Österreichisches Deutsch
Österreichisches Deutsch | ||
---|---|---|
Gesprochen in |
Österreich | |
Sprecher | ungefähr 8,5 Millionen | |
Linguistische Klassifikation |
|
Österreichisches Deutsch (umgangssprachlich: Österreichisch) bezeichnet die vorwiegend in Österreich gebräuchlichen Begriffe und sprachlichen Abweichungen (Varietäten) der deutschen Hochsprache (Schriftsprache) und ihres Wortschatzes, die sich in Österreich geschichtlich entwickelt haben und heute durch das Österreichische Wörterbuch staatlich normiert sind. Einige Begriffe entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und Regionaldialekten, viele andere wurden den Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe geht auf das Amtsdeutsch im Kaisertum Österreich (ab 1804) sowie in der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn (ab 1867) zurück. Ausserdem umfasst ein wichtiger Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich, einige dieser Ausdrücke sind sogar durch Verträge mit der EU geschützt.
Daneben gibt es in Österreich abseits der Hochsprache noch zahlreiche regionale Dialektformen, insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache sehr stark genutzt, finden aber abgesehen von den oben angesprochenen Einflüssen keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache (ausgenommen natürlich im Falle von Mundartdichtern usw.).
Damit zeigt sich am Österreichischen Deutsch (wie auch am Schweizer Hochdeutsch) die Eigenschaft der Deutschen Sprache als plurizentrische Sprache, ein typisches Merkmal sprecherreicher Sprachen die über nationale Staatsgrenzen hinaus verbreitet sind. International vergleichbar ist dieses Verhältnis beispielsweise mit der Beziehung zwischen Französisch und seinen geographisch nahen Varietäten wie Belgisches Französisch oder Schweizer Französisch (nicht jedoch mit dem wesentlich eigenständigeren und geographisch entfernteren Französisch in Kanada).
Geschichte und Entwicklung des Österreichischen Deutsch
Zur geschichtlichen Entwicklung der Hochsprache

Etwa 88 % der österreichischen Bevölkerung haben Deutsch als Muttersprache. Doch bereits im 18. Jahrhundert erforschte der österreichische Sprachforscher Johann Siegmund Popowitsch Sprachunterschiede zwischen Österreich und Deutschland. Popowitsch war slowenischer Herkunft und stammte aus der Untersteiermark, von 1753 bis 1766 war er Professor an der Universität Wien und ein Gegner Gottscheds, der die deutsche Sprache nach dem Meißnischen Sprachgebrauch normierte. Bei seinem Tod 1774 hinterließ Popowitsch einen umfangreichen Zettelkasten, aus dem das erste österreichische Wörterbuch hervorgehen hätte sollen.[1] Bedingt durch die Zeit der Habsburger-Monarchie und der Doppelmonarchie Österreich-Ungarn sind auch zahlreiche Lehnwörter aus dem Tschechischen, Ungarischen, Italienischen, Jiddischen, Südslawischen usw. in das österreichische Deutsch übernommen worden.
Die Volkszählung 1910 in Österreich-Ungarn ergab folgendes Bild (Anm.: Juden gaben meist Deutsch als Umgangssprache an, ebenso Beamte nicht-deutscher Muttersprache, die durch den Einsatz im Verwaltungsapparat vorwiegend deutsch sprachen. Exakte Zahlen über die nationale Zuordnung existieren nicht).
