josef / Knauss, Frieder: Masken unserer Stadt. Wolfach. Stuttgart 1974.
  • Krausbeck, Josef: Aus der Geschichte der Wolfacher Fasnet. In: Die Ortenau 35 (1955), 130-141.
  • Krausbeck, Josef: Aus der Geschichte der Wolfacher Fasnet. In: Die Ortenau 36 (1956), 55-62.
  • Krausbeck, Josef: Das Bettelmännle am Wolfacher Stadttor. In: Die Ortenau 61 (1981), 306-308.
  • Krausbeck, Josef: Er lebte, aber er lebte nie! Graf Konrad von Wolva. In: Schwabo vom 21.8.1984.
  • Krausbeck, Josef: Fasnächtliche Jubiläums-Erinnerungen im Jahr 1984. In: Wolfacher Narrenblättle 14 (1984).
  • Krausbeck, Josef: Fasnet-Erinnerungen von Adelheid Moser. Manuskript [598]. Wolfach 1938.
  • Krausbeck, Josef: Funde und Entdeckungen aus Wolfachs Geschichte. In: Die Ortenau 60 (1980), 344-346.
  • Krausbeck, Josef: [Hundertsechzig] 160 Jahre Wolfacher Narrenzunft. In: Wolfacher Narrenblättle 7 (1977).
  • Krausbeck, Josef: Der Michelesmarsch und die Mütze des Marschalls Bugeaud. In: OT vom 3.3.1962.
  • Krausbeck, Josef: Närrisches Gedenken. In: Wolfacher Narrenblättle 9 (1979).
  • Krausbeck, Josef: Noch ein Jubiläum. Neuer Wolfacher Hansel 50 Jahre alt. In: OT vom 19.2.1977.
  • Krausbeck, Josef: Riesendame von der Bühne geholt. In: OT vom 20.2.1982.
  • Krausbeck, Josef: Vor 70 Jahren erstmals wieder ein Erwachsenen-Hansel. In: Wolfacher Narrenblättle 27 (1997).
  • Krausbeck, Josef: Wohlauf bei 20 Grad minus. Instrumente eingefroren. In: Schwabo vom 3.3.1984.
  • Krausbeck, Josef: Wolfacher Fasnet in Geschichte und Dichtung. Wolfach 1973 [599].
  • Krausbeck, Josef: Wolfacher Gemütlichkeit. Wolfach [zwischen 1948 und 1951].
  • Krausbeck, Josef: Wolfachs ältester Kopf fand in Wien Beachtung. In: Schwabo vom 23.8.1984.
  • Krausbeck, Josef: Zum Verständnis des "Herrn Entechrist". In: Schwabo vom 18.3.1965.
  • Krieger, Albert: Topographisches Wörterbuch des Großherzogtums Baden. Bd. 2. Hg. von der Badischen Historischen Kommission. Heidelberg 21905.
  • Kutter, Wilhelm / Knauss, Frieder: Schwäbisch-alemannische Fasnacht. Künzelsau 1976.
  • Lebendige Hauptstraße. Hg. von der Stadt Wolfach. Wolfach 1996.
  • Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Netzausgabe. www.MWV.uni-trier.de/WBInfos.html. 2004.
  • Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. Mit Nachtrag. Stuttgart 321966.
  • Meuth, Martina / Neuner-Duttenhofer, Bernd: Baden. Küche, Land und Leute. München 1988.
  • Meyerscout 2002. 2 CD-ROMs. Mannheim 2001.
  • Mezger, Werner: "Der Ausfall von Fastnacht ist nichts Neues...". In: Journal Schwäbisch-Alemannischer Fastnacht. Narrenbote 24 (2000), 22f.
  • Mezger, Werner: Fasnacht, Fasching und Karneval als soziales Rollenexperiment. In: Narrenfreiheit. Beiträge zur Fastnachtsforschung. Tübingen 1980, 203ff.
  • Mezger, Werner: Fastnacht - vitaler Brauch oder Pflegefall? In: Wilde Masken, 27-31.
  • Mezger, Werner: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Stuttgart 1999.
  • Mezger, Werner: Narrenidee und Fastnachtsbrauch. Studien zum Fortleben des Mittelalters in der europäischen Festkultur. Konstanz 1991.
  • Mezger, Werner: Überlinger Fastnacht und Schwertletanz. In: Journal Schwäbisch-Alemannischer Fastnacht. Narrenbote 25 (2001), 21-30.
  • Mezger, Werner: Vom organischen zum organisierten Brauch. Fasnet in Südwestdeutschland und die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte. In: Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, 7-42.
  • Mitteilungen aus dem Fürstlich Fürstenbergischen Archive. Bd. 1: 1510-1559. Tübingen 1894; Bd. 2: 1560-1617. Tübingen 1902.
  • Möllinger, Ursula / Preuss, Cissy: "Frei ist der Narr zu dieser Stunde". Die Elzacher Fasnet. Fernsehfilm des Bayrischen Rundfunks. München 1986.
  • Mone, Franz Joseph: Der Schauertag zu Wolfach. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 20 (1867), 76-77.
  • Moser, Dietz-Rüdiger: Fastnacht. Fasching. Karneval. Das Fest der "Verkehrten Welt". Graz 1986.
  • Moser, Hans: Die Geschichte der Fasnacht im Spiegel von Archivforschungen. Zur Bearbeitung bayerischer Quellen. In: Fasnacht. Beiträge des Tübinger Arbeitskreises für Fasnachtsforschung. Tübingen 1964, 15-41.
  • Moser, Hans: Kritisches zu neuen Hypothesen der Fastnachtsforschung. In: Jahrbuch für Volkskunde N.F. 5 (1982), 9-50.
  • Motzkus, Gerd: Fastnacht ade... Fernsehfilm des Südwestrundfunks. Baden-Baden 2000.
  • Müller, Peter: "Sie stammen von den alten Germanen ab ...". Zu Wandel und Deutung der Schuddiggestalt. In: s'Eige zeige. Jahrbuch des Landkreises Emmendingen für Kultur und Geschichte 2 (1988), 35-57.
  • Müller, Peter: "Stehn uff, stehn uff! Ihr Narre alli wißts der Maudi Schwarz euer Hauptmann isch!" Über den Elztäler Räuber Mauthe (Maudi) und seine Beziehung zur Elzacher Fasnet. In: s'Eige zeige. Jahrbuch des Landkreises Emmendingen für Kultur und Geschichte 9 (1995), 35-42.
  • Das neue Feuerwehr-Gerätehaus Wolfach. Hg. von der Freiwilligen Feuerwehr Wolfach. Wolfach 1988.
  • Ochs, Ernst: Badisches Wörterbuch. Bd. 1: A-E. Lahr 1925-40.
  • Oldtimertreffen 1998. Feuerwehr Wolfach. Hg. von der Freiwilligen Feuerwehr Wolfach. Wolfach 1998.
  • Oliver, José F.A.: Hausacher Narren-Codex. Hg. von der Freien Narrenzunft Hausach e.V. Hausach 1998.
  • Orledge, Robert: Satie the composer. Cambridge 1990.
  • Die Ortenau. Veröffentlichungen des Historischen Vereins für Mittelbaden. Offenburg 1910ff.
  • von Örtzen, Viktor: Fastnacht und die Medien. In: Journal Schwäbisch-Alemannischer Fastnacht. Narrenbote 25 (2001), 12-14.
  • Reichert, Kristina: Fasnachtsbräuche im Land. Fernsehfilm des Süddeutschen Rundfunks und Südwestfunks. Stuttgart, Baden-Baden 1996.
  • Sandfuchs, Albert: Der Wolfacher Durscht! Wolfach [zwischen 1948 und 1951].
  • Sandfuchs, Albert: Ein Rückblick zum Jubiläum. 100 Jahre Jugendkapelle Wolfach. In: 100 Jahre Jugendkapelle Wolfach, [13]-[18].
  • Sandfuchs, Albert: Orden für Witz und Narrentreue. In: Wolfacher Narrenblättle 7 (1977).
  • Sandfuchs, Albert: Vor fünfzig Jahren Wiedergründung der Geldbeutelwäsche. In: ANK 25 (1974-02-24), Nr. 8, 4f.
  • Sandfuchs, Erich: Vorentwurf für das Fastnachtsspiel "Heiratsmarkt Wolfach 1951". Maschinenschriftlich. Wolfach 1951.
  • Sandfuchs, Wilhelm: Die Geschichte des "Kinzigtälers". Ein Beitrag zum Werden der badischen Heimatpresse. Würzburg-Aumühle 1939.
  • Satie, Erik: Klavierwerke. Nach den Quellen hg. von Eberhardt Klemm. Bd. 2. Leipzig o.J.
  • Scharfenberg, Horst: Die Altweibermühle. Ein altes Fastnachtsspiel in neuem Gewand. Fernsehfilm des Südwestfunks. Baden-Baden 1963.
  • Schenk, Günter: "Das wird uns nicht mehr passieren". In: Journal Schwäbisch-Alemannischer Fastnacht. Narrenbote 24 (2000), 18-21.
  • Schlaefli, Louis: Über den Werkmeister Georg Wambser aus Wolfach. In: Die Ortenau 75 (1995), 413-430.
  • Schmalz, Franz: Als der Sturm "Vivian" die Narren durchwirbelte. In: Schwabo vom 15.2.2000.
  • Schmalz, Franz: Wohlauf musste vor 70 Jahren bei minus 17 Grad singen. In: Schwabo vom 10.2.1999.
  • Schmider, Walter: Auf der "Kranzbühne" flossen Tränen der Rührung. In: Schwabo vom 10.2.1999
  • Schmider, Walter: Erste Narrenorden vor 71 Jahren verliehen. In: Schwabo vom 14.2.2004.
  • Schmider, Walter: Narrogeist wurde vor 50 Jahren wiedergeboren. In: Schwabo vom 9.2.1999.
  • Schmider, Walter: Neugeburt der Fasnet. In: Schwabo vom 13.2.1999.
  • Schmidt, Leopold: Die Schneckenmaskierung. Ein Beitrag zur Methode der volkskundlichen Maskenforschung. In: Rheinisches Jahrbuch für Volkskunde 2 (1955), 118-163.
  • Schneider-Strittmatter, Hermann: Die Stabsgemeinde Kinzigtal. Eine Heimatgeschichte. Wolfach 1962.
  • Schrader, Frank: [Achtzehnhundertachtundvierzig] 1848/49. Revolution und Revolutionäre in Wolfach. In: Die Ortenau 79 (1999), 328-340.
  • Schrader, Frank: Alter Wolfacher Hansel wiederentdeckt. In: Schwabo vom 19.2.2004.
  • Schrader, Frank: Aschermittwochsbrauchtum in Wolfach. In: Die Ortenau 76 (1996), 627-647.
  • Schrader, Frank: Bauliche Entwicklungen in Wolfach im 20. Jahrhundert. In: Die Ortenau 77 (1997), 647-676.
  • Schrader, Frank: Georg Anton Bredelin (1752-1814). Ein begabter Dichter und Schulmeister aus Biberach an der Riß. In: Die Ortenau 73 (1993), 595-606.
  • Schrader, Frank: Im Kinzigtal schafft Bredelin ein Meisterstück. In: Schwabo vom 25.1.2002.
  • Schrader, Frank: Neues über die Baugeschichte der Stadt Wolfach. In: Die Ortenau 75 (1995), 267-275.
  • Schrader, Frank: Unerschrockene feiern trotzdem. In: Schwabo vom 28.1.2003.
  • Schrader, Frank: Wolfacher Fasnetlieder. In: Die Ortenau 83 (2003), 179-200.
  • Schrempp, Otto: Beständig war nur die Veränderung. Ein Beitrag zur Geschichte der Hauptstraße. In: Lebendige Hauptstraße, 18-27.
  • Schrempp, Otto: Eine kleine Chronik des Wolfacher Narrenbrunnens. In: Wolfacher Narrenblättle 26 (1996).
  • Schrempp, Otto: Eine Reise in die närrische Vergangenheit. In: 180 Jahre Freie Narrenzunft Wolfach, 21-63.
  • Schrempp, Otto: Häuser und Menschen. In: Weichenstellung für eine neue Vorstadt, 20-25.
  • Schrempp, Otto: Klagen über Trunkenheit im Dienst und Unfleiß. In: OT vom 4.9.1998.
  • Schrempp, Otto: Reichstagswahl und große Politik vor 100 Jahren. In: MBW 38 (1987-03-06).
  • Schrempp, Otto: Straßenfasnet verboten. In: MBW 38 (1987-02-20).
  • Schrempp, Otto: Wolfach - Fremdenverkehrsort mit Tradition. In: Schwarzwaldstadt mit Tradition, 178-211.
  • Schwarzwaldstadt mit Tradition. Wolfach, Kirnbach, Kinzigtal. Hg. von der Stadt Wolfach. Freiburg / Brsg. 1988.
  • Silberer, Gerhard: Fastnachtsbrauchtum im Umfeld des Klosters Schuttern zwischen 1689 und 1705. In: Die Ortenau 72 (1992), 182-188.
  • Steinhauser, Erich: 20 Jahre "Narrevadder zue Wolva". In: Wolfacher Narrenblättle 10 (1980).
  • Stiefenhofer, Christine: Mit eisernem Willen Wunder vollbracht. In Schwabo vom 13.10.2004.
  • Straub, Georg: Erzählende Steine an Türen und Toren von Wolfach. In: Die Ortenau 19 (1932), 161-171.
  • Straub, Hansjörg [Georg]: Mi' Handschrift. Mundart-Gedichte und Zeichnungen aus meiner Feder. Wolfach o. J.
  • Stüble, Josef / Schmider, Walter: Die katholische Pfarrgemeinde St. Laurentius in Wolfach. Geschichte und Gegenwart. Passau 1994.
  • Das Telefonbuch. Für Deutschland. Frühjahr 2002. Hg. von der Deutsche Telekom Medien GmbH. CD-ROM. Stand 7.2.2002.
  • Tschira, Wilhelm Arnold: Stadt und Schloß Wolfach. In: Badische Heimat 22 (1935), 322-336.
  • Vetter, Michael: Endinger präsentieren den Altjokili. In: Journal Schwäbisch-Alemannischer Fastnacht. Narrenbote 24 (2000), 56f.
  • Der [Vierzigste] 40. Geburtstag oder doch 39+1? In: Wolfacher Narrenblättle 32 (2002).
  • Vor [fünfundsiebzig] 75 Jahren wurde die Geldbeutelwäsche "wiedergeboren". In: Wolfacher Narrenblättle 27 (1997).
  • Vor [vierzig] 40 Jahren "Neuauflage" der Nußschalenhansel. In: Wolfacher Narrenblättle 30 (2000).
  • Wager, Wulf: Musik und Tanz in der Fasnacht. In: Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, 177-192.
  • Wahrig, Gerhard: Deutsches Wörterbuch. Mit einem "Lexikon der deutschen Sprachlehre". Gütersloh, Berlin 1977.
  • Walde, Alois / Pokorny, Julius: Vergleichendes Wörterbuch der indogermanischen Sprachen. Berlin, Leipzig 1927-32 (Nachdruck 1973).
  • Wasserzieher, Ernst: Woher? Ableitendes Wörterbuch der deutschen Sprache. Überarbeitet von Werner Betz. Bonn 171966.
  • Weber, Josef: Die Elzacher Fasnet und ihre Narrengestalten. In: Forschen und Bewahren. Das Elztäler Heimatmuseum Waldkirch. Kultur- und landesgeschichtliche Beiträge zum Elztal und zum Breisgau. Hg. von Heinrich Lehmann und Willi Thoma. Waldkirch 1983, 225-244.
  • Weichenstellung für eine neue Vorstadt. Einweihung am 15./16. Mai 1993. Hg. von der Stadt Wolfach. Wolfach 1993.
  • Wenn die Narren Trauer tragen. Fastnacht, Fasching, Karneval und der Golfkrieg. Ostfildern 1991.
  • Wernet, Otto: Waldkircher Narren-Lieder und -Sprüche. In: Fasnet in Waldkirch. Hg. von der Narrenzunft "Krakeelia" Waldkirch e.V. 1865. Waldkirch 1989, 121-135.
  • Wiedling, Lieselotte: Zwei alte badische Fastnachtsrufe und ihr musikalischer Umkreis. In: Jahrbuch für Volksliedforschung 16 (1971), 81-90.
  • Wiesinger, Alfons: Narrenschmaus und Fastenspeise im schwäbisch-alemannischen Brauch. Konstanz 1980.
  • Wikipedia. Die freie Enzyklodädie. www.wikipedia.de. 2004.
  • Wilde Masken. Ein anderer Blick auf die Fasnacht. Begleitband zu einer Ausstellung im Haspelturm des Tübinger Schlosses. Tübingen 1989.
  • Wolfach zeigt sich in neuem Glanz. Stadtsanierung Hauptstraße, Vorstadtstraße, Bergstraße. Hg. von der Stadt Wolfach. Wolfach 2001.
  • Wolfach. So war es früher. Hg. von Edgar Baur. Wolfach, Hausach 1984.
  • Wolfacher Fasnets-Lieder. Hg. von der Freien Narrenzunft Wolfach. Wolfach 1960.
  • Wolfacher Fasnets-Lieder. Wolfach 1955.
  • Wolfacher Fastnachtsspiele einst und heute. In: ANK 19 (1968-02-24), Nr. 8, 21-23.
  • Zur Geschichte der organisierten Fastnacht. Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte. Vöhrenbach 1999.

