Georg Anton Bredelin
Georg Anton Bredelin (* 18. September 1752 in Biberach an der Riß; † 15. November 1814 ebenda) war Lehrer, Schulvisitator, Magister und betätigte sich nebenher als Dichter, Musiker und Komponist.
Geboren wurde er 1752 als Sohn des Senators und Kriegskassiers Lorenz Bredelin und der Barbara Rauch. Er besuchte zunächst die katholische Lateinschule in Biberach, danach vermutlich die Klosterschule in Obermarchtal als Vorbereitung für sein Studium der Philosophie, das er im Wintersemester 1771/72 an der Freiburger Universität begann. Trotz seiner guten Fähigkeiten musste er wegen eines Streites mit seinen Eltern das Studium abbrechen und kam 1778 als Präceptor ins fürstenbergische Städtchen Hayingen. Dort konnte sich seine künstlerische Begabung voll entfalten.
Während seiner Jugendzeit fanden zweimal jährlich, zur Fastenzeit und am Schluss des Sommerhalbjahres im September, Schultheateraufführungen statt, in deren Anschluss die Schulpreise verliehen wurden. Diese Tradition setzte er nun an seiner neuen Wirkungsstätte mit eigenen Singspielen fort. Von den ungefähr zehn Stücken, die er in seiner Hayinger Zeit zu diesem Zwecke geschrieben haben dürfte, hat sich bislang nur das im April 1781 aufgeführte Spiel "Das Ziel und End des Menschen" auffinden lassen. Das gedruckte Textheft diente zugleich als Einladung; in ihm wird auch auf die Verleihung von Prämien an die Schüler hingewiesen.
Das Stück besteht, ganz in der Tradition der klösterlichen "Schulcomödie", aus einer dreiteiligen "Cantate", die in Rezitativen, Arien und Chören allegorischer Gestalten die Erschaffung der Welt durch Gott, die Erlösung durch Jesus Christus und die Heiligung durch den Heiligen Geist besingt. Zwischen den drei Teilen des Singspieles ist eine zweiteilige "Prose" (also ein gesprochenes Schauspiel) eingefügt, von der nur der Inhalt abgedruckt ist und in der der "große Verachter der Welt", der heilige Arsen, berichtet, "wie sehr wir jene Dinge zu fliehen haben, die uns von unserem erst- und letzten Ziel und Ende abhalten".
Nachdem Bredelin in Donaueschingen einen Normallehrkurs absolviert hatte, kam er im Jahre 1784 als Lehrer nach Hausach. Zwei Jahre später erschien als Druck zum Namenstage des Fürsten Joseph Maria Benedikt von Fürstenberg Bredelins Huldigungsgedicht "Minervens letztes Fest". Wegen seiner hervorragenden Leistungen im Schuldienst wurde Bredelin im Jahre 1787 zum Fürstenbergischen Schulvisitator ernannt.
Um diese Zeit entstand Bredelins Singspiel "Die Weibermühle von Tripstrill", die in Wolfach von der von ihm vermutlich gegründeten und geleiteten "Commedianten-Compagnie" erstmals gespielt wurde. 1788 führte die Compagnie im Rathaus eine "Fuxen-Commedie" auf, die vermutlich auch aus Bredelins Feder stammt. Möglicherweise entstand aus der Commedianten-Compagnie zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Freie Narrenzunft Wolfach, die 1816 erstmals erwähnt wird und die deren Spieltradition und somit auch die Weibermühle übernahm, die sie bis heute zur Fasnetzeit aufführt.
Durch seine kränkliche Ehefrau hatte Bredelin während seiner Hausacher Zeit große finanzielle Schwierigkeiten zu überstehen; trotzdem weigerten sich seine Eltern wegen einer moralischen Verfehlung, ihn zu unterstützen. Im Jahre 1788 richtete er deshalb eine Bittschrift an den Fürsten von Fürstenberg. Kurz darauf erhielt er eine Berufung zum Professor an der Lateinschule des Klosters Schuttern, seine Schulden wurden vom Abt beglichen. Doch Bredelin kehrte wegen der Auflösung der Schule bereits ein Jahr später wieder nach Hausach zurück. Dort veröffentlichte er 1796 ein Büchlein mit dem Titel "Biblische Beispiele über die vornehmsten Gegenstände der Religionslehre".
In seiner Heimatstadt Biberach an der Riß setzte Bredelin von 1797 an bis zu seinem Tode 1814 seine Laufbahn als Magister und Musikdirektor fort, widmete sich weiterhin der Schauspielerei und leitete auch Konzerte. So dirigierte er beispielsweise im Jahre 1802 Haydns Schöpfung. Im Schwäbischen Landesmusikarchiv in Tübingen hat sich die Abschrift eines von Bredelin komponierten vierstimmigen "Dies Irae" erhalten. Die katholische Komediantengesellschaft in Biberach an der Riß, deren zweiter Vorsteher er war, führte 1802 das von ihm komponierte Singspiel in drei Akten "Die Wilden" auf. Auch eine große Oper mit dem Titel "Der Berggeist" schrieb Bredelin, von der aber nur die Aktorenliste erhalten ist.