Alter Kranen (Würzburg)

Der Alte Kranen von Würzburg ist ein Landkran aus der Barockzeit und wurde von Franz Ignaz Michael Neumann, dem Sohn des berühmten Barockarchitekten und Baumeisters Balthasar Neumann, auf dem Kranenkai am Main 1767 – 1773 erbaut. Es handelt sich um einen Steinturmtretkran mit Doppelausleger (beide unterschiedlich lang, mit Kette, einfachem Flaschenzug und Haken), doppelten Treträdern von 5 m Höhe und drehbarem (360°), kupfergedecktem Kegeldach. Beide Ausleger bestehen aus mit Kupferblech verkleideten Eichenbalken nebst Stützbalken. Gedreht wurde das Kranoberteil samt Last (2 Tonnen) über einen horizontalen Eichenbalken, der durch die senkrechte Mittelsäule, die Kransäule (auch „Kaiserbaum“ genannt) unterhalb der Räder läuft und beiderseits herausragt. Dieser Drehbalken hat jeweils im unteren Ende der außenliegenden Stützen ein Rädchen eingebaut, das in einer steinernen Führungsrille im Fußboden des Kranhauses läuft. Pro Tretrad wurden zwei Windenknechte (Radläufer) zum Heben und Senken der Lasten benötigt, bei schweren Lasten auch mehr (zum Teil griff der zusätzliche Kranarbeiter von außen in die Radspeichen), weitere zwei bis vier Mann zum Drehen des Oberteils. Ein Kranmeister leitete den Verladevorgang, koordinierte die Arbeiten und befehligte die Männer. Zum Schutze vor Hochwasser wurde der Kran in eine Biegung der erhöhten Uferbefestigung, des Hochkais, errichtet, der auch als Stadtmauer fungiert (mit stark befestigtem Tor), so dass gleichzeitig Mainschiffe am Niederkai, dem Mainufer, und Fuhrwerke auf dem Hochkai be- und entladen werden konnten. Eine Inschrift des Krans in Latein versprach früher: „Ich empfange, übermittle und befördere alles, was man will“ (im Original „Capio, transmitto et transporto omne quod volumus.“) Der Kran war, im Gegensatz zu seinen Pendants in Andernach am Rhein und Trier an der Mosel, die 350 bzw. 497 Jahre im Einsatz waren, nur 73 Jahre lang bis 1846 in Betrieb und wurde dann durch einen Eisenkran ersetzt. Den II. Weltkrieg überstand der Kran mit seinem völlig intakten Mechanismus unbeschadet, obwohl Würzburg dabei zu mehr als 80% zerstört wurde.
Der „Alte Kranen“ stellt ein seltenes Industrie-, Architektur-, und Wirtschaftsdenkmal aus der Barockzeit dar und erinnert an die Bedeutung des Mainhandels für Würzburg.
Siehe auch
Mittelalterliche und frühneuzeitliche Hafenkräne