S-Bahn
Eine S-Bahn (Schnellbahn oder Stadtschnellbahn im engeren Sinne) ist eine Eisenbahn, die dem städtischen Nahverkehr und dem Vorortverkehr dient und sich durch hohe Leistungsfähigkeit und einen Taktfahrplan mit dichter Zugfolge auf der Stammstrecke auszeichnet. Erreicht wird dies durch einen eigenen Bahnkörper, beschleunigungsstarke, elektrische Triebfahrzeuge mit vielen Türen und durch Hochbahnsteige. Erkennungszeichen in Deutschland ist das weiße S auf grünen Kreis.
Abgrenzung
In Deutschland wird die "S-Bahn" ausschließlich von der Deutschen Bahn betrieben. Sie fährt vor allem in regionalen Außenbereichen statt auf eigenem Gleiskörper auch auf den regulären Eisenbahn-Gleisen und mit lokbespannten Zügen.
Sowohl S-Bahn als auch U-Bahnen haben typischerweise in ihrem Netz eine Vielzahl von Linienverzweigungen und sowohl Tunnelstrecken als auch Freiluft- und Viadukt- Strecken und eine dichte Zugfolge. U-Bahnen werden jedoch im Unterschied zur S-Bahn von eigenen städtischen Betriebsgesellschaften betrieben.
Eine Abgrenzung der S-Bahn zur Regionalbahn läßt sich anhand technischer Merkmale nicht durchführen, da in vielen Städten Deutschlands ein S-Bahn-Betrieb auch mit Regionalbahn-typischen Zügen (z.B. Lokomotiven der Baureihe 143 ("Ihr Einsatzgebiet ist der S-Bahn- und Nahverkehr in ganz Deutschland") mit Doppelstockwagen) durchgeführt wird. Die Abgrenzung ist eher organsatorisch: Bahnverbindungen, die als "S-Bahn" z.B. im Rahmen eines Verkehrsverbundes ausgezeichnet sind, sind eben S-Bahnen, auch wenn sie z.B. nur halbstündlich oder stündlich verkehren.
S-Bahnen in Deutschland
Nach der obigen, relativ strengen Definition besitzen folgende Städte und Ballungsräume in Deutschland eine S-Bahn:
- S-Bahn Berlin
- S-Bahn Hamburg
- S-Bahn München
- S-Bahn Rhein-Main (Frankfurt am Main)
- S-Bahn Rhein-Ruhr
- S-Bahn Stuttgart
Tatsächlich ist aber der Übergang zur Regionalbahn, zur U-Bahn (im Ausland) oder sogar zur Stadtbahn/Straßenbahn fließend. Beispielsweise ist fragwürdig, ob lokbespannte Züge, die eine schlechtere Anfahrbeschleunigung als Triebzüge erreichen, grundsätzlich nicht zu S-Bahnen gezählt werden können. Auch haben sich in der Vergangenheit beispielsweise in Berlin («Sputnik»-Züge) oder Hamburg («zu S3») Vorortzüge, die eindeutig der Regionalbahn zuzuordnen sind, mit der Bezeichnung «S-Bahn» geschmückt.
Bezeichnungen im Ausland
- Frankreich: fr:Réseau express régional (RER)
- Dänemark: dk:S-tog
- Niederlande: nl:S-Bahn
- Spanien: es:Tren de cercanías
Geschichte der S-Bahn
Im Vergleich zur U-Bahn, die sich bereits während der Jahrhundertwende entwickelte, ist die S-Bahn eine relativ neue Entwicklung, die einerseits aus dem immer stärkeren Verkehr auf dem Vorortstrecken, andererseits aber auch als Gegenbewegung der Reichsbahn zur U-Bahn entwickelte.
Nachdem die Vorortstrecken bereits einen vom Fern- und Güterverkehr unabhängigen, eigenen Bahnkörper erhalten hatten, wurde am 8. August 1924 auf der Vorortstrecke vom Stettiner Bahnhof in Berlin (heute Berlin Nordbahnhof) nach Bernau der elektrische Betrieb aufgenommen. Dies gilt gemeinhin als Geburtstunde der S-Bahn, wobei genaugenommen erst mit der «Großen Stadtbahn-Elektrisierung» 1926-1929 von einer echten S-Bahn gesprochen werden kann. Vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden in Hamburg und Kopenhagen vergleichbare Systeme errichtet, die sich aber jeweils voneinander unterscheiden.
Die S-Bahnen, die in der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden, wurden nicht mehr mit einer Gleichstrom führenden Stromschiene elektrifiziert, sondern mit einer Oberleitung und 15 kV 16,7 Hz Wechselstrom. Dies ermöglicht zwar den Betrieb der Fahrzeuge auch außerhalb spezieller S-Bahn-Strecken, hat aber auch den Nachteil, daß aufgrund der Oberleitung deutlich mehr Platz benötigt wird, was bei den beengten Verhältnissen im Stadtgebiet meist deutlich höhere Baukosten verursacht. Auch kann ein Mischbetrieb mit dem übrigen Eisenbahnverkehr auf den Außenstrecken problematisch sein, da sich Störungen von dort leicht auf das ganze Netz übertragen können, zumal die Stammstrecken mit ihren kurzen Zugfolge sehr empfindlich gegenüber Verspätungen sind.
Im Ausland gab es ebenfalls vergleichbare Entwicklungen, auch wenn nicht so ein griffiger Begriff wie «S-Bahn» geprägt wurde.