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Liste geflügelter Worte

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Als Geflügeltes Wort wird ein literarisches Zitat bezeichnet, das als Redewendung Eingang in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden hat.

Bekannt wurde der Begriff in Deutschland durch Georg Büchmanns Zitatensammlung Geflügelte Worte. Ein geflügeltes Wort sollte laut Büchmann eine Redensart sein, die drei Kriterien erfüllt:

  1. es sollte literarisch belegbar sein,
  2. es sollte in den allgemeinen Sprachschatz übergegangenen sein und
  3. es sollte allgemein geläufig sein.

A

A Star is born

„A Star is born“ (deutsch: „Ein Stern geht auf“) war der Titel eines US-amerikanischen Films aus dem Jahr 1937, in dem ein Mädchen vom Lande in Hollywood zum Filmstar aufgebaut wird. In der Neuverfilmung unter der Regie von George Cukor im Jahr 1954 lautet der deutsche Titel Ein neuer Stern am Himmel. Mit den Worten „A Star is born“ kommentiert man den Beginn einer steilen Karriere.

Ab ovo

Der römische Dichter Horaz lobt Homers Ilias als gutes Beispiel dafür, wie der Anfang eines epischen Gedichts zu gestalten sei, denn Homer führt rasch mitten in das Geschehen hinein und beginnt seine Erzählung des Trojanischen Kriegs nicht mit dem doppelten Ei der Sage um Leda und dem Schwan, aus dem die schöne Helena geboren wurden. Die Wendung ab ovo (lateinisch: „vom Ei an“) bedeutet heute „sehr weitschweifig“, vom allerersten Anfang an.

Ab nach Kassel!

Die Entstehung der Redensart Ab nach Kassel wird häufig in die Zeit des nordamerikanischen Unabhängigkeitskrieges datiert, als deutsche Landesfürsten, unter ihnen auch der hessische Landgraf Friedrich II., dem englischen König Untertanen zur Verfügung stellten. Andere sehen den Ursprung dieser Redensart in der Zeit nach der französischen Kapitulation von Sedan, als Napoleon III. auf Schloss Wilhelmshöhe bei Kassel interniert wurde.

Die Stadt Kassel hat den Spruch in der Bedeutung umgekehrt und lange als Werbespruch verwendet. Auf der Homepage der Stadt Kassel wird erklärt, dass die Redensart „Ab nach Kassel“ nichts mit der Entsendung von Soldaten zu tun haben kann, denn die Sammelstellen für die Rekruten lagen nicht in der Stadt an, sondern in kleineren Orten wie zum Beispiel Ziegenhain. Fest stehe allerdings, dass der Ausruf verwendet wurde, als die Aachener nach der Schlacht bei Sedan 1870 dem in Gefangenschaft nach Kassel reisenden französischen Kaiser Napoleon III. auf dem Bahnhof zuriefen: „Ab nach Kassel!“ 2

Aber fragt mich nur nicht, wie?

Der Stoßseufzer „Aber fragt mich nur nicht, wie?“, mit dem man zum Ausdruck bringt, dass man etwas nur mit Mühe bewerkstelligen konnte stammt aus einem Gedicht Heinrich Heines, das vollständig lautet:

Anfangs wollt ich fast verzagen
Und ich glaubt, ich trüg es nie;
Und ich hab es doch getragen,
Aber fragt mich nur nicht: wie?

Abschied von Gestern

„Abschied von Gestern“ ist der Titel eines Films von Alexander Kluge aus den Jahr 1966. In der Geschichte eines jüdischen Mädchens, das aus der DDR in die Bundesrepublik flieht, spielt auch die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit eine Rolle. Mit dem Zitat kann man auf die Notwendigkeit eines Neubeginns hinweisen.

Ad usum Delphini

Die lateinische Formel Ad usum Delphini im Sinne von gereinigter Ausgabe bedeutet wörtlich „für den Gebrauch des Dauphins. Für den Unterricht des französischen Thronfolgers wurden auf Veranlassung seines Erziehers Ausgaben antiker Klassiker von moralisch oder politisch anstößigen Stellen gereinigt, die erst am Schluss zusammengestellt wurden. Die Bezeichnung wurde später auf Bearbeitungen literarischer Werke für die Jugend bezogen.

Philippe VI., dankte ab, wurde Dominikaner und bestimmte die Dauphiné zur Apanage seines ältesten Sohnes, des späteren Johann II. Hiernach etablierte sich die Tradition, dass der jeweilige französische Kronprinz bei seiner Geburt die Dauphiné und damit den Titel Dauphin erhielt (ähnlich wie der englische Kronprinz traditionell „Prince of Wales“).

Allah ist groß!

Flagge Iraks

Gott ist groß (الله أَكْبَر, DMG al-ḷḷāhu ʾakbar, „Gott ist größer (als alles Andere), Gott ist der Größte“). Diese Formel wird im Islam sehr häufig gebraucht. Allah ist das arabische Wort für Gott. Akbar ist die Elativ-Form des Adjektivs كبير kabīr, „groß, großartig; alt; wichtig“, mit der Bedeutung „größer“, „am größten“ oder „sehr groß“. Der Ausdruck wird von Muslimen in jedem Teil des verpflichtenden Gebets (salat) gesagt, das fünfmal täglich auszuführen ist, und auch im Rahmen der freiwilligen Gebete.

Der Ausdruck „Allāhu Akbar“ ist enthalten in der Flagge des Irak und der des Iran. Der Schriftzug „Allāhu Akbar“ wurde 1991 hinzugefügt, im Rahmen der Kampagne von Saddam Hussein, sich in der Öffentlichkeit zunehmend wieder als gläubigen Muslim darzustellen. Die Handschrift in der Version von 1991 soll angeblich von Saddam Hussein selbst sein; dies konnte allerdings bisher nicht bestätigt werden. Die heute verwendete Form der Flagge unterscheidet sich von der Version von 1991 nur durch die eckige kufische Standardschrift. Da die Flagge als Symbol des Regimes von Saddam Hussein gelten kann, ist es nicht unwahrscheinlich, dass im Rahmen einer neuen Verfassung eine neue oder zumindest stärker überarbeitete Flagge eingeführt wird.

Alle Jubeljahre

Schofar

Woher kommt der Begriff Jubeljahr? Büchmann verweist auf die alttestamentlichen Wurzeln des Wortes:

„Lev. Kapitel 25 ist überschrieben ‚Sabbatjahr und Erlaßjahr‘, im unrevidierten Text ‚Feier- und Jubeljahr‘. Den Kindern Israel wird darin befohlen, jedes fünfzigste Jahr mit dem Schall der Posaune (hebräisch: jobel) als ein Erlaßjahr anzukündigen, in dem ein jeder ‚zu seiner Habe und zu seiner Sippe kommen‘ soll.“

Das Jubeljahr des mittelalterlichen Christentums wurde alle 50 Jahre als besonders Heiliges Jahr ausgerufen, in dem ein besonderer Sünden-Ablass möglich war. Die Periodendauer wurde immer weiter verringert bis sie schließlich die heute üblichen 25 Jahre erreichte. Daraus abgeleitet ist die Redewendung „alle Jubeljahre einmal“, was soviel heißt wie „extrem selten“, da der Mensch in der Regel nur zwei bis drei dieser Jubeljahre erlebte. Das Jubeljahr hieß ursprünglich Jobeljahr. Das hebräische Wort Jobel (yo-bale') steht für den Klang des Schofars, der das Jubeljahr ankündigt.

Das Sabbatjahr ist in der Torah ein Ruhejahr für das Ackerland – jeweils nach 6 Jahren in Analogie zum Sabbat als Ruhetag ((Exodus 23:10-11, Leviticus 25:1-7). Während des ganzen Jahres musste alle Feldarbeit ruhen, auch wurden die Sklaven freigelassen; verkaufte und verpfändete Grundstücke kamen ohne Entschädigung wieder an den ursprünglichen Besitzer oder seine rechtmäßigen Erben zurück und alle Schulden wurden erlassen. Der Hauptzweck dieser Einrichtung war, die Gleichheit unter den Güterbesitzern zu erhalten.

Alle Räder stehen still

Das Zitat „Alle Räder stehen still, wenn dein starker Arm es will“ stammt aus einem Lied, das Georg Herwegh 1863 für den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein geschrieben hat. In dessen zehnter Strophe heißt es:

Mann der Arbeit, aufgewacht!
Und erkenne deine Macht!
Alle Räder stehen still,
Wenn dein starker Arm es will.

Alle reden vom Wetter, wir nicht!

schlafende Bahnkunden

„Alle reden vom Wetter, wir nicht! Fahr lieber mit der Bundesbahn.“ war ein Werbeslogan der Deutschen Bundesbahn aus dem Jahr 1966. Ein Plakat zeigte eine Lokomotive, die nicht Wind noch Wetter, weder Eis noch Schnee aufhalten kann. Dieser Satz wurde oft zitiert und parodiert. „Alle reden vom Wetter, wir auch!“ hießt es als im Januar 2007 beim Orkan Cyrill tausende von Fahrgästen erst nach 24-stündiger Verspätung an ihr Ziel kamen, nachdem die Deutsche Bahn den Verkehr auf ihren Strecken präventiv eingestellt hatte.

Als wär's ein Stück von mir

Als wär’s ein Stück von mir ist der Titel der 1966 erschienenen Autobiographie Carl Zuckmayers. Den Titel (eine Zeile aus dem Gedicht Der gute Kamerad von Ludwig Uhland) sowie den Untertitel Horen der Freundschaft wählte Zuckmayer, um auf die wesentliche Rolle hinzudeuten, die Freundschaften in seinem Leben gespielt hätten.

Eine Kugel kam geflogen,
Gilt's mir oder gilt es dir?
Ihn hat es weggerissen,
Er liegt mir vor den Füßen,
Als wär's ein Stück von mir.

Gleichzeitig kann der Buchtitel auch die Bedeutung „Als wär's ein (Theater)stück von mir“ haben.

Alle Tiere sind gleich, aber einige Tiere sind gleicher als andere

Dieser Slogan (englisch: „All animals are equal, but some animals are more equal than others.“) stammt aus dem Roman Farm der Tiere von George Orwell und beschreibt den Niedergang eines Gemeinwesens der Tiere, die die Menschen von ihrem Hof verjagt haben. Am Schluss unterdrücken die Schweine die anderen Tiere.

Alter Freund und Kupferstecher

„Mein lieber (oder alter) Freund und Kupferstecher!“ ist eine halb ironische, halb vertrauliche Anrede an jemanden, mit dem man sich irgendwie auseinandersetzt. Literarisch kommt sie in Theodor FontanesFrau Jenny Treibel“ vor:

„Das hat so sein sollen, Freund und Kupferstecher; mitunter fällt Ostern und Pfingsten auf einen Tag“.

Die Redensart stammt von Friedrich Rückert der mit dieser Formel die Briefe an seinen Freund, den Kupferstecher Carl Barth einleitete.

Carl Barth sammelte die Gedichte Rückerts und sorgte dafür, dass sie gedruckt wurden. Friedrich Rückert war ihm dankbar dafür und schrieb ihm viele Briefe, die immer mit der Anrede „Mein lieber Freund und Kupferstecher“ begannen. Während Rückert seinen Freund voller Freundlichkeit so titulierte, hat diese Anrede heute eine leicht ironische Bedeutung und vor allem das Wort Kupferstecher führt viele in die Irre. Mit dem Aufkommen des Papiergeldes hatten die Kupferstecher Voraussetzungen für das Fälschen von Geld, was wohl zum Bedeutungswandel beigetragen haben kann.

Alter Schwede

Die Bezeichnung Alter Schwede führte Heinrich von Treitschke darauf zurück, dass der Große Kurfürst altgediente schwedische Soldaten in seine Dienste zu treten veranlasste. Diese Leute seien vornehmlich zu Unteroffizieren gemacht worden, weil sie Rekruten gut zu drillen verstanden; sie hießen „die alten Schweden“. Heute kennzeichnet dieser Begriff eine gemütliche Anrede.

Am deutschen Wesen soll die Welt genesen.

Das meist falsch gedeutete Wort „Am deutschen Wesen soll die Welt genesen“ stammt aus Emanuel Geibels Gedicht „Deutschlands Beruf“ aus dem Jahr 1861, dessen letzte Strophe lautet:

Macht und Freiheit, Recht und Sitte,
Klarer Geist und scharfer Hieb
Zügeln dann aus starker Mitte
Jeder Selbstsucht wilden Trieb,
Und es mag am deutschen Wesen
Einmal noch die Weh genesen.

Auf den Hund bringen

Die französische Sage, dass der Hund des Ritters Aubry durch sein feindseliges Betragen gegen dessen Mörder die Aufdeckung des Morde bewirkt habe, wurde zu einem Melodrama verarbeitet, in dem der Hauptdarsteller, ein dressierter Pudel, das Pariser Publikum in Begeisterung versetzte. 1816 ließ auch die königliche Bühne in Berlin den Pudel in dem Sensationsstück „Hund des Aubri“ auftreten, was, die Berliner zu dem Witz veranlasst habe, „den Hund aufs Theater bringen“ heiße eigentlich „das Theater auf den Hund bringen“.

Der Großherzog Carl August von Weimar, ein großer Hundeliebhaber, wünschte den Hund auch auf seiner Bühne zu sehen, stieß aber auf den entschiedenen Widerstand seines Intendanten Goethe, der keine Hunde leiden konnte. Auch wegen anderer Differenzen in der Theaterleitung ging Goethe nach Jena. Dort erreichte ihn die Mitteilung, dass der Wiener Schauspieler Karsten mit seinem Pudel an der Hofbühne in Weimar auftreten werde. Darauf reichte Goethe sein Entlassungsgesuch ein und erhielt am folgenden Tag seinen Abschied. Friedrich Schiller änderte die Verse der Tagesblätter daraufhin folgendermaßen ab:

Es soll die Bühne nie dem Hundestalle gleichen,
Und kommt der Pudel, muß der Dichter weichen

Goethe selbst erwähnt von diesen Vorkommnissen übrigens nichts.

B

Banzai

Banzai (万歳 = zehntausend Jahre) bedeutet „Hoch!“ oder „Hurra!“ und ist in Japan ein Hochruf (oft in dreifacher Wiederholung und durch Emporstrecken beider Arme begleitet), der Freude und Glück für 10.000 Jahre bringen soll. Ursprünglich wurde das Wort aus dem Chinesischen übernommen und zur Ehrung des Kaisers verwendet, seit Ende des Zweiten Weltkriegs wird es aber auch allgemeiner zum Ausdruck von Freude und Enthusiasmus verwendet.

Bis in die Puppen

Puppenallee im Jahr 1902

Die von Teilen der Berliner Bevölkerung scherzhaft bis geringschätzig als Puppenallee bezeichnete Siegesallee war ein von Kaiser Wilhelm II. 1895 in Auftrag gegebener Prachtboulevard im Tiergarten in Berlin mit 32 Denkmälern und 64 Büsten aus der Geschichte Brandenburgs und Berlins. Die 750 Meter lange Allee verlief vom früheren Königsplatz (heute Platz der Republik) als Sichtachse zur Siegessäule bis zum Kemperplatz.

Friedrich der Große ließ am Großen Stern, im Berliner Tiergarten, von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff mythologische Standbilder aufstellen, die im Berliner Volksmund „die Puppen“ genannt wurden. Der Weg „bis in die Puppen“ erschien den Berlinern ziemlich lang, und deshalb wurde der Ausdruck bald auch für große zeitliche Entfernungen benutzt. So ist heute die Ausdrucksweise „bis in die Puppen aufbleiben“ über Berlin hinaus bekannt.

Böhmische Dörfer

„Das sind böhmische Dörfer für mich“, ist eine Redensart für: „Das ist mir ganz und gar unbekannt“, oder: „Das verstehe ich nicht.“

Unter dem Eindruck der fremdartigen slawischen Dorfbezeichnungen wird schon im 16. Jahrhundert der Ausdruck „Böhmische Dörfer“ benutzt, um etwas völlig Fremdes anzudeuten. So heißt es 1595 bei Georg Rollenhagen:

„Ich sagt jhm das bey meinen ehren / Mir das Behmische Doerffer weren.“

Karl Gutzkow gibt 1845 folgende Charakteristik:

„Bei dem Einen sieht ein böhmisches Dorf so aus wie das, wovon gerade die Rede ist, beim Andern wie ein Satz aus der Naturgeschichte, beim Dritten wie der Pythagoräische Lehrsatz, beim Vierten wie die Theorie der Gleichungen vom vierten Grade, beim Fünften, einem Minister, wie sein Portefeuille, beim Sechsten wie etwas, was man schon wieder vergessen hat oder, bei musikalischen Referenten, wie Etwas, wovon man nichts versteht.“

In Böhmen selbst sprechen die Tschechen bei der gleichen Gelegenheit vom „spanischen Dorf“ – war doch seinerzeit Spanien ein zwar habsburgisches, doch sehr weit entlegenes Königreich.

Brot und Spiele

Es heißt, das römische Volk verlangte in der Kaiserzeit nur immer wieder Brot und Zirkusspiele („Panem et circenses“) ohne sich um das Gemeinwohl zu kümmern. Ähnliches wurde schon früher von der Bevölkerung Alexandriens gesagt. Auf Rom wendet den Ausspruch zuerst Kaiser Trajan an, der sagte:

„populum Romanum duabus praecipue rebus, annona et spectaculis, teneri“
(„Das römische Volk kann in der Hauptsache nur durch zwei Dinge in Zaum gehalten werden: daß man ihm genügend zu essen gibt und ihm spektakuläre Schauspiele bietet.“)

Buch mit sieben Siegeln

Das Buch mit sieben Siegeln ist ein Begriff aus der Offenbarung des Johannes (5, 1). Dort heißt es:

„Und ich sah auf der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, eine Buchrolle; sie war innen und außen beschrieben und mit sieben Siegeln versiegelt.“

Kein Mensch und kein Engel im Himmel ist würdig, die Siegel zu öffnen. Nur ein Lamm, das symbolisch für das Opfer Jesu Christi steht, wird schließlich ermächtigt, die Siegel zu brechen. Die Redewendung „Das ist für mich wie ein Buch mit sieben Siegeln“ besagt, dass etwas sehr schwer verständlich ist.

Buchbinder Wanninger

Buchbinder Wanninger ist ein Sketch des Münchener Komikers Karl Valentin. In diesem Sketch versucht der Buchbinder Wanninger vergeblich telefonisch bei seinem Auftraggeber in Erfahrung zu bringen, ob er die Rechnung für die von ihm fertiggestellten Bücher der Lieferung gleich beilegen soll, wird dabei aber nur von einem zum nächsten Ansprechpartner innerhalb der auftraggebenden Firma weiterverbunden, ohne die erhoffte Information zu erhalten. „Sich wie Buchbinder Wanninger vorzukommen“ wird als geflügeltes Wort gebraucht für Situationen, in denen Ämter oder Unternehmen einen Antragssteller von Mitarbeiter zu Mitarbeiter weiter verweisen.

Business as usual

Diese englische Wendung wurde von Winston Churchill geprägt, der in einer Rede am 9. November 1914 sagte:

„The maxime of the British people is Business as usual!“ („Die Maxime des britischen Volkes ist Die Geschäfte gehen ihren normalen Gang“).

Churchill bezog sich damit auf den Einfluss des soeben begonnenen Ersten Weltkriegs und dessen Einfluss auf das Geschäftsleben.

C

Ça ira!

Benjamin Franklin war 1777 – also noch vor Ausbruch der Französischen Revolution – als Gesandter der dreizehn vereinigten Staaten nach Frankreich geschickt worden. Er antwortete, wenn man ihm nach den Fortschritten der Revolution in Amerika erkundigte: Ça ira! ('s wird schon gehen!).

Ça ira bezeichnet den Beginn eines Kampfliedes aus der Zeit der Französischen Revolution, das 1790 entstand. Es rief zum Kampf gegen Aristokratie, Klerus und Adel auf.

Original Übersetzung
Ah! ça ira, ça ira, ça ira,
Les aristocrates à la lanterne!
Ah! ça ira, ça ira, ça ira,
Les aristocrates on les pendra!
Ah, wir werden es schaffen,
Die Adeligen an die Laterne!
Ah, wir werden es schaffen,
Die Adeligen werden wir aufknüpfen!

Canossa-Gang

Der Gang nach Canossa war ein Meilenstein im Investiturstreit. Im 11. und 12. Jahrhundert stritten Kaiser und Papst um die Macht der Kirche, so zum Beispiel über das Recht der Investitur, also um das Recht der Einsetzung von Bischöfen und Äbten in ihre Ämter. Papst Gregor VII. verhängte im Verlaufe des Investiturstreits den Kirchenbann über König Heinrich IV.:

„spreche ich König Heinrich (…) die Herrschaft über das Reich der Deutschen und Italiens ab, löse alle Christen vom Eid, den sie ihm geleistet haben (…) und untersage, dass ihm irgendjemand fortan als König diene (… und) binde ich ihn als Dein [i.e. Gottes] Stellvertreter mit der Fessel des Kirchenbannes.“

Dies bedeutete aus mittelalterlicher Sicht Vogelfreiheit. Damit waren Heinrich auch alle kirchlichen Sakramente wie z. B. Heirat, Absolution, Krankensalbung und ein Begräbnis auf einem kirchlichen Friedhof verwehrt. Heinrich erlangte durch die Aufhebung des Bannes einen Großteil seiner Handlungsfreiheit zurück.

1872 sagte Otto von Bismarck im Deutschen Reichstag: „Nach Canossa gehen wir nicht.“ 1872 wurde dieses Ereignis vom Reichskanzler Otto von Bismarck in seiner Rede vor dem Reichstag mit dem Satz „Seien Sie außer Sorge, nach Canossa gehen wir nicht – weder körperlich noch geistig.“ aufgegriffen. Dem war ein Streit mit der katholischen Kirche vorausgegangen, der so genannte Kulturkampf, in dem der Papst den deutschen Gesandten beim Heiligen Stuhl abgelehnt hatte.

