Amir Zaidan
Unerträgliche Lobhudelei auf einen Islamisten -87.176.234.61 22:26, 28. Mär. 2007 (CEST)
Amir Muhammad Adib Zaidan, arabisch أمير محمد أديب زيدان (geb. 22. Juli 1964 in Ruhaibeh, Syrien), ist ein syrischer Koran-Übersetzer und Verfasser deutschsprachiger Bücher zum Islam.
In der Öffentlichkeit wurde er bekannt als Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinschaft Hessen (IRH), als Verfasser der sogenannten "Kamel-Fatwa" und als Direktor des Islamischen Religionspädagogischen Instituts (IRPI) der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ).
Leben und Werk
1983 kam Zaidan nach Deutschland und lebte dort 20 Jahre bis er 2003 nach Wien übersiedelte. Er studierte Islamische Theologie (Fachbereich Tafsir und ‘Ulumul-quranan) der Nizamia-Universität in Hyderabad, Indien mit Magisterabschluss.
1994 gründete er mit dem Vertretern der evangelischen Kirche, der katholischen Kirche und der Islamischen Gemeinden die Islamisch-Christliche Arbeitsgemeinschaft in Hessen (ICA-Hessen), deren muslimischer Vorsitzender er bis 2003 war. In dieser Funktion nahm er an zahlreichen Dialog-Veranstaltungen teil und fungierte auch als Mediator bei interkulturellen Konflikten.
1994 gründete er den Islamischen Arbeitskreis Hessen (IAK-Hessen) mit, deren Vorsitzender er drei Jahre lang war. Der IAK-Hessen war ein Gremium, das erstmalig in Deutschland eine projekt-bezogene Kooperation aller Islamischen Gemeinden in Hessen prakizierte. 1997 löste sich der IAK-Hessen auf und die IRH wurde mit neuen Strukturen gegründet. Das wichtigste Projekt des IAK war die gemeinsame Erstellung des religiösen Konsenspapieres Darstellung der Grundlagen des Islam, das ausnahmslos von allen Islamischen Gemeinden in Hessen genehmigt und unterzeichnet wurde.
1997 gründete er die Islamische Religionsgemeinschaft Hessen (IRH) mit, deren Vorsitzender er drei Jahre lang war. Ein Antrag der IRH auf die Organisation des Religionsunterrichts in Hessen wurde 2001 mit dem Hinweis auf extremistische Bestrebungen abgelehnt. Es gebe „Anhaltspunkte für personelle Verbindungen zu fundamentalistisch-extremistischen Organisationen“, hieß es laut Hessischem Verfassungsschutz.
Von 1997 bis 2003 war er Lehrbeauftragter im Fachbereich Vergleichende Religionswissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt am Main.
1998 gründete er die erste deutschsprachige Zeitung von Muslimen in Hessen mit, das Freitagsblatt, bei welcher er bis 2000 als verantwortlicher Redakteur für Islam und Interreligiöses tätig war.Laut dem Hessischem Verfassungsschutz ist es eingestellt worden, „da dort immer wieder Anhaltspunkte für extremistische Bestrebungen zu finden waren“.
2001 gründete er das Islamologische Institut mit, dem er seither als wissenschaftlicher Direktor vorsteht.
2001 gründete Zaidan mit Vertretern der Jüdischen Gemeinde, der christlichen Kirchen und Islamischer Gemeinden das Abrahamische Forum; ein Projekt der Groeben-Stiftung, das unterstützt wird durch das Xenos-Programm der EU. Bis 2003 war Zaidan im abrahamischen Team aktiv als muslimischer Vertreter zusammen mit einer Jüdin und einem christlichen Theologen.
Seit 2003 ist er als Direktor des Islamischen Religionspädagogischen Instituts in Wien, einer Bildungsinstitution der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich mit Öffentlichkeitsrecht, zuständig für die Fort- und Weiterbildung der islamischen Religionslehrer in Österreich.
2003 organisierte er die Erste europäische Imamekonferenz mit und war maßgeblich am Abschluß-Kommunique, der Standortsbestimmung des Islam in Europa beteiligt, die als "Grazer Erklärung" bekannt wurde. [1]
2004 war er als Gutachter beim Round Table gegen Anti-Semitismus der Kommission des Europäischen Parlaments in Straßburg [2]
2005 organisierte er die Erste österreichische Imamekonferenz mit und war maßgeblich an der Formulierung des Abschlussdokumentes beteiligt. [3]
2005 war er maßgeblich beteiligt an der Wiener Konferenz gegen weibliche Genitalbeschneidung [4]
2006 organisierte er die 2.Konferenz Europäischer Imame und Seelsorgerinnen in Wien mit und trug maßgeblich zur Schlusserklärung der Konferenz bei.[5] [6] [7]
Seit 2006 ist Zaidan Chefredakteur der ersten deutschsprachigen Zeitung von Muslimen in Österreich, "die Muslimische - Muslimische Allgemeine Zeitung".
