VX
Das Nervengas VX ist eine farblose bis gelbliche Flüssigkeit. Sie riecht nach verfaultem Fisch. Schon etwa ein 300 Millionstel Gramm wirkt tödlich. Das Gift dringt über die Haut, die Augen und die Atemwege in den Körper ein und verursacht zuerst Husten und Übelkeit. Dann lähmt es die Atemmuskulatur und führt innerhalb weniger Minuten unter furchtbaren Krämpfen und Schmerzen zum Tod.
Zwischen den unzähligen Nervenzellen (Axonen) im Menschen werden durch die Hilfe chemischer Botenstoffe, den so genannten Neurotransmittern blitzschnelle Reize übermittelt. Wird von einer Nervenzelle ein Botenstoff ausgeschüttet, wird er von der nächsten Zelle erkannt und sofort weitergeleitet. Der Botenstoff wird dann von einem Enzym zerlegt, damit ein neuer Reiz folgen kann. Die Dauer für diesen Vorgang beträgt nur ungefähr 2/1000 Sekunden. Durch VX wird aber das Enzym zum Abbau des Botenstoffes blockiert, was zu einem Dauerreiz mit tödlichen Folgen führt.
Weil das Gift in erster Linie durch die Haut aufgenommen wird, bietet eine Gasmaske allein keinen Schutz. Dazu ist ein kompletter Schutzanzug erforderlich. Somit gibt es auch keinen wirksamen Schutz von Zivilisten gegen das Gift. Atropin ist das beste Gegenmittel. Nach dem Einsatz in einer Region verliert das Nervengas erst nach mehreren Wochen seine Wirkkraft.
Die chemische Waffe VX ist wesentlich giftiger als Sarin, Soman oder Tabun. Biologische Waffen können jedoch noch viel giftiger sein. Das Botulinum-Toxin zum Beispiel ist etwa zehntausendmal so giftig wie das Nervengas VX.
Es wurde vor dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland bei der Forschung nach Insektenschutzmitteln entdeckt, aber nicht eingesetzt. Das Gift kann mit geringem Kostenaufwand in einer Produktionsanlage für Pflanzenschutzmittel hergestellt werden.
Saddam Hussein setzte 1998 VX im Nordirak beim Anschlag auf die kurdische Stadt Halabdscha gegen die eigene Bevölkerung ein. Nach einem Bericht des Internationalen Instituts für Strategische Studien könnte der Irak noch mehrere hundert Tonnen des Kampfstoffes versteckt haben.
Das Nervengas wurde bis zur Unterzeichnung der Chemiewaffen-Konvention 1997 auch von den USA und den Streitkräften der ehemaligen Sowjetunion produziert. Darin wird die Zerstörung aller Vorräte verlangt.