FileMaker
FileMaker, heute FileMaker Pro, ist ein Datenbankprogramm für die Betriebssysteme Apple Mac OS und Microsoft Windows. Eine Datenbank ist eine strukturierte Sammlung von Informationen oder Daten, die nach Bedarf organisiert, aktualisiert, sortiert, durchsucht und gedruckt werden kann. Eine FileMaker Pro-Datenbank Lösung besteht aus einer oder mehreren Dateien, die jeweils eine oder mehrere Tabellen enthalten. Jede Tabelle besteht aus Datensätzen und Feldern, in denen die Daten gespeichert werden. Eine FileMaker Pro-Datei enthält sowohl Informationen über die Struktur der Datei als auch die Daten selbst und Programmcode. In der Struktur enthalten sind die Tabellen und ihre Beziehungen zueinander, Felder und Definitionen der einzelnen Tabelle(n), Formeln und Funktionen der Felder, Layouts (Darstellung der Felder auf dem Bildschirm als Formular, Liste, Tabelle, Report) und Scripte (Zusammenfassung mehrerer Funktionsschritte mit automatischem Ablauf) sowie Passwörter und Zugriffsrechte. Eine FileMaker Pro-Datenbankdatei enthält auch die Daten, die eingegeben wurden und mit denen gearbeitet wird.
Mit FileMaker ist es möglich, sowohl einfach strukturierte Datenbestände im Einzel- oder Netzwerkzugriff zu verwalten (Adressen, Inventar, Preislisten etc.) als auch komplexe Anwendungen wie Materialwirtschaften oder unternehmensweite Lösungen mit vielen gleichzeitig zugreifenden Anwendern zu erstellen. Im Gegensatz zu vielen anderen Programmen trennt FileMaker dabei nicht zwischen Entwicklungsumgebung und Datenbearbeitungsumgebung. Jeder Anwender im Netzwerk benötigt das vollständige System,mit dem sich auch eigene Anwendungen erstellen und bestehende verändern lassen.
Weltweit hat sich FileMaker neben MS Access (von Microsoft) zum Standarddatenbankprogramm entwickelt. Charakteristisch ist vor allem seine einfache, schnelle und intuitive Benutzbarkeit. Vor allem die schnelle Anpassung an neue Anforderungen wird von den Anwendern hervorgehoben.
Auch im Umfeld des Database Publishings z.B. zum Erstellen von datenbankgestützten Katalogen oder anderen strukturierten Druckerzeugnissen wird FileMaker zum Sammeln und Konfektionieren von Daten verwendet. Die Datenübergabe an Layoutprogramme erfolgt via Export CSV / XML oder auch via ODBC und nativen Zugriff seitens Adobe InDesign Plug-ins und QuarkXPress XTensions.
Weitere Merkmale des Programms:
- Mac OS- und Windows-Versionen von FileMaker können in einem Computernetzwerk gemeinsam auf dieselbe Datei zugreifen und alle erlaubten Operationen ausführen.
- Datenfelder können bis zu 2 GB Daten (FileMaker 8) aufnehmen.
- FileMaker Pro-Datenbanken speichern bis zu 8 Terabyte Daten (FileMaker 8) .
- fertige Datenbanken können fast auf Knopfdruck im Internet veröffentlicht werden.
- prozedurale, nicht objektorientierte Programmierung (Anwender-Skripte sowie AppleScript).
- mit FileMaker Pro Advanced ist eine Erstellung von Runtime-Versionen möglich, die ohne extra zu kaufende FileMaker-Lizenzen lauffähig sind und legal vertrieben werden können. Diese bieten jedoch keine Netzwerkunterstützung.
- Speicherung vieler Bild-, Medien- und Dateiformate in sogenannten Medienfeldern möglich.
- seit Version 8 native Erstellung von Excel-Dokumenten und PDF-Dokumenten (PDF-Erstellung mit Runtime-Versionen nicht möglich).