Netzseitenverzeichnis

  • [[1]] (Die Bibel. Luther 1984)
  • [[2]] (Grimm: Deutsches Wörterbuch)
  • [[3]] (Netzseite der Guggemusik Erlibach aus Erlenbach)
  • [[4]] (Netzseite IWF Wissen und Medien gGmbH, Göttingen)
  • [[5]] (Köbler: Ahd. Wörterbuch)
  • [[6]] (Köbler: Idg. Wörterbuch)
  • [[7]] (Die Bibel. Luther 1545)
  • [[8]] (Grotefend: Zeitrechnung des deutschen Mittelalters)
  • [[9]] (Lexer: Mhd. Handwörterbuch)
  • [[10]] (Netzseite zur Fasnet von Peter Haller)
  • [[11]] (Donaueschinger / Bräunlinger / Furtwanger / Geisinger / Hornberger / Hüfinger / Triberger Narrenmarsch)
  • [[12]] (Netzseite der Narrenzunft Rottenburg)
  • [[13]] (Netzseite der Narrenzunft Triberg)
  • [[14]] (Netzseite der Freien Narrenzunft Wolfach)
  • [[15]] (Netzseite der Narrengilde Pfrieme-Stumpe e.V. Tennenbronn)
  • [[16]] (Erlanger Liste Lexika etc.)
  • [[17]] (Netzseite der Stadtkapelle Wolfach)
  • [[18]] (Die Bibel. King James Bible)
  • [[19]] (Die Bibel. Vulgata)
  • [[20]] (Netzseite der Narrenzunft Kenzingen)
  • [[21]] (Wikipedia. Die freie Enzyklopädie)
  • [[22]] (Netzseite der Stadt Wolfach)

Anmerkungen

1 Moser, H.: Die Geschichte der Fasnacht, 18. - Abkürzungen sowie Quellen- und Netzseitenverzeichnis finden sich am Ende des Textes. - Die im Text genannten Lebensdaten stammen überwiegend von Grabsteinen auf dem Wolfacher Friedhof und aus Häufle: Ortsippenbuch Wolfach.

2 Zur Narrenkammer siehe Abschnitt 3.1 Narrenkammer.

3 Ein Verzeichnis der Wolfacher Narrenväter findet sich im Abschnitt 6.1.

4 Die Narrenratssitzung im Mai gibt es seit 1982.

5 Disch: Chronik Wolfach, 445.

6 Der Begriff Narrenvater wird erst seit etwa 1890 als Bezeichnung für den Leiter der Narrenzunft verwendet.

7 Zur Entwicklungsgeschichte der Narrenzunft siehe Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 38-43.

8 Zur Geschichte des "Kinzigtälers" siehe Sandfuchs, W.: Die Geschichte des "Kinzigtälers".

9 Die Gastwirtschaft "Zum Hirsch" befand sich in der Vorstadtstraße 48; das Gebäude fiel 1988 der Vorstadtsanierung zum Opfer. Zur Geschichte des "Hirschs" siehe Schrempp: Häuser und Menschen, 23f. - Eine chronologische Übersicht zur Vorstadtsanierung findet sich in: Wolfach zeigt sich in neuem Glanz, 19-21.

10 Die 1924 gegründete VSAN verbindet 69 Mitgliedszünfte in Baden-Württemberg, Bayern und der Nordostschweiz. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die im schwäbisch-alemannischen Sprachraum vorhandenen traditionellen Fasnetbräuche zu erhalten, zu pflegen und fortzuentwickeln sowie deren Erforschung zu fördern.

11 Zu den Narrenorden siehe Abschnitt 3.3 Narrenorden, Narrenteller und Zunftwappen.

12 Zur Neugründung der Narrenzunft 1948 siehe Schmider: Narrogeist wurde vor 50 Jahren wiedergeboren; Schmider: Auf der "Kranzbühne" flossen Tränen der Rührung; Schmider: Neugeburt der Fasnet.

13 Einwohnerbuch für den Landkreis Wolfach 1939, 7.

14 Haas war Teilhaber der Schwarzwälder Edelbranntweinbrennerei Haas & Bulacher in der Bergstraße, die von 1785 bis 1984 bestand. Zu ihm und der Geschichte der Brennerei siehe "175 Jahre Haas & Bulacher"; "Erwin Haas in die Ewigkeit abberufen".

15 Straubs amtlicher Rufname lautete Georg; unter seinen Freunden war er als Straubeschorsch bekannt. Auf seinem Grabstein steht Hansjörg Straub, denn so hieß er im Familienkreis; unter diesem Namen veröffentlichte er auch ein Büchlein mit Mundart-Gedichten und Zeichnungen, siehe Straub: Mi' Handschrift. - Das Malerhäusle, Straubs Wohnhaus mit seinem Atelier, ehemals Vorstadtstraße 56, fiel 1990 der Vorstadtsanierung zum Opfer. Der steinerne Türbalken mit Straubs Wappen, den Initialen G.S. und der Inschrift Malerhäusle findet sich heute in der Grünanlage beim Vorstadtbrunnenplatz auf dem früheren Grundstück der Buchhandlung Moser, ehemals Vorstadtstraße 74.

16 Eine Würdigung der Verdienste Josef Krausbecks um die Wolfacher Fasnet findet sich in Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 61-63.

17 Zitiert nach Schmider: Narrogeist wurde vor 50 Jahren wiedergeboren.

18 Zur Entwicklung der Fasnetbräuche nach dem 2. Weltkrieg siehe Abschnitt 1.3.3 Die Erneuerung der Fasnet nach dem 2. Weltkrieg.

19 Der Festspielleiter war von 1949 bis 1982 und 1994 bis 2000 kein offizieller Narrenrat.

20 Bericht im Schwabo vom 16.10.2003.

21 Fasnetusrufe ‚Ausrufen der Fasnet'; Einzelheiten dazu siehe Abschnitt 2.2.2 Landsknechte des Grafen Konrad von Wolva.

22 Schmutziger Dunnschdig ‚Donnerstag vor der Fasnet'. Das alem. Wort schmutzig bedeutet ‚fettig' und bezieht sich hier auf die an diesem Tage im Schmutz ‚Fett' gebackenen Fasnetküchle, einer typischen Mehlspeise zur Fasnetzeit. Baum: Alem. Taschenwörterbuch, 185, s.v. Schmutz, schmutzig.

23 Schellemendig ‚Schellenmontag'. Dieser Begriff lässt sich in Wolfach erstmals 1862 auf einem Festspielplakat, heute ausgestellt im Heimatmuseum, nachweisen. - Die Schelle ist ein wesentliches Ausstattungselement der Wolfacher Hansel, siehe unten.

24 Fasnetzieschdig ‚Fasnachtdienstag'. Das alem. Wort Zieschdig geht zurück auf mhd. zîstac ‚Tag des Gottes Ziu'. Lexer: Mhd. Handwörterbuch, s.v. zîs-tac. - Das Alemannische ist eine der beiden Haupt-Literatursprachen des Mittelhochdeutschen, der deutschen Sprache des 12. bis 14. Jahrhunderts, deshalb finden sich bis heute noch viele Begriffe aus dem Mittelhochdeutschen im Alemannischen, aber nicht im Hochdeutschen.

25 Brednich / Simon: Mitteleuropa, Baden. Wolfacher Fasnet, 13.

26 Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 37.

27 Disch: Chronik Wolfach, 444. - Auf die Einhaltung der Gottesdienstzeiten und das sittliche Verhalten der Einwohner wurde in Wolfach seit der Reformationszeit besonders stark geachtet, da es an das württembergisch-protestantische Gebiet grenzte. Stüble / Schmider: Die katholische Pfarrgemeinde, 22.

28 Verzeichnis der Fasnetspiele im Abschnitt 6.3.

29 Zum Kinderumzug siehe Abschnitt 2.3.5 Bretschelhans.

30 Weitere Einzelheiten zu den genannten Bräuchen sind bei den daran beteiligten Fasnetfiguren beschrieben.

31 Narro ist die ahd. Form von Narr. Köbler: Ahd. Wörterbuch, s.v. narro. - Die Herkunft des Wortes ist unklar. Die von W. Mezger vermutete Verwandtschaft von Narro zu Narbe, Mezger: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, 71, ist nicht belegbar. Kluge: Etymologisches Wörterbuch, 582, s.v. Narr.

32 Außer in Wolfach gibt es diese spezielle Form des närrischen Grußes auch in Donaueschingen und Stockach. In fast allen anderen Fasnetorten Südwestdeutschlands lautet der Gruß Narri - Narro. - Ein Verzeichnis der Narrenzünfte der VSAN mit ihren Narrenrufen findet sich in: Großes Narrentreffen 2004.

33 Baum: Alem. Taschenwörterbuch, 108, s.v. Häß.

34 Mezger: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, 64.

35 Köbler: Idg. Wörterbuch, s.v. *wes (5).

36 Lexer: Mhd. Handwörterbuch, 315, s.v. westerlege. - Der Begriff westerlege war bis ins 18. Jahrhundert hinein gebräuchlich: In einer Aktennotiz von 1738 aus Wolfach steht, dass ein gewisser Graf von Fürstenberg vor langen Jahren während einer Jagd ganz durstig und hungrig auf dem Löchlehof angekommen sei, als "allda gerade westerlege gehalten worden". Disch: Chronik Wolfach, 13. - Vgl. Grimm: Deutsches Wörterbuch XXIX, 633f, s.v. Wester; 640, s.v. Westerlege. Zu Westerlege als Bezeichnung des Ostersonntags siehe Grotefend: Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit, s.v. westerlege, Sonntag Westerlegin. - Bei Jean Paul (1763-1825) findet sich in den Romanen Siebenkäs (1796/97) und Titan (1800-1803) der Begriff Westerhemd(chen). Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, 55183, 56010. Vgl. Grimm: Deutsches Wörterbuch XXIX, 637-640, s.v. Westerhemd.

37 Köbler: Idg. Wörterbuch, s.v. *westis.

38 Grimm: Deutsches Wörterbuch XXIX, 622, s.v. Weste.

39 Ähnlich verhält es sich bei lat. vitulus - gr. ítalos ‚Stierkalb'; lat. vetus ‚alt' - gr. étos ‚Jahr'.

40 Briefl. Auskunft des Germanisten Prof. Paul Derks, Essen, vom 5.3./7.4.2004, der mich auf Mezgers fehlerhafte Herleitung aufmerksam machte.

41 Lexer: Mhd. Handwörterbuch, s.v. hâz. - Im Ahd. lässt sich das Wort nicht nachweisen. Ahd. Wörterbuch IV; Köbler: Ahd. Wörterbuch.

42 dtv-Lexikon X, 293, s.v. Lautverschiebung.

43 Köbler: Idg. Wörterbuch, s.v. *sked-.

44 Holthausen: Altenglisches Etymologisches Wörterbuch, 146, s.v. haeteru; Walde / Pokorny: Vergleichendes Wörterbuch der idg. Sprachen II, 558, s.v. sked-.

45 Die Larve steht in literarischen Werken gelegentlich auch für eine erschreckende Erscheinung. Grimm: Deutsches Wörterbuch XII, 207-209, s.v. Larve.

46 Köbler: Ahd. Wörterbuch, s.v. masca. - Nach Grimm: Deutsches Wörterbuch XII, 1702-1705, s.v. Maske, ist das Wort in Deutschland als Entlehnung des französischen masque erst seit dem 17. Jahrhundert gebräuchlich und könnte auch vom arabischen maschara ‚Verspottung, verkleidete Person' abstammen, das vielleicht über die sizilianischen Araber ins Italienische und Französische gelangte.

47 Das Wort Gugel geht zurück auf mhd. gugele ‚Kapuze über den Kopf zu ziehen am Rock oder Mantel' < ahd. kugula ‚Kapuze, Kutte, Kopfhülle' < germ. *kugul-? ‚Kapuze', ae. cug(e)le, aus lat. cuculla ‚Kappe, Kapuze', kelt.-lat. cucullus ‚Kapuze'. Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 78, s.v. gugele; Köbler: Ahd. Wörterbuch, s.v. kugala. - Vgl. idg. *skeu- ‚bedecken, umhüllen'. Köbler: Idg. Wörterbuch, s.v. *skeu- (2).

48 Zur Gugel siehe Mezger: Narrenidee und Fastnachtsbrauch, 237-257.

49 Mezger: Narrenidee und Fastnachtsbrauch, 79 Abb. 24, 260 Abb. 138, 262 Abb. 140.

50 Ein Hahn als Kopfschmuck eines Narren auf einer Zeichnung aus dem Jahr 1597 ist abgebildet in Mezger: Narrenidee und Fastnachtsbrauch, 270 Abb. 147.

51 Als Beispiel sei die griechische Sage um den König Midas genannt, dem Apoll zur Strafe dafür, dass er bei einem musikalischen Wettbewerb Pan den Vorzug gab, Eselsohren wachsen ließ. Johann Sebastian Bach diente diese Sage als Grundlage für seine Kantate "Der Streit zwischen Phoebus und Pan" BWV 201. Dürr: Die Kantaten von Johann Sebastian Bach II, 984-992.

52 Das Wort Rüsche geht zurück auf mhd. rûsch ‚Teil des Helmschmuckes, Kopfputzes' und ist benannt nach dem rauschenden Ton beim Bewegen des Kopfes. Lexer: Mhd. Handwörterbuch, s.v. rûsch.