Citius, altius, fortius

Citius, altius, fortius (lateinisch, zu deutsch: Schneller, Höher, Stärker) ist das heutige Motto der Olympischen Spiele. Es wurde vorgeschlagen von Pierre de Coubertin nach einer Idee des französischen Dominikanermönchs Henri Didon.

Cogito, ergo sum

Cogito, ergo sum, ich denke, also bin ich, ist die lateinische Übersetzung der französischen, Descart'schen Definition: „Je pense donc je suis“. Seine berühmte These kommt auch vor in seinem Werk Die Prinzipien der Philosophie: „[…] Ego cogito, ergo sum […].“ Dies ist ein von René Descartes methodisch formulierter Schluss, den er im Anschluss an seinen radikalen Zweifel an die eigene Erkenntnisfähigkeit als nicht weiter zu kritisierendes Fundament in seinem Werk Meditationes de prima philosophia formuliert.

Creme de la Creme

Creme de la Creme ist ein häufig ironisch gebrauchte französisierende Ausdruck, der sich zum ersten Mal in der Leipziger Zeitschrift „Die Grenzboten“ von 1842 findet. Er wird heute noch im Sinne von „gesellschaftlicher Oberschicht“ gebraucht.

D

Da hört sich doch alles auf!

Diese gebräuchliche Redewendung mit der Bedeutung „das ist ja unerhört!“ stammt aus der Posse des Lustspieldichters Louis Angelys „Die Reise auf gemeinschaftliche Kosten“, in der es im zweiten Akt in der ersten Szene heißt: „Da hört allens auf.“

Dabei sein ist alles

„Dabei sein ist alles“ oder „Dabei sein ist mehr als Siegen“ wird immer wieder als olympischer Gedanken bezeichnet, dabei ist es meist der gängige Trost für Verlierer, denn das olympische Motto ist Citius, altius, fortius, „Schneller, Höher, Stärker“.

Daran erkenn ich meine Pappenheimer

Graf zu Pappenheim in Pappenheim

„Daran erkenn ich meine Pappenheimer“ geht auf Gottfried Heinrich Graf zu Pappenheim zurück, dessen Truppen wesentlich am Stürmen und Plündern Magdeburgs 1631 beteiligt waren. Die Grafen von Pappenheim aus dem Altmühltal waren im alten Reich als Erbmarschälle für das kaiserliche Krönungszeremoniell zuständig.

Dieser Satz wird oft in der Form „Ich kenne meine Pappenheimer“ zitiert und stammt aus Schillers Drama Wallensteins Tod. Dort ist es überhaupt nicht ironisch gemeint. Als im dritten Akt des Dramas zehn Kürassiere aus Pappenheim herausbekommen wollen, ob Wallenstein zu den Schweden überlaufen wolle, sagt ein Gefreiter zu ihm:

Wir aber glauben's nicht, daß du ein Feind
Und Landsverräter bist, wir halten's bloß
Für Lug und Trug und spanische Erfindung.
(Treuherzig.)
Du selber sollst uns sagen, was du vorhast,
Denn du bist immer wahr mit uns gewesen,
Das höchste Zutraun haben wir zu dir,
Kein fremder Mund soll zwischen uns sich schieben,
Den guten Feldherrn und die guten Truppen.

Wallenstein antwortet darauf dankbar: „Daran erkenn ich meine Pappenheimer.“

Heute ist die Bezeichnung „Pappenheimer“ eher mit der augenzwinkernden Einsicht in Unzulänglichkeiten verbunden.

Das Auge des Gesetzes

Mit diesem Ausdruck bezeichnet man scherzhaft die Polizei. Er stammt aus Schillers Lied von der Glocke und steht in folgendem Zusammenhang:

„Schwarz bedecket
Sich die Erde:
Doch den sichern Bürger schrecket
Nicht die Nacht,
Die den Bösen grässlich wecket;
Denn das Auge des Gesetzes wacht.“

Die Metapher wird allerdings schon vom altgriechischen Tragiker Sophokles vorgeprägt.

Das begreife ein andrer als ich

Dieses Zitat stammt aus der Oper Zar und Zimmermann von Albert Lortzing. Der wichtigtuerische Bürgermeister van Bett muss erfahren, dass er unter anderem auch den russischen Gesandten als „Staatsverräter“ verdächtigt hat und ruft aus:

„O Donnerwetter! Was soll das sein? / Das begreife ein andrer als ich.“

Das Zitat wird auf Vorgänge bezogen, die man nicht nachvollziehen kann.

Das gibt’s nur einmal, das kommt nie wieder

Das ist der Refrain eines Schlagers aus dem Film Der Kongreß tanzt, der im Jahr 1931 gedreht wurde. Am bekanntesten sind die beiden ersten und die beiden letzten Zeilen des Kehrreims:

Das gibts nur einmal, das kommt nie wieder,
das ist zu schön, um wahr zu sein!
Das kann das Leben nur einmal geben,
denn jeder Frühling hat nur einen Mai!

Gesungen wurde das Lied von Lilian Harvey, in der Rolle einer jungen Handschuhmacherin, die während des Wiener Kongresses eine Romanze mit dem russischen Zaren Alexander I. erlebte.

Das höchste Glück der Erde

Das von Reitern häufig zitierte angebliche „Arabische Sprichwort“ stammt von dem deutschen Dichter Friedrich von Bodenstedt, der 1851 in seinen „Liedern des Mirza-Schaffy“ Folgendes schreibt:

Das Paradies der Erde
Liegt auf dem Rücken der Pferde,
In der Gesundheit des Leibes
Und am Herzen des Weibes.

Gegner des Reitsports haben den Spruch im Sinne der Pferde umgedreht zu:

„Das höchste Glück der Pferde / ist der Reiter auf der Erde.“

Das süße Leben

„Das süße Leben“ („La Dolce Vita“) heißt ein Film nach einem Drehbuch von Federico Fellini. Im Film geht es um das Leben der „High Society“ im Rom der fünfziger Jahre. Das Leben zwischen Straßenflirt und allabendlichen Partys wird gestört durch die existenziellen Fragen des Lebens.

Der Boulevard-Journalist Marcello ist auf der Jagd nach den „süßen“ Geheimnissen der Prominenz auf der Via Veneto mit ihren exklusiven Nachtclubs und Cafés.

Die Anregung für den Film bekam Fellini durch den Fotografen Tazio Secchiaroli. Dieser war durch einen Schnappschuß von König Faruk von Ägypten bekannt geworden als der Monarch aus Wut über aufdringliche Fotografen einen Tisch umwarf. Im Film heißt er Paparazzo. Namensgeber war der Hotelbesitzer Coriolano Paparazzo aus Catanzaro, der im Reisführer By the Jonian Sea von George Gissing erwähnt wird. Fellini hatte das Buch während der Vorbereitung zu dem Film gelesen und war von dem Namen fasziniert. Paparazzo (Plural Paparazzi) wurde durch den Film in vielen Sprachen zum Synonym für Boulevardfotografen, die Prominente verfolgen.

Denk ich an Deutschland in der Nacht…

„Denk ich an Deutschland in der Nacht, / Dann bin ich um den Schlaf gebracht.“ ist der Beginn eines Gedichts von Heinrich Heine. Es handelt sich allerdings nicht – wie oft geglaubt – um eine Kritik an den Zuständen in Deutschland, sondern Heine schildert sein Heimweh:

Denk ich an Deutschland in der Nacht,
Dann bin ich um den Schlaf gebracht,
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.

Der Appetit kommt beim Essen

Diese Redensart kommt vom französischen Zitat „L'appétit vient en mangeant“, das sich in François Rabelais' Abenteuerroman Gargantua und Pantagruel von 1535 findet. Pantagruel, der Sohn Gargantuas, zeichnet sich hier durch besondere Gefräßigkeit aus). Diese Wendung wird auch im übertragenen Sinn benutzt, wobei mit „Appetit“ oft Habgier gemeint ist.

Der Würfel ist gefallen

Lage des Flusses Rubikon in Norditalien

Der Ausdruck „den Rubikon überschreiten“ ist die Bezeichnung für eine folgenschwere Entscheidung, wie sie der Übergang Caesars über den Rubikon war, weil durch sie der Bürgerkrieg entfesselt wurde. Als Cäsar nach längerem Schwanken den Entschluss gefasst hatte, über den Rubikon zu gehen, zitierte er das Wort des griechischen Dichters Menander „Der Würfel falle“.

Am 10. Januar 49 v. Chr. marschierte Julius Caesar am Rubikon, dem Grenzfluss zur entmilitarisierten Zone um Rom, dem sich kein römischer Feldherr mit seinen Truppen nähern durfte und sagte zunächst:

„Noch können wir zurück; wenn wir diese kleine Brücke überschreiten, wird alles mit Waffen auszutragen sein.“

Während er noch dastand, kam ein Hirte, entriss einem Soldaten die Trompete, überschritt den Fluss und blies Alarm. Darauf sagte Caesar:

„Dorthin führt der Weg, wohin die Zeichen der Götter und die Schandtaten der Feinde rufen. Geworfen ist der Würfel.“

Gemäß Athenäus von Naukratis stammt dieser Satz ursprünglich von Menander. Im Leben des Pompejus berichtet Plutarch, dass der Ausspruch auf Griechisch gefallen ist:

„Ἑλληνιστὶ πρὸς τοὺς παρόντας ἐκβοήσας, Ἀνερρίφθω κύβος, διεβίβαζε τὸν στρατόν.“
„Er sprach mit lauter Stimme in griechischer Sprache zu den Anwesenden ‚Hochgeworfen sei der Würfel‘ und führte das Heer hinüber.“ (Plutarch: Leben des Pompejus, Kap. 60)

Sueton gibt eine nicht ganz wörtliche Übersetzung „Iacta alea est!“ Dies wird mit Alea iacta est! („Der Würfel ist gefallen!“) zitiert.

Des Pudels Kern

„Des Pudels Kern“ stammt ebenfalls aus der Szene, in der Faust mit einem Pudel in sein Studierzimmer zurück kommt und versucht, die Bibel in sein „geliebtes Deutsch“ zu übersetzen. Er fühlt sich gestört durch den Hund und versucht ihn mit den Worten „Knurre nicht, Pudel!“ zum Schweigen zu bringen. Doch dann tritt Mephistopheles wie ein fahrender Scholast gekleidet, hinter dem Ofen hervor und fragt: „Wozu der Lärm! Was steht dem Herrn zu Diensten?“ Jetzt versteht Faust, was es mit dem Pudel auf sich hat und äußert erstaunt:

Das also war des Pudels Kern!
Ein fahrender Skolast? Der Kasus macht mich lachen.

Der Staat bin ich.

Der berühmte Ausspruch „Der Staat bin ich“ (L'Etat c'est moi.) ist unverbürgt und wurde jedenfalls nicht 1655 vor dem Parlament gesprochen. Da soll Ludwig XIV. im Jagdrock, eine Peitsche in der Hand, im Parlament erschienen sein und auf die Bemerkung des ersten Präsidenten, der das Interesse des Staates betonte, „Ich bin der Staat“ geantwortet haben. Zuverlässige Urkunden berichten, dass der König allerdings dem Parlament Schweigen gebot, aber ohne Hochmut. Es wird allerdings an anderer Stelle berichtet, dass Ludwig einen Richter unterbrach, der in einer Rede die Worte „der König und der Staat“ gebrauchte, indem er ausrief: „L'Etat c'est moi.“

Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan.

„Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan; / der Mohr kann gehen.“ ist ein Zitat aus Friedrich Schillers Drama Die Verschwörung des Fiesco zu Genua. Im Original heißt es allerdings nicht „Schuldigkeit“, sondern „Arbeit“.

In dem Drama heißt es im Dritten Aufzug:

Fiesco. Ich höre Tritte. Sie sind's. Kerl, du verdientest deinen eigenen Galgen, wo noch kein Sohn Adams gezappelt hat. Geh ins Vorzimmer, bis ich läute.
Mohr (im Abgehen). Der Mohr hat seine Arbeit getan, der Mohr kann gehen. (Ab.)

Gianettino Doria sieht in Fiesco eine Gefahr und will ihn durch den Mohren Muley Hassan beseitigen lassen. Der Mordanschlag wird jedoch von dem Mohren verraten und Fiesco bekommt mit ihm den Mann zur Hand, mit dessen Hilfe er seine Gegenintrige ins Werk setzen kann.

Die Antwort kennt nur der Wind

Die Antwort kennt nur der Wind (französisch: „Seul le vent connaît la réponse“) ist der Titel eines 1974 verfilmten Romans von Johannes Mario Simmel, der seinerseits den Refrain des Songs Blowin' In The Wind des US-amerikanischen Folksängers Bob Dylan aufgreift: „The answer is blowin' in the wind“ (deutsch: „Die Antwort treibt im Wind“). Dieses Zitat wird verwendet, um auf das Offenbleiben einer Frage hinzuweisen.

Die Frau schweige in der Gemeinde.

„Die Frau schweige in der Gemeinde“ (Griechisch: Aἱ γυναῖκες ἐν ταῖς ἐκκλησίαις σιγάτωσαν. – Hai gynaikes en tais ekklesiais sigatosan. Bekannter ist die lateinische Version: „Mulier taceat in ecclesia.“) stammt zwar vom Apostel Paulus ist aber einer Gnome des griechischen Dichters Menander nachgebildet, bei dem es heißt:

„Webstühle und nicht Gemeindeversammlungen sind Frauenwerk.“

Goethe schreibt im 7. Buch seiner Zahmen Xenien:

„Was waren das für schöne Zeiten! In ecclesia mulier taceat!
Jetzt, da eine jegliche Stimme hat, Was will Ecclesia bedeuten.“

Dieser umstrittene Satz scheint ein späterer Einschub in den 1. Brief des Apostels Paulus an die Korinther (14, 34) zu sein, denn er passt stilistisch nicht ganz zum restlichen Text.

Die Gelegenheit beim Schopf fassen

Haarschopf des Kairos (Ausschnitt aus einem Fresko des Malers Francesco Salviati)

„Die Gelegenheit beim Schopf fassen“ geht auf den griechischen Mythos vom Gott Kairos (καιρός = günstige Gelegenheit) mit lockigem Vorhaupt und kahlem Nacken, der im Davonfliegen geschildert wurde, weil man die gute Gelegenheit erst, wenn sie entschwunden, zu spät zu ergreifen sucht. Der Gott des günstigen Augenblicks wird in der Kunst mit einem kahlen Hinterkopf und einem Haarschopf an der Stirn dargestellt, an dem man den günstigen Augenblick gut fassen konnte.

Auf Griechisch heißt es Vorlage:Polytonisch (Gignōske kairon. – „Erkenne den rechten Zeitpunkt!“) Der Ausspruch wird dem Pittakos von Mytilene zugeschrieben, dem Heerführer die Mytilener im Kampf gegen die Athener. Mit deren Anführer Phrynon (Olympiasieger im Pankration) kam er überein, den Kampf nur unter den Anführern auszufechten. Im Nahkampf warf er ein Netz über Phrynon und besiegte/tötete ihn; dadurch wurde ohne weiteres Blutvergießen der Kampf gegen Athen gewonnen.

Die Leviten lesen

Bischof Chrodegang von Metz stellte um 760 zur Besserung der verwilderten Geistlichkeit eine Lebensregel, die die Geistlichen verpflichtete, sich nach der Morgenandacht vor dem Bischof oder dessen Stellvertreter zu versammeln; dieser las ihnen ein Kapitel der Bibel, besonders aus dem 3. Buch Mose, Levitikus, vor, das religiöse Gesetze für Priester und Leviten enthält, und knüpfte daran öfters Ermahnungen.

Für die Leviten, die bis heute als eigene Gruppe im religiösen Judentum existieren, gelten eine Reihe besonderer Gesetze und Vorschriften. Unter anderem waren die Leviten für das Einhalten der Regeln im 3. Buch Mose zuständig.

Die oberen Zehntausend

In einem Leitartikel der New Yorker Zeitung „Evening Mirror“ vom 11. November 1844, sagt Nathaniel Parker Wittis:

„Zur Zeit ist kein Unterschied unter den oberen Zehntausend der Stadt.“
(„At present there is no distinction among the upper ten thousand of the City.“)

Er wählte die Zahl 10.000, weil dies zu seiner Zeit die Anzahl der gesellschaftsfähigen New Yorker war. In England sagt man meist nur The upper ten.

'Die Wahrheit in den Tatsachen suchen

Auch Deng Xiaopings Ausspruch 实事求是。 (Shí shì qiú shì. – „Die Wahrheit in den Tatsachen suchen.“) soll seine Abkehr von den maoistischen Phrasen verdeutlichen. Die vorsichtige Einführung marktwirtschaftlicher Elemente in die Planwirtschaft konzentrierte sich zunächst auf die Landwirtschaft und sorgte in kurzer Zeit für eine deutliche Verbesserung der Versorgung. Ironischerweise stammt diese Parole von Mao Zedong selbst. Sie findet sich in Maos Aufsatz „Über die Praxis“. So wird Deng Xiaoping 1980 in der Beijing Rundschau zum 4. Jahrestag von Maos Tod folgendermaßen zitiert:

„… der Kernsatz der Mao-Zedong-Ideen lautet, die Wahrheit in den Tatsachen zu suchen und die allgemeingültige Wahrheit des Marxismus-Leninismus mit der konkreten Praxis der chinesischen Revolution zu verbinden…“

Drakonische Strafe

Die drakonische Strenge und die drakonischen Gesetze des Drakon sind sprichwörtlich geworden. Da sie in vielen Füllen die Todesstrafe androhten, galten sie als mit Blut geschrieben. Auf ihre Härte weist auch Aristoteles in seiner Politeia (II, 1274b) hin, wo er feststellt, dass außer ihrer Strenge nichts Bemerkenswertes an ihnen gewesen sei. In seiner Rhetorik (1400b), nennt er sie „Gesetze eines Drachen“, nicht die eines Menschen.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet…

Sehr populär war dem bürgerlichen Idealismus des 19. Jahrhunderts Schillers Lied von der Glocke, was sich durch die Fülle der daraus in den Sprachgebrauch übernommenen Wendungen zeigt. Viele werden heute allerdings oft nur scherzhaft gebraucht:

Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.

Witzbolde haben daraus „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, / Ob sich nicht doch was Besseres findet“ oder auch Drum prüfe wer sich ewig bindet,/ wo sich dasStandesamt befindet,, gemacht.

Dritte Welt

die drei Welten
1. Welt: blau
2. Welt: rot
3. Welt: grün

Der Begriff Dritte Welt (Tiers Monde) ist französischen Ursprungs und wurde seit den 1950er Jahren gebräuchlich zur Bezeichnung für die Länder, die weder der ersten Welt der Industrieländer noch der zweiten der Staatshandelsländer angehörten. Da der Begriff bald auf Ablehnung stieß wurde er allmählich zurückgedrängt durch die aus unterschiedlichen Überlegungen geprägte Bezeichnung Eine Welt.

Der Begriff Dritte Welt (von frz. tiers-monde) wurde geprägt vom französischen Demographen Alfred Sauvy, der in seinem Artikel Trois mondes, une planète im L'Observateur 1952 den Ausdruck analog zum Dritten Stand (frz. tiers-état) entwickelte. Als Frantz Fanon in seiner 1961 veröffentlichen Schrift „Die Verdammten dieser Erde“ die Dritte Welt mit der kolonialisierten, unterentwickelten Welt gleichsetzte und den Begriff in den internationalen Sprachgebrauch einführte, war er zumindest im französischen Sprachraum bereits gebräuchlich. Ursprünglich bezeichnete Dritte Welt die blockfreien Staaten, die sich abgrenzend vom Ost-West-Konflikt dritter Block nannten; heute jedoch wird der Begriff häufig als Synonym für Entwicklungsland benutzt.

Durch Abwesenheit glänzen

„Durch Abwesenheit glänzen“ (Briller par son absence) geht auf Tacitus zurück, der in seinen Annalen (III, 76) erzählt, wie die Frau des Cassius und Schwester des Brutus, bestattet wurde. Nach römischer Sitte wurden dem Leichenzug die Bilder der Verwandten voran getragen, „aber Cassius und Brutus leuchteten gerade dadurch hervor, daß man ihre Bildnisse nicht sah“, denn es war verboten, in der Öffentlichkeit die Bilder der Mörder Cäsars zu zeigen. Auf dieser Quelle fußend, schreibt Marie Joseph de Clunier in seiner Tragödie „Tibére“:

„Brutus et Cassius brillaient par leur absence.“ („Brutus und Cassius glänzten durch ihre Abwesenheit.“)

Durch meine Schuld

„Meine Schuld, meine Schuld, meine übergroße Schuld!“ („Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa!“ steht im Schuldbekenntnis der katholischen Messe, wo es hieß:

„Confiteor Dei omnipotenti, beatae Mariae Virgini […] et vobis, fratres, quia peccavi nimis cogitatione, verbo et opere: mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa!“
(„Ich bekenne Gott, dem Allmächtigen, der seligen Jungfrau Maria […] und euch, Brüdern, daß ich viel gesündigt habe in Gedanken, Worten und Werken: durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine übergroße Schuld.“)

Die Formel findet sich zum ersten Mal in den „Ordines Romani“, deren Verfasser wohl der Kardinal Jakob Cajetan war, und ist auch in die Liturgien der protestantischen Kirche übergegangen. Vor dem Zweiten Vatikanum wurde ausschließlich die lateinische Fassung gebetet, deren Verwendung zwingend vorschrieben war. Das Gebet war Bestandteil des Stufengebetes, welches der Priester im Wechsel mit dem Ministranten oder der Gemeinde vor dem Zutreten zum Altar zu Beginn der Messe betete.

E

Egal, ob die Katze weiß oder schwarz ist. ..

