Wikipedia:Machtstruktur
Die Machtstruktur der Wikipedia ist relativ komplex. Dieses Dokument versucht, den Status Quo der Wikipedia als Ganzes zu erklären. Die Wikipedia vereint Züge von Anarchie, Diktatur, Demokratie, Meritokratie, Plutokratie und Technokratie.
Die anarchische Seite der Wikipedia besteht darin, dass jeder ohne Anmeldung, also auch anonym, Seiten in der Wikipedia ändern kann. Dies ist ein Merkmal der Wiki-Software. Die anarchische Seite der Wikipedia ist daher vor allem technisch (und damit grundsätzlich gewollt) in der Software implementiert. Es wird allerdings immer wieder diskutiert, den anonymen Zugang einzuschränken.
Auf sozialer Ebene gibt es in der Wikipedia die anarchischen, halb scherzhaft und halb ernstgemeinten Prinzipien Ignoriere alle Regeln und Nimm nicht an Abstimmungen teil.
Das Projekt Wikipedia wurde von Jimmy "Jimbo" Wales 2001 ins Leben gerufen. Vorläuferprojekt der Wikipedia war die Nupedia, die, ebenfalls von Jimbo Wales, im März 2000 ins Netz gestellt wurde. Aufgrund seiner besonderen Position als "Gründer", Hauptverantwortlicher und Financier der Wikipedia wurde (und wird) Jimbo Wales in Anfangsphase der Wikipedia kritisch-ironisch 'wohlwollender Diktator' bezeichnet, meist auch mit dem Zusatz "...und wir hoffen, dass er niemals Gottkönig werden wird".
In vielen Diskussionen, vor allem um die Sperrung einzelner Benutzer, traf früher in der englischen Wikipedia Jimbo Wales die endgültige Entscheidung. Mit der Gründung der Wikimedia Foundation übertrug Jimbo Wales die Besitzrechte an allen Wikipedia-, Wikitionary- und Nupedia-Internet-Domains an diese Stiftung. Sein Entscheidungsrecht ging an das Board of trustees über, in dem neben Jimbo und seinen zwei Mitgesellschaftern der Firma Bomis zwei von der Community gewählte Vertreter sitzen.
Man sollte sich stets bewusst sein, dass mit der offenen Struktur von Wikipedia eine Demokratie im Sinne der Repräsentativen Demokratie nicht möglich ist.
Man ist sich bis jetzt über Wahlverfahren oder der Möglichkeit, Wahlen in der Wikipedia überhaupt durchführen zu können, noch nicht einig. Haupthindernis für Etablierung dieser zentralen repräsentativ demokratischen Verfahrensweise in der Wikipedia ist gleichzeitig die Stärke der Wikipedia: Jeder kann anonym (also mit wechselnder IP-Adresse mehrmals) oder unter mehreren Benutzernamen Seiten ändern. Auch können sich mehrere Personen einen Benutzernamen teilen. Das Grundprinzip demokratischer Wahlen "Ein Mann, eine Stimme!" gilt aufgrund der Philosophie der Wikipedia und deren technischer Umsetzung als nicht umsetzbar.
Würde man die Machtstruktur der Wikipedia einer Demokratieform zuordnen wollen, "wäre" die Konsensdemokratie wohl das passendste Modell. Anstelle der Machtausübung durch eine Mehrheit wird über Diskussionen nach Möglichkeit der Dialog und Konsens "zwischen allen" angestebt.
Nicht alle Entscheidungen lassen sich durch Konsens erreichen, und in seltenen Fällen bleibt nichts anderes übrig, als um ein Meinungsbild zu bitten. Aber auch das Meinungsbild, da eine Diskussionsform, kann als eine Ausprägung der Konsensdemokratie in der Wikipedia bezeichnet werden.
Prinzipiell kann jeder Benutzer auf den Diskussionsseiten ein "Meinung"sbild anregen. Mit einem Eintrag auf Meinungsbilder, mit Hilfe eines Postings in der Mailingliste und - wenn man dazu motiviert ist - durch das Anschreiben von angemeldeten und aktiven Benutzer auf deren Diskussionsseiten kann er auf dieses Meinungsbild aufmerksam machen. Er kann auch an Kandidaturen wie zum Beispiel den Adminkandidaturen teilnehmen, in denen - mit Einschränkungen - Wahlen vorgenommen werden.
Bisherige Abstimmungen (v.a. Meinungsbilder und Adminkandidaturen) in der deutschen Wikipedia hatten stets eine sehr begrenzte Beteiligung zwischen 10 und 50 Stimmen. Der Diskurs bzw. die argumentative Begründung (einzelner "Abstimmenden") fehlt oftmals immer noch. Die Teilnehmer der "Meinungsbilder" sind meist dieselben.
Letztendlich läßt sich der Wikipedia keine Demokratie aufzwingen.
Vieles in der Organisation der Wikipedia weist Parallelen zur Meritokratie auf, einer "Herrschaft der Verdienten". Das zeigt sich zum Beispiel bei der Ernennung von Administratoren. Administratoren haben etwas mehr technische Möglichkeiten als normale Benutzer, sie dürfen zum Beispiel Seiten sperren oder löschen. Diesen Status vergibt die Wikipedia-Community durch ein Votum auf Wikipedia:Adminkandidaturen an Benutzer, die sich besonders engagiert an Wikipedia beteiligen und denen ein verantwortungsvoller Umgang mit diesen Software-Funktionen zugetraut wird.
"Diejenigen, die die Rechnung bezahlen, haben das Sagen". Dieser Spruch traf auch für die Wikipedia zu. Jimbo Wales, der Initiator der Wikipedia, hat viel Geld in Wikipedia investiert. Das "Problem" der Plutokratie wurde durch die Wikimedia Foundation behoben, welche am 20. Juni 2003 von Jimbo Wales gegründet wurde.
Mit der Gründung übertrug Jimbo Wales die Besitzrechte an allen Wikimedia-Domains an die Wikimedia. Auch die Computer-Ausrüstung, auf der Wikipedia läuft, wurde der Stiftung übertragen.
Mittlerweile finanziert sich die Hardware der Wikipedia zu einem großen Teil aus Spenden.
Als elektronische Gemeinschaft hängt die Wikipedia in starkem Maße von der zugrundeliegenden Software ab. Die Software wird von freiwilligen engagierten Programmieren als Open Source-Projekt entwickelt und weiterentwickelt. Die Entwickler haben daher naturgemäß einen hohen Einfluß, welche Software-Features umgesetzt werden. Auf Mediazilla kann jedoch jeder Änderungen anregen und für die Implementierung stimmen.