- mit Version 8.5 wurde der WebViewer eingeführt, der Webseiten oder HTML-Code als Objekte in einem Datenbankfeld anzeigt.
Geschichte
Version 1.0 von FileMaker wurde von der Firma Nashoba Systems für den Apple Macintosh entwickelt und 1985 ausgeliefert.
Die Firma Forethought, welche die Datenbank Nutshell für den IBM-PC verkaufte, kaufte FileMaker und verkaufte um 1986/87 eine Version unter dem Namen FileMaker Plus. 1988 kaufte Nashoba Systems es zurück und verkaufte FileMaker 4. Wenige Monate später übernahm die Firma Claris (eine Apple-Tochter) das Programm und brachte es als FileMaker II auf den Markt. Mit der Vorstellung von Claris FileMaker Pro sprang die Versionsnummer auf 1 zurück. FileMaker war das erste Datenbankprogramm, mit dem es möglich war, im laufenden Betrieb die Datenbankstruktur zu ändern, neue Datenfelder zu definieren und bereits existierende zu löschen. Ab Version 2.1, die 1993 erschien, war das Programm auch für Windows verfügbar. Seit der Version 3 (1996) ist FileMaker ein relationales Datenbanksystem, seit Version 4 verfügt es über ODBC-Import und rudimentäre SQL-Fähigkeiten.
Seit 1998 wird das Programm von der eigens gegründeten, aus Claris hervorgegangenen Firma FileMaker, Inc. hergestellt und vertrieben. Die 2004 erschienene Version 7.0 wurde komplett neu programmiert, das gesamte Datenmodell revidiert und die Funktionalität erheblich erweitert. Version 7 unterstützte erstmals Unicode sowie mehrere Tabellen pro Datei. An die Stelle von eindimensionalen Beziehungen zwischen Dateien traten nun vielschichtige Relationen zwischen Tabellenauftreten. Mit Version 8 kam die Möglichkeit hinzu, eigene Funktionen (custom functions) definieren zu können, die erstmal auch rekursive Aufrufe unterstützen, womit eine deutliche Erweiterung des Leistungsspektums erzielt wurde. 2006 erschien die Version FileMaker 8.5, die als neuen Datentyp über den sogenannten Webviewer Inhalte von Webseiten in Datenbanken direkt einbinden kann. Damit ist es z.B. möglich in einer Adessendatenbank zu einer gespeicherten Adresse den entsprechenden Kartenausschnitt von GoogleMaps direkt in dem jeweiligen Datensatz anzuzeigen.
Versionen
Das Programm ist in mehreren Versionen verfügbar:
- FileMaker Pro: das eigentliche Datenbankprogramm
- FileMaker Pro Advanced ( hieß bis Version 7 FileMaker Developer) entspricht FileMaker Pro erweitert um Entwicklerfunktionen (Database Design Report zur Analyse von Lösungen, Script Debugger, um Scripte Schritt für Schritt ablaufen zu lassen, selbstdefinierte Funktionen (Custom Functions), Erstellung eigener Menüs und Menübefehle und die Möglichkeit der Erstellung von beliebig vielen frei verteilbaren selbstablaufenden FileMaker-Applikationen (FileMaker-Runtime-Versionen, die ohne Installation einer FileMaker Pro Lizenz laufen)
- FileMaker Server: ermöglicht professionelles Arbeiten im Netzwerk (nötig ab 5 gleichzeitig auf eine FileMaker-Datei zugreifende Benutzer)
- FileMaker Server Advanced: ermöglicht nebem dem Netzwerkzugriff auch den Zugriff auf FileMaker-Dateien durch Web- und ODBC-Zugriff
- FileMaker Mobile: für die Arbeit mit Handheld-Computern unter Palm OS oder Pocket PC
Literatur
- Datenbankmanagement mit FileMaker Pro 8.5, Horst-Dieter Radke, SmartBooks, 2006, ISBN 978-3-908497-40-0, 456 Seiten.