İpek İpekçioğlu
Ipek Ipekçioğlu (* 1972 in München), auch bekannt als DJ Ipek oder DJane Ipek, ist eine international renommierte, mehrfach ausgezeichnete Berliner She-DJ und freie Autorin. Als Eventmanagerin und Aktivistin ist sie Teil des Künstlernetzwerkes Kanakwood und Mitbegründerin zweier Vereine. Daneben tritt die ausgebildete Sozialpädagogin als Referentin zum Themenkreis „Homosexualität und Migration“ auf.
Leben
Ausbildung und gesellschaftliches Engagement
Die türkischstämmige Deutsche, die offen homosexuell lebt, studierte Sozialpädagogik. Ihre Diplomarbeit schrieb sie 1997 über das Thema Lesbisch und Türkisch! Ein Widerspruch!? Selbstbild der lesbischen Immigrantinnen der 2. Generation aus der Türkei, die ihren Lebensmittelpunkt in der BRD haben. Eine Reihe ihrer späteren Aufsätze zu Identitätspolitik und Homosexualität wurden in Fachzeitschriften bzw. -büchern veröffentlicht. Bezüglich dieser Themen tritt sie auch als Referentin auf und findet Erwähnung in den Medien. In einer vom Ministerium für Justiz, Frauen, Jugend und Familie des Landes Schleswig-Holstein herausgegebenen Publikation wurde auf ihren Beitrag in Vom anderen Ufer. Lesbische und schwule Migrantenjugendliche (2000) Bezug genommen[1]. Daneben ist sie Co-Autorin des Bandes Lebenswelten von Migrantinnen und Migranten in Berlin (2001), der in der Reihe Dokumente lesbisch-schwuler Emanzipation erschien und von der Berliner Senatsverwaltung herausgegeben wurde.
Nach dem Studium bildete sich Ipekçioğlu im Bereich Eventmanagement weiter und hostet heute u.a. das „postmigrantische“ Künstlernetzwerk Kanakwood (zusammen mit Gió Di Sera, Jale Arikan, Nermin Ucar und Shermin Langhoff), das unter anderem auch von Künstlern wie Fatih Akin, Eleni Ampelatiotov, Züli Aladag, Gianluca Vallero, Thomas Arslan, Neco Celik, Daniel Acht, Ali Eckert, Emily Atef oder Ayse Polat genutzt wird.
Die politisch und sozial engagierte Akademikerin gehört zu den Gründungsmitgliedern des Arbeitskreis Migranten unterschiedlicher sexueller Orientierung (Amuso) und der Gays & Lesbians aus der Türkei e.V. (GLADT). Auch aktiv ist sie in der in Anlehnung an Feridun Zaimoglus Buch Kanak Sprak entstandenen Aktivistengruppierung Kanak Attak, die eine migrantische Perspektive „jenseits von Identitätspolitik“ eröffnen will[2].
DJ und Musikerin

Seit Anfang der 1990er Jahre ist Ipekçioğlu als DJ bzw. DJane Ipek in der Berliner Clubszene ein bekannter Discjockey. Das Berliner Stadtmagazin Zitty nahm sie früh in die Liste der „wichtigsten kulturellen Persönlichkeiten der Stadt“ auf. Resident DJ ist sie im Kreuzberger SO36, in dem ihre monatliche „homOrientalische Gayhane“-Nacht zu den wichtigsten kulturellen Veranstaltungen der Schwulen- und Lesbenszene Berlins gehört. Daneben ist sie auch Resident DJ beim Berliner Club Deewane, der Hamburger Gay-Orient-Kitchen und im Re:Orient in Stockholm.
In Deutschland legte Ipek Ipekçioğlu auch bei Großveranstaltungen wie der Berlinale oder dem Karneval der Kulturen auf und hat sich zudem durch zahlreiche Auftritte im Ausland in Clubs und auf Festivals (u.a. New York, Amsterdam, Mali, Salvador de Bahia, Istanbul, Glasgow und Peking) international einen Namen gemacht.
Ihre verwegene Mixtur aus Techno und Bauchtanzrhythmen, aus orientalischen, türkischen, kurdischen, aber auch anderen, z.B. griechischen oder indischen Musikelementen kann dabei als stilbildend (Berliner Ethno-House) bezeichnet werden. In diesem Zusammenhang wurde sie z.B. von dem Musikkritiker Daniel Bax „Zeremonienmeisterin der transkulturellen Völkerverständigung“ genannt. Dies ergänzend stellte ihre Africa Festivals-Ankündigung in Bezug auf ihren speziellen Stilmix heraus „Ipek Ipekçioğlu breaks both musical and political taboos“, sie bräche sowohl mit musikalischen als auch mit politischen Tabus. Auf der Bühne begleitete sie schon so verschiedene Künstler wie Mercan Dede, Baba Zula, dZihan & Kamien und Nithin Sawney.
