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Triops longicaudatus

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Triops longicaudatus ist der Name der amerikanischen Art der Gattung Triops. Im Englischen werden sie als "tadpole shrimps" (Kaulquappenkrebse) bezeichnet. Werden Triops im Handel angeboten, handelt es sich zumeist um Nachzuchten von T. longicaudatus.

Die Gattung Triops gehört zur Ordnung der Notostraca (Rückenschaler) und gemeinsam mit den Anostraca (Feenkrebsen) und den Conchostraca (Muschelschalern) zur Gruppe der sog. "Urzeitkrebse", den Groß-Branchiopoda (Groß-Kiemenfußkrebsen). Die Branchiopoda, eine Unterklasse der Crustacea (Krebstiere), stammen höchstwahrscheinlich aus dem Meer, der älteste Vertreter ist aus den mehr als 500 Mio. Jahre alten marinen Ablagerungen des Oberen Kambrium bekannt. Vielleicht um den Fischen zu entkommen, die sich im Devon entwickelten und ihnen nachstellten, wichen die Branchiopoda 200 Mio. Jahre später in für Fische ungünstige Lebensräume wie Salzseen oder nur periodisch Wasser führende (astatische) Gewässer des Binnenlandes aus. Bei Triops handelt es sich um so einen Süßwasserbewohner im Gegensatz zum anostraken Artemia salina (Salinenkrebschen), die nur in hochsalinaren Gewässern gedeihen. T. cancriformis, ein naher europäischer Verwandter, gilt als ein lebendes Fossil und sogar als die älteste Tierart der Welt, da sich die Art seit mehr als 220 Mio. Jahren in nahezu unveränderter Form erhalten hat. In ihren jeweiligen Lebensräumen haben die Tiere weder Fraßfeinde noch Nahrungskonkurrenten zu fürchten, eine die Evolution vorantreibende Selektion findet somit nicht statt. Daher verwundert es nicht, dass Triops über eine Reihe urtümlicher Merkmale unter den Krebsen verfügt, wie die Notwendigkeit zahlreicher Häutungen, einen ungeteilten Carapax (eine panzerartige Versteifung der Haut) und eine Furca, ein gegabelter Anhang am Telson, dem Körperende des Tieres.

Seine systematische Zuordnung zu den Notostraca verdankt Triops seinem schützenden Rückenschild. Auch am Gewässergrund, wo sich der T.longicaudatus bevorzugt aufhält, leistet ihm die Vorderkante des Schilds beim Wühlen im Sediment auf der Suche nach Nahrung gute Dienste. Der Krebs ist ein Allesfresser, nimmt neben tierischer Beute wie Mückenlarven, Würmern bis hin zu Kaulquappen auch pflanzliche Kost zu sich und macht auch vor frisch gehäuteten Artgenossen nicht halt. Neben dieser eher räuberischen Lebensweise kann der Krebs auch mit Hilfe seiner beborsteten blattförmigen Beinpaare an den mittleren Körpersegmenten (dem Pereion) einfach Nahrungspartikel von hinten in einer tiefen Bauchrinne zum Mund befördern. Zugleich nimmt er mit diesen Beinen den im Wasser gelösten Sauerstoff auf. Aufgrund dieser charakteristischen Beinanatomie werden die Nostraca in der zoologischen Systematik z.T. in die Klasse der Phyllopoda (Blattfußkrebse) eingeordnet.