Der Satz des chinesischen Politikers Deng Xiaoping 不管白猫、黑猫,逮住老鼠就是好猫。(Bùguǎn bái māo, hēi māo, dàizhù lǎoshǔ jiù shì hǎo māo. – „Weiße Katze, schwarze Katze – Hauptsache sie frisst Mäuse.“) wurde von Freunden und Feinden als Beweis seiner pragmatischen Einstellung genannt. Mit diesem Sprichwort aus seiner Heimatprovinz Sichuan soll er in einer Sekretariatssitzung der KPCh Ende der 1970er Jahre seine wirtschaftliche Reformstrategie umschrieben haben. Dies bedeutete einen Abschied von den Dogmen Mao Zedongs und war der Beginn einer der größten Wirtschaftsreformen in der Geschichte der Menschheit.

Ei des Kolumbus

Kuppel der Santa Maria del Fiore

Die Erzählung vom Ei des Kolumbus geht auf Girolamo Benzoni zurück, der sie vom Hörensagen kannte. Danach soll Kolumbus nach seiner ersten Reise auf einem ihm zu Ehren gegebenen Gastmahl, als die Behauptung aufgestellt wurde, seine Entdeckung sei gar nicht so schwierig gewesen, ein Ei genommen und gefragt haben, wer es zum Stehen bringen könne. Als es keinem gelang, nahm Kolumbus das Ei, drückte die Spitze ein, und es stand.

Einen ähnlichen Vorgang berichtet Vasari vom Baumeister Filippo Brunelleschi beim Bau der Kuppel des Doms Santa Maria del Fiore. Er wollte den anderen Baumeistern, die seinen Plan für undurchführbar hielten, sein Modell nicht zeigen, machte ihnen aber den Vorschlag, der solle die Kuppel bauen, dem es gelänge, ein Ei aufrecht auf eine Marmorplatte zu stellen. Als die anderen Baumeister sagten, das hätten sie auch gekonnt, antwortete er ihnen, so hätten sie auch die Kuppel bauen können, wenn sie sein Modell gesehen hätten. Auf Brunelleschis Werk passt das Beispiel vom Ei gut, weil die Kuppel die Form eines an der Spitze eingedrückten Eies hat. Die Anekdote ist aber ursprünglich orientalischen Ursprungs.

Eifersucht ist eine Leidenschaft. ..

In Cervantes' Zwischenspiel „Der wachsame Posten“ („La guarda cuydosa“) ruft der Soldat:

O zelos, zelos!
Quan mejor
os llamaran duelos, duelos!

In der deutschen Übersetzung wird daraus:

O Eifersucht, Eifersucht,
du Leidenschaft,
Die mit Eifer sucht,
Was Leiden schafft.

Friedrich Schleiermacher wird die berühmte verkürzte Version zugeschrieben:

„Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.“

Dieser Satz beschreibt die quälende Gefühlsmischung, die sich durch Minderwertigkeitskomplexe, Missgunst, Angst, Wut, Rachegelüste und Aggressivität bemerkbar macht.

Eigentum ist Diebstahl

„Eigentum ist Diebstahl“ („La proprieté c' est le vol.“) sagt Pierre Joseph Proudhon 1844 in seiner Schrift „Was heißt Eigentum? Oder: Untersuchungen über die Grundlagen von Recht und Staatsmacht“. Er weist in seiner „Warnung an die Besitzenden“ 1868 das Wort fälschlich Denis Diderot zu, Aber Jacques Pierre Brissot de Warville äußert bereits den Gedanken, dass der Besitz aus dem Bedürfnis entstanden, also nur so weit gerechtfertigt sei, als das Bedürfnis dazu auch vorhanden ist; und „wenn 40 Taler ausreichen, um unseren Lebensunterhalt zu sichern, dann ist der Besitz von 200.000 Talern ein offenbarer Diebstahl, eine Ungerechtigkeit“.

Aber viel früher noch findet sich in den „Constitutiones monasticae“ in Bezug auf das Privateigentum der Mönche das Wort: „denn eigener Besitz ist Diebstahl.“

Ein kleiner Schritt für einen Menschen…

Neil Armstrong beim Betreten der Mondoberfläche

Die ersten Worte, die der Astronaut Neil Armstrong beim Betreten der Mondoberfläche sprach, werden folgendermaßen überliefert:

„Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit.“
(„That's one small step for a man, one giant leap for mankind.“)

Dabei ist Armstrong aber ein kleiner Fehler unterlaufen, denn er sagte in Wirklichkeit „one small step for man“ („ein kleiner Schritt für den Menschen“). Erst Jahre später gab die Weltraumbehörde NASA zu, dass sie Armstrongs Worte korrigiert habe. Wer sich den Satz ausgedacht hat, ist aber immer noch nicht ganz klar. Es wird entweder vermutet, dass sich Armstrong den Satz während des Flugs ausgedacht habe oder dass er vom Schriftsteller Norman Mailer stamme.

Ein Platz an der Sonne

Ein Platz an der Sonne war eine von 1959 bis 1964 zugunsten der Stiftung „Hilfswerk Berlin“ durchgeführte Aktion. Ab 1966 wurden alle Fernsehlotterien unter dem Motto „Ein Platz an der Sonne für jung und alt“ zugunsten der Stiftung „Deutsches Hilfswerk“ durchgeführt.

Ein Platz an der Sonne („A Place in the Sun“) hieß ein 1951 uraufgeführter englischer Film unter der Regie von George Stevens, der die Geschichte eines mittellosen, aber ehrgeizigen Tagelöhners schildert, der sich in eine Frau aus der Oberschicht verliebt und so einen sozialen Aufstieg erreicht.

Die expansionistische Politik der wilhelminischen Ära stand unter dem Motto ein „Platz an der Sonne“ (Reichskanzler von Bülow, 1897) für die „zu spät gekommene Nation“, womit nicht zuletzt auch der Besitz von Kolonien gemeint war. Wörtlich sagte er während einer Reichstagsdebatte:

„Wir wollen niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne.“

Die Kolonie, um die es hier ging, war Jiaozhou in der chinesischen Provinz Shandong. Damals wurde ein Pachtvertrag über 99 Jahre abgeschlossen (ein Jahr vor dem sino-britischen Pachtvertrag von Hongkong). Doch bereits im Ersten Weltkrieg verloren die Deutschen ihr Gebiet an die Japaner.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt

Hosenbandorden

Nach Polydor Vergils „Englischer Geschichte“ geht die Stiftung des Hosenbandordens, des höchsten britischen Ordens, und sein Wahlspruch Honi soit qui mal y pense (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt) auf König Eduard III. zurück. Vergil erzählt, dass die Gemahlin des Königs oder eine Hofdame beim Tanzen ihr Strumpfband verloren habe. Der König hob es auf und als er einige Hofleute lächeln sah, habe er ihnen gesagt, das Strumpfband werde bald so in Ehren kommen, dass mancher sich glücklich preisen würde, es tragen zu dürfen.

Ein Veto einlegen

Der Ausdruck Ein Veto einlegen wurde wahrscheinlich erst geflügelt durch das liberum veto (das freie: ich verbiete) im polnischen Reichstag, mit dem jedes Mitglied das Recht hatte, durch seinen Einspruch Beschlüsse nichtig zu machen (Nie pozwalam = Ich erlaube es nicht).

Eine Reise von tausend Meilen…

Die chinesische Lebensweisheit 千里之行﹐始於足下。 (Qiān lǐ zhī xing, shǐ yū zú xià. – Eine Reise von Tausend Meilen beginnt unter deinem Fuß.) wird dem Philosophen altchinesischen Laozi zugeschrieben und steht im 64. Kapitel des Daodejing, wo es in der Übersetzung des Sinologen Günther Debon heißt:

Auch der gewaltigste Baum
War als Keimling fein wie Flaum.
Ein Turm von neun Stockwerken
Stieg aus einem Häufchen Erde hinan;
Eine Reise von Tausend Meilen
Fängt unter deinem Fuße an.

Elfenbeinturm

Der Begriff Elfenbeinturm, der eine selbstgewählte Isolation von Künstlern und Wissenschaftlern bezeichnet, wird auf den Literaturkritiker und Schriftsteller Charles-Augustin Sainte-Beuve, der unter Anlehnung an das Hohelied Salomos 7, 5 („Dein Hals ist wie ein Turm von Elfenbein“) in seinem Gedicht „À. M. Villemain“ über Alfred de Vigny schrieb:

„et Vigny plus secret / Comme en sa tour d'ivoire, avant midi, se rentrait“
(„und Vigny hat sich ganz heimlich vor Mittag, gleichsam wie in seinen Elfenbeinturm, zurückgezogen“.)

Entweder Cäsar oder nichts

„Entweder Cäsar oder nichts“ (lateinisch: „Aut Caesar auf nihil“) war die unter einer Büste Cäsars angebrachte Devise Cesare Borgias. Vorbild war wohl Caligulas Wort, mit dem er seine maßlosen Verschwendungen beschönigte:

„Aut frugi hominem esse oportere auf Caesarem“ („Man müsse entweder sparsam sein oder ein Cäsar“)

Erster Diener des Staates

„Der Fürst ist der erste Diener seines Staates“ schrieb Friedrich II. von Preußen sechsmal und stets in Französisch:

„Un prince est le premier serviteur et le premier magistrat de l'Etat.“

Außerdem steht es im „Politischen Testament“ Friedrichs aus dem Jahr 1752. Es entsprach Friedrichs Verständnis von seiner Rolle als absoluter Monarch, dass er alle Dinge persönlich zu lenken habe.

Andererseits soll in einer Kabinettsorder von 1785 stehen:

„Ich bin es müde, über Sklaven zu herrschen.“

Kurz vor seinem Tod verfügte er 1786 über die Besiedlung urbar gemachten Landes bei Tilsit:

„Die Bauern, welche da angesetzt werden, müssen ihre Güter alle eigentümlich haben, weil sie keine Sklaven sein sollen.“

Es ist höchste Eisenbahn!

Die Redensart „Es ist die höchste Eisenbahn“ stammt aus Adolf Glaßbrenners humoristisch-dramatischer Szene „Ein Heiratsantrag in der Niederwallstraße“ aus dem Jahr 1847, in welcher der zerstreute Briefträger Bornike, an die aus Leipzig eingegangenen Briefe denkend, mit den Worten aufbricht:

„Es ist die allerhöchste Eisenbahn, die Zeit is schon vor drei Stunden anjekommen.“

Den Berlinern gefiel der Satz so sehr, dass sie ihn bei jeder Gelegenheit wiederholten.

Es ist vollbracht

„Es ist vollbracht“ waren nach dem Evangelium nach Johannes (19, 30) die letzten Worte des gekreuzigten Jesus.

Es war die Nachtigall und nicht die Lerche.

Datei:RomeoGiuliettaZeffirelli.jpeg
Romeo und Julia

„Es war die Nachtigall und nicht die Lerche“ (It was the nightingale and not the lark.) stammt aus Shakespeares Tragödie Romeo und Julia:

˜Du willst schon fort? Es ist noch längst nicht Tag:
Es war die Nachtigall und nicht die Lerche,
Die deinem Ohr ins bange Innre drang;
Sie singt bei Nacht auf dem Granatbaum dort:
Geliebter glaub's es war die Nachtigall.˜

Es war die Lerche ist ein heiteres Trauerspiel von Ephraim Kishon, das sich mit der Spekulation befasst, was gewesen wäre wenn Julia rechtzeitig erwacht wäre und sie zusammen mit Romeo 29 Jahre später noch in Verona lebten.

F

Felix Austria

Der Ausspruch Felix Austria wird heute verwendet, um auszudrücken, dass Österreicher ein Talent zum Glücklichsein haben . Das eigentlich zugrunde liegende Zitat bezieht sich jedoch auf die Adelsfamilie der Habsburger und steht in einem politischen Kontext. Das Distichon lautet vollständig:

Bella gerant alii, tu felix Austria nube.
Nam quae Mars aliis, dat tibi diva Venus.
(übersetzt: Kriege führen mögen andere, du glückliches Österreich heirate. Denn was Mars (den) anderen (verschafft), gibt dir die göttliche Venus.)

Fixe Idee

Eine Fixe Idee (vom neulateinischen: „idea fixa“; „fixus“ = „unabänderlich“) ist eine unrealistische Vorstellung, von der jemand nicht abzubringen ist. Dieser Ausdruck taucht erstmals im 18. Jahrhundert in der medizinischen Fachsprache auf und steht für Zwangsvorstellung bedeutet.

Freiheit der Meere

Das Wort von der Freiheit der Meere geht zurück auf die 1609 in Leiden erschienene Schrift „Mare liberum“ des Rechtsgelehrten Hugo Grotius. Grotius verfocht in seiner Schrift die Ansprüche der Holländer auf freie Schifffahrt und freien Handel in Indien gegen die Portugiesen, die ihn seit Vasco da Gamas Entdeckungsfahrt als Alleinrecht beanspruchten.

1604/05 verfasste Grotius mit De jure praedae („Über das Prisenrecht“) ein Rechtsgutachten für die Niederländische Ostindien-Kompanie. Es enthält bereits die Grundgedanken seines späteren Hauptwerkes, blieb aber bis 1868 unveröffentlicht. Lediglich ein Kapitel daraus wurde 1609 zunächst anonym unter dem Titel Mare Liberum („Das freie Meer“) veröffentlicht. Die katholische Kirche indizierte Mare liberum umgehend, da es die päpstliche Weltordnung untergrub. Grotius formulierte hier einen revolutionären neuen Grundsatz, indem er erklärte, die Meere seien internationale Gewässer und alle Nationen hätten das Recht, sie zur Handelsschifffahrt zu nutzen. England widersetzte sich dieser Idee und behauptete eine weiträumige Gewässerhoheit um die Britischen Inseln. Cornelis van Bynkershoek bejahte das Eigentum am Meer nur für die Reichweite der damaligen Geschütze. Mit dieser Einschränkung, der Dreimeilenzone, setzte sich die Freiheit der Meere schließlich als Grundlage des modernen Seerechts durch.

Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit

Liberté Egalité Fraternité“ an einer französischen Kirche

Die drei Schlagworte Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (Liberté Egalité Fraternité) wurden 1793 zur Losung der Französischen Revolution und in der Zweiten Republik zur offiziellen Devise des Staates. In deutschen Schriften zur Französischen Revolution wurden zunächst oft nur die beiden ersten Begriffe, nämlich „Freiheit“ und „Gleichheit“ angesprochen.

Freiheit ist Einsicht in die Notwendigkeit

Dieser Ausspruch findet sich in Friedrich Engels' Schrift „Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft“, dem so genannten „Anti-Dühring“. Einsicht in die Notwendigkeit einer Sache bewirkt die Freiheit ihr gegenüber, weil sie dann nicht mehr als Zwang, sondern als Bedürfnis empfunden wird.

Freiheit ist immer Freiheit der Andersdenkenden

Dieser Satz findet sich als Randbemerkung in einer Schrift von Rosa Luxemburg zur Russischen Revolution. Rosa Luxemburg gibt darin ihrer Überzeugung Ausdruck, dass „politische Freiheit“ nicht das Privileg einer Gruppierung sein kann.

Freiheit statt Sozialismus

Freiheit statt Sozialismus war die wichtigste Parole der CDU bei der Bundestagswahl 1976. Die Parole wurde von Alfred Dregger geprägt und auch lanciert. Die Wendung richtete sich gegen die Ostpolitik. „Freiheit“ symbolisierte das demokratisch-politische System der Bundesrepublik Deutschland, demgegenüber sollte „Sozialismus“ auf das politische System der Deutschen Demokratischen Republik verweisen. Im Wahlkampf sollte der Slogan diese Symbolik auf die Politik von CDU und SPD übertragen.

Freudscher Versprecher

Ein Freudscher Versprecher ist eine nach dem österreichischen Psychoanalytiker Sigmund Freud benannte sprachliche Fehlleistung, bei der die eigentliche Meinung oder Intention des Sprechers unfreiwillig zutage tritt. Ein Beispiel veranscheulicht dies: Jemand sagt auf einer Versammlung, es seien „Dinge zum Vorschwein gekommen“. Die Bewertung sollte nicht verbalisiert werden, hat sich aber Bahn verschafft, indem sie sich als Versprecher eingeschoben hat.

Frisch, fromm, fröhlich, frei

Der Turnerwahlspruch „Frisch, fromm, fröhlich, frei“ geht auf den „Turnvater“ Jahn zurück, der 1816 in seinem Buch „Die deutsche Turnkunst“ eine ähnliche Formulierung gebrauchte. Die heute bekannten Form wurde von dem Sportpädagogen Hans Ferdinand Maßmann, einem Schüler Jahns, geprägt.

Friss, Vogel, oder stirb!

Die Redensart nimmt Bezug auf einen gefangenen Vogel, der keine Wahl hat. „Friss, Vogel, oder stirb!“ war auch der Titel einer gegen Martin Luther gerichteten Schmähschrift des Straßburger Pfarrers Johann Nikolaus Weislinger aus dem Jahr 1722.

Fünfte Kolonne

Als der spanische General Emilio Mola im Jahr 1936 die Franco-Truppen in vier Kolonnen gegen das von den Kommunisten besetzte Madrid führte, nannte er in einer Rundfunkansprache die vielen Anhänger Francos in Madrid Die fünfte Kolonne (La quinta columna). Der Ausdruck wird seitdem für Agenten gebraucht, die im Land des Gegners Aufträge ausführen sollen.

G

Geld stinkt nicht

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Denar mit dem Bild des Vespasian

„Geld stinkt nicht“ (Pecunia non olet) ist der bekannten Ausspruchs des Kaisers Vespasian als ihn sein Sohn Titus wegen einer auf Bedürfnisanstalten gelegten Steuer getadelt hatte.

Urin wurde als Mittel für die Ledergerbung und als Wäschereinigungsmittel eingesetzt. So wurden in Rom an belebten Straßen amphorenartige Latrinen aufgestellt, um den Urin einzusammeln, der von den Gerbern und Wäschern benötigt wurde. Um die Staatskassen zu füllen, erhob Kaiser Vespasian auf diese öffentlichen Toiletten eine Latrinensteuer. Von seinem Sohn Titus darauf angesprochen, soll er ihm Geld aus den ersten Einnahmen unter die Nase gehalten und gefragt haben, ob der Geruch ihn störe; als der verneinte, habe er geantwortet: „Atqui e lotio est“ (Und doch kommt es vom Urin). Die Redewendung hat sich bis heute gehalten, um den Besitz oder Erwerb von Geld aus unsauberen Einnahmequellen zu rechtfertigen. Die öffentlichen Toiletten in Paris heißen noch heute „Vespasienne“.

Kurt Machens, der Oberbürgermeister der Stadt Hildesheim geriet als Hauptakteur der so genannten Pecunia non olet-Affäre bundesweit in die Schlagzeilen. Machens hatte gemeinsam mit sechs anderen Personen einen eingetragenen Verein namens Pecunia non olet gegründet, dessen Zweck vor allem darin bestand, Spenden zu sammeln. Über die Verwendung der gesammelten Geldmittel entschieden alleine die Vereinsmitglieder. Stadtrat, Verwaltung und Öffentlichkeit wurden nicht informiert.

Gelegenheit macht Diebe

Dieser Satz entspricht dem englischen „opportunity makes a thief“ von Francis Bacon in einem Brief an den Earl of Essex. In Goethes Westöstlichem Diwan beginnt Hatems Liebeswerbung um Suleika mit den Worten:

Nicht Gelegenheit macht Diebe,
Sie selbst ist der größte Dieb;
Denn sie stahl den Rest der Liebe,
Die mir noch im Herzen blieb.

Gelobt sei, was hart macht

Diese Wendung stammt aus Friedrich Nietzsches Zarathustra, der sich bei einem beschwerlichen Aufstieg mit folgenden Worten Mut macht:

„Wer sich stets viel geschont hat, der kränkelt zuletzt an seiner vielen Schonung. Gelobt sei, was hart macht.“

Damit will man oft zum Ausdruck bringen, dass es von Vorteil ist, sich belastenden Situationen auszusetzen.

Glück auf

Glück auf über dem Eingang zu einem ehemaligem Zechengebäude

Das Glück auf ist ein Bergmannsgruß. Er beschreibt die Hoffnung der Bergleute, „es mögen sich Erzgänge auftun“, denn beim Abbau von Erzen ließ sich ohne Prospektion nur unsicher vorhersagen, ob die Arbeit der Bergleute überhaupt zu einem Lohn führen würde. Weiterhin wird mit diesem Gruß der Wunsch verbunden für ein gesundes Ausfahren aus dem Bergwerk nach der Schicht. Der Bergmannsgruß wurde bereits vor 1700 in dem alten Arbeiterlied Glück Auf, der Steiger kommt (bekannt als das Steigerlied) künstlerisch umgesetzt und ist damit in das Volksliedgut eingegangen. Der nachstehende Text entspricht der überlieferten „Urform“ des Liedes.

Glück auf, Glück auf, der Steiger kommt .
|: Und er hat sein helles Licht bei der Nacht, :|
|: schon angezündt' :|

Goldene Regel

Goldene Regel ist die Bezeichnung für das Sprichwort:

„Was du nicht willst, dass man dir tu', das füg' auch keinem anderen zu.“

Einer der ältesten Belege stammt aus dem 8.-6. Jahrhundert v. Chr. „Du sollst deinen Nächsten [Landsmann] lieben wie dich selbst; ich bin der HERR“ und stehe im 19. Kapitel des Buches Leviticus im Alten Testament.

Diese Regel findet sich aber auch im 15 Kapitel der Analekten des Konfuzius:

„Tue anderen nicht, was du nicht möchtest, dass sie dir tun.“

Es ist die Stelle aus dem Buch Tobit, die Martin Luther in der bekannten Form übersetzt hat:

„Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“

Aus dem Neuen Testament (Evangelium nach Matthäus 7, 12; Evangelium nach Lukas 6, 31), stammt:

„Alles, was ihr für euch von den Menschen erwartet, das tut ihnen auch.“

Zu den Fehlinterpretationen der goldenen Regel zählt, dass sie mitunter als Vergeltungsprinzip betrachtet wird. Talion aber (Gleiches mit Gleichem vergelten) ist ein Reaktionsprinzip.

