Pepouza

Pepouza (auch Pepuza) war eine Stadt in Phrygien, Kleinasien; südlich des heutigen Uşak im Westen der Türkei, die im 2. Jahrhundert von der christlichen prophetischen Bewegung der Montanisten zum Neuen Jerusalem erklärt wurde. In Pepouza sollte nach den Erwartungen der Montanisten, gemäß einer Vision aus dem neutestamentarischen Buch der Offenbarung des Johannes, Kapitel 21 und 22 am Ende der Apokalypse eine neue Stadt, ein neues Jerusalem auf der Erde entstehen.
Lage
Die Ruinen der Stadt Pepouza befinden sich auf dem Gebiet des Dorfes Karayakuplu, in südlicher Richtung 16 km von Karahalli, Provinz Uşak entfernt; im Tal des Flusses Banaz, westlich der Cilandras-Brücke.
Geschichte
Pepouza wurde 165 n. Chr. von Montanus gegründet, der den Anspruch erhob, der eschatologische Paraklet zu sein. Epiphanius, Bischof von Salamis, berichtete in seinem Panárion, dass Pepouza nach dem Tod der Gründerpropheten Montanus, Priscilla und Maximilla zur Wallfahrtsstätte für Montanisten wurde, die „dort in die geheimen Riten eingeführt“ wurden. In Pepouza gab es Herbergen für Pilger, Kirchen und ein Kloster, es war der Hauptsitz einer im ganzen römischen Reich verbreiteten Bewegung.[1] Um 650 wurde Pepouza auf Befehl des römischen Kaisers Justinian I. zerstört.
Im Synekdemos des Hierokles, einem spätantiken Städteverzeichnis, wurde Pepouza erwähnt.
Forschungsgeschichte
Seit dem 19. Jahrhundert bemühten sich die Gelehrten um die Identifizierung Pepouzas. Zwischen 1883 und 1931 versuchte der britische Epigraphiker William Ramsay die Spuren der Stadt der Montanisten zu finden.
1999 entdeckten Bewohner eines bei Karahalli gelegenen Dorfes eine kleine Tafel, auf der der römische Kaiser Septimus Severus den Bewohnern der Ortschaft Tymion, die sich über zu hohen Abgaben beklagten, mitteilte: „Ihr seid gezwungen die Steuern zu bezahlen, sie sind nicht hoch“. Im Juli 2000 konnte ein internationales Forscherteam unter Beteiligung des amerikanischen Montanismusexperten William Tabbernee aus Tulsa und des Archäotheologen Peter Lampe von der Universität Heidelberg, denen bekannt war, dass Tymion und Pepouza nahe bei einander lagen, durch diese Inschrift eine 12 km südlich gelegene römische Siedlung als das antike Pepouza identifizieren.
Ein siedlungsarchäologischer Survey unter der Leitung von Peter Lampe erbrachte 2001/2002 Belege für eine kontinuierliche intensive Besiedlung seit hellenistischer Zeit. Keramikscherben, Münzen, eine Nekropolis sowie Reste der damaligen Infrastruktur, eine römische Straße und eine Brücke sowie zwei Marmorbrüche und ein „Eselpfadsystem mit Spuren für Gegenverkehr“ wurden als Belege für die Existenz einer Stadt mit ehemals mehreren tausend Einwohnern gefunden.[2]
Einzelnachweise
- ↑ David Farnell.The Montanist Crisis http://www.tms.edu/tmsj/tmsj14i.pdf
- ↑ Urs Willmann: Auf den Spuren der Ekstase http://zeus.zeit.de/text/2002/23/200223_p-lampe.xml
Weblinks
- The Discovery of Pepouza and Tymion http://theologie.uni-hd.de/wts/lampe/pepouza.html (englisch)
- Wo frühe Christen die Herabkunft des "himmlischen Jerusalem" erwarteten http://www.uni-heidelberg.de/presse/unispiegel/us5_2001/pepouza.html
- Pepouza http://www.karahalli.net/de/oren.html
Literatur
- Peter Lampe: Zeitschrift für Antikes Christentum The Phrygian Archaeological Surface Survey Project of the University of Heidelberg and the Discovery of Pepouza and Tymion ISSN: 0949-9571
- William Tabbernee, Peter Lampe: Pepouza and Tymion: The Discovery and Archeological Exploration of a Lost Ancient City and an Imperial Estate. Verlag de Gruyter, erscheint im August 2007, ISBN 978-3-11-019455-5