Moerser Schloss
Vorbemerkung
Das Moerser Schloss ist wohl das älteste, aber meiner Meinung nach auch das interessanteste Gebäude unserer schönen Stadt. Jedoch so bekannt es auch sein mag, umso weniger weiss der Moerser Bürger über die Vergangenheit des Schlosses. Leider sind warscheinlich viele Informationen bezüglich des Baus, bei dem großen Stadtbrand im Jahre 1605, für immer verloren gegangen, aber es gibt immer noch reichlich über das sich berichten lässt. Otto Ottsen schrieb in seinem Buch „Die Geschichte der Stadt Moers“ : „Ich halte die Geschichte des Schlosses in Moers für eines der am wenigsten geklärten Kapitel in der Geschichte der Stadt“.
Die Entstehung des Schlosses
Das erste Gebäude des Schlosses wird auf das Jahr 1200 datiert. Zu dieser Zeit kann man eigentlich noch nicht von einem Schloss reden, sondern viel eher von einer Burg oder einer Flachburg. Bei dem ersten Gebäude handelt es sich um einen quadratischen Turm aus Tuffstein, also vulkanisches Gestein, welches vornehmlich in der Eiffel gefunden werden konnte. Seine Kantenlängen betrugen um die Sieben Meter. Über seine Höhe kann man leider keine belegbare Aussage machen, da der Turm heute, ausser einer kleinen Ruine, nicht mehr steht. Man kann aber noch einen Teil des Turmes im Schlosshof finden, da dort Reste des Turms noch mehrere Meter im Boden stecken. Ich vermute aber, dass der Turm zumindest so hoch sein musste, dass man das umliegende Land und den Rhein (der Turm befand sich direkt am bzw im Rhein) gut überblicken konnte. Der Turm musste eine Tür besitzen, welche mehrere Meter über dem Boden lag. Das hatte den Vorteil, das man sich, im Falle eines Angriffs, in den Turm zurückziehen konnte und die Leiter in den Turm mit sich nehmen konnte, um so den Feinden den Zutritt erheblich zu erschweren. Mit Vorräten ausgerüstet konnte man sich schon eine Weile gegen seine Feinde verteidigen.
Es wurde vermutet das dieser erste Turm der Turm des Moerser Stadtwappens sein könne, aber das mittlerweile abgerissene Matthorn (oder auch einfach „Meerturm“) könnte auch der Turm des Wappens sein.
Im Verlauf des 12. Jahrhunderts schütteten die Burgherren einen ovalen Hügel um den Turm auf, was wohl wegen des morastigen Untergrundes nötig geworden war, um weitere Gebäude errichten zu können oder die vorhandenen Gebäude zu befestigen. Dieser Hügel wurde mit einer Palisade, also einer Wand aus Holz umgeben. Diese Art von Burg nennt man „Rundhügelanlage“ oder auch „Motte“. Motten waren vornehmlich in wasserreichen Gebieten verbreitet, und Moers war, dank des Rheins, ein sehr wasserreiches Gebiet.
Die Entwicklung des Schlosses
Von nun an hatte die Burg einen befestigten Untergrund und man konnte mit dem Bauen einer richtigen Festung beginnen. Die Bauherren orientierten sich am Hügel, welcher oval um den Turm ragte, und bauten ihre Gebäude in gleicher Form um den Turm. Wann dieser zerstört oder abgerissen wurde, geht leider aus keiner Quelle hervor. Die ersten Gebäude dieser Zeit konnten jedoch nicht viel mehr sein als mit Stroh gedeckte Lehmhütten.
Die Form der Burg ist eine interessante Angelegenheit, denn von Abbildung zu Abbildung ändert sich die Form von Viereckig, zu Oval, zu Viereckig zu Sternförmig. Dies scheint aber von Maler zu Maler immer verschieden gesehen worden zu sein. Trotzdem hat sich die Form der Burg nachweislich oft geändert, denn die zahlreichen Burgherren und Besitzer liessen gerne an Stadt und Burg arbeiten und bauen, schon allein aus der Notwendigkeit heraus, die neusten taktischen und kriegerischen Erkenntnisse in Sachen Verteidigung zu verwirklichen.
