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Götter, Gräber und Gelehrte

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Götter, Gräber und Gelehrte ist ein Sachbuch zum Thema Archäologie, das der deutsche Journalist Kurt Wilhelm Marek im Jahr 1949 unter dem Pseudonym C. W. Ceram veröffentlichte.

Ganz an den Anfang seines Buchs stellt Marek Zitat von Goethe:

„Es gibt keine patriotische Kunst und keine patriotische Wissenschaft. Beide gehören, wie alles hohe Gute, der ganzen Welt an, und können nur durch allgemeine freie Wechselwirkung aller zugleich Lebenden, in steter Rücksicht auf das, was uns vom Vergangenen übrig und bekannt ist, gefördert wenden.“

An diesem Goethe-Zitat schließt er ein Zitat des spanischen Philosophen José Ortega y Gasset an:

„Wer seine Zeit recht sehen will, soll sie von ferne betrachten. Wie fern? Sehr einfach, genau so weit, daß er die Nase der Cleopatra nicht mehr erkennt.“

Inhalt

Der Untertitel „Roman der Archäologie“ weist auf Mareks Hauptanliegen hin, ein unterhaltsames Buch über die Geschichte der Archäologie zu schreiben. Im letzten Kapitel schreibt Marek, warum er diesen Untertitel gewählt hat:

Unser Buch nennt sich „Roman der Archäologie“. Um diesem Titel gerecht zu werden, haben wir mit Bedacht die Kulturen ausgewählt, an deren Erforschung die Archäologie wirklich zum romantischen Abenteuer wurde.

In dem Buch berichtet Marek von den größten Erfolgen der Archäologie in den zurück liegenden 200 Jahren, die er seinen Lesern in Form eines Tatsachenromans nahe bringt.

Marek erzählt von Heinrich Schliemanns Entdeckung der Stadt Troja, Robert Koldeweys Forschungen im alten Babylon und Flinders Petries Ausgrabungen in Ägypten.

Wovon die Rede ist

In einem einleitenden Kapitel erklärt Marek seinen Lesern, was der Inhalt seines Buchs ist und rät ihnen, „nicht auf der ersten Seite zu beginnen“:

„Ich empfehle, auf Seite 82 anzufangen und das Kapitel über Ägypten, das «Buch der Pyramiden», zuerst zu lesen. Dann habe ich die Hoffnung, daß auch der mißtrauischste Leser unserem Thema wohlwollender gegenübertritt und sich entschließt, gewisse Voreingenommenheiten übers Bücherbord zu werfen. Nach solcher Einführung allerdings bitte ich den Leser, in seinem eigenen Interesse zurückzublättern und mit Seite 18 zu beginnen. Danach nämlich bedarf er zum besseren Verständnis auch der erregendsten Geschehnisse einer planmäßigen Führung.“

Weiter erklärt er, dass dieses Buch ohne wissenschaftliche Ambitionen geschrieben wurde, sondern dass er versuchte, die Archäoloige in „ihrer dramatischen Verknüpfung“ sichtbar zu machen. Deshalb scheue er auch keine Abschweifung, die Wissenschaftler als „unwissenschaftlich“ bezeichnen müssten.

Das Buch der Statuen

„Das Buch der Statuen“ beschreibt die Anfänge der so genannten „Spatenforschung“ in den Ruinen von Pompeji und Herculaneum, von Winckelmanns Begründung der Archäologie als Wissenschaft und von Schliemanns Glaube an Homer. Außerdem erzählt Marek wie Arthur Evans das Labyrinth des Minotaurus findet.

Das Buch der Pyramiden

„Das Buch der Pyramiden“ erzählt von Napoleons Feldzug nach Ägypten, der daraus resultierenden Entzifferung des Stein von Rosette durch Champollion und gibt die Geschichte wieder, wie Howard Carter Tut-anch-Amun entdeckte.

Das Buch der Türme

„Das Buch der Türme“ befasst sich mit der Geschichte Mesopotamiens, der Entdeckung Ninives durch Botta, der Entzifferung der Keilschrift durch den Göttinger Hilfslehrer Georg Friedrich Grotefend sowie der Zweite Entzifferung der Keilschrift anhand der Inschrift von Behistun.