Sprache | Absolutzahl | Prozent |
---|---|---|
Deutsch | 12.006.521 | 23,36 |
Ungarisch | 10.056.315 | 19,57 |
Tschechisch | 6.442.133 | 12,54 |
Polnisch | 4.976.804 | 9,68 |
Serbisch und Kroatisch | 4.380.891 | 8,52 |
Ruthenisch (Ukrainisch) | 3.997.831 | 7,78 |
Rumänisch | 3.224.147 | 6,27 |
Slowakisch | 1.967.970 | 3,83 |
Slowenisch | 1.255.620 | 2,44 |
Italienisch | 768.422 | 1,50 |
Sonstige | 2.313.569 | 4,51 |
Insgesamt | 51.390.223 | 100,00 |
Für die Umgangssprachen in den einzelnen Kronländern der österreichischen Reichshälfte ergab sich in der Volkszählung 1910 folgende Sprachverbreitung:
Land | Hauptumgangssprache | andere Sprachen (mehr als 2 %) |
---|---|---|
Böhmen | Tschechisch (63,2 %) | Deutsch (36,8 %) |
Dalmatien | Kroatisch (96,2 %) | Italienisch (2,8 %) |
Galizien | Polnisch (58,6 %) | Ukrainisch (40,2 %) |
Niederösterreich | Deutsch (95,9 %) | Tschechisch (3,8 %) |
Oberösterreich | Deutsch (99,7 %) | |
Bukowina | Ukrainisch (38,4 %) | Rumänisch (34,4 %), Deutsch (21,2 %), Polnisch (4,6 %) |
Kärnten | Deutsch (78,6 %) | Slowenisch (21,2 %) |
Krain | Slowenisch (94,4 %) | Deutsch (5,4 %) |
Salzburg | Deutsch (99,7 %) | |
Schlesien | Deutsch (43,9 %) | Polnisch (31,7 %), Tschechisch (24,3 %) |
Steiermark | Deutsch (70,5 %) | Slowenisch (29,4 %) |
Mähren | Tschechisch (71,8 %) | Deutsch (27,6 %) |
Tirol | Deutsch (57,3 %) | Italienisch (42,1 %) |
Küstenland | Slowenisch (37,3 %) | Italienisch (34,5 %), Kroatisch (24,4 %), Deutsch (2,5 %) |
Vorarlberg | Deutsch (95,4 %) | Italienisch (4,4 %) |
Zur Entwicklung der Regionaldialekte
In Österreich werden zusätzlich zur Hochsprache die heimischen Dialekte recht häufig gebraucht, dies sind oberdeutsche Dialekte (mittel- und südbairisch sowie alemannische Dialekte in Westösterreich). Da die österreichische Staatsgrenze historisch gesehen keine Sprachgrenze war und es seit der schleichenden Auflösung des Heiligen Römischen Reichs (HRR) bis zur Gründung der (ersten) Republik Österreich zu zahlreichen Gebietsverschiebungen kam (Salzburg ist das wohl prominenteste Beispiel), teilen die in Österreich gesprochenen süddeutschen Dialekte einige sprachliche Besonderheiten mit dem übrigen bairischen Sprachraum in Bayern und dem alemannisch-schwäbischen Sprachraum auf allen Seiten des Bodensees (siehe hierzu auch deutsches Dialektkontinuum).
Österreichische Hochsprache
Siehe auch: Variantenwörterbuch des Deutschen, Österreichisches Wörterbuch, Liste von Austriazismen
Ein Teil des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache ist auch in den mittel- und südbairischen Dialekten verankert und wird daher fallweise auch in den übrigen bairischen Sprachgebieten in Altbayern verwendet. Darüber hinaus gibt es jedoch einen speziellen Wortschatz der Hochsprache, der nur in Österreich gebraucht wird, insbesondere im Amtswesen und im kulinarischen Bereich. Das so genannte österreichische Amtsdeutsch geht zurück auf die österreichisch-ungarische Monarchie und hat sich seitdem zwar in Feinheiten entwickelt, insgesamt aber in den Begrifflichkeiten stark konserviert. Ebenso maßgeblich für die Erhaltung und Weitergabe dieses österreichischen (Hoch-)Deutsch sind das Bildungswesen (Schulen, Universitäten) sowie die weiteren sprachprägenden Institutionen des heutigen Österreich (Insbesondere Fernsehen, Radio und Printmedien: Medien in Österreich). Daneben wurde und wird das österreichische Deutsch durch die anderen Sprachen Mitteleuropas beeinflusst, zumal jenen der ehemaligen Kronländer Tschechisch, Ungarisch, Slowenisch, Italienisch. Der Einfluss des jüdischen Bürgertums bis 1938, insbesondere in Wien und Prag, schlägt sich in der vermehrten Verwendung von jiddischen Ausdrücken nieder.
In den Beitrittsverträgen Österreichs mit der Europäischen Gemeinschaft (EU) wurden auch einige österreichspezifische Bezeichnungen für Lebensmittel festgeschrieben, die im übrigen deutschen Sprachraum nicht gebräuchlich sind und darüber hinaus den Zweck eines Produktschutzes erfüllen (Jagatee).
Wortschatz in Österreich
Viele in anderen deutschen Sprachregionen gebräuchliche Wörter werden in Österreich weder mündlich noch schriftlich allgemein verwendet. Manche der folgenden Wörter waren auch im sonstigen oberdeutschen Sprachraum ursprünglich nicht heimisch.
