-büttel
Die Ortsnamenendung –büttel stammtt aus dem Niederdeutschen / Nordgermanischen und hat etwa die Bedeutung von „Haus und Hof“ oder „Siedlungsgebiet“. –büttel Ortschaften haben ihre Verbreitung ausschließlich im Nordwesten Deutschlands. Die Herkunft und Gründungszeit der –büttel Ortschaften ist unter Forschern umstritten.
Wortherkunft
Nach heutiger vorherrschender Meinung wird –büttel mittels die Sprachforschung von bodal abgeleitet. Dies ist nordsächsisch und kann etwa "Haus und Hof" oder "Siedlungsgebiet" bedeuten. Gebräuchliche abgewandelte Formen sind “butle“ , “buthele“ , “butil“ , “gebudli“ . Das Bestimmungswort vor "-büttel" ist meistens - soweit feststellbar - ein Personenname, z. B. für Brunsbüttel Brun oder für Rolfsbüttel Rolf. Mit dem Büttel als Gerichtsdiener haben diese Namen nichts zu tun. Sie sind erheblich älter als diese Berufsbezeichnung. Ein Zusammenhang zu einigen englische Ortsnamen, die auf "bottle" enden, und der jütländischen Ortsnamensendung "-büll" ist umstritten.
Herkunft
Sowohl die Herkunft als auch die Entstehung, der Besiedlungszeitraum und die Besiedlungsfolge der –büttel Ortschaften sind unter Forschern verschiedener Fachgebiete umstritten und intensiv diskutiert.
Daneben gibt es noch mehrere ältere Erklärungsversuche die sich zum Teil mittlerweile als falsch oder unwahrscheinlich erweisen haben. Viele sind aber trotzdem noch immer in der Bevölkerung bekannt:
- Nach Schröder (1934) ist Büttel ist eine ältere Bezeichnung für einen Ort in einer sumpfigen Niederung. Die Entstehungszeit liegt etwa im 6. oder 7. Jahrhundert. Die Ortschaften wurden als Runddörfer errichtet und waren als Verteidigungsstellungen gegen die Wenden konzipiert. Der Theorie widerspricht, das fast alle Siedlungen diese Art der Wohnplatz Anlage besaßen. Auch fand in mehreren Verbreitungsgebieten der –büttel Orte niemals Kämpfe mit den Wenden statt.
- Einer alten Überlieferung zufolge entstanden die –büttel Orte durch einen Herzog Hadugoto, der mit seinem sächsischem Stamm aus dem überbevölkerten England zurückkehrte. Von Hadeln aus zog er, einem Hilferuf von Theodorich folgend in den Kampf gegen die Thüringer. Als Belohnung erhielten sie das Land des heutigen Papenteich und gründeten hier die –büttel Orte. Diese Überlieferung konnte mittlerweile in den Bereich der sächsischen Stammessagen eingeordnet werden und entstammt einer epischen Dichtung.
- Sachsentheorie: Eine lange als gültig angesehene Theorie beruft sich auf den römischen Geschichtsschreiber Ptolomäus, dem zufolge die Sachsen aus Holstein stammen. Von hier aus erfolgte die Wanderung eines Stammes in den Süden, wobei ein Teil sich niederließ und die –büttel Ortschaften gründete. Dieser Theorie widerspricht, dass sich gerade in den Hauptsiedlungsgebieten der Sachsen keine –büttel finden.
- Friesentheorie: Ebenso wie die vorherige Theorie wurden die Friesen als Gründer der –büttel Orte angenommen. Hierfür sprach auch die Ähnlichkeit der Papenteicher Mundart mit dem Friesischen. Aber auch in den Friesischen Stammländern gibt es keine –büttel.
- Jütländischer Ursprung: Diese Theorie legt sich auf kein bestimmtes Volk fest. Der Urspung wird in das nord-westliche Jütland gelegt. Von hier aus wurde zunächst die Gegend bis Dithmarschen besiedelt. Später zogen zwei Gruppen weiter. Die erste Gruppe folgte der Küste bis zur Wesermündung. Ein Teil ließ sich hier nieder während ein anderer Teil weiter nach England zog und dort die –bottle Orte gründete. Die zweite Gruppe zog über Hamburg durch die Lüneburger Heide bis in den Papenteich. Hier war nach der Vernichtung der Thüringer Siedlungsraum freigeworden.
