Garde

Als Garde werden besondere militärische Verbände bezeichnet, die als Leibwache oder Haustruppe für den Ehrenwachdienst eingesetzt werden. Vor allem seit Napoleon I. zählen aber auch Kern- und Lehrtruppen, die durch besondere Ausbildung und bevorzugten Einsatz gekennzeichnet sind, zu den Gardetruppen. Solche Truppen werden häufig durch besondere Uniformen oder Abzeichen aus der Masse der Armee hervorgehoben. Gewöhnlich findet man Gardetruppenteile nur in den Landstreitkräften der Staaten.
Der Begriff wurde um 1700 aus dem Französischen garde entlehnt. Schon im 15. Jahrhundert findet sich jedoch vereinzelt die Bezeichnung für Landsknechtshaufen am Niederrhein. Garder (französisch), guardarre, guardia (italienisch) und guardar (spanisch) gehen auf das germanische wardon (Sorge tragen, auf der Hut sein) zurück. Die Aufstellung der Schweizer Garde und der Garde du Corps durch Karl VIII. von Schweden und Ludwig XII. von Frankreich zu Ende des 15. Jahrhunderts hat dem Begriff zum allgemeinen Durchbruch verholfen. Entsprechende Truppen hat es aber auch schon in der Antike gegeben.
Antike
Bekannte Gardetruppen der Antike waren die Unsterblichen des persischen Königs, die Gefährten (Hetairoi) Alexanders des Großen oder vorher schon die Truppe gleichen Namens der griechischen Stadt Theben. Im Römischen Reich bildeten die Prätorianer, die von Kaiser Augustus gegründete Leibwache der römischen Kaiser, eine Art Gardetruppe.
Vatikan

Ab 1300 gab es an fast allen europäischen Höfen Schweizergarden. Die Schweizergarde im Vatikan beschützt seit 1505 als Leibgarde den Papst.
Österreich
Die Arcièren-Leibgarde war eine der Leibgarden des Kaisers von Österreich. Im Jahre 1763 wurde sie von Maria Theresia gegründet. Der Dienst wurde zu Fuß geleistet und bestand in der Bewachung der kaiserlichen Vorräume.

