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Rumburk

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Rumburk
Wappen von Rumburg
Koordinaten fehlen
Basisdaten
Staat: Tschechien Tschechien
Region: Ústecký kraj
Bezirk: Děčín
Fläche: 2469 ha
Geographische Lage: Koordinaten fehlen! Hilf mit.Koordinaten fehlen! Hilf mit.
Höhe: 387 m n.m.
Einwohner: 11.129 (2005)
Postleitzahl: 408 01
Struktur
Status: Stadt
Ortsteile: 3
Verwaltung
Bürgermeister: Jaroslav Sykáček (Stand: 2007)
Adresse: Třída 9. května 1366/48
408 01 Rumburk
Website: www.rumburk.cz

Rumburk (deutsch Rumburg) ist eine Stadt mit 11.000 Einwohnern an der Mandau im Norden Tschechiens im Okres Děčín, Ústecký kraj. Sie liegt an der deutschen Grenze und besitzt zwei Grenzübergänge nach Neugersdorf und im Ortsteil Horní Jindřichov nach Seifhennersdorf.

Geschichte

Rumburg wurde wahrscheinlich vor 1298 gegründet. Der Sage nach soll an der Salzstraße zwischen Sachsen und der Lausitz im Tale der Mandau eine kleine Burg gestanden haben. Eine erste urkundliche Erwähnung einer Pfarrei in den Meißner Matrikeln stammt aus dem Jahre 1346. Im Verlaufe des Mittelalters entstanden weitere Ortsteile: Aloisburg/Aloisov (1764), Altheide(Althaida)/Staré vřesovište (1597), Huttung/Strážišté (1771), Frankenstein/Podhájí (1764), Johannestal/Janské údolí (1791), ein Teil von Klause (1587), Neusorge(Neu-Sorge)/Nová Starost (1626). Allerdings waren bis 1879 Altheide, Neusorge, Frankenstein und Aloisburg selbständige Gemeinden. Als weitere Ortsteile werden auch Ober Hennersdorf/Horní Jindřichov, Nieder Ehrenberg/Dolní Křečany, Antonital/Antonínovo údolí, Vorwerk/Popluži und Wüstegut/Poustka genannt.

Das Wappen der alten Herrschaftsfamilie Berka von Duba weist mit seinen zwei Baumästen auf das altdeutsche Wort „Rone“ (Baumstumpf) hin, mit dem vermutlich der Name der Stadt Rumburg in Verbindung steht. Ältere Aufzeichnungen bezeichnen die heutige Stadt als Roneberch (1298), Ronberg (1347), Ronneperg, Ronsberg, Romberg, Ronsburg. Im Jahre 1347 erhielt Rumburg das Stadtrecht.

Nachdem zunächst die Herren von Berka die Stadt regierten, konnte unter der anschließenden Herrschaft des Geschlechtes der Wartenberge im 14. Jahrhundert das Salzmarktprivileg der Stadt zugesprochen werden. In den Jahren der Hussitenkriege schien Rumburg das Schicksal vieler anderer Gemeinden der Umgebung teilen zu müssen. So baten die Rumburger die Lausitzer um Hilfe vor den hussitischen Kämpfern. Als diese jedoch immer näher kamen, konnten sie problemlos in die Stadt einziehen – die Einwohner hatten die Tore der Stadt geöffnet um Schlimmeren vorzubeugen. Der Erfolg war jedoch nur mäßig, 1423 brannte die Stadt, und noch zum Ende des 15. Jahrhunderts bestimmte Not und Elend das Leben der Rumburger.

1485 erwarb die Familie von Schleinitz die Herrschaft von Tollenstein. Rumburg selbst wurde der Hauptort des „Schleinitzer Ländchens“ mit etlichen Kirchspielen. Aufgrund ihrer Regentschaft – zuletzt herrschte Graf Pötting – erhielt Rumburg 1543 das Privileg des Bierbrauens und erneut des Salzhandels, 1579 die Gerichtsbarkeit. Leineweber, Schneider, Schuhmacher, Schmiede, Schlosser, Bäcker und andere Zünfte bekamen zur selben Zeit ihre Privilegien. Allerdings muss Rumburg im Laufe der Jahre das Stadtrecht verloren haben, denn am 17.Dezember.1587 erhob Kaiser Rudolph II. die Gemeinde erneut zur Stadt, wobei er durch Vermittlung des Grundherren Georg Mehl von Strehlitz das Stadtwappen überreichte: "Ein roter Schild mit silberner Torburg mit offenem Tor. Die Torflügel sind blau, mit je drei goldenen Lilien belegt, im offenen Tor auf grünem Boden ein silberner Ritter, darüber, zwischen zwei Türmen, die rechts mit roten, links mit blauen Jagdhörnern belegt sind, hinter einem grünen Schilfbusch ein silberner Schwan mit goldenem Pfeil im Schnabel, goldenem Kreuz auf der Brust. Von unten bis zur Mitte des Schildes eine weiße Stadtmauer aus Quadersteinen." Während des Dreißigjährigen Krieges brannten Reiter Wallensteins im Jahre 1627 einen beachtlichen Teil der Stadt samt Kirche und Pfarrhaus nieder. Unter dem Grafen Eusebius Pötting entstand im Jahre 1681 auf dem Marktplatz zur Erinnerung an das Erlöschen der Pest die Säule der Heiligen Dreifaltigkeit. Doch noch im selben Jahr kaufte Fürst Anton Florian von Liechtenstein die Herrschaft Rumburg vom Grafen Pötting ab. Sein Geschlecht regierte von da das Gebiet, bis es 1923 in staatlichen Besitz der Tschechoslowakei überging.

