Herr Puntila und sein Knecht Matti
Herr Puntila und sein Knecht Matti ist ein ab 1940/1941 entstandenes Theaterstück Bertolt Brechts, das am 5. Juni 1948 im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt wurde. Als Vorlage diente ihm das Theaterstück „Sägespäneprinzessin“ der finnischen Dichterin Hella Wuolijoki, auf deren Gut Brecht während seiner Exilzeit in Finnland war. Das Werk entstand - mit Wuolijokis Unterstützung - für einen Wettbewerb des finnischen Dramatikerverbandes. Es wurde von Wuolijoki ins Finnische übersetzt und 1946 unter dem Titel „Der Gutsherr Iso-Heikkilä und sein Knecht Kalle“ veröffentlicht. Brecht war auch durch den Film Lichter der Großstadt beeinflusst.
Inhalt
Der finnische Gutsbesitzer Puntila ist nüchtern ein Ausbeuter und betrunken ein Menschenfreund. Nüchtern will Puntila seine Tochter mit einem Aristokraten verheiraten, betrunken mit seinem Chauffeur Matti. Betrunken verlobt er sich nacheinander mit der Schmuggleremma, dem Apothekerfräulein, dem Kuhmädchen und der Telefonisten; als die vier dann aber zum Spaß auch wirklich auf der angesetzten Verlobung erscheinen, jagt der nüchterne Puntila sie wieder vom Hof.
Seine Tochter Eva schätzt den Attaché, den sie nach Wunsch ihres Vaters heiraten soll, zwar sehr hoch, bezweifelt aber, dass er der richtige Mann für sie ist, da sie ein sehr lebhafter Mensch sei und sich mit dem sehr zurückhaltenem und stets korrekten Attaché leicht langweilen könnte. Um die Verlobung platzen zu lassen, täuscht sie sogar vor, eine Affäre mit Matti in der Badehütte zu haben. Der Attaché scheint jedoch dem Chauffeur zu glauben, dass die nur Karten in der Badehütte gespielt hätten. An diesem Punkt lässt sich darüber streiten, ob er einfach zu naiv ist oder seine Schulden so groß sind, dass er auf die (ganz beträchtliche) Mitgift angewiesen ist, die er durch die Heirat mit Eva erhält.
Alle Bemühung von Eva, die Verlobung zu verhindern, schlagen fehl. Herr Puntila ist auf der Verlobungsfeier nicht betrunken, als er einsieht, dass der Attaché ein Schwächling und kein Mann für seine Tochter ist; aber diese Einsicht veranlasst ihn, sich zu betrinken. Je betrunkener Puntila wird, um so mehr missfällt ihm „die Visage“ des Attachés, sodass er ihn dann sogar aus dem Haus jagt und Steine hinter ihm her wirft. Eva bekümmert das wenig, im Gegenteil, sie ist froh, ihn los zu sein.
Als Puntila schließlich den Chauffeur Matti zum Schwiegersohn bestimmt, unterzieht dieser die Tochter des Reichen einem Examen, indem sie beweisen soll, dass sie ihn glücklich machen könne. Das Ergebnis dieses Tests: Arm und Reich können nicht zusammenkommen; Eva erfüllt einfach nicht die Anforderungen, die Matti an eine Ehefrau stellt.
Am nächsten Morgen bemüht sich der nüchterne Puntila, alles wieder in Ordnung zu bringen, was er am voherigen Tag angerichtet hat und fasst den Beschluss, allen Alkohol, den er besitzt, zu vernichten, damit sowas nicht noch einmal passieren kann. Anstatt den Alkohol aus dem Fenster zu werfen, beginnt er aber, ihn aus einem Glas zu trinken, welches ihm Matti „diensteifrig“ gebracht hat, und verspricht ihm, den er vor kurzem sogar noch entlassen wollte, erst eine Gehaltserhöhung, dann sogar ein Teil seines Waldes. In der Schlussszene verlässt Matti ihn aller Frühe den Hof, da er eingesehen hat, dass es so nicht mehr weiter gehen kann und er nicht noch warten will, bis Herr Puntila nüchtern aufwacht und ihn dafür zur Rechenschaft zieht.
Personen
- Puntila (Gutsbesitzer)
- Matti (Knecht des Herrn Puntila)
- Eva (Tochter des Herrn Puntila)
- Attaché
- Richter
- Schmuggleremma
- Telefonistin
- Kuhmädchen
- Fina (Stubenmädchen)
- Köchin
- Propst
- Pröpstin
- Viehdoktor
- Ober
- Dicker Mann
- Arbeiter
- Rothaariger
- Kümmerlicher
- der rote Surkkala
- Laina die Köchin
- Advokat
- Waldarbeiter