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Wettlauf um Afrika

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Cecil Rhodes: Kap-Kairo Eisenbahn Projekt. Gründer der De Beers Minengesellschaft, eine der ersten Diamant schürfenden Firmen, Rhodes war auch Eigentümer der British South Africa Company die Rhodesien gründete. Er wollte die Landkarte rot (britisch) machen. Ein bekanntes Zitat von ihm lautet: "All diese Sterne... diese weiten Welten außerhalb unserer Reichweite. Wenn ich könnte, würde ich sie annektieren".

Als Wettlauf um Afrika (englisch: The Scramble for Africa) wird die Kolonisierung des afrikanischen Kontinents in der Hochphase des Imperialismus zwischen 1880 und dem 1. Weltkrieg bezeichnet.

Ab dem Jahr 1880 änderte sich der europäische Imperialismus. Wurde zuvor ein "informeller" Imperialismus, geprägt durch militärische und wirtschaftliche Überlegenheit, angewandt, kristalisierte sich um das Jahr 1880 immer mehr ein direkter Imperialismus heraus. Seine Merkmal ist die direkte Einflussnahme europäischer Staaten in Angelegenheiten Afrikas. Alle Versuche den imperialistischen Wettbewerb in geregelte Bahnen zu bringen, zum Beispiel durch die Kongokonferenz, scheiterten. Die Konflikte über die afrikanischen Kolonien zählen zu den wichtigsten Gründen für den 1. Weltkrieg.

Erkundung

David Livingstone, erforschte weite Teile des afrikanischen Binnenlandes und entdeckte 1855 die Mosi-oa-Tunya Wasserfälle die er in Victoriafälle umbenannte. Er fand jedoch nicht die Quelle des Nils.

Die Erkundung und Kartographierung des inneren Afrikas durch europäische Forscher begann Anfang des 18. Jahrhunderts. Bereits im Jahr 1835 war die Erforschung Nordwestafrikas abgeschlossen. Zu den prominentesten europäischen Afrikaforschern gehören David Livingstone der große Teile des inneren Afrikas erforschte sowie Serpa Pinto der das südliche wie Zentralafrika durchquerte und große Teile Afrikas katographierte. In zahlreichen weiteren Expeditionenen in den 1850ern und 1860ern entdeckten Richard Burton, John Speke und James Grant die großen Seen (Tanganjikasee, Viktoriasee, Albertsee, Eduardsee, Kiwusee, Malawisee) sowie die Nilquellen. Gegen Ende des Jahrhunderts hatten europäische Forscher den Nil in seiner ganzen Länge, den Kongo, den Niger sowie den Sambesi erforscht und katographiert. Damit war der Welt der Reichtum Afrikas bekannt.

Zu diesem Zeitpunkt waren 10 % Afrikas unter europäischer Kontrolle. Die damals wichtigsten Kolonien waren Algerien, dessen Kolonisation Frankreich bereits seit den 1830ern vorantrieb, die Kapkolonie die den Briten gehörte sowie Angola das von Portugal besetzt war.

Technologischer Fortschritt erleichterte die Expansion in Afrika. Die Industrialisierung ermöglichte große Fortschritte in den Bereichen Transport und Kommunikation, besonders durch verbesserte Nautik, Telegrafie und die Eisenbahn. Ebenso wichtig waren die medizinischen Fortschritte, insbesondere bei der Bekämpfung von Malaria und anderen tropischen Krankheiten.

Gründe für den Wettlauf um Afrika

Kolonien in Afrika (1914)

Afrika und der globale Markt

Eine der letzten Regionen der Welt die noch nicht mit dem "informellen" Imperialismus in Kontakt war, war Schwarzafrika. Daher war es für die europäischen Eliten attraktiv dort neue Märkte zu erobern sowie die Eingeborenen mit ihrer Zivilisation zu "segnen". Da sich Europa von 1873-1896 in einer langen Depression befand und die europäischen Märkte schrumpften und abgeschotteter wurden, bot sich in Schwarzafrika für Großbritannien, Deutschland, Frankreich und andere Staaten eine ausgezeichnete Möglichkeit Waren abzusetzen und die chronisch negativen Handelsbilanzen zu verbessern.

