Knut (Eisbär)

Knut (* 5. Dezember 2006 im Berliner Zoo) ist ein dort lebender männlicher Eisbär (Ursus maritimus).
Geburt und Aufwachsen im Zoo
Seine ebenfalls im Zoo von Berlin lebenden Eltern sind die Mutter Tosca und der Vater Lars. Nach einer problemlosen Tragezeit brachte die 20-jährige Eisbärin Tosca am 5. Dezember 2006 zwei männliche Jungtiere zur Welt. Es handelte sich dabei um die erste Eisbärengeburt im Berliner Zoo seit mehr als dreißig Jahren.
Die Eltern Knuts wurden immer wieder aus ihrer Umgebung gerissen. Knuts am 12. Dezember 1993 geborener Vater Lars stammt aus dem Tierpark Hellabrunn und wurde an den Zoo Neumünster gegeben als ihm mit Erreichen der Geschlechtsreife sein Vater Michi in München hätte gefährlich werden können. Von dort aus kam er nach Berlin. Lisa, Knuts Oma väterlicherseits, lebt nach wie vor in Hellabrunn während Michi 2006 an Herzversagen verstarb. Knuts Mutter Tosca, 1986 in Kanada geboren und früher im Staatszirkus der DDR gehalten, nahm ihren Nachwuchs nicht an. Eines der Jungtiere verstarb nach vier Tagen. Das verbliebene, Knut genannte Jungtier, das bei der Geburt 810 g wog, wurde daher von Tosca getrennt und durch das Team des Berliner Zoos versorgt. Die ersten 44 Lebenstage verbrachte es in einem Brutkasten, um möglichst sterile Bedingungen zu haben. Das Jungtier wurde rund um die Uhr von Tierpfleger Thomas Dörflein umsorgt, der dafür eigens eine Wohnung im Berliner Zoo bezog, um es alle vier bis sechs Stunden mit Futter zu versorgen.
Knut erreichte bei einer Untersuchung am 15. März 2007 ein Gewicht von 8,2 kg, so dass er in den folgenden Tagen erstmals der Öffentlichkeit präsentiert werden konnte. Die Zoo-Verwaltung hatte die Grenze von acht Kilogramm für die öffentliche Präsentation festgelegt, um das Tier in den ersten Tagen seines Lebens zu schonen. Am 23. März 2007 wurde Knut im Alter von 15 Wochen und mit einem Gewicht von neun Kilogramm der Öffentlichkeit vorgestellt. Insgesamt erschienen etwa 500 Journalisten aus aller Welt. Schon am folgenden Tag zog er Tausende von Besuchern an.
Ob Knut eine Zukunft im Berliner Zoo oder in einem anderen Zoologischen Garten haben wird, soll frühestens 2008 entschieden werden. Mittlerweile hat der Zoo allerdings Knut als Marke eintragen lassen, um Merchandising in Form von Tassen und T-Shirts betreiben zu können.[1]
Der Aktienkurs des seit 1841 börsennotierten Zoos stieg in Folge der Popularität Knuts von Mitte März bis Anfang April 2007 auf nahezu das Doppelte. In der Vergangenheit fand die Aktie „Zoologischer Garten Berlin AG“ kaum Beachtung.
Tierschutz
Die Aufzucht von Wildtieren von Menschenhand ist umstritten, da diese nach Meinung von Kritikern nicht artgerecht sei. Den von Menschen aufgezogenen Tieren fehle das Sozialverhalten natürlich aufgewachsener Tiere, sie seien für Auswilderung oder die Haltung in Gruppen unbrauchbar.
Richard Faust – Nachfolger Bernhard Grzimeks als Direktor des Frankfurter Zoos – und seine damalige Ehefrau zogen einen Eisbären in ihrer Wohnung auf und veröffentlichten darüber einen Fachartikel.
Im Leipziger Zoo wurde im Dezember 2006 ein Lippenbären-Jungtier eingeschläfert, nachdem es von der Mutter verstoßen worden war und eine artgerechte Aufzucht somit nicht mehr möglich gewesen sei.
Medienberichte über die Forderung eines Tierrecht-Aktivisten, die Aufzucht eines Eisbären durch Menschen sei artwidrig und er solle besser getötet werden, wurden von diesem als sinnentstellend zurückgewiesen. Die Bearbeitung einer Strafanzeige gegen den Berliner Zoo wegen nicht artgerechter Tierhaltung wurde zwischenzeitlich eingestellt.[2] Die Anzeige wurde zur Publicity-Aktion erklärt.