Verwaltungstechnische Ausdrücke
Im Zuge der Gründung der I. Republik im Jahre 1920 hat der damalige Verfassungsgesetzgeber zwar die deutsche Sprache (ohne nähere Spezifikation) in Artikel 8 Absatz 1 des österreichischen Bundes-Verfassungsgesetzes (B-VG) als offizielle Staatssprache festgeschrieben, wobei Art. 8 Abs. 2 B-VG auch die bodenständigen Minderheitensprachen in Österreich anerkennt:
- „Artikel 8 B-VG
- (1) Die deutsche Sprache ist, unbeschadet der den sprachlichen Minderheiten bundesgesetzlich eingeräumten Rechte, die Staatssprache der Republik.
- (2) Die Republik (Bund, Länder und Gemeinden) bekennt sich zu ihrer gewachsenen sprachlichen und kulturellen Vielfalt, die in den autochthonen Volksgruppen zum Ausdruck kommt. Sprache und Kultur, Bestand und Erhaltung dieser Volksgruppen sind zu achten, zu sichern und zu fördern.“
Tatsächlich gebräuchlich ist im Alltag wie auch im staatlichen Bereich jedoch Österreichisches Deutsch als Varietät des Hochdeutschen. Im Folgenden sind österreichische Ausdrücke aus dem Bereich Verwaltung und Politik aufgelistet, daneben die jeweilige Entsprechung in Deutschland:
- Nationalrat = Bundestag
- Landeshauptmann/Landeshauptfrau = Ministerpräsident/-in (eines Bundeslandes)
- Landesrat/Landesrätin = Minister/-in eines Bundeslandes
- Bezirkshauptmannschaft = Bezirksverwaltung (Landrats-/Kreisamt)
- Bürgermeister = Oberbürgermeister in größeren Städten, Regierender Bürgermeister in Berlin
- Klub = Fraktion (im Parlament)
- Klubobmann/Klubobfrau = Fraktionsvorsitzender/Fraktionsvorsitzende
- Gendarmerie = Landpolizei
- Bezirksgericht = Amtsgericht
- Landesgericht = Landgericht
- Oberster Gerichtshof = Bundesgerichtshof
- Verfassungsgerichtshof = Bundesverfassungsgericht
- Verwaltungsgerichtshof = Bundesverwaltungsgericht
- der Akt = die Akte
Ebenso sind in der Rechtssprache oder in der österreichischen Gesetzgebung Ausdrücke vorhanden, die z. B. in Deutschland nicht verwendet werden, einen anderen Bedeutungsinhalt haben (z. B. Besitz) oder ungebräuchlich sind. Ebenso weichen Rechtsausdrücke - oft aufgrund der vom Gesetzgeber gewählten Terminologie - im Detail von den in Deutschland gebräuchlichen, sinngleichen Ausdrücken ab (z. B. in Österreich: Schadenersatz, Schmerzengeld laut dem ABGB 1811; in Deutschland: Schadensersatz, Schmerzensgeld). Generell lässt sich in Österreich eine häufigere Verwendung von Latinismen in der Rechtssprache feststellen, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass das kurz vor der vorletzten Jahrhundertwende entstandene deutsche BGB die zuvor auch in Deutschland weit verbreiteten lateinischen Rechtsausdrücke aus dem römischen Recht (Pandekten) bewusst vermied oder „eindeutschte“. Beispiele sind nur in Österreich oder öfter als in Deutschland verwendete Ausdrücke wie Legat (Vermächtnis), Servitut (Dienstbarkeit), Causa (Fall) oder Krida.[2]
Bei den Dienstgraden des österreichischen Bundesheeres sind Unterschiede etwa zu den in der deutschen Bundeswehr gebräuchlichen Bezeichnungen vor allem unterhalb der Offiziersebene stark ausgeprägt. Beispiele sind die Dienstgrade (in Österreich Chargen genannt, wobei in der strengeren Terminologie des Bundesheeres Chargen nur die Dienstgrade zwischen Rekrut und Unteroffizieren sind, d. h. Gefreiter, Korporal und Zugsführer) Korporal (Deutschland: Hauptgefreiter/Stabsgefreiter), Wachtmeister (österreichischer Ausdruck für „Feldwebel“, in Deutschland nur bei der Artillerie und Kavallerie bis 1945 verwendet), Vizeleutnant (entspricht einem „Unterleutnant“ in der ehemaligen NVA der DDR) oder Brigadier (D: Brigadegeneral). Kommandeure (Deutschland) sind in Österreich stets Kommandanten.