Forschungen und wissenschaftliche Positionen
Islamologie
Zaidan versteht unter Islamologie die „Lehre der klassischen Islam-Wissenschaften“, die an den etablierten islamischen Universitäten, wie z.B. Al-Azhar in Kairo gelehrt werden. Ziel der Islamologie ist das umfassende Verstehen des Islam und dessen Quellen.
Die in europäischen Universitäten angebotenen Islamwissenschaften sieht Zaidan als nicht ausreichend, da sie das Schwergewicht auf die Philologie orientalischer Sprachen und die Kulturkunde der mehrheitlich von Muslimen bewohnten Länder legt. Religiöse Inhalte des Islam sowie die klassischen islamisch wissenschaftlichen Fachgebiete werden hingegen kaum behandelt. Zaidan sieht Islamologie hingegen als Sammelbegriff für die Wissenschaften des islamischen Din. Sie basieren auf den beiden primären Quellen des Islam - dem Quran und der Sunna (Vorbild des letzten Gesandten Muhammad) - und umfasst Fächer wie Fiqh, Aqida, Usul ul-Fiqh, Ulum ul-Hadith, Qawa'id ul-Fiqhiya. Unter Islamologen versteht Zaidan Muslime, die sich wissenschaftlich mit dem Islam befassen (Synonym für islamische Gelehrte). Zaidan betont dabei die Notwendigkeit eines nachvollziehbaren intellektuellen Erkenntnisprozesses - insbesondere muss bei Überlieferungen der Nachweis der Korrektheit erbracht werden. Weiters muss bei Behauptungen der (theologische) Beweis der Richtigkeit erbracht werden. Thesen, die einen materiellen Bezug haben, müssen empierisch - durch Beobachtung, Experimente und Sinneserfahrungen - nachgewiesen werden können.[8]
Islamologische Terminologie
Als Koran-Übersetzer und Autor verwendet er in seinen Werken konsequent Arabismen (islamische Fachbegriffe als Lehnwort im arabischen Original) und erläutert deren umfassende Bedeutung an Hand von Beispielen im Vorwort, im Glossar und in den Fußnoten. (Bei einem Lehnwort/Internationalismus im engeren Sinn wird der fremde Wortkörper mit seiner Bedeutung oder einem Teil dieser Bedeutung übernommen. Man spricht hierbei von lexikalischer Entlehnung, mit dem Ergebnis, dass das Lehnwort in mehreren Sprachen mit gleicher oder zumindest sehr ähnlicher Bedeutung und Herkunft vorhanden ist.)
Diese von Zaidan angeregte Methode, der Übernahme von Internationalismen soll zum fachgerechten Verständnis des Islam beitragen und Vorurteile gegenüber dem Islam abbauen helfen. Er begründet die Notwendigkeit der Übernahme von Arabismen damit, dass die durch das Christentum geprägten europäischen Sprachen nicht für alle islamologischen Fachbegriffe adäquate Synonyme besitzen und die bislang benutzten Übersetzungen oft unzureichend, problematisch bis hin zu sinnentstellend sind und deshalb zu hermeneutischen Fehlschlüssen und gravierenden Missverständnissen führen. Außerdem führt er an, dass die Übernahme von Lehnworten für islamische Fachbegriffe eine bewährte historische Methode in allen Sprachen des islamischen Kulturkreises sei. So wurde bei der Integration des Islam in nicht-arabische Kulturen von Anfang an darauf geachtet, die fundamentalen Fachbegriffe der Islamologie in die bestehenden Sprachen zu integrieren. Statt Assimilation wurde Integration angestrebt, im Sinne von „Einbringen in die bestehende Kultur unter Beibehaltung der eigenen Werte“. Dazu zählte vor allem die Entwicklung einer eigenen religiösen Sprache für den Islam, um Verfälschungen, Missverständnissen und Fehlinterpretationen vorzubeugen. Deshalb findet man in allen Sprachen des islamischen Kulturkreises (von Marokko über die Türkei, Pakistan, Indien, Indonesien bis China und auch in Afrika) das einzigartige Phänomen, dass für die fundamentalen Inhalte des Islam die islamischen Fachbegriffe im arabischen Original verwendet werden, wie z.B. Iman, 'Aqidah, Kufr, Schirk, Wali etc. (im Deutschen laut Zaidan bislang sinnentstellend bzw falsch wiedergegeben als: Glaube, Glaubensinhalte, Unglaube, Götzendienst, Freund, etc.).