1813 zogen französische und preußische Heere durch die Stadt, wobei jedoch andere Quellen berichten, dass neben den Franzosen auch Polen und Russen in diesem Orte aufgetaucht seien. Während des preußisch-österreichischen Krieges im Jahre 1866 lagen auch einige preußische Regimenter hier.

Am 21.Mai 1918 erfolgte der „Militäraufstand“. Rumburg wurde an jenem Tage in der Donaumonarchie wie auch bei Feindstaaten sehr bekannt: „Das Ersatzbataillon des k. u. k. Schützenregimentes Nr. 7 von Pilsen – zu ¾ aus Tschechen bestehend – wurde nach Rumburg verlegt. Drei Jahre blieb es treu, jedoch meuterte es im Mai 1918. Anlass war die Forderung nach Urlaub für die ‚Russlandheimkehrer‘, also für jene, welche sowohl aus russischer Gefangenschaft befreit als auch aus russischer Gefangenschaft zurückgekehrt waren. Diese Meuterer beherrschten die ganze Stadt, die Offiziere waren geflohen. Schließlich wurden alpenländische Truppen herbeigeschafft, um die Ruhe wieder herzustellen. Ein Militärgericht verurteilte die Rädelsführer zum Tode. Drei von ihnen wurden auf der Försterwiese hinter der Kammstraße gegen Huttung erschossen und auf dem Rumburger Friedhof begraben. 560 Meuterer kamen nach Theresienstadt, wo sie in der Kleinen festung interniert wurden.

Nach dem Kriegsende wurden die Erschossenen 1919 exhumiert und in Pilsen feierlich beigesetzt, wo sie ein Denkmal erhielten. 1948 wurde einen Gedenkstein errichtet und eine Anlage gebaut – anstelle der niedergerissenen Klostermauer wurde schließlich ein Denkmal, die Statue ‚Die Unbezwungene‘ von Vendelín Zdrůbecký, gesetzt, wo 1968 in Anwesenheit des Staatspräsidenten Svoboda eine große Gedenkfeier abgehalten wurde.“

Als Erinnerungen an das Jahr 1918 dienen die Erzählungen von V. Kaplicky und das vom Regisseur Martin Frič verfilmte Spiel „Hvězda zvaná Pelyněk“.

Die Stadt Rumburg hatte am 1. Dezember 1930 10.466 Einwohner, am 17. Mai 1939 waren es 9.453 und am 22. Mai 1947 6.759 Bewohner.

Im 2. Weltkrieg sind aus Rumburg, Ober Hennersdorf und Nieder Ehrenberg 700 Soldaten gefallen. Nach dem Ende des Krieges begann die Aussiedlung der deutschen Zivilbevölkerung. Aufgrund der Beneš-Dekrete wurde der Anteil der deutschen Bevölkerung, der sich nicht gegen die Besetzung der Tschechoslowakei durch die Nationalsozialisten ausgesprochen hat, 1945 enteignet und vertrieben. Bereits vor der Potsdamer Konferenz setzte die „wilde Vertreibung“ ein. Die beiden Ortschaften Ober Hennersdorf und Nieder Ehrenberg wurden 1960 mit Rumburg vereinigt und offiziell zu Rumburk 2 und 3, doch auch auf Landkarten und bei den Einheimischen werden weiterhin die Ortsnamen Horní Jindřichov und Dolní Křečany verwendet.

