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Lingen (Ems)

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Vorlage:Infobox Ort in Deutschland Lingen (Ems) ist eine große selbstständige Stadt im Landkreis Emsland, im Westen von Niedersachsen. Die an der Ems und nahe der Grenze zu den Niederlanden liegende Stadt hat 56.697 Einwohner (Januar 2007, inkl. Zweitwohnsitz).

Geografie

Lage

Lingen im Landkreis Emsland
Lingen im Landkreis Emsland

Lingen liegt im südlichen Teil des sich hauptsächlich in Nord-Süd-Richtung ausdehnenden Emslands; obwohl die Stadt von Einwohnerzahl und Wirtschaftskraft deutlich die größte Stadt des gleichnamigen Landkreises ist, ist das im Emsland zentraler liegende Meppen Kreisstadt. Ost-südöstlich von Lingen, das überwiegend am östlichen Ufer der Ems liegt, befindet sich die Lingener Höhe.

Klimadiagramm von Lingen

Klima

Das Klima in Lingen ist mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 9,3° C und einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge von 789 mm typisch für die gemäßigte, maritime Klimazone in Norddeutschland. [1]

Nachbargemeinden

Lingen grenzt im Norden an Geeste und Bawinkel, im Osten an Langen, Thuine und Messingen, im Süden an Lünne und Emsbüren sowie im Westen an Wietmarschen.


Stadtgliederung

Die Stadt Lingen (Ems) setzt sich aus der historischen Kernstadt, bestehend aus der Altstadt und den Stadtteilen Reuschberge, Stroot, Damaschke, Heukamps-Tannen und Telgenkamp, sowie 10 Stadtteilen zusammen, die die Kernstadt umschließen und früher selbständige Landgemeinden waren. In den 1970er Jahren wurde das Gebiet der Kernstadt durch Zusammenschlüsse und Eingemeindungen im Rahmen der Gemeindereform vergrößert. Schon 1970 schlossen sich die Gemeinden Darme, Laxten und Brockhausen freiwillig Lingen an. 1974 wuchs die Stadt um die Gebiete der bisherigen Gemeinden Bramsche-Wesel, Estringen, Hüvede-Sommeringen, Mundersum, Baccum, Ramsel, Münnigbüren, Holthausen-Biene, Brögbern, Clusorth-Bramhar, Altenlingen und Schepsdorf. 1978 wurden kleinere Gebiete der Gemeinde Wietmarschen an Lingen übertragen, nämlich Wachendorf, Rheitlage und Herzford.

  1. Altenlingen
  2. Baccum
  3. Biene
  4. Bramsche
  5. Brockhausen
  6. Brögbern
  7. Clusorth-Bramhar
  8. Darme
  9. Estringen
  10. Holthausen
  11. Hüvede-Sommeringen
  12. Laxten
  13. Mundersum
  14. Münningbühren
  15. Ramsel
  16. Schepsdorf
  17. Wachendorf

Geschichte

975 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung und Kaiser Otto II. übertrug Bischof Rudolf von Osnabrück Güter in Lingen als Lehen. 1227 besaß Lingen stadtähnlichen Charakter; die Bischöfe von Osnabrück und Münster vereinbarten, nach einer erfolgreichen Eroberung Lingens die dortigen Einkünfte aus Zoll, Münze und Gericht unter sich aufzuteilen. Das Lingener Marktrecht von 1314 war Vorbild für den neu eingerichteten Markt in Friesoythe. 1372 wurden die Kivelinge, eine Bürgerwehr aus Jünglingen, gegründet. Sie verteidigten die Stadt und retteten Frauen, Kinder und ihre älteren Mitbürger.

1394 entstand der älteste Beleg für das Lingener Stadtwappen mit den drei Türmen. Graf Nikolaus II. von Tecklenburg bestätigte 1401 das um die Mitte des 14. Jahrhunderts verliehene und 1366 erstmals erwähnte Lingener Stadtrecht. 1498 kam es zur Teilung der Grafschaft Tecklenburg; die Grafschaft Lingen entsteht. Graf Nikolaus IV. residierte bis 1541 auf der Burg Lingen. Eine verheerende Feuersbrunst zerstörte 1548 große Teile der Stadt. 1554 wurde in Lingen eine kaiserliche Poststation eingerichtet; die heute noch bestehende Alte Posthalterei am Markt wird 1653 erbaut. 1597 eroberte Prinz Mauritz von Oranien die Festung Lingen für die niederliegenden Generalstaaten. 1605 kam es zur Rückeroberung Lingens durch den spanischen Feldherrn Ambrosio Spinola.

