Abdullah II. (Buchara)
Abdullah II. (Abu’l Gazi Abd Allah b. Iskandar, *1533 / † 04.02.1598 in Samarkand, reg. 1556/83-1598) war ein Usbekenfürst, dessen Regierungszeit eine ökonomische und kulturelle Blütezeit seines Landes darstellte.
Er war der Sohn Iskandars (reg. 1561-1583) und regierte in Buchara seit 1556, während sein Onkel Pir Muhammad (reg. 1556-1561) und sein Vater nacheinander in Samarkand regierten. Beide kümmerten sich nicht sonderlich um die Regierung. Nach dem Tod seines Vaters wurde Abdullah II. auch der Oberherr der Usbekenfürsten (1583-1598). Mit der friedlichen Herrschaft der genannten Fürsten endeten 17 Jahre innerer Machtkämpfe.
Abdullahs lange Regierungszeit galt als die "gute alte Zeit" der Usbeken. Er förderte wie zuvor die Timuriden die höfische Miniaturmalerei und die Baukunst, so dass ihm die meisten Großbauten des Landes zugerechnet wurden (z.B. Abdullah-Chan Moschee in Sumitan bei Buchara 1560/63, Kukeltasch-Medrese in Buchara 1568/69). Seit dieser Zeit wurden die Usbeken langsam sesshaft und siedelten sich sogar in den Städten an.
Dabei profitierte das Territorium der Usbeken in Zentralasien von dem bis zur Wende zum 17. Jahrhundert noch ansteigenden Karawanenhandel über Herat. (Offenbar lag das an der ungeliebten Herrschaft der Portugiesen vor Indiens Küste, dass man noch einmal auf die Karawanenwege auswich.) Bucharas Teppiche wurden bis nach Italien gehandelt. Trotzdem existiert auch die (z.B. auf einen Augenzeugenbericht des engl. Abenteurers A. Jenkinson begründete) Meinung, daß Buchara weniger wohlhabend als im 15. Jh. gewesen wäre.
Abdullah II. war auch ein orthodoxer Muslim, der die Philosophiestudenten aus Buchara und Samarkand vertrieb, was eine geistige Stagnation in seinem Land einleitete. Derwischorden (z.B. die Naqschbandi) breiteten sich stattdessen weiter aus und wurden in den niedrigen Volksschichten sehr verehrt.
Außenpolitisch waren die Usbeken im Bündnis mit den Osmanen und mit ihren Verwandten im Khanat Sibir. Der sibirische Khan Kütschüm (reg. 1563-98) war vielleicht in Buchara aufgewachsen, - zumindest stützte er sich auf missionierende bucharische Moslems. Abdullah II. bemühte sich ferner um friedliche Beziehungen zu Großmogul Akbar in Indien. Dafür lag er hauptsächlich im Krieg mit den Iranern: 1585 plünderte er Herat und Merw. Auch drang er 1582 weit in die Kasachensteppe vor, was aber eine Episode blieb.
Der Khan erlebte noch den Niedergang seines Staates: die Pest dezimierte 1590/91 das Volk und das Land südlich des Amu-Darja ging endgültig an die Iraner verloren, was Usbekistan von dem sich entwickelnden Welthandel abschnitt (1595/96). Dann griff der Kasachen-Khan Tawakkul (reg. 1575/86-1598) an: Tawakkul überschritt den Syrdarja, besetzte Taschkent, ferner Jassy und Samarkand und wurde erst vor Buchara zum Stillstand gebracht (1598).
Nach Abdullahs Tod 1598 regierte kurzzeitig sein rebellischer Sohn Abdul Mu'min und dann ein Vetter, danach wechselte die Dynastie 1599 zu den aus Astrachan geflohenen Dschaniden, deren Prinz in die Herrscherfamilie eingeheiratet hatte.
Vgl. Usbeken-Khanat
Personendaten | |
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NAME | Abdullah II. |
KURZBESCHREIBUNG | Usbekenfürst, dessen Regierungszeit eine ökonomische und kulturelle Blütezeit seines Landes darstellte |