53 Krausbeck: Aus der Geschichte der Wolfacher Fasnet (1955), 137.

54 Brockhaus Riemann IV, 103, s.v. Schellen. - Zur Bedeutung der Schelle siehe Grimm: Deutsches Wörterbuch XIV, 2492-2496, s.v. Schelle; Mezger: Narrenidee und Fastnachtsbrauch, 214-216; Moser, D.-R.: Fastnacht, Fasching, Karneval, 39-41, 99-102. - Das Wort Schelle geht zurück auf ahd. skella* < germ. *skello, skellon < idg. *skel- ‚schallen, klingen'. Köbler: Ahd. Wörterbuch, s.v. skella*.

55 Meyerscout 2002, s.v. Fastnacht.

56 Mezger: Narrenidee und Fastnachtsbrauch, 220.

57 Barth: Der Teufel ist los.

58 Die Bibel. Luther (1984), 1. Kor 13,1. Die Ausgabe von 1984 weicht etwas ab von der revidierten Druckausgabe von 1545, siehe Die Bibel. Luther (1545), 1. Kor 13,1. Im Originaldruck lautet die Stelle: "wenn ich mit menschen und mit engelzungen redet, und hette der liebe nicht, so were ich ein donend ertz oder eine klingende schelle". Zitiert nach Grimm: Deutsches Wörterbuch XIV, 2492f, s.v. Schelle.

59 Meyerscout 2002, s.v. Vulgata.

60 Die Bibel. Vulgata, 1. Cor, 13,1.

61 Brockhaus Riemann I, 287, s.v. Cymbala; II, 343, s.v. Kymbala. - Das lat. cymbalum, gr. kymalon geht über gr. kumb ‚Trinkgefäß, Becken, Schale' zurück auf idg. *kumb-, *kumbh- ‚Biegung, Gefäß'. Köbler: Idg. Wörterbuch, s.v. *kumb-.

62 Brockhaus Riemann I, 288, s.v. Cymbala.

63 dtv-Lexikon IV, 13, s.v. Cymbala.

64 Grimm: Deutsches Wörterbuch XIV, 2492, s.v. Schelle.

65 Abgesehen davon, dass Luthers Übersetzung erst 1521 entstand, war es den Katholiken durch das von ihrer Kirche verhängte Bibelverbot untersagt, die Bibel in ihrer Muttersprache zu lesen. dtv-Lexikon II, 252, s.v. Bibelverbot. - Übertragungen der Bibel ins Hochdeutsche gab es trotzdem bereits im 14. Jahrhundert; bis 1518 erschienen 14 gedruckte hochdeutsche Ausgaben. Meyerscout 2002, s.v. Bibel.

66 Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 336, s.v. zimbal. - Nhd. Zimbel, Zymbal ‚Schlaginstrument aus zwei metallenen oder hölzernen hohlen Tellern, die gegeneinander geschlagen wurden, Vorläufer des Beckens und der Kastagnetten; Glockenspiel'. Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 4321, s.v. Zymbal.

67 Köbler: Ahd. Wörterbuch, s.v. zimba, zimbala*. - In der neuen deutschen Einheitsübersetzung der Bibel von 1982 lautet 1. Kor. 13,1: Wenn ich in den Sprachen der Menschen und Engel redete, hätte aber die Liebe nicht, wäre ich dröhnendes Erz oder eine lärmende Pauke. Die Bibel (1982), 1. Kor, 13,1.

68 King James Bible, 1. Kor. 13,1.

69 Köbler: Idg. Wörterbuch, s.v. *kumb-.

70 Eine Ausstellung im Tübinger Haspelturm widmete sich 1989 erstmals den Wilden Masken, zu der der Begleitband Wilde Masken erschien, die erste wissenschaftliche Veröffentlichung zu diesem Thema.

71 Mezger: Fastnacht - vitaler Brauch oder Pflegefall?, 31.

72 Korff: Wilde Masken, 14.

73 Korff: Wilde Masken, 14.

74 Korff: Wilde Masken, 16.

75 Zu den Rungunkeln siehe Abschnitt 2.1.8 Alde Rungunkeln und Müller.

76 Zur Entwicklung der Fastenzeit im christlichen Jahreskalender siehe Schrader: Aschermittwochsbrauchtum in Wolfach, 627.

77 Belege vom 13. bis zum 15. Jahrhundert für den Begriff Alte Fastnacht sind verzeichnet in Schrader: Aschermittwochsbrauchtum in Wolfach, 628. - Das bedeutet, dass der heute noch sprichwörtlich verwendete Begriff nicht, wie manchmal behauptet wird, auf die gregorianische Kalenderreform von 1582 zurückgeht.

78 Schrader: Aschermittwochsbrauchtum in Wolfach, 628. - Zur vielfältigen Verwendung des Begriffs Fastnacht als Datumsangabe siehe Grotefend: Zeitrechnung des deutschen Mittelalters, s.v. Fastnacht. Dort gibt es auch eine Seite zur Berechnung von beweglichen Feiertagen.

79 Gefälle ‚an Grund und Boden gebundene Abgabe'. Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 1455, s.v. Gefälle.

80 Disch: Chronik Wolfach, 15.

81 Viele Osterbräuche drehen sich um Eier, da diese wegen der Fastenzeit in großen Mengen vorhanden sind. In Wolfach gab es früher zu Ostern einen Wettstreit lediger Burschen um das Auflesen und Werfen von Eiern. Disch: Chronik Wolfach, 437f.

82 Mhd. schulter ‚(geräucherter) Vorderschinken vom Schwein'. Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 188, s.v. schulter.

83 Erntehühner waren vermutlich im Erntemond ‚August' abzuliefern.

84 Drittel ‚Vermögensabgabe an den Lehensherrn bei Verkauf oder erblichem Übergang von Lehensgütern'. Disch: Chronik Wolfach, 11f.

85 Das Wort Fall geht zurück auf mhd. val ‚was dem Herrn eines Gutes entrichtet wird, wenn dasselbe durch Tod (val) oder sonst wie den Besitzer wechselt'. Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 263, s.v. val.

86 Disch: Chronik Wolfach, 476.

87 Disch: Chronik Wolfach, 259.

88 MFA I, 335f.

89 jemanden überlaufen ‚belästigen'. Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 3779, s.v. überlaufen.

90 Mhd. pêne, pên < lat. poena ‚Strafe'. Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 158, s.v. pêne.

91 MFA II, 78.

92 Faksimile des Textes von 1607 abgedruckt in Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 34. - Normalisierte Wiedergabe des Textes in MFA II, 833.

93 Disch: Chronik Wolfach, 444.

94 Grimm: Deutsches Wörterbuch XII, 2666-2668, s.v. Mummerei.

95 Disch: Chronik Wolfach, 444.

96 Disch: Chronik Wolfach, 444.

97 Baum: Alem. Taschenwörterbuch, 43, s.v. Butelle.

98 Disch: Chronik Wolfach, 444.

99 Disch: Chronik Wolfach, 444.

100 Grimm: Deutsches Wörterbuch XIV, 2569, s.v. Schereisen.

101 Blatter geht zurück auf ahd. blatara ‚Blase' < idg. *bhel- ‚aufblasen, schwellen'. Köbler: Ahd. Wörterbuch, s.v. blatara.

102 Kutter / Knauss: Schwäbisch-alemannische Fasnacht, 56.

103 Mezger: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, 71.

104 Disch, Chronik Wolfach, 528. - Zur Stube im Rathaus siehe Disch: Chronik Wolfach, 108-116.

105 Disch, Chronik Wolfach, 669.

106 Disch, Chronik Wolfach, 129.

107 Disch, Chronik Wolfach, 314.

108 Disch, Chronik Wolfach, 323.

109 Krausbeck: Fasnet-Erinnerungen von Adelheid Moser.

110 Eine reichhaltige Sammlung historischer Larven findet sich im Wolfacher Heimatmuseum. Einige der Larven sind abgebildet in Krausbeck: Aus der Geschichte der Wolfacher Fasnet (1955), 138-140; Krausbeck / Knauss: Masken unserer Stadt, passim.

111 Der Hl. Josef wird Johann Schupp (1631-1713) zugeschrieben. Stüble / Schmider: Die katholische Pfarrgemeinde, 104f. - Eine dem Wolfacher Josef sehr ähnliche Holzfigur mit dem Jesuskind von Johann Schupp findet sich in der Benediktinerkirche in Villingen.

112 Jakel: Der Narrenschopf Bad Dürrheim.

113 Die Wolfacher Drahtgazelarve wird nicht erwähnt in: Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, 136.

114 Abbildung in Krausbeck: Aus der Geschichte der Wolfacher Fasnet (1955), 139 rechts oben; Krausbeck: Wolfacher Fasnet, 8.

115 Mezger: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, 63.

116 Krausbeck: Aus der Geschichte der Wolfacher Fasnet (1955), 140f; Krausbeck / Knauss: Masken unserer Stadt. Wolfach, 15f. - Heutzutage werden Larven aus Pappmaché von den Narren meist wenig geschätzt, siehe Mezger: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, 62. - Zu Josef Moser, der in der Vorstadtstraße 49 wohnte, siehe "In seinen Werken lebt Josef Moser weiter"; Disch: Chronik Wolfach, 89f..

117 Das Bild befindet sich im Musée des Beaux Arts in Angers (Frankreich). - Zu Lippi siehe Kindlers Malerei-Lexikon VIII, 209f, s.v. Lippi, Lorenzo.

118 Abbildung des Gemäldes und der Larve in Mezger: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, 62. - Die Wolfacher Larve ist auch abgebildet in Krausbeck / Knauss: Masken unserer Stadt. Wolfach, 38; Krausbeck: Aus der Geschichte der Wolfacher Fasnet (1955), 138 unten Mitte.

119 Mezger: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, 62.

120 Grimm: Deutsches Wörterbuch VIII, 1836, s.v. Granatapfel.

121 Zitiert nach Dürr: Die Kantaten von J. S. Bach II, 550. - Auch in den Kantaten BWV 54 und 95 werden die Sodomsäpfel erwähnt. Dürr: Die Kantaten von J. S. Bach I, 292; II, 608.

122 Die Steppenpflanze Oscher, lat. Calotropis procera, ist eine afrikanisch-südasiatische Art der Schwalbenwurzgewächse mit apfelähnlicher Frucht und langhaarigen Samen. dtv-Lexikon XIII, 241, s.v. Oscher.

123 Dürr: Die Kantaten von J. S. Bach I, 293. - In der Literatur lässt sich der Begriff bei Bettina von Arnim und Jean Paul nachweisen. Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, 3746, 55240. - Nach Grimm: Deutsches Wörterbuch XVI, 1400, s.v. Sodomsapfel, bedeuten Sodomsäpfel bildlich rote Mädchenbacken; weitere Bedeutungen sind hier nicht angegeben.

124 Disch: Chronik Wolfach, 443.

125 Disch: Chronik Wolfach, 444.

126 Hansjakob: Theodor der Seifensieder, 193f. - Der Seifensieder Theodor Armbruster (1815-1898) ist einer der bekanntesten Wolfacher Bürger des 19. Jahrhunderts. Seine 1888 aufgeschriebenen Lebenserinnerungen - abgedruckt in Wolfach. So war es früher, 61-76 - dienten Hansjakob als Vorlage für seine Erzählung.

127 Schrader: Aschermittwochsbrauchtum, 634. - Zur Geldbeutelwäsche siehe Abschnitt 2.2.5 Geldbeutelwäscher.

128 Disch: Chronik Wolfach, 443.

129 Schrader: Aschermittwochsbrauchtum, 634.

130 Sandfuchs, A.: Vor fünfzig Jahren Wiedergründung der Geldbeutelwäsche, 4f. (hier für 1924 belegt); Steinhauser: 20 Jahre "Narrevadder zue Wolva".

131 Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 51f.

132 Zum Bretschelhans siehe Abschnitt 2.3.5 Bretschelhans.

133 Zu den Rungunkeln siehe Abschnitt 2.1.8 Alde Rungunkeln und Müller.

134 Mezger: Vom organischen zum organisierten Brauch, 18-20.

135 Einzelheiten zur Neugestaltung der Wolfacher Fasnetfiguren siehe Abschnitt 2 Die Wolfacher Fasnetgestalten.

136 Dold / Heim: Zur Geschichte der VSAN, 71.

137 Krausbeck: 160 Jahre Wolfacher Narrenzunft.

138 Busse: Alemannische Volksfastnacht (1935); Busse: Alemannische Volksfastnacht (1937).

139 Gegen Ende des 20. Jahrhunderts lässt sich bei einigen Narrenzünften eine Rückbesinnung auf ihre ursprünglichen Hästypen feststellen, wie sie vor der Historisierungswelle der 1930er-Jahre ausgesehen haben. Als Beispiel seien die Endinger Altjokili genannt, siehe Vetter: Endinger präsentieren den Altjokili.

140 Zur Entwicklung der Fernsehübertragungen und zu den Wechselbeziehungen zwischen Fasnet und Fernsehen siehe von Örtzen: Fastnacht und die Medien. - Dass den Zünften von den jeweiligen Veranstaltern tatsächlich offizielle Verhaltensvorschriften bei den Fernsehnarrentreffen gemacht werden, obwohl dies vom Moderator der Fernsehübertragungen W. Mezger abgestritten wird, beweist ein Bericht im OT vom 27.1.1992 mit der Überschrift "No net narret werde!", in dem die "Benimm-Regeln" zitiert werden, die die Narrenzunft Bad Cannstatt vor ihrem großen Narrentreffen 1992 allen teilnehmenden Narrenzünften schriftlich mitgeteilt hat, "weil das Fernsehen (SWF 3) live überträgt".

141 Disch: Chronik Wolfach, 444.

142 Zum Ausfall der Fasnet siehe Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 31f.

143 Schrempp: Straßenfasnet verboten. - Zum Verlauf der Wahl siehe Schrempp: Reichstagswahl. Im Vergleich zur "mageren" Fasnet 1887 war jene im Jahr zuvor mit der üblichen Vielfalt gefeiert worden, siehe Schrempp: Straßenfasnet verboten.

144 Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 45.

145 Zitiert nach Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 31.

146 Steinhauser: 20 Jahre "Narrevadder zue Wolva".

147 Die Ratstube befand sich in der Hauptstraße 30; ihr Wirt war Malermeister Otto Haberer, im Volksmund "de Bäuerle" genannt.

148 Krausbeck: Närrisches Gedenken.

149 Beschreibung des Festspiels nach Schmider: Neugeburt der Fasnet.

150 Über die Entwicklungen, die zu der Absage geführt haben, siehe Wenn die Narren Trauer tragen; Schenk: "Das wird uns nicht mehr passieren"; Mezger: "Der Ausfall von Fastnacht ist nichts Neues...".

151 Schwabo vom 11.1.1991; OT vom 11.1.1991.

152 Schwabo vom 15.1.1991.

153 Schwabo vom 16.1.1991; OT vom 17.1.1991.

154 OT vom 18.1.1991.

155 Schwabo vom 19.1.1991.

156 OT vom 18.1.1991.

157 Schwabo vom 19.1.1991.

158 Schwabo vom 21.1.1991.

159 Schwabo vom 28.1.1991.

160 Schwabo vom 8.2.1991.

161 OT vom 14.2.1991.

162 Schrader: Aschermittwochsbrauchtum, 628.

163 Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 184, s.v. schiure.