Im Österreichischen Bundesheer ist heute die Garde ein eigener Truppenkörper, der ausschließlich in der Maria Theresien-Kaserne in Wien stationiert ist und sowohl für Repräsentationsaufgaben sowie als infanteristische Kampftruppe Verwendung findet. Auf Grund der Verkürzung des Wehrdienstes auf 6 Monate und des sehr zeitintensiven (Parade-)Exerzierens, ist die infanteristische Ausbildung jedoch zweitrangig geworden, so dass der österreichische Gardesoldat, vor allem in Vergleich zu anderen Ländern, infanteristisch eher benachteiligt ist. Die Garde setzt sich aus der 1.- 4. Gardekompanie, der Stabskompanie Garde und der Gardemusik zusammen.
Von den vier Kompanien sind maximal zwei als Ehrenkompanien aktiv und übernehmen die militärischen Repräsentationsaufgaben für den Bundespräsidenten bzw. die Bundesregierung (Akkreditierungen, Ehrenbegräbnisse und Empfänge mit militärischen Ehren). Die Garde unterscheidet sich durch das scharlachrote Barrett sowie das Exerzieren mit dem StG 58 von den übrigen Einheiten des Bundesheeres. Außerhalb des Protokolldienstes wird aber das Standardgewehr StG 77 verwendet.
Die Grundausbildung findet in Allentsteig oder in seltenen Fällen in Bruck/ Neudorf sowie Amstetten und Götzendorf statt. Zur Ausbildung gehören neben einer umfassenden infanteristischen Ausbildung das intensive Einüben von Gewehrgriffen und des Paradeschritts.
Die Rekruten einiger Einrückungstermine erlernen neben den Standard-Exerziergriffen auch zusätzliche, besonders effektvolle Griffe, um an Showvorführungen teilzunehmen.
Deutschland
Da Deutschland auch nach der Vereinigung 1871 mehrere Königreiche und Fürstentümer umfaßte, in denen jeder regierende Fürst prinzipiell Anspruch auf eigene Haustruppen oder Garden hatte, gab es in Deutschland bis 1918 sehr unterschiedliche Gardetruppenteile.
Brandenburg / Preußen
Schon der Große Kurfürst unterhielt mit der Trabantengarde (Trabant = Gefährte, Vertrauter) eine berittene Haustruppe, die 1692 in die Garde du Corps umgewandelt wurde. Friedrich Wilhelm I. (der "Soldatenkönig") stellte aus besonders großen Männern das "Rote Leibbataillon Grenadier" auf (volkstümlich die "Langen Kerls" genannt), die von seinem Sohn Friedrich II. jedoch weitgehend aufgelöst wurde. Friedrich der Große unterhielt an Gardetruppen nur die Infanterieregimenter 6 und 18, die aus seinem eigenen (kronprinzlichen) Regiment und der Garde seines Vaters hervorgegangen waren, und die erneut errichtete Eskadron Garde du Corps (Kürassiere). Nach dem Zusammenbruch der preußischen Armee 1806 (Schlacht von Jena und Auerstedt) wurde aus einem Zug des Infanterieregiments 6, der von der Kapitulation nicht betroffen war, und Versprengten der Gardetruppen die Garde neu formiert. Zunächst nur aus dem Regiment "Garde zu Fuß" bestehend, wuchs die preußische Garde im Rahmen verschiedener Heeresvermehrungen bis 1914 auf ein überstarkes Armeekorps (Gardekorps) an. In der Zeit zwischen ihrer Neuaufstellung bis zur Auflösung nach dem Ersten Weltkrieg, hatten die preußischen Garden die Schloss-, Hof- und Stadtwachen in Potsdam und Berlin zu stellen, die Masse aller Waffen-, Ausrüstungs- und Uniformerprobungen für die Armee durchzuführen und neue Vorschriften und Verfahren zu erproben. Sie waren damit Haus- und Lehrtruppen. Im Lehr-Infanterie-Bataillon, dass dem 1. Garde-Regiment zu Fuss angegliedert war, wurden die neuen Verfahren an die übrigen Truppenausbilder der Armee weitervermittelt. In den fünf europäischen Kriegen, an denen Preußen in dieser Zeit beteiligt war, zeigten sich die Gardeverbände als besonders opferwillig und kampfstark. So bescheinigte auch der britische Generalstab beispielsweise der 1. Garde-Division: Throughout the war the division was rated as one of the very best German shock divisions. Äußeres gemeinsames Kennzeichen der preußischen Garde waren Doppellitzen an Kragen und Aufschlägen (daher auch Gardelitzen genannt) und ein Helmadler mit ausgebreiteten Schwingen auf der Pickelhaube, der auf der Brust den Gardestern trug.
Weimarer Republik
Die Weimarer Republik verzichtete auf die Errichtung gesonderter Gardetruppenteile. Die Tradition der ehemaligen Gardetruppenteile wurde im Infanterie-Regiment 9 in Potsdam und im Reiter-Regiment 5 gepflegt. Als Kaderarmee verzichtete sie auch auf die Einrichtung gesonderter Lehr-Truppen. Für repräsentative und Wachzwecke garnisonierte in Berlin das Wachbataillon, das sich in regelmäßigem Wechsel aus Kompanien verschiedener Regimenter zusammensetzte. Die ehemaligen Gardelitzen wurden Bestandteil aller Heeresuniformen und damit (bis heute) zum Kennzeichen deutscher (Heeres-)Soldaten.
Drittes Reich
Auch zwischen 1933 und 1945 wurden keine Gardetruppen formiert. An die Stelle der Garde als Haus- oder Kerntruppe, Leibwache, und Repräsentationstruppe traten Verbände der SS. Für Repräsentationszwecke gab es auch weiterhin das Wachbataillon (später Wachregiment). Das aus Teilen von Wachregiment und Lehrinfanterieregiment hervorgegangene Regiment Großdeutschland (später Division, noch später Korps) nahm ebenfalls eine herausgehobene Stellung in den Streitkräften des Dritten Reichs ein. Als Truppenteil ohne Nummer, dafür aber mit Namens-Ärmelband und Namenszug auf den Schulterklappen, kann es mit Einschränkungen als einziger Truppenteil der Wehrmacht angesehen werden, der Garderang hatte.
DDR

Die DDR verfügte über mehrere Wachregimenter, die sich die Aufgaben als Wacheinheit und Repräsentationstruppe teilten. Den Begriff "Garde-" im Zusammenhang mit Truppenteilen nutzte man - trotz des Beispiels aus der UdSSR, die z.B. Gardepanzereinheiten besaß - nicht. Das bekannteste Wachregiment der DDR war wohl das Wachregiment "Friedrich Engels", das u.a. die Ehrenwachen an der Neuen Wache in Berlin stellte.
Bundesrepublik Deutschland
Die Bundeswehr kennt keine Gardetruppen. Von der Zweckbestimmung ausgehend, können vor allem das Wachbataillon beim Bundesministerium der Verteidigung und die Lehrbataillone der verschiedenen Truppengattungen als Nachfolger in der Funktion der Garde gesehen werden. Das Wachbataillon pflegt auch bis heute die Traditionen des 1. Garde-Regiments zu Fuss und bildet somit eine Ausnahme innerhalb der Bundeswehr, da (offiziell) keine andere Einheit Traditionslinien von Teilen der Armee des Kaiserreiches weiterführt.
Frankreich
Kaisergarde

