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Autogenes Training

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Das autogene Training ist eine auf Autosuggestion basierende Technik zur Entspannung. Es wurde vom Berliner Nervenarzt Johannes Heinrich Schultz entwickelt und 1932 in seinem Buch "Das autogene Training" publiziert. Heute ist das Autogene Training eine weit verbreitete Methode, um Stress und psychosomatische Störungen zu bekämpfen.

Die Übungen

Das autogene Training wird meistens in Gruppen-, seltener in Einzelkursen innerhalb einiger Wochen erlernt. Es kann aber auch im Selbststudium erlernt werden. Hierzu gibt es inzwischen viele Bücher, die häufig zusätzlich mit einer Audiokassette oder CD ausgestattet sind.

Der Übende nimmt zu Beginn des Trainings eine bequeme Haltung ein. Anfänger tun sich häufig leichter, im Liegen zu trainieren, prinzipiell kann aber in jeder Haltung trainiert werden, in der die Muskeln vollkommen entspannt werden können. Die Übungen bestehen aus kurzen formelhaften Vorstellungen, die sich der Übende konzentriert mehrere Male im Geiste vorsagt. Dabei versucht er, sich diese Vorstellungen möglichst intensiv vor Augen zu führen.

Die so genannte Rücknahme, ein künstliches "Aufwachen" mit einem der Aktivierung der Nervenenden dienenden Strecken schließt die Übungen ab.

Unterstufe

Die Unterstufe des autogenen Trainings dient vor allem der Entspannung. Sie besteht üblicherweise aus sechs Übungen, die nacheinander Schwere und Wärme in den Armen und Beinen, eine Beruhigung des Pulses und der Atmung, Wärme im Sonnengeflecht und Kühle der Stirn durch Selbst-Suggestion hervorrufen sollen.

Oberstufe

Für viele Zwecke sind die Übungen der Unterstufe vollkommen ausreichend. Wenn die "zudeckenden" Übungen der Unterstufe nicht ausreichen, kann das Übungsprogramm durch die Oberstufe erweitert werden.

Voraussetzung für die Übungen der Oberstufe ist die vollständige Beherrschung der Übungen der Unterstufe. Die Oberstufe des autogenen Trainings dient der "aufdeckenden" Selbsterkenntnis. Sie ist mit der psychotherapeutischen Tiefenanalyse vergleichbar, jedoch werden die Einsichten vom Übenden selbständig ohne Hilfe eines Therapeuten erarbeitet.

Anwendung

Das autogene Training wird aus verschiedensten Gründen angewendet, von denen einige hier beispielhaft dargestellt werden sollen.

Als Entspannungstechnik kann es beispielsweise bei Nervosität, Schlafstörungen etc. eingesetzt werden. Es kann hierdurch einem sichereren Auftreten in der Öffentlichkeit oder im persönlichen Umfeld dienen. Ebenso kann die eigene körperliche und geistige Leistungsfähigkeit gesteigert werden.

Es kann weiter dazu dienen, psychosomatische Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Verdauungsstörungen zu bekämpfen. Dabei sollte aber vorher von einem Arzt festgestellt werden, dass keine physischen Ursachen für die jeweiligen Beschwerden vorliegen.

Da man in dem durch das autogene Training hervorgerufenen Zustand eingeschränkten Bewusstseins besonders empfänglich für suggestive Selbstbeeinflussung ist, kann es durch geeignete formelhafte Vorstellungen eingesetzt werden, um sich das Rauchen, Trinken und ähnliche Suchten abzugewöhnen.

Entstehung

Methoden der Entspannung und Selbstbeeinflussung waren schon seit der Antike bekannt, beispielsweise in der indischen Yogalehre oder der japanischen Zen-Meditation. Allerdings sind diese Methoden kaum von der Weltanschauung der jeweiligen Lehre zu trennen, oder sie verlieren dadurch an Wirkung.

Schultz entwickelte mit dem Autogenen Training eine Technik, die unabhängig vom kulturellen Umfeld und der Weltanschauung anwendbar sein sollte. Vor ihrer Ausarbeitung war er lange Zeit in einem Berliner Hypnose-Ambulatorium tätig. Auf diesen Erfahrungen aufbauend entwickelte er nach wissenschaftlichen Prinzipien eine Selbsthilfemethode, die er 1932 in seinem Buch "Das autogene Training" veröffentlichte.

Grundlage hierfür war seine Entdeckung, dass die meisten Menschen in der Lage sind, einen Zustand tiefer Entspannung allein mit Hilfe ihrer Vorstellungskraft zu erreichen. So lässt sich beispielsweise bei Personen, die sich intensiv Wärme in ihren Armen vorstellen, tatsächlich eine Zunahme der Oberflächentemperatur messen, die auf eine Zunahme der Durchblutung zurückgeführt wird.

Die ursprünglichen Methoden wurden im Laufe des 20. Jahrhunderts aufgrund neuer Erkenntnisse erweitert. Die Wirksamkeit des Autogenen Trainings konnte in vielen Studien nachgewiesen werden.