Benutzer:Zenon/Materialien
- Für unbedingt, dringend notwendig halte ich eine wirklich schneidende Auseinandersetzung mit dem logischen Positivismus, oder, wie sie es nennen, der analytischen Philosophie, als der eigentlich aktuellen Form der Verdummung.
- Theodor W. Adorno (Brief an Enzensberger vom 10.9.1965)
- Diese Lektüre [der Schriften Adornos] schlug sich in den kultur- und medienkritischen Essays nieder, die Enzensberger 1962 veröffentlichte. Die von ihm eingeführte Kategorie der "Bewusstseins-Industrie" knüpfte direkt an die Medienkritik Adornos an, wie er sie in der Dialektik der Aufklärung entwickelt hatte.
- Stefan Müller-Doohm (Adorno, 2003, S. 622)
- Weit eher als an Jesum Christum glaube ich an das Christkindchen.
- Theodor W. Adorno (Adorno-Archiv, Ts 52021)
- Die aufklärende Intention des Gedankens, Entmythologiserung, tilgt den Bildcharakter des Bewusstseins. Was ans Bild sich klammert, bleibt mythisch befangen, Götzendienst.
- Theodor W. Adorno (Negative Dialektik, ca. S. 200)
- Otto Ernst Schmidt wurde am 7. Oktober 1862 in Ottensen in Holstein unweit Hamburg geboren. Er entstammte einer Zigarrenmacher-Familie, "noch dazu einer zahlreichen". Er besuchte die Hamburger Lehrerbildungsanstalten, unterrichtete 18 Jahre lang an Hamburger Volksschulen, eine Zeitlang auch an einer höheren Töchterschule. 1887 heiratete er seine Kollegin Helmy Scharge; sie schenkte ihm "in einer wunderbar glücklichen Ehe" fünf Kinder. Er war mit ganzem Herzen Lehrer, "bis der Trieb zum Schreiben mächtiger wurde als der zum Lehren". Seit 1901 konnte er von den Einkünften als freier Schriftsteller und als Vortragskünstler leben, zunächst in Eimsbüttel, 1903 in Groß-Flottbek.
1891 gründete er die Hamburger "Literarische Gesellschaft". Um die Jahrhundertwende stellten sich große Erfolge mit Bühnenwerken von ihm ein. Mit der Semper-Triologie (Asmus Sempers Jugendland 1904, Asmus der Jüngling 1907 und Semper der Mann 1914) hatte Otto Ernst den größten Erfolg. "Beim Lesen dieses Buches hat man die Empfindung, als gehe man im Sonnenschein an blühenden Gärten entlang" beschrieb ein Kritiker den erstem Semper-Band. Das Interesse an Musik, Theater und Literatur, dieser Hunger nach Kultur von Menschen ziemlich am Ende der sozialen Stufenleiter ist eine der großen Überraschungen der Semper-Geschichten.
Otto Ernst war seinerzeit ein beliebter und bekannter Schriftsteller, dem man ein lebensfrohes Temperament nachsagte. Die Kritiker ließen zwar selten ein gutes Haar an ihm, das brachte ihn jedoch nicht von seinem Weg ab. Er sei hoffnungslos unmodern, schrieb er in seiner kurzen Selbstbiografie, weil er zu Gutem und Bösem nicht schweige und stillhalte, sondern kämpfe, weil er entgegen der Mode und trotz eigener schwerer, ja widerwärtiger Erfahrungen Optimist sei; weil er nach einer gesunden, schlichten Kunst strebe.
Zu seinem 60. Geburtstag 1922 begannen "Gesammelte Werke" zu erscheinen, im folgenden Jahr lagen sie in 12 Bänden vor. Drei Jahre danach, am 5. März 1926, ist Otto Ernst in Groß-Flottbek gestorben, erst 63 Jahre alt.- Aus: Nachwort von Herbert Reinoß in: Otto Ernst: Jugendland, Hamburg 1983 S. 261ff
- Die Vermittlung ereignet sich durch die Extreme hindurch.