Seit dem Ende des kommunistischen Regimes konnte und kann der Verfall der Stadt in vielen Teilen aufgehalten werden: Straßen, Plätze und Gebäude werden renoviert. Ein Gewerbegebiet und Tankstellen entstanden in der Nähe des Parkplatzes für wartende LKW nach Deutschland. Etliche Supermärkte bieten gute Einkaufsmöglichkeiten sowohl für Tschechen als auch für Deutsche, welche die neuen Grenzübergänge Rumburk/Neugersdorf und Rumburk/Seifhennersdorf nutzen.

Am 2. August 2003 wurde die evangelische Stadtkirche Rumburk durch Brandstiftung zerstört, ist jedoch wieder aufgebaut.

Ortsteile

  • Rumburk 1 (Rumburg) - Stadt
  • Rumburk 2 - Horní Jindřichov (Oberhennersdorf)
  • Rumburk 3 - Dolní Křečany (Niederehrenberg)

Verkehr

Eisenbahn

1869 erhielt Rumburk an der Strecke der Böhmischen Nordbahn von Bakov den ersten Bahnhof. 1873 wurde die Streckenverlängerung über die Landesgrenze nach Sachsen bis Ebersbach eröffnet. 1884 wurde die Nebenstrecke über Schluckenau nach Nixdorf gebaut, welche ab 1905 bis Sebnitz verlängert wurde. 1902 entstand als private Lokalbahn die Nordböhmische Industriebahn nach Nixdorf.

Heute ist der Bahnhof Rumburk ein wichtiger Bahnknoten im nördlichsten Böhmen. Es betehen direkte Zugverbindungen nach Nymburk, Česká Lípa, Děčín, Dolní Poustevna und Ebersbach.


Kultur und Sehenswürdigkeiten

Kirchen

  • Kapuzinerkloster mit der Kirche des Hl.Laurentius/Kostel sv.Vavrince. 1690 fertig gestellt und eingeweiht. Das Hochaltarbild stammt aus Spanien. In der Gruft sind 26 Kapuzinermönche und auch mehrere Personen aus dem Laienstand beigesetzt. Ab 1994 Stadtbibliothek mit Musiksaal, Atrium und Klosterweinkeller.
  • Loreto-Kapelle der Hl. Jungfrau Maria aus dem Jahre 1707 von Baumeister Johann Lukas Hildebrandt neben dem Klosterkomplex. Wohl der bedeutenste kirchengeschichtliche Schatz Nordböhmens ist die dort zu sehende Kopie der Statue der Schwarzen Mutter Gottes von Loreto - "geschwärzte Madonna" genannt. Als Geschenk von Papst Innozenz XII. wurde sie an den Fürsten Anton Florian von Liechtenstein im Jahre 1694 gegeben und gilt ab 1704 als Pilgerziel. Pilger suchten im Kreuzgang um die Kapelle (1749 vollendet mit Altären der Hl. Dreifaltigkeit, des Hl. Josefs, des Prager Jesukindes und der Grotte zur Lourdes) auch die "Heilige Stiege" auf, in deren Stufen Reliquien eingelassen sind. Auf Knien begab man sich in einer eigenen Kapelle, kalvatia genannt, zu dem Gemälde "Das letzte Gericht und der Triumph des Kreuzes Christi" in der Deckenwölbung. Derzeit: Restaurierungsarbeiten.
  • Stadtkirche des Hl. Bartholomäus/Kostel sv. Bartolomeje. Im Jahre 1546 unter Georg v. Schleinitz anstelle der ursprünglichen Kirche von 1363 erbaut. Nach mehrmaligen Bränden im 17. und 18. Jh. erneute Weihung im Jahre 1746. Heutiges Aussehen wohl aus dem Jahre 1874. Dominante das pseudoromanische Interieur mit Deckenmalerei ist ein Rokokoaltar aus dem 18. Jh.
  • Evangelische Kirche des Hl. Johannes von Nepomuk an der Straße nach Schönlinde/Krásná Lípa. Erbaut in den Jahren 1755 bis 1777 nach Entwürfen des Baumeisters J. Hoffmann. 1862-1945 Kirchgebäude der Lutheraner. Heute Kirche der Gemeinde der Böhmischen Brüder. 2003 abgebrannt, jedoch vollständig restauriert.
  • Barockkapelle des Hl. Johannes des Täufers/Kaple sv. Jana Kritele auf dem Hutberg/Strázny vrch. Errichtet im Jahre 1725 auf Geheiß von Kristine Tereze von Liechtenstein. Später Wündmühle und Restauration. Seit 1845 wieder Kapelle, nun mit Kreuzweg und großer Martersäule. Seit 1956 unter Verwaltung der Orthodoxen Kirche. Blick auf das Isergebirge (Jizerské hory) und Riesengebirge (Krkonose).