Gordischer Knoten

Alexander durchtrennt den Gordischen Knoten, Gemälde von Jean-Simon Berthélemy

Quintus Curtius Rufus berichtet in seiner Geschichte über dem Mazedonierkönig Alexander dem Großen von dem kunstvoll verschlungenen und unentwirrbaren Knoten am Wagen des Königs Gordios im Jupitertempel der Stadt Gordion und von dem Orakel, dass, wer den Knoten zu lösen verstände, die Herrschaft über Asien erlangen würde. Alexander habe mit den Worten „Es kommt nicht darauf an, wie er gelöst werde“ den Knoten mit dem Schwert durchschlagen und so das Orakel entweder verspottet oder erfüllt. Daher gibt es für das Lösen einer großen Schwierigkeit auf unkonventionelle Weise den Begriff „Den gordischen Knoten durchhauen.“

Gott ist tot!

Mit dem Stichwort „Gott ist tot“ wird oft die Vorstellung verbunden, dass Friedrich Nietzsche den Tod Gottes beschworen oder herbeigewünscht habe. Tatsächlich trifft dies nur in einem gewissen Sinne zu. Liest man die Textstellen bei Nietzsche, so wird klar, dass er sich hier vielmehr als Beobachter verstand. Er analysierte seine Zeit, vor allem die seiner Auffassung nach inzwischen marode gewordene (christliche) Moral. Nietzsche war zudem nicht der erste, der die Frage nach dem Tod Gottes gestellt hat. Die bedeutendste und meistbeachtete Stelle zu diesem Thema ist der Aphorismus 125 aus der Fröhlichen Wissenschaft mit dem Titel „Der tolle Mensch“. Dem Sprecher darin graut vor der Aussicht, dass die zivilisierte Welt ihr bisheriges geistiges Fundament weitgehend zerstört hat:

„Wohin ist Gott? rief er, ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet, – ihr und ich! Wir alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir dies gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? […] Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder?“

Gott mit uns

Gott mit uns (Erster Weltkrieg)

Gott mit uns war die Losung, die der schwedische König Gustav Adolf vor der Schlacht von Breitenfeld im Jahr 1631 ausgab. Der Entwurf zur Landwehrordnung stammt vom Generalquartiermeister des preußischen Heeres. In dieser Handschrift stand ursprünglich als Devise: „Heilige Pflicht oder Gott mit uns.“ Diese Worte sind durchgestrichen und an den Rand statt dessen die Worte gesetzt: „ehrlos wehrlos“ mit einer ihre Umstellung bezweckenden Bezeichnung.

Gott mit uns ist die deutsche Übersetzung von Immanu'el (עמנואל). Der Name Immanuel kommt nur vier Mal in der Bibel vor. Jesus bekommt diesen Namen, als seine Geburt angekündigt wird, sonst wird er aber zu keinem Zeitpunkt Immanuel genannt: Im Evangelium nach Matthäus (1,23) steht:

„Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott mit uns.“

Gott strafe England

Postkarte aus dem Jahr 1916

Gott strafe England war ein Schlachtruf des deutschen Heers während des Ersten Weltkrieges. Es gab sogar eine besondere Grußformel:

Grußformel: „Gott strafe England.“
Erwiderung des Grußes: „Er strafe es.“

Gott will es!

Mit den Worten Deus lo vult (spätlateinisch für „Gott will es!“; französisch: „Dieu le veut!“) rief Papst Urban II. 1095 auf der Synode von Clermont zur Befreiung Jerusalems auf. Damit begründete er den Ersten Kreuzzug, der zur Befreiung der Heiligen Stätten beitragen sollte und den einzelnen Teilnehmern helfen sollte, ihre Sünden abzubüßen.

Großer Bruder

Großer Bruder (engl. Big Brother) ist in dem Roman 1984 von George Orwell der angebliche Diktator des fiktiven, totalitären Staates Ozeanien, der die Kontrolle und Unterdrückung seiner Bürger zur Perfektion getrieben hat. Seit 1998 wird in vielen Ländern der Big Brother Award an Behörden, Firmen, Organisation und Personen vergeben, die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder persönliche Daten Dritten zugänglich machen. Nach diesem Vorbild wurde auch die Fernsehshow Big Brother geschaffen, in der eine Gruppe von Menschen komplett videoüberwacht und abgeschnitten von der Außenwelt lebt.

H

Halbwelt

Die Halbwelt („Le Demi-Monde“) ist der Titel eines 1855 veröffentlichten Lustspiels Dumas. Doch hat er dieses Wort nicht in dem jetzigen Sinn gebraucht.

Im Stück wird der Unterschied zwischen den „Damen der Gesellschaft“, und denen der „Halbwelt“ an zwei Körben Pfirsichen erklärt, von denen die einen 30, die anderen, obgleich scheinbar ebenso groß, schön, reif und lecker, nur 15 Sous kosten. Jene aber sind tadellos, diese haben einen kleinen schwarzen Punkt, der ihre Minderwertigkeit ausmacht.

Heiliger Egoismus

Im Oktober 1914 prägte der Ministerpräsident Antonio Salandra bei der Vorstellung der Beamten des Ministeriums des Äußeren, das er vorübergehend übernahm, das Wort vom sacro egoismo (geheiligten Egoismus), indem er sagte:

„Die obersten Richtlinien unserer internationalen Politik werden morgen dieselben sein, wie sie gestern waren. Um sie zu befolgen, bedarf es einer unerschütterlichen Festigkeit der Seele, einer klaren Auffassung von den wahren Interessen des Landes, einer Reife der Überlegung, die, wenn nötig, die Bereitschaft zur Tat nicht ausschließt; es bedarf der Wärme nicht des Wortes, sondern der Tat, es bedarf eines Geistes, frei von Vorurteilen, von jeder vorgefaßten Meinung, von jedweder Empfindung außer der unbegrenzten und ausschließlichen Hingabe an das Vaterland, des geheiligten Egoismus für Italien.“

Hier ist Rhodos, hier springe!

In Aesops Fabel „Der prahlerische Fünfkämpfer“ rühmt sich jemand, er habe in Rhodos einst einen gewaltigen Sprung getan, und beruft sich auf Zeugen. Einer der Umstehenden antwortet ihm:

„Freund, wenn's wahr ist, brauchst du keine Zeugen. Hier ist Rhodos, hier springe“.

Dieser Satz wird meistens lateinisch in der Form „Hic Rhodus, hic salta!“ zitiert. Wörtlich aber heißt es bei Aesop:

„Sieh, hier ist Rhodos, hier ist auch der Sprung.“ (Αὐτοῦ γὰρ Ῥόδος καὶ πήδημα. – Autou gar Rhodos kai pēdēma.)

Hier irrt Goethe

Goethes Verlobte Lili Schönemann

Hier irrt Goethe ist ein Zitat aus den Werken des Philologen Heinrich Düntzer, der als Beispiel für die Engstirnigkeit von Wissenschaftlern steht. Heinrich Düntzer kommentierte in der Gesamtausgabe der Werke Goethes dessen Feststellung, seine wirklich große Liebe sei Lili Schönemann gewesen, mit dem Diktum „Hier irrt Goethe. Das trifft vielmehr auf Friederike Brion zu!

Höherer Blödsinn

Der Ausdruck „Höherer Blödsinn“ wurde um 1850 von dem verärgerten Otto Wigand in den „Jahrbüchern für Wissenschaft und Kunst“ zum ersten Mal verwendet. Dort heißt es: „Geblütswallungen, die ... auf dem Niveau des höheren Blödsinns stehen.

Holocaust

Als Holocaust (von griechisch ὁλοκαύτωμα, holokáutoma: ὅλος holos – „ganz, vollständig“ – und καῦσις kausis – „Brand, Verbrennung“) bezeichnet man heute vor allem den auch als Shoa benannten Völkermord an etwa sechs Millionen Juden in der Zeit des Nationalsozialismus, sowie die systematische Ermordung mehrerer nichtjüdischer Gruppen. Das griechische Wort holókaustos („vollständig verbrannt“) bezog sich auf die Verbrennung von Tieren als Opfer. Dafür verwendete es erstmals der Historiker Xenophon, dann auch die griechische Bibelübersetzung, die Septuaginta. Über die lateinische Bibelübersetzung der Vulgata drang holocaustum in die englische Sprache ein, nicht aber in die deutsche, da Martin Luther den Ausdruck mit Brandopfer übersetzte. Darum wurde der Völkermord an den europäischen Juden zunächst nur im englischen Sprachraum mit dem Wort Holocaust bezeichnet, erstmals 1942 in der Tageszeitung News Chronicle. Doch seit der Fernsehserie Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiß von 1979 wurde der Begriff in der Bundesrepublik üblich. Er bezeichnete nun das, was zuvor als „Judenverfolgung“ , „Judenvernichtung“, „Judenmord“ oder „Mord an den europäischen Juden“ umschrieben worden war. Juden bevorzugen seit 1945 „Shoa“ (שואה; „Schoa“, „Schoah“, in der Frankophonie: „Shoah“, wie der Film) für das Ereignis. Dieses profane hebräische Wort war vorher für ein „großes Unheil“ oder eine „Katastrophe“ üblich. Die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel nahm es für die NS-Judenvernichtung auf. Denn „Holocaust“ betont für Juden zu sehr die Opferrolle der Ermordeten und legt zudem nahe, ihr „Opfer“ sei „gottgewollt“ gewesen. „Shoa“ lehnen wiederum manche Vertreter nichtjüdischer Opfergruppen: Für sie engt das hebräische Wort den Blick auf die Juden ein.

Homerisches Gelächter

Homerisches Gelächter (griechisch: ἄσβεστος γέλος ásbestos gélos „unauslöschliches Gelächter“) bezeichnet das laute herzliche Lachen, das der sagenhafte epische Dichter der Griechen Homer in der Ilias (I, 599) und der Odyssee (VIII, 326) die Götter anstimmen lässt. Anlass dazu war in der Odyssee der Gott Hephaistos: Er hatte seine Gattin Aphrodite, die ihn mit Ares betrog, zusammen mit diesem in einem Netz gefangen, das er über seinem Ehebett angebracht hatte.

Homo faber

Der Begriff homo faber (lateinisch: „der menschliche Handwerker“) wird in der philosophischen Anthropologie benutzt, um den modernen Menschen von älteren Menschheitsepochen durch seine Eigenschaft als aktiver Veränderer seiner Umwelt abzugrenzen.

Homo homini lupus

Homo homini lupus (lateinische: „Der Mensch ist des Menschen Wolf“) ist ein Zitat des römischen Komödiendichters Plautus, dessen Originaltext vollständig folgendermaßen lautet:

„Lupus est homo homini, non homo, quom qualis sit, non novit.“ („Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, kein Mensch, wenn er nicht weiß, welcher Art [sein Gegenüber] ist.“) Ein Kaufmann begründet mit diesen Worten seine Weigerung, einem Unbekannten eine größere Geldsumme auszuhändigen.

Bekannt wurde der Ausspruch durch den englischen Staatstheoretiker Thomas Hobbes.

Homo ludens

Der Homo ludens (lateinisch: „der spielende Mensch“) entwickelt über das Spiel seine Fähigkeiten. Er entdeckt seine Eigenschaften und entwickelt sich dadurch selbst. Das Spielen ist der Handlungsfreiheit gleichgesetzt und setzt eigenes Denken voraus.

Hoppla, jetzt komm ich!

Hoppla, jetzt komm ich!“ war der Titel eines deutschen Schlagers aus dem Jahr 1932, mit dem sich Hans Albers als raubeiniger Draufgänger mit Herz charakterisierte.

Das Hornberger Schießen

Das Hornberger Schießen ist das Ereignis, das die Redewendung „das geht aus wie das Hornberger Schießen“ hervorgebracht hat. Die Wendung wird verwendet, wenn eine Angelegenheit mit großem Getöse angekündigt wird, aber dann nichts dabei herauskommt und ohne Ergebnis endet. In Hornberg hatte sich anno 1564 der Herzog Christoph von Württemberg angesagt. Dieser sollte mit allen Ehren und selbstverständlich mit Salut empfangen werden. Als alles bereit war, näherte sich aus der Ferne eine große Staubwolke. Alle jubelten und die Kanonen donnerten, was das Zeug hielt. Doch die Staubwolke entpuppte sich leider nur als eine Postkutsche. Selbiges geschah dann, als ein Krämerkarren und noch einiges später eine Rinderherde auf die Stadt zukam. Der Ausguck hatte jedes Mal falschen Alarm gegeben, und alles Pulver war verschossen, als der Herzog endlich kam. Einige Hornberger versuchten dann durch Brüllen den Kanonendonner nachzuahmen.

Horror vacui

Horror vacui (lateinisch: „Angst vor der Leere“) war ein Begriff der scholastischen Philosophie, die glaubte, dass die Natur vor einem leeren Raum einen Abscheu habe und diesen mit allen Mitteln auszufüllen suche.

Humor ist, wenn man trotzdem lacht

Dieses oft benutzte Zitat stammt von dem deutschen Schriftsteller Otto Julius Bierbaum, der dieses Motto seiner „Yankeedoodle-Fahrt und andere Reisegeschichten“ vorangestellt hat. Man zitiert dieses geflügelte Wort in Situationen, in denen man es am besten erachtet, Schwierigkeiten mit heiterer Gelassenheit zu begegnen.

Hunde, wollt ihr ewig leben?

Diese Frage war der Titel eines deutschen Films über die Schlacht von Stalingrad, der 1958 in die Kinos kam. Der Titel geht zurück auf den preußischen König Friedrich II., der angeblich seinen Soldaten, die bei einer Schlacht flohen, zugerufen haben soll: „Ihr verfluchten Kerls, wollt ihr denn ewig leben?

Hunger ist der beste Koch

Dieses Sprichwort findet sich erstmals bei dem mittelhochdeutschen Spruchdichter Freidank in der Form:

Der hunger ist der beste koch / der ie wart oder wirdet noch.“ („Der Hunger ist der beste Koch, den es je gab oder noch geben wird.“).

Der Gedanke findet sich schon in der Antike. So sagt Sokrates: „sodass das Verlangen nach Nahrung ihm zur Würze wird“. Bei Cicero heißt es lateinisch: „Cibi condumentian est fames“ („Der Speise Würze ist der Hunger“).

I

Ich bin ein Berliner

Kennedys Vorlage: „Ish bin ein Bearleener.“

Ich bin ein Berliner“ ist ein berühmtes Zitat aus einer Rede von John F. Kennedy 1963 vor dem Rathaus Schöneberg, anlässlich des 15. Jahrestags der Berliner Luftbrücke und des ersten Besuchs eines US-amerikanischen Präsidenten nach dem Mauerbau, mit dem er seine Solidarität mit der Bevölkerung von West-Berlin ausdrücken wollte.

Im Originaltext der Rede kam der Ausspruch zweimal vor:

„Two thousand years ago the proudest boast was ‚Civis Romanus sum‘. Today, in the world of freedom, the proudest boast is ‚Ich bin ein Berliner‘.
(Vor zweitausend Jahren war der stolzeste Satz ‚Ich bin ein Bürger Roms‘. Heute, in der Welt der Freiheit, ist der stolzeste Satz ‚Ich bin ein Berliner‘.)

und

„All free men, wherever they may live, are citizens of Berlin, and, therefore, as a free man, I take pride in the words ‚Ich bin ein Berliner‘!“
(Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger von Berlin, und deshalb bin ich als freier Mensch stolz darauf, sagen zu können ‚Ich bin ein Berliner‘!)

In den USA entstand in den 1980er Jahren eine Moderne Sage, nach der sich Kennedy durch unsauberen Gebrauch der deutschen Grammatik zum Gespött der Berliner gemacht habe. Der Sage nach habe der grammatikalisch korrekte Satz „Ich bin Berliner“ heißen müssen (ohne unbestimmten Artikel), und Kennedys Wendung wäre von den Berlinern als „Ich bin ein Berliner Pfannkuchen verstanden worden, worauf großes Gelächter ausbrach. Obwohl diese Behauptung nicht stimmt, erfreut sie sich in den USA immer noch großer Beliebtheit und wird meist als „I am a jelly doughnut zitiert.

Ich habe fertig.

„Ich habe fertig“ war ein Ausspruch des italienischen Fußballtrainers Giovanni Trapattoni am Ende einer Pressekonferenz. Als Trainer des FC Bayern München kritisierte er äußerst emotional – die Leistung einiger Spieler. Die in 3:30 Minuten entstandenen Satzkonstrukte („Was erlaube' Strunz“, „…ware' schwach wie eine Flasche leer“ und „Ich habe fertig“) fanden Eingang in den deutschen Sprachgebrauch; so kommentierte z. B. die SPD die Abwahl Helmut Kohls auf einem Plakat mit dem berühmt gewordenen Schlusssatz aus Trapattonis Pressekonferenz: „Ich habe fertig!“ Der Wutausbruch brachte ihm so große Sympathien ein, dass er damit Geld verdienen konnte – wie beispielsweise als Werbestar für ein Sprudler-System („nicht Flasche leer…“).

Ich weiß, dass ich nichts weiß

„Ich weiß, dass ich nichts weiß“ geht wahrscheinlich auf die Stelle in Platos Verteidigungsrede des Sokrates zurück:

„Jener glaubt etwas zu wissen, weiß aber nichts; ich weiß zwar auch nichts, glaube aber auch nichts zu wissen.“

Meist wird es in der gekürzten deutschen Fassung zitiert:

Ich weiß, dass ich nichts weiß.“ (Οἶδα οὐκ εἰδώς. – Oida ouk eidōs.)

In die Wüste schicken

Sündenbock von William Holman Hunt

Auf Levitikus 16 beruhen die Ausdrücke Sündenbock und „In die Wüste schicken“. Es heißt dort:

„Dann soll Aaron seine beiden Hände auf dessen Kopf legen und über ihm bekennen alle Missetat der Kinder Israel und alle ihre Übertretungen, mit denen sie sich versündigt haben, und soll sie dem Bock auf den Kopf legen und ihn durch einen Mann, der bereit steht, in die Wüste bringen lassen, daß also der Bock alle ihre Missetat auf sich nehme und in die Wildnis trage.“

Am Jom Kippur, dem Tag der Sündenvergebung, wurden die Sünden des Volkes Israel durch den Hohepriester bekannt gemacht und durch Handauflegen symbolisch auf einen Ziegenbock übertragen. Mit dem Vertreiben des Bocks in die Wüste wurden diese Sünden mitverjagt.

In petto

Seit Papst Martin V. kommt es vor, dass der Papst bei der Wahl neuer Kardinäle, die Namen nicht sofort publiziert, sondern einstweilen noch für sich behält:

„Alias in pectore reservamus arbitrio nostro quandocumque declarandos.“
(„Andere […] behalten wir vorläufig in unserer Brust und werden sie nach unserem Gutdünken einmal bekannt geben.“)

Aus dem „in pectore“ wurde in italienischer Übersetzung „in petto“.

Diese Vorgangsweise wird beispielsweise gewählt, wenn der Kandidat in der augenblicklichen politischen Situation seines Landes mit Repressalien zu rechnen hätte, wenn seine Ernennung bekannt werden würde. Von der Nominierung bis zur offiziellen Verkündung des Kardinals in pectore kann ein Jahr vergehen. Stirbt der Papst vor der Namenspublikation des Kardinals in petto, erlischt auch die Reservation und der Nominierte wird nicht Kardinal. Johannes Paul II. ernannte in seinem letzten Konsistorium im Oktober 2003 einen Kardinal in pectore. Da Johannes Paul II. jedoch verstarb, ohne dass Zeugen bzw. schriftliche Aufzeichnungen den Namen des Kardinals in pectore öffentlich gemacht hätten, verlor der Betreffende mit dem Tod des Papstes alle Ansprüche und Rechte auf das Kardinalat.

Irren ist menschlich

„Irren ist menschlich“ („Errare humanum est“) geht zurück auf Hieronymus' Feststellung „errasse humanum est“. Aber schon Theognis bedauert dass „Fehltritte den sterblichen Menschen anhaften.“ In dem Drama Antigone des Sophokles, beim Drama Hippolytos des Euripides und dem Theaterstück eines unbekannten griechischen Tragikers kommt dasselbe mit ähnlichen Worten vor, während es in dem Epigramm auf die bei Chäronea Gefallenen bei Demosthenes heißt:

„In nichts irren, ist eine Eigenschaft der Götter.“

Cicero wiederum schreibt in seinen Kampfreden gegen Philipp II. von Makedonien, den so genannten Philippika:

„Cuiusvis hominis est errare, nullius nisi insipientis in errare perseverare.“ („Jeder Mensch kann irren, nur der Tor im Irrtum verharren.“)

Heute wird (Errare humanum est) gelegentlich scherzhaft als Akronym für EHE gesehen.

J

Jedem das Seine

Tor des Buchenwald|KZ Buchenwald

Jedem das Seine“ (Suum cuique) ist als Ausspruch des älteren Cato überliefert. Danach soll dieser gesagt haben:

„Suum cuique per me uti atque frui licet.“
(„Soweit es an mir liegt, soll jeder das Seine nutzen und genießen dürfen.“)

Der Gedanke geht auf Platons Politeia zurück. „Suum cuique tribuere“ (Jedem das Seine zuteilen) ist auch eine Rechtsregel Ulpians.

Jedem das Seine) ist eine klassische Definition der Gerechtigkeit. Sie ist heute das Motto der Feldjägertruppe der Deutschen Bundeswehr und war die Ordensdevise des von Friedrich I. gestifteten Schwarzen Adlerordens.

Pervertiert gebraucht wurde die deutsche Übersetzung „Jedem das Seine“ als von innen zu lesendes Motto am Eingangstor des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Buchenwald.

Jedem Tierchen sein Pläsierchen

Diese Redensart geht zurück auf den Titel einer humoristischen Gedichtsammlung des sächsischen Dialektdichters Edwin Bormann, die von Adolf Oberländer illustriert wurde und deren Titel lautete: „Ein jedes Tierchen hat sein Pläsierchen. Zoologischer Liedergarten“.

Jeder muss nach seiner Fasson selig werden

Die Bemerkung „Jeder soll nach seiner Fasson selig werden“ geht auf Friedrich den Großen zurück, der auf eine Anfrage, ob die römisch-katholischen Schulen wegen ihrer Unzuträglichkeit wieder abgeschafft werden sollten, diese Antwort an den Rand des Schriftstücks schrieb.

