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Bajonett

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Als Bajonett (nach der frz. Stadt Bayonne) oder Seitengewehr bezeichnet man eine auf den Gewehrschaft aufsteckbare Stoßwaffe mit Stahlklinge, die in unaufgepflanztem Zustand wie andere Waffen an der Seite oder am Koppel getragen wird.

Bajonette wurden seit 1647 in Frankreich verwendet und recht schnell in den meisten europäischen Armeen gebräuchlich. Anfangs wurden Bajonette in den Gewehrlauf gesteckt (so genannte Spundbajonette), so dass die Muskete nicht feuern konnte. Bereits 1669 entwickelte Vauban Bajonette, die mit einer Tülle seitlich am Lauf befestigt wurden - sog. Tüllen- oder Dillenbajonett - und somit auch im aufgepflanzten Zustand das Abfeuern von Musketenkugeln nicht verhinderten. Mit diesen neuartigen Bajonetten wurde die französische Armee seit 1689 ausgestattet. Brandenburg-Preußen folgte dem französischen Beispiel im selben Jahr, während Dänemark seit 1690 und Russland seit 1709 die seitlich am Gewehrlauf fixierbaren Bajonette in ihren Armeen verwenden ließen. Ab dem 19. Jahrhundert wurde das Tüllenbajonett schrittweise von Bajonetten abgelöst, die eigene Griffe hatten - sog. Messer- oder Schwertbajonette - und wie Messer oder kurze Schwerter beschaffen waren.

Die Entwicklung des Bajonetts ließ den Einsatz von Pikenieren in der Schlacht überflüssig werden. Bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts wurden die Pikenier-Einheiten der meisten europäischen Armeen aufgelöst.

Bajonette sind im Laufe der Zeit zwar immer kleiner und handlicher geworden - heutige Bajonette haben die Größe und das Gewicht handelsüblicher Haushaltsmesser - wurden jedoch als Standard-Stoßwaffe der Infanterie nie verworfen und sind nach wie vor Zubehör eines jeden Sturmgewehrs. Über den Wert des Bajonetts im Kampf gab es bis in das 20. Jahrhundert hinein heftige Diskussionen. Die teils prominenten Befürworter wurden durch die Entwicklungen des Ersten Weltkriegs widerlegt. Dennoch kamen Bajonette in Stellungskämpfen des Zweiten Weltkriegs auf nahezu allen Kriegsschauplätzen zum Einsatz.

Moderne Bajonette ähneln zunehmend Survivalmessern mit denen stromführende Kabel durchtrennt, Äste gesägt und Konserven geöffnet werden können. Die meisten Seitengewehre haben an der Einsteckhülle einen viereckigen Gelenkpunkt für das an der Klinge angebrachte Loch, damit wie mit einer Schere Metalldrähte, häufig Stacheldrähte durchtrennt werden können.

Zusatz: Ein Bajonett ist eine äußerst wirkungsvolle Waffe mit zudem großer psychologischer Wirkung. Seine Bedeutung war allerdings größer, als der Soldat noch einen Karabiner trug, und kein Sturmgewehr. Damals war das Gewehr infolge der geringen Feuerkraft beim Sturmangriff nicht sehr wirkungsvoll. Das Bajonett hingegen schon. Ein straff geführter, disziplinierter Bajonettangriff war und ist eine sehr wirkungsvolle Waffe. Heute nicht mehr häufig eingesetzt, denn der Durchschnittssoldat hat fast keine Erfahrung darin, einen Gegner Auge in Auge zu töten, und genau das tut man mit dem Bajonett. Der heutige Soldat tötet fast immer auf Entfernung, und darum versagt er, wenn er jemanden töten muss, dem er dabei in die Augen sehen kann. Trotzdem bleibt das Bajonett eine sehr wirksame Waffe. Ein Bajonettstich in das Zentrum des Oberkörpers macht in jedem Falle augenblicklich kampfunfähig. Etwas, was man bei Weitem nicht von jedem abgefeuerten Schuss behaupten kann, selbst dann nicht, wenn man nur die Schüsse zählt, die den Gegner auf irgendeine Weise getroffen haben. Ein gut geführter Bajonett-Sturmangriff ist durch fast nichts abzuwehren und führt oft selbst dann zum Erfolg, wenn die Verteidiger in der dreifachen Überzahl sind. Die wirkungsvollste Waffe zur Abwehr eines Bajonettangriffs ist die Maschinenpistole. Siehe auch: Objektivbajonett