Hans Wichard von Rochow
Hans Wichard von Rochow-Stülpe a.d.H. Plessow (* 25. Juni 1898 in Stülpe, heute ein Ortsteil von Nuthe-Urstromtal, Brandenburg; † 2. oder 4. Mai 1945, Berlin) Gutsbesitzer, Offizier in zwei Weltkriegen, Mitglied der SA, Domherr zu Brandenburg und letzter Kurator der dortigen Ritterakademie bis zur deren Schließung durch das NS-Regime im Juli 1944.
Biografie
Hans Wichard von Rochow-Stülpe a.d.H. Plessow, Rufname Hans, wurde am 25. Juni 1898 auf Schloss Stülpe bei Luckenwalde geboren. Nach zwei Mädchen war er das dritte Kind des Rittergutsbesitzers Rochus Friedrich Rudolf von Rochow (1856–1901) und seiner Ehefrau Margarete, geb. von Lücken (1867–1927). Er entstammte der von Rochowschen Familienlinie Plessow und war ein Enkel des Hans Wilhelm von Rochow-Plessow (1824-1891), welcher durch das Duell mit dem Berliner Polizeipräsidenten Carl Friedrich Ludwig von Hinckeldey 1856 bekannt wurde.
Die frühen Jahre
Mit dem frühen Tod seines Vaters 1901 wurde er bereits dreijährig Eigentümer des Allodialrittergutes Stülpe mit Vorwerk Holbeck, Ließen, Schmielickendorf und der Riesdorfer Heide (4590,00 ha). Der Gutskomplex wurde für den Erben durch einen Oberförster als Forst- und Gutsverwalter betreut. Rochow ging als Schüler an das bürgerliche Gymnasium zu Schwerin in Mecklenburg. Nachfolgend war er von Ostern 1913 bis 01.01.1916 Zögling (zuletzt Primus Omnium = 1. Senior) an der Ritterakademie zu Brandenburg a.H. Im Jahre 1914 erbte er von seinem Onkel, dem Ritterschaftsrat Friedrich (Fritz) Ludwig von Rochow (1858–1914), den Familienfideikommiss Plessow mit Vorwerk Zolchow (ehem. Burg), Ferch, Kammerode und Resau (2765 ha).
Im Juni 1916 wurde er Fahnenjunker im 1. Garde-Ulanen-Regiment in Potsdam, dann kam er im März 1917 als Fähnrich zur Fronttruppe des Regiments, im Februar 1918 wurde er königlich preußischer Leutnant. Sein Regiment gehörte zur sogenannten Ostseedivision und stand in Finnland. Im Februar 1919 wurde Rochow als Leutnant außer Dienst gestellt. Dann nahm Hans Wichard mit der Mutter auf seinem Schloss in Plessow bei Werder an der Havel den Wohnsitz. 1920 besuchte er kurzzeitig die Forstakademie Eberswalde. Dort ließ er sich auf die Aufgaben als Land- und Forstwirt vorbereiten und übernahm erfolgreich, unterstützt von Forst- und Rentbeamten, die Gutsgeschäfte in die eigenen Hände.
Am 15. Juni 1921 heiratete er Irmgard von Gundlach a. d. H. Rumpshagen (1901–1955). Sie war seine Cousine mütterlicherseits und die Tochter des mecklenburgischen Gutsbesitzers Günther von Gundlach (1868-1945) und der Ida, geb. von Lücken (1870-1945). Das Paar Hans Wichard und Irmgard zieht nach Schloss Stülpe bei Luckenwalde und hat vier Söhne: Rochus Hans (1922–1943), Bernd Wichard (1925–2004), Friedrich (Friedel) Wilhelm (1928–1976) und Sieghart (1941–2004).
Hans Wichard von Rochow wurde ab 1923 Mitglied des Stahlhelm und später auch der DNVP. Zeitweise war er Kreisvorsitzender dieser Partei uns saß im Kreistag Jüterbog-Luckenwalde. Des weiteren ist die Mitgliedschaft im Landbund, im Waldbesitzerverband, in der Deutschen Adelsgenossenschaft sowie im Alldeutschen Verband nachweisbar. Von 1930 bis 1938 war er zudem Ehrenritter des Johanniterordens. Auf dem Höhepunkt der Wirtschaftskrise 1931 gründete er eine Kaffeepflanzung in Angola. Die Pflanzung trug den Namen Roca Canzele und blieb bis Mitte der 1970`er Jahre in Familienhand.