Lingen um 1647

1632 wurde die Festung Lingen geschleift; Lingen ging Anfang 1633 in den Besitz des niederländischen Hauses Oranien über. 1697 kam es zur Gründung der Universität (Gymnasium academicum) in Lingen durch Wilhelm III., Prinz von Oranien. 1702 kamen Stadt und Grafschaft Lingen an Preußen.

1855 gründete Dechant Dr. Johann Bernhard Diepenbrock das St.-Bonifatius-Hospital. 1856 erhielt Lingen durch die Eröffnung der Bahnstrecke Emden - Rheine einen Anschluss an das Schienennetz; und das Eisenbahnausbesserungswerks, das zum größten Arbeitgeber der Stadt wurde. 1927 wurde Lingen von einem schweren Wirbelsturm heimgesucht, viele Häuser der historischen Innenstadt wurden schwer beschädigt. 1934 entstanden im Lingener Stadtteil Reuschberge ausgedehnte Kasernenanlagen, die 1935 bezogen wurden, und noch heute von der Bundeswehr genutzt werden.

Während der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 setzten Nationalsozialisten die Lingener Synagoge in Brand. 1944 zerstörten zwei Luftangriffe der Alliierten das Eisenbahnausbesserungswerk und Teile Lingens. Lingen war Standort eines bedeutenden Reserve-Lazaretts der Wehrmacht, zu dem auch Lazarette für die Kriegsgefangenen in den Kriegsgefangenen-Lagern im Emsland mit den vielen zugehörigen Arbeitskommandos gehörten. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 gehörte Lingen zur Britischen Besatzungszone. Die britische Militärverwaltung richtete ein DP-Lager ein zur Unterbringung so genannter Displaced Persons (DP). Die meisten von ihnen stammten aus Polen und waren befreite Zwangsarbeiter aus den Emslandlagern. Im Februar 1946 überschwemmte ein Hochwasser der Ems das Stadtzentrum und richtete große Zerstörungen an. Mit Mitteln des Marshallplanes begann 1950 der Bau der Erdölraffinerie Emsland zur Verarbeitung 550.000 t/a deutschen Rohöls aus den Erdölfeldern des Emslandes und angrenzender Gebiete; die Inbetriebnahme folgte 1953. 1956 wurde Lingen Bundeswehr-Garnisonsstadt.

1975 begann die Umgestaltung der Innenstadt: Heute umfasst ein Fußgängerbereich die hist. Looken-, Marien-, Burg-, und Große Straße, den Marktplatz, den Universitätsplatz und die angrenzenden Innenstadtstraßen. 1977 verlor Lingen im Zuge der niedersächsichen Kreisreform den Kreissitz, wurde aber große selbständige Stadt; seither gehört Lingen zum Landkreis Emsland. Mit Gründung der Institute für Management und Technik, Kommunikations-Management sowie Theaterpädagogik der FH Osnabrück wird Lingen im Jahr 2000 wieder Hochschulstandort. In den Jahren 2006 und 2007 wurde das ehemalige Postgelände zwischen Looken- und Poststraße zu einem Einkaufszentrum namens „Lookentor-Passage“ umgebaut, welches am 22. März 2007 eröffnet wurde.

Einwohnerentwicklung

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005
52.147 52.163 51.684 51.362 51.423 51.358 51.318 51.317

(jeweils zum 31. Dezember, nur Erstwohnsitz)

Politik

Stadtrat

Im Stadtrat hat die CDU seit Jahrzehnten die absolute Mehrheit. Zuletzt wurden die 42 Ratsherren und -frauen am 10. September 2006 gewählt. Hinzu kommt der direkt gewählte Oberbürgermeister. Die 43 Sitze verteilen sich wie folgt:

Die nächsten Kommunalwahlen finden 2011 statt; die nächsten Oberbürgermeisterwahlen voraussichtlich im Jahr 2014.

Ortsräte

In den Stadtteilen Altenlingen, Baccum, Bramsche, Brögbern, Clusorth-Bramhar, Darme, Holthausen-Biene, Laxten und Schepsdorf bestehen jeweils Ortsräte, die über die Entwicklung ihrer Ortschaften mitentscheiden können. Bei der Kommunalwahl am 10. September 2006 hat die CDU in allen Ortsräten die Mehrheit der Mandate errungen.