2006 gab die Deutschtürkin das Album Beyond Istanbul heraus, das im In- und Ausland sehr positive Kritiken erhielt, Album des Monats der Sendung „Weltempfänger“ im Bayerischen Rundfunk war. Außerdem komponierte DJ Ipek eine kleinere Anzahl Jingles und Filmmusiken.
Weitere Aktivitäten
In dem Spielfilm Berlin Beshert (2002) von November Wanderin übernahm Ipek Ipekcioglu, seit ihrer Kindheit dem Laientheaterspiel verbunden, eine Rolle als „Hava, das Traumgirl“. Das halbstündige Werk wurde am 12. November 2002 bei den Jüdischen Kulturtagen in Berlin uraufgeführt.
Auch belletristische Texte wurden von Ipekçioğlu veröffentlicht. In deutscher und türkischer Sprache erschien z.B. der von der Berliner Lesbenberatung heausgegebene Text Ayşe ist verliebt in Anja (1992). Daneben gehörte Ipekçioğlu zu den prominenten Deutschtürken, die einen Beitrag zu dem Buch Was lebst Du? Jung, deutsch, türkisch – Geschichten aus Almanya (2005) verfassten.
Auszeichnungen
In Schweden wurde sie durch das Homosexuellen-Magazin QX zum hippesten DJ Europas gewählt. Eine weitere internationale Auszeichnung war ein Sieg Ipekçioğlus bei der World Beat DJ Competition 2005 in London. Ihre CD Beyond Istanbul bekam einen Platz auf der Bestenliste des Preises der deutschen Schallplattenkritik
Diskografie
Album
- Beyond Istanbul. Underground Grooves of Turkey. Compiled by DJ Ipek Ipekçioğlu, 2006
Jingles
- Şimdi Now, 2004
- Dolmush X-Press – Festival
Filmmusik
- Katzenball von Veronika Minder
- The Best of the Wurst von Grace Lee. Berlinale Talent Campus, 2003
Veröffentlichungen
Belletristik
- Ayşe ist verliebt in Anja / Ayşe bir kıza aşık ..., hrsg. von der Lesbenberatung e.V., Berlin 1992.
- Turkish Coming-out, in: Ayşegül Acevit/Birand Bingül (Hrsg.): Was lebst Du? Jung, deutsch, türkisch – Geschichten aus Almanya. Knaur, München 2005, S. 103 ff. ISBN 978-3426777978.
Fachliche Beiträge
- Vom anderen Ufer. Lesbische und schwule Migrantenjugendliche, in: Iman Attia, Helga Marburger (Hrsg.): Alltag und Lebenswelten von Migrantenjugendlichen. Interdisziplinäre Studien zum Verhältnis von Migration, Ethnizität und gesellschaftlicher Multikulturalität. IKO-Verlag. Frankfurt am Main 2000, S. 173 ff. ISBN 978-3889395207.
- Lebenswelten von Migrantinnen und Migranten in Berlin, hrsg. vom Fachbereich gleichgeschlechtliche Lebensweisen, Senatsverwaltung für Schule, Jugend und Sport, Berlin 2001 (Dokumente lesbisch-schwuler Emanzipation, Bd. 19; Mitarbeit).
Quellen
- Ausführliche Künstlerbiografie auf www.cross-culture-music.de (Word-Dokument)
- Setcard auf www.africafestival.org
- Trikont: Pressespiegel zu Beyond Istanbul
- Homepage von November Wanderin: Biografien der Hauptdarsteller in Berlin Beshert
- Ankündigung eines Radioporträts auf WDR 5
- Türkisch und lesbisch - Ein Widerspruch? Umfassender WDR 3-Beitrag über Ipekçioğlu in Resonanzen - Die Welt aus dem Blickwinkel der Kultur
- Homosexualität und Islam von Ipek Ipekcioglu
Einzelnachweise
- ↑ landesregierung.schleswig-holstein.de: Sexuelle Orientierung - Thema für die Jugendhilfe
- ↑ Jeannette Goddar: "Stolz darauf, ein Kanak zu sein", Der Tagesspiegel, 24.06.1999