Tunesien
Die Tunesische Republik (الجمهورية التونسية, al-dschumhuriya at-tunisia), kurz Tunesien, ist ein Staat in Nordafrika, der am Mittelmeer liegt. Es ist ein Land des Maghreb, wie auch Marokko, Mauretanien, Algerien und Libyen. Seine Hauptstadt ist Tunis, welche im Norden des Landes liegt.
Flagge Tunesiens | Wappen Tunesiens |
(Details) | (Details) |
Amtssprache(n) | Arabisch1 |
Hauptstadt | Tunis |
Staatsform | Präsidialrepublik |
Präsident | Zine el-Abidine Ben Ali |
Premierminister | Mohamed Ghannouchi |
Fläche | 163.610 km² |
Einwohnerzahl | 9.974.722 (Juli 2004) |
Bevölkerungsdichte | 60 Einwohner pro km² |
Unabhängigkeit | am 20. März 1956 (von Frankreich) |
Währung | Tunesischer Dinar |
Zeitzone | MEZ (UTC +1) |
Nationalhymne | Humeta Al Hima |
Kfz-Kennzeichen | TN |
Internet-TLD | .tn |
Vorwahl | +216 |
(1) Bildungssprache ist Französisch | |
Karte Tunesiens |
Geographische Lage
Hauptartikel: Geographie Tunesiens
Tunesien ist das nördlichste Land Afrikas, nur 140 km von Sizilien entfernt, und erstreckt sich zwischen dem Mittelmeer und der Sahara, genauer gesagt zwischen 37°20’ und 30°10’ nördlicher Breite sowie zwischen 7°30’ und 12° östlicher Länge. Es ist Bestandteil des Maghreb und mit einer Größe von 163.610 km² etwa halb so groß wie Deutschland. Die größte Nord-Süd-Ausdehnung liegt zwischen Cap Blanc und der Grenzstation Bordj el Khadra mit rund 897 km und die größte Ost-West-Ausdehnung zwischen der Insel Djerba und Nefta mit etwa 330 km.
Es hat eine ca. 1.300 km lange Küstenlinie am Mittelmeer.
Der Nordwesten Tunesiens wird vom Tell-Atlas bestimmt. Parallel zu Tunesiens Nordküste verlaufen von der algerischen Grenze bis zur Bucht von Bizerte die Gebirgszüge der Kroumirie. Daran schließt sich nordöstlich das Mogod-Bergland an, welches im Cap Blanc ins Meer abbricht. Sie sind mit ihrer Höhe von 700 - 800 m (Kroumirie) und 300 - 400 m (Mogod) mit bewaldeten Mittelgebirgen vergleichbbar. Auf der dem Wind abgewandten Seite des Gebirges schließt sich das Talbecken des Medjerda an, dessen Unterlauf zur wichtigsten Agrarzone des Landes gehört.
Die Bergrücken der Dorsale verlaufen von Nordost (Cap Bon) nach Südwest (Djebel Chambi 1.544 m) in einer Länge von 220 km und bilden die Klimascheide zwischen dem mediterranen Norden und dem trockenen Steppenklima Mitteltunesiens.
Östlich der Dorsale entlang der Mittelmeerküste zwischen Hammamet und Skhira, Sousse und Sfax umschliessend, ist der Sahel genannte Küstenstreifen, der dieses Land durch regenbringende Ostwinde sehr fruchtbar macht und unter anderem große Olivenbaumkulturen ermöglicht. Diese Kulturlandschaft wird seit der Antike intensiv genutzt.
Südlich der Dorsale schließt sich die Schottsenke (Chott El Djerid, Salzsee) an, die noch weiter südlich in die Wüste Sahara mit dem Großen Östlichen Erg übergeht.
Entlang des Mittelmeeres, etwa von Gafsa im Westen bis zur libyschen Grenze erstreckt sich die Djeffara-Ebene, welche durch das bis zu 600 m hohe Dahar-Bergland vom Erg getrennt ist.