Die älteste Abbildung von Stadt und Schloss stammt, wie bereits oben kurz erwähnt, aus dem Jahre 1580. Der Moerser Reitmeister Arnold van Heurdt (1651-1705) zeichnete diese Zeichnung im 17. Jahrhundert erneut ab. Leider ist nur dessen Zeichnung überliefert, das Original nicht.Ausschnitt aus dem Grundrißplan der Grafschaft Moers von Johannes Mercator (1591)1
Aus dem Jahre 1591 ist jedoch noch eine ziemlich ähnliche Karte von Johannes Mercator vorhanden. Auf beiden Abbildungen geht hervor, dass das Schloss da es bereits sehr gewachsen war, diese Bezeichnung verdient. Es besteht zu dieser Zeit bereits aus mehrern aneinandergebauten, länglichen Gebäuden. Diese sind in einem Viereck anneinandergebaut, jdeoch geht aus den meisten Beschreibungen des Schlosses eine runde Bauform hervor, diese lässt sich auf einer späteren Zeichnung bestätigen. Sämtliche Gebäude besitzen ein Spitzdach und werden wohl mit Ziegeln gedeckt gewesen sein. Bei genauerer Betrachtung kann man aber bereits den großen Turm mit dem kleinen GlockenTurm erkennen, wie wir ihn auch Heute kennen. Das ganze wird von einem Wassergraben umgeben, welcher wiederrum von einer recht beeindruckenden Verteidigungsanlage, bestehend aus Wällen, Mauern und Bollwerken, umgeben ist. Das ganze steht, so wie die im Norden gelagertete Alt- und Neustadt, im Wasser des sogenannten „Meers“, der aufgestauten Moerse. Es gibt nur eine Brücke hinüber zur Altstadt, welche im Norden der Anlage an ein großes Tor anschliesst. Wollten nun Feinde das Schloss einnehmen, so mussten sie erst in die Stadt einfallen und dann über diese Brücke in die Festung vorstossen. Sie konnten natürlich auch versuchen durch das Wasser zu kommen, jedoch wären die meisten Angreifer ertrunken oder von den Verteidigern, welche natürlich hoch von ihren Mauern aus geschossen hätten, mit Leichtigkeit besiegt worden. Viele der alten Wassergräben waren mit Eisen oder Holzspitzen ausgelegt, an denen sich die Feinde auch aufgespiesst hätten, wenn diese versuchten durch die Gewässer hindurch zu waten. Nicht so gut zu erkennen sind die anderen zwei Türme und die Kapelle von welcher schon 1466 berichtet wurde.
Plan von Stadt und Festung Moers, Aquarell des Cornelis Elandts (1663)1 Die nächste, interessante Zeichnung stammt aus dem Jahre 1663. Es zeigt das Moerser Schloss sowie die Stadt im Grundriss. Nach der Einnahme der Stadt durch Moritz von Oranien, ließ dieser das Schloss 1601 für 100,000 Gulden mit fünf Bollwerken verstärken. Moers wurde nach dem altniederländischen System befestigt, welches während der niederländischen Freiheitskämpfe entwickelt wurde. Hier erkennt man auch deutlich die oben angesprochene rundliche Form des Schlosses. Das Gelände, welches früher eine viereckige Form hatte, wurde nun Sternförmig befestigt. Die Wassergräben kann man in ihrer Sternform noch heute in einer Luftaufnahme im Schloss erkennen, wurden mittlerweile aber teilweise umgebaut bzw überbaut.Die Alt-und die Neustadt wurden in eine Festungsanlage zusammen gefasst, jedoch lag noch eine klare Trennlinie vor. Neue Gräben wurden ausgehoben und neue Wälle aufgeschüttet. Moers galt ab diesem Zeitpunkt, sofern es von den Bewohnern gewissenhaft verteidigt wurde, als eine uneinnehmbare Festung. Die Festungswerke wurden im Jahre 1762 geschliffen (=abgerissen). Bei dieser Maßnahme wurde der Graben zwischen Schloss und Stadt beseitigt und die vorhandene Haagsche Brücke wurde überflüssig. Einige Gräben wurden gefüllt, und das Material was man dazu benötigte, entnahm man den inneren Wällen der Verteidigungsanlage. 1765 befand sich das Schloss bereits in einem ziemlich brüchigem Zustand und es war dringend renovierungsbedürftig. 1802 wurde das Schloss als verfallenes Gebäude, welches fensterlos und nur mit der Eingangstür versehen da stand, beschrieben.
