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Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart

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Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart
Karte
Betriebsstellen und Bauwerke
Bahnhof
0,0 Mannheim Hbf
2,0 Containerbahnhofbrücke (1.100 m)
Überleitstelle / Spurwechsel
5,1 Üst Pfingstberg
Tunnel
5,5 Pfingstbergtunnel (5.380 m)
Überleitstelle / Spurwechsel
11,4 Üst Brühler Weg
Kreuzung geradeaus oben
Anschluss Industriegebiet Talhaus
Abzweig nach rechts und geradeaus
Hockenheim zur Rheinbahn
Strecke
nach Schwetzingen
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
20,9 Bf. Hockenheim
Überleitstelle / Spurwechsel
27,7 Üst Oberhausen
Abzweig nach rechts
31,8 Waghäusel-Saalbach zur Rheinbahn
Strecke
nach Karlsruhe
Überleitstelle / Spurwechsel
34,7 Üst Waghäusel-Lußhardt
Überleitstelle / Spurwechsel
40,5 Üst Forst
Tunnel
40,7 Forsttunnel (1.727 m)
45,2 Rollenbergtunnel (3.303 m)
Abzweig nach rechts und geradeaus (im Tunnel)
45,3 Bruchsal Rollenberg zur Rheintalbahn
Überleitstelle / Spurwechsel (im Tunnel)
47,4 Üst Bruchsal Eisenhut
49,1 Talbrücke Oberbruch (264 m)
Tunnel
50,1 Altenbergtunnel (220 m)
Tunnel
50,9 Neuenbergtunnel (762 m)
52,2 Talbrücke Frauenwald (704 m)
Tunnel
53,0 Simonsweingarten Tunnel (420 m)
Dienststation / Betriebs- oder Güterbahnhof
55,5 Überholbahnhof Kraichtal
56,4 Talbrücke Bauerbach (748 m)
59,2 Talbrücke Zigeunergraben (660 m)
Tunnel
60,4 Wilfenbergtunnel (1.006 m)
62,1 Freudensteintunnel (6.800 m)
Überleitstelle / Spurwechsel (im Tunnel)
62,5 Üst Freudenstein
Überleitstelle / Spurwechsel
69,5 Üst Sternenfels Mettertal
Tunnel
71,7 Burgbergtunnel (1.115 m)
Tunnel
73,2 Saubuckeltunnel (403 m)
Abzweig nach links und geradeaus
Westbahn nach Mühlacker
Kreuzung geradeaus oben
Vaihinger Stadtbahn
Bahnhof
78,5 Bf. Vaihingen (Enz)
Abzweig nach links
Westbahn nach Bietigheim-Bissingen
Tunnel
79,1 Marksteintunnel (2.782 m)
82,0 Enztalbrücke (1.044 m)
Überleitstelle / Spurwechsel
83,5 Üst Vaihingen Enztal
Tunnel
84,2 Pulverdinger Tunnel (1.878 m)
87,8 Glemstalbrücke (348 m)
Überleitstelle / Spurwechsel
89,0 Üst Markgröningen Glems
94,1 Langes Feld Tunnel (4.650 m)
Überleitstelle / Spurwechsel (im Tunnel)
96,0 Üst Stuttgart Langes Feld
Bahnhof
99,8 Stuttgart-Zuffenhausen
Strecke
Ende der Neubaustrecke

Haltepunkt / Haltestelle
101,9 Stuttgart Feuerbach
Tunnel
102,3 Pragtunnel (680 m)
Haltepunkt / Haltestelle
103,8 Stuttgart Nordbahnhof
106,6 Stuttgart Hbf

Die Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart war neben Hannover–Würzburg eine der ersten neuerrichteten Schnellfahrstrecken der Deutschen Bundesbahn. Die 99 km lange Strecke ist Teil des Schienennetzes der DB Netz. Die 15 Tunnel und mehr als 90 Brücken führten zu Baukosten in Höhe von 4,5 Milliarden DM.

Planung und Bau

Streckenverlauf

Erste Planungen für eine Neubaustrecke zwischen Mannheim und Stuttgart – der zweitgrößten und der größten Stadt Baden-Württembergs – stammen aus dem Jahr 1970. Bis dahin waren Eisenbahnstrecken in das Gelände hineingepasst worden. Die Steigungen und Kurvenradien resultierten aus einer Linienführung entlang von Flüssen und Tälern. Diese Vorgaben waren für die neuen Hochgeschwindigkeitsstrecken nicht mehr brauchbar. Der damalige Bundesverkehrswegeplan legte daher folgende Mindestanforderungen für den Mischverkehr aus schweren, langsamen Güterzügen und leichten, schnellen Personenzügen fest:

  • maximale Längsneigung von 1,25 % (zum Teil auch bis 2,0 %)
  • Kurven mit geringer Überhöhung und Mindestradien von 4.800 m bis 7.000 m
  • Höchstgeschwindigkeit der Züge von 250 bis 300 km/h
  • durchschnittliche Baukosten von 30 bis 50 Mio DM pro Kilometer
  • Punkt-zu-Punkt-Verbindungen zwischen zwei Eisenbahnknoten.