Klima, Flora und Fauna
In Tunesien stossen mediteranes und arides Klima aufeinander. Die Niederschläge nehmen von Nord nach Süd ab und von West nach Ost leicht zu. Es lassen sich unterscheiden:
- der winterfeucht-sommertrockene Norden
- die vom welchselhaften Klima bestimmte zentraltunesische Steppenregion mit heißen Sommern, kalten Wintern und abnehmenden Niederschlägen
- die vom Meer beeinflusste Mittelmeerküste mit ausgeglichenerem Klima
- das Wüstenklima südlich der Schotts
Niederschläge fallen fast nur in den Wintermonaten und werden meistens von Tiefausläufern der weiter nördlich gelegenen Westwinddrift herangeführt. Im Sommer liegt das gesamte Land im Bereich der subtropischen Hochdruckzone welche die Tiefdruckgebiete der Westwinddrift um das Mittelmeer herumleitet.
Jedoch kann es in Ausnahmefällen auch im Sommer zu heftigen Regenfällen kommen, die vorher ausgetrocknete Oueds (Wadi) in reissende Ströme verwandeln.
Mit zunehmender Entfernung vom Mittelmeer weicht sein ausgleichender Einfluss einem kontinentalen Klima. Die extremsten Werte werden in der Sahara mit sommerlichen Temperaturen von 50 C° und Bodenfrösten im Winter erreicht.
Unerträgliche Hitze kann der in Tunesien Chehili genannte Schirokko (Saharawind) bringen.
Während im Norden die jährliche Niederschlagsmenge noch über 400 mm liegt und damit für einen erfolgreichen Regenfeldbau ausreicht, ist im Süden die Verdunstung stärker als die Niederschlagsmenge.
Bevölkerung und Sprache
Der Islam ist in Tunesien Staatsreligion, die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung sind sunnitische Muslime. Die wenigen Christen sind meist europäischer Abstammung. Auf Djerba leben noch einige muslimische Kharidjiten sowie knapp 1.000 Juden. Auf der Halbinsel Djerba steht seit wahrscheinlich über 1.000 Jahren die Synagoge "La Ghriba". "La Ghriba" heißt übersetzt so viel wie "Die Wundertätige". Nach der Legende ist sie eine der ältesten Synagogen des Judentums. Jedes Jahr, am 33. Tag nach Ostern, findet hier die größte jüdische Wallfahrt Nordafrikas statt. Zu dieser Wallfahrt werden Gläubige aus der ganzen Welt erwartet. Von Anfeindungen und Ausgrenzungen ist so gut wie nichts bekannt, ein schwerer Schlag war daher der Bombenanschlag auf die Synagoge am 11. April 2002, bei dem 21 Menschen, darunter 14 deutsche Touristen, starben.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte Tunesiens
Tunesien wurde im 1. Jahrtausend v. Chr. von Berbern bewohnt, bevor die Phönizier Handelskolonien an der Küste gründeten. Zur bedeutendsten Kolonie stieg bald Karthago auf, das im 5. Jahrhundert v. Chr. das westliche Mittelmeer beherrschte. In den Punischen Kriegen wurde es aber von Rom besiegt und zerstört. Mit dem Niedergang des Römischen Reiches wurde Tunesien Teil des Vandalenreichs, dass aber im 6. Jahrhundert von Byzanz erobert wurde.
Nach der Unterwerfung des Landes durch die Muslime im 7. Jahrhundert wurde Ifriqiya bzw. Tunesien Reichszentrum der Aghlabiden, Fatimiden und Hafsiden.
Während des 16. Jahrhunderts versuchte Spanien die Herrschaft über Tunesien zu erringen, wurde aber von den Osmanen und den mit ihnen verbündeten Korsaren vertrieben. Unter der osmanischen Oberherrschaft kamen 1705 die Husainiden an die Macht. Auch wenn sie wieder politische Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung ermöglichten, wurde Tunesien 1883 dennoch ein Protektorat Frankreichs. Nachdem das Land während des 2. Weltkriegs Schauplatz heftiger Kämpfe geworden war, erlangte es 1956 seine Unabhängigkeit und wurde eine Republik.