Die Besitzer des Schlosses
Der erste Besitzer von dem man berichten kann, ist der Graf Dietrich von Moers. Dieser findet erstmals Erwähnung im Zusammenhang mit dem Schloss im Jahre 1256. Auf diesen folgte Graf Dietrich III (1294 - 1346)., daraufhin Friedrich von Moers (1346 - 1356), Graf Dietrich IV (1356 - 1365), welcher nach Preußen aufbrach und nicht mehr gesehen war, Herr Johann (1365 - 1372), der die Verwaltung des Schlosses und der Stadt für den Sohn Friedrichs übernahm, Graf Friedrich II (1372 - 1417), Graf Friedrich III (1417 - 1448), und zu guter Letzt Graf Vinzent (1448 - 1499), der Kinderlos starb.
Daraufhin ging die Grafschaft und das Schloss in die Hände der Neuenahr über. Graf Wilhelm von Neuenahr (1519 - 1551) war der erste dieser Reihe. Ihm folgten Graf Hermann von Neuenahr (1551 - 1578), der Kinderlos starb. Er hinterließ Grafschaft und Schloss seiner Schwester Gräfin Walburgis (1578 - 1582) und deren Gemahl Graf Adolf (1578 - 1589).
Die Spanier nahmen Grafschaft und Schloss im Jahre 1586 ein und behielten diese für elf Jahre bis ins Jahr 1597.In dieser Zeit wurden die Moerser Bürger gepeinigt und gefoltert - Die Spanier regierten die Stadt mit grausamer Hand. Moritz von Oranien befreite Moers und die Gräfin schenkte ihm, als Dank für die Befreiung, Grafschaft und Schloss im Jahre 1598. Sie war somit die letzte Gräfin von Moers. Moritz ließ das Schloss, wie bereits erwähnt, komplett umbauen und neu befestigen. Er behielt die Anlagen bis zu seinem Tode im Jahre 1626. Daraufhin bekam Wilhelm II. (1647 - 1650) das Schloss und schenkte es 1650 seiner Frau Luise Henriette, deren Standbild noch Heute vor dem Schloss steht. Diese behielt es bis zu ihrem Tod im Jahre 1667. Im Jahre 1702 ging der Besitz in die Hände König Friedrich I von Preußen über, und die Herrschaftszeit der Oranier endete hier wobei die der Preußen begann. Weitere genauere Besitzer des Schlosses sind mir bis 1807 nicht bekannt, das Schloss befand sich während der Napoleonischen Kriege, sowie die Stadt auch, in französischer Hand. 1807 kaufte der Notar Arnold Weinhagen das verfallene Schloss für 4325 Franc. Der östliche Teil des Schlosses wurde abgerissen und eine Windmühle und ein Wohnhaus sollten dort gebaut werden. Durch Probleme der Besitzverhältnisse der zum Schlosskauf gehörenden Grundstücke wurde es 1810 wieder weiterverkauft. Der Textilunternehmer Witgens, welcher der bedeutenste Unternehmer in Moers war, kaufte es für 2000 Franc. Er hatte schon zuvor in die, östlich des Schlosses gelegenen, Gebäude Wohnhaus und Fabrik gebaut. Die inneren Festungsanlagen wurden abgerissen, mit Bäumen bepflanzt. Teile des Schlossgrundstückes wurden verkauft und von den neuen Besitzern in Gärten und Parkanlagen umgewandelt. Witgens liess die, mit Gräben durchzogene Wildnis, 1838 in den heutigen Schlosspark umbauen. Das Schloss und der Park gingen 1905 in die Hand der Stadt über, welche sie heute noch besitzt.