Für diese Planungen war ein hohes Maß an Kunstbauwerken wie Brücken und Tunnel notwendig.

Technisch haben in der Fachwelt folgende Bauwerke besondere Aufmerksamkeit erregt: Der Forsttunnel liegt in seiner gesamten Länge unter dem Grundwasserspiegel und erforderte eine neue Wasserhaltungstechnik. Der Freudensteintunnel durchfährt Gipskeuper, der bei Regen auf dem Deckgebirge stark arbeitet und aufwändige Sicherungsmaßnahmen erforderte, die erstmals angewandt wurden.

1974 wurde für die Strecke Mannheim–Stuttgart das erste Planfeststellungsverfahren vorgestellt. Bereits 1975 erteilte der Bundesminister für Verkehr die Baugenehmigung. 1976 begann man mit dem Bau. Mehr als 6000 Einsprüche führten bereits während des Baus zu Linienänderungen. An Teilstücken wurde der Bau zeitweise komplett eingestellt. An sieben Stellen wurden wegen der Proteste der Anwohner schließlich Tunnel in offener Bauweise errichtet. Der längste Tunnel dieser Art war der Pfingstbergtunnel, der in Mannheim-Rheinau durch einen Wald führt, der als Wasserschutzgebiet ausgewiesen ist.

Erst 1985 lagen für die gesamte Strecke Planfeststellungsbeschlüsse vor. Am 4. Dezember gleichen Jahres erfolgte am Wilfenbergtunnel der erste Durchschlag der Strecke. Als erstes Teilstück wurde am 31. Mai 1987 die Strecke von Mannheim mit Abzweig auf die Rheinbahn nach Graben-Neudorf eröffnet[1]. 1991 wurde die Gesamtstrecke dem Verkehr übergeben.

Der typische Vorsignalabstand liegt bei rund 1,5 km, der Hauptsignalabstand auf der freien Strecke bei etwa 4 km. Im Abstand von rund 7 km wurden Überleitstellen errichtet. Die Oberstrombegrenzung liegt bei 1000 Ampere.

Betrieb

Am 9. Mai 1991 wurde die Schnellfahrstrecke Mannheim–Stuttgart offiziell in Betrieb genommen. Der erste ICE fuhr am 2. Juni auf der Strecke. Die neue ICE-Linie 6 fährt seitdem von Hamburg, Hannover, Göttingen, Kassel-Wilhelmshöhe, Fulda, Frankfurt am Main, Mannheim, Stuttgart, Ulm und Augsburg nach München. Die Reisezeit von Mannheim nach Stuttgart reduzierte sich von 90 auf 44 Minuten.

Güterzüge befahren die Strecke nur nachts, um den Hochgeschwindigkeitsverkehr nicht zu behindern. Um bei Unglücksfällen schnell in die Tunnel vordringen zu können, wurde in Mannheim und Stuttgart je ein Rettungszug stationiert.

Zahlreiche Basisstationen des öffentlichen GSM-Mobilfunks (Ausnahme O2) gewährleisten –  auch im Tunnel  – in handyverstärkten Wagen einen durchgehenden Empfang.


Weiterführende Informationen

Commons: Neubaustrecke Mannheim–Stuttgart – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

  • Joachim Seyferth: Die Neubaustrecken der Deutschen Bundesbahn. Wiesbaden 1983
  • Ernst Rudolph: Eisenbahn auf neuen Wegen: Hannover–Würzburg, Mannheim–Stuttgart. Darmstadt 1989, ISBN 3-7771-0216-4
  • Berndt von Mitzlaff, Ralf Roman Rossberg: Jahrbuch des Eisenbahnwesens 42: Hochgeschwindigkeitsverkehr. Darmstadt 1991, ISBN 3-7771-0234-2
  • Bundesbahndirektion Karlsruhe: Streckenkarte Neubaustrecke Mannheim–Stuttgart 1:100.000. Karlsruhe 1990
  • Neue Bahnhöfe an der Neubaustrecke Stuttgart-Mannheim in db. 11/1988. Stuttgart 1988

Einzelnachweise

  1. Eisenbahn-Journal Extra 1/2007, "Die DB in den 80ern", S. 28; ISBN 978-3-89610-172-3