Jeder stirbt für sich allein

Diese Aussage über die Einsamkeit des Menschen war der Titel eines Romans des Schriftstellers Hans Fallada. In diesem Roman schildert er die Geschichte eines Arbeiterehepaares, das einen aussichtslosen Kampf gegen das Naziregimes führt und von diesem vernichtet wird.

Jenseits von gut und böse

„Jenseits von Gut und Böse. Vorspiel einer Philosophie der Zukunft“ ist der Titel einer Schrift des Philosophen Friedrich Nietzsche. Heute wird diese Wendung gebraucht, um Menschen zu bezeichnen, die weltfremd sind.

Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört

„Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört“ waren die Worte, mit denen Willy Brandt 1989 den Fall der Berliner Mauer kommentierte.

K

Kalter Krieg

Kalter Krieg war das Schlagwort für das frostige Verhältnis zwischen den beiden Machtblöcken und wurde der als Bezeichnung für die Auseinandersetzung zwischen Staaten unterhalb der Schwelle eines offenen Krieges betrachtet. Sie findet sich in der amerikanischen Publizistik seit 1947, so bei Walter Lippmann („The Cold War. A Study in US Foreign Policy“). Davon abgeleitet ist auch der Begriff Kalter Krieger.

Die Supermächte vermieden zwar den „heißen“ Krieg mit Waffeneinsatz gegeneinander, trieben aber ein beispielloses Wettrüsten voran, vor allem auf dem Gebiet der Atomwaffen. Die Drohung des Atomkriegs, den beide Seiten einkalkulierten, beschwor erstmals in der Menschheitsgeschichte die Gefahr der Selbstauslöschung herauf. Der Interessenkonflikt drohte mehrmals militärisch zu eskalieren: in der Berlin-Blockade 1948, während des Korea-Kriegs 1950 und besonders in der Kuba-Krise 1962. Ein besonders augenfälliges Produkt des Kalten Krieges war die Spaltung Deutschlands und Europas entlang des „Eisernen Vorhangs“ durch Grenzanlagen mit Stacheldrahtzäunen, Wachtürmen und Selbstschussanlagen. Zum wichtigsten Symbol und Mahnmal des Ost-West-Konflikts wurde die 1961 errichtete Berliner Mauer. Eine ähnliche Lage entstand bei der noch heute bestehenden Teilung Koreas entlang des 38. Breitengrads.

Kamel durch ein Nadelöhr

Im Evangelium nach Lukas (19, 24) heißt es:

„Εὐκοπώτερόν ἐστι κάμηλον διὰ τρυπήματος ῥαφίδος διελθεῖν ἢ πλούσιον εἰσελθεῖν εἰς τὴν βασιλείαν τοῦ θεοῦ.“
„Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.“

Womöglich geht der Vergleich auf einen Übertragungsfehler im Griechischen zurück, wo sich die Begriffe für Kamel und Strick lediglich in einem einzigen Buchstaben unterscheiden: καμιλος (Strick) und καμηλος (Kamel), die aufgrund des Itazismus gleichlautend wurden. Mittlerweile sind viele Fälle der ursprünglichen Lesart als „Schiffstau“ bzw. „Seil“ bekannt geworden, darunter die Übersetzungen der armenischen und der georgischen Bibel sowie verschiedene Handschriften. Da die ursprüngliche Lesart kamilos der Textkritik lange unbekannt war, wurden verschiedene Erklärungen bemüht, von denen sich auch heute noch die gängigste Interpretation hartnäckig hält, nach der eine enge Gasse in Jerusalem mit einem kleinen Tor an ihrem Ende gemeint sei, die im Volksmund angeblich den Namen „Nadelöhr“ trug. Die neutestamentliche Textexegese bediente sich lange Zeit der talmudischen Tradition, um Jesu Worte theologisch zu interpretieren. So wurde das kámêlos als ein „typisches nahöstliches Bild“ gesehen, das Jesus in Anlehnung an den Elefanten benutzt haben soll, um in der Paradoxie der Kopplung eines großen Tieres mit einem kleinen Durchlass die Unmöglichkeit für Reiche, in den Himmel zu gelangen, aufzuzeigen.

Im Qur'an ist über die Sünder zu lesen: „Es wird keine Öffnung des Himmelstores geben, noch werden sie den Garten Gottes betreten, bevor nicht ein Kamel durch ein Nadelöhr passt.“[1]

Kamikaze

Der Begriff Kamikaze 神風 (Göttlicher Wind) steht im Deutschen für einen Selbstmordangriff auf militärische Ziele. Der Begriff bezeichnet im Japanischen den „göttlichen Wind“ in Form von zwei Taifunen, die zwei mongolische Eroberungsversuche Kublai Khans im 13. Jahrhundert scheitern ließen. Als die militärische Lage für die japanischen Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg immer aussichtsloser wurde, stellte die japanische Marine 1944 Sonderkampfverbände ihrer Marineflieger auf, die sich mit ihren Flugzeugen auf die amerikanischen Schiffe während des Pazifikkriegs stürzen sollten („Ein Schiff – ein Flugzeug“), in der Hoffnung, die drohende Niederlage dadurch abwenden zu können. Diese Einheiten wurden in Japan als Shimpū Tokkōtai (神風特攻隊, dt. Göttlicher-Wind-Spezialtruppen) bezeichnet. In den USA wurden die Schriftzeichen irrtümlich als Kamikaze gelesen, wodurch sich dieser Begriff – allerdings nur außerhalb Japans – für Selbstmordangriffe eingebürgert hat.

Kanonisches Alter

Das kanonische Alter bezeichnet eine festgesetzte Anzahl von Lebensjahren, die die Kanoniker erreicht haben mussten, um bestimmte geistliche Würden zu erlangen. Als Grund für diese Beschränkung wurde angeführt, dass auch Christus erst im Alter von 30 Jahren zu lehren begonnen habe. Für die Wahl des Priesters wurde das 30. Jahr als Bedingung gesetzt, für die Diakone das vollendete 25. Lebensjahr. Heute wird der Begriff in übertragenem Sinn von Menschen gebraucht, die infolge ihres Alters ein gewisses Maß an Vernunft besitzen.

Kastanien aus dem Feuer holen

Die Kastanien aus dem Feuer holen (Tirer les marrons du feu) stammt aus der Fabel Jean de la Fontaines „Le singe et la chat“ (deutsch: „Der Affe und die Katze“), in der der Affe Bertrand die Katze Raton überredet, für ihn geröstete Kastanien aus dem Feuer zu holen. Die Fabel wurde übrigens schon vor La Fontaine im 16. Jahrhundert erzählt.

Kilroy was here

Kilroy ohne Schriftzug

Die Figur Kilroy wurde weltberühmt durch den Satz „Kilroy was here“ („Kilroy war hier“), der im Zweiten Weltkrieg von US-Soldaten an die unmöglichsten Stellen geschrieben wurde. Der Satz wurde oft von einem Bild begleitet, das ein Gesicht mit einer länglichen Nase und zwei runden Augen zeigte. Dieses Gesicht schaute über eine Mauer und war meist das einzige, aus dem das Bild bestand. Manchmal wurden zusätzlich die Finger gemalt, die sich an der Mauer festhielten. Die bis heute wahrscheinlichste Erklärung ist, dass der Satz „Kilroy was here“ von dem Schiffsinspektor James J. Kilroy stammt. Kilroys Aufgabe war es, die Arbeiter mit den Nietenmaschinen zu kontrollieren und zu prüfen, wie viele Löcher sie gefüllt haben. Damit er nichts doppelt zählte und um seinen Vorgesetzten zu zeigen, dass er seine Arbeit auch machte, begann er, den Rumpf der Schiffe, welche er bereits kontrolliert hatte, mit „Kilroy was here“ zu versehen. Als ein Schiff dann für einen Militäreinsatz genutzt wurde und Truppen transportieren sollte, war dieser Satz für die Soldaten ein großes Mysterium. Als Gag schrieben die Soldaten dann überall, wo sie hin kamen, den Satz hin und behaupteten, er habe schon da gestanden, als sie ankamen. Aus dem Spiel wurde ein Wettbewerb: Es galt, als erster das Bild und den Slogan an die unmöglichsten Stellen zu malen, die man sich denken konnte.

Krieg ist die Fortsetzung der Politik.

Der Satz des Militärschriftstellers Carl von Clausewitz „Der Krieg ist nichts anderes als die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln“ wird ungenau zitiert. In seinem berühmten Werk Vom Kriege heißt es:

„Wir behaupten dagegen: Der Krieg ist nichts als eine Fortsetzung des politischen Verkehrs mit Einmischung anderer Mittel. Wir sagen: mit Einmischung anderer Mittel, um damit zugleich zu behaupten, daß dieser politische Verkehr durch den Krieg selbst nicht aufhört, nicht in etwas ganz anderes verwandelt wird, sondern daß er in seinem Wesen fortbesteht, wie auch die Mittel gestaltet sein mögen, deren er sich bedient.“

Die Politik bestimmt durch den Zweck die Anwendung von militärischer Gewalt als Mittel zur Lösung eines Konflikts. Der Krieg ist so der Politik immer untergeordnet.

Kriege mögen andere führen

Im Trojanischen Krieg sprang der Held Protesilaos als erster Grieche an Land und wurde auch als erster getötet. Um seine Witwe Laodameia zu trösten, erlaubten die Götter dem Getöteten, noch drei glückliche Stunden im Bett seiner Gemahlin zu verbringen. Als sie verstrichen waren, brach auch ihr das Herz, und so durfte das Paar vereint in die jenseitige Welt ziehen. Publius Ovidius Naso schrieb in seinen fingierten Liebesbriefen berühmter Frauen der Sagenwelt an ihre geliebten Helden:

„Bella gerant alii, Protesilaus amet.“
(„Mögen andere Kriege führen, Protesilaus soll lieben!“)

Daraus entstand später das bekannte Distichon:

„Bella gerant alii, tu, felix Austria, nube! Nam quae Mars aliis, dat tibi regna Venus!.“
(„Krieg mögen andere führen, du, glückliches Österreich, heirate! Denn was Mars (den) anderen (verschafft), gibt dir die göttliche Venus.)

Gesagt wird also, dass Habsburg in der Lage sei, seine Macht durch politisch motivierte Heiraten (Heiratspolitik) zu sichern.

Die Wendung „Felix Austria“ (glückliches Österreich) findet sich schon auf einem Siegel Herzog Rudolfs IV. im Jahr 1363. Dass König Matthias Corvinus, verärgert darüber, dass sein Gegner Friedrich von Habsburg weniger durch Feldzüge denn durch Heiratsvermittlung erreichte, diesen Spottvers gedichtet haben soll, stimmt aber nicht.

Sehr erfolgreich war aber diese österreichische Heiratspolitk nicht immer. Maria Theresia versprach sich durch die Heirat ihrer Tochter Marie Antoinette mit Ludwig XVI. den Schutz Frankreichs gegen den drohenden Angriff Preußens. Doch das Unternehmen endete in einem Desaster.

Krieg den Palästen!

Der hessische Landbote mit der Parole „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“

In einer Sitzung der Pariser Jakobiner wurde 1792 ein Brief vorgelesen, in dem es hieß:

„Krieg den Palästen, Friede den Hütten! ist der Wahlspruch aller Nationen.“

In Deutschland hat Georg Büchner mit seinem 1834 erschienenen Flugblatt Der hessische Landbote die Parole popularisiert und umgestellt:

„Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“

Ein Sponti-Spruch machte 150 Jahre später daraus: „Krieg den Hütten, Paläste für alle!“

Krokodilstränen

Die Redensart Krokodilstränen weinen für geheucheltes Mitgefühl, geht auf die mittelalterliche Naturlehre zurück, nach der das Krokodil wie ein Kind weine, um seine Opfer anzulocken und zu verschlingen. Die übertragene Bedeutung „Crocodili lachrymae“ fand erst Verbreitung durch Erasmus von Rotterdam und ist in ganz Europa bekannt (engl. crocodile tears, Frz. larmes de crocodile).

Die Redensart entstandt wohl aufgrund der Beobachtung, dass Krokodile beim Verschlingen ihrer Beute tränenartige Sekrete absondern und dass kleine Krokodile drei Tage vor dem Ausschlüpfen ihr Kommen mit einer Art „Babygeschrei“ ankündigen.

L

Land der unbegrenzten Möglichkeiten

Die Bezeichnung der Vereinigten Staaten von Amerika als „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ wurde im Jahr 1902 vom Schriftsteller Ludwig Max Goldberger nach einer Studienreise geprägt. Als er in New York von einem Vertreter der Associated Press befragt wurde, welche Eindrücke er von den Vereinigten Staaten habe, sagte er nach der Fassung, in der die „New-Yorker Staats-Zeitung“ das Interview in deutscher Sprache veröffentlichte, unter anderem:

„Europa muß wach bleiben. Die Vereinigten Staaten sind das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.“

Die in englischer Sprache erscheinenden Zeitungen brachten das Wort in der Fassung: „The United States is the country of unlimited possibilities.“ Zum geflügelten Wort wurde die Bezeichnung aber erst, als Goldberger in der Berliner Zeitschrift „Die Woche“ vier Abhandlungen und 1903 ein Buch mit dem Untertitel „Beobachtungen über das Wirtschaftsleben der Vereinigten Staaten von Amerika“ veröffentlichte. Darin heißt es:

„Der wirtschaftliche Riese Amerika findet die starken Wurzeln seiner Kraft im Boden seines Landes, und dieser gewährt ihm nach jedem Sturm und Drang für stets neues Aufschnellen jene ‚unbegrenzten Möglichkeiten', von denen ich immer gesprochen habe. Und Amerika, glücklicher als Antaeus. ist von der Mutter Erde und damit von der nimmer versiegenden Quelle seiner Kraft niemals loszureißen.“

Lasst alle Hoffnung fahren!

Eingang zum Inferno (Aufschrift auf Englisch: „Leave every hope…“)

Aus Dante Alighieris „Divina Commedia“ (Die göttliche Komödie) stammen einige geflügelte Worte. Das bekannteste ist der Spruch, der über dem Eingang zum Inferno, der Hölle, steht:

Lasciate ogni speranza, voi ch' entrate! (Lasst jede Hoffnung, wenn ihr eingetreten!)

Diese Warnung steht heute über dem Eingang zu italienischen Fußballstadien und soll die Gastmannschaft abschrecken.

Last, not least

Dies ist ein Shakespeare-Zitat und bedeutet auf Deutsch „zwar letzter in der Reihenfolge, aber nicht der Unbedeutendste“. Diese Worte sagt in dem Drama Julius Caesar Mark Antonius zu Trebonius:

„Though last, not least in love“ („Zuletzt, doch nicht der Letzte meinem Herzen“).

Ähnliches kommt in dem Stück King Lear vor, wo der König zu seiner jüngsten Tochter sagt: „Although our last, not least“ („Obwohl unsere Letzte, nicht die Geringste“).

M

Made in Germany

Das englische Gesetz der Warenbezeichnung von 1887 („The Merchandise Marks Act“) schloss alle im Ausland hergestellten Waren von der Einfuhr in England aus, die einem englischen Fabrikanten, Händler oder Kaufmann gehörende Namen oder Schutzmarken tragen,

„unless such name or trade mark is accompanied by a definite indication of the country in which the goods were made or produced“ („es sei denn, diesem Namen oder dieser Schutzmarke wurde eine genaue Bezeichnung des Landes hinzugefügt, in dem die Ware hergestellt oder hervorgebracht wurde“.

Als Ausführungsbestimmung hierzu heißt es in dem Bericht der Zollkommissare an die Kommissare des Staatsschatzes vom 14. November 1888: „So ist es z. B. erwünscht, daß zur Bezeichnung des Ursprungs deutsche Waren, die den Namen ‚John Brown‘ tragen, mit der Hinzufügung Made in Germany versehen werden, und dass die Bezeichnung ‚Germany‘ nicht genüge; es ist durchaus erforderlich, die Aufschrift ‚Made in Germany‘ zu setzen“.

Im Ersten Weltkrieg weitete das britische Handelsministerium 1916 die Bezeichnungen auf „made in Austria/Hungary“ (hergestellt in Österreich-Ungarn) verpflichtend aus. Dadurch sollte es den Briten leichter gemacht werden, die Waren des Gegners zu erkennen und zu boykottieren. Die Kennzeichnung wurde auch nach dem Krieg beibehalten. Da die Qualität der deutschen Waren aber in der Regel gut war, setzte sich die zunächst gegen deutsche Importe gerichtete Kennzeichnung made in Germany nicht nur in Großbritannien zunehmend als Qualitätssiegel durch.

Man gönnt sich ja sonst nichts.

„Man gönnt sich ja sonst nichts“ war ein Werbespruch, in dem der beleibte Schauspieler Günter Strack für Malteserkreuz Aquavit warb, was angesichts seiner Körperfülle und dem kalte Büfett im Hintergrund ironisch wirken sollte. Auch im alltäglichen Sprachgebrauch wird dieser Spruch als Entschuldigung für eine Annehmlichkeit, die man sich genehmigt, nicht wörtlich verstanden.

Mein Name ist Hase

Die Redensart „mein Name ist Hase, ich weiß von nichts“ geht auf den Heidelberger Jurastudenten Victor von Hase zurück, der 1854 einem Kommilitonen, der jemanden beim Duell erschossen hatte, durch absichtliches Verlieren seines Studentenausweises zur Flucht nach Frankreich verhalf. Nachdem Hases Ausweis in Frankreich gefunden wurde, kam er vor das Universitätsgericht. In der Verhandlung wiederholte er lediglich:

„Mein Name ist Hase, ich verneine die Generalfragen, ich weiß von nichts.“

Heute wird mit diesem Zitat zum Ausdruck gebracht, dass man mit einer Sache nichts nichts zu tun haben will und ist auch im niederländischen Sptachraum in der Form „Mijn naam is haas“ geläufig.

Menetekel

Rembrandts Belsazar mit dem Menetekel an der Wand

Der Begriff Menetekel stammt aus dem biblischen Buch Daniel, in dem geschildert wird, wie König Belsazar ein Festmahl gibt, bei dem er und seine Gäste aus den Gefäßen trinken, die sein Vater Nebukadnezar aus dem Tempel zu Jerusalem geraubt hatte. Plötzlich sieht er an der Wand Finger die folgenden Worte schreiben:

„Mene mene tekel u-parsin.“

Da niemand ihm den Text deuten kann, lässt er Daniel herbeigerufen, der ihm den Untergang seines Reiches prophezeit:

„Man hat dich auf der Waage gewogen und zu leicht befunden.“

Die wörtliche Übersetzung des Mene mene tekel aus dem Aramäischen ist unklar. Vermutlich handelt es sich um die Bezeichnung dreier persischer Münzen. Daniel dagegen interpretiert das Orakel mit Hilfe ähnlich klingender aramäischer Verben: gezählt, gewogen und geteilt:

  • Gott hat dein Königtum gezählt und beendet
  • Du wurdest auf einer Waage gewogen und für zu leicht befunden
  • Dein Reich wird geteilt und den Medern und Persern gegeben.

My home is my castle

Der oft verwendete Spruch My home is my castle (Mein Haus ist meine Burg.) ist die Umformung eines Rechtsspruches von Sir Edward Coke, der zu der Problematik „Gegen das Bewaffnetgehen“ Folgendes feststellt:

„Es darf jemand Freunde und Nachbarn versammeln, um sein Haus gegen diejenigen zu verteidigen, welche ihn berauben oder töten oder ihm darin Gewalt antun wollen“

Seine Feststellung schließt er mit den Worten:

For a man's house is his castle. (Denn eines Mannes Haus ist seine Burg.)

N

Nach Adam Riese

Die Redewendung „Nach Adam Riese“ wird gebraucht, um auszudrücken, dass etwas logisch sei. Sie geht auf den bekannten Rechenmeister Adam Riese zurück, der 1528 in Annaberg als Buchführer in den Bergwerksdienst eintrat. Sein erstes Rechenbuch erschien unter dem Titel „Rechnung auff der linihen, gemacht durch Adam Risen von Staffelsteyn anno 1518“. Es folgten noch drei andere Lehrbücher, die, im Gegensatz zu den meisten Rechenbüchern des 16. Jahrhunderts alle in deutscher Sprache abgefasst waren.

Bemerkenswert ist, dass Adam Riese seine Werke nicht in lateinischer Sprache schrieb. Dadurch erreichte er einen großen Leserkreis. Adam Riese gilt allgemein als der „Vater des modernen Rechnens“ und hat mit seinen Forschungen und Werken entscheidend dazu beigetragen, dass die römischen Zahlen als in der Praxis unhandlich erkannt und weitgehend durch die wesentlich strukturierteren arabischen Zahlen ersetzt wurden.

Nach uns die Sintflut!

Deukalion und Pyrrhas Sintflut

„Nach uns die Sintflut!“ („Après nous le déluge!“) soll Jeanne-Antoinette Poisson, marquise de Pompadour 1757 nach der Schlacht bei Roßbach gesagt haben. Laut dem „Wörterbuch der Antike“ kommt als Quelle ein Epigramm des Straton in Frage, in dem es heißt:

„Trinke und liebe! Nach meinem Tode soll Deukalion meine Knochen überspülen!“

Gemeint ist die griechische Version der Sintflut, bei der Deukalion und seine Frau Pyrrha allein übrig blieben. Man hat auch behauptet, dass die Marquise de Pompadour das Wort vorahnend gebraucht habe, denn in diesem Sinn war die Wendung sehr bald darauf im Umlauf. Abbé de Mably sagte 1758 vom französischen Parlament:

„L' avenir les inquilne peu: après eux le déluge.“ („Die Zukunft beunruhigte sie wenig: Nach ihnen kam die Sintflut.“)

Neue Männer braucht das Land

„Neue Männer braucht das Land“ ist der Titel eines Songs der Rocksängerin Ina Deter aus den 1980er Jahren, mit dem sie die Problematik der Frauenemanzipation ansprach. Der Titel wird mit austauschbarem Objekt in unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet, wie in Schlagzeilen „Neue Politiker braucht das Land“.