Kinder- und Jugendparlament

In der Stadt Lingen (Ems) gibt es ein Kinder- und Jugendparlament. Dieses wird alle 2 Jahre, wie in der "großen" Politik gewählt. Mitmachen bei diesem Kinder- und Jugendparlament können alle Lingener Jugendlichen im Alter von 11-17 Jahren. www.kijupa-lingen.de, so lautet die Homepage des Lingener Kinder-und Jugendparlamentes.

Partnerstädte

Lingen (Ems) hat fünf Partnerstädte:

Verkehr

Straße

Lingen wird von der Autobahn 31 tangiert und ist Schnittpunkt der Bundesstraßen B 70, B 213 und B 214, die seit Ende der 70er Jahre als Umgehungsstraße um die Stadt herum führen.

Durch Lingen führt die deutsch-niederländische Ferienstraße Oranier-Route.

Schiene

Lingen liegt an der 1855 eröffneten Eisenbahnlinie Ruhrgebiet – Nordsee („Emslandstrecke“). Am Bahnhof Lingen halten die zweistündlich verkehrenden Intercitys der Linie Luxemburg - Norddeich. Außerdem verkehrt stündlich der „Emsland-ExpressMünster - Emden.

Im Güterverkehr spielen vor allem die Güterbahnhöfe Holthausen (Erdölraffinerie) und Hanekenfähr (Industriegebiet Lingen-Süd) eine größere Rolle, außerdem gibt es Industrie-Anschlussgleise in Lingen-Damaschke (derzeit nicht genutzt) sowie mehrere Güterverkehrsgleise und eine Verladerampe am Bahnhof Lingen(Ems).

Von 1904 bis 1952 fuhr außerdem von Lingen aus im Personen- und Güterverkehr die schmalspurige Kleinbahn Lingen-Berge-Quakenbrück, deren Bahnhof sich jedoch an anderer Stelle befand als derjenige der Staatsbahn.

Wasserwege

Wasserfall der Ems am Hanekenfähr bei Lingen

Die Ems bei Lingen ist auf einer kurzen Strecke schiffbar, wird heute jedoch nur noch im Freizeitverkehr befahren. Bereits seit 1829 umfährt der Güterverkehr die zahlreichen Schleifen der Ems zwischen Lingen und Meppen auf einem Kanal, der zunächst Ems-Hase-Kanal hieß und seit über hundert Jahren Teil des Dortmund-Ems-Kanals ist.

Lingen verfügt über sieben Häfen für die Binnenschifffahrt. Die Erdölraffinerie in Holthausen sowie das Benteler-Stahlwerk in Hanekenfähr haben eigene Häfen; Massengüter werden im Darmer Hafen entladen. Hingegen haben der Alte Hafen und der Neue Hafen, nahe des Stadtzentrums gelegen, an Bedeutung für die Wirtschaft verloren, gewinnen aber zunehmend Stellenwert für den Freizeitverkehr.

siehe auch: Verkehr im Landkreis Emsland

Bildung

Lingen verfügt über zahlreiche allgemeinbildende Schulen, darunter eine integrierte Gesamtschule und drei Gymnasien. Die Gymnasien Georgianum und Johanneum sind staatliche Schulen und arbeiten eng zusammen, während das Franziskusgymnasium im Stadtteil Laxten eine katholische Schule in Trägerschaft des Ordens der Franziskanerinnen von Thuine ist.

In der beruflichen Bildung sind neben den staatlichen Berufsschulen (Fachrichtungen: gewerblich-technisch ,land- und hauswirtschaftlich und kaufmännisch), viele private Bildungsträger engagiert. In den staatlichen Berufsschulen werden u. a. Berufsfach- und Fachoberschulen in Vollzeitformen, Berufsvorbereitungsjahre, Berufsgrundbildungsjahre, Berufsaufbauschulen und Berufsschule im Dualen System (Teilzeit) angeboten.

Seit 1988 existiert die Berufsakademie Emsland, welche die Bachelorstudiengänge Betriebswirtschaftslehre, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsingenieurwesen anbietet.