Ab 1930
Anfang November 1931 trat Rochow mit seiner Frau Irmgard und mit seiner ältesten Schwester Anna Luise (1889–1945) in die NSDAP ein. Parallel wurde er einfaches Mitglied der SS-Standarte (Regiment) 15 in Potsdam, blieb aber parallel im Stahlhelm. Im Juli 1932 trat er aus der SS aus um wenige Tage später Mitglied der SA zu werden. Im Herbst 1932 wurde Rochow Truppführer, im Dezember 1932 zum Sturmführer und zum Adjudanten der Standarte 206, resp. der Standarte 444 ernannt. Die Beförderung zum Sturmbannführer (was in etwa dem Majorsrang entspricht) der SA folgte im Juli 1933. Im gleichen Sommer wurde Rochow Mitglied des Hauptvorstandes der Deutschen Adelsgenossenschaft. Die weiteren Mitglieder unter dem bereits seit dem Vorjahr amtierenden Adelsmarschall Adolf Fürst zu Bentheim-Tecklenburg waren die hohen SA-Führer Prof. Achim von Arnim, Georg von Detten (erschossen am 02.07.1934), Dietrich von Jagow und Hans von Tschammer und Osten, dem Reichssportführer. Nach der sogenannten Röhmaffäre wurde Rochow, wie viele andere SA-Führer zunächst suspendiert, später aber von einem Parteigericht freigesprochen.
Im Januar 1941 wurde der von Rochowsche Schutzforst Stülpe-Plessow zum Schutzforst neuen Rechts erklärt. Die notwendigen Verhandlungen mit den entsprechenden Behörden zur Umbildung des Familienfideikommisses Plessow begannen bereits 1936. Den damaligen wirtschaftlichen Aufschwung jener Zeit nutzte er zur Modernisierung und weiteren baulichen Veränderung an seinen Herrenhäusern in Plessow (Sommersitz) und Stülpe. In der gleichen Phase, im Jahr 1937, wurde dadurch auch die Erwerbung des ehem. Bredowgutes Kleßen (798,00 ha) zur Ausstattung seines dritten Sohnes möglich. Somit war er ingesamt Eigentümer von 8000,00 ha Land (hauptsächlich Forst) und einer der größten Grundbesitzer der Provinz Brandenburg. Ebenfalls im Jahre 1937 wurde Hans Wichard von Rochow Domherr zu Brandenburg und letzter Kurator der dortigen Ritterakademie. Diese Einrichtung betsand allerdings nur noch als Alumnat (Internat). Dank Rochows Einfluss stieg aber die Anzahl der Zöglinge wieder sehr schnell von 18 auf 80 an.
1938 wurde Rochow mehrfach zu Reserveübungen einberufen um anschließend zum Oberleutnant d.R. befördert zu werden. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde er eingezogen, kam dann 1940 direkt an die Westfront zum Fronteinsatz. Dort erhielt Rochow die Beförderung zum Rittmeister d. R. Im Jahre 1941, dem Beginn des Überfalls auf die Sowietunion, ging es an die Ostfront und Rochow wurde später Chef der Aufklärungsabteilung 176 der 76. Infanterie-Division. 1943 wurde er als Major d. R. am 23.01. verwundet aus Stalingrad ausgeflogen. Kurzzeitig ernannte man ihn im folgenden Frühjahr 1943 zum Landrat des Kreises Jüterbog-Luckenwalde. Im Frühherbst 1944 wurde Rochow von seinem Gutsnachbarn Friedrich Fürst zu Solms-Baruth (1886-1951) nach dessen Verhaftung am 21. Juli 1944 zum Betriebsführer für die brandenburgischen Besitzungen des Fürsten um Baruth (Mark), Golssen und Kasel-Golzig ernannt. Diese Aufgabe dürfte Rochow nur einige Wochen ausgeübt haben.
Hans Wichard von Rochow-Stülpe a.d.H. Plessow wurde im Februar 1945 nochmals als Reserve-offizier aktiviert und in Berlin als Festungsregimentskommandeur eingesetzt. Er starb am 2. oder 4. Mai 1945 nördlich von Berlin und liegt im Mühlenbecker Ortsteils Summt bestattet. Seit 1999 ist die Grabstätte wieder neu gekennzeichnet. f.d.R.d.A. Andreas Kitzing
Literatur
- Andreas Kitzing: Das Leben eines märkischen Junkers - Hans Wichard von Rochow-Stülpe (1898-1945), 1998, Verlag Thomas März, ISBN 3-00-00-2916-8,
vgl. Aktenbestand Bundesarchiv III Berlin, ehem. Berlin Document Center (BDC), Personalfragebogen der SA-Personalakte
Personendaten | |
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NAME | Rochow, Hans Wichard von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Offizier, SA-Mitglied, Domherr zu Brandenburg |
GEBURTSDATUM | 25. Juni 1898 |
GEBURTSORT | Stülpe bei Nuthe-Urstromtal, Brandenburg |
STERBEDATUM | Mai 1945 |
STERBEORT | Berlin |