164 Bader: Schurtag - Schuddig, 426.

165 Grimm: Deutsches Wörterbuch XIV, 2623, s.v. Scheuertag [!].

166 Silberer: Fastnachtsbrauchtum im Umfeld des Klosters Schuttern, 183, 187 Anmerkung 8, 188 Anmerkung 25.

167 Baum: Alem. Taschenwörterbuch, 190, s.v. schure.

168 Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 184, s.v. schiuren.

169 Die Quellen zum Schauertag in Wolfach sind im Anhang zu diesem Abschnitt zu finden. Die im Text genannten Jahreszahlen bei Zitaten verweisen auf die dort aufgeführten Quellen. Zum Schauertag siehe auch Krausbeck: Wolfacher Fasnet, 5; Krausbeck: Aus der Geschichte der Wolfacher Fasnet (1955), 132; Krausbeck / Knauss: Masken unserer Stadt. Wolfach, 13f.

170 Mone: Der Schauertag zu Wolfach, 76; Krausbeck: Fasnet-Erinnerungen von Adelheid Moser.

171 Disch: Chronik Wolfach, 113.

172 Zur Stube im Rathaus siehe Disch: Chronik Wolfach, 108-116.

173 Wahrig: Deutsches Wörterbuch, s.v. Anken.

174 Grimm: Deutsches Wörterbuch XII, 2161, s.v. meucheln, meuchler. - Das Wort Meuchler geht zurück auf mhd. miuchler, mucheler < ahd. muhhilari, zu ahd. muhhon ‚wegelagern, räubern' < germ. *muk- ‚sich verbergen, auflauern'. Köbler: Ahd. Wörterbuch, s.v. muhhilari, muhhon.

175 Bader: Schurtag - Schuddig, 425, 429. - Ein anderes Wort für Fron lautet Scharwerk < ahd. skara* ‚Fron, Scharwerk' < idg. *sker- ‚schneiden'. Köbler: Ahd. Wörterbuch, s.v. skara* (1): könnte hier vielleicht der Ursprung von Schauertag/schuren liegen? - Das Wort Schauerleute ‚Hafenarbeiter für das Stauen und Verladen von Schiffsfrachten' geht zurück auf niederländisch sjouwen ‚hart arbeiten', sjouw ‚Last'. Meyerscout 2002, s.v. Schauerleute; Wasserzieher: Woher?, 369, s.v. Schauermann.

176 Disch: Chronik Wolfach, 8.

177 Mone: Der Schauertag zu Wolfach, 77.

178 Disch: Chronik Wolfach, 115.

179 Disch: Chronik Wolfach, 479f.

180 Mone: Der Schauertag zu Wolfach, 76.

181 Strieble ‚in Fett gebackene, gewundene Mehlspeise' < mhd. strûbe ‚eine Art Backwerk, Spritzkrapfen', vermutlich in Anlehnung an strûbe ‚lockig, struppig, wie rau empor stehende Haare' gebildet. Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 215, s.v. strûbe. - Mone vermutet, dass Striblen, Meuchlen und Fastnachtsküchlein "wahrscheinlich dieselbe Mehlspeise unter verschiedenen Namen" sind, doch ist dies aufgrund der oben dargelegten Wortbedeutung der Meuchlen auszuschließen. - Über den Zusammenhang von Fasnet, Essen und Fastenzeit siehe Wiesinger: Narrenschmaus und Fastenspeise (über den Schauertag: 41f.); Meuth / Neuner-Duttenhofer: Baden. Küche, Land und Leute, 238-243 (mit Rezepten für Fasnetküchle und Stockfisch und Bildern der Wolfacher Geldbeutelwäsche).

182 Disch: Chronik Wolfach, 301.

183 Disch: Chronik Wolfach, 437.

184 Krausbeck: Fasnet-Erinnerungen von Adelheid Moser.

185 Hund: Schwarzwälder Brauchtumskalender, 24.

186 Hund: Schwarzwälder Brauchtumskalender, 24.

187 Zitiert nach Mone: Schauertag, 76f.; Disch: Chronik Wolfach, 114, 437 (hier sind die Zitate von 1551 und 1548 vertauscht). Die meisten Quellen sind auch abgedruckt in Bader: Schurtag - Schuddig, 420.

188 Ergänzungen zur Fürstenbergischen Landesordnung von 1650, zitiert nach Disch: Chronik Wolfach, 22.

189 Zitiert nach Disch: Chronik Wolfach, 113.

190 Zitiert nach Krausbeck: Noch ein Jubiläum.

191 Krausbeck: Vor 70 Jahren erstmals wieder ein Erwachsenen-Hansel.

192 Barchent ‚einseitig angerauhtes Baumwoll- oder Flanellgewebe' < mlat. barracanus ‚Zeug aus Kamelshaaren' < arabisch barrakan ‚grober Stoff'. Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 579, s.v. Barchent; Wasserzieher: Woher?, 128, s.v. Barchent.

193 Maier hatte seine Werkstatt in der Vorstadtstraße 48; das Gebäude fiel 1988 der Vorstadtsanierung zum Opfer.

194 Eine Abbildung des "Urhansels" findet sich in Mezger: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, 201. - Zum Gullerreiter siehe Abschnitt 2.3.3 Gullerreiter.

195 Zum gelb-roten Mi-Parti-Hansel siehe Abschnitt 2.1.9 Mi-Parti-Hansel.

196 Krausbeck: Wohlauf bei 20 Grad minus. - Zur Wetterentwicklung an der Fasnet 1929 siehe Schmalz: Wohlauf musste vor 70 Jahren bei minus 17 Grad singen.

197 Das Wort Pritsche geht zurück auf ahd. britissa, mhd. britze ‚Bretterverschlag'. Köbler: Ahd. Wörterbuch, s.v. britissa.

198 Wohlaufmaa ‚Wohlaufmann, Sänger des Wohlaufliedes beim Wohlauf', siehe Abschnitt 2.2.1 Wohlauf.

199 Abbildung der Kinderhansel um 1938 in 180 Jahre Narrenzunft Wolfach (Schwabo).

200 Aufruf an alle gelb-blauen Hansel im Wolfacher Narrenblättle 10 (1980).

201 1995 gab es 240 Schellenhansel, 165 Röslehansel, 68 Nussschalenhansel, 53 Mehlwurmhansel, 50 Rungunkeln und etwa 10 Streifenhansel. Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 60.

202 Krausbeck: Fasnet-Erinnerungen von Adelheid Moser.

203 Krausbeck / Knauss: Masken unserer Stadt. Wolfach, 49. - In einem Gespräch erzählte Krausbeck 1987, der Kronenwirtsohn Hans (Jean) Neef habe den Nussschalenhansel getragen, der 1869 Wirt der Gastwirtschaft "Zur Krone" wurde. - Zur Geschichte der Krone siehe Die ‚Krone' am Wolfacher Marktplatz. In: ANK 12 (1961-09-02). Zum "Hirsch" siehe Anmerkung 9.

204 Zitiert nach: Vor 40 Jahren "Neuauflage" der Nußschalenhansel.

205 Über 30 Jahre hinweg wurden die Strohschuhe für Nussschalen- und Röslehansel sowie Rungunkeln von Monika Heizmann, Inselweg 13, hergestellt, danach von ihrer Tochter.

206 Krausbeck / Knauss: Masken unserer Stadt, 51.

207 Schrempp: Straßenfasnet verboten.

208 Berichte im Schwabo vom 21.5./14.12.1982.

209 Bericht im Schwabo vom 23.2.1987.

210 Den Entwurf für die Neugestaltung zeichnete Roland Severin Schuler, abgebildet im Schwabo vom 28.11.1986.

211 Kutter / Knauss: Schwäbisch-alemannische Fasnacht, 58.

212 Grimm: Deutsches Wörterbuch IV, 351-355, s.v. Fuchsschwanz.

213 Mezger: Narrenidee und Fastnachtsbrauch, 258-268.

214 Krausbeck: Vor 70 Jahren erstmals wieder ein Erwachsenen-Hansel.

215 Zum Entstehungsjahr der Röslehansel siehe Der 40.te Geburtstag oder doch 39+1? - Zu den ersten Trägern der Röslehansel zählten Bruno Armbruster, Hans Dieterle, Franz Hauer, Rolf Kleinbub, Herbert Kniesel, Rolf-Dieter Maier, Erich Mosmann und Reiner Schamm, siehe die Berichte zum 40-jährigen Bestehen im Schwabo vom 12./14.1.2002.

216 Mitteilung von J. Krausbeck.

217 Ähnliche Larventypen mit einem aufgemalten Schnurrbart gib es u.a. in Elzach, Hirrlingen, Hausach, Fridingen, March (Schweiz) und Friaul. Schrader: Aschermittwochsbrauchtum, 633.

218 Berichte im Schwabo vom 21.5./14.12.1982.

219 Das alem. Wort Spättle ‚kleines Stoffstück, Tuchabfall' geht zurück auf mhd. spëdel, spidel ‚Splitter; Fetzen, Lappen'. Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 205, s.v. spidel [!]. - Das Verb spätteln bedeutet ‚flicken'. Grimm: Deutsches Wörterbuch XVI, 2003, s.v. spätteln.

220 Ende des 19. Jahrhunderts annoncierte der Schneider Wilhelm Jehle im "Kinzigtäler", dass er für die Fasnetbälle "Maskenkleider" verleihe. Nach mündlicher Überlieferung von J. Krausbeck handelte es sich dabei um Spättlehansel, die Jehle selbst herstellte. König: Erster Schnurrant 1600 schriftlich nachgewiesen; Klein: Vor 100 Jahren regierte Prinz Karneval im Kinzigtal.

221 Zu Straub siehe Anmerkung 15.

222 Abbildung in Krausbeck: Aus der Geschichte der Wolfacher Fasnet (1955), 137.

223 Abbildung in Kutter / Knauss: Schwäbisch-alemannische Fasnacht, 45.

224 Bericht im Schwabo vom 30.1.1997.

225 Obwohl der Spättlehansel mit seiner Blechlarve bereits seit 1997 an der Fasnet und bei Narrentreffen auftritt, findet er in den 1999 erschienenen Büchern Zur Geschichte der organisierten Fastnacht, 136-138, und Mezger: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, 61f., noch keine Erwähnung.

226 Zu Bredelins Lebenslauf siehe Schrader: Georg Anton Bredelin (1752-1814); Schrader: Im Kinzigtal schafft Bredelin ein Meisterstück. - Der sehr seltene Familienname Bredelin - in den deutschen Telefonbüchern ist nur eine Familie mit diesem Namen verzeichnet (Das Telefonbuch, s.v. Bredelin) - geht zurück auf mhd. brëtelin, brëtel, ahd. britelin*, briteli*, bretilin*, bretili* ‚Brettlein, Stäbchen, Strich, Opferschale'. Köbler: Ahd. Wörterbuch, s.v. britelin*.

227 Der Film Brednich / Simon: Mitteleuropa, Baden. Die Altweibermühle, der die Aufführung der Weibermühle von 1977 zeigt, ist auf der Netzseite www.iwf.de der IWF Wissen und Medien gGmbH, Göttingen, als Videokassette erhältlich. 1987 entstand zum 200. Jubiläum eine Videoverfilmung des Spiels: Frick / Beu: 200 Jahre Altweibermühle in Wolfach 1787-1987.

228 Bredelin: Die Weibermühle, 56. - Nachdem 1892 die Weibermühle aufgeführt worden war und noch im gleichen Jahre das alte Rathaus abbrannte, beschlossen die Narren 1893 in der Gastwirtschaft "Zum Ochsen" (ehemals Vorstadtstraße 25) in ihrer ersten Versammlung, das Spiel künftig nicht mehr aufzuführen. Als Begründung dafür war im "Kinzigtäler" zu lesen: "Merkwürdigerweise ist auch jedesmal im selben Jahre, in welchem diese ‚verhängnisvolle Mühle' gespielt wurde, also 1802, 1836 und 1858, ein größerer Brand in unserer Stadt ausgebrochen" (zitiert nach Klein: Weibermühle 1893 abgesagt). Erst 1973 gelang es J. Krausbeck, den damals daraus entstandenen Aberglauben zu überwinden und das Spiel wieder in seiner ursprünglichen Gestalt aufzuführen.

229 Disch: Chronik Wolfach, 441.

230 d'Schäfe verbrennt ‚die Bohnenhülsen verbrannt'. Baum: Alem. Taschenwörterbuch, 180, s.v. Schefe.

231 d'Schdege nagrennt ‚die Stiege, Treppe heruntergerannt'. Das alem. Wort Stege geht zurück auf mhd. stëge, ahd. stega ‚Stiege, Leiter, Treppe'. Köbler: Ahd. Wörterbuch, s.v. stega.

232 Grimm: Deutsches Wörterbuch XIV, 1521, s.v. Runkunkel.

233 Lexer: Mhd. Handwörterbuch, s.v. runze.

234 Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 2257, s.v. Kunkel. Ein Spinnrocken ist ein Holzstab, auf dem die zu spinnenden Fasern aufgewickelt sind. Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 3463, s.v. Spinnrocken.

235 Kunkellehen ‚Lehen, das auch auf Frauen vererbbar ist'. Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 2257, s.v. Kunkellehen.

236 Zitiert nach: Entstehungsgeschichte der "Alden Rungunkeln".

237 Peter ‚leichter Frauenkittel mit Ärmeln; werktägliche, häusliche, kurze Jacke der Frau'. Ochs: Badisches Wörterbuch I, 168, s.v. Peter. - Das Wort könnte in dieser Bedeutung zurück gehen auf den scherzhaften Ausdruck Peter und Paul ‚weibliche Brüste'. Grimm: Deutsches Wörterbuch XIII, 1577, s.v. Peter. - Vielleicht stammt der Begriff auch ab vom französischen pet-en-l'air ‚kurzer, leichter Hausrock', zu pet ‚Furz', péter ‚furzen', lat. peditum. Gamillscheg: Etymologisches Wörterbuch, 697f, s.v. pet, pet-en-l'air. - Eher unwahrscheinlich klingt die Herleitung aus mhd. bêderwât ‚Kleid aus zweierlei Stoff'. Baum: Alem. Taschenwörterbuch, 162, s.v. Peterli.

238 In den ersten Jahren trugen die Rungunkeln zunächst noch einen Reisigbesen, wie auf einer Fotografie von 1960 im Fotoarchiv Schrader zu erkennen ist.

239 Neben Storz gehörten zu den Gründungsmitgliedern der Rungunkeln Roland Rösch, Erich Endres, Erwin Jehle und Lothar Buchholz.

240 Schrader: Aschermittwochsbrauchtum, 635.

241 Berichte im Schwabo vom 16./25.1.2003.

242 Beim Schnurren am Sonntag vor der Fasnet werden von den Schnurrgruppen lustige oder kommunalpolitische Ereignisse des vergangenen Jahres in gereimter Form glossiert.

243 Beispielsweise besuchten die Rungunkeln den närrischen Abend zum 155-jährigen Bestehen der Gesellschaft im Februar 2000. Bericht im Schwabo vom 9.2.2000.

244 Zur Herkunft des Mi-Parti siehe Wikipedia, s.v. Mi-Parti.

245 Krausbeck: Vor 70 Jahren erstmals wieder ein Erwachsenen-Hansel.

246 Schrader: Alter Wolfacher Hansel wiederentdeckt.

247 Auf die Verbindung des Hausacher Hansels mit dem Wolfacher Mi-Parti-Hansel wies Krausbeck bereits 1955 in der "Ortenau" hin. Krausbeck: Aus der Geschichte der Wolfacher Fasnet (1955), 137.