Im Jahr 1995 wurde der Standort Lingen der Fachhochschule Osnabrück gegründet, der die Fakultät Gesellschaft und Technik mit den Instituten Management und Technik, Kommunikationsmanagement sowie Theaterpädagogik umfasst. 2006 wurde die Fakultät Gesellschaft und Technik aufgelöst. Stattdessen sind die Studiengänge nun den Departments Kommunikation und Gesellschaft sowie Management und Technik zugeordnet.

Sehenswürdigkeiten

Innenstadt

Lingen, Marktplatz und Rathaus
Lingen, Straße in der Altstadt

Der Marktplatz gilt als beste Stube der Stadt. Das historische Rathaus von 1555 mit seinem Treppengiebel von 1663 gilt als das Wahrzeichen der Stadt; es dient heute repräsentativen Zwecken und steht für standesamtliche Trauungen zur Verfügung. Gleich daneben befindet sich die Alte Posthalterei, ein zweigeschossiges Fachwerkhaus mit Walmdach, das von 1653 bis 1851 Lingens Poststelle war und heute eine Gaststätte beherbergt. Ansonsten wird der Marktplatz von Giebelhäusern beherrscht, zu denen das Haus der Kivelinge von 1583 zählt, eines der ältesten Bürgerhäuser Lingens. Dieses befindet sich im Besitz des 1372 gegründeten Bügersöhneaufzuges zu Lingen, den Kivelingen.

Östlich des Marktplatzes und mit ihm durch die schmale Clubstraße verbunden, liegt der Universitätsplatz mit dem 1678 bis 1680 gebauten Seminargebäude (heute Kunstschule des Kunstvereins Lingen), dem Professorenhaus von 1684/85 (heute Theaterpädagogisches Zentrum, TPZ) und der barocken evangelisch-lutherischen Kreuzkirche, die 1733 bis 1737 errichtet und 1888 im neuromanischen Stil erweitert wurde.

Die schönste Straße Lingens dürfte die Burgstraße sein. Vom Marktplatz aus findet man zunächst das Hellmannsche Haus von 1641 mit seinem reich ornamentierten Fachwerkgiebel und die ab 1832 errichtete katholische Bonifatiuskirche. Etwas weiter findet man das Palais Danckelmann von 1646, das seit Jahrhunderten das Amtsgericht beherbergt; im zugehörige Kutscherhaus (Gesindehaus) aus dem frühen 18. Jahrhundert befindet sich ein Teil des Heimatmuseums.

Sehenswert sind auch die evangelisch-reformierte Kirche an der Kirchstraße und der 1961 durch die Kivelinge restaurierte Pulverturm als Überrest der ehemaligen Festung.

Der Pulverturm, nördlich des Marktplatzes (Straße Am Pulverturm), ist der letzte Zeuge der im 17. Jahrhundert abgetragenen Festung Lingens. Er stammt noch aus dem späten Mittelalter. 1961 wurde er von den Kivelingen in einer romantischen Gartenanlage neu aufgebaut. Die barocke Toranlage auf dem Gelände des Pulverturms, stammt vom früheren Haus des oranischen Drosten Rutger von Haersolte an der Lockenstraße.

Was es sonst noch gibt

Außerhalb des Stadtzentrums sind das im Süden gelegene Schloss Herzford und das im Norden der Stadt gelegene, 180 Hektar große Speicherbecken zu erwähnen, das in den 80er-Jahren als Kühlwasserreservoir für das Kernkraftwerk gebaut wurde und ein beliebtes Naherholungsgebiet ist.

Im Nordosten der Stadt betreibt der NDR eine Sendeanlage für UKW, TV und MW. Als Antennenträger wird ein 227 Meter hoher, geerdeter Stahlrohrmast mit einer Reusenantenne für Mittelwelle verwendet.