Medienberichterstattung
Das internationale Medieninteresse an dem Schicksal des von seiner Mutter verstoßenen Jungbären ist groß. Insbesondere Infotainment-Anbieter und Boulevardmagazine stürzen sich auf das Jungtier, seine Pflege(r) und seine Entwicklung. Boulevardzeitungen, unter anderem die Bild, die B.Z. und der Berliner Kurier, aber auch Tageszeitungen wie der Berliner Tagesspiegel berichten regelmäßig. Als erstes berichtete der Berliner Fernsehsender rbb regelmäßig mit exklusiv von den Pflegern für die Berliner Abendschau gedrehtem Filmmaterial, das lokale Zeitungen nachdruckten. Seit dem 30. Januar 2007 verfolgt der rbb wöchentlich das Leben des Bären und hat ein Weblog und Websites mit Filmen und Fotos eingerichtet.
Seit Mitte März berichten Zeitungen und Fernsehsender weltweit über den Bären. Die New York Times druckte offenbar ungeprüft am 21. März eine Reuters-Meldung[3] sowie am 23. März eine AP-Meldung[4] über die vermeintliche Tierschutzdebatte. Der australische Fernsehsender Channel 7 zeigte ebenfalls Bilder des Tieres, da ein australischer Zoo auf der Suche nach einem Männchen für die Zucht ist und Knut hierfür in Frage kommen könnte.
Knut wurde am 23. März von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel zusammen mit dem Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Der rbb und die Nachrichtensender N24 und n-tv berichteten live. Gabriel übernahm eine Patenschaft und schlug ihn als Symbolfigur für die internationale Artenschutzkonferenz 2008 in Bonn vor. Die Kunde seines ersten öffentlichen Auftritts verbreitete sich in Windeseile in alle Ecken der Erde, von China[5] über die USA, Japan und Usbekistan[6] bis nach Irland[7], Südafrika[8] und Indien[9].
Die ARD zeigt eine vom rbb produzierte Dokumentation über den kleinen Eisbären.[10] Seit dem 24. März 2007 werden die einzelnen Folgen wöchentlich am Samstagmorgen ausgestrahlt. Allein die erste Folge sahen fast eine Million Zuschauer, was einem Marktanteil von fast 15 Prozent entspricht.[11]
Es existieren zahlreiche private Internet-Weblogs über Knut.
Im englischsprachigen Raum wird Knut von Presse und Fans oft Cute Knut („Niedlicher Knut“ oder „Süßer Knut“) genannt, einige deutsche Sender gaben ihm den Spitznamen „Knuddel-Knut“.
In der internationalen Ausgabe der Vanity Fair vom Mai 2007 zierte Knut in einer Fotomontage mit Leonardo di Caprio das Titelcover während er in der deutschen Ausgabe vom April 2007 eine eigene Titelstory bekam.
Künstlerische Auseinandersetzung
Musiker komponieren und publizieren Lieder zum Thema Knut. Einerseits handelt es sich um Kinderlieder, in denen das Klischee des „Kuschelbären“ besungen wird, dem das Eisbärbaby in seinen ersten Lebenswochen nahezu perfekt entspricht. Das provoziert wiederum Karikaturen dieser Lieder. Überdies werden in manchen Liedern auch kritische Stimmen laut, die das Thema in andere Zusammenhänge übertragen. In den Internetportalen YouTube oder MyVideo sind zahlreiche Musikvideos mit Knut-Liedern verfügbar.
Siehe auch
Weblinks
- Eisbär Knut auf der Website des Zoologischen Gartens Berlin
- Knut-Videos und -Weblog beim rbb
- Linkkatalog zum Thema Eisbär Knut bei curlie.org (ehemals DMOZ)
Quellen
- ↑ AFP: Berliner Zoo lässt sich Eisbärname Knut als Marke schützen, 25. März 2007
- ↑ Julia Voss: Der Eisbär und die Giftspritze, Faz.net, 21. März 2007
- ↑ New York Times: Germany: Impossible Not to Love the Little Guy? Not Quite, 21. März 2007
- ↑ New York Times: Berlin Zoo Polar Bear Makes Public Debut, 23. März 2007
- ↑ CHINA daily: "Knut Day" in Berlin as polar bear cub goes public, 24. März 2007
- ↑ Matthew Schofield: Around the globe, polar bear lovers go nuts for Knut, Houston Chronicle, 24. März 2007
- ↑ Ireland On-Line: Polar bear cub Knut to meet world's media, 23. März 2007
- ↑ The Star: (Oh let me be) your teddy bear - Knut, 24. März 2007
- ↑ Zee News (India): "Knut Day" in Berlin as polar bear cub goes public, 24. März 2007
- ↑ http://programm.daserste.de/detail1.asp?heute=24.03.07&id=X000419702&sdatlo=24.03.07&sender=1&dpointer=9&anzahl=36&ziel=9
- ↑ FOCUS online: Zoo lässt „Knut“ als Marke schützen, 25. März 2007