Kollektive Intelligenz
Unter kollektiver Intelligenz versteht man ein emergentes Phänomen, wobei durch Kommunikation innerhalb einer sozialen Gemeinschaft intelligente Verhaltensweisen des "Superorganismus", d.h. aller Individuen, erwachsen.
Klassisches Beispiel ist der Ameisenstaat. Kollektive Intelligenz ist bei keinem der beteiligten Individuen einzeln festzustellen. Im Gegenteil ist das Verhaltens- und Reaktionsrepertoire der Einzelameisen sehr begrenzt. Erst im selbstorganisierenden Zusammenspiel ergeben sich neue, intelligent erscheinende Verhaltensmuster.
In gewisser Weise ist auch ein Gehirn ein solcher Superorganismus aus für sich "dummen" Individuen, nämlich den Neuronen. Ein Neuron ist annähernd nichts weiter als ein Integrator mit Reaktionsschwelle, genauer, einer sigmoiden Reaktionskurve. Erst das komplexe Zusammenwirkung von Milliarden von Neuronen ergibt das, was wir unter Intelligenz verstehen.
Auch der Cyberspace wurde schon als Paradigma für kollektive Intelligenz bezeichnet. In dem heutigen Zustand des Internet mit seinen Milliarden von größtenteils unzusammenhängenden, statischen Dokumenten sollte man vielleicht vorsichtiger von kollektivem Wissen sprechen.
Eine soziologische Interpretation des Begriffs versteht unter kollektiver Intelligenz gemeinsame, konsensbasierte Entscheidungsfindung.
Siehe auch
Kommunikation und Intelligenz, soziale Insekten, Synergetik, Musterbildung, Nanobot, Multiagentensystem, Soziobiologie, Genetische Algorithmen, Tom Atlee, Douglas Engelbart, Cliff Joslyn, Ron Dembo, Noosphäre
Literatur
- Pierre Lévy Die Kollektive Intelligenz. Eine Anthropologie des Cyberspace, Mannheim 1997
- Ray Kurzweil, Homo S@piens
- Stanislaw Lem, Der Unbesiegbare