Verteilung
Schaut man sich die Lage und Verteilung der –büttel Ortschaften an, so sind drei Hauptgruppen von –büttel Siedlungen auszumachen. Es gibt einige Büttel-Orte im östlichen Schleswig-Holstein (Kreis Steinburg, Dithmarschen) und eine andere Gruppe bei Bremen. Bemerkenswert ist aber, dass ein Großteil der in Deutschland auf "-büttel" endenden Orte im historischen Gebiet des Papenteichs liegt (überwiegend auch in der heutigen Samtgemeinde Papenteich). Diese Büttel-Orte sind eine Papenteicher Besonderheit und man pflegt die Gegend bisweilen auch die "Büttelei" zu nennen. Zieht man eine Verbindung vom Papenteich durch die Lüneburger Heide nach Dithmarschen, so liegen an dieser Verbindungslinie, aber fast nirgendwo sonst im deutschen Sprachraum, verstreut einige weitere Büttel-Orte, wie Wunderbüttel, Hankensbüttel und Bienenbüttel in der Lüneburger Heide.
Daher und aufgrund einiger sprachlicher Gemeinsamkeiten des Dialekts mit der Nordschleswiger Sprache wird vermutet, dass ein großer Zug von Siedlern (bzw. ein kleiner Stamm) aus dem Küstengebiet nach Süden gewandert sein muss. Diese Siedler hätten auf dem Weg einige kleine Gruppen zurückgelassen, die unterwegs die verstreuten Orte in der Heide gegründet hätten. Der Großteil aber hätte sich im Papenteich niedergelassen, dort das Land unter sich aufgeteilt und mehr als 30 bodals gegründet.Die Papenteicher wären sozusagen ein eigener Stamm gewesen.
Diese Auffassung herrscht in dem an der Ortsnamensforschung orientierten Schrifttum vor. Eine abweichende Meinung vertritt der Braunschweiger Historiker Wolfgang Meibeyer in einer 2004 erschienenen Publikation, die nicht mit namenskundlichen, sondern mit siedlungsarchäologischen Methoden arbeitet. Nach Meibeyer sei die Landnahme erst wesentlich später erfolgt, und die Büttel-Orte seien im 11.-15. Jahrhundert entstanden.
Liste der –büttel Ortschaften
Ältere Schriften beziehen sich zumeist auf eine Gesamtzahl von insgesamt 164 -büttel Orten die sich alle im Nordwesten Deutschlands befinden. Von diesen 164 Ortschaften befinden sich 68 nördlich der Elbe, 12 an der Unterweser, 18 südlich des Jadebusens, 18 in der Lüneburger Heide sowie 36 im Raum Braunschweig-Gifhorn. In letzterem Raum konzentrieren sich die –büttel Orte auf den Papenteich. Hier befinden sich 31 der 36 Siedlungen, wobei 10 nur noch als Wüstungen im Papenteich existieren.
In neueren Untersuchungen zur Thematik der –büttel Ortschaften werden 222 –büttel Plätze genannt und untersucht. Die folgende Tabelle gibt einen, nicht abschließenden, Überblick über die bekannten –büttel Ortschaften.
Literatur
- Casemir, K.: Die Ortsnamen auf –büttel. Namenkundliche Informationen 19, 1997
- Fiesel, L.: Ortsnamensforschung und frühmittelalterliche Siedlungen in Niedersachsen, Halle 1934
- Folkers, J.U.: Herkunft der Ortsnamen auf –büttel, Z. d. Ges. f. Schleswig-Holsteinische Geschichte, 1934
- Meibeyer, Wolfgang: Siedlungskundliches über den Papenteich und die Frage seiner –büttel-Orte – Die Besiedlung des alten Nordwaldes zwischen Gifhorn und Braunschweig während des frühen Mittelalters, 2. Auflage, Gifhorn 2004
- Wesche, H.: Unsere niedersächsischen Ortsnamen, Alfeld 1957