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Jüdisch-Theologisches Seminar in Breslau

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Das Jüdisch-Theologische Seminar in Breslau, dessen offizieller Name Jüdisch-Theologisches Seminar Fraenckel'scher Stiftung lautete, war eine bedeutende jüdische Bildungseinrichtung, die im Jewish Theological Seminary of America ihre Fortsetzung fand.

Der Rabbiner Zacharias Frankel (1801-1875) gehörte ehemals dem traditionellen Flügel der aufkommenden Bewegung des Reformjudentums an. Nach der zweiten rabbinischen Reformkonferenz (1845, Frankfurt a. M.) trat er zurück, nachdem er zu der Überzeugung gelangt war, dass ihre Positionen äußerst radikal waren. 1854 wurde er der Leiter einer neuen Rabbinerschule, des Jüdisch-Theologischen Seminars Fraenckel'scher Stiftung zu Breslau. In seinem Opus magnum Darkhei HaMishnah (Wege der Mischnah) untermauerte Rabbi Frankel wissenschaftlich, dass das jüdische Recht nicht statisch war, sondern sich eher immer auf sich wandelnde Bedingungen hin entwickelt hatte. Diesen Zugang zum Judaismus nannte er 'positiv-historisch', was bedeutete, dass das jüdische Recht und die jüdische Tradition als normativ akzeptiert werden sollten, man jedoch offen sein müsse dafür, das Recht in der gleichen historischen Weise zu verändern und zu entwickeln, in der sich der Judaismus historisch entwickelte.

Das Seminar wurde 1938 von den Nazis geschlossen.

Literatur

  • Guido Kisch: Das Breslauer Seminar. Jüdisch-Theologisches Seminar (Fraenckelscher Stiftung) in Breslau 1854-1938. Tübingen 1963
  • Andreas Brämer: Rabbiner Zacharias Frankel : Wissenschaft des Judentums und konservative Reform im 19. Jahrhundert. Hildesheim [u.a.]: Olms, 2000