Luise Henriette
Der, dem Moerser Bürger wohl bekannteste, Besitzer des Schlosses war Luise Henriette. Bei einem kleinem Spaziergang am Schloss vorbei, kann man sie heute noch sehen. Kaiser Wilhelm II. schenkte das „Denkmal Luise Henriette“, welches der Bildhauer Heinrich Bauke 1903 anfertigte, seiner „getreuen Grafschaft“ Moers. Luise kam als Tochter des Prinzen von Friedrich Heinrich von Nassau-Oranien am 27. November 1627 in Den Haag auf die Welt. An ihrem neunzehnten Geburstag heiratete sie den dreiundzwanzigjährigen Friedrich Wilhelm von Brandenburg und Herzog von Preußen - den nachmaligen großen Kurfürsten. Die Hochzeit wurde in Den Haag gefeiert. Luise wurde von ihren Zeitgenossen als klug und gütig geschildert, und Jedermann war von ihrer Schönheit und ihrem natürlichen Menschenverstand beeindruckt. Ihr dritter Sohn Friedrich wurde am 1. Juli 1657 geboren und war später Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg und Herzog von Preußen. Die großen Portraits von Luise und ihrem Mann Wilhelm hängen nocht heute im Moerser Schloss. Luise starb im Alter von nur vierzig Jahren am 18. Juni 1667 in Berlin.
Der Hofstaat
Natürlich gab es auch viele Bedienstete welche für Ordnung im Schloss zuständig waren. Viele der alten Berufe sind uns heute nicht mehr geläufig: Schäfer, Gärtner und Fischer haben wohl keine Erklährung nötig. Interessante Berufe waren zB : Die Turmwache. Diese hatte Morgens und Abends den Tag an bzw ab zu blasen. Außerdem hatte er ankommende Reiter anzublasen, genau wie rechtzeitig zum Essen zu blasen. Der Pförtner hatte die Tore sorgfältig zu schliessen und darauf zu achten, dass keiner sich in diesen aufhält. Ausserdem sollte er acht geben, dass Niemand etwas vom Schloss stiehlt. Der Wildschütz hatte über die Tiere der Grafschaft zu wachen, die Küche mit Wild zu versorgen und Wilddiebe zu verhaften. Der Mudder sollte die Pächte und Renten der Gräfin eintreiben, und den Bediensteten Unterkünfte zuweisen. Er war für das Futter der Tiere zuständig. Der Kammerling hatte sich um das Inventar des Schlosses zu kümmern, und die Tische decken. Der Puttelier (bouteille = Flasche ) hatte sich um die Speisekammer zu kümmern und alles was benötigt wurde auszuliefern. Er hatte auch den Tisch der Gräfin zu decken und sich um die Tische und das Besteck zu kümmern. Der Koch musste, wie der Name schon sagt, für das Schloss kochen, auf die Küche aufpassen und nichts verkommen lassen. Er hatte Knechte und Jungen die ihm bei seiner Arbeit halfen. Der Küchenschreiber hatte den schwierigsten Beruf, er musste alle in einer Liste verzeichnen, welche am Hofe zu Tisch gingen. Er hatte für die Ordnung im Schloss zu sorgen, auf die Viehzucht zu achten, dass die Tische ordentlich gedeckt sind und das sich keiner sinnlos betrinkt. Er kaufte das ein, was am Schloss benötigt wurde.
Der Schlosspark
Seid der Schleifung der Festungsanlagen durch Friedrich den Großen im Jahre 1762 waren die Festungsinsel und die einstigen Steinwälle und Gräben immer mehr verkommen. Dorngestrüpp wucherte über der verfallenen Insel und der Moerser Bürger mied es, dort entlang zu wandern. Nur vereinzelte Ziegenherden, welche anspruchslos genug waren, wurden zum Grasen in die Wildnis geschickt. Wintgens, der den größten Teil der Anlage bereits gekauft hatte, liess die Wildnis in einen Schlosspark, den heutigen Stadtpark, umbauen. Eigens zu diesem Zwecke ließ er den Hofarchitekten Maximilian Weyhe aus Düsseldorf kommen. Dieser hatte schon einige bedeutende Parkanlagen gestaltet, sein Abbild ist heute auf einer Bronzeplatte im Stadtpark verewigt. Weyhe wollte aber keinen Park in barocken geometrischen Formen bauen. Der Geschmack der Zeit war viel mehr hin zum Naturpark gewandert. Man legte Wert auf runde Formen, wilde freie Bäume und große Steine im Park. Alles sollte natürlich wirken und nicht mit dem Zeichenbrett konstruiert. Weyhe liess sogar eine beträchtliche Anzahl an exotischen Bäumen pflanzen. Interessant ist auch, dass er eine Turmruine anlegen liess, (von der Ich immer dachte, wenn ich sie betrachtete, sie sei eine Ruine aus dem Mittelalter) da dies zu dieser Zeit als „schick“ im Garten galt (genau wie Säulen oder ähnliches). Auch wurden die Wasserläufe gekonnt in die Anlage integriert, und auf den einstigen Verteidigungswällen und Dämmen wurden Wege angelget, die der Moerser Bürger heute noch gerne für einen Spaziergang durch den wunderbaren Park nutzt. Erstmals konnte der Bürger den Park jedoch im Jahre 1905 betreten, denn in diesem Jahre viel der Besitz des Schlosses und des Parks in die Hände der Stadt Moers.