248 Auf diese Begebenheit bezieht sich der im Wolfacher Narrenblättle 29 (1999) erschienene Comic "Die Raubritter von Husen! oder Der versunkene Silberschatz!". Den darin erwähnten Silberschatz fanden Rolf Pfefferle, Hubert Kiefer und Sebastian Carosi 1998 bei Grabungsarbeiten in der Vorstadtstraße. Berichte über den Münzfund im Schwabo vom 22.5., 25.5. und 28.5.1998.

249 Bericht im Schwabo vom 20.2.2004.

250 In Oliver: Hausacher Narren-Codex findet sich kein Hinweis auf die Entstehungsgeschichte der Hausacher Hansel.

251 dtv-Lexikon VI, 250, s.v. gelb.

252 Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, 107023.

253 Im mittelalterlichen Fastnachtsspiel "Von den sieben Garben" heißt es: "gel pringt lieb aus lait / gel ist der minne solt / und reich als das minniglich golt. / gel kündet das ich pin gewert / des ich an die minne han begert". Grimm: Deutsches Wörterbuch V, 2883, s.v. gelb.

254 Grimm: Deutsches Wörterbuch V, 2883, s.v. gelb.

255 Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, 24827.

256 Die Bibel (1982), 1 Samuel 18,1-4; 2 Samuel 1,26.

257 Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, 25103.

258 dtv-Lexikon XV, 257, s.v. rot.

259 Haller: Narrentypen, Masken und Häser.

260 Ein Wappen in der ursprünglichen Farbgebung Gold und Rot ist im alten Chor der katholischen Stadtkirche St. Laurentius zu sehen, Abbildung in Schwarzwaldstadt mit Tradition, 20.

261 Krausbeck: Aus der Geschichte der Wolfacher Fasnet (1955), 136; Mitteilung von J. Krausbeck.

262 Der Begriff Wohlauf bezieht sich je nach Zusammenhang sowohl auf den Brauch an sich als auch auf das dabei gesungene Lied.

263 Zum "Hirsch" siehe Anmerkung 9.

264 Die Gastwirtschaft "Zum Ochsen" befand sich bis 1979 in der Vorstadtstraße 25.

265 Vorstadtstraße an der Ecke zur Kirchstraße. Dort befand sich im Haus Krausbeck die Gastwirtschaft "Zum Schützen". Disch: Chronik Wolfach, 124.

266 Bis 1995 war die letzte Station vor dem Stadttor. Aufgrund der Sanierung der Hauptstraße mussten bei der Fasnet 1996 alle Umzüge nach dem Beginn beim Stadttor über den Schlosshof und die Schlossstraße zur Stadtbrücke umgeleitet werden; dadurch ergab es sich, dass der abschließende Wohlaufgesang erstmals nicht vor dem Tor, sondern im Schlosshof erklang. Wegen der faszinierenden Akustik und besonderen Atmosphäre des vierseitig umschlossenen Platzes wurde dies seither beibehalten. Zugleich entstand dadurch eine örtliche Verbindung dieses Anfangsbrauches der Wolfacher Fasnet mit deren Abschluss, dem Nasenzug, der ebenfalls im Schlosshof endet.

267 Wiedling: Zwei alte badische Fastnachtsrufe.

268 Der Entechrist ‚Antichrist‚ Widerchrist' ist eine aus dem Neuen Testament (1. Johannes 2, 18 und 22; 4, 3; 2. Johannes 7) übernommene Vorstellung von einem Gegenspieler Christi, der vor der Wiederkunft Christi gegen das Reich Gottes auftritt, aber durch Christus überwunden wird. In Anknüpfung an die jüdische Apokalyptik wurde der Antichrist dann zur Personifikation des Widergöttlichen, zur Inkarnation der gegen Gott arbeitenden Kräfte. Meyerscout 2002, s.v. Antichrist.

269 Krausbeck: Zum Verständnis des "Herrn Entechrist". - Ausführlich geschildert ist die Auseinandersetzung in Brednich / Simon: Mitteleuropa, Baden. Wolfacher Fasnet, 19-21.

270 Bausinger: Aspekte der Fasnachtsforschung, 9.

271 Bericht im OT vom 22.10.1998.

272 Brednich / Simon: Mitteleuropa, Baden. Wolfacher Fasnet, 22. - Zum Kenzinger Wohlauf siehe www.wellebengel.de.

273 Disch: Chronik Wolfach, 36. - Entsprechende Belege aus dem 19. Jahrhundert finden sich in Schrempp: Klagen über Trunkenheit im Dienst.

274 Zitiert nach Brednich / Simon: Mitteleuropa, Baden. Wolfacher Fasnet, 17. - Nach der Einführung der Patent-Kontrolluhren 1874 verzichteten die Nachtwächter auf den Gesang, der ursprünglich zu ihrer Kontrolle diente. Disch: Chronik Wolfach, 35. - Die letzten Nachtwächter in Wolfach übten ihr Amt noch bis zum 1. Weltkrieg aus. Schrempp: Klagen über Trunkenheit im Dienst.

275 Nach Disch: Chronik Wolfach, 35, soll das originale Wohlauflied nur im Advent um Mitternacht zusätzlich zum üblichen Stundenruf als Ankündigung des bevorstehenden Weihnachtsfestes erklungen sein.

276 Mezger: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, 93. - D.-R. Moser stellte seine Theorien in einem Lichtbildervortrag unter dem Titel Wohlauf im Namen des Herrn Entechrist am 13.1.1983 im Wolfacher Rathaussaal vor. Auch in der 45-minütigen Fernseh-Dokumentation des Südwestfunks Barth: Der Teufel ist los ging er damals ausführlich auf den Wohlauf ein. - D.-R. Mosers theologische Fasnettheorie ist ausführlich dargestellt in Moser, D.-R.: Fastnacht. Fasching. Karneval. Unter renommierten Volkskundlern ist diese Theorie heftig umstritten, siehe Bausinger: Für eine komplexere Fastnachtstheorie; Moser, H.: Kritisches zu neuen Hypothesen der Fastnachtsforschung.

277 Mezger: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, 93.

278 Zur Bedeutung des Begriffs Wohlauf siehe Grimm: Deutsches Wörterbuch XXX, 1079, s.v. wohlauf.

279 W. Mezger unterläuft mit seinem Versuch, den Wohlauf als einen im christlichen Mittelalter entstandenen Brauch zu interpretieren, genau jener Fehler, den er in zahlreichen Veröffentlichungen, beispielsweise in Mezger: Fasnacht, Fasching und Karneval, 204f., den von ihm so genannten Lokalforschern vorwirft, die ihrer jeweiligen Fasnet ohne jede geschichtliche Grundlage ein möglichst hohes Alter nachweisen wollen. - Dass nicht nur in der schwäbisch-alemannischen Fasnet, sondern auch im rheinischen Karneval, der in seiner heutigen Form erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand, der Versuch unternommen wird, den Bräuchen durch gewagte historische Konstruktionen ein möglichst hohes Alter nachweisen zu wollen, zeigt sich beispielsweise bei der Narrenakademie in Dülken, die angeblich schon im Mittelalter bestand, deren Existenz sich aber nicht vor der Mitte des 18. Jahrhunderts belegen lässt, siehe Derks: Dülken und Beckum.

280 Hansjakob: Theodor der Seifensieder, 192.

281 Disch: Chronik Wolfach, 443.

282 Glunker ‚Herumläufer; dummer, beschränkter Mensch', Glunkerer ‚Tölpel, Müßiggänger, Tagedieb', glunken ‚vom Kleid: schlaff herabhängen'. Grimm: Deutsches Wörterbuch VIII, 473, s.v. Glunker. Diese Wörter gehen zurück auf mhd. glunkern ‚baumeln, schlenkern'. Lexer: Mhd. Handwörterbuch, s.v. glunkern. - Hemdglunker könnte sich also sowohl auf eine Person beziehen, die in einem Nachthemd herumläuft, als auch auf das am Körper herabhängende Wohlaufhemd.

283 Zur Geschichte des Wohlaufs siehe Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 44-47.

284 Die Riesenlaternen ähnelten jenen, die heute noch beim Morgestraich in Basel zu sehen sind.

285 Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 45.

286 Zitiert nach Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 46.

287 Liste der Wohlaufsänger bis 1995 in Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 46. - Die Amtszeit von Albert Schmider dauerte nicht bis 1932, sondern bis 1931.

288 Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 45. - Das Wohlaufpreissingen war bis zur heftig umstrittenen Abschaffung des Entechrists 1973 ein fester Bestandteil der Narrenversammlungen. In den Jungnarrenversammlungen gibt es diesen närrischen Wettstreit auch heute noch.

289 Sandfuchs, A.: Ein Rückblick zum Jubiläum, [15]; 175 Jahre Stadtkapelle Wolfach, 23f.

290 1962 entstand eine Aufnahme von Blattner für den Film Scharfenberg: Die Altweibermühle, die auch in Barth: Der Teufel ist los, zu sehen ist.

291 Rudolf Armbruster ist ein Nachfahre von Theodor Armbruster, siehe Anmerkung 126.

292 1991 fiel wegen des Golfkrieges der Wohlauf offiziell aus, es gab jedoch einen wilden Wohlauf, an dem Schmider nicht teilnahm. - Aufnahmen von Schmider als Wohlaufsänger von 1982, 1983 und 1996 sind zu sehen in Barth: Der Teufel ist los, Brednich / Simon: Mitteleuropa, Baden. Wolfacher Fasnet und Reichert: Fasnachtsbräuche im Land.

293 Bericht im Schwabo vom 24.2.1998.

294 Bericht im Schwabo vom 4.2.1999. - Eine Aufnahme von Schamm als Wohlaufsänger ist zu sehen in Motzkus: Fastnacht ade...

295 Wolfacher Narrenblättle 29 (1999). - Beim Zunftabend 1999 wurden die Kiefers für ihren 50-jährigen Einsatz für den Wohlauf von der Narrenzunft mit einem Modell des Wohlaufwagens geehrt. Bericht im Schwabo vom 4.2.1999.

296 Über die Brezel als Fasnetspeise siehe Abschnitt 2.3.5 Bretschelhans.

297 Röschele sind Kalbsinnereien, bestehend aus Herz, Leber, Lunge und Milz, die in einer Pfanne zunächst angeröstet und dann nach Zugabe von Fleischbrühe so lange geschmort werden, bis sie weich sind. Ein altes Röschele-Rezept der Grün-Baumwirtin Klara Endres geb. Stehle (1872-1950) findet sich im Wolfacher Narrenblättle 15 (1985). - Der SWF-Redakteur Horst Scharfenberg, der 1952 ein Hörspiel und 1962 einen Fernsehfilm über die Wolfacher Altweibermühle produzierte (Schrader: Georg Anton Bredelin, 602) und dabei den damaligen Wirt des "Grünen Baumes" und Enkel von Klara, Günter Endres, kennen lernte, nahm dieses Rezept in sein 1980 erschienenes Kochbuch "Die deutsche Küche" auf. Hermann: Hausschatz des Klärle. - Das Wort Röschele geht zurück auf mhd. röschen, eine Nebenform zu mhd. rœsten ‚auf, in den Rost legen'. Lexer: Mhd. Handwörterbuch, s.v. rœsten.

298 Bericht im Schwabo vom 13.11.1984.

299 Bericht über die Herbstsitzung des Großen Narrenrates im Schwabo vom 22.10.1984.

300 Ruuschele ‚jemand, der einen Ruusch ‚Rausch' hat'.

301 Mezger: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, 93.

302 Müller: "Stehn uff, stehn uff! Ihr Narre alli wißts". - Zu den Verbindungen zwischen der Elzacher und Wolfacher Fasnet siehe Schrader: Aschermittwochsbrauchtum, 631-633; Schrader: Wolfacher Fasnetlieder, 180, 184.

303 Müller: "Sie stammen von den alten Germanen ab...", 39. - Zur Elzacher Fasnet siehe auch Möllinger / Preuss: "Frei ist der Narr zu dieser Stunde".

304 Abbildung in Kutter / Knauss: Schwäbisch-alemannische Fasnacht, 85.

305 Müller: "Sie stammen von den alten Germanen ab...", 35.

306 Möllinger / Preuss: "Frei ist der Narr zu dieser Stunde".

307 Zottel ‚unordentlich herabhängende Haarsträhne' < mhd. zote ‚was zotticht herabhängt, Flausch'. Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 4253, s.v. Zottel; Lexer: Mhd. Handwörterbuch, 338, s.v. zote.

308 www.narrenzunft-triberg.de.

309 Abbildung in Kutter / Knauss: Schwäbisch-alemannische Fasnacht, 87.

310 Wiedling: Zwei alte badische Fastnachtsrufe, Tafel nach Seite 88.

311 www.narrenzunft-triberg.de.

312 Der Text des Elzacher Taganrufens ist abgedruckt in Wiedling: Zwei alte badische Fastnachtsrufe, 81f.

313 180 Jahre Freie Narrenzunft Wolfach, 22. Abbildung in Kutter / Knauss: Schwäbisch-alemannische Fasnacht, 81.

314 180 Jahre Freie Narrenzunft Wolfach, 21. Abbildung in Kutter / Knauss: Schwäbisch-alemannische Fasnacht, 89.

315 180 Jahre Freie Narrenzunft Wolfach, 27.

316 Die Sage ist abgedruckt in Schneider-Strittmatter: Die Stabsgemeinde Kinzigtal, 110-112.

317 Zur Geschichte des Rottenburger Ahlands siehe Göggel: Von der "Originalmaske" zum "Ahland"; Göggel: Die Sandsteinmaske am Jägerhaus. - Abbildung in Kutter / Knauss: Schwäbisch-alemannische Fasnacht, 111.

318 Die vermutete Entstehungszeit der Fratze schwankt zwischen Ende des 14. und Mitte des 16. Jahrhunderts. Göggel: Die Sandsteinmaske am Jägerhaus.

319 Fischer: Schwäbisches Wörterbuch I, 124, s.v. Aland.

320 Briefliche Auskunft des Germanisten Prof. Paul Derks, Essen, vom 11.4.2004. - Das mhd. vâlant kann nicht als ‚der zu Fall bringende' gedeutet werden, wie in der lokalhistorischen Literatur Rottenburgs vermutet wird (Göggel: Von der "Originalmaske" zum "Ahland"), denn die Länge des Vokals in fallen ist kurz, in vâlant hingegen lang. Die Grundbedeutung von Valand, Voland ‚Teufel' ist "der Schreckende". Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 4012, s.v. Voland.

321 Alant ‚ausdauernde Kräuter der Korbblütlergattung mit meist gelben, reichblütigen Blütenkörbchen'. dtv-Lexikon I, 95, s.v. Alant. - Der Echte Alant heißt auch Helenenkraut. Meyerscout 2002, s.v. Alant, Heilpflanzen / Tabelle. - Vgl. Lexer: Mhd. Handwörterbuch, s.v. alant.

322 Alantia > Elz (Nebenflüsse des Neckars, der Mosel, des Rheins); Aluntà, Aluo(n)ta, Alantele, Flüsse in Litauen; Alantas, zwei Flüsse im baltischen Gebiet; Aland, mehrfach als Flussname im Elbe-Gebiet bei Wittenberge. Krahe: Sprache und Vorzeit, 49.