- Theodor W. Adorno (Drei Studien zu Hegel)
- Eine ursprüngliche, nicht auf die geistige Übereinstimmung zurückführbare Zuneigung, die selten des leicht sinnlichen Wohlgefallens entbehrt, die aus dem bloßen Zusammensein oft schon Erquickung zieht, verbindet wahrhaft befreundete Menschen. Wo sie fehlt, entsteht trotz aller seelischen Berührungspunkte keine Freundschaft.
- Siegfried Kracauer ("Über die Freundschaft")
- Jürgen Habermas (1981): Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft
In Ders.: Theorie des kommunikativen Handelns, Band 2- ISBN 3-518-11502-2 (Edition Suhrkamp)
- Heinz-Theo Homann (1997): Das funktionale Argument. Konzepte und Kritik funktionslogischer Religionsbegründung
- ISBN 3-506-73955-7 (Schöningh)
- Heinrich Rombach: Substanz System Struktur. Die Ontologie des Funktionalismus und der philosophische Hintergrund der modernen Wissenschaft
- Band 1 (1965), Band 2 (1966); Verlag Karl Alber Freiburg/München
- Bei "meinem" ALDI stehen die deponierten Einkaufswagen in drei Reihen. Kunden, die einen solchen Wagen benutzen, wählen vor dem Einkauf eine Reihe, aus der sie ihn herausnehmen, und nach dem Einkauf eine Reihe, in die sie ihn zurückstellen. Bei "meinem" ALDI sind die Einkaufswagen auf die drei Reihen ständig ungleichmäßig verteilt: Mal ist die rechte, mal die mittlere, mal die linke die mit Abstand kürzeste oder längste. Aber ich bin sicher, dass eine hohe Ausgewogenheit zustande kommt, wenn genügend viele Benutzer teilnehmen. So auch bei der Wikipedia.
- Zenon 12:12, 16. Sep 2003 (CEST)
- Das ist ein schelmisches, originelles Sachbuch über Logik, Informationstechnologie und mehr. Ein genialer Wurf! Das gilt sowohl für den Inhalt als auch für die kongeniale Form -- vor allem das virtuose Wechselspiel von Ausführungen, Dialogen, Gedankenspielen, Strukturen. Unendliche Muster in Logik, Mathematik, Malerei und Musik -- damit beginnt es. Ein weiteres Hauptthema ist die künstliche Intelligenz. Besonders faszinierend finde ich die Analogien von Insektenstaaten und Computer-Programmen: Auf einer Ebene gibt es die "dumme" einzelne Ameise bzw. den für sich sinnlosen "On-Off-Zustandswechsel", auf einer anderen Ebene korrespondieren damit Sinn, Bedeutung, "Intelligenz". CD und Musik, Genom und Phänotypus, Gehirnzellen und Bewusstsein, Einzelunternehmen und Volkswirtschaft; hier fliegt ein einzelner Vogel, dort bewegt sich ein Schwarm; hier perlen Wassertropfen, dort plätschert ein Bach: Quantität als Voraussetzung einer neuen Qualität. Ein unerschöpfliches Buch, eine unendliche Geschichte.
- U. Me.: Hofstadter: Gödel Escher Bach
- Kindlers neues Literaturlexikon 7, S. 1023f
- Jürgen Habermas & Niklas Luhmann (1971): Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie - Was leistet die Systemforschung?
- Suhrkamp (Theorie-Diskussion)
- Institut für Sozialforschung an der Frankfurter Universität
- Stiftung Hamburger Institut für Sozialforschung
- Blick ins Konversationslexikon. - Kennzeichnend für die geistige Situation heute ist das Konversationslexikon. Seit fünfzig Jahren sind so viele Daten, Begriffe, Errungenschaften, vor allem auf technischen Gebieten, zu verzeichnen, dass die theoretisch bedeutsamen Kategorien nur noch in drastisch gekürzter Form präsentiert werden können. Die neu aufgenommenen Titel sind ohnehin nur von knappen Abrissen begleitet, Genaueres geht einzig den Fachmann an. Die Technik wirkt auf die gedanklichen Bereiche zurück. Wer etwas näher über historische, religiöse, philosophische Themen sich unterrichten will, benutze das entsprechende Handbuch oder die spezifische Monographie. Für sie gilt freilich dasselbe wie für das Lexikon. Man vergleiche moderne Nachschlagewerke der Zoologie und Brehms Tierleben. Je exakter die Kenntnis, desto weniger teil hat der Laie an ihr. Mit der Vermehrung wissenschaftlich garantierten Materials geht seine Beziehung zur Bildung zurück, je minutiöser beackert, desto enger das Blickfeld des Fachmanns, auf das in zunehmendem Maße seine Bildung sich reduziert. Geist löst sich auf.