Kritik
Kritisiert wurde Zaidan in den deutschen Medien wegen einer Fatwa - einem islamischen Rechtsgutachten - aus dem Jahre 1998, die er in seiner Funktion als Vorsitzender des Fiqh-Rates der IRH unterzeichnet hatte. Die Fatwa wurde auf Anfrage mehrerer Oberstufenschülerinnen erstellt und bestätigt, dass eine mehrtägige Reise für muslimische Frauen ohne die Begleitung eines männlichen Verwandten (Mahram) nach Meinung aller Fiqh-Schulen den islamischen Geboten widerspricht (wenn die Sicherheit der Frau auf dem Reiseweg nicht gewährleistet ist).
Nach Aussagen der IRH hatten sich die Schülerinnen vor Schikanen ihres Lehrers auf der geplanten zweiwöchigen Klassenfahrt nach Spanien gefürchtet. Da alle Mediationsversuche gescheitert waren, war die Sicherheit dieser jungen Frauen durch die aus ihrer Sicht ungeeignete Aufsichtsperson nicht gegeben. Deswegen musste in diesem speziellen Fall die Empfehlung des Nicht-Reisens gegeben werden.
Die Fatwa wurde von der IRH damals nur dem zuständigen Schulamt vorgelegt jedoch nie veröffentlicht. Es wurden vom IRH auch keine weiteren Fatwas in diesem Sinne erstellt. Mehr als zwei Jahre nach Erstellung dieser Fatwa, kurz bevor das Kultusministerium über den Antrag der IRH auf Islamischen Religionsunterricht entschied, wurde die Fatwa den deutschen Medien zugespielt, die den Begriff „Kamel-Fatwa“ verwendeten, obwohl dieses Wort weder in der Fatwa noch in der Begründung auftaucht. In den Medien wurde die These aufgestellt, dass die Wegstrecke, die eine muslimische Frau ohne Begleitung zurücklegen dürfe, gleich der Strecke sei, die ein Kamel an einem Tag zurücklegt.
Zaidan hat die Darstellung der Medien zurückgewiesen und betont, dass diese Fatwa nur für einen konkreten Fall erstellt worden sei und nicht allgemein gültig ist.
2003 wurde Zaidan von der deutschen CDU in einer Bundestagsanfrage vorgeworfen, er sei ein „Islamist und Muslimbruder“, was von Zaidan selbst bestritten wird.[9]
Veröffentlichungen
Fachbücher
- Koran-Übersetzung: At-tafsir - Eine philologisch, islamologisch fundierte Erläuterung des Quran-Textes, ISBN 3-934659-01-2
- Fiqh-ul-`ibadat - Einführung in die islamischen gottesdienstlichen Handlungen, ISBN 3-932399-02-1
- Al-´aqida - Einführung in die Iman-Inhalte, ISBN 3-934659-00-4
- Die Fiqh-Schulen / Al-mazahibul-fiq-hiya,IRH 1999
- Darstellung der Grundlagen des Islam, IRH-Schriftenreihe Nr.1, Frankfurt/M. 1999, ISBN 3-933793-00-9
- Islam und Medizin - Muslime in der Klinik, IRH-Schriftenreihe Nr.2, Frankfurt/M. 1999, ISBN 3-933793-01-7
- Islamischer Religionsunterricht - Verfassungsrechtliche und integrative Aspekte, IRH-Schriftenreihe Nr.3, Frankfurt/M. 2001, ISBN 3-933793-02-5
- Islam und Säkularismus, IRH-Schriftenreihe Nr.4, Frankfurt/M. 2002
- Menschenbild im Islam, IRH-Schriftenreihe Nr.5, Frankfurt/M. 2002
- Muezzin-Ruf, ICA-Hessen, Stellungnahme zur Problematik des Muezzin-Rufes in Hessen, Frankfurt/M. 2002
- Die Charta von Medina, Übersetzung und zeitgemäße Erläuterung der Verfassung von Medina, Frankfurt/M. 1998
Artikel und Aufsätze in Fachzeitschriften und -büchern
- Glaube und Spiritualität im Islam, Muslimische Jugendliche auf der Suche nach religiöser Identität; Muslimische Jugendliche in Frankfurt am Main (1996)
- Religionen der Welt, AMKA Frankfurt/M. 1996, Band 47, ISBN 3-931297-05-5
- Das Kopftuch und der neue Rassismus, Texte des Interkulturellen Rates in Deutschland, 1997 [10]
