Eurodance
Eurodance (auch Dancefloor) bezeichnet eine kommerzielle Stilrichtung innerhalb der elektronischen Tanzmusik, die zwischen 1992 und 1997, vor allem in Europa, sehr populär war und zahlreiche Charterfolge hervorbrachte. Charakteristisch ist eine Kombination aus Techno-Rhythmus, Pop-Refrain und Rap-Strophe.
Merkmale
Eurodance-Titel ähneln sich untereinander vom Konzept her sehr stark. Verwendet werden in der Regel ausschließlich elektronische Klänge. Der typische Rhythmus ist ein Techno-ähnlicher Beat im 4/4-Takt bei 110 bis 160 BPM. Die Refrain-Melodie ist harmonisch und wird meist durch Strophen mit Rapeinlagen unterbrochen. Typisch ist ein Wechselspiel zwischen einer weiblichen Sängerin (Refrain) und einem männlichen Rapper (Strophe). Wenn keine Rapeinlagen vorkommen, wird der Titel meist von nur einem Sänger oder Sängerin gesungen, wobei die Rapparts durch gesungene Strophen ersetzt werden. Auf den Refrain folgen häufig einprägsame instrumentelle Akkordmuster. Die Texte sind bis auf wenige Ausnahmen in englischer Sprache gehalten und zumeist belanglos. Besungene Themen sind Liebe, Musik, Tanzen und Feiern. Normalerweise repräsentieren ausschließlich die Sänger(innen) und Rapper, selten mehr als 3 Mitglieder, das Dance-Projekt in der Öffentlichkeit.
Geschichte
Der Begriff Eurodance entstand erst nach dem kommerziellen Abebben dieses Genres. Der Name wurde für Sampler gewählt, auf denen ehemalige Charterfolge nochmals vermarktet wurden. Zuvor wurde diese Musikrichtung häufiger als Dancefloor oder einfach Dance bezeichnet. Die Produzenten stammten in der Regel aus europäischen Ländern, insbesondere Italien, Schweden, den Niederlanden und Deutschland. Die Interpretenbesetzung der Dance-Acts war hingegen oftmals international. Vor allem die Rapper der deutschen Dance-Formationen waren häufig in Deutschland stationierte GIs.
Zu den ersten erfolgreichen Veröffentlichungen mit den eurodancetypischen Merkmalen zählen Rhythm Is A Dancer von SNAP!, It’s my Life von Dr. Alban und More and More vom Captain Hollywood Project. Ein früher Eurodance-Titel, der ohne Rap-Einlagen auskommt, ist What is love von Haddaway. Diese Titel waren so erfolgreich (alle Nummer-Eins-Hits in Deutschland außer Haddaway; Platz 2), dass das Konzept anschließend vielfach von anderen Produzenten übernommen wurde. Weit verbreitet war der Stil zwischen 1993 und 1995 mit dem Höhepunkt im Jahr 1994, als der Großteil der Chart-Hits diesem Genre zugeordnet werden konnte. Sehr beliebt war der Stil ebenfalls bei Fahrgeschäften auf Jahrmärkten und wurde daher abwertend auch Kirmestechno genannt. Danach wurden von VIVA, im Gegensatz zu den vorangegangenen Jahren, kaum noch Eurodance-Nummern in die Playlist aufgenommen. Die Verkaufszahlen sanken deutlich und nur noch vereinzelt gelang der Einstieg in die Charts.
Ähnlich wie die 1980er Jahre oft mit dem Synthie Pop assoziiert werden, wird Eurodance heute oft - neben anderen Stilrichtungen wie Techno - als typische Musik der 1990er Jahre angesehen. Dies äußert sich z.B. auf sogenannten 90er Jahre-Partys, auf denen Eurodance eine der meistgespielten Stilrichtungen ist.