Auch im Schulbereich bestehen hinsichtlich der Organisation wie auch der Ausdrücke einige Unterschiede zwischen dem österreichischen und dem deutschen System. In Österreich gibt es nur zwei weiterführende Schultypen nach der Volksschule (Deutschland: Grundschule), nämlich die Hauptschule, die etwa der deutschen Haupt- und Realschule entspricht, und das Gymnasium (in Wien manchmal: Kooperative Mittelschule). In der Hauptschule werden die Schüler in drei Leistungsgruppen aufgeteilt. Das bundesdeutsche Abitur entspricht der Matura in Österreich. Siehe hierzu auch unter Schulsystem in Österreich. Für Kinder ist in Österreich der Kindergarten (Alltagssprache) bzw. das Kindertagesheim (Amtssprache) vorgesehen. Die in Deutschland gebräuchliche Bezeichnung Kindertagesstätte bzw. Kita ist in Österreich unüblich und unbekannt.
Im medizinischen Bereich trifft man ebenfalls auf österreichische Fachtermini. So befinden sich Österreicher im Krankenstand, besuchen dann einen Arzt, welcher eine Ordination (bundesdeutsch: Praxis bzw. Sprechstunde) hat. Dabei gibt es auch den Primarius bzw. Primararzt, den Dentisten, den Praktischen Arzt (d.h. Allgemeinmediziner), den Turnusarzt (Arzt im Praktikum) etc. Im Wienerischen gibt es dazu noch auch für zahlreiche Verletzungen und Erkrankungen lokale dialektgeprägte Bezeichnungen.
Monatsnamen - Jänner, Feber und Februar
Die in Österreich für den ersten Monat des Kalenderjahres verwendete Bezeichnung ist Jänner. Jänner wird offiziell benutzt und Januar ist in nahezu allen Bereichen unüblich. Jänner entspricht dem mittelhochdeutschen jener, jenner das wiederum aus der spätlateinischen Form iēnuārius [3] entstanden ist. Jänner war bis in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts im gesamten deutschen Sprachraum verbreitet, wurde dann aber bis ungefähr 1800 - mit Ausnahme des süddeutschen Sprachraumes - von der Form Januar verdrängt, die wiederum eine endungslose Variante des lateinischen iānuārius ist. Jänner stellt somit aus neuhochdeutscher Sicht ein Erbwort aus dem Mittelhochdeutschen dar (weil es in die entsprechenden Lautwandelprozesse eingebunden war), wohingegen Januar - auch im Neuhochdeutschen - ein lateinisches Lehnwort ist (da es phonologisch und morphologisch dem neuhochdeutschen System angepasst wurde, aber seit seiner Entlehnung noch keine signifikanten, für die aktuelle Sprachform typischen Lautwandelprozesse durchlaufen hat).
Anders verhält es sich mit der Bezeichnung Feber für den zweiten Monat des Kalenderjahres. Hier war in der deutschen Volkssprache die Bezeichnung Hornung üblich, die aber dann über den Weg der humanistischen Kanzleisprache vom lateinischen Fremdwort februārius verdrängt wurde, das dann als Februar bzw. im Mitteldeutschen und Oberdeutschen als Feber ein Lehnwort wurde. Eine dem Stamm Hornung entsprechende Form ist heute in Österreich auch auf basilektaler und mesolektaler Ebene (und damit in Ortsdialekten und Regiolekten) eher unwahrscheinlich anzutreffen. Es werden häufig Formen verwendet, die Februar entsprechen. Akrolektal, standardsprachlich ist Februar üblich, wobei kanzleisprachlich (z. B. auf amtlichen Dokumenten) und auch umgangssprachlich immer wieder die Form Feber anzutreffen ist.