Baustellen

Bahnhof

Im Februar 2006 begann der Umbau des Bahnhofes. Ziel dieser Baumaßnahme ist es, ein Nadelöhr im Personenverkehr auf der bis heute ausschließlich von der Deutsche Bahn AG bedienten Bahnstrecke zwischen dem westfälischen Rheine und Emden zu beseitigen: Der ursprüngliche Mittelbahnsteig des Lingener Bahnhofs ist nach heutigen Vorgaben zu schmal und kann außerdem nur durch direktes Überqueren der Schienen erreicht werden; daher wurde er bereits Anfang der 70er Jahre gesperrt. Seitdem verfügt der Bahnhof nur über ein Haltegleis (Gleis 1) für Personenzüge in Nord- und Südrichtung, so dass sich in ungünstigen Fällen Verspätungen in einer Fahrtrichtung auch auf Gegenzüge auswirken. Hier soll ein neuer Mittelbahnsteig Abhilfe schaffen, der anstelle des bisherigen nur für Güterzüge genutzten Gleises 3 errichtet werden soll. Außerdem wird eine Unterführung für Fußgänger und Radfahrer gebaut, die auch den neuen Bahnsteig mit den Gleisen 2 und 4 dank einem Fahrstuhl und niedriger Steigung besonders behindertengerecht mit dem Bahnhofsgebäude verbindet. Die Unterführung soll die Anbindung der Fachhochschule an die Innenstadt verbessern. Die Gesamtkosten für die Unterführung belaufen sich auf 7,1 Millionen Euro.

Der Bau soll im Sommer 2007 abgeschlossen sein, im Anschluss soll der ZOB umgebaut werden und eine DB Fahrradstation errichtet werden.

St.-Bonifatius-Hospital

Für ca. 40 Mio. EUR wird momentan das St.-Bonifatius-Hospital im Stadtzentrum vollkommen umstrukturiert. Neben Sanierungsmaßnahmen sind mehrere Neubauten geplant. Unter anderem wird eine neue Eingangshalle, ein neuer Bettentrakt und eine neue Tiefgarage mit 200 Einstellplätzen gebaut. Nach Abschluss der Arbeiten im Jahr 2008 wird das aus dem 19. Jahrhundert stammende Krankenhausgebäude an der Gymnasialstraße nicht mehr für den Krankenhausbetrieb benötigt.

Fachhochschule und IT-Zentrum

Im Jahr 2007 sollen die Bauarbeiten für den Ausbau der Fachhochschule in den Hallen I und II des Eisenbahnausbesserungswerkes an der Kaiserstraße beginnen. Es ist geplant, beide Hallen für den Ausbau der Fachhochschule auf 2000 Studienplätze zu nutzen. Die Gesamtkosten für den Ausbau werden auf 45 Mio. EUR geschätzt. Parallel soll das bestehende IT-Zentrum Emsland in der Halle III erweitert werden.

Kultur & Sport

Kulturelle Einrichtungen

  • das Jugendzentrum Alter Schlachthof,
  • die Emslandhallen als Messe- und Veranstaltungszentrum,
  • das Theater an der Wilhelmshöhe,
  • das Theaterpädagogische Zentrum (TPZ),
  • das Emslandmuseum,
  • der Lern- und Gedenkort Jüdische Schule,
  • das Kulturforum Sankt Michael,
  • die Kunsthalle in der Halle IV des ehemaligen Eisenbahnausbesserungswerkes,
  • die Kunstschule und,
  • die Musikschule des Emslandes.

Veranstaltungen

Folgende wiederkehrende kulturellen Veranstaltungen finden in Lingen statt:

  • Alle drei Jahre zu Pfingsten, zuletzt 2005, veranstalten die Kivelinge das Kivelingsfest und verwandeln die Innenstadt in einen mittelalterlichen Markt.
  • Seit 1990 findet alle vier Jahre in Lingen das Welt-Kindertheater-Fest statt.
  • Jährlich wird am dritten Wochenende im September das Altstadtfest in der Innenstadt gefeiert.
  • Jedes Jahr im Sommer veranstalten die Abiturienten der drei Lingener Gymnasien auf einer Wiese in der Nähe des alten Kernkraftwerkes das Abifestival.
  • An den ersten Wochenenden im Mai und im Oktober findet die Frühjahrs- bzw. Herbst-Kirmes auf dem Festgelände an den Emslandhallen statt.
  • Seit sechs Jahren wird in Lingen das Internationale Dressurfestival veranstaltet

Religion

Während im Rest des Emslands nahezu ausschließlich Katholiken leben, sind in Lingen immerhin etwa ein Viertel der Bevölkerung Protestanten.

Sport

Ca. 22.500 der Lingener Einwohner sind in mehr als 80 Sportvereinen organisiert. Mit 18 Sporthallen, 4 Gymnastikhallen und einer Tanzhalle deckt die Stadt Lingen (Ems) die Anforderungen für den Hallensport, insbesondere für den Schulsport, den Vereinssport, aber auch für den nicht organisierten Sport ab.