Verwandte Stile
Bevor Eurodance erfolgreich wurde gab es bereits Musikrichtungen mit ähnlichen Stilelementen. Mehrere der späteren Eurodance-Formationen veröffentlichten zuvor Titel in einem Stil, der auch als Hip House bezeichnet wird. Zu diesen Formationen zählen Technotronic (Pump Up The Jam, This Beat Is Technotronic), SNAP! (The Power, Ooops Up) und Twenty 4 Seven (I Can't Stand It). Bei diesen Titeln gibt es bereits ein Wechselspiel zwischen Gesangs- und Rapeinlage, allerdings ist der eurodanceartige Techno-Rhythmus noch nicht vorhanden und die Refrains sind meist weniger poppig. Technolastiger sind The KLF (Justified And Ancient) und The Shamen (Ebeneezer Goode).
Etwa zeitgleich zur Erfolgswelle des Eurodance gab es einige Dance-Formationen aus den USA, die international erfolgreich waren. Der Sound dieser Interpreten liegt jedoch eher beim House. Bekannte Interpreten sind Reel 2 Reel (I Like to Move It), 20 Fingers (Short Dick Man) und The Outhere Brothers (Boom Boom Boom).
Mit nachlassendem Erfolg des typischen Eurodance-Konzepts war ein ähnlicher Sound zunehmend erfolgreich. Dieser verzichtete jedoch auf Rapeinlagen, war schneller und verwendete gepitchte Stimmen für Gesangseinlagen. Bekannte Vertreter, dieses häufig als Happy Hardcore bezeichneteten Sounds, sind Mark 'Oh (Tears Don’t Lie), Dune (Hardcore Vibes) und Scooter (Endless Summer). Ein anderer eurodanceähnlicher Sound behielt die Rapeinlagen bei, tauschte jedoch die Techno- gegen Hip-Hop-Beats und brachte Interpreten wie C-Block (Time Is Ticking Away), Down Low (Jonny B) und Nana (Lonely) hervor. Für diesen Musikstil kursiert im Internet mittlerweile die Bezeichnung „Eurorap“. Gelegentlich schafften jedoch auch nach 1997 noch typische Eurodance-Titel den Sprung in die Charts, vor allem solche von Modern Talking, die sich nach ihrer Reunion im Jahr 1998 diesem Musikstil widmeten.
Bekannte Titel
Nummer-Eins-Hits der Media-Control-Charts in Deutschland (mit Verweilzeit auf Platz 1):
- SNAP! - Rhythm Is A Dancer (25. Mai - 27. Juli 1992)
- Dr. Alban - It's My Life (3. August - 21. September 1992)
- Captain Hollywood Project - More And More (21. Dezember 1992 - 11. Januar 1993)
- Culture Beat - Mr. Vain (21. Juni - 16. August 1993)
- Magic Affair - Omen III (14. März - 9. Mai 1994)
- Prince Ital Joe feat. Marky Mark - United (13. Juni - 11. Juli 1994)
- Mo-Do - Eins, Zwei, Polizei (26. September - 17. Oktober 1994)
- Rednex - Cotton Eye Joe (7. November 1994 - 9. Januar 1995)
- La Bouche - Be My Lover (14. März - 9. Mai 1995)
Bekannte Interpreten
Insgesamt gibt es eine sehr große Anzahl an Interpreten dieses Genres. Viele konnten jedoch keine großen Charterfolge im deutschsprachigen Raum verzeichnen und werden deswegen an dieser Stelle nicht aufgelistet. Neben Eurodance, haben mehrere der genannten Formationen auch noch Titel in anderen Stilrichtungen veröffentlicht.
Siehe auch
Weblinks
- www.dancefloor.de.vu Deutschsprachiges Onlinemagazin zur Musikrichtung Dancefloor
- EuroDanceHits.com Englischsprachiges Onlinemagazin zur Musikrichtung Dancefloor, mit video etc
- Eurodance Encyclopedia Sehr umfangreiche Seite zum Thema