Küchenvokabular
Anlässlich des unter dem Motto „Erdäpfelsalat bleibt Erdäpfelsalat“ propagierten EU-Beitritts Österreichs wurde das Spannungsfeld „nationale Identität – EU-Identität“ an linguistischen Fragen deutlich. Österreich ließ im „Protokoll Nr. 10 über die Verwendung österreichischer Ausdrücke der deutschen Sprache“ zum österreichischen Beitrittsvertrag 23 Bezeichnungen quasi unter Schutz stellen. Die 23 geschützten Ausdrücke sind allerdings ausschließlich Ausdrücke der Küchensprache und sind in der folgenden Tabelle „Küchenvokabular“ mit Sternchen* gekennzeichnet:
GewichtsbezeichnungenBei Lebensmitteln wird statt 10 Gramm die Bezeichnung 1 Deka(gramm) verwendet (analog zu den anderen Nachfolgestaaten der österreichisch-ungarischen Monarchie, etwa im Italienischen un etto). So lautet etwa die Bestellung 10 Deka Extrawurst und nicht 100 Gramm Extrawurst (siehe auch Vorsätze für Maßeinheiten). Der Zentner wird in Österreich für eine Gewichtseinheit von 100 kg verwendet, in Deutschland für 100 Pfund (50 kg). Die in Deutschland verwendeten Begriffe Doppelzentner für 100 kg sowie Pfund für das halbe Kilogramm sind in Österreich unüblich. Österreichische MarkennamenAuch die Wirtschaft spielt im österreichischen Deutsch eine Rolle, wo beispielsweise einzelne Markennamen zu Austriazismen wurden. So wird heute für das Klebeband zumeist der Markenname TIXO verwendet, für Knabbergebäck Soletti, für Schokoküsse Schwedenbomben, für Putzlappen Wettex, für Schnellkochtöpfe Kelomat und manchmal auch für Orangensaft Cappy und für Apfelsaft Obi, unabhängig vom tatsächlichen Hersteller (vgl. auch Artikel Begriffsmonopol). Weitere Beispiele
(Anm.: Diese zweite Liste sollte kritisch durchgesehen werden sodass nur jene Ausdrücke in die erste Liste übertragen werden, die in der österreichischen Hochsprache/Schriftsprache Verwendung finden.)
GrammatikWortbildung (Fugen-s)Zwischen die Elemente zusammengesetzter Hauptwörter tritt oft ein Fugen-S, wo im Bundesdeutschen keines auftritt, z. B. „Zugsverspätung“ oder „Schweinsbraten“ (bundesdeutsch „Zugverspätung“ bzw. „Schweinebraten“). Auch bei zusammengesetzten Partizipien wird oft Fugen-S verwendet, z. B. „verfassungsgebend“. Dieses Fugen-S wird oft fälschlich als Genitiv interpretiert. Andererseits tritt das Fugen-S in einigen Fällen im Gegensatz zum Sprachgebrauch in Deutschland nicht auf, z. B. „Adventkalender“ statt „Adventskalender“, „Schadenersatz“ statt „Schadensersatz“, „Schmerzengeld“ statt „Schmerzensgeld“ (letzteres nur legistisch). KonjugationDie zweite Person Plural wird, wie auch in Teilen des süddeutschen Sprachraumes, im Präsens und Perfekt gern mit der Endung -ts versehen, um gegenüber der 3. Person Singular klarer abzugrenzen, vor allem wenn das Personalpronomen weggelassen wird (Habts (ihr) das gesehen?). PerfektIn Österreich (wie auch in der Deutschschweiz und im gesamten süddeutschen Sprachraum) wird für die Bildung des Perfekts von Verben, die die Körperhaltung ausdrücken, genauso wie für Verben der Bewegung, (auch hochsprachlich) generell als Hilfsverb „sein“ verwendet. Zu den betroffenen Verben gehören zum Beispiel „sitzen“ (sitzen – bin gesessen, aber: einsitzen (im Gefängnis) – habe gesessen), „stehen“ (stehen – bin gestanden, aber: gestehen – habe gestanden), „liegen“ (liegen - bin gelegen) und in Teilen Kärntens umgangssprachlich „schlafen“ (schlafen - bin geschlafen). Präteritum / ImperfektEbenso wie im gesamten Dialektgebiet südlich der Mainlinie ist das Präteritum, im Österreichischen auch „Mitvergangenheit“ genannt, in der österreichischen Umgangssprache völlig ungebräuchlich. „Ich ging“ oder „ich sah“ wird als fremdartig empfunden, lediglich die Kopula sein und die Modalverben wollen, können, dürfen und müssen werden im Präteritum gebraucht. Normal ist zu sagen: „ich bin gegangen“ oder „ich habe gesehen“. Das Präteritum ist in den oberdeutschen Dialekten in frühneuhochdeutscher Zeit ausgestorben. Eine Erklärung dafür ist, dass im Oberdeutschen generell das