Das Buch der Treppen

„Das Buch der Treppen“ erzählt die Geschichte der mittel- und südamerikanischen Reiche, ihrer Entdeckung durch den Abenteurer Cortez , der es auf den Schatz Montezumas abgesehen hat. Unter anderem erzählt Marek auch, wie Jahrhunderte später ein wichtiges Manuskript von Diego de Landa gefunden wurde, das wichtig für die Entzifferung der Maya-Glyphen war.

Bücher, die noch nicht geschrieben werden können

In einem zusätzlichen Kapitel führt Marek eine Anzahl von Kulturen auf, die den, in diesem Buch beschriebenen Kulturen kaum nachstehen, aber noch zu beschreiben wären. Er stützt sich dabei auf eine Auflistung Arnold J. Toynbees und nennt folgende Kulturen:

die westliche
die byzantinisch-orthodoxe
die russisch-orthodoxe
die persische
die japanisch-koreanische
die von Minos
die sumerische
die hethitische
die arabische
die der Hindus
die des Fernen Ostens
die der Hellenen
die der Syrer
die der Inder
die chinesische
die babylonische
die ägyptische
die der Anden
die Mexikos
die Yucatans
die der Mayas

Diese Liste ließe sich sogar noch fortsetzen, wenn man Kulturen wie Atlantis und Kulturen Schwarzafrikas mit berücksichtigen würde.

Hintergrund

Kurt W. Marek war während des Zweiten Weltkrieges Kriegsberichtserstatter. Bei der Veröffentlichung dieses Buchs ließ er seinen Namen vom Verlag mit C statt K verfremden und rückwärts schreiben (C. W. Ceram), um die Erinnerung an seinen, im Geist der NS-Zeit geschriebenen Durchhalteroman „Wir hielten Narvik“ zu vermeiden. Dennoch lebt der Geist jener Zeit nach, was das folgende Zitat beweisen mag:

Ninive ... ist die Stadt einer dünnen Herrenschicht, gleich, ob diese ihre Macht aus dem Blut, aus der Rasse, aus dem Adel, aus dem Geld, aus der Gewalt oder aus einer raffinierten Kombination aus all diesem herleitete; und auch Stadt einer geprügelten, rechtlosen grauen Masse Ungefragter, die arbeiten müssen und Sklaven sind, obwohl ihnen unter geschickten Parolen mehr als einmal der Anschein der Freiheit gegeben ist; arbeiten zum Wohle des Ganzen, wie es heißt; Krieg führen zum Wohle des Volkes ...*

Vorbild für „Götter, Gräber und Gelehrte“ war die Geschichte der Bakteriologie wie sie der US-amerikanische Arzt Paul de Kruif in seinem Buch „Mikrobenjäger“ (englisch: „Microbe Hunters“) 1927 erzählte und damit aufzeigte, dass sich auch komplizierte Zusammenhänge verständlich darstellen lassen, wenn die Wege beschrieben werden, die zu ihrer Aufdeckung führten.

Wirkung

Das Buch wurde weltweit ein Bestseller. Es wurde in 28 Sprachen übersetzt und etwa 5 Millionen Mal verkauft. Durch seine leicht verständliche Vermittlung von Methoden und neueren Erkenntnissen hat es dem Thema Archäologie zu erheblicher Popularität verholfen.

Mit seiner Verbindung von Text und Bild wurde das Buch zum Vorbild für die Gestaltung späterer populärwissenschaftlicher Sachbücher. Selbst der Titel in seiner stabreimenden Form wurde oft nachgeahmt.

Das Buch wird in der Literaturwissenschaft oftmals als „erstes Sachbuch“ eingeordnet.

Kritik

  • "GGG" sollte man heute lesen, wie man einen Film wie "Die Mumie" genießt: als abenteuerliches Garn, das nur wenige Berührungspunkte zur Realität aufweist. www.buchwurm.info
  • C.W. Cerams Weltbestseller Götter, Gräber und Gelehrte erfüllte wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in hundertfacher Auflage die Hoffnungen der Deutschen auf unbesiegte religiöse Restbestände. Michael Naumann, Die Zeit

Literatur

  • Eckhard Grunewald (Hrsg.): Götter, Gräber und Gelehrte. Archäologie des Romans der Archäologie. Begleitbuch zur Ausstellung der Landesbibliothek Oldenburg. Isensee, Oldenburg 2006, ISBN 3-89995-280-4.