Neue Welt

König Ferdinand II. von Spanien verlieh Kolumbus 1493 den folgenden Wappenspruch:

„Por Castilla y por Leon / Nuebo mundo alló Colon.“ („Für Kastilien und Leon fand Kolumbus eine neue Welt.“)

Dies scheint der erste Beleg für den Begriff Neue Welt zu sein.

Die 9. Sinfonie e-Moll op. 95 Antonín Dvořáks trägt den Namen Aus der Neuen Welt, da sie von Dvoráks dreijährigem Amerikaaufenthalt inspiriert wurde. Die Themen sind jedoch nicht echt indianisch, sondern inspiriert durch Dvořáks Besuch der Buffalo Bill Cody's Wild West Show“, in der der Kampf gegen die Indianer mit viel Tamtam nachgestellt wurde.

Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir

Dieser Spruch lateinischen Ursprungs („Non scholae, sed vitae discimus.“) sollte den Schülern klar machen, dass der Unterricht kein Selbstzweck sei, sondern auf das spätere Leben vorbereiten solle. Allerdings lautete der Spruch in einen Brief Senecas umgekehrt:

„Non vitae, sed scholae discimus.“ („Nicht für das Leben, für die Schule lernen wir.“)

Damit kritisierte Seneca die Philosophenschulen seiner Zeit, die seiner Meinung nach nur „Schulweisheit“ statt „Lebensweisheit“ lehrten.

Noch ist Polen nicht verloren

Die Polen antworteten auf den Wehruf „Finis Poloniae!“ mit dem Dombrowski-Marsch (Mazurek Dąbrowskiego), der mit folgenden Worten beginnt:

„Jeszcze Polska nie zginęła. ..“ („Noch ist Polen nicht verloren.“)

Dieser Marsch, der später zur Nationalhymne wurde, wurde zuerst von den polnischen Legionen gesungen, die General Jan Henryk Dombrowski 1796 als Hilfstruppen Bonapartes in Italien sammelte. Ursprünglich lautete der Titel „Lied der Polnischen Legionen in Italien“ (Pieśń Legionów Polskich we Włoszech).

Nürnberger Trichter

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Nürnberger Trichter

Das geflügelte Wort „Nürnberger Trichter“ geht auf den Titel eines Poetiklehrbuchs des Begründers des Pegnesischen Blumenordens und Nürnberger Dichters Georg Philipp Harsdörffer zurück, das unter dem Titel „Poetischer Trichter. Die Teutsche Dicht- und Reimkunst, ohne Behuf der lateinischen Sprache, in VI Stunden einzugießen“ zurück 1647 in Nürnberg erschien. Auf Grund der Verbreitung des Werks wurde der Ausdruck „Nürnberger Trichter“ eine gängige Redewendung.

Auf den „Nürnberger Trichter“ ist die übertragene Redewendung etwas eintrichtern oder etwas eingetrichtert bekommen zurückzuführen, d. h. „jemandem etwas mühsam beibringen“ (18. Jh.); eigentlich etwa: „wie durch einen Trichter Wissen in jemanden hineinschütten“.

Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer

Der amerikanische General Philip Henry Sheridan gilt als der Urheber des Satzes „Der einzig gute Indianer ist ein toter Indianer.“ („The only good Indian is a dead Indian.“) In seiner Biographie „Sheridan, the Inevitable“ schreibt Richard O'Connor, dass es sich bei dem Ausspruch um ein lange vor Sheridan geprägtes Wort handle, das er nie benutzt habe. In der Einleitung der Neuausgabe der „Personal Memoirs“ Sheridans heißt es:

„Obwohl der allgemein zugeschriebene Grundsatz, Der einzig gute Indianer ist ein toter Indianer' ein ungenaues Zitat dessen ist, was Sheridan wirklich sagte, dachte er jedoch genau so und handelte entsprechend.“

O

O alte Burschenherrlichkeit!

„O alte Burschenherrlichkeit!“ war der Anfang eines 1825 anonym erschienenen Studentenliedes „Rückblicke eines alten Burschen“, in dem geklagt wird, dass das ungebundene Studentenleben vorbei ist.

O du lieber Augustin!

„O du lieber Augustin!“ sind die Anfangsworte eines Liedes, das der Wiener Volkssänger Augustin 1679 gesungen haben soll, als er nach einem Rausch in einer Pestgrube aufwachte. In einer Erzählung des Predigers Abraham a Sancta Clara wird dagegen von einem Dudelsackpfeifer berichtet, der durch sein Spiel entdeckt und wieder aus der Grube heraufgezogen wird. Heute wird oft resignierend die Fortsetzung „Alles ist hin“ zitiert.

O wie betrügerisch…

Aus Giuseppe VerdisRigoletto“ wird italienisch zitiert, was ursprünglich lateinisch war:

La donna e mobile
Qual piuma al vento.
Leicht beweglich ist die Frau
wie eine Feder im Wind.

Bei Isidor von Sevilla heißt es auf lateinisch:

Nam varium et mutabile est testimonium semper femina producit. („Denn eine Frau gibt immer ein wechselhaftes und unzuverlässiges Zeugnis.“)

Häufig wird die deutsche Übersetzung von J. C. Grünbaum, zitiert: „O wie (so) trügerisch sind Weiberherzen.“ Vorbild dazu war ein Lied Victor Hugos:

Wankelmütig ist oft die Frau,
töricht, der ihr vertraut.
Eine Frau ist oft nichts
wie eine Feder im Wind.

Angeblich hat König Henry IV. auf Schloss Chambord die Verse mit einem Brillantring in die Fensterscheibe geritzt haben.

Otto Normalverbraucher

Otto Normalverbraucher ist eine fiktive Person, die die durchschnittlichen Bedürfnisse der Bevölkerung besitzt. Der Name beschreibt in der Marktforschung den durchschnittlichen Verbraucher.

Der Name stammt aus dem deutschen Spielfilm „Berliner Ballade“ (Regie: Robert Adolf Stemmle, 1948), einem der ersten Filmprojekte der Nachkriegszeit. Gert Fröbe spielt darin die Figur des „Otto Normalverbraucher“, eines Wehrmachtssoldaten, der nach dem verlorenen Krieg in seine Heimatstadt Berlin zurückkehrt und sich mit den gewandelten Lebensumständen in der zerstörten Stadt, die von Hungersnot, Schiebertum und neu erwachendem politischen Leben geprägt wird, arrangieren muss.

Der Begriff des Normalverbrauchers bezieht sich im Film auf die Systematik der Lebensmittelkarten in der Besatzungszeit: Ein „Normalverbraucher“ war in der bürokratischen Terminologie der Kartenvordrucke ein Bürger, dem bei der Lebensmittelzuteilung keine besonderen Vergünstigungen gewährt wurden, wie sie z.B. von Schwangeren, Schwerstarbeitern und Kriegsversehrten in Anspruch genommen werden konnten.

P

Päpstlicher sein als der Papst

Diese Redensart geht vermutlich auf den französischen König Ludwig XVI. zurück, der Folgendes gesagt haben soll:

Il ne faut pas tre plus royaliste que le roi“ („Man muss nicht königlicher gesinnt sein als der König“).

Bismarck änderte diese Redensart während des Kulturkampfs in „katholischer sein als der Papst“ um.

Pardon wird nicht gegeben!

Die so genannte Hunnenrede hielt Wilhelm II. am 27. Juli 1900 in Bremerhaven. Anlass dafür war die Verabschiedung des deutschen Ostasiatischen Expeditionskorps zur Niederschlagung des Boxeraufstands im Kaiserreich China. Das wohl bekannteste Zitat dieser Rede lautet:

Pardon wird nicht gegeben! Gefangene werden nicht gemacht!

Dieses Zitat wurde im Ersten Weltkrieg häufig als Bestätigung für das als barbarisch geltende Verhalten der Deutschen herangezogen. In Großbritannien prägte die Rede den Begriff „The huns“ für die Deutschen, der gleichfalls in der britischen Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg eine Rolle spielte. In dieser zweiten, offiziellen Fassung hat die entscheidende Passage folgenden Wortlaut:

Ihr wisst es wohl, ihr sollt fechten gegen einen verschlagenen, tapferen, gut bewaffneten, grausamen Feind. Kommt ihr an ihn, so wisst: Pardon wird nicht gegeben. Gefangene werden nicht gemacht. Führt eure Waffen so, dass auf tausend Jahre hinaus kein Chinese mehr es wagt, einen Deutschen scheel anzusehen.

Paris ist eine Messe wert

Dieser Ausspruch wird dem französischen König Heinrich IV. zugeschrieben, der für seine Thronbesteigung vom Calvinsismus zum Katholiszismus übertrat und sein Verhalten mit dem folgenden Satz Paris kommentierte:

Paris vaut bien une messe.

Parkinsons Gesetz

Die Parkinsonschen Gesetze sind zwei Lehrsätze, die von Cyril Northcote Parkinson nach den folgenden Beobachtungen formuliert wurden:

  1. Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht – und nicht in dem Maß, wie komplex sie tatsächlich ist. Als Beispiel wird eine Rentnerin angeführt, die einen halben Tag dafür braucht, ihrem Enkel einen Geburtstagsgruß zu schreiben. Zunächst geht sie eigens in ein Glückwunschkartengeschäft, verbringt dort eine halbe Stunde mit der Auswahl, überlegt sich dann zuhause stundenlang nette Formulierungen, geht schließlich zum Postamt, wo sie erst nach ausführlicher Beratung zu den derzeitigen Sondermarken schließlich die Karte aufgibt. Der Kontrast ist der vielbeschäftigte Manager, der die gleiche Aufgabe in drei Minuten an seinem Schreibtisch erledigt.
  2. In Diskussionen werden die Themen am ausführlichsten diskutiert, von denen die meisten Teilnehmer Ahnung haben – und nicht die Themen, die am wichtigsten sind. Beim Planen des Baus eines Kernkraftwerks kann es so vorkommen, dass die eigentliche Konstruktion des Reaktor-Inneren relativ schnell abgehakt wird, weil die anwesenden Manager und Politiker nur wenig Fachwissen besitzen, während sich danach alle über Stunden die Köpfe heiß reden über die Farbe, in der das Abstellhäuschen (bicycle shed) für die Fahrräder der Mitarbeiter gestrichen werden soll.

Peter Prinzip

Der amerikanische Pädagoge und Buchautor Laurence J. Peter (1919-1990) formulierte 1969 das Prinzip von der „Hierarchie der Unfähigkeit“. Bei seinen bürosoziologischen Untersuchungen war er zu einer Erkenntnis gelangt, die er im Peter-Prinzip folgendermaßen zusammenfasst:

„In a hierarchy every employee tends to rise to his level of inompentence.“
(„In einer Hierarchie besteht die Tendenz, dass jeder Angestellte so lange aufsteigt, bis er eine Stufe erreicht hat, für die er nicht mehr kompetent ist.“)

Es bringt zum Ausdruck, dass jemand, der auf seinem Arbeitsplatz fähig ist, solange befördert wird, bis er eine Position erreicht, für die er inkompetent ist; dort bleibt er dann.

Phönix aus der Asche

Rinasce piu gloriosa („Er entsteht neu in größerem Glanz.“)

Der Phönix ist ein mythologisches Fabelwesen, ein Vogel, der verbrennt und im Stande ist, aus seiner Asche wieder neu zu erstehen. Diese Vorstellung findet sich heute noch in der Redewendung „Wie ein Phönix aus der Asche...“ für etwas, das schon verloren geglaubt war, aber in neuem Glanz wieder erscheint.

Ping-Pong-Diplomatie

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Das Treffen Maos mit Nixon war ein Ergebnis der Ping-Pong-Diplomatie

Als Ping-Pong-Diplomatie bezeichnet man die politische Annäherung von China und den USA in den 1970er Jahren mit Hilfe des Tischtennissports. Ping-Pong-Politik war 1971 die Überschrift eines kurzen Zeitungsartikels, in dem von der sensationellen Einreise einer Tischtennisdelegation aus den USA, Kanada, Kolumbien, Großbritannien und Nigeria in die Volksrepublik China berichtet wurde. Mit dieser Aktion hatte China nach fünfjähriger Abwesenheit vom internationalen Sportgeschehen sein Interesse an freundschaftlichen Beziehungen zur Außenwelt bekundete. In Peking begrüßte Ministerpräsident Zhou Enlai die Gäste aus den USA besonders herzlich und erklärte, dass damit „eine neue Seite der Beziehungen zwischen dem chinesischen und amerikanischen Volk aufgeschlagen“ sei.

Ping Pong war der Name für Tischtennis als es am Ende des 19. Jahrhunderts in England erfunden wurde. Dieser Namen wurde aber 1901 als kommerzielle Marke geschützt und darf seitdem nicht mehr frei verwendet werden. Lediglich in China heißt der Sport offiziell weiterhin „Ping Pong Ball“ 乒乓球.

Platonische Liebe

Platonische Liebe ist die Liebe nur auf geistiger Ebene, die auf den antiken griechischen Philosophen Platon zurück geführt wird. Nach Platon ist wahre Liebe, die von „sexuellem“ Interesse freie Liebe, der lediglich diese Gesinnung zu Grunde liegt, nur unter „Gleichen“ möglich. „Gleiche“ sind Individuen, die über gleiche Rechte und gleichen Status verfügen (können); die z. B. auch vollgültige Bürger eines Gemeinwesens sind. Frauen waren das im antiken Athen nicht. Daher wäre wahre Liebe zwischen Mann und Frau nicht möglich. Da Platon aber auch die Homosexualität ablehnte, blieb nur die platonische Liebe zwischen Männern. Wilhelm Busch äußerte dazu:

Platonische Liebe kommt mir vor wie ein ewiges Zielen und Niemalslosdrücken.

Platz an der Sonne

Ein Platz an der Sonne“ war das Motto einer deutschen Fernsehlotterie. Die Wendung geht aber auf einen Ausspruch des Reichskanzlers Fürst Bernhard von Bülow zurück, der die Besetzung der chinesischen Küstenstadt Jiaozhou 1897 vor dem Reichstag rechtfertigte, indem er sagte:

Wir sind gern bereit, in Ostasien den Interessen anderer Großmächte Rechnung zu tragen Wir wollen niemand in den Schatten stellen, aber wir verlangen auch unseren Platz an der Sonne.

Pleiten, Pech und Pannen

Pleiten, Pech und Pannen war eine von Max Schautzer moderierte und konzipierte Fernsehsendung in der ARD, in der zur Erheiterung des Publikums filmisch dokumentierte Missgeschicke vorgeführt werden. Maskottchen dieser Sendung war ein Rabe, der Pechvogel.

Potemkinsche Dörfer

Potemkinsche Dörfer (Потёмкинские деревни) ist der Ausdruck für nur Vorgespiegeltes. Angeblich hat Fürst Gregor Alexandrowitsch Potemkin, der Günstling der Zarin Katharina II. nach der Eroberung der Krim, die Zarin, die das neuerworbene Gebiet bereiste, durch schnell aufgebaute Dörfer über dessen wahren Zustand getäuscht. Vermutlich geht aber diese Erzählung Klatsch verärgerter Höflinge zurück.

Prinzessin auf der Erbse

Die Prinzessin auf der Erbse

Büchmanns Zitate aus den Werken nordischer Schriftsteller beschränken sich im Wesentlichen auf die Titel einiger Märchen von Hans Christian Andersen und Zitate aus den Dramen Henrik Ibsens:

„Für ausgeprägte Empfindlichkeit steht Die Prinzessin auf der Erbse, für entlarvte Eitelkeit Des Kaisers neue KleiderDie Stützen der Gesellschaft ist der deutsche Titel von IBSENS 1877 erschienenem Schauspiel ‚Samfundets Støtler‘.“

Prinzip Hoffnung

Das Prinzip Hoffnung ist das Hauptwerk des deutschen Philosophen Ernst Bloch. Geschrieben wurde es zwischen 1938 und 1947 im US-amerikanischen Exil. Ursprünglich sollte es noch „The dreams of a better life“ heißen. Es erschien in den Jahren 1954 bis 1959 in der DDR. Seither ist der Begriff „Prinzip Hoffnung“ zu einem geflügelten Wort in den deutschen Feuilletons geworden. Im Vorwort heißt es:

Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen. Seine Arbeit entsagt nicht, sie ist ins Gelingen verliebt statt ins Scheitern.

Heute wird der Titel meist dann zitiert, wenn ausgedrückt werden soll, dass man in einer Situation nichts mehr tun kann, als nur noch zu hoffen, was allerdings im Gegensatz zu den Gedanken Blochs steht, der „Hoffnung“ nicht als Warten auf eine günstige Wendung verstand, sondern als aktives Einwirken.

Proletarier aller Länder, vereinigt euch!

Das Manifest der Kommunistischen Partei beginnt mit dem geflügelten Wort „Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus“ und endet mit dem bekannten Aufruf: „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ Die englischen Form „Workers of all lands unite“ steht auch auf dem Grabstein von Karl Marx auf dem Londoner Friedhof Highgate stellen.

Pünktlichkeit ist die Höflichkeit der Könige

Der Bankier Jacques Laffitte zitiert in seinen Lebenserinnerungen den französischen König Ludwig XVIII. mit dem Ausspruch „L'exactitude est la politesse des roi“. Mit diesem Zitat wird heute jemand gerüft, indem man ihm vor Augen führt, dass Pünktlichkeit selbst von Königen beachtet wird.

Q

Qui s’excuse, s’accuse

Die franzöische Redensart „Qui s’excuse, s’accuse“ („Wer sich entschuldigt, klagt sich an“), ist in der französischen Version geläufiger. Der Grundgedanke, dass jemand, der sich entschuldigt, den Grund für diese Entschuldigung als eine gewisse eigene Schuld anerkennt, ist auch in dem lateinischen Wortspiel „Dum excusare credis, accusas“ („Während du dich zu entschuldigen glaubst, klagst du dich an“) enthalten und findet sich in den Schriften des Kirchenvaters Hieronymus.

Quo vadis?

„Domine, quo vadis?“ (von Annibale Carracci)

Zum geflügelten Wort wurde der Titel des Romans von Henryk Sienkiewicz Quo Vadis („Wohin gehst du?“). Dieser geht auf eine Legende zurück, der zu Folge Petrus während der Christenverfolgungen im Jahr 67 oder 68 n. Chr., aus Rom floh und vor der Stadt Christus begegnete. Petrus fragte ihn: „Domine, quo vadis?“ („Herr, wohin gehst du?“). Als Christus antwortete, er gehe hin, um sich noch einmal kreuzigen zu lassen, sagte Petrus beschämt: „Herr, ich werde zurückkehren und dir folgen.“

Der Roman war bereits kurz nach seinem Erscheinen ein Bestseller. Umstritten waren einzig die teilweise detailliert beschriebenen Grausamkeiten in den Kapiteln über die Hinrichtung der Christen. Zur Zeit der Entstehung des Romans war Polen von anderen Staaten besetzt, das dürfte das Motiv von Unterdrückung und Verfolgung wesentlich miterklären.

Quod erat demonstrandum

Quod erat demonstrandum mit dem ein logischer, mathematischer oder ähnlicher Beweis wird traditionell abgeschlossen wird. Abgekürzt lautet er „q.e.d.“. Die wörtliche Übersetzung aus dem Lateinischen lautet eigentlich „was zu zeigen war“.

Die Floskel ist eine Übersetzung des griechischen ὅπερ ἔδει δεῖξαι (hóper édei déixai) mit dem die griechischen Mathematiker, unter anderen Euklid und Archimedes, ihre Beweise abschlossen.

Quod scripsi, scripsi

Quod scripsi, scripsi („Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben“) ist die lateinische Wiedergabe der griechischen Antwort des Pontius Pilatus Vorlage:Polytonisch (Ho gegrapha, gegrapha.) auf die Forderung des Hohen Priesters, die von ihm verfasste Inschrift am Kreuze Christi (INRI – „Jesus von Nazareth, König der Juden“) abzuändern.

R

Rache für Sadowa!

In der Schlacht von Königgrätz trafen im Deutschen Krieg die Truppen Preußens beim Dorf Sadowa 1866 auf die Armee der Österreicher. Letztere wurde im Verlauf der Schlacht vernichtend geschlagen. Preußen wurde daraufhin Führungsmacht im Deutschen Bund und Bismarck setzte damit die kleindeutsche Lösung durch. Im Paris des Zweiten Kaiserreiches fürchtete man, dass sich an der Ostgrenze ein mächtiger, geeinter Nachbar unter preußischer Vormachtstellung bildete. Um Preußen an der weiteren Einigung Deutschlands zu hindern, kam schon bald der Schlachtruf „Revanche pour Sadowa!“ („Rache für Sadowa!“) auf. Ziel war es, den neuen Nachbarn im Keim zu ersticken. Es folgte der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71.

Ritter von der traurigen Gestalt

Don Quijotes Kampf mit den Windmühlen

Der Ritter von der traurigen Gestalt ist die Übersetzung von El caballero de la triste figura, Don Quijote, des Helden in Miguel de Cervantes' Roman El ingenioso hidalgo Don Quixote de la Mancha „Der sinnreiche Junker Don Quijote von der Mancha“). Don Quijote liest einen Ritterroman nach dem anderen, bis er schließlich glaubt, er selbst müsse sich als fahrender Ritter das Unrecht zu bekämpfen. Seinem Klepper verleiht er den Namen Rocinante (span. fue rocín antes [= vorher war's ein Klepper]) und macht ein Bauernmädel zur Gebieterin seines Herzens, die er nicht weniger wohlklingend Dulcinea von Toboso (span. dulce [= süß]) nennt.

Aus diesem Roman stammt auch der Ausdruck für einen unsinnigen Kampf „mit Windmühlen kämpfen“ (aeometer molinos de viento). Don Quijotes Kampf gegen die Windmühle(n) ist die bekannteste Episode des Romans. Sie spielt im Original nur eine untergeordnete Rolle, ist aber für die meisten modernen Bearbeitungen dieses Stoffs zentral. Das hat folgenden Grund: Das 19. Jahrhundert war von diesem ausweglosen Kampf des gnädigen Herrn gegen die gnadenlose Maschine fasziniert, weil der rasante technische Fortschritt damals den Machtverlust der Aristokratie vorantrieb. Die lächerliche Auflehnung des Junkers gegen Windmühlen war dafür das ideale Symbol.

