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Filmvorführer

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Ein Filmvorführer ist ein Filmtechniker, der kinematografische Positive jeglicher Art – in der Regel Filme – pünktlich im Rahmen einer Vorstellung – in der Regel in einem Kino – abspielt. In der Schweiz kennt man auch die Begriffe Operateur und Operatrice, in Frankreich spricht man von opérateur/opératrice-projectionniste im Gegensatz etwa zum opérateur-machiniste.

Tätigkeit

Der Beruf des Filmvorführens ist geprägt durch die feste Arbeitsstätte Vorführraum, auch: Kabine, die Arbeitszeiten 14.30 bis etwa Mitternacht von Mittwoch bis Sonntag bei einem Kino mit 28 Vorstellungen in der Woche. Das wären zum Beispiel an den erwähnten Wochentagen die Spielzeiten 3, 5, 7, 9 Uhr, wobei es in Abweichung von den Sexfilmbetrieben mit den Zeiten 4, 6, 8, 10 Uhr und vom allgemeinen Gebrauch nicht 15, 17 Uhr, usw. lautet. Außerhalb des Vorführraumes kümmern sich Filmvorführer auch um die Notstromanlage, ins Besondere deren Akkumulatoren, die Notbeleuchtung, die Heizung und den Filmumschlag.

Filmvorführer, Hauptoperateure und „Ablöser“, sind im Idealfall die besten Filmtechniker, denn ihnen obliegt die Aufgabe, sich in jede Produktion einzustimmen, um passende Vor- und Pausenmusik zu spielen, ganz allmählich abzudunkeln oder eben auch ein Mal zügig, den Gong so anzuschlagen, dass im ausverkauften Hause Besuchern und Platzanweisern genug Zeit bleibt, die Pause zu beenden, und mit allen auftretenden technischen Schwierigkeiten fertig zu werden. Gute Filmvorführung wird nicht bemerkt.

Besondere Kenntnisse

Filmvorführer kennen die Filmformate, die Bildformate, die Tonsysteme, die richtige Bildfrequenz, sie wissen, was zu tun ist, um einen Film scharf auf die Leinwand zu bringen, sie können Schadenersatzforderungen vom Kino fernhalten durch hieb- und stichfeste technische Befunde, quasi Zustandsprotokolle über die Mietsache bei Mietantritt.

Das Filmevorführen wird von Jahr zu Jahr interessanter, weil die Filmgeschichte immer länger wird. Dies hat immer mehr Verwicklungen und immer wieder neue Erkenntnisse aus älteren Filmtagen zur Folge. So ist heute viel besser bekannt wie es sich mit der Bildfrequenz beim Stummfilm verhalten hat, als vor zwanzig Jahren. Ein neues Verfahren oder neuartiges Material können die Anforderungen an den Filmvorführer schlagartig verändern. In dieser Beziehung sei bemerkt, dass noch lange nicht alle Möglichkeiten des Polyesterfilms ausgeschöpft sind.

Es gibt wohl das Mainstream-Kino mit einem Solitär, ein einziger Filmprojektor, zusammen mit automatischer Anlage und Fernsteuerung, doch klassisches Kino wird immer wieder laufen. [1]

Kinotechnik, das Handwerk der FilmvorführerInnen

Es gibt Einfädelautomatik bei Normalfilmprojektoren, aber die allerwenigstens VorführerInnen kennen oder benutzen sie. Es ist im Gegenteil Grundlage vom Berufsstolz, binnen nützlicher Frist die Kopie in die Maschine einzuspannen. Das kann nicht jeder.

Die Kinokopie ist untersucht, sie entspricht ISO 2939 oder nicht, nun muss man sie dem Zuschauerraum entsprechend aufs Loch genau einspannen. Das Konzept der Synchronität von Bild und Ton basiert nämlich auf einem Saal mit der angenommenen Tiefe von gut 28 Metern, während für die Projektionsdistanz 100 Fuß (30,48 m) vorausgesetzt wurde. Im Kino gilt nun eine Sitzreihe als „Synchronreihe“, sie steht ungefähr 14 Meter von der Bildwand entfernt. Aus dem Unterschied von Licht- und Schallgeschwindigkeit, letztere bei 21 Grad Celsius, resultierte dieser Abstand. In kleineren und größeren Theatern passen die Vorführer folglich den Bild-Ton-Abstand an.

Bis zur Einführung der Xenon-Entladungslampe als Lichtquelle waren die Vorführer mit dem Brennen von Kohlestiften beschäftigt. Das Licht der Kohlenbogenlampe stellt das heilige Feuer vom Kino dar, sein Herz. Wohl gab es Lampen für Kohlen, die über eine Stunde ununterbrochen brennen, doch der klassische Wechselbetrieb mit einem „Pärchen“, zwei Projektoren, liegt näher, wenn man schon Kohlen im Lampenhaus vorwärmt (zur Trocknung), sie einspannt, nachschiebt, die stillstehende Maschine abkühlen lässt, ihre Filmbahn reinigt und den nächsten Akt einspannt. Nicht zu vergessen ist der Vorteil vom Pärchen, dass man ohne Weiteres schlagartig das Bildformat wechseln kann, zum Beispiel vom Vorprogramm mit Normalbild (3:4) auf den Hauptfilm in einem breiteren Format.

Die Hände der Vorführer sind unverzichtbar für Reparaturen von Film und Apparatur. Mitunter wendet man zwei Stunden auf zur Vorbereitung einer älteren Filmkopie. Ein frisches Positiv ab Kopierwerk kann man dagegen der Dose entnehmen und mit Steckspulen sofort laufen lassen. In der D. D. R. waren bis zuletzt Kerne von 100 mm Durchmesser üblich. Im Gegensatz zur Situation im Westen mit viel zu kleinen Kernen, ein Überbleibsel aus den 1920er Jahren (!), wurde das Kopienkapital da konsequent gepflegt.

Die meisten Überwachungsfunktionen machen Filmvorführer mit dem Gehör. Schon feine Unstimmigkeiten im Lauf erwecken die Aufmerksamkeit. Zuletzt prüft man natürlich auch den Ton, der in der Vorführkabine im Kopfhörer und am Lautsprecher wiedergegeben wird, je nach dem einzeln jeden Kanal. Materialien, die zum Alltag gehören, sind Filmkitt, Reinigungsmittel, Klebebänder, Amorce, Tonlack, u. a. Zu den unverzichtbaren Einrichtungen zählen wir die Meßinstrumente Fußzähler, Schieblehre, Schrumpfungslehre, Meßschraube (Filmdicke), weiter Hobel oder Spalter und Klebepresse, Schweißgerät für Polyesterfilm, Umroller, Spulen, Spulenschränke, Fadenzähler (Meßlupe) und schließlich Prüfmaterialien für Laufbildwerfer und Schallwiedergabe-Apparatur.

Filme vorführen ist eine der sichersten Tätigkeiten. Das größte Berufsrisiko besteht neben der geringen Gefahr, einen elektrischen Schlag zu erleiden, darin, alkoholisiert die Eisentreppe hinabzustürzen. Zu viele Vorstellungen haben unter dem Trinken des Operateurs gelitten.

Quellen

  1. Beispiel traumkinobasel.ch

Literatur

  • Walter Meinel: Handbuch des Filmvorführers. 1932 ff.