Schamlippenverkleinerung
Als Schamlippenplastik (auch Schamlippenverkleinerung oder Labiaplastie) bezeichnet die chirurgische Reduzierung, Remodifizierung oder Entfernung der kleinen Schamlippen. Der Eingriff erfolgt meist ambulant und unter lokaler Betäubung. Die Operation dauert zirka 1 bis 2 Stunden. Nach der Operation kann es zu Schwellungen kommen, größere Komplikationen sind jedoch nicht zu erwarten. In der Regel tritt eine vollständige Heilung nach ungefähr 4 Wochen ein.[1]
Indikation
Das Motiv für die Durchführung kann in einer funktionalen Beeinträchtigung bei hervorstehenden kleinen Schamlippen bzw. der Klitorisvorhaut liegen. Bei einer sexuellen Dysfunktion und damit einhergehenden Orgasmusschwierigkeiten der Frau kann eine teilweise oder vollständige Entfernung der Vorhaut durch Freilegung der Klitoris die Stimulierbarkeit unter Umständen steigern.[2]
In der Regel wird der Eingriff jedoch aus rein ästhetischen Gründen durchgeführt. Es handelt sich dann hierbei um eine klassische Schönheitsoperation.
Die Nachfrage nach dieser Form des plastisch-chirurgischen Eingriffs hat in den letzten Jahren zugenommen. Die Schamlippenplastik ist abzugrenzen von den Formen der Beschneidung weiblicher Genitalien, wie sie in einigen afrikanischen Ländern praktiziert werden. Während es bei letzteren oft auf die Amputation der Klitoris oder Teile dieser hinausläuft, bleibt die Klitoris bei dieser Operation unversehrt. Es kommt also zu keiner Beeinträchtigung der sexuellen Emfindsamkeit.[3]
Kritikpunkte
Von Seiten der Kritiker wird beanstandet, dass es hierbei - wie bei jeder Form der aus ästhetisch-kosmetischen Gründen durchgeführten plastischen Chirurgie - zu einem medizinischen Eingriff kommt, der primär durch die Übernahme eines gesellschaftlichen Schönheitsideals begründet ist.
Es wird argumentiert, daß das Problem nicht auf der Ebene des Individuums sondern auf Ebene der Gesellschaft vorliegt. Nicht die Frau mit ausgeprägten, sichtbaren Schamlippen hat demnach ein Problem, sondern die Gesellschaft, die das Ideal einer perfekt geformten Vulva hervorbringt und nur glatte, ebenmäßige Genitalien als schön erachtet. Auch wird der Trend zur Reduktion der Schamlippen gerade in Verbindung mit der zeitgleich aufgekommenen Mode der Intimrasur als Ausdruck einer Idealisierung der kindlichen Vulva kritisiert[4]. Die betroffenen Frauen hätten ohne diese gesellschaftliche Entwicklung überhaupt keinen Leidensdruck und damit auch keine Operation nötig. Insbesondere die feministische Kritik sieht darin eine Unterwerfung der Frau unter die männliche Forderungen und Maßstäbe. Erst durch den Wunsch, dem Mann zu gefallen, kommt sie zu einem Gefühl der Makelhaftigkeit.[5]
Schamlippenentfernung als Körpermodifkation
Während der Begriff "Schamlippenplastik" eine Schönheitsoperation impliziert, gibt es die selbe Praxis auch innerhalb der Körpermodifikations-Szene. Oft werden in diesem Rahmen die Klitorisvorhaut sowie die kleinen Schamlippen vollständig entfernt.
Der Unterschied zur Schamlippenplastik im engeren Sinn besteht zum einen dadurch, das der Eingriff nicht in der Ambulanz eines plastischen Chirurgen sondern im Piercingstudio stattfindet. Des weiteren ist die Motivlage tendentiell eine andere: es geht weniger um die Verschönerung bzw. Anpassung an eine Gesellschaftsnorm, vielmehr steht die Veränderung an sich im Vordergrund.
In den USA erlangte die Praxis ein gewisses Medieninteresse durch die Verhaftung des Piercers Todd Bertrang, der selbige ohne Zulassung praktizierte. Dies führte zu einiger Empörung innerhalb der Gemeinde.
Siehe auch
Quellen
- ↑ Cho HY et al.(2000): A new method for aesthetic reduction of labia minora (the deepithelialized reduction of labioplasty). Plastic and Reconstructive Surgery 105: 419–422 PMID 10627011
- ↑ McLintock DG (1985): Phimosis of the prepuce of the clitoris: indication for female circumcision. Journal of the Royal Society of Medicine 78(3): 257–258. PMID 3973892
- ↑ Pardo J et al. (2006): Laser labioplasty of labia minora. International Journal of Gynecology & Obstetrics, 93: 38–43 PMID 16530764
- ↑ Zeitschrift WOMAN, 06/2005
- ↑ Anschläge Oktober 2003 - feministisches Monatsmagazin