Burgruine Henneberg
Dieser Artikel bezieht sich auf die Burg Henneberg in Thüringen, nicht auf die fränkische Henneburg über Stadtprozelten am Main!

Die Ruine der südthüringischen Burg Henneberg liegt östlich des gleichnamigen Ortes auf dem sogenannten Schlossberg, einem freistehenden Bergkegel, zur Wasserscheide zwischen Werra und Main gehörig, der nur im Süden flach ausläuft, ansonsten steil abfällt.
Von der Burganlage sind ein Großteil der Ringmauer mit einbezogener Außenwand des Palas sowie Resten einer Abortanlage, der Bergfried, die Mauerschale einer Kemenate, ein Teil eines Wohn- und Wirtschaftsgebäudes mit Kellerportal, ein um 1880 ergänzter Turm, ein Brunnen bzw. eine Zisterne, ein kleiner Teil der Zwingermauer, der Trockengraben mit teilweise umlaufendem Wall sowie die die flach abfallende Bergzunge im Süden sichernden Wälle erhalten. Der Weg zur Burg steigt an der Westseite des Berges hangparallel an, durchquert das um 1935 ergrabene erste Tor, mündet in den Zwinger, umrundet die Nordseite und trifft in der Nordostecke auf das Tor 2. Historische Quellen lassen hierbei auf ein Kammertor schließen.

Das gräfliche Geschlecht "von Henneberg" ist erstmals 1096 mit dem Grafen Godebold II. faßbar, es handelte sich hierbei wohl um eine kaiserliche Belehnung. Daraus kann jedoch nicht die Schlußfolgerung gezogen werden, daß die älteste Befestigung erst zu diesem Zeitpunkt angelegt worden ist, was auch die jüngst untersuchten archäologischen Befunde belegen.
Auf die Grafen von Henneberg geht die Stiftung ihres Hausklosters Vessra im Jahre 1131 zurück, das mehrere Generationen als Grablege diente. Lange Zeit hatten sie auch das Burggrafenamt von Würzburg inne. 1190 teilte sich das Geschlecht in die Linien Henneberg, Botenlauben und Strauf. Die erste urkundliche Erwähnung der Burg fällt ins Jahr 1221, in den ungefähren Beginn der kurzen Blütezeit der Anlage (um 1220 - 1274). In diesem Zeitraum wurde die Burg großzügig umgebaut und befestigt, um repräsentativen Ansprüchen gerecht zu werden.
1274 erfolgte eine erneute Teilung des Grafenhauses in die Linien Hartenberg, Aschach (später Römhild) und Schleusingen, so daß die Henneburg nicht mehr als Residenz genutzt wurde. Gegen einen völligen Bedeutungsverlust sprechen jedoch die enormen Um- und Ausbaumaßnahmen der späteren Epochen, die teils urkundlich belegt, teils archäologisch erfaßt oder als Rest des aufgehenden Mauerwerkes überliefert sind.
Im Jahre 1310 wurde Berthold VII. von Henneberg-Schleusingen, der 1274 die Henneburg erhalten hatte, in den Fürstenstand erhoben. Zeitweise war er Bevollmächtigter Kurbrandenburgs und Kursachsens, Verwalter Böhmens und Vormund des Kronprinzen Ludwig.
1393 wurde ein Teil der Burg als Mitgift an die Linie Henneberg-Römhild verpfändet, jedoch bis zum Erlöschen dieser (1549) nicht ausgelöst, eine Teilung, die oft zu erheblichen Streitigkeiten führen sollte. Aus dem Jahre 1432 existiert ein Vertrag zur beiderseitigen Benutzung der geteilten Burg, der mit seinem Inventarverzeichnis der Gebäude und Räume von höchstem Interesse ist. Für den Zeitraum von 1453 bis 1516 sind verschiedene Baumaßnahmen überliefert.
Im Mai 1525 wurde die Burg Henneberg vom Bildhäuser Bauernhaufen im Rahmen der fränkischen Bauernerhebungen kampflos eingenommen, geplündert und gebrandschatzt, der genaue Umfang der Zerstörungen ist nicht bekannt. Aufgrund der untergeordneten Bedeutung, die der Anlage zu diesem Zeitpunkt nur noch zukam, wurde die Burg nur teilweise wieder aufgebaut, es sind sogar seit 1576 systematische Abbrucharbeiten am Bergfried überliefert.
1583 starb mit dem Tode des letzten Grafen von Henneberg-Schleusingen, Georg Ernst, das Grafengeschlecht in männlicher Linie aus. Die Burg jedoch wurde noch bis in das beginnende 17. Jahrhundert bewohnt. Nach dem Wüstwerden setzten weitreichende Abbrucharbeiten ein.
Im Jahre 1784 ließ Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen den Schlosshof der mittlerweile sehr ruinösen Anlage aufräumen, planieren und für ein Fest ein Lusthaus errichten.
Um das Jahr 1832 führte der herzoglich-sächsisch-meiningensche Kammerrat und Hofbuchdrucker Johann Philipp Heinrich Hartmann erste "Grabungen" auf der Henneburg durch.
Seit 1845 wurden auf herzogliche Weisung verschiedene Sicherungs- und Sanierungsmaßnahmen getätigt, darunter z.B. die teilweise Neuerrichtung ausgebrochener Felder der Ringmauer sowie der Einbau von Stabilisierungselelmenten an deren Fundament.
Zwischen 1879 und 1883 ließ der Landbaumeister E. Abesser auf der Burg Ausgrabungen vornehmen, um aufgrund ergrabener und teilweise noch offenliegender Fundamente einen Grundrißplan erstellen zu können. Um 1935 grub der damalige Vorsitzende des Hennebergisch-Fränkischen-Geschichtsvereins, Dr. Friedrich Tenner, auf und erstmals auch in der Umgebung der Burg und stieß dabei auf die Fundamente des ersten Tores und die einer weiteren Kemenate.
Die Zeit bis 1989 war durch die deutsch-deutsche Teilung geprägt, die Burg befand sich im Sperrgebiet. Vom Bergfried aus wurde der Grenzübergang Mellrichstadt überwacht. Für die Forschung war die Henneburg nicht mehr existent.Seitdem das Betreten des ehemaligen Grenzgebietes für die Öffentlichkeit möglich wurde, engagierten sich Bewohner des Ortes Henneberg ehrenamtlich für die Henneburg, es wurde dazu ein Burgclub gegründet. Seit der Übernahme der Burgruine Henneberg durch die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten am 12. September 1995 finden Sicherungs- und Sanierungsarbeiten statt.
1992-1995 sowie 2000-2001 wurden durch das Thüringische Landesamt für Archäologische Denkmalpflege Weimar Ausgrabungen durchgeführt.
Kontakt
- Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Schloss Heidecksburg, 07407 Rudolstadt
Postanschrift: Postfach 100 142, 07391 Rudolstadt Tel. 03672/4470, Fax 03672/447119, stiftung@thueringerschloesser.de
- Club Henneburg e.V., 98617 Henneberg
(Tel. 036945/50178)