Ferner gibt es in Lingen 12 Sportzentren mit 40 Rasenspielfeldern und einem Tennenplatz (Fußball). Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang das Emslandstadion, das über normgerechte leichtathletische Anlagen, insbesondere eine 400-m-Kunststofflaufbahn, verfügt.

Auszug aus dem weiteren Sportangebot:

  • 18-Loch Golfplatz in Regie des „Golfclub Emstal e.V.“
  • Tennisanlagen mit insgesamt 60 Spielfeldern; 4 Tennishallen (12 Spielfelder)
  • Reitzentrum mit 1 Reithalle und Reiterstadion sowie einem Islandpferde-Reiterstadion, das internationalen Anforderungen genügt
  • Freizeit-, Sport- und Erlebnisbad LINUS mit Sauna und Freibadbereich
  • 3 Rudervereine mit Bootshaus, unmittelbar am Dortmund-Ems-Kanal im Innenstadtbereich gelegen
  • Segel- und Surfanlage auf dem Speichersee Geeste im Norden Lingens
  • 5 Skaterbahnen sowie ausgewiesene Straßenstrecken
  • 4 Schießsportanlagen, u.a. die zentrale Schießsportanlage an der Wilhelmshöhe mit 30 Luftgewehrbahnen sowie 9 Schießbahnen im KK-Bereich
  • Bowling-Center

Wirtschaft

Eisenbahnausbesserungswerk

Beim Bau der Hannoverschen Westbahn Löhne - Emden wurden in Lingen die zentralen Werkstätten angelegt und 1856 in Betrieb genommen. Sie ernährten zeitweise ein Drittel der Lingener Haushalte und waren lange Zeit der einzige größere Industriebetrieb Lingens. Nach langem Schrumpfen wurde das Bundesbahn-Ausbesserungswerk Lingen 1985 geschlossen.

Das Wagenwerk wurde abgerissen; an seiner Stelle stehen heute die Emslandhallen, in denen Märkte und Veranstaltungen stattfinden. Nach jahrelangem Leerstand und Verfall des direkt am Bahnhof gelegenen Lokwerks wurde zunächst die Halle IV saniert. Seit 1997 ist dort ein Zentrum für Wirtschaft, Medien und Kunst angesiedelt. Die restlichen Hallen werden seit 2003 zu einem IT-Zentrum ausgebaut, in das auch neue Institute der Fachhochschule Osnabrück einziehen sollen.

Erdölindustrie

Die Stadt Lingen gilt seit dem zweiten Weltkrieg als Zentrum der deutschen Erdölindustrie. Von Lingen wurden die Erdölvorkommen im Emsland, die die größten in Deutschland sind, sowie die Erdgasvorkommen in der norddeutschen Tiefebene erschlossen. Ende der vierziger Jahre hat sich in Lingen die Deutsche Schachtbau- und Tiefbohrgesellschaft mbH angesiedelt, die in den siebziger und achtziger Jahren einer der bedeutendsten Arbeitgeber der Stadt war. Nach zahlreichen Übernahmen firmiert die Gesellschaft seit 2003 unter dem Namen Gaz de France Produktion Exploration Deutschland GmbH. Die Produktion betrug im Jahr 2006 1,35 Milliarden m³ Erdgas sowie 463.000 t Erdöl.

Die seit 1953 bestehende Erdöl-Raffinerie Emsland (BP Lingen) im Stadtteil Holthausen stellt mit etwa 600 Mitarbeitern bei einer Kapazität von etwa 4,1 Mio. t jährlich unter anderem Kraftstoffe, leichtes Heizöl und Flüssiggas aus deutschem und ausländischem Rohöl her.

Mit Rosen Engineering hat zudem ein bedeutender Dienstleister für die Pipeline-Industrie seinen Sitz in Lingen.

Kraftwerke

1968 nahm der VEW-Konzern in der damals noch selbstständigen Gemeinde Darme das Kernkraftwerk Lingen in Betrieb. Es war eines der ersten kommerziellen Kernkraftwerke Deutschlands. Wegen zahlreicher Störfälle wurde es schon 1977 wieder stillgelegt. 1989/90 erlangte es noch einmal eine gewisse Bekanntheit, als dort Molkepulver dekontaminiert wurde, das nach der Katastrophe von Tschernobyl verstrahlt worden war.