Besonders für Großbritannien, das als erstes Land in das Postindustrielle Zeitalter vorstieß, waren ausländische Märkte von enormer Bedeutung. Durch Finanzexporte und deren Gewinne konnte man die tiefrote britische Handelsbilanz entlasten. Besonders wichtige Märkte für Großbritannien waren damals Afrika, Kolonien mit weißen Siedlern, der mittlere Osten, Südasien, Südostasien sowie Ozeanien.

Überschüssiges Kapital wurde in Übersee oft profitabler eingesetzt als in der Heimat. Das lag an den billigen Arbeitskräften, wenig Wettbewerb und sehr leicht verfügbaren Rohstoffen. Neben dieses Vorteilen bot Afrika aber auch Ressourcen die die europäischen Staaten brauchten, die in Europa aber nicht existierten. Hier ist besonders Kupfer, Baumwolle, Kautschuk, Tee und Zinn hervorzuheben. Die europäischen Verbraucher hatten sich an die Kolonialprodukte bereits gewöhnt und mussten daher befriedigt werden.

Allerdings investierten die Europäer im Vergleich mit anderen Kontinenten relativ wenig Kapital in Afrika. Die einzige Ausnahme war Südafrika, die einzige Kolonie mit einer nennenswerten Anzahl von weißen Siedlern. Die Firmen die in Afrika investierten waren relativ klein, ausgenommen von Cecil Rhodes' Bergbaugesellschaft De Beers die in dem nach Rhodes benannten Rhodesien Diamanten schürfte. Diese Beobachtungen hätten eigentlich die Argumente der Befürworter des Imperialismus wie den Alldeutschen Verband, Francesco Crispi oder Jules Ferry schwächen müssen. Sie gingen davon aus das die Märkte Afrikas die Probleme der Überproduktion und der niederen Preise, ausgelöst durch die Depression, lösen würden. Nichts desto Trotz hat laut John A. Hobson, der immerhin Autoren wie Lenin, Trotzki und Hannah Arendt beeinflusste, die schrumpfenden europäischen Märkte den neuen Imperialismus ausgelöst. Spätere Historiker vermuten jedoch, das diese Argumente nur der Verschleierung der Tatsachen, nämlich das die Kontrolle über das tropische Afrika in einer Zeit der imperialen Rivalität der Großmächte, eine große strategische Bedeutung hatte.

Der Goldrausch in Witwatersrand, der zur Gründung von Johannesburg führte, war der Hauptgrund des zweiten Burenkrieges und stellte nach Hannah Arendt ein neues Element des Imperialismus' dar. Der Goldrausch führte dazu das "überflüssiges Kapital und überflüssige Arbeitskräfte sich die Hand gaben und das Land (in dem Fall Großbritannien) verließen".

Strategische Konkurrenz

Zwar wurde im tropischen Afrika selbst relativ wenig investiert, dafür war es aber strategisch umso wichtiger um den Suezkanal zu schützen. Dieser war strategisch enorm wichtig um lukrative Märkte wie Indien, China oder das südliche Afrika zu erreichen. Daher war die britische Regierung enormen Druck, besonders von Seiten der konservativen Partei, ausgesetzt, die Schlüsselwasserwege unter ihre Kontrolle zu stellen. Die Rivalität zwischen dem british Empire, Frankreich, Deutschlands und anderen europäischen Ländern war zu einem großen Teil die Folge des Imperialismus. Das gerade gegründete Deutsche Reich hatte vor der "neuen Periode" im Imperialismus noch keine Kolonien zur Verfügung und nahm eifrig am Rennen um Afrika teil. Das Deutsche Reich hatte jedoch einige Nachteile: Es war noch nicht in der Lage Überseegebiete zu kontrollieren da es keine Erfahrungen in moderner Nautik besaß, spät geeinigt wurde und noch immer sehr fragmentiert war. Dies änderte sich jedoch unter Bismarck. Nachdem er die Fundamente für die Isolierung Frankreichs durch sein Doppelbündnis mit Österreich-Ungarn das später zum Dreibund mit Italien gelegt hatte, berief er in den Jahren 1884-85 die [[Kongokonferenz ein, die Regeln für die effektive Kontrolle ausländischer Territorien festlegte. Deutschlands Expansionsdrang führte schließlich zum Tirpitz Plan der vorsah, die zweitgrößte Flotte hinter Großbritannien aufzubauen. Großbritannien reagierte gereizt darauf da es unbedingt auf Kolonialwaren angewiesen war. Es konnte nicht einmal seine benötigte Nahrung auf der Insel selbst produzieren. Daher startete im Jahr 1898 ein Wettrüsten der deutschen Marine und der Royal Navy. 1914 war die deutsche Marine schließlich die zweitgrößte der Welt, aber immer noch 40% kleiner als die britische. Laut Tirpitz wurde diese aggressive Flottenausrüstung eher von der Nationalliberalen Partei als von den konservativen Parteien. Dies beweist das die meiste Unterstützung des Imperialismus aus dem Bürgertum kam.