In Frankreich war unter Kaiser Napoleon die Kaiserliche Garde eine Eliteabteilung der Grande Armée mit zeitweise mehr als 100.000 Mann. Die Garde des Kaiserreichs umfasste alle Waffengattungen der Zeit. Aufgeteilt war die Kaiserliche Garde in die Alte und Junge Garde. Nach besonderen Leistungen auf dem Schlachtfeld konnten einzelne Regimeter zu Garderegimentern erhoben oder innerhalb der Garde befördert werden. Napoleon nutzte die Garde in seinen Schlachten häufig als Reserve und setzte sie bevorzugt in schlachtentscheidenden Situationen ein. Insbesondere den Einsatz der Alten Garde zögerte er gerne so lange wie möglich heraus.
1854 wurde Auguste Regnaud de Saint-Jean d'Angely mit der Bildung der neuen Kaisergarde Napoléon III. beauftragt. Diese nahm 1859 am Sardinischen Krieg teil.
Garde Républicaine

Am 5. Mai 1848 wurde die Garde Républicaine gegründet. Ihre Aufgabe war es, die Sicherheit in Paris aufrecht zu erhalten und Ehrendienste zu leisten. In der Dritten Republik, die bis 1940 währte, erhielt die Garde den Namen Garde Républicaine de Paris. während des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 und der Pariser Kommune 1871 erlitt die Garde einige Verluste bei Kämpfen. Im Zweiten Weltkrieg folgte ein Teil der Garde der französischen Regierung nach Vichy zum Schutz des Vichy-Regimes; der andere Teil verblieb in Paris. 1978 gab Staatspräsident Giscard d'Estaing der Garde ihren noch heute gültigen Namen und übertrug die Polizeiaufgaben der Police nationale. Die Garde Républicaine' besteht aus zwei Infanterie-Regimentern und einem Kavallerie-Regiment. Zusätzlich gibt es noch ein Orchester. Le Régiment de cavalerie hat 500 Pferde und eine Mannschaftsstärke von 560 Soldaten. Zu den Aufgaben gehört die Begleitung des französischen Präsidenten und die Ehrenwache (zu Fuß) für Staatsgäste. Das Regiment führt auch historisierende Shows vor Publikum auf.
Osmanisches Reich
Die Janitscharen waren im Osmanischen Reich eine Elitetruppen der Infanterie. Sie stellten auch die Leibwache des Sultans und erreichten oft höchste Positionen im osmanischen Staatswesen. Die Truppen haben ihren Ursprung im 14. Jahrhundert und wurden 1826 aufgelöst.
Spanien

Die Guardia Real ist eine unabhängige Einheit, die dem Schutz des Königs von Spanien und seiner Familie dient. Sie besteht in immer wieder verändert Form seit dem Mittelalter, wurde allerdings 1931 von der Zweiten Republik abgeschafft. Bereits nach Ende des Spanischen Bürgerkriegs wurde sie von Franco als Casa Militar de su Excelencia el Generalísimo y Jefe del Estado wiedereingeführt. Sie war der direkte Vorgänger der heutigen Guardia Real. Sie dient auch dem Schutz ausländischer Staatsoberhäupter und von Gebäuden, wie dem Palacio Real in Madrid, dem Palacio de la Zarzuela, dem Palacio El Pardo und anderen.
Vereinigtes Königreich

Im Vereinigten Königreich werden heute alle Gardetruppen in der Household Division zusammengefasst. Diese umfasst die:
- Household Cavalry (Life Guards und Blues and Royals)
- Foot Guards (Grenadier Guards, Coldstream Guards, Scots Guards, Irish Guards, und Welsh Guards)
Die Regimenter nehmen regelmäßig an vielen wichtigen protokollarischen Ereignissen in Großbritannien teil, z. B. an Trooping the Colour. Aber sie tun auch ihren Dienst als normale Kampfverbände. So fungiert die Household Cavalry als gepanzerte Aufklärungseinheit.
Italien
In Italien stellte eine besondere Truppe der Carabinieri, die Corazzieri, bis 1946 die Leibgarde der Könige aus dem Haus Savoyen. Nach Abschaffung der Monarchie übernahmen die italienischen Staatspräsidenten die Corazzieri, die bis heute ihren Dienst am Amtssitz des Staatsoberhaupts versehen.
Die Granatieri di Sardegna sind eine Gardegrenadiertruppe des italienischen Heeres, die in und um Rom stationiert ist und regelmäßig zu Repräsentanzaufgaben herangezogen wird, insbesondere bei Besuchen ausländischer Staats- und Regierungsschefs. Daneben werden die Granatieri di Sardegna auch bei einfacheren Friedenseinsätzen im Ausland eingesetzt. Es handelt sich um keine Elitetruppe mehr, da das Personal vorwiegend aus Freiwilligen mit nur einjähriger Verpflichtungszeit besteht. Die Soldaten dieser Truppe tragen eine Bärenfellmütze, die traditionell eigentlich ein Uniformstück der Gardegrenadiere ist.
Byzantinisches Reich
Die Leibgarde der byzantinischen Kaisers war die, zumindest anfänglich aus skandinavischen Wikingern bestehende, Warägergarde. Die Warägergarde entstand im Jahre 988, als der Kiewer Großfürst Wladimir I. 6000 Wikinger an Kaiser Basileios II. schickte. Das Ende der Warägergarde kam mit der Eroberung Konstantinopels während des 4. Kreuzzugs 1204.