- Islamischer Religionsunterricht an staatlichen Schulen in Deutschland, Beauftragte der Bundesregierung für Ausländerfragen, Schriftenreihe Nr. 8, Berlin 2000
- Fremdsein im Dorf - Europäische Erfahrungen und Islam auf dem Lande, Interkultureller Rat in Deutschland, 2002
- Noah-Allianz unter dem Regenbogen?, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Juden, Christen und Muslime im Gespräch, EZW-Texte 163 (Hg. Ulrich Dehn, 2002)
- Quran-Exegese, Evangelische Akademie Bad Boll, 2003
- Bildung und Religion, Schriften zum Bildungsrecht und zur Bildungspolitik 10, Verlag Österreich, ISBN 3-7046-3592-8, Wien 2006
- Heilung und Wunder, Theologische, historische und medizinische Zugänge; Wissenschaftliche Buchgesellschaft, ISBN 3-534-20074-8, Darmstadt 2007
Radio- und Fernsehsendungen
- Gedanken für den Tag: Amir Zaidan zum Ramadan, ORF-Sendungen vom Oktober 2003
- Das rituelle Fasten ist keine Erfindung des Islam, 27. Oktober 2003 [11]
- Über den Sinn des Fastens im Islam, 28. Oktober 2003 [12]
- Wer soll fasten und wer nicht? 29. Oktober 2003 [13]
- Das Fasten und seine sozialen Traditionen, 30. Oktober 2003 [14]
- Am Ende steht das große Fest, 31. Oktober 2003 [15]
- Gedanken für den Tag: Amir Zaidan zum Ramadan, ORF-Sendungen vom Oktober 2005
- Religionen der Welt - Zum Geburtstag des Propheten: ORF-Sendung mit Amir Zaidan, vom 8. April 2006 [20]
Quellen
- ↑ "Grazer Erklärung zur Standortbestimmung des Islam in Europa", Juni 2003
- ↑ "European Parliament - Europe's politicians urged to show leadership in fight against anti-Semitism", April 2004
- ↑ Schlussdokument der Ersten österreichischen Imamekonferenz in Wien, 2005
- ↑ "MuslimInnen aktiv gegen FGM" Juni 2005
- ↑ Schlusserklärung der Konferenz Europäischer Imame und Seelsorgerinnen in Wien, April 2006
- ↑ ORF-Sendung "Imame Konferenz in Wien", 10.04.2006
- ↑ Washington Times Article "Imams vow to preach values of Islam", 10.April 2006
- ↑ Methodik der Islamologie
- ↑ Falter-Artikel "Allah und er" vom 3.5.2006
- ↑ Das Kopftuch und der neue Rassismus, Texte des Interkulturellen Rates in Deutschland, 1997
- ↑ ORF-Sendung "Das rituelle Fasten ist keine Erfindung des Islam", 27.10.2003
- ↑ ORF-Sendung "Über den Sinn des Fastens im Islam", 28. Oktober 2003
- ↑ ORF-Sendung "Wer soll fasten und wer nicht?", 29. Oktober 2003
- ↑ ORF-Sendung "Das Fasten und seine sozialen Traditionen", 30. Oktober 2003
- ↑ ORF-Sendung "Am Ende steht das große Fest", 31. Oktober 2003
- ↑ ORF-Sendung "Das rituelle Fasten- das spirituelle Tor zum Gottesdienst", 5. Oktober 2005
- ↑ ORF-Sendung "Die spirituellen Dimensionen des Fastens", 6. Oktober 2005
- ↑ ORF-Sendung "Entsagung macht stark - Die soziale Dimension des Fastens", 7. Oktober 2005
- ↑ ORF-Sendung "Teilen macht Freude – die Solidarität im Islam", 8. Oktober 2005
- ↑ ORF-Sendung "Religionen der Welt - Zum Geburtstag des Propheten", 8. April 2006
Weblinks
- Islamologisches Institut
- Islamisches Religionspädagogisches Institut in Wien
- Zeitung die Muslimische
- Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich
- Interkultureller Rat in Deutschland
Personendaten | |
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NAME | Zaidan, Amir |
ALTERNATIVNAMEN | Amir Muhammad Adib Zaidan |
KURZBESCHREIBUNG | Islamologe |
GEBURTSDATUM | 22. Juli 1964 |
GEBURTSORT | Ruhaibeh, Syrien |