Tunesien ist mit dem Libanon eines der am westlichsten geprägten arabischen Länder.
Wirtschaft und Währung
Tunesien ist ein Schwellenland mit einer Spitzenposition in Afrika und im Maghreb. Durch das Assoziationsabkommen mit der EU will Tunesien in den Kreis der Industrienationen aufsteigen.
Wichtigste Wirtschaftszweige ( 2001, Anteil am Bruttoinlandsprodukt in %) sind: | |
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Dienstleistungssektor | |
- Tourismus | 7,1% |
- Transport und Telekommunikation | 9,7% |
- sonstige Dienstleistungen | 36,3% |
Landwirtschaft/ Fischerei | 13,5% |
(1/3 aller Beschäftigten) | |
Industrie | |
- verarbeitende Industrie | 21,1% |
- nicht verarbeitende Industrie | 12,2% |
Quelle: [http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/laenderinfos/laender/laender_ausgabe_html?type_id=12&land_id=175 Auswärtiges Amt]
Tunesiens Hauptdevisenbringer sind die verarbeitende Industrie und der Fremdenverkehr (jährlich rund 4 Mio. Auslandsgäste). Letzterer konzentriert sich vor allem auf die Küstenregionen. Bedeutende Touristenorte sind die Regionen um den Golf von Hammamet (Hammamet, Nabeul, Sousse, Port El Kantaoui und Monastir) sowie die Insel Djerba.
Etwa 50 Prozent der Landesfläche werden für intensive Landwirtschaft genutzt. Im fruchtbaren Norden wird vor allem Obst, Gemüse und Getreide angebaut, in Zentraltunesien Datteln und Oliven. Tunesien ist außerdem reich an Bodenschätzen wie Erdöl und Phosphaten, die ebenfalls exportiert werden.
Der Süden des Landes mündet in die Wüste Sahara und ist deshalb nach Süden immer weniger bewohnt und wirtschaftlich nutzbar.
Politik und Verwaltung
Tunesien ist eine Republik mit einem starken Präsidialsystem welches durch eine einzige politische Partei beherrscht wird. Präsident Zine EL-Abedine Ben Ali ist seit 1987 im Amt, als er Habib Bourguiba aus Altersgründen absetzte (Jasminrevolte), welcher seit Tunesiens Unabhängigkeit von Frankreich 1956 Präsident gewesen war. Die einzige an der Regierung beteiligte Partei, die konstitutionelle demokratische Versammlung (RCD), war für 25 Jahre die einzige zugelassene Partei - zu dieser Zeit war sie als die sozialistische Destourian Partei bekannt (PSD) - und beherrscht noch heute das politisches Leben. Der Präsident wird auf fünf Jahre gewählt - mit praktisch keiner Opposition - und ernennt einen Premierminister (Mohamed Ghannouchi seit 1999) und ein Kabinett, die eine starke Rolle in der Durchführung der Politik spielen. Regionale Gouverneure und lokale Verwalter werden ebenfalls durch die Zentralregierung ernannt; beratende Bürgermeister und städtische Räte werden gewählt.
Es gibt ein Einkammerparlament als gesetzgebenden Körper, die Abgeordneterkammer, welche 182 Sitze hat, von denen 20% für die Opposition reserviert sind. Dieses spielt eine wachsende Rolle als Arena für Debatten über die nationale Politik. Sie ist aber so gut wie nie Urheber der Gesetzgebung und lässt Gesetze, welche von der Exekutive eingebracht werden, praktisch immer unverändert oder nur mit kleinen Änderungen versehen, passieren.
Die Justizgewalt ist, nominell unabhängig, reagiert aber auf Empfehlungen der Executive, besonders in den politischen Fällen.
Das Militär spielt keine Rolle in der Politik.
Es gibt z.Z. sechs zugelassene Oppositionsparteien.