Das natürliche Verbreitungsgebiet erstreckt sich vom westlichen Nordamerika, vom 50. nördlichen Breitengrad an, über Mittel- bis hinein nach Südamerika. Dort kommt T. longicaudatus in kleinen Überschwemmungstümpeln und großen Pfützen vor, die sich in Geländevertiefungen (Senken und Gräben, sogar in Reifenspuren) nach starken Regenfällen oder der Schneeschmelze bilden können. Bei geeigneter Bodenbeschaffenheit kann das Wasser dort über einige wenige Wochen stehen bleiben. Daher müssen sich die Tiere auch sehr rasch entwickeln, da solche Gewässer stark von Austrocknung bedroht sind. Bereits nach ein bis zwei Tagen schlüpfen die ca. 0,2 mm großen Nauplien (Larven). Anfangs sind sie noch weißlich und annähernd durchsichtig, mit fortschreitendem Wachstum färben sich die Krebse dann dunkel. In den ersten Tagen verdoppelt sich die Körperlänge mit jedem Tag, entsprechend schnell ist die Entwicklung zum adulten Tier mit einer Gesamtlänge von 6 bis 8 cm und einer Breite von 2 bis 3 cm abgeschlossen. Die bereits angesprochene Furca macht dabei einen Großteil der Länge aus. Aufgrund des raschen Körperwachstums sind in kurzen Abständen Häutungen nötig, da die Körperhülle (der Carapax) aus Chitin besteht, das sich nur ausdehnen kann, solange es frisch und noch nicht ausgehärtet ist. Triops ist u.U. bereits nach ca. zwei Wochen, also bevor er ausgewachsen ist, geschlechtsreif und beginnt mit der Eiablage. Die Eier werden in uhrglasförmigen Eiersäcken am 11. Beinpaar getragen. Triopse vermehren sich durch Parthenogenese (Jungfernzeugung), d.h. die Population besteht aus Weibchen, die ohne Zutun von Männchen kontinuierlich Eier hervorbringen. Es wird aber auch die Möglichkeit der Selbstbefruchtung durch eine Zwitterdrüse diskutiert. Ein Triops kann während seiner geschlechtsreifen Phase mehrere hundert winzige rötlich-braune Eier legen. Diese sog. Dauereier oder Cysten benötigen eine Trockenphase, um die nötige Schlupfreife zu erlangen; dies soll einen zu frühen Schlupf, noch in der alten Pfütze, kurz bevor diese austrocknet, verhindern. Es wurde allerdings schon davon berichtet, dass vereinzelt Tiere auch ohne eine solche Pause geschlüpft sind. Frost schadet den Eiern nicht, sondern trägt im Gegenteil zu einer Erhöhung der Schlupfrate bei. Die Dauereier sind demnach äußerst widerstandsfähig und können im Bodengrund mehrere Jahre oder auch Jahrzehnte, gleichsam scheintot, auf günstige Schlupfbedingungen warten. Wenn sich das ausgetrockneten Habitat wieder mit Wasser füllt, beginnt der Zyklus von neuem. Jedoch schlüpfen niemals aus allen abgelegten Eiern die Nauplien aus, viele Eier verharren weiterhin im inaktiven Zustand, der Diapause. Dies stellt eine Anpassung an die unsicheren Lebensbedingungen dar, denn wenn alle Krebse schlüpften, würde eine zu rasche Austrocknung den Bestand der gesamten Population gefährden. Einige Eier bleiben stets gewissermaßen in Reserve und kommen erst in einer der nachfolgenden Überflutungen zum Schlupf.

T. longicaudatus benötigt für eine optimale Entwicklung relativ warme Temperaturen (optimal um 26°C, maximal 30°C), die in den flachen, sich rasch erwärmenden Gewässern seines Lebensraums auch leicht erreicht werden können. Unter solchen günstigen Bedingungen wächst Triops bei ausreichendem Nahrungsangebot im Eiltempo, um den Wettlauf gegen die Zeit in Form austrocknender Lebensräume zu gewinnen. Doch schon nach höchstens 6 bis 12 Wochen, abhängig von Umweltfaktoren wie Temperatur und Nahrungsangebot, endet sein kurzes Leben. Allerdings entspricht seine Lebenszeit damit annähernd der Bestandsdauer seines Habitats. T. cancriformis, wird im Freiland mit bis zu 11 cm deutlich größer (im Aquarium meist nur zwischen 6 und 8 cm), er begnügt sich mit etwas geringeren Temperaturen als die amerikanische Art.

Triops besitzt drei Augen, die im Dreieck auf der Stirn angeordnet sind und denen Triops seinen Namen verdankt ("der Dreiäugige"). Zu den zwei Komplexaugen tritt das mittig angeordnete unpaarige Auge, das so genannte Naupliusauge, hinzu, das als Lichtsinnesorgan dient. T. longicaudatus hat, wie auch auf dem Bild zu erkennen ist, 2 Paar Fühler, die nach vorne gerichtet sind. Mit ihrer Hilfe können die Tiere sich auch bei schlechten Sichtverhältnissen orientieren. Die ca. 50 bis 80 Beinpaare eines Triops, welche außer zum Schwimmen und der Fortbewegung auf dem Grund auch zur Atmung dienen, sind auf die verschiedene Körperabschnitte (den Tagmata) verteilt. Die Extremitäten des Pereions (des mittleren Körperabschnitts) die Pereiopoden, sind als gelenklose Blattbeine ausgebildet. Sie verdanken einen Teil ihrer Festigkeit dem Tugor (dem Hämolymphdruck) und werden daher auch als Tugorextremitäten bezeichnet. Aus diesem Grund reicht bereits das Ausreißen eines Beinpaares, um einen Triops zu töten. Der Körper zerfällt, da der Innendruck nicht länger aufrechterhalten werden kann.

All diese Überlebenstechniken führten dazu, dass diese faszinierende Spezies über einen so langen Zeitraum bis in die Gegenwart überdauern konnte. Jedoch ist heutzutage das Überleben von Triops, wie das aller Groß-Branchiopoden, durch die Vernichtung seines Lebensraumes gefährdet. Mit Wasser gefüllte Bodenunebenheiten, wie sie Triops und seine Verwandten zum Leben benötigen, werden planiert, landwirtschaftliche Flächen entwässert und Flüsse eingedeicht.