Ein bißchen Frieden
Ein bißchen Frieden war der deutsche Beitrag zum Eurovision Song Contest 1982. Das von Ralph Siegel komponierte und von Bernd Meinunger gedichtete Lied wurde von der damals 17-jährigen Sängerin Nicole dargeboten. Es ist das bisher einzige deutsche Stück, das den Großen Preis der Eurovision gewinnen konnte.
Eurovision Song Contest
Bereits 1981 wollte Nicole mit Flieg nicht zu hoch, mein kleiner Freund am Eurovision Song Contest teilnehmen, allerdings konnte sie sich nicht für den nationalen Vorentscheid qualifizieren. Im Jahr darauf schaffte sie es nur knapp durch die erste Auswahlrunde: Ein bißchen Frieden belegte den letzten Platz der 24 von der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Musikwettbewerbe ausgewählten Lieder. Nach einem Radiohalbfinale erreichte Nicole die deutsche Vorentscheidung Ein Lied für Harrogate am 20. März 1982 in München, die sie mit großem Stimmenvorsprung gewinnen konnte.
Beim Eurovision Song Contest am 24. April in Harrogate trat Nicole als letzte der achtzehn Teilnehmer auf. Das Stück erhielt mit Ausnahme von Luxemburg aus jedem Land Punkte; neun Länder gaben dem deutschen Beitrag die Höchstpunktzahl. Am Ende erreicht er mit insgesamt 161 Punkten – und einem bis dahin einmaligen Vorsprung von 61 Punkten auf Zweitplatzierten – den ersten Platz. Bei der anschließenden Präsentation des Siegertitels trug Nicole das Lied zusätzlich auf Englisch, Französisch, Niederländisch und Spanisch vor. Ein bißchen Frieden war erst der zweite deutschsprachige Titel, der den Grand Prix gewinnen konnte, und ist der bis heute einzige erfolgreiche deutsche Beitrag.
Kritik und Erfolg
Das Stück handelt von dem Wunsch eines Mädchens nach Frieden. Damit entsprach das Lied dem damaligen Zeitgeist. Die Darbietung hatte gesangliche Schwächen, wodurch jedoch Nicoles Authentizität gestärkt wurde.[1] Der Bühnenauftritt wirkte eher konservativ, was an der adretten Präsentation von Nicole lag: Jan Feddersen beschreibt ihr Kleid als „eine Art Kommunionskleid“, in dem sie mit blonden „engelsgleich gebürsteten“ Haaren und weißer Gitarre auftrat.[1] Von der Friedensbewegung wurde Ein bißchen Frieden daher auch eher kritisch aufgenommen und galt teilweise als Provokation.[2]
In kommerzieller Hinsicht war Ein bißchen Frieden sehr erfolgreich: In Deutschland belegte das Lied fünf Wochen Platz 1 der Hitparade. Die englische Fassung A Little Peace konnte sich zwei Wochen an der Spitze der britischen Charts halten. Daneben war es unter anderem in Schweden, Österreich und der Schweiz auf dem ersten Platz der Hitparaden vertreten.
Nach dem Eurovision Song Contest kamen Plagiatsvorwürfe auf. Zum einen wurde behauptet, der Refrain des Liedes sei aus dem Zwischenspiel des von Julio Iglesias gesungenen Alle Liebe dieser Erde (Melodie: Bert Olden; Text: Christian Heilburg) übernommen worden; der Rechtsstreit führte bis zum Bundesgerichtshof[3]. Ein weiterer Vorwurf, nach dem der Text des Liedes an Stücke aus dem Musical Winnetou angelehnt sei, wurde vom Oberlandesgericht München als unbegründet zurückgewiesen.[4]
Literatur
- Jan Feddersen: Ein Lied kann eine Brücke sein. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2002. S. 188–199. ISBN 3-455-09350-7
- John Kennedy O’Connor: Eurovision Song Contest. Gondrom Verlag, Bindlach 2005. S. 88–91. ISBN 3-8112-2536-7
Weblinks
- Juristisches Internetprojekt Saarbrücken: Die Urheberrechtsstreite um „Ein bißchen Frieden“ – Gerichtsentscheidungen im PDF-Format