- Max Horkheimer (1966-69): Notizen 1950 bis 1969
- Vom Unterschiede der Lebensalter. - Wenn ein erwerbsloser Arbeiter oder Angestellter das vierzigste Jahr überschritten hat, bekommt er heute schwer eine Anstellung. Ist er beschäftigt, so muss er die Entlassung befürchten. Die jüngere Konkurrenz arbeitet billiger und rationeller. Er wird ein wertloser, ungeschickter Alter. Er fällt allen zur Last.
Wenn ein Kommerzienrat sechzig oder siebzig Jahre wird, gibt es im Betrieb eine Feier. Aus den Reden beim Diner geht hervor, wieviel die Arbeitskraft und die Erfahrung des verehrten Seniors für die Firma und den ganzen Wirtschaftszweig bedeuten.
Die Eigenschaften der Lebensalter sind je nach der Klassenlage verschieden.- Max Horkheimer (Dämmerung - Notizen in Deutschland, 1926-31)
- Romano Guardini (1953): Die Lebensalter
- ISBN 3-7867-1256-5 (Topos Taschenbuch)
- Arthur Schopenhauer (1851): Vom Unterschiede der Lebensalter
- In Ders.: Aphorismen zur Lebensweisheit (6. Kapitel)
- Warum Luther für mich der größte Deutsche ist (Stimmabgabe bei ZDF-Aktion "Unsere Besten"):
Er ist die wohl größte Gestalt der deutschen Kirchengeschichte, nahm mit seiner Bibelübersetzung maßgeblich auf die Entwicklung der deutschen Sprache Einfluss und ist einer der ganz wenigen Deutschen, deren Ruhm und Bekanntheitsgrad sich über die Jahrhunderte auf hohem Niveau gehalten haben. Natürlich ist er als ganz Großer auch umstritten. (Der Nominator ist übrigens Katholik.)- Zenon 00:17, 3. Sep 2003 (CEST)
- Die Welt ist schön, wo es McDonalds gibt.
- Verglichen mit dem, was sie anrichten, kommen die Menschen bei mir recht gut weg.
- Zenon 12:21, 4. Sep 2003 (CEST)
- Es liegt in der Bestimmung der negativen Dialektik, dass sie sich nicht bei sich beruhigt, als wäre sie total; das ist ihre Gestalt von Hoffnung.
- Theodor W. Adorno (Negative Dialektik)
- Negativität heißt bei Hegel das Gegenteil dessen, was man vermuten würde. Die negative Energie ist nämlich das "Positivste" am Menschen. Hegel meint damit die Arbeit, auch die begriffliche Arbeit und alle Weisen des "Formens". Dadurch macht sich der Mensch frei von den Fesseln des Materials und der Natur; er wird Geistmensch.