323 dtv-Lexikon I, 95, s.v. Aland, Kurt; Das Telefonbuch, s.v. Aland, Ahland.

324 Krahe: Sprache und Vorzeit, 49.

325 Köbler: Idg. Wörterbuch, s.v. *al- (6).

326 Köbler: Idg. Wörterbuch, s.v. *al- (2); Wasserzieher: Woher?, 110. - Auf den gleichen Wortstamm dürfte die Alantdistel, eine Kratzdistel in Gebirgsgegenden, zurückgehen. dtv-Lexikon I, 95, s.v. Alantdistel.

327 Frühneuhochdeutsches Wörterbuch I, 742, s.v. alant (3).

328 Die Zucht des dem Aland verwandten Karpfen erreichte ihre größte Verbreitung im 15. und 16. Jahrhundert in den Fischteichen der Klöster, da der Karpfen eine beliebte Fastenspeise war. Meyerscout 2002, s.v. Karpfen. - Beispiele dafür, dass es durchaus eine Verbindung von Fischen oder Essensbräuchen zu Narren geben kann, sind die Narro-Altfischer-Zunft 1386 in Laufenburg, die sich in ihrem Brauchtum bewusst auf den im Mittelalter gepflegten Fischfang bezieht, sowie die Elzacher Narrenfigur Schuddig, deren Name auf die Abhaltung des Schauertages, alem. Schurdig, einer Ratszehrung am Aschermittwoch, zurückgeht.

329 Fischer: Schwäbisches Wörterbuch I, 124, s.v. Alant.

330 Frühneuhochdeutsches Wörterbuch I, 742, s.v. alant (3).

331 Mezger: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, 11.

332 Mezger: Überlinger Fastnacht, 28.

333 Abbildung des Fragments und der Rekonstruktion in Mezger: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, 12.

334 Auch die von D.-R. Moser als Musterbeispiel seiner Fasnettheorien in Barth: Der Teufel ist los, angeführte Höllenzunft aus Kirchzarten entstand erst 1936.

335 Die Landsknechte "mit pfeifen und mit trummen" gibt es seit der Neugestaltung des Heerwesens und Einführung eines stehenden Heeres unter Kaiser Maximilian I. (1459-1519). Ihr Name bezeichnet Krieger, die aus den eigenen kaiserlichen Landen geworben wurden. Grimm: Deutsches Wörterbuch XII, 137f., s.v. Landsknecht.

336 Eine Beschreibung des Festspieles von 1905 sowie eine Fotografie des am Festzug teilnehmenden Galawagens des Markgrafen von Baden findet sich in Führer durch Wolfach und Umgebung, 6f.: "Auf dem Markt ist die Burg Hohengeroldseck erbaut; dort sammeln sich die getreuen Mannen des Grafen in Landsknechtstracht und ziehen aus, um die auf dem Steingrün [bei der evangelischen Kirche] stehende Raubburg zu stürmen mit Kanonen, die Knackwürste schleudern, um den gefangenen Grafen zu befreien, während das edle Ritterfräulein in den schönsten Gewändern der Renaissancezeit sich in der Burg auf dem Marktplatz von einem Minnesänger in Rococokostüm trösten läßt".

337 Abbildung in Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 30.

338 Zum "Wolfacher Durst" siehe Abschnitt 4.1.2 Der Wolfacher Durscht.

339 Schrader: Wolfacher Fasnetlieder, 187f.

340 Eine vergleichbare Narrenfigur ist das Brieler Rössle in Rottweil.

341 Wolfacher Fastnachtsspiele einst und heute, 22.

342 Abbildung der Straub'schen Zeichnung auf der Titelseite des Wolfacher Narrenblättles 33 (2003).

343 Zur Geschichte des Fasnetusrufe siehe Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 53f.

344 Disch: Chronik Wolfach, 445.

345 Die Verkündstellen des Fasnetusrufens entsprechen den Stationen des Wohlaufs, siehe Abschnitt 2.2.1 Wohlauf.

346 Sartory war Wirt der Gastwirtschaft "Schützenstüble" in der Vorstadtstraße 39. - Der Text ist im Anhang zu diesem Abschnitt zu finden.

347 Der Name geht zurück auf Franz' Vater Peter Hacker, der ebenfalls Schneidermeister war. Die Schneiderwerkstatt befand sich in der Vorstadtstraße 98.

348 Bericht im Schwabo vom 20.1.1992.

349 Abbildung in Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 53.

350 Zur Geschichte der Herren von Wolva siehe Harter: Adel und Burgen, 54-96.

351 Harter: Adel und Burgen, 59 Fußnote 55, 60 (Stammtafel Nr. 11). - Im Jahre 1329 wird ein Cunradus de Wolva als rector ecclesie parrochialis de Offenburg erwähnt; es ist jedoch nicht sicher, ob er zum Adelsgeschlecht der Herren von Wolva gehörte und vielleicht mit dem 1265 erwähnten C. von Wolva identisch ist. Krieger: Topographisches Wörterbuch II, 1496f.

352 Gräfin Udilhilt war über Jahrhunderte hinweg bei den Wolfachern sehr beliebt. Sie soll der Sage nach aus Dankbarkeit für einen Bittgang der Wolfacher Kinder nach der Kapelle der Burg Wolva das Schulgeld für die Knaben ermäßigt und ihnen zudem das Fischwasserrecht in Wolf und Kinzig überlassen haben. Disch: Chronik Wolfach, 332.

353 Wolfacher Narrenblättle 26 (1996), 27 (1997), 29 (1999), 32 (2002).

354 Zur Geschichte der Gippicher siehe Disch: Chronik Wolfach, 582-585; Fautz: Die Ritter und Edelknechte von Gippichen. - Der Abrahamshof wurde 1964 auf Initiative des Kaplans Karl Balkenhol aus Essen-Kupferdreh zum Jugendheim "Thomas Morus" ausgebaut. Stiefenhofer: Mit eisernem Willen Wunder vollbracht.

355 Bericht im Schwabo vom 5.3.2003.

356 Gassesteg ‚Gassensteg': Fußgängerbrücke über die Kinzig, verbindet Stadt und Vorstadt.

357 Galgebühl ‚Galgenhügel': der Galgenbühl befindet sich oberhalb des Galgengrüns an der Kinzig zwischen Wolfach und Kirnbach, wo das Hochgericht, die Hinrichtungsstätte der Landschaft Wolfach, lag. Disch: Chronik Wolfach, 373. - Mhd. bühel ‚Hügel'. Lexer: Mhd. Handwörterbuch, s.v. bühel.

358 Funkegass: Funkenbadstraße. - Zur Herkunft des Namens siehe Schrempp: Wolfach - Fremdenverkehrsort mit Tradition, 179f.

359 Fröschlache ‚Froschtümpel': Josefgasse in der Vorstadt.

360 Mannen- und Weibergraben: die ehemaligen Wassergräben der Stadtbefestigung in der Berg- und Grabenstraße. - Der Weibergraben soll leichter zu verteidigen gewesen sein als der Männergraben, weshalb er dem schwächeren Geschlecht überlassen wurde. Disch: Chronik Wolfach, 189. - Die Grabenstraße heißt im Volksmund auch Schnattergass.

361 Krutmärkt ‚Krautmarkt': Marktplatz vor dem Rathaus.

362 Krottegrabe ‚Krötengraben': Graben parallel zur Vorstadtstraße auf der Bergseite zwischen Luisen- und Funkenbadstraße. - Eine Anekdote über den Krottegrabe ist im Wolfacher Narrenblättle 18 (1988) abgedruckt.

363 Kritzgass ‚Kreuzgasse': Gasse neben der Gastwirtschaft "Zum Kreuz".

364 Schützeneck: an der Vorstadtstraße Ecke Kirchstraße, wo sich vor 1894 die Gastwirtschaft "Zum Schützen" befand.

365 Schirleberg: Bergrücken östlich von Vorlangenbach. - Das Wort Schirle könnte eine Zusammensetzung sein aus mhd. schîr ‚lauter, rein' und mhd. lôch, lô ‚Gebüsch, Wald, Gehölz'; der Schirleberg wäre also demnach ein Berg, der nur mit Wald bewachsen ist. Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 129, s.v. lôch, 184, s.v. schîr.

366 Schinderhütte: das alte Schlachthaus in der Straße Am Mühlengrün. - Mhd. schinder ‚Schlächter, Abdecker'. Lexer: Mhd. Handwörterbuch, s.v. schinder.

367 Hintersasse: nicht verbürgerter Einwohner. Disch: Chronik Wolfach, 46. - Mhd. hindersæze, -sëzze ‚der hinter jemand, in dessen Schutze angesessen ist; der bei einem anderen als Mietsmann wohnt'. Lexer: Mhd. Handwörterbuch, s.v. hinder-sæze.

368 Pfriemenstümpler: Kleinbauern, die keinen Wald besitzen, sondern nur Weideflächen mit Ginster, die sie zu Pfriemenstumpen ‚Ginsterbesen' zusammenbinden. Brednich / Simon: Mitteleuropa, Baden. Wolfacher Fasnet, 12 Fußnote 1. - Mhd. phrieme ‚Pfriemenkraut, Ginster'. Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 160, s.v. phrieme. - In Tennenbronn (bei Schramberg) gibt es seit 1972 die Narrengilde Pfrieme-Stumpe e.V., Netzseite www.pfrieme-stumpe.de.

369 Zum Wort Hemdglunker siehe Anmerkung 282.

370 Stallfunzel ‚Stalllaterne'.

371 Narresome ‚Narrensamen': der närrische Nachwuchs.

372 Das alem. Wort pfetzen geht zurück auf mhd. phetzen ‚zupfen, zwicken, kitzeln', aus mittellat. petium ‚Stück, Fetzen'. Lexer: Mhd. Handwörterbuch, s.v. phetzen.

373 Zur Geschichte des Kaffeetantenbrauchs siehe Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 49f.

374 Zitiert nach Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 49.

375 Zitiert nach Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 50.

376 Die Verlegung war nicht 1962, wie in Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 50, zu lesen ist, siehe Narrenfahrplan in ANK 12 (1961-02-10).

377 Zur Wetterentwicklung an der Fasnet 1990 siehe Schmalz: Als der Sturm "Vivian" die Narren durchwirbelte.

378 Berichte im Schwabo vom 10./23.10.2000.

379 Bericht im Schwabo vom 31.1.2002.

380 Der Text des Liedes findet sich im Abschnitt 4.2.8 Das Kaffeetantenlied.

381 Das Gedicht findet sich im Abschnitt 4.4.5 D'Kaffeedande komme! - Es ist auch abgedruckt im Wolfacher Narrenblättle 32 (2002).

382 Das Wort letz ‚auf links, verkehrt herum' geht zurück auf mhd. letze, lez < ahd. lezzi ‚verkehrt, unrichtig, unrecht, schlecht'. Köbler: Ahd. Wörterbuch, s.v. lezzi*. - Als Kittel wird im Alem. fast jede Mantel- oder Jackenart bezeichnet.

383 In Wolfach befand sich in der Nähe des Gassensteges eine Reifschneiderwerkstatt; der Platz davor, auf dem heute der Narrenbrunnen steht, heißt im Volksmund Reifschniiderplatz.

384 Der originale Hut von Sancho Pansa befindet sich im Heimatmuseum.

385 König: Eine Gehmeditation auf dem Weg zur Erleuchtung?

386 Die Rede hat keinen genau festgelegten Wortlaut, sondern wird vom Nasenzuganführer improvisiert.

387 Fasnetsprüche verzeichnet in Krausbeck: Wolfacher Fasnet, 22f.

388 Zur Geschichte des Nasenzugs siehe Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 51f.

389 Zitiert nach Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 51.

390 Zur Geschichte des Rießners siehe Disch: Chronik Wolfach, 189; Schrempp: Beständig war nur die Veränderung, 23-25. - Das Wort Rießner geht zurück auf mhd. rise ‚Wasser-, Stein- oder Holzrinne an einem Berge'. Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 169, s.v. rise.

391 Zum Fasnetverbrennen siehe Schrader: Aschermittwochsbrauchtum, 634f.

392 Bericht im Schwabo vom 20.2.1985.

393 Die Saugass verläuft parallel zur Graben- und Schlossstraße von der Kirchstraße zum Schloss.

394 Berichte über Schmider als Nasenzuganführer im Schwabo vom 1. und 4.3.2000. - Am spontanen Nasenzug bei der ausgefallenen Fasnet 1991 nahm er nicht teil.

395 Die erste und die letzte Zeile des Liedes sind in Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 52, falsch abgedruckt.

396 Schmider sang 1998 nach 25 Jahren letztmals den Wohlauf und verzichtete darum ab 1999 auch auf das Nasenzüglerlied.

397 Bericht über den Zunftabend im Schwabo vom 15.2.2001. - Zum Nasenzuganführer gewählt wurde Schuler im Oktober 2000 bei der Sitzung des Großen Narrenrates. Bericht im Schwabo vom 19.10.2000.

398 Ein närrisches Drehbuch für die Fallerfolge, das diese Diskussion aufgreift, erschien im Wolfacher Narrenblättle 33 (2003).

399 Zum geschichtlichen Hintergrund des Aschermittwochs und zur Verbreitung der Geldbeutelwäsche im Fasnetbrauchtum siehe Schrader: Aschermittwochsbrauchtum, 627f., 637-642.

400 Hansjakob: Theodor der Seifensieder, 193f. - Zum Fasnetbegraben siehe Abschnitt 1.3.1 Die Entwicklung der Fasnetbräuche.

401 Vor 75 Jahren wurde die Geldbeutelwäsche "wiedergeboren"; Sandfuchs, A.: Vor fünfzig Jahren Wiedergründung der Geldbeutelwäsche. - In Krausbeck: Wolfacher Fasnet, 4, wird als Entstehungsjahr der Geldbeutelwäsche fälschlicherweise 1927 genannt.

402 Steinhauser: 20 Jahre "Narrevadder zue Wolva".

403 Berichte im Schwabo vom 4., 8., 9. und 27.8.1983.

404 Berichte im Schwabo vom 10.9. und 5.10.2004.

405 Moser, D.-R.: Fastnacht, Fasching, Karneval, 29-48.

406 Schrader: Aschermittwochsbrauchtum, 641f.

407 Moser, D.-R.: Fastnacht, Fasching, Karneval, 336.

408 Fotografien im Fotoarchiv Frank Schrader; eine Fotografie von 1930 ist abgebildet im Wolfacher Narrenblättle 34 (2004).

409 Zur Geschichte des Fasnetusrufe siehe Abschnitt 2.2.2 Landsknechte des Grafen Konrad von Wolva.

410 Huber war von 1942 bis 1972 katholischer Stadtpfarrer in Wolfach. Stüble / Schmider: Die katholische Pfarrgemeinde, 136.

411 Mitteilung des langjährigen Narrenpolizisten Willy Schrader (1934-1997).

412 Beim Narrentreffen in Halbmeil 2004 wurde der große Festumzug von einem Narrenpolizisten mit dem alten Wolfacher Kopf angeführt.

413 Bericht im OT vom 18.2.1977.

414 Disch: Chronik Wolfach, 542.

415 Der Name Brotwurschtmusik ‚Bratwurstmusik' spielt darauf an, dass diese Musik meist bei Festen erklingt, bei denen es Bratwürste zu essen gibt.

416 175 Jahre Stadtkapelle Wolfach, 11.