Museen

  • Stadtmuseum gegründet 1902 durch den Humboldtverein. 1998 wiedereröffnet mit Dauerexponaten wie Bilder, Möbel, Kleidungsstücke. Ausstellungen über die Geschichte der Stadt und Umgebung.

Bauwerke

  • Aussichtsturm auf dem Rauchberg/Dýmnik (516 m ü.d.M.). 1995 rekonstruierter Steinturm von 15m Höhe.
  • Barockbrücke über die Mandau mit Heiligenfiguren.
  • Gymnasium aus dem Jahre 1908. Sezessionsstil. Steht unter Denkmalschutz.
  • Kulturhaus/Dum kultury. 1865 durch den Rumburger Schützenverein erbaut, jetzt neu restauriert. Ort von Konzerten, Theatervorführungen, Ausstellungen und gesellschaftlicher Veranstaltungen.
  • Marktplatz mit Barockhäusern, die für Nordböhmen einzigartig einen Laubengang südländischen Flairs bilden.
  • Pestsäule aus dem Jahre 1681. Um die Säule herum Statuen vieler Heiliger.
  • Schloss der Schleinitzer Herrschaft aus dem 16. Jh. 1724 nach dem Stadtbrand neu errichtet. Später Gerichtssitz, heute Fachschule für Polygraphie.
  • Straße Smilovského. Genannt "Gasse beim neugierigen Weberhäusern" oder "neugierige Gasse" im Zentrum der Stadt. Unter Denkmalschutz stehende Umgebindehäuser aus dem 18. Jh.

Parks

  • Park des Rumburger Aufstandes/ Park Rumburské vzpourny. Die Statue "Die Unbezwungene/Ungebeugt/Nepokorený" aus dem Jahre 1958 im Klostergarten zur Erinnerung an den Aufstand der tschechischen Soldaten Ende des 1. Weltkrieges.

Persönlichkeiten

  • Johann Nepomuk Fischer (1777-1847 - Augenarzt, Professor und später Dekan der Medizinischen Fakultät der Karlsuniversität.
  • Franz Xavier Chwatal (1808-1879)- Komponist.
  • Jakub Groh (1815-1881)- Graphiker.
  • Heinrich Bandler (1870-1937) - Musiker, Solosänger der Philharmonie.
  • J. E. Fischer (1787-1866) - Industrieller und Naturforscher.
  • Wilhelm Ressel (1852-1929) - Schriftsteller.
  • Johann Christoph Kriedel (1672-1733) - Orgelspieler, Komponist.
  • Robert Allasson (1690-1724) - Gründer der Textilproduktion.
  • Bohumila Horácková (1905-1987) - akademische Malerin.
  • Josef Anton Laske (1738-1805) - Geigenbauer, Musikinstrumentenbauer.
  • Franz Palme (1907-1960) - Arzt, Psychologe.
  • Eduard Pfeifer (1855-1929) - Journalist.

Literatur

  • Autorengruppe SOŠ, SOU, OU a PrŠ Varnsdorf, Bratislavská 2166: Wanderungen durch den Schluckenauer Zipfel; Übersetzung Ing. Romana Cermanová; Delta Print Děčín 2005.
  • Bültemeier, Andreas: Wanderungen – Lausitzer Gebirge und Böhmisches Niederland, Oberlausitzer Verlag, Spitzkunnersdorf 2002. ISBN 3-933827-29-9
  • Pfeifer, Wilhelm: Die Orte des nordböhmischen Niederlandes, In: Niederlandhefte, Heft 9, Schriftenreihe des Bundes der Niederländer, Niederland-Verlag, Böblingen 1977. ISBN 3-923947-00-3
  • Polenz, Hans von: Die Eisenbahn von der Spree nach Böhmen / Železnice od Sprévy do Čech - Grenzgeschichte zwischen Kottmar und Jedlova (Tannenberg); hrsg. von Ostsächsische Eisenbahnfreunde e.V. in Löbau (Sachsen) / Východně-Saský spolek přátel železnice v Löbau (Sasko); Gesamtherstellung: Satz, Reproduktion, Druck - Druckerei Schleppers e.K. Bautzen 2002.
  • Rummler, Gitta: Wallfahrtsstätten im nordböhmischen Niederland, In: Niederlandhefte, Heft 20, Schriftenreihe des Bundes der Niederländer, Niederland-Verlag Helmut Michel, Backnang 1996. ISBN: 3-923947-23-2
  • Schwarz, Alfred / Nováková, Alžběta: Nejsevernější Čechy – průvodce / Das nördliche Böhmen – Begleiter, Liberecké Tiskárny, spol. s r. o. Liberec (Jahr: ?).