Das heutige Schloss - Das Grafschafter Museum
In den Gebäuden des heutigen Moerser Schlosses befindet sich das Grafschafter Museum, welches mit seinen 19 begehbaren Räumen den Besucher über das damalige Leben der Leute auf dem Schloss und in der Stadt informiert. Zu den interessantesten Räumen zählen unter anderem der große, sehr hohe Rittersaal, in dem man eine lange gemütliche Tafel und sehr Kunstvoll gearbeitete Wandteppiche, sogenannte Tapisserien aus dem 17. Jahrhundert, besichtigen kann. Hier sieht man auch, dass die Menschen früher eher von kleinerer Statur waren, da die Stühle und der Tisch heute mehr für Kinder geeignet wären. Dies sieht man auch in dem sogenannten „Grafschafter Schlafzimmer“. Dort steht ein Himmelbett und ein Schrank aus geschnitzter Eiche aus dem Jahre 1791. Auch das Himmelbett wäre heute mehr für Menschen kleinerer Statur geeignet. In dem im Jahre 1607 renovierten Söller gibt es eine Ausstellung alter Spielzeuge. Besonders interessant sind auch die Räume rechts vom großen Eingangstor des Schlosses, denn in diesen werden unter anderem alte Karten von Stadt und Schloss aufbewahrt, sowie alte Funde welche in der Grafschaft und auch im Schloss bzw Schlosshof gefunden wurden. Man sieht römische wie auch mittelalterliche Gebrauchsgegenstände wie Töpfe, Krüge und Urnen aber auch Waffen,Messer und Münzen und vieles andere. In einer Glaßvitrine sieht man die alte Grafschaft als Modell aus dem Jahre 1611 vor der Schleifung. Es gibt noch viele weitere interessante Räume wie das „Biedermeierzimmer“, der „bäuerliche Wohnraum“, das „Kaminzimmer“ und vieles mehr. In den Kellerräumen des Schlosses befindet sich das „Grafschafter Theater“. Im Schlosshof kann man noch gut die Grundmauern des einstigen ersten Turmes aus dem 12. Jahrhundert erkennen. Zur Zeit wird im Schlosshof jedoch kräftig gegraben. Eine archäologische Ausgrabung hat unter anderem einen Teil der alten Ringmauer ausgegraben, welche unter Erde verborgen lag. In dem ausgeschachteten Loch kann man einen alten Bogen erkennen, welcher zur Mauer gehörte. Ein sehr aussagekräftiger Fund ist ein alter Komposthaufen. In diesem hat man unter anderem ein vollständig erhaltenes Skelett eines Wildschweins gefunden, dass die Menschen früher wohl als gutes Mahl genossen hatten. Außerdem wurden tausend Austernschalen gefunden. Dies ist ziemlich verwunderlich, denn zur Zeit der Gräfin Walburgis, und darauf wurde der Fund datiert, gab es noch keine geeigneten Kühlwagen um Austern frisch vom Meer bis zum Schloss zu transportieren. Ich vermute hier, daß diese lebendig in einer Art Fass oder ähnlichem, mit Salzwasser gefüllt, transportiert worden waren. Aber ein Graf oder eine Gräfin wollte halt angemessen speisen.