Otto von Bismarck

Bismarcks Weltpolitik

Ermutigt durch das national gesinnte Bürgertum begann Deutschland in den 1880er Jahre die weltweite Expansion. Manche forderten Kolonien auf den Philippinen, andere in Timor und die nächsten wollten Formosa (heute Taiwan einnehmen. Ende der 1870er Jahre begann man diese vereinzelten Forderungen nachzugehen die unter dem Namen Weltpolitik in die Geschichte eingehen sollten. Die Argumente dafür lieferten hauptsächlich merkantilistische Thesen. Im Jahr 1881 veröffentlichte Hübbe-Schleide Deutsche Kolonisation in dem er die These aufstellt, dass "nationales Bewusstsein eigenständige Überseepolitik benötigt. In den Pro-Imperialismus denkenden Kreisen, spielte oft auch der "Pan-Germanismus eine wichtige Rolle. Ein Ausdruck dieses Geistes war die Gründung des Deutschen Kolonialvereins der auch mit dem nationalistischem Alldeutschem Verband "ideenverwandt" war.

Der Konflikt der imperialistischen Staaten

Pierre Savorgnan de Brazza
Henry Morton Stanley

Während Pierre Brazza für Frankreich das Königreich Kongo erforschte, erkundete Stanley auf Befehl Leopold II von Belgien ebenfalls den Kongo. Leopold sollte dort später eine Privatkolonie errichten.

Frankreich okkupierte im Jahr 1881 Tunesien und im Jahr 1884 Guinea. Das führte zum Betritt Italiens zum Dreibund gemeinsam mit Deutschland und Österreich-Ungarn. Im selben Jahr besetzte Großbritannien das offiziell zum Osmanischen Reich gehörende Ägypten das zu diesem Zeitpunkt Sudan und Teile Somalias besetzt hielt. Italien besetzte in den Jahren 1870 und 1882 Teile von Eritrea, Deutschland erklärte Togo, Kamerun und Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia als deutsche Protektorate. Im Jahr 1895 gründete Frankreich Französisch-Westafrika und im Jahr 1910 Französisch-Äquatorialafrika.

Italien verfolgte weiterhin die Strategie es müsse einen Platz an der Sonne (sprich Kolonien besitzen) haben. Nachdem Italien den 1. Italienisch-Äthiopischen Krieg in den Jahren 1895-96 verloren hatte, okkupierte es einen Teil Somalias in den Jahren 1899 und 1890 sowie ganz Eritrea (1899). 1991 provozierte es einen Krieg gegen das Osmanische Reich bei dem es das heute Lybien gewann. Der 2. Italienisch-Äthiopischer Krieg in den Jahren 1935-36 war einer der letzten Kolonialkriege die eine Kolonialmacht austrug um ein anderes Land zu besetzen (Unabhängigkeitskriege gab es noch viele).

Anfang des 20. Jahrhunderts befreite sich Großbritannien auch aus seiner Isolation indem es ein Bündnis mit dem Japanischen Kaiserreich einging und diesem somit den Sieg Japans im Russisch-Japanischer Krieg ermöglichte. Im Jahr 1904 verbündete sich Großbritannien mit Frankreich durch die Entente cordiale die im Jahr 1907 durch Russland erweitert wurde. Sie war gegen den Dreibund von Deutschland gerichtet.

Die amerikanische Kolonialgesellschaft und Liberia

Auch die USA nahmen geringfügig an der Besetzung Afrikas teil. Durch ihre im Jahr 1816 durch Robert Finley gegründete American Colonization Society am Wettlauf um Afrika teil. Der Plan war, freie Schwarze in ihre "Heimat" zurückzuführen. Diese Freien Schwarzen wurden die ersten Baptisten - Prediger in Afrika. Die Kolonisation wurde durch die Eingeborenen bekämpft.