Seit 1972 bzw. 1975 erzeugen in der Nachbarschaft des Kernkraftwerkes zwei GuD-Kraftwerke, die Erdgasblöcke des Kraftwerkes Emsland mit einer Leistung von insgesamt 420 Megawatt Strom.

1988 wurde das Kernkraftwerk Emsland mit einer Leistung von 1400 Megawatt in Betrieb genommen. Es ist eines der letzten deutschen Kernkraftwerke, die in Betrieb gingen, und gilt als eines der sicheren. Seit 2002 gibt es in unmittelbarer Nähe ein Zwischenlager für abgebrannte Brennelemente aus dem KKE.

Alle diese Kraftwerke gehörten ursprünglich dem VEW-Konzern. Seit dessen Fusion mit RWE gehören sie zur RWE Power AG. In den Lingener Kraftwerken sind über 400 Menschen beschäftigt.

Im November 2006 hat die RWE AG beschlossen, ein neues GuD-Kraftwerk mit einer Leistung von 876 Megawatt zu errichten, welches Ende 2009 ans Netz gehen soll. Dem neuen Kraftwerk soll ein Erdgasröhrenspeicher angeschlossen werden. Die Investitionssumme beläuft sich auf ca. EUR 500 Mio.

Industriepark Lingen-Süd

In der Nähe der Kraftwerke entwickelte sich ein Industriegebiet. Dort gibt es unter anderem

  • ein Brennelementewerk der Areva NP, in dem seit 1977 etwa 25.000 Brennelemente für Kernkraftwerke hergestellt wurden,
  • das Elektrostahlwerk der Benteler AG mit einer Jahreskapazität von 560.000 Tonnen Stahl, der aus Schrott hergestellt wird.
  • die Faserwerke Lingen des italienischen Konzerns Fraver mit ca. 190 Arbeitsplätzen, die Acrylfasern produzieren,
  • ein Baerlocher-Werk mit etwa 250 Beschäftigten, das Additive für die Kunststoffindustrie herstellt.

Einzelhandel

Der Einzelhandel hat sich insbesondere im historischen Stadtzentrum angesiedelt. Die Hauptfußgängerzone umfasst die Lookenstraße, Marienstraße, Große Straße und Burgstraße sowie den Marktplatz. Der Einzelhandel ist geprägt durch inhabergeführte Geschäfte, aber insbesondere in der Lookenstraße und Marienstraße haben sich viele Fialisten niedergelassen.

Am 22. März 2007 wurde die Einkaufspassage Lookentor eröffnet, die auf einer gesamten Verkaufsfläche von ca. 15.000 m² insgesamt 50 Läden beherbergt. Sie verbindet die Fußgängerzonen der Lookenstraße und Marienstraße.

Neben dem Stadtkern befindet sich an der Rheiner Straße ein Einkaufszentrum, welches neben Lebensmittel-Vollsortimentern insbesondere einen Baumarkt sowie ein Möbelhaus umfasst.

Weitere wichtige Wirtschaftszweige

  • Erwin Müller GmbH (etwa 550 Mitarbeiter in Lingen): Hefttechnik (Marke NOVUS) und Bad-, Bau- und Klimatechnik (Marke EMCO)
  • Kampmann GmbH (etwa 500 Mitarbeiter in Lingen): insb. Klimatechnik
  • EMP Versandhandel HGmbH (etwa 220 Mitarbeiter in Lingen) : Weltweiter Versand von Merchandising
  • Anlagenbau
  • Landwirtschaft

Söhne und Töchter der Stadt

Literatur

  • Deutscher Städteatlas; Band: II; 8 Teilband. Acta Collegii Historiae Urbanae Societatis Historicorum Internationalis - Serie C. Im Auftrag des Kuratoriums für vergleichende Städtegeschichte e. V. und mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, hrsg. von Heinz Stoob †, Wilfried Ehbrecht, Jürgen Lafrenz und Peter Johannek. Stadtmappe Lingen, Autor: Wilfried Ehbrecht. ISBN: 3-89115-319-8; Dortmund-Altenbeken, 1979.
  • Herbert Wagner Die Gestapo war nicht allein … Politische Sozialkontrolle und Staatsterror im deutsch - niederländischen Grenzgebiet 1929-1945. LIT, Münster 2004, ISBN 3-8258-7448-6 (enthält u. a. KPD Lingen, Nationalsozialismus in Lingen, Gefängnis).
  1. Geoklima 2.1