auslautende „-e“ u. a. bei den Vergangenheitsformen auf „-te“ ausgefallen war: „sagt-e“ > „sagt“, „kauft-e“ > „kauft“. Dadurch konnten von vielen Verben die Vergangenheits- und Gegenwartsformen lautlich nicht mehr unterschieden werden, was dazu geführt haben soll, dass das Präteritum insgesamt außer Gebrauch gekommen ist. Einer anderen Theorie zufolge wurde das Präteritum zu Gunsten des synthetischen Konjunktivs aufgegeben, bzw. von ihm verdrängt. Gebrauch des KonjunktivsWährend in den nördlichen deutschen Sprachregionen in Sätzen der indirekten Rede häufig der Konjunktiv verwendet wird, wird in Österreich in der Umgangssprache eher der Indikativ verwendet. Wenn ein Satz tatsächlich im Konjunktiv gesprochen wird, so drückt das ein Misstrauen aus. Beispiel: Er hat gesagt, dass er in der Stadt gewesen ist. Im Gegensatz dazu: Er sagte, dass er in der Stadt gewesen sei. - drückt aus, dass man es eigentlich nicht glaubt. Der Konjunktiv selbst wird eher als Irrealis gebraucht. (Zu seiner Bildung siehe den Grammatikteil des Artikels Bairische Sprache.) Geschlecht (Genus)Bei einigen Wörtern wird in der österreichischen Standardsprache ein anderes Genus verwendet. Beispiele sind (österreichisches Deutsch – Bundesdeutsch):
(Weitere Beispiele für gesamtbairische Genusabweichungen finden sich im Artikel Bairische Sprache.) Während in der Hochsprache die Anzahl der Wörter mit abweichendem Genus relativ gering ist, wird es in den verschiedenen Dialekten wesentlich öfter verwendet. Sehr vielen englischen Wörtern, die relativ neu im deutschen Sprachgebrauch sind, wird in Österreich und Süddeutschland fast immer der sächliche Artikel (Neutrum) zugeordnet. In Nord- und Mitteldeutschland hingegen ist es üblich, den richtigen Artikel für ein neues Wort zu „suchen“. Ein Beispiel dafür ist das E-Mail und die E-Mail oder das Service oder der Service. Idiomatik, Kollokationen
SchreibweiseIn der Schreibweise gibt es auch nach der Rechtschreibreform einzelne Unterschiede, wie beispielsweise im bundesdeutschen Bereich ein Weg nach Hause führt, kann er nach dem Österreichischen Wörterbuch nachhause oder nach Hause führen. Das gilt auch für zuhause. Statt ohne weiteres wird in Österreich ohneweiters bevorzugt. Einige Wörter werden aussprachebedingt anders geschrieben; so zum Beispiel die österreichische Variante Geschoß im Gegensatz zum bundesdeutschen Geschoss, oder Kücken neben Küken. Österreichische AusspracheIn Anlehnung an die im Mittelbairischen im Anlaut weitgehend fehlende Unterscheidung zwischen den Konsonanten „p“ und „b“, „t“ und „d“ sowie (in geringerem Maße und nur regional) „k“ und „g“, der sogenannten Lenisierung, hören sich diese Konsonanten bei vielen Sprechern gleich an. Die Endungen auf -ig werden als solche ausgesprochen (so heißt es beispielsweise Könik oder fertik und nicht wie in Deutschland größtenteils üblich Könich, fertich). Auch aus dem Nordosten Deutschlands stammende Namen auf -ow werden häufig nicht wie dort mit langem „o“, sondern vielmehr slawisch als „-off“ ausgesprochen, z. B. in Klausjürgen Wussow. Ortsnamen, die mit der Endung -au enden, werden meist auf der Endsilbe betont, während sie sonst erstsilbig betont werden. Beispiele sind Wachau und Lobau entgegen Passau oder Mainau. Zusammengesetzte Namen (z. B. Straßenbezeichnungen) werden teilweise in der Betonung auf dem ersten Nomen betont, z.B. bei Bundes-kanzleramt. LehnwörterViele Lehnwörter unterscheiden sich nicht nur in der Betonung, sondern auch in der Aussprache vom Gebrauch in anderen deutschen Sprachgebieten, so etwa Balkon, Beton, Saison (auch mit -ei-), pensioniert (keine Nasalisierung), Bronze (Nasalierung), Chemie, China (Aussprache auf /k/), Kaffee, Mathematik, Parfum, Tabak, Telefon. In Österreich wird der Buchstabe s fast durchgängig stimmlos ausgesprochen. Dies führt manchmal zu Verwirrung bei österreichischen Lesern von Sprachführern, die Beispiele wie „S wie in Sonne“ verwenden, um die stimmhafte Aussprache zu erklären. Des weiteren sprechen viele