417 Disch: Chronik Wolfach, 542.

418 Abbildung in: Wolfach. So war es früher, 77.

419 Gudrun Schmider ist die Frau des ehemaligen Wohlaufsängers Walter Schmider.

420 Stüble war von 1972 bis 1997 katholischer Stadtpfarrer in Wolfach.

421 Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 61.

422 Ein Fotografie der Jugendkapelle bei der Elfemess 1928 ist abgebildet in 100 Jahre Jugendkapelle Wolfach, [23].

423 Nachdem die Jugendkapelle lange Zeit nicht mehr als eigenständige Kapelle an der Fasnet aufgetreten war, bauten der Musikdirektor Joachim Riester und Jugendleiter Berthold Lehmann ab dem Jahr 2000 wieder eine spielfähige zweite Abteilung der Narrenkapelle auf, die die Umzüge begleitet. Bericht im Schwabo vom 13.1.2000.

424 30 Jahre Musloch-Singers 1974-2004. In: Wolfacher Narrenblättle 34 (2004).

425 Die Wolfacher Biermösels. In: Wolfacher Narrenblättle 34 (2004).

426 Zu den Gruppierungen der Stadtkapelle siehe www.stadtkapelle-wolfach.de.

427 Die ersten Narrenratskittel zu Beginn der 1960er-Jahre waren gelb.

428 Zitiert nach Aus dem Ordensbuch der Freien Narrenzunft Wolfach.

429 Schmider: Neugeburt der Fasnet.

430 Der 11.11. zählte früher in Wolfach nicht zum närrischen Brauchtum. Von 1932 bis 1953 traf sich der Große Narrenrat zur Martinisitzung zur Abrechnung der vergangenen und Planung der kommenden Fasnet, seit 1954 sind alle Narren dazu eingeladen, doch wird diese Versammlung in keinem Narrenfahrplan angekündigt. Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 40.

431 Das alem. Wort Guller ‚Hahn' geht auf idg. *ghel- ‚rufen, schreien' zurück. Grimm: Deutsches Wörterbuch IX, 1070f, s.v. Gule. - In Südbaden und auf der Baar heißt der Hahn Gul oder Gule, am Kaiserstuhl und im Markgräflerland Guler. Baum: Alem. Taschenwörterbuch, 99, s.v. Gul, Gule, Guler.

432 25 Jahre Gullerreiter.

433 Krausbeck: Fasnächtliche Jubiläums-Erinnerungen.

434 Krausbecks Werkstatt in der Vorstadtstraße 80 fiel 1987 der Vorstadtsanierung zum Opfer. Den am Haus angebrachten, aus einzelnen schmiedeeisernen Buchstaben bestehenden Schriftzug "Schlosserei Krausbeck" montierte zuvor die Narrenzunft ab, um ihn nach einer Umgestaltung in "Narrenkammer" am seit Jahren geplanten Neubau der Narrenkammer weiterzuverwenden.

435 Brühl ‚Sumpfland'. Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 786, s.v. Brühl. - Eine Sage über die Entstehung des Namens Brühl ist in Disch: Chronik Wolfach, 473, wiedergegeben. - Das Wort Grün geht zurück auf mhd. grien ‚sandiges Ufer, sandiger Platz'. Lexer: Mhd. Handwörterbuch, s.v. grien. - Eine Karte mit den Grüns an der Kinzig bei Wolfach ist abgebildet in Bulletin. Geschichte und Geschichten 4 (2001), 8.

436 Narrenvater war damals Erich Steinhauser sen.

437 Mezger: Narrenidee und Fastnachtsbrauch, 272.

438 Zum Narrenkäpple siehe Abschnitt 2.2.9 Kleiner Narrenrat.

439 Schrempp: Straßenfasnet verboten.

440 Krausbeck: Riesendame von der Bühne geholt.

441 Abbildungen im Wolfacher Narrenblättle 15 (1985) und in Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 61.

442 Fotografie im Fotoarchiv Frank Schrader. - Zum Heiratsmarkt siehe Schrader: Wolfacher Fasnetlieder, 193f.

443 Klei-Chores ‚Kinderschar'; Märkt ‚Markt'.

444 Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 773, s.v. Brezel.

445 Disch: Chronik Wolfach, 65.

446 Disch: Chronik Wolfach, 65.

447 Disch: Chronik Wolfach, 568.

448 Schrader: Aschermittwochsbrauchtum, 630.

449 Zur Geschichte der Brezelverteilung an die Kinder siehe Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 56.

450 Schrempp: Straßenfasnet verboten.

451 Mitteilung von J. Krausbeck in einem Gespräch am 28.12.1995.

452 Der Schillingerbeck Andreas Schillinger hatte seine Bäckerei in der Vorstadtstraße 19, der Jehlebeck Wilhelm Jehle in der Hauptstraße 26.

453 Schrader: Aschermittwochsbrauchtum, 635.

454 Bericht im Schwabo vom 14.11.2001. - Als Reaktion auf diese Diskussion verteilte Oberle, als Obdiger-Meister Keller verkleidet, bei der Elfemess am Fasnetzieschdig Miniaturbrezeln an die Zuschauer. Im Wolfacher Narrenblättle 32 (2002) erschien dazu ein verulkender Beitrag. Beim Helferfest der Narrenzunft im Juni 2002 verhandelte ein Narrengericht den Fall und degradierte dabei Oberle wegen "Missachtung des historischen Brauchtums" zum Däfelebue. Bericht im Schwabo vom 18.6.2002.

455 Mhd. butze ‚klopfender Kobolt, Poltergeist, Schreckgestalt'. Lexer: Mhd. Handwörterbuch, s.v. butze.

456 Haas zog später, in die einheimische Fürstenberger Tracht gekleidet, als Ansichtkartenverkäufer mit einem kleinen Leiterwagen kreuz und quer durchs Deutsche Reich. - Steinhauser: 20 Jahre "Narrevadder zue Wolva".

457 Vermutlich orientierte sich Haas bei der Gestaltung dieser Figur an der Villinger Narrengestalt Wuescht, siehe Kutter / Knauss: Schwäbisch-alemannische Fasnacht, 118.

458 In den 1960er- und 1970er-Jahren wohnten bis zu 500 Portugiesen in Wolfach, die in der heimischen Industrie einen Arbeitsplatz fanden. Der Clube Português wurde von José Amado gegründet, der auch maßgeblich die Fasnetaktivitäten des Vereines voran trieb. Bericht über ihn im OT vom 26.6.1993.

459 In manchen Jahren gab es aus verschiedenen Gründen nur zwei oder drei Zunftballlokale, so 1983, 1984, 1988-1990 und 1997.

460 Das alem. Wort Beiz ‚Wirtschaft, Kneipe' stammt aus dem Jiddischen und geht zurück auf hebräisch bajis ‚Haus'. Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 629, s.v. Beiz.

461 Zur katholischen Jugendarbeit im 3. Reich siehe Stüble / Schmider: Die katholische Pfarrgemeinde, 51. - Ein Dienststellenverzeichnis der NSDAP und ihrer Gliederungen findet sich im Einwohnerbuch Landkreis Wolfach 1939, 7-10.

462 König: Bonzenschwarm.

463 ‚Gell, du hast mich doch am liebsten von allen?'

464 Zum Brühl, einem Grün an der Kinzig, siehe Anmerkung 439.

465 Disch: Chronik Wolfach, 448. - Zur Geschichte von St. Jakob siehe Stüble / Schmider: Die katholische Pfarrgemeinde, 258-325.

466 Das Wort Scheubel geht zurück auf scheibeln ‚drehen, wenden' (Grimm: Deutsches Wörterbuch XIV, 2389, s.v. Scheibel) und spielt damit an auf die zu einem Reif gedrehte Floßweide, mit der die Holzstämme eines Floßes zusammengebunden werden und die durch Drehen eines gekochten Haselnusssteckens entsteht. Das Wort Weide geht zurück auf idg. *uei-, ueie ‚biegen, winden, drehen' (Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 4104, s.v. Weide), bezeichnet also die gleiche Eigenschaft des Gegenstandes wie Scheubel.

467 Schneider-Strittmatter: Die Stabsgemeinde Kinzigtal, 112f.

468 Hund: Das Ungeheuer vom Langenbach.

469 Zur Geschichte der Guggemusik Erlibach siehe www.gugge-erlibach.ch.

470 Bericht im MBW vom 14.2.1997.

471 Haller: Fasnachtsbräuche und -termine, Anmerkung 4.

472 Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 78, s.v. gugen.

473 Haller: Fasnachtsbräuche und -termine, Anmerkung 4. - Hallers Annahme dürfte auf einer entsprechenden Vermutung in Baum: Alem. Taschenwörterbuch. 97, s.v. Guck, basieren.

474 Baum: Alem. Taschenwörterbuch. 97, s.v. Guckel, Guckele, Gückele. - Zur Bedeutung des Wortes Gugel siehe Anmerkung 47.

475 Bericht im ANK 22 (1971-02-19).

476 Zur Geschichte des Narrenbrunnens siehe Schrempp: Ein eine kleine Chronik.

477 Zitiert nach Wolfacher Narrenblättle 20 (1990).

478 Der Text der Narrogeistbeschwörung von Albert Wöhrle vom 11.11.1969 ist abgedruckt im Wolfacher Narrenblättle 26 (1996).

479 Zum Verlauf des ersten Dammfestes siehe Schrempp: Ein eine kleine Chronik, 5-7.

480 Heizmanns Großvater stammte von der Waldwebe in St. Roman und zog nach Wolfach in das Haus Inselweg 13, deshalb hießen er und seine Familie in ihrer neuen Heimat die Waldweber. Krausbeck: Brunnensepple; Schrempp: Eine kleine Chronik, 8

481 Zum Verlauf des Fasnetzieschdig 1990 siehe auch Abschnitt 2.2.3 Kaffeetanten.

482 Abbildung des Wagens im Schwabo vom 15.2.1994.

483 Bericht im Schwabo vom 18.2.1995.

484 Bericht im Schwabo vom 20.5.1999.

485 Berichte im Schwabo vom 2./22.7.1999.

486 Berichte im Schwabo vom 23./24.7.1999.

487 Bericht im Schwabo vom 10.12.1999.

488 Berichte im Schwabo vom 18.5./6.6.2000.

489 Berichte im Schwabo vom 19./24.10.2000.

490 Bericht im Schwabo vom 13.11.2000.

491 Zur Geschichte der Benz-Feuerwehr-Kraftfahrspritze siehe Oldtimertreffen 1998, 7-21.

492 Schmidt: Die Schneckenmaskierung, 155. - Abbildung der Steinfratze in Schrader: Neues über die Baugeschichte der Stadt Wolfach, 271.

493 Zur Zerstörung des aus dem 12. Jahrhundert stammenden Torgewölbes in der Durchfahrt des Stadttores im Jahre 1971 siehe Schrader: Neues über die Baugeschichte der Stadt Wolfach, 269-272. - Zum Bettelmaale und dessen Entstehung siehe Abschnitt 4.1.4 Die Fasnetlieder von Josef Krausbeck.

494 Krausbeck: Funde und Entdeckungen aus Wolfachs Geschichte; Krausbeck: Das Bettelmännle am Wolfacher Stadttor.

495 Krausbeck: Wolfachs ältester Kopf fand in Wien Beachtung. - Die Vermutung wurde ungeprüft übernommen in Schrader: Neues über die Baugeschichte der Stadt Wolfach, 271f.

496 Straub: Erzählende Steine an Türen und Toren von Wolfach, 164, Abbildung 7.

497 Tschira: Stadt und Schloß Wolfach, 336, Abbildung 16.

498 Müller: "Sie stammen von den alten Germanen ab...", 38.

499 Zum Rottenburger Ahland siehe Abschnitt 2.2.1 Wohlauf, Exkurs: Entechrist und Teufel in der schwäbisch-alemannischen Fasnet.

500 Bader: Schurtag - Schuddig, 111; Weber: Die Elzacher Fasnet und ihre Narrengestalten.

501 Müller: "Sie stammen von den alten Germanen ab ...", 42f.

502 Müller: "Sie stammen von den alten Germanen ab ...", 46.

503 Müller: "Sie stammen von den alten Germanen ab ...", 49.

504 Krausbeck: Aus der Geschichte der Wolfacher Fasnet (1956), 62. - Zur Geschichte der Narrenkammer siehe Schrader: Bauliche Entwicklungen in Wolfach, 668-670.

505 Zum "Hirsch" siehe Anmerkung 9.

506 Bericht im Schwabo vom 9.5.1986. - Zum Neubau des Feuerwehrgerätehauses siehe Das neue Feuerwehr-Gerätehaus Wolfach.

507 Bericht im MBW vom 31.12.1992.

508 Bericht im Schwabo vom 24.9.2004.

509 Berichte im Bürger-Info vom 2.9.2004, OT vom 4.9.2004, Schwabo vom 14.10.2004.

510 Krausbeck: Närrisches Gedenken.

511 Hermann: Wenn das närrische Wolfach die Fahne hißt; König: Erster Schnurrant 1600 schriftlich nachgewiesen

512 Bächle betreut das Wolfacher Heimatmuseum und ist ein passionierter Hobbymaler, der bevorzugt impressionistische Landschaftsbilder malt. Sein Spitzname geht auf seine Vorliebe für den Heidedichter Hermann Löns zurück. Bericht im OT vom 14.10.1998.

513 1960 diente eine Fotografie der Straubschen Wohlauf-Fahne als Titelbild des von der Narrenzunft herausgegebenen Faltblattes mit den Wolfacher Fasnetliedern, siehe Wolfacher Fasnets-Lieder (1960).

514 Bericht über die Ausstellung im Schwabo vom 9.2.1998.

515 Zur Geschichte der Narrenorden siehe Sandfuchs, A.: Orden für Witz und Narrentreue; Schmider: Erste Narrenorden vor 71 Jahren verliehen. Das "Wördle vornenus" sowie ein Bild des Titelblattes sind abgedruckt in: Aus dem Ordensbuch der Freien Narrenzunft Wolfach.

516 Disch: Chronik Wolfach, 444.

517 Die Melodie des Michelesmarsches ist abgedruckt in Disch: Chronik Wolfach, 440. Melodie und Text finden sich auch im DVA, nach der Tonaufnahme Nr. A 209449 des DVA vom 16.10.1968 transkribiert von Lieselotte Wiedling. - Zur Geschichte der Wolfacher Fasnetlieder siehe Schrader: Wolfacher Fasnetlieder. - Die Freie Narrenzunft gab die Texte der Lieder 1955 und 1960 in einem Faltblatt heraus, zudem 1973 im so genannten "Grünen Büchle" von Josef Krausbeck, siehe Wolfacher Fasnets-Lieder (1955); Wolfacher Fasnets-Lieder (1960); Krausbeck: Wolfacher Fasnet, 12-23.

518 Fischer: Schwäbisches Wörterbuch IV, 1656, s.v. mi(e)chelen, Michel (3); Grimm: Deutsches Wörterbuch XII, 2168f., s.v. Michel. - Eine Verbindung zu michel ‚groß', Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 139, s.v. michel, ist unwahrscheinlich, da das Wort in dieser Bedeutung bereits im 16. Jahrhundert aus der Mode kam. Zudem lassen sich beide Wörter bei Zusammensetzungen eindeutig durch das eingefügte s unterscheiden, das es aus grammatikalischen Gründen nicht bei michel ‚groß' geben kann. - Zu michel ‚groß' vgl. Köbler: Ahd. Wörterbuch, s.v. mihhil, mihhilen, mihhiles, mihhilon; Grimm: Deutsches Wörterbuch, XII, 2169f., s.v. michel.