Es gibt verschiedene beratende Körperschaften: Staatsrat, Sozial- und Wirtschaftsrat, Konstitutionsrat und den höheren islamischen Rat.
Gliederung
Tunesien ist in 24 Gouvernorate gegliedert, deren geographische Größen ihrer Einwohnerzahl angepasst ist:
Tunis تونس (Tunis), Ariana أريانة (Aryana), Ben Arous بن عروس (Bin 'Arus), Manouba منوبة (Manuba), Beja باجة (Badscha) |
Jendouba جندوبة (Dschunduba) / Tabarka, Le Kef الكاف (Al-Kaf), Siliana سليانة (Silyana), Bizerte بنزرت (Banzart), Nabeul, نابل (Nabul) |
Zaghouan زغوان (Zaghwan), Gafsa قفصة (Qafsa), Kairouan القيروان (Al-Qairawan), Kasserine القصرين (Al-Qasrain) |
Mahdia المهدية (Al-Mahdiya), Monastir المنستير (Al-Munastir), Sfax صفاقس (Safaqis), Sidi Bou Zid سيدي بوزيد (Sidi Bu Zaid) |
Sousse سوسة (Susa), Gabès قابس (Qabis), Kebili قبلي (Qibili), Medenine مدنين (Madanin), Tataouine تطاوين (Tatawin) |
Tozeur توزر (Tauzar) |
Kunst und Kultur
Kalligrafie Tunesien ist bekannt für die große Zahl der erhaltenen römischen Mosaiken. Die bedeutendsten Archäologischen Fundstücke werden im Museum Le Bardo aufbewahrt.
Musik
Tuesien ist am besten bekannt für die Musikrichtung des Malouf welche die andalusischen Flüchtlinge nach der spanischen Eroberung im 15. Jahrhundert mitbrachten.
Malouf wird von kleinen Orchestern gespielt, welche sich aus Violine, Trommel, Sitar und Laute zusammensetzen. Modernes Malouf hat einige Elemente der Berber Musik im Rhythmus.
Baron Erlanger ist eine wichtige Figur der modernen tunesischen Musik. Er sammelte die Regeln und Geschichte des Malouf welches 6 Bände füllte und gründete eine Rachida, ein wichtiges Konservatorium, welches heute noch genutzt wird.
Zu den Künstlern des 20. Jahrunderts zählen Anouar Brahem, ein Oud(Laute) Spieler und El Azifet, ein seltenes reines Frauen Orchester und Khemais Tarnane, Raoul Journou, Saliha, Saleh Mehdi, Ali Riahi, Hedi Jouini, and Fethia Khairi.
Bekannte Musikinstrumente sind zum Beispiel auch Darbouka(Trommel) welche man in Tunesien eigentlich in jedem Haushalt findet.
Kunsthandwerk
Teppich, Weberei, Tracht, Lederverarbeitung, Holzverarbeitung, Metallverarbeitung(Schmieden,Kupfer), Schmuck, Koralle, Silber, Keramik, Töpferei, Glas, Mosaik, Korbwaren aus Halfagras,
-- Offizielle Seite des Tunesischen Kunsthandwerks
Sport
Tunesien ist besonders für Fussball und Handball bekannt.
Feiertage
Datum | Deutscher Name | Lokaler Name | Bemerkung |
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1. Januar | Neujahr | ||
20. März | Unabhängigkeitstag | عيد الإستقلال | Gedenktag an den 20. März 1956 |
21. März | Tag der Jugend | ||
9. April | Tag der Märtyrer | Souvenir du sang versé par les martyrs den 9. April 1938 | |
1. Mai | Tag der Arbeit | Internationaler Tag der Arbeit | |
25. Juli | Tag der Republik | عيد الجمهورية | Commémoration de la proclamation de la république, den 25. Juli 1957 |
13. August | Nationaler Tag der Frau | Célébration de la promulgation du code du statut personnel durch Habib Bourguiba | |
7. November | Tag der Erneuerung | Erinnerung an den Wechsel des 7. November 1987 |