Der erste Präsident der American Colonization Society war der spätere US-Präsident James Monroe aus Virginia. Ironischerweise begründete der selbe Mann im Jahr 1823 die Monroe-Doktrin. Sie beinhalteten das sich die europäischen Nationen vom amerikanischen Kontinent zurückziehen sollen und sich nicht mehr in die Angelegenheiten souveräner amerikanischer Nationen einmischen sollten. Im Gegenzug blieb die U.S.A. zwischen den europäischen Mächten selbst, und zwischen ihnen und ihren Kolonien, neutral. Die Monroe-Doktrin waren die Basis der isolationistischen amerikanischen Außenpolitik des 19. Jahrhunderts.

Auch wenn die Kolonie Liberia niemals so groß werden sollte wie geplant, war dies nach Meinung der Befürworter nur der erste Schritt in Afrika. Einer der ersten Präsidenten der Gesellschaft war Jehudi Ashmun. Er träumte von einem amerikanischen Reich in Afrika. In den Jahren 1825 und 1826 annektierte und kaufte er Stammesland entlang der Küste und den wichtigsten Flüssen des Landes. Schon sein Vorgänger, Robert Stockton, "überzeugte" einen Stammesführer ihm Kap Mesurado zu verkaufen, indem er ihm eine Pistole an den Kopf hielt. Auch Ashmun setzte bei der Expansion auf Gewalt und unlautere Mittel. So kaufte er von einheimischen Königen Land für 500 Barren Tabak, drei Fässer Rum, fünf Behälter Schießpulver, fünf Regenschirmen, fünf eiserne Stäbe und zehn Paar Schuhe.

Die Gesellschaft kontrollierte Liberia bis ins Jahr 1847. In diesem Jahr erklärte sich Liberia unter dem Eindruck einer möglichen britischen Invasion, für unabhängig. Damit war Liberia der erste dekolonisierte Staat Afrikas. Bis ins Jahr 1867 schickte die Gesellschaft ungefähr 13.000 Emigranten nach Liberia. Nach dem amerikanischen Bürgerkrieg wollten viele Schwarze nach Liberia emigrieren doch die finanzielle Unterstützung der Kolonie ließ nach. Während ihrer letzten Jahre konzentrierte sich die Kolonialgesellschaft auf Bildungs- und Missionsaufgaben in Liberia, weniger auf die Zuwanderung.

Wettlauf

Als Start des eigentlichen Wettlaufs gelten die Errichtung des französischen Protektorates in Tunesien 1881 und die englische Besetzung Ägyptens im Jahre 1882, die bei den anderen „etablierten“ Kolonialmächten, aber auch bei aufstrebenden Ländern wie Belgien und Deutschland zu Begehrlichkeiten führten. Leopold II. hatte Ansprüche auf den Kongo angemeldet und Deutschland beanspruchte nach der Reichsgründung 1871 auch für sich Kolonialbesitz.

Auf der Kongokonferenz (18841885) wurde festgelegt, dass nur jene Macht das Recht auf Erwerb einer Kolonie haben sollte, welche sie auch tatsächlich in Besitz nahm (Prinzip der Effektivität). Dieser Beschluss bildete die Grundlage für die in den folgenden Jahren deutlich beschleunigte Aufteilung Afrikas in Kolonien durch die europäischen Mächte. 1896 waren nur noch der Staat Abessinien (nach der Befreiung aus der zwischenzeitlichen italienischen Kolonialherrschaft), Liberia sowie die Siedlungskolonien Oranje-Freistaat und Transvaal (nach dem Burenkrieg 1910 ins englische Kolonialreich eingegliedert) unabhängig.

Die Faschodakrise 1898 gilt als Ende des Wettlaufs, hier kam es zu einem Konflikt zwischen britischen und französischen Kolonialtruppen, der aus einer Kollision französischer Ansprüche für das Territorium des Sudans Anschluss an das Rote Meer zu erlangen und dem britischen Bestreben, das Niltal zu kontrollieren, resultierte.

Auch nach Ende des „Wettlaufs um Afrika“ gab es noch Territorialstreitigkeiten zwischen den Kolonialmächten Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Belgien und Portugal, die sich bis 1914 aber nicht in grundlegenden Änderungen der Kolonialgrenzen niederschlugen.

Siehe auch