Ruhe ist die erste Bürgerpflicht

„Ruhe ist die erste Bürgerpflicht“ war eine Aufforderung, die Minister Friedrich Wilhelm Graf von der Schulenburg-Kehnert nach der Schlacht von Jena und Auerstedt an die Einwohner Berlins richtete:

„Der König hat eine Bataille verloren. Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht. Ich fordere die Einwohner Berlins dazu auf. Der König und seine Brüder leben! Berlin, den 17. Okt, 1806. Graf v. d. Schulenburg.“

S

Same procedure as every year

In dem kurzen Fernsehfilm Dinner for One fragt der Butler James zunehmend lallend: „The same procedure as last year, Miss Sophie?“ („Der gleiche Ablauf wie im vergangenen Jahr, Miss Sophie?“) Diese erwidert regelmäßig:

„The same procedure as every year, James“ („Der gleiche Ablauf wie in jedem Jahr, James“ mit Betonung auf „jedem“.)

Wobei die Betonung meist auf „every“ liegt. Schließlich beendet Miss Sophie den Abend mit einem einladenden „I think I’ll retire“ („Ich denke, ich werde mich zurückziehen“), was James nach dem obligatorischen „The same procedure as last year? – The same procedure as every year“ mit einem Augenzwinkern und einem nonchalanten „Well, I’ll do my very best“ („Ich werde mein Bestes geben“) quittiert, um sich dann mit ihr zurückzuziehen.

Scheidung auf Italienisch

Scheidung auf Italienisch war der deutsche Titel des italienischen Spielfilms „Divorzio all'italiana“ unter der Regie von Pietro Germi. Die Handlung der Komödie basiert auf der Eigentümlichkeit des italienischen Strafgesetzbuches, das früher keine Ehescheidung erlaubte, aber einen Ehemann, der seine Frau beim Ehebruch überraschte und sie aus verletztem Ehrgefühl tötete, nur sehr milde bestrafte.

Schlachtenbummler

Schlachtenbummler schimpfte man im Krieg von 1870/71 die Zivilisten, die aus Neugierde die Front besuchten. So heißt es in einer Besprechung von Berthold Auerbachs „Wieder unser“ in einer Sammelbesprechung über „Kriegs- und Friedensliteratur“:

„An jeder Zeile merken wir, daß der König der ‚Schlachtenbummler' zu uns spricht, Schlachtenbummler in demselben Sinne erhaben über den gesamten Unglimpf des Wortes, wie der treue Krankenpfleger und Johanniter.“

Später bezeichnete man mit dem Wort Zuschauer bei Manövern und Aufmärschen, heute meist Anhänger von Sport-, vor allem Fußballvereinen, die ihre Mannschaft zu Auswärtsspielen begleiten.

Schlitzohr

Schlitzohr werden kleinere Betrüger genannt. Der Ausdruck stammt aus dem Mittelalter, wo man Gesellen bei Regelverstößen den Ohrring ausriß; als Zeichen dafür, dass sie nun nicht mehr der Zunft angehörten. Auch Betrügern wurde ein Schlitz ins Ohr geritzt, um die Tat kenntlich zu machen.

Schmelztiegel

Theaterprogramm für The Melting Pot (1916)

Die Vereinigten Staaten von Amerika als Schmelztiegel zu bezeichnen geht zurück auf das Drama „The Melting Pot“ des englischen Schriftstellers Israel Zangwill aus dem Jahr 1908, in dessen erstem Akt es heißt:

„Amerika ist Gottes Feuerprobe, der große Schmelztiegel, wo alle Rassen Europas zusammenschmelzen und sich neu gestalten!“
(„America is God’s Crucible, the great Melting-Pot where all the races of Europe are melting and re-forming!“)

Die Metapher „melting pot“ wurde jedoch das erste Mal von Jean de Crèvecoeur in seinem 1782 erschienenem Essay Letters from an American Farmer verwendet. Gebräuchlich wurde der Ausdruck jedoch wurde er erst durch den Erfolg des Theaterstücks „The Melting Pot“, das 1908 in Washington, D.C. uraufgeführt wurde.

Eine schöne Schlagzeile hätte sich für die USA-Besuche der „Eisernen Lady“ (Iron Lady), Margaret Thatcher angeboten: „Die Eiserne Lady besucht den Schmelztiegel.“ Den Spitznamen „Eiserne Lady“ „Железная леди“ bekam Thatcher übrigens 1976 von Radio Moskau, nachdem sie in einer Ansprache die bolschewistische Sowjetunion scharf attackiert hatte.

Schuster, bleib bei deinem Leisten!

Der römische Historiker Plinius der Ältere erzählt vom Maler Apelles, dass er von einem Schuster darauf hingewiesen worden, dass er auf einem Bild einen Schuh nicht richtig gemalt habe. Apelles verbesserte darauf hin das Bild. Als der Schuster nun noch mehr an seinem Bild kritisierte, rief er ärgerlich aus:

„Ne sutor supra crepidam!“ („Schuster, nicht über die Sandale hinaus!“)

Heute wird diese Redewendung verwendet, um jemanden davon zurückzuhalten, sich auf einem Gebiet zu betätigen, von dem er nichts versteht. Der Leisten ist übrigens das Formstück, das zum Bau eines Schuhs verwendet wird.

Schwerter zu Pflugscharen

Schwerter zu Pflugscharen vor dem UNO-Gebäude in New York

Schwerter zu Pflugscharen ist ein Teilzitat, das das Ziel der Abrüstung, Rüstungskonversion und den Völkerfrieden symbolisiert. Das Buch Jesaja (2,4) ist die Quelle für das in der Friedensbewegung viel zitierte Wort:

„Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“

Die Sowjetunion schenkte der UNO zu ihrer Aufnahme eine Skulptur von Jewgeni Wutschetitsch, die das Motiv „Schwerter zu Pflugscharen“ bildlich-plastisch darstellt. Das Original steht auch in der Tretjakow-Galerie in Moskau, eine Kopie steht seit 1959 auf dem Gelände des UNO-Hauptgebäudes in New York City. Die Skulptur zeigt einen muskulösen Heros, der ein Schwert zu einer Pflugschar umschmiedet. Sie ist im Stil des Sozialistischen Realismus gestaltet und hebt die Schöpferkraft des arbeitenden Menschen hervor. Zugleich appelliert sie an das Friedensziel der UN-Charta und die jüdisch-christlichen Wurzeln des Abendlands.

Das Abbild der sowjetischen Skulptur zusammen mit dem Schriftzug „Schwerter zu Pflugscharen“ wurde erstmals als Lesezeichen für eine Einladung zum Gottesdienst am Buß- und Bettag des Jahres 1980 von evangelischen Jugendgruppen in der DDR verwendet. Die Friedensdekade 1981 stand unter dem Thema „Gerechtigkeit – Abrüstung – Frieden“. Da nicht mit einer Druckgenehmigung der DDR-Behörden für Aufkleber oder Anstecker zu rechnen war, wurde das Symbol „Schwerter zu Pflugscharen“ mit 100.000 Stück auf Vliesstoff gedruckt und als Aufnäher weiterverwendet. 1983 fand während eines evangelischen Kirchentages in Wittenberg auf dem Lutherhof vor etwa 4000 Teilnehmern eine symbolische Aktion statt: Der örtliche Schmied Stefan Nau schmiedete ein Schwert zu einem Pflugschar um. Wegen der internationalen Präsenz auch von westlichen Medienvertretern griffen die Staatsorgane nicht ein.

Seid fruchtbar und mehret euch

Diese Aufforderung erteilt Gott im Alten Testament den ersten Menschen, verbunden mit der Weisung, sich die Erde untertan zu machen (1. Moses 1, 28). Einige Verse zuvor ergeht der gleiche Befehl bereits an die Tiere:

„Und Gott segnete sie und sprach: Seid fruchtbar und mehret euch und erfüllet das Wasser im Meer; und das Gefieder mehre sich auf Erden.“

Sein oder Nichtsein

Shakespeare lässt Hamlet in seinem Monolog die berühmten Worte sagen:

To be, or not to be, that is the question. (Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage.)

Der Monolog endet mit den Worten vom Todesschlaf:

It is a consummation / Devoutly to be wished. (Es ist ein Ziel / Aufs innigste zu wünschen.)

Seine Hände in Unschuld waschen

Diese Wendung geht auf den römischen Statthalter Pontius Pilatus zurück, der seine Unschuld am Tod Jesu beteuert:

„Da … nahm er Wasser und wusch die Hände vor dem Volk und sprach: Ich bin unschuldig an dem Blut dieses Gerechten; sehet ihr zu!“

Auch in Psalm 26, heißt es:

„Ich wasche meine Hände in Unschuld und halte mich, Herr, zu deinem Altar…“.

Sich mit fremden Federn schmücken

„Sich mit fremden Federn schmücken“ ist eine Redewendung mit den Sinn von „Verdienste anderer als die eigenen ausgeben“, die auf die Äsops Fabel von der „Krähe und die Pfauen“ zurückgeht, in der eine Krähe sich mit ausgefallenen Federn der Pfauen schmückt.

Sie küssten und sie schlugen ihn

Sie küssten und sie schlugen ihn („Les Quatre Cents Coups“) ist ein Kinofilm von François Truffaut aus dem Jahr 1959. Der Titel wird zitiert, um jemanden zu charakterisieren, der im Leben herumgestoßen wird. Die Handlung zeichnet den Weg des jungen Antoine nach, der in ärmlichen und lieblosen Verhältnissen bei seiner Mutter und seinem Stiefvater aufwächst.

Siehst du den Hut dort auf der Stange?

Dieser Satz ist ein Zitat aus Schillers Drama Wilhelm Teil. Der Hut auf einer Stange war das Symbol der kaiserlichen Gewalt, dem in die Bevölkerung Reverenz erweisen muss. Als Tell mit seinem Sohn achtlos daran vorübergeht, macht ihn sein Sohn darauf aufmerksam und sagt:

„Ei, Vater, sieh den Hut dort auf der Stange!“ (III. 3).

Diese Worte werden heute scherzhaft zitiert, wenn man die Aufmerksamkeit auf etwas lenken will.

So ein Tag, so wunderschön wie heute

„So ein Tag“ war das Auf- und Abtrittslied der „Mainzer Hofsänger“ für die Fastnachtskampagne 1952. Der Refrain „So ein Tag, so wunderschön wie heute, so ein Tag, der dürfte nie vergehn“ gehört in Deutschland zu den beliebtesten Gesängen bei freudigen Anlässen aller Art. Beim Fall der Berliner Mauer standen tausende von Menschen auf der Mauer, hakten sich unter und sangen: „So ein Tag, so wunderschön wie heute“.

So jung kommen wir nicht mehr zusammen

Dieser Spruch, der gern in geselliger Runde verwendet wird, stammt vermutlich aus dem Chorlied „Dem Gott der Reben vertrau ich mein Glück“ zu dem der Schwager Goethes, Christian August Vulpius den Text schrieb. Dort lautet nämlich eine Zeile: „Wir kommen doch morgen so jung nicht zusammen.“

So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen

So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen ist ein Sachbuch des Wissenschaftsjournalisten Hoimar von Ditfurth aus dem Jahr 1985. Er schildert darin die zahlreichen Gefahren für die Menschheit und versucht eine objektive Analyse der Überlebenschancen des Menschen, sieht aber in diesen Gefahren keinen Grund zur Panik. Deshalb hat er als Titel seines Buchs ein angebliches Zitat von Martin Luther gewählt, das folgendermaßen lauten soll:

Wenn ich wüsste, daß morgen die Welt unterginge, würde ich heute ein Apfelbäumchen pflanzen.

Allerdings ist die erste schriftliche Nachweis dieses Spruches erst im Jahr 1944 zu belegen, kann mithin nicht von Luther stammen.

So machen’s alle.

Die Oper Così fan tutte ossia La scuola degli amanti (it. „So machen es alle (Frauen) oder Die Schule der Liebenden“) ist eine komische Oper von Wolfgang Amadeus Mozart nach einem Text von Lorenzo Da Ponte.

Die jungen Offiziere Ferrando und Guglielmo rühmen sich, dass die beiden Schwestern Dorabella und Fiordiligi, die sie über alles lieben, ihnen niemals untreu werden könnten. Don Alfonso aber hat seine eigenen Erfahrungen und schlägt deswegen Ferrando und Guglielmo vor, doch eine Wette abzuschließen, wenn sie so sicher wären. Währenddessen schwärmen sich die Frauen im Garten des Hauses gegenseitig von der unverbrüchlichen Liebe ihrer Partner vor.

So schnell schießen die Preußen nicht

Der Ausdruck „So schnell schießen die Preußen nicht“ hat zweifellos einen bestimmten, bisher noch nicht gefundenen literarischen Ursprung. Angeblich soll Bismarck laut Zeitungsbericht 1875 gesagt haben:

„So schnell schießen die Preußen nicht! Keine übereilten Entschlüsse treffen. So rasch geht das alles nicht. Mehr Überlegung ist angebracht.“

Damit parierte er gegenüber einem britischen Journalisten die Frage, ob sich Deutschland mit Eroberungsplänen trage.

So weit die Füße tragen

So weit die Füße tragen ist der Titel eines Romans von Josef Martin Bauer, einer Fernsehserie und eines Filmdramas um einen deutschen Kriegsgefangenen, der nach dem Zweiten Weltkrieg 1949 aus einem ostsibirischen Gefangenenlager flieht und eine abenteuerliche Flucht nach Hause antritt. Das Zitat kann auf einen mühevollen Weg bezogen werden, den jemand zu Fuß zurücklegen muss.

Soll ich meines Bruders Hüter sein?

Mit diesem biblischen Zitat will man ausdrücken, dass man es ablehnt, die Verantwortung für die Handlungsweise eines andern zu übernehmen. Im 1. Buch Mose, wo die Geschichte von Kains Brudermord berichtet wird, ist die rhetorische Frage „soll ich meines Bruders Hüter sein?“ die ausweichende Antwort auf die „Wo ist dein Bruder Abel?“

Soll und Haben

Soll und Haben ist der Titel eines 1855 erschienenen Kaufmannsromans des deutschen Schriftstellers Gustav Freytag. In dem Roman wird der deutsche Kaufmann als Hauptvertreter solider Tüchtigkeit dargestellt. Dieser Romantitel wird oft zitiert, wenn auf das Verhältnis zwischen Anspruch und Wirklichkeit hingewiesen werden soll.

Stell dir vor, es gibt Krieg …

In den 1970er und 1980er Jahren wurde von der Friedensbewegung oft der Satz „Stell dir vor, es gibt Krieg und keiner geht hin“ zitiert. Dieser scheint auf den amerikanischen Schriftsteller Carl Sandburg zurückzugehen, in dessen Gedichtsammlung es 1936 hieß:

„Einmal werden sie einen Krieg geben, und keiner wird kommen.“
(„Sometime they’ll give a war and nobody will come.“)

In Bertolt Brechts Gedicht „Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt“, das sich auf die Arbeiteraufstände in Österreich 1934 bezieht, heißt es:

Stell dir vor, es gibt Krieg und keiner geht hin,
dann kommt der Krieg zu euch
Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt
Und läßt andere kämpfen für seine Sache
Der muß sich vorsehen; denn
Wer den Kampf nicht geteilt hat
Der wird teilen die Niederlage.

Der Moderator eines politischen Fernsehmagazins hielt laut Zeit sogar einen Band mit Brecht-Gedichten in die Kamera, als er das zitierte. Bei Brechts Koloman Wallisch Kantate geht es aber überhaupt nicht um einen Krieg, sondern um den österreichischen Revolutionär Koloman Wallisch, der 1934 bei den Arbeiteraufständen ums Leben kam. 1

Störe meine Kreise nicht!

„Störe meine Kreise nicht!“ (griechisch: Μή μου τοὺς κύκλους τάραττε. – Mē mou tous kyklous taratte! - lateinisch: „Noli turbare circulos meos.“) rief Archimedes einem römischen Soldaten zu, der bei der Eroberung von Syrakus in seinen Garten eindrang, als Archimedes gerade dabei war, Figuren in den Sand zu zeichnen und darüber nachzudenken. Gegen den Befehl des Feldherrn Marcellus stach der Soldat den Gelehrten jedoch nieder.

Sturm und Drang

Die Bezeichnung Sturm und Drang für eine eine Literaturperiode in Deutschland, die auch als „Geniezeit“ bezeichnet wird, geht auf den Titel eines Schauspiels des Dramatikers Friedrich Maximilian Klinger zurück, das ursprünglich „Wirrwarr“ hieß und auf Vorschlag des Schweizer Satirikers Christoph Kaufmann umbenannt wurde.

Szenen einer Ehe

Szenen einer Ehe ist der bekannteste Film Ingmar Bergmanns, mit dem er die Institution Ehe pessimistisch darstellte. Johan und Marianne werden in einem Zeitungsartikel als vorbildliches Ehepaar präsentiert. Doch da zerbricht die vordergründige Harmonie. Der Film zeigt, wie hässlich Liebe sein kann, Wenn der Alltag eintritt und die Liebe nicht in einer völligen Destruktion, sondern lediglich in einer Bloßstellung endet.

T

Teile und herrsche

Teile und herrsche (lateinisch: divide et impera) ist angeblich ein Ausspruch des französischen Königs Ludwigs XI., er geht vielleicht sogar bis auf Julius Cäsar zurück. Er steht für das Prinzip, die eigenen Gegner und ihre Uneinigkeit für eigene Zwecke, zum Beispiel für die Machtausübung zu verwenden. Wichtig ist dabei, dass Uneinigigkeit bei den Gegnern gefördert oder sogar verursacht wird, so dass diese in einzelnen, kleineren Gruppen leichter zu besiegen sind. Goethe formuliert in „Sprichwörtliches“ einen Gegenvorschlag: „Entzwei und gebiete! Tüchtig Wort. – Verein und leite! Besserer Hort.

Tempora mutantur

Der HexameterTempora mutantur, nos et mutamur in illis“ (lateinisch: „Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen“) geht auf ein mittelalterliches Vorbild zurück. Die Quelle dieses Spruches ist jedoch unbekannt. Eine Variante des Spruches wird Kaiser Lothar I. zugeschrieben: „Omnia mutantur, nos et mutamur in illis.

Trau keinem über dreißig

Diese Parole stammt aus der Protestbewegung der 1960er Jahre und äußerte sich in Sprüchen, die gegen festgefahrene Strukturen gerichtet waren.

Treppenwitz der Weltgeschichte

Als Treppenwitz (französisch: „esprit d'escalier“) bezeichnet man einen geistreichen Gedanken, der jemandem einen Moment zu spät („beim Hinausgehen auf der Treppe“) einfällt, und der nicht mehr vorgebracht werden kann. Im Deutschen wurde dieser Begriff durch den 1882 erschienen Bestseller „Der Treppenwitz der Weltgeschichte“ von William Lewis Hertslet popularisiert. Hertslett bezog sich dabei auf die Neigung, geschichtliche Ereignisse im Nachhinein anekdotisch auszuschmücken; in seinem Buch entlarvt er solche Anekdoten. Heute wird der Ausdruck Treppenwitz auch für Ironie des Schicksals verwendet.

Tres faciunt collegium

Der oströmische Kaiser Justinian veranlasste eine Sammlung von Rechtsvorschriften, die später „Corpus Juris Civilis“ genannt wurde. In dessem zweiten Buch findet sich eine Stelle, an der es heißt:

Neratius Priscus tres faciunt existimat collegium“ („Neratius Priscus erklärt, dass drei ein Kollegium ausmachen.“). Damit wird ausgedrückt, dass man mindestens drei Personen zur Bildung einer Gesellschaft benötigt. Seit dem Mittelalter gibt es an den Universitäten die Regel, dass außer dem Dozenten mindestens noch zwei Studenten anwesend sein mussten, damit eine Vorlesung gehalten werden kann.

Tüpfelchen auf dem i

Die Wendung „kein Tüpfelchen“ beruht auf dem Evangelium nach Matthäus (5, 18). Dort heißt es:

„Denn wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist.“

Im griechischen Orignaltext lautet es:

„ἀμὴν γὰρ λέγω ὑμῖν, ἕως ἂν παρέλθῃ ὁ οὐρανὸς καὶ ἡ γῆ, ἰῶτα ἓν ἢ μία κεραία οὐ μὴ παρέλθῃ ἀπὸ τοῦ νόμου ἕως ἂν πάντα γένηται.“

In der Übersetzung von Martin Luther hieß es:

„Bis daß Himmel und Erde vergehe, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen vom Gesetz, bis daß es alles geschehe.“

Der Sinn ist, weder der kleinste Buchstabe noch auch das kleinste Teilchen eines solchen geändert werden dürfe. Danach bedeutet das „Tüpfelchen auf dem i“, ein hoher Grad von Genauigkeit.

U

Üb' immer Treu und Redlichkeit

Diese Aufforderung, stets ehrlich zu bleiben, bildet die Anfangszeile des Gedichts „Der alte Landmann an seinen Sohn“ von Ludwig Heinrich Christoph Hölty:

Üb' immer Treu und Redlichkeit
Bis an dein kühles Grab,
Und weiche keinen Finger breit
Von Gottes Wegen ab.

Bekannt wurden diese Zeilen wohl auch durch die Melodie aus Mozarts Lied des Papageno „Ein Mädchen oder Weibchen aus der Oper Die Zauberflöte.

Ubi sunt?

Die Frage Ubi sunt (lateinisch: „Wo sind sie?“, vollständig: „Ubi sunt qui ante nos in mundo fuere?“ - „Wo sind sie (geblieben), die vor uns auf der Welt waren?“, ist ein Topos in der Predigt und Dichtung des Mittelalters, der dazu dient, dem Leser oder Hörer an Beispielen vergangener Macht oder Schönheit die Vergänglichkeit alles Irdischen in Erinnerung zu rufen und ihn auf das Jenseits als die Bestimmung des Menschen zu verweisen, sich zuweilen aber auch mit nostalgischer Verklärung der Vergangenheit und zeitkritischer Klage über die Gegenwart verbindet.

Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt

„Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt“ ist der zweite Vers der vorletzten Strophe aus Goethes Ballade „Erlkönig“. Zusammen mit der vorhergehenden Zeile „Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt“ ist der Vers die letzte Aufforderung des Erlkönigs an den Knaben im Arm des Vaters, mit ihm zu gehen. Scherzhaft wird das Zitat verwendet, wenn man Schwierigkeiten bei bestimmten Handgriffen hat.

Und die Moral von der Geschicht…

Die Redewendung „Und die Moral von der Geschicht“ stammt aus Wilhelm Buschs Bildergeschichte „Das Bad am Samstagabend“. Zu Zeiten als das Baden noch ein Luxus war, wurden die Kinder einmal in der Woche gemeinsam in die Wanne gesteckt.

Die kurze Bildergeschichte schließt – nachdem die beiden Lausbuben ein Chaos in der Badestube angerichtet haben – mit der Folgerung:

„Und die Moral von der Geschicht’: Bad’ zwei in einer Wanne nicht.“

Und läuft und läuft und läuft

Und läuft und läuft und läuft“ war der Werbeslogan, mit dem der Volkswagen-Konzern Jahre lang Werbung für den VW Käfer machte.

Unter aller Kanone

Der Ausdruck „Unter aller Kanone“ entstammt dem schulischen Bereich und geht auf den lateinischen Begriff „sub omni canone“ zurück. Gemeint ist der Kanon als Maßstab eines bestimmten Wissens und der Zensuren. die über das Wissen des Schülers erteilt werden. Ein Beleg findet sich im sächsischen Schulbetrieb des 18. Jahrhunderts, wo ein visitierender Pfarrer klagend feststellt, dass er sich „einen canon zu fünf Zensuren gemachet (optime, bette, sic satis, male, pessime), daß aber leider viele Arbeiten so schlecht seien, daß sie nur als, sub omni canone' bezeichnet werden können“. Die Redensart ist aber in Wirklichkeit älter.

Die Floskel sub omni canone (lat. unterhalb jeden Maßstabes) wird bei der Bewertung einer Dissertation verwendet um eine ungenügende Leistung zu kennzeichnen.

Unter den Talaren Muff von tausend Jahren

Unter den Talaren – Muff von 1000 Jahren war der Text eines Transparents, das 1967 vom damaligen Hamburger Studenten und AStA-Vorsitzenden Detlev Albers zusammen mit seinem Kommilitonen Gert Hinnerk Behlmer bei der Rektoratsübergabe in der Öffentlichkeit enthüllt wurde. Das dabei entstandene Pressefoto wurde vielfach abgedruckt, und der Text des Transparents wurde seitdem als Kernsatz der 68er-Bewegung jahrzehntelang vielfach zitiert. Der Text stammte von Peter Schütt, damals wissenschaftlicher Assistent an der Universität Hamburg. In einem Interview für UniSPIEGEL 6/2005 5. Dezember 2005 erklärte Detlev Albers die Gründe, die ihn und seine Kommilitonen damals zur der Aktion veranlassten:

Mit dem Transparent wollten wir die Hochschulen darauf stoßen, dass sie sich bislang vor der Aufarbeitung ihrer Rolle im „Dritten Reich“ gedrückt hatten. Außerdem war es die Zeit der außerparlamentarischen Opposition gegen die erste Große Koalition: Wir kämpften gegen die Notstandsgesetze, gegen den Vietnam-Krieg und für nichts weniger als eine Umwälzung der gesamten Gesellschaft.

Die Aktion bei der Rektoratsübergabe in Hamburg war nicht der erste Einsatz dieses Transparents. Es war bereits wenige Monate zuvor bei der Sternfahrt zur Trauerfeier für den getöteten Studenten Benno Ohnesorg verwendet worden, hatte damals aber kein Aufsehen erregt. Das Originaltransparent befindet sich heute im Staatsarchiv Hamburg.

V

Vaterunser

Paternosteraufzug an der Universität Wien

Bei Matthäus (6,9-13; Lukas 11,2-4) steht das Vaterunser (lateinisch Paternoster), ein Gebet, das Jesus Christus seine Jünger gelehrt hat. Es ist das einzige Gebet, von dem die Bibel unter Berufung auf Jesus überliefert, dass es die Christen beten sollen: „Darum sollt ihr so beten:“ und ist das am weitesten verbreitete Gebet im Christentum. Nach dem ursprünglichen Text von Lukas zerfällt es in fünf, nach Evangelium des Matthäus in sieben Bitten (um Zuwendung geistiger [1-3] und leiblicher [4] Güter sowie Abwendung von Übeln [5-7]).

Zu den Bitten gehören:

  1. geheiligt werde dein Name (Mit dieser Bitte wird auch vor dem Fluchen gewarnt.)
  2. Dein Reich komme (Viele Urchristen verstanden diese Bitte durchaus politisch: „Schluß mit der Diktatur der Römer!“)
  3. Dein Wille geschehe (Adele Schopenhauer schrieb: „Dein Wille geschehe! – Doch was ist dein Wille?“)
  4. Unser tägliches Brot gib uns heute (Unser Täglich Brot ist ein Dokumentarfilm der sich mit der Massenproduktion von Lebensmitteln in Europa beschäftigt.)
  5. vergib uns unsere Schuld (Wichtig ist hier der Zusatz: „… wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.“
  6. führe uns nicht in Versuchung (Martin Luther sagt hierzu: „Gott versucht zwar niemand; aber wir bitten in diesem Gebet, dass uns Gott behüte und erhalte, damit uns der Teufel, die Welt und unser Fleisch nicht betrüge und verführe in Missglauben, Verzweiflung und andere große Schande und Laster; und wenn wir damit angefochten wurden, dass wir doch endlich gewinnen und den Sieg behalten.“)
  7. erlöse uns von dem Bösen („Und erlöse uns von dem Bösen“ ist auch ein Roman von James Patterson.)

Ein Paternosteraufzug ist eine Sonderform einer Aufzugsanlage zur Personenbeförderung. Der Name Paternoster steht mit dem katholischen Rosenkranz im Zusammenhang, einer Zählkette für Gebete. Beim Rosenkranz folgt auf 10 kleinere Kugeln für die Ave Marias eine davon abgesetzte für das Vater unser (lateinisch: Paternoster). Diese Zählkette ist früher auch als Paternosterschnur bezeichnet worden. Auf gleiche Weise sind bei einem Umlaufaufzug die Personenkabinen wie auf einer Schnur aufgefädelt.

Verballhornen

Unter Verballhornung versteht man die entstellte Wiedergabe eines Textes. Der Ausdruck geht auf den Lübecker Buchdrucker Johann Ballhorn (* um 1550; † um 1604) zurück, bei dem u.a. die Stadtrechte gesetzt und gedruckt wurden. Dabei sollen ihm schwerwiegende Druckfehler unterlaufen sein, dass sich die Fehler mit dem Namen verbunden haben.

Verfranzen

Wenn man sich verirrt hat oder in einem Gespräch nicht mehr weiter weiß, spricht man von „sich verfranzen“. Das Wort kommt aus der Fliegersprache und hat mit „Fransen“ nicht zu tun. Im Ersten Weltkrieg wurden die Beobachter von Flugzeugen „Franz“ und die Piloten „Emil“ genannt. Wenn Franz von seinem Beobachtungsposten einen falschen Kurs angab und Emil sich verflog, hatte er sich verfranzt.

Verhaftet die üblichen Verdächtigen!

„Verhaftet die üblichen Verdächtigen!“ („Round up the usual suspects“) stammt aus dem Film Casablanca und ist die eigene, zynische Beschreibung der kriminalistischen Vorgehensweise des Polizeichefs Renault und wird heute manchmal zur Rechtfertigung einer praxisorientierten Problemlösungsstrategie herangezogen.

Viele Zitate aus der deutschen Synchronfassung dieses Films haben eine große Bekanntheit erlangt, auch unter Menschen, die den Film nicht gesehen haben:

  • „Spiel’s noch einmal, Sam!“ ist das bekannteste leicht verfälschte Zitat. Das Falschzitat stammt vom Titel des Films Mach’s noch einmal, Sam von Woody Allen.
  • „Schau mir in die Augen, Kleines!“ Dieses Zitat stammt aus einer frühen Synchronfassung. In der neueren sagt Rick: „Ich seh dir in die Augen, Kleines!“. Im Englischen Original sagt er: „Here’s looking at you, kid“. Einmal in einer Szene in Paris und dann in der Abschiedsszene.
  • „Ich glaube, dies ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft.“ (I think this is the beginning of a beautiful friendship, zwei Wochen nach Drehschluss einsynchronisiert) beendet doppeldeutig den Schlussdialog zwischen Rick und Kapitän Renault und wird heute gerne als Ausdruck des plötzlichen Erkennens von gemeinsamen Interessen oder Zielen verwandt, die vorher nicht offenkundig waren.

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!

Nach Auskunft des Instituts für Russische Sprache ist der Lenin zugeschriebene Satz „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ nicht seine Erfindung und kommt in dieser Form auch in keiner seiner Reden und Werke vor. Verwendet hat er aber die russische Redewendung: „Dowerjai, no prowerjai“ („Vertraue, aber prüfe nach.“) Dies war einer seiner Lieblingssätze und ist wahrscheinlich über eine propagandistische Übersetzung als Wort Lenins in den deutschen Sprachgebrauch übergegangen.

Vom Erhabenen zum Lächerlichen

Napoleon Bonaparte auf dem Rückzug von Moskau

„Du sublime au ridicule il n’y a qu’un pas“ (Vom Erhabenen zum Lächerlichen ist nur ein Schritt.) sagte Napoleon Bonaparte auf seiner Flucht aus Russland mehrmals zu seinem Gesandten in Warschau, Dominique Dufour de Pradt. Auch in den „Memoires de Mme de Remusat“ heißt es:

„Bonaparte hat oft gesagt, daß vom Erhabenen zum Lächerlichen nur ein Schritt wäre.“

Napoleon gab damit einem oft ausgesprochenen Gedanken lediglich seine bleibende Form. Der Schriftsteller Jean-François Marmontel schrieb bereits 1799:

„En géneral le ridicule touche au sublime“ („Ganz allgemein, das Lächerliche berührt das Erhabene“).

Und Thomas Paine stellte 1794 fest:

„Wenn Schriftsteller und Kritiker vorn Erhabenen sprechen, so sehen sie nicht, wie nahe es an das Lächerliche grenzt.“

W

Wacht auf, Verdammte dieser Erde!

Mit diesem kämpferischen Aufruf beginnt die deutsche Fassung des Kampflieds der internationalen sozialistischen Arbeiterbewegung, Die Internationale. Der ursprünglich Text des französischen Kommunarden Eugène Pottiers von 1871 erschienen in Deutschland und anderen Nachbarländern in verschiedenen Übersetzungen. Sie wurde besonders bei Feiern zum 1. Mai gesungen und war bis 1943 Nationalhymne der Sowjetunion. Der deutsche Text stammt von Emil Luckhardt und lautete:

Wacht auf, Verdammte dieser Erde,
die stets man noch zum Hungern zwingt!
Das Recht wie Glut im Kraterherde
nun mit Macht zum Durchbruch dringt.
Reinen Tisch macht mit den Bedrängern!
Heer der Sklaven, wache auf!
Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger
Alles zu werden, strömt zuhauf!

|: Völker, hört die Signale!
Auf zum letzten Gefecht!
Die Internationale
erkämpft das Menschenrecht. :|

Wehe den Besiegten!

„Sein Schwert in die Waagschale werfen“ geht auf einen Bericht des Livius über den Gallierkönig Brennus zurück, der, als sich die besiegten Römer sträubten, die auferlegten Kriegskontribution nach den zu schweren Gewichten der Feinde abzuwiegen, höhnend auch noch sein Schwert in die Waagschale warf und dabei ausrief: „Wehe den Besiegten!“ („Vae victis!“).

Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt…

„Wenn der Berg nicht zum Propheten kommen will, muß der Prophet zum Berge gehen“ stammt aus einer im Jahr 1631 abgefassten arabischen Rezension der Anekdoten des Nasreddin einer Weisen-, Narren-, Meister-, Bettler-, Richter-, Lehrer- und Arztfigur im arabischen Raum. Danach fragte man Nasreddin, der für einen Heiligen gehalten werden wollte, welches Wunder er denn vollbringen könne. Er antwortete, er werde einem Baum befehlen, zu ihm zu kommen. Als dies misslang, erhob er sich und sagte:

„Die Propheten und die Heiligen sind nicht hochmütig und verblendet. Kommt der Palmbaum nicht zu mir, so gehe ich zu ihm.“

Wenn du die Sache in der Hand hast

„Wenn du die Sache in der Hand hast, bin ich beruhigt“ (你办使,我放心。- Nǐ bàn shǐ, wǒ fàngxīn.) soll Mao Zedong zu seinem Nachfolger Hua Guofeng gesagt haben. Dieser Ausspruch wird heute ironisch gebraucht, da Hua Guofeng nicht als erfolgreicher Politiker gilt.

Wenn es nicht wahr ist…

„Wenn es nicht wahr ist, ist es sehr gut erfunden“ („Se non è vero, è molto ben trovato.“) steht in Giordano Brunos „Heroischen Leidenschaften“.

Wenn’s der Wahrheitsfindung dient

Dieser Ausspruch stammt vom Kommunarden Fritz Teufel, der sich 1967 vor dem Berliner Landgericht im Zusammenhang mit den Protestkundgebungen gegen den Besuch des Schahs Mohammad Reza Pahlavi in Berlin verantworten musste. Der Aufforderung, er möge sich beim Eintreten des Hohen Gerichts von seinem Platz erheben, kam er mit dem folgenden spöttischen Kommentar nach:

„Na ja, wenn’s der Wahrheitsfindung dient“.

Wer nicht mit mir ist, der ist gegen mich.

Im Evangelium nach Matthäus (12,30) heißt es:

„Wer nicht mit mir ist, der ist wider (gegen) mich.“ (ὁ μὴ ὢν μετ᾽ ἐμοῦ κατ᾽ ἐμοῦ ἐστιν, καὶ ὁ μὴ συνάγων μετ᾽ ἐμοῦ σκορπίζει.)

Umgekehrt sagt Christus im Evangelium nach Markus (9,40) und im Evangelium nach Lukas (9,50):

„Wer nicht wider uns ist, der ist für uns.“

Ebenso dachte Caesar nach Cicero:

„Te enim dicere audiebamus nos omnes adversarios putare, nisi qui nobiscum essent, te omnes, qui contra te non essent, tuos“.
(„Denn wir hören dich sagen, wir hielten alle für Gegner außer denen, die mit uns seien, du alle die für deine Anhänger, die nicht gegen dich seien.“)

Mit den Worten „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns“ („I’ve said in the past that nations are either with us or against us in the war on terror.“) machte George W. Bush nach den Anschlägen vom 11. September 2001 klar, dass er vom Rest der Welt bedingungslose Unterstützung im Krieg gegen den Terror erwartete.

Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.

In seiner Rede am 6. Oktober 1989 anlässlich des 40. Gründungstages der DDR sprach der sowjetische Staatspräsident Michail Gorbatschow angeblich den berühmten Satz:

„Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“
(„Того, кто опоздает, накажет жизнь“ – Tavo, kto apazdajet, nakazhet zhizn’.)

Der Satz stammt jedoch nicht von Gorbatschow selber, sondern von seinem Sprecher Gennadi Gerassimow, der Gedanken, die Gorbatschow während seines Besuches mehrmals äußerte.

Gorbatschows Zitat auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld wurde laut Zeit wohl im Nachhinein „begradigt“. Ein Mitschnitt der Aktuellen Kamera des DDR-Fernsehens vom 5. Oktober 1989 zeigt, wie Gorbatschow von Erich Honecker zur 40-Jahr-Feier der DDR empfangen wird. Bei dieser Gelegenheit sagte er den Satz:

„Ich glaube, Gefahren warten nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren.“

In seinen Memoiren schreibt Gorbatschow, er habe zwei Tage später Honecker in einem Vieraugengespräch gesagt:

„Das Leben verlangt mutige Entscheidungen. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“ *

Wer zuerst kommt, mahlt zuerst

Das Sprichwort Wer zuerst kommt, mahlt zuerst stammt aus dem Sachsenspiegel des Eike von Repgow und ist somit schon um die 700 Jahre alt. Es heißt im Original: „De ok erst to der molen kumt, de scal erst malen“ und bezieht sich auf Bauern, die zur Mühle kamen und unter Umständen lange Wartezeiten in Kauf nehmen mussten.

Es entspricht dem Prioritätsprinzip, das lateinisch „Prior tempore, potior iure“ („Früher in der Zeit, stärker im Recht“) lautet und Privilegien ausschließt.

Wir sind das Volk

Wir sind das Volk“ war die Parole der Montagsdemonstrationen und Bestandteil der Wende in der DDR im Herbst 1989. Mit dem Ruf „Wir sind das Volk“ meldeten sich Woche für Woche Hunderttausende DDR-Bürger zu Wort und protestierten gegen die politischen Verhältnisse. Später wurde daraus „Wir sind ein Volk“ als Vorbote der deutschen Einigung. „Wir waren das Volk“ riefen die Demonstranten der Arbeitsloseninitiativen als sie im Jahr 2004 gegen Hartz IV protestierten.

Wissen, wo der Schuh drückt

„Nicht wissen (oder Wissen), wo einen der Schuh drückt“ stammt von Plutarch, der in seinen „Vorschriften für Eheleute“ („Coniugalia praecepta“) erzählt, ein Römer habe auf die Vorwürfe seiner Freunde, dass er sich von seiner keuschen, reichen und schönen Frau habe scheiden lassen, seinen Schuh vorgestreckt und gesagt:

„Auch dieser Schuh ist schön anzusehen und neu, aber niemand weiß, wo er mich drückt.“

Wo bleibt das Positive?

„Wo bleibt das Positive?“ ist ein Zitat aus Erich Kästners Gedichtband „Ein Mann gibt Auskunft“ aus dem Jahr 1930, in dem ein Gedicht mit dem Titel „Und wo bleibt das Positive, Herr Kästner?“ enthalten ist, dessen erste Strophe folgendermaßen lautet:

Und immer wieder schickt ihr mir Briefe,
in denen ihr, dick unterstrichen, schreibt:
„Herr Kästner, wo bleibt das Positive?“
Ja, weiß der Teufel, wo das bleibt.

Kästner erklärt hier, dass er es für unangemessen hält, angesichts des traurigen Zustandes der Welt fröhliche Lyrik zu verfassen. Heute wird der verkürzte Titel des Gedichts zitiert, wenn jemand ausschließlich Negatives berichtet.

Z

Zur Sache, Schätzchen!

Zur Sache, Schätzchen! war ein deutscher Spielfilms, der 1968 in die Kinos kam und in dem Uschi Glas die Hauptrolle spielte. Der Titel wird heute ohne Zusammenhang mit der Handlung des Films zitiert, wenn jemand aufgefordert werden soll, sich sofort der eigentlichen Angelegenheit zuzuwenden und nicht abzuschweifen.

Zur Salzsäule erstarren

Die Redewendung „zur Salzsäule erstarren“ geht auf die biblische Geschichte von „Lots Weib“ (1. Moses 19) zurück. Vor der Vernichtung von Sodom und Gomorrha führten zwei Engel Lot und seine Familie aus der Stadt Sodom heraus, sie durften sich aber nicht umdrehen und auf die Stadt blicken. Aber nicht alle folgten der göttlichen Anweisung, darunter auch Lots Frau. Es heißt dann in Vers 26: „Und sein Weib sah hinter sich und ward zur Salzsäule.“

Zurück zur Natur!

Die berühmte Aufforderung Zurück zur Natur! (Retour à la nature!) findet sich bei Jean-Jacques Rousseau nicht wörtlich, wurde aber als der Sinn seiner gesellschaftskritischen Werke, besonders seines Erziehungsromans Emil oder über die Erziehung „Émile, ou de l’éducation“ angesehen.

Zwischen Szylla und Charybdis

Szylla und Charybdis waren ein sechsköpfiges Seeungeheuer und ein gefährlicher Meeresstrudel in der Straße von Messina, die in der Odyssee erwähnt werden. Odysseus entkam zwar der der Charybdis, verlor jedoch sechs Gefährten an die Szylla. Szylla und Charybdis stehen heute für die „Wahl zwischen zwei Übeln“.

Literatur

  • Der große Büchmann. Geflügelte Worte. Knaur, 2003. ISBN 3426667517
  • Geflügelte Worte. Das Standardwerk. Droemer Knaur, 2001. ISBN 3426075024
  • Der Neue Büchmann – Geflügelte Worte. Der klassische Zitatenschatz. Ullstein, 2007. ISBN 3548369537
  • Klaus Bartels: Veni vidi vici Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen. dtv ISBN 3423201673
  • Dudenredaktion (Hg.): Große Namen, bedeutende Zitat. Herkunft, Bedeutung und aktueller Gebrauch. Duden, 2004. ISBN 3411703911
  • Dudenredaktion (Hg.): Zitate und Aussprüche. Rund 7500 Zitate, Aussprüche und Sentenzen. Duden, 1998. ISBN 3411041218
  • Christoph Gutknecht: Lauter spitze Zungen. Geflügelte Worte und ihre Geschichte. C. H. Beck, 2001. ISBN 45965-8
  • Annemarie Maeger, Siegfried Fenske: Schiller für Schüler und Studenten . Texte, Gedichte und geflügelte Worte zum Kennenlernen. Maeger, 2005. ISBN 978-3929805314
  • Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten. Band 1-3 Herder, 2003. ISBN 978-3451054006
  • Peter Ustinov: Peter Ustinovs geflügelte Worte. List, 2001. ISBN 978-3548601830
  1. Al-A’raf („The Heights“) 7:40