519 Orledge: Satie the composer, 203, 300, 364 Anmerkung 74.

520 Disch: Chronik Wolfach, 542; Hermann: Michelesmarsch. - Durch die Wolfacher Flößer bestanden schon seit langer Zeit enge wirtschaftliche und verwandtschaftliche Beziehungen zum Elsass, siehe Schlaefli: Über den Werkmeister Georg Wambser aus Wolfach, 413f, 417, 428-430.

521 Disch: Chronik Wolfach, 693.

522 In Mezger: Das große Buch der schwäbisch-alemannischen Fasnet, 112f., wird der 1882 komponierte Rottweiler Narrenmarsch als ältester Fasnetmarsch bezeichnet.

523 Krausbeck: Wohlauf bei 20 Grad minus.

524 Hofmann: "Großer Herr, o starker König". Ergänzungen zu diesem Aufsatz finden sich in Boyd: Bach, Telemann und das Fanfarenthema; Hofmann: Nochmals: Bachs Fanfarenthema.

525 Noten des Fanfarenthemas im Vergleich zum Michelesmarsch sind abgedruckt in Schrader: Wolfacher Fasnetlieder, 182.

526 Hofmann: "Großer Herr, o starker König", 33ff.

527 Briefliche Mitteilung von Josef Weber, Elzach, vom 19.3.2001. - Der Notentext der Fanfare, transkribiert von Roland Kury, Dirigent der Stadtkapelle Elzach, ist abgedruckt in Schrader: Wolfacher Fasnetlieder, 184.

528 Briefliche Mitteilung von Michaela Zwenger, DVA, vom 17.9.2001; Erk / Böhme: Deutscher Liederhort, 525. Eine andere, ebenfalls verwandte Melodie findet sich im DVA Nr. A 191245, "Ich armer, armer Has'", aufgezeichnet am 9.1.1955.

529 Ein Verzeichnis der von Satie benutzten Melodien befindet sich in Orledge: Satie the composer, 200-203.

530 Notenausgabe in Satie: Klavierwerke II, 38f.

531 Satie: Klavierwerke II, 76.

532 Krausbeck, Der Michelesmarsch.

533 Krausbeck, Der Michelesmarsch.

534 Die Textseite ist abgedruckt in Krausbeck: Der Michelesmarsch; sie befindet sich heute in der Fasnetabteilung des Heimatmuseums.

535 Mitteilung von Walter Schmider (Zoll), Wolfach.

536 Die Texte der Fasnetlieder finden sich im Abschnitt 4.2 Liedtexte.

537 Zu Albert Schmider siehe Anmerkung 289.

538 Der Text des Liedes findet sich im Abschnitt 4.4.3 Micheles Marsch! Hanseles Marsch.

539 Zur Geschichte des "Hans blib do!", der auch in Bräunlingen, Donaueschingen, Furtwangen, Geisingen, Hornberg, Hüfingen und Triberg als Narrenmarsch benutzt wird, siehe Heizmann: Furtwangens bekanntestes Lied; Wager: Musik und Tanz in der Fasnacht, 186f.; Donaueschinger / Bräunlinger / Furtwanger / Geisinger / Hornberger / Hüfinger / Triberger Narrenmarsch.

540 Melodie und Text des Liedes befinden sich im DVA, nach der Tonaufnahme des DVA Nr. A 209454 vom 24.2.1968 in Wolfach transkribiert von Lieselotte Wiedling. - Zur Entstehungsgeschichte siehe Krausbeck: Er lebte, aber er lebte nie!; Mitteilungen von Josef Krausbeck vom 14.3.1987.

541 Zu Graf Konrad und seinem Gefolge siehe Abschnitt 2.2.2 Landsknechte des Grafen Konrad von Wolva.

542 Wernet: Waldkircher Narren-Lieder und -Sprüche, 134.

543 Briefliche Mitteilungen des DVA.

544 Schottisch ‚der Polka ähnlicher Rundtanz, ursprünglich nur mit Dudelsackbegleitung'. Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 3266, s.v. Schottisch.

545 Schrader: Neues über die Baugeschichte, 270f.

546 Disch: Chronik Wolfach, 424.

547 Teich < mhd. tîch ‚Deich, Damm'. Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 226, s.v. tîch.

548 Der Steingrün, der früher ein beliebter Veranstaltungsort gewesen war, wurde im Sommer 1959 durch die Anlegung einer neuen Ufermauer zum Schutz gegen Hochwasser zerstört.

549 Schrader: Wolfacher Fasnetlieder, 193f.

550 Belli: Tanzschlager zur Wolfacher Fasnet 1951.

551 Der Notentext, transkribiert von Bernd Asmus nach einer von Josef Krausbeck gesungenen Tonaufnahme vom 28.12.1995, ist abgedruckt in Schrader: Wolfacher Fasnetlieder, 185.

552 Krausbeck: Fasnet-Erinnerungen Moser.

553 Böhme: Volkstümliche Lieder der Deutschen, 525.

554 Böhme: Volkstümliche Lieder der Deutschen, 532-534.

555 Texte in Krausbeck: Fasnet-Erinnerungen Moser.

556 Briefliche Mitteilung des DVA vom 23.3.1987.

557 Briefliche Mitteilung von Dr. Eckhard John, DVA, vom 15.10.2002. - Notentext abgedruckt in Schrader: Wolfacher Fasnetlieder, 186.

558 Alem. Jippe, Jüppe, Juppe < mhd. juppe, joppe ‚Jacke, Wams'. Baum: Alem. Taschenwörterbuch, 124, s.v. Juppe; Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 102, s.v. Jope.

559 Briefliche Mitteilung von Dr. Eckhard John, DVA, vom 15.10.2002.

560 Kopie im DVA, Nr. A 118204, Baden.

561 Alem. Lire ‚Singsang, Lieder'. Baum: Alem. Taschenwörterbuch, 143, s.v. Liri. - Das Wort dürfte in Anlehnung an leiern ‚die Drehorgel drehen, eintönig sprechen' bzw. Leier ‚Drehleier, primitives Saiteninstrument' (< gr. lyra) entstanden sein. Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 2332f, s.v. Leier, leiern.

562 Ursprüngliche Fassung: Im Name des Herrn Entechrischd.

563 Alem. vertrielen ‚beim Essen beschmutzen'. Baum: Alem. Taschenwörterbuch, 225, s.v. vertriele. - Das Wort dürfte auf mhd. triel ‚Lippe, Mund, Maul, Rachen' zurückgehen. Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 231, s.v. triel.

564 Die 1889 geschlossene Gastwirtschaft "Zur Sonne" in der Hauptstraße 24 war ursprünglich Eigentum der Grafen von Fürstenberg und gilt als ältestes Wirtshaus in Wolfach. Zu deren Geschichte siehe Disch: Chronik Wolfach, 107f.

565 Nhd. einen Sparren im Knopf haben ‚verrückt sein', zu Sparren ‚schräger Dachbalken'. Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 3441, s.v. Sparren.

566 Alem. verschmutzt ‚küssen' < mhd. smuz ‚Kuss'. Baum: Alem. Taschenwörterbuch, 223, s.v. verschmutzen; Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 200, s.v. smuz. - Die Zeile spielt darauf an, dass die Wolf bei Wolfach in die Kinzig mündet.

567 In dem "Stuckhaus auf dem Kepfle", einer Holzhütte oberhalb der Wolfsmündung, wurde früher das städtische Stuck ‚Geschütz' aufbewahrt. Disch: Chronik Wolfach, 229.

568 Hervorspringende Felsspitze am Reutherberg oberhalb des Schlosses.

569 Zum Rießner siehe Anmerkung 391.

570 Bergspitze östlich der Stadt.

571 Alem. Klanet ‚Klarinette'. Baum: Alem. Taschenwörterbuch, 129, s.v. Klanett.

572 Alem. gschdärk ‚steif'. Baum: Alem. Taschenwörterbuch, 96, s.v. gsterk. Das Wort dürfte mit dem mhd. sterken ‚mit Stärkemehl steif machen' < idg. *ster- ‚steif' zusammenhängen. Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 210, s.v. sterken; Köbler: Idg. Wörterbuch, s.v. *ster- (1).

573 Alem. nitreit ‚hineingetragen', zu mhd. treide ‚was getragen wird', vgl. Getreide ‚Bodenertrag'. Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 230, s.v. tregede.

574 Alem. buschber ‚munter, gesund, hellwach'. Baum: Alem. Taschenwörterbuch, 43, s.v. buschber. - Das Wort buschber dürfte eine -bar-Ableitung des idg. bheudh- ‚wach sein, wecken' sein. Köbler: Idg. Wörterbuch, s.v. bheudh-.

575 Alem. Knepfle ‚Nudeln, Spätzle'. Baum: Alem. Taschenwörterbuch, 131, s.v. Chnöpfli (1). - Nach Disch: Chronik Wolfach, 441, lautete die dritte Zeile ursprünglich "D'Nudle sin verfahre".

576 Alem. vefahre < mhd. ver-varn ‚verschwinden'. Lexer: Mhd. Taschenwörterbuch, 284, s.v. ver-varn.

577 Das Wort Last in Bierelascht ist ein altes, heute nicht mehr gebräuchliches Flüssigkeitsmaß. Grimm: Deutsches Wörterbuch XII, 250, s.v. Last; Lexer: Mhd. Handwörterbuch, s.v. last.

578 Alem. bettlig < fnhd. bettelisch ‚armselig, wie Bettler'. Fnhd. Wörterbuch I, 2164, s.v. betteln. - Vgl. Bettelbrot ‚erbetteltes Brot', Bettelsuppe ‚figürlich: wenig nahrhaftes Essen'. Wahrig: Deutsches Wörterbuch, 681f, s.v. Bettelbrot, Bettelsuppe.

579 Zur Rungunkel siehe Abschnitt 2.1.8 Alde Rungunkeln und Müller.

580 Zu Blattners Lebenslauf und seinen Gedichten siehe Blattner / Haas: Därfsch's nu sage. Die Fasnetgedichte finden sich auf den Seiten 34 bis 37.

581 Alem. Bühnedür ‚Speichertüre'.

582 Alem. anneweg ‚trotzdem'.

583 Bericht im ANK 11 (1960-01-01).

584 Liste der Narrenväter von 1881 bis 1995 nach Schrempp: Eine Reise in die närrische Vergangenheit, 42.

585 Bericht im ANK 18 (1967-02-03).

586 Straubs Spitzname lautete "Scherbenschorsch", weil er sich sehr für die Geschichte seiner Heimatstadt interessierte.

587 Zur Wahl Straubs zum Narrenvater siehe Schmider: Narrogeist vor 50 Jahren wiedergeboren. - Sein Vater war Johann Georg Straub, der von 1891-1894 amtierte.

588 In der Narrenversammlung am 7.1.1950 wurde Haas auf Vorschlag von Georg Straub wieder zum Narrenvater gewählt. Nach seinem Rücktritt ernannte ihn die Narrenzunft am 7.1.1959 zum ersten und bis heute einzigen Präsidenten der Narrenzunft auf Lebenszeit. Bis 1959 war es üblich, dass der Narrenvater von der Narrenkapelle an seinem Haus abgeholt und zu den Narrenversammlungen begleitet wurde.

589 An der Fasnet 1958 war Steinhauser stellvertretender Narrenvater. Nach dem Rücktritt von Narrenvater Haas leiteten bis zum Aschermittwoch 1959 Erich Steinhauser, Engelbert Belli und Fritz Baur die Zunft in einem Triumvirat. Bericht im ANK 11 (1960-01-01). Zum neuen Narrenvater gewählt wurde Steinhauser am 11.11.1959. - Von 1975 bis 1987 war Steinhauser Präsidialmitglied der VSAN als Vertreter der Landschaft Schwarzwald, seit 1987 Ehrenpräsidialmitglied auf Lebenszeit. - Zur Amtszeit Steinhausers als Narrenvater siehe Steinhauser: 20 Jahre "Narrevadder zue Wolva".

590 An der Fasnet 1980 leitete Wöhrle die Zunft zunächst kommissarisch, gewählt wurde er am 23.10.1980.

591 Beim Dörlebeck ‚Bäcker am Tor' in der Vorstadtstraße 33 befand sich bis zum Stadtbrand 1762 das untere Vorstadttörle. Disch: Chronik Wolfach, 190. - Die Dörlebecks lassen sich bis 1606 namentlich zurückverfolgen. Das Dörlebeck-Haus fiel 1995 der Vorstadtsanierung zum Opfer. Auf dem Grundstück wurde 1997 eine Grünanlage angelegt, das auf Vorschlag von Gemeinderat Franz Armbruster nach Bürgermeister Gottfried Moser benannte Mosermättle. Die offizielle Taufe des Platzes durch Narrenvater Heiner Oberle im Beisein des Namengebers mit viel Freibier und einem eigenen Straßenschild fand nach der Elfemess am Schmutzige Dunnschdig 1998 statt. Bericht im Schwabo vom 20.2.1998.

592 Armbruster trat nach zweijähriger Amtszeit aus beruflichen Gründen am 14.4.2004 überraschend zurück. Bericht im Schwabo vom 20.4.2004. - Bis zur Wahl eines neuen Narrenvaters am 29.6.2004 übernahm Narrenrat Wilfried Schuler kommissarisch das Amt des Narrenvaters.

593 Verzeichnis der Fasnetspiele von 1802 bis 2002 basiert auf Schrader: Wolfacher Fasnetlieder, 195-197 (mit einzelnen Fehlern); siehe auch Wolfacher Fastnachtsspiele einst und heute.

594 Schrader: 1848/49. Revolution und Revolutionäre in Wolfach, 328.

595 Eine Beschreibung des Festspieles sowie eine Fotografie des am Festzug teilnehmenden Galawagens des Markgrafen von Baden findet sich in Führer durch Wolfach und Umgebung, 6f.

596 Ein zweiteiliger Bericht von Otto Schrempp über die Entstehung der Handschrift erschien im Schwabo vom 12./13.6.1995.

597 Das Institut trägt heute den Namen "IWF Medien und Wissen gGmbH". Die meisten Filme des IWF können auf deren Netzseite www.iwf.de als Videokassette bestellt werden.

598 1938 konnte Josef Krausbeck nicht an der Fasnet teilnehmen, weil im Jahr zuvor sein Vater Alfred gestorben war. Darum besuchte er zur Fasnetzeit einige alte Närrinnen und Narren, um mehr über die Fasnetbräuche im 19. Jahrhundert zu erfahren. Allerdings lieferte ihm nur Adelheid Moser (1861-1947; Buchbinderei) zuverlässige Informationen, die anderen konnten sich nicht mehr genau genug daran erinnern. - Das Haus der Buchbinder-Familie Moser, ehemals Vorstadtstraße 74, fiel 1997 der Vorstadtsanierung zum Opfer und befand sich auf dem jetzigen Vorstadtbrunnenplatz, Ecke Josefgasse.

599 Die darin enthaltenen Fasnetlieder wurden im Januar 1987 im Vorfeld der Verfilmung des Singspieles "Die Weibermühle von Tripstrill" von Georg Anton Bredelin durch das Videostudio "Beurovision" auf Initiative des Narrenrates Ditmar Beu aufgenommen und zusammen mit dem Ton der Weibermühle auf Toncassette veröffentlicht.