Österreicher das „st“ und „sp“ in manchen lateinischen, griechischen, französischen oder englischen Wörtern nicht als „scht-“ oder „schp-“, sondern als „st-“ und „sp-“, z. B. Standard, Statistik, spezifisch (aber etwa: speziell immer mit "schp-" gesprochen). Spurt wird oftmals mit englischer Aussprache verwendet[4]. Bei Kontrollor (in städtischen Verkehrsmitteln umgangssprachlich auch als Schwarzkappler bezeichnet) zeigt sich auch eine Veränderung gegenüber dem bundesdeutschen Kontrolleur. Häufig sind die hier angeführten Aussprachebeispiele jedoch nicht beschränkt auf Österreich, sondern sind auch im süddeutschen Raum (v. a. Bayern und Baden-Württemberg) anzutreffen (z. B. die zitierte Aussprache von Bronze, pensioniert, Chemie, China, Telefon usw.). Zahlen, UhrzeitZahlen werden als Substantive in Österreich generell auf -er gebildet und sind dann männlich. Es heißt also österr. der Einser vs. bundesdt. die Eins usw. Die Verwendung des Zahlwort zwo für zwei zur Verdeutlichung des Unterschieds zu drei in hochsprachlichen Durchsagen (z. B. an Bahnhöfen) ist in Österreich im Gegensatz zu Deutschland kaum gebräuchlich. Jahreszahlen werden in Österreich meist ohne das Element -hundert- gesprochen (z. B. 1998 = neunzehnachtundneunzig [vgl. engl. nineteen ninety-eight]). Speziell in Ost- und Südösterreich (aber auch in Teilen Süd- und Ostdeutschlands wie Pfalz, Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen, Brandenburg oder Berlin) wird 14 Uhr 15 nicht als Viertel nach zwei, sondern als Viertel drei oder Viertel über zwei(zu finden in Salzburg, Oberösterreich, Wien, Obersteiermark und Burgenland - hält sich aber keinesfalls an politische Grenzen) bezeichnet. Auch 14 Uhr 45 wird nur selten als Viertel vor drei, sondern als dreiviertel drei bezeichnet. Wechsel der SprachschichtIn der sprachlichen Gegenwart des Österreichischen kann man sehr häufig einen Wechsel der Sprachschichten beobachten. So werden in hochsprachlich gesprochenen Sätzen immer wieder umgangssprachliche Wörter und Dialektbegriffe eingebaut. Umgekehrt werden zur Betonung innerhalb der Umgangssprache, einzelne, betonte Wörter zur Verstärkung in Hochsprache ausgedrückt. Dies geschieht nicht als Anbiederung an die jeweils andere Sprachschicht, sondern dient einer stilistischen Nuancierung und Erweiterung der Ausdrucksmöglichkeit. Es ist keine Vermischung, sondern zeigt das Wissen um die jeweilig anderen Sprachschichten und deren Alltagsbedeutung – vor allem deshalb, da oftmals die gleichen Worte in den jeweils anderen Sprachschichten unterschiedliche Bedeutungen haben können – dies auch verstanden, und gerade auch von höheren Gesellschaftsschichten bewusst eingesetzt wird. Dieser Sprachschichtwechsel ist auch in der österreichischen Literatur sehr häufig zu finden (Karl Kraus, Die letzten Tage der Menschheit, Arthur Schnitzler etc.), in der österreichischen Presse (immer weniger), aber auch als Bestandteil des „Burgtheaterdeutsch“, der typisch österreichischen Hochsprachreferenz schlechthin. Gebrauchsunterschiede bei einzelnen SprachformenUntersuchungen haben gezeigt, dass in Österreich Sprachformen in formellen Kontexten akzeptiert werden, die in Deutschland unüblich sind, weil sie zu informell wirken. Joachim Grzega bezeichnet dieses Merkmal des österreichischen Deutsch als Nonchalance[5]. Selbst in geschriebener Sprache wie Zeitungen werden eher Zitate mit umgangssprachlichen Elementen verwendet, während im Bundesdeutschen eher indirekte Rede mit „geglätteter“ Sprache verwendet wird. Im Vergleich zu Deutschen legen die Österreicher mehr Wert auf die Anrede mit Titeln (z. B.: Ö: „Guten Morgen, gnädige Frau“, „Guten Abend, Herr Ingenieur“, „Grüß Gott, Herr Doktor“ vs. D: „Guten Morgen“, „Guten Abend, Herr Müller“). Die Bezeichnung Name wird in Österreich (ähnlich wie bei den benachbarten slawischen Sprachen) meistens nicht für den Nachnamen verwendet, sondern für die Kombination aus Vor- und Nachnamen, oder auch nur für den Vornamen. Regionale Dialektformen