Die vierzig Tage des Musa Dagh
Die vierzig Tage des Musa Dagh ist der Titel eines im November 1933 erschienenen historischen Romanes des österreichisch-jüdischen Schriftstellers Franz Werfel, in dem der Völkermord an den Armeniern literarisch verarbeitet wird.
- „Dieses Werk wurde im März des Jahres 1929 bei einem Aufenthalt in Damaskus entworfen. Das Jammerbild verstümmelter und verhungerter Flüchtlingskinder, die in einer Teppichfabrik arbeiteten, gab den entscheidenden Anstoß, das unfassbare Schicksal des armenischen Volkes dem Totenreich alles Geschehenen zu entreißen.“ – Franz Werfel
Handlung
Der Roman „Die vierzig Tage des Musa Dagh“ schildert die Erlebnisse und Gedanken seines Protagonisten, des Armeniers Gabriel Bagradian. Die Handlung beginnt mit der Rückkehr Gabriels aus der Weltstadt Paris in sein Heimatdorf Yoghonoluk am Fuße des Berges Musa Dagh. Ihn begleiten nach 23 Jahren Auslandsaufenthalt seine Frau Juliette, eine gebürtige Französin aus gutem Hause, und sein Sohn, Stephan. Diese Ausgangskonstellation der Personen bildet bereits die Basis für das den gesamten Roman durchziehende Spannungsfeld, das sich mit den Themen Weltgewandtheit und Dörflichkeit, nationalistischem Größenwahn und verzweifelter Selbstbehauptung, Schicksalsergebenheit und Aufbegehren sowie Identitätsbestimmung und Verleugnung grob umreißen lässt und das Gabriel, Juliette und Stephan je für sich selbst durchwandern und erleiden müssen.
Während Gabriel die ersten Anzeichen des aufbrechenden Völkerhasses deutlich spürt, seine Frau Juliette und seinen Sohn aber nicht verängstigen möchte, genießt Juliette in naivem Vertrauen zur türkischen Obrigkeit das herrschaftliche Leben auf dem Landsitz der Familie Bagradian. Doch schnell ereilt auch Yoghonoluk das drohende Schicksal, als Freunde der Familie aus einer alten Festungsstadt unter schrecklichen Qualen deportiert werden und nur mit Glück Yoghonoluk lebend erreichen.
Mit politischer Weitsicht und taktischem Kalkül entschließt sich Gabriel nach anfänglichem Zögern zum Widerstand gegen Deportation, Erniedrigung und drohende Vernichtung. Mit wachsender äußerer Bedrohung wächst auch seine innere Gewissheit, im Herzen Armenier und doch zugleich Bürger des osmanischen Reiches zu sein. Er sieht seine Pflicht darin, gegen die Vertreibung seines Volkes aus seiner Heimat Widerstand zu leisten. So macht sich Gabriel seine Erfahrung als ehemaliger türkischer Offizier zu Nutze und organisiert den Bau einer militärisch gesicherten Zeltstadt auf dem Musa Dagh.
Verbot
Der Roman wurde im Februar 1934 in NS-Deutschland aufgrund des § 7 der Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz des Deutschen Volkes wegen „Gefährdung öffentlicher Sicherheit und Ordnung'“ verboten. Werfel selbst wurde im Entstehungsjahr des Romans aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen.
Ausgaben
- Die vierzig Tage des Musa Dagh (1990), Taschenbuchausgabe, ISBN 9783596294589
- Die vierzig Tage des Musa Dagh (2005), gebundene Ausgabe, ISBN 9783100910325
- Die vierzig Tage des Musa Dagh (2006), gebundene Ausgabe, ISBN 9783596172115