- 1. Hegels Rede: Identitat von Identität und Nichtidentität
2. Adornos Rede vom Nichtidentischen (Negative Dialektik)- Zenon 19:04, 7. Sep 2003 (CEST)
Philosophie ist "Liebe zur Weisheit" im Sinne des Strebens nach Wissen (theoretische Philosophie) und des demzufolge bewussten Strebens nach dem Guten (praktische Philosophie). Beide näheren Begriffsbestimmungen finden sich im Werk des ersten Systematikers unter den philosophischen Denkern: Aristoteles. Sowohl dessen athenische Wirkungsstätte als auch die griechische Herkunft des Wortes "Philosophie" (philos = Liebhaber, Freund; sophia = Geschicklichkeit, Klugheit, Weisheit) zeigen an, dass Griechenland als die "Wiege der Philosophie" gelten kann, jedenfalls der europäisch-westlichen. Nur in einem von dorther übertragenen Sinn kann heutzutage etwa auch von asiatisch-östlicher Philosophie die Rede sein. Streng genommen, ist die Bezeichnung "Philosophie" für übrigens viel stärker auch ins Religiöse hinüberspielende Phänomene wie Buddhismus und Taoismus ähnlich unangemessen wie z.B. die Bezeichnung "Sport" für Erscheinungen wie Tai-chi oder Judo. Dennoch hat es durchaus seine Berechtigung, wenn mittlerweile auch der Weg einer Interkulturellen Philosophie beschritten wird. - Zenon 08:43, 24. Sep 2003 (CEST)
- Posthistoire heißt nicht, daß nichts mehr geschieht. Im Gegenteil, Ereignisse, Sensationen, Katastrophen allerorten! Aber es ändert sich nichts Wesentliches mehr in der Grundstruktur der westlichen Gesellschaft. Und der Rest der Welt hat kaum eine andere Option als die, sich an diese westliche Grundstruktur anzupassen.
- Anstelle der wirklichen Anstrengung und Arbeit des Begriffs, die ein alter Hegelianer wie Bloch doch weiß Gott schwer zu nehmen hätte, ist das Buch wie ein reißendes Gewässer, in dem alles mögliche Zeug, vor allem Konservenbüchsen, herumschwimmt, überreich an einem teilweise übrigens etwas apokryphen Stoff, aber arm einfach an geistigem Gehalt.
- Theodor W. Adorno (Brief an Peter Suhrkamp, 1958)
- Das Selbst lebt einzig in der Entäußerung.
- Theodor W. Adorno (Aufzeichnungen zu Kafka)
- Luhmanns "Soziale Systeme" lesen und zu jedem Satz, der sich auf die Wikipedia anwenden lässt, eine entsprechende Notiz machen.
- Zenon 12:24, 16. Sep 2003 (CEST)
- Die Sozialhilfe besteht in staatlichen finanziellen Zuwendungen an bedürftige Personen zu deren Lebensunterhalt.
- Zenon 10:57, 25. Sep 2003 (CEST)
- Es wäre stur und ein Stück jenes Kulturkonservativismus, der schließlich selber nur der Kulturindustrie zugute kommt, wenn man auf die Massenmedien verzichten und sich auf handgeschöpftem Bütten tummeln wollte (...). Wenn irgendwo, dann ist an dieser Stelle der Brechtsche Begriff des "Umfunktionierens" zuständig. (...) Ich halte mich (...) für alles eher als einen Defaitisten.
- Theodor W. Adorno (Brief an Herbert Marcuse vom 12.2.1960)
- "Und die Verrückten sollen sie loslassen, mögen sie in die Stadt gehen, wohin sie wollen, wenn Verrückte sogar Armeen kommandieren, dann wird Gott wohl auch diese frei herumlaufen sehen wollen."
- Aus "Krieg und Frieden" von Leo Tolstoi (Übersetzung: Werner Bergengruen), S. 1175
- Die Wilden sind nicht bessere Menschen.
- Theodor W. Adorno (Minima Moralia, Erster Teil, Nr. 32, 1944)
- Wildheit (engl. savagery), Bez. der ältesten menschl. Kulturphase in dem Periodisierungsschema W., >Barbarei und >Zivilisation. Bei marxist. beeinflussten Kulturhistorikern bes. im angelsächs. Sprachraum wird dies Stadium noch in neuerer Zeit mit dem Paläolithikum gleichgesetzt.
- Meyers Enzyklopädisches Lexikon (Bd. 25, 1979 - kompletter Artikel)
- Die Kraft des Denkens, nicht mit dem eigenen Strom zu schwimmen, ist die des Widerstands gegen das Vorgedachte. Emphatisches Denken fordert Zivilcourage.
- Theodor W. Adorno (Anmerkungen zum philosophischen Denken)