in ÖsterreichSiehe auch: Dialekte in Tirol, Kärntner Mundart, Vorarlbergerisch, Wienerisch, Der dialektale Wortschatz wird erfasst und beschrieben im Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich. (Zur ausführlichen Darstellung der bairischen Mundarten in Österreich siehe den Hauptartikel Bairische Sprache.) Zusätzlich zu den vielen verschiedenen Ortsdialekten (Dialektkontinuum), die in reiner Form meist nur noch von den älteren Dorfbewohnern gesprochen werden, haben sich in den einzelnen Bundesländern regionale „Landesdialekte“ gebildet, die sich an der in der jeweiligen Landeshauptstadt gesprochenen Mundart orientieren. Die Umgangssprache in den Landeshauptstädten wiederum wird in jeweils unterschiedlichem Ausmaß von der Wiener Mundart beeinflusst. Auf diese Weise entsteht eine Vermischung von mittelbairischen und südbairischen Dialektformen mit speziellen wienerischen sowie hochsprachlichen Merkmalen. Die unterschiedlichen Dialekte sind für einen Großteil der Bevölkerung die tägliche Umgangssprache, wobei im Sprachgebrauch älterer Menschen (wie fast überall im deutschen Sprachraum) sich meist mehr Dialektausdrücke finden, als von den nachfolgenden Generationen, vor allem in städtischem Umfeld, wahrgenommen werden. In manchen größeren Städten bildet sich deshalb meist eine Eigenart des in der Umgebung gesprochenen Dialekts aus. Dieser kommt mit durchwegs weniger Spezialausdrücken des Dialekts aus (z. B. wird „immer“ statt „ollawei“ gesagt, oder schlicht „Topf“ statt „Tügi“/„Tiegel“) und verwendet stattdessen mehr Dialektformen der gehobeneren Sprache (z. B. „hintn“ statt „dreant“ für „hinten“, oder „dawischen“/„erwischen“ statt „daglaunga“/„erlangen“ für "einen Gegenstand erreichen"). Besonders fällt die Verdrängung des urtümlichen Dialekts in und in der Umgebung von Wien auf, wo sich ein eigener „gehobener Wiener Dialekt“ entwickelt hat, der sich u. a. dadurch auszeichnet, dass der Vokal „a“ gezogen ausgesprochen wird, wie man ihn schreibt, anstatt ihn wie „å“ bzw. „o“ auszusprechen, wie ansonsten in den bairischen Dialekten üblich. Überhaupt werden Wörter viel öfter nach der Schrift ausgesprochen. Wörter wie „ich, dich, mich“, werden auch als solche gesprochen und nicht als „i, di, mi“; ein weiteres Beispiel ist, dass das „net“ durch das „nicht“ ersetzt wurde. Im Gegensatz zum übrigen Österreich werden in Vorarlberg und in Teilen des Tiroler Außerfern alemannische Dialekte gesprochen. Der Wortschatz der Vorarlberger Mundarten wird beschrieben im Vorarlbergischen Wörterbuch. Die Sprachgeographie der Mundarten in Vorarlberg und Tirol wird beschrieben im Vorarlberger Sprachatlas. Weitere BeispieleZu beachten ist, dass viele der hier aufgelisteten österreichischen Ausdrücke nur in der Umgangssprache geläufig sind (sie sind mit * markiert) sowie dass einige der bundesdeutschen Begriffe auch in Österreich üblich sind.
Aktuelle Herausforderungen an das Österreichische DeutschEinfluss deutscher MedienIn letzter Zeit wird die Umgangssprache mit Wörtern aus bundesdeutschen Medien bzw. in Deutschland synchronisierten Spielfilmen und TV-Serien durchwirkt; so ist es in allen Landesteilen bereits gebräuchlich, dass gelegentlich Wörter wie Tschüss, klasse, lecker verwendet werden. Die Massenmedien verstärken dies durch den Einsatz von Ausdrücken wie bislang, vor Ort, gerade mal usw. ImageproblemeEine 2006 veröffentlichte Untersuchung, die die österreichische Sprachforscherin Jutta Ransmayr bei Deutschlehrenden und Studenten in Großbritannien, Frankreich, Tschechien und Ungarn durchführte, zeigte, dass die österreichische Sprachvariante oft für einen Dialekt gehalten wird und mit Prestigeproblemen zu kämpfen hat. Dadurch wird das österreichische Deutsch von Lehrenden für „zweitklassig, altmodisch oder fehlerhaft“ gehalten, weil laut Ransmayr der letzte Sprachexport zur Zeit der k.u.k.-Monarchie stattfand.[6] Kritische Anmerkungen zum Begriff Österreichisches Deutsch... Literatur
Quellen und Fußnoten
Weblinks
Siehe auch |