Farbfilm
Aufbau eines Farbnegativfilms
Dargestellt ist der schematische Aufbau eines Farbnegativfilms (Dreischichtfarbfilm). Schematisch deshalb, da es je nach Hersteller und Film zu zusätzlichen Schichten kommen kann. So gibt es z.B. bei Kodak Kodacolor-Filmen für jede Farbe (Blau, Grün, Rot) je eine Schicht mit hoher und niedriger Lichtempfindlichkeit. Ein anderes Beispiel ist Fujifilm mit einer zusätzlichen vierten Schicht, die bezüglich der Farbe Gelb empfindlich ist.
-------------------------------- Schutzschicht -------------------------------- für Blau sensibilisierte Schicht -------------------------------- für Grün sensibilisierte Schicht -------------------------------- für Rot sensibilisierte Schicht -------------------------------- Lichthofschutzschicht -------------------------------- Träger aus Azetat --------------------------------
Geschichte des farbigen Kinofilms
Die ersten farbigen Filme waren einzelbildweise handkoloriert. 1909 wurde der erste farbig aufgenommene Kinofilm gezeigt. Er basierte auf dem sogenannten Kinemacolor-Verfahren, bei dem die Bilder abwechselnd durch zwei verschiedene Farbfilter aufgenommen und projiziert werden.
1917 wurde mit dem Technicolor-Verfahren eine Möglichkeit entwickelt, die Farben direkt auf dem Film aufzunehmen, womit die Filme auch mit normalen Projektoren wiedergegeben werden konnten. Allerdings waren auch hier zunächst nur zwei Farben möglich. Der erste Film, der diese Technik nutzte, war The Gulf Between.
Der erste abendfüllende Kinofilm, der mit dem Technicolor-Verfahren alle drei Grundfarben nutzte, war Becky Sharp von Rouben Marmoulian aus dem Jahr 1935. Der Durchbruch für den Farbfilm kam aber erst 1937 mit Disneys Schneewittchen und die sieben Zwerge.
In Deutschland war die Ufa die erste Produktionsgesellschaft, die Farbfilme drehte. Für ihren ersten Farbfilm, einen Tierfilm mit dem Titel "Bunte Tierwelt" (1931), benutzte die Ufa das Zweifarbenverfahren Ufacolor. 1936 entstand ein kurzer Spielfilm mit dem Titel "Das Schönheitsfleckchen", bei dem ein von der Firma Berthon-Siemens entwickeltes Verfahren namens Opticolor verwendet wurde.
Das Verfahren, das sich bei der Ufa schließlich durchsetzte, hieß Agfacolor. Agfacolor war ein Drei-Farb-Verfahren, das nur ein einziges Negativ erforderte und damit einfacher funktionierte als das amerikanische Technicolor-Verfahren. Allerdings waren die Farben schwächer und unterlagen größeren Schwankungen. Die ersten Filme, die in Agfacolor produziert wurden, waren die Kulturfilme "Bunte Kriechtierwelt" und "Thüringen" (beide 1940). Bis Kriegsende folgten neun weitere Filme, darunter die Spielfilme "Frauen sind doch bessere Diplomaten" (1941), "Die goldene Stadt" (1942), "Das Bad auf der Tenne" (1943), "Immensee" (1943), "Münchhausen" (1943), "Die Frau meiner Träume" (1944), "Große Freiheit Nr. 7" (1944), "Opfergang" (1944) und "Kolberg" (1945).
Die private Verwendung von Farbnegativfilmen hielt sich wegen der zunächst noch hohen Kosten stark in Grenzen. Bekannt ist, dass Adolf Hitlers filmbegeisterte Geliebte Eva Braun, eine ausgebildete und später bei Hitlers Leibfotograf Heinrich Hoffmann angestellte Fotolaborantin, bereits private Farbfilme drehte. Im Privat- und Amateurbereich verwendete man für bewegte Farbfilme seit spätestens 1935 speziell für die Projektion von Normal8- und 16mm-Originalen (statt Abzügen oder Kopien von Negativen) entwickeltes Farbumkehrmaterial wie Kodachrome und Agfachrome (-chrome steht für Umkehr-, -color für Negativfarbfilme), die wesentliche Verbreitung von Farbfilmmaterial begann jedoch erst in der Nachkriegszeit.
Der erste deutsche Nachkriegs-Farbfilm war Schwarzwaldmädel.
Siehe auch
Literatur
- Werner Schultze: Farbenphotographie und Farbenfilm. Wissenschaftliche Grundlagen und technische Gestaltung. Berlin: Springer, 1953
- Gerd Koshofer: "COLOR - Die Farben des Films" Berlin: Wissenschaftsverlag Volker Spiess, 1988
- Joachim Polzer (Hrsg.): Weltwunder der Kinematographie (5. Ausgabe 1999). (zu Agfacolor), Polzer Media Group, Potsdam 1999. ISBN 3-934535-01-1
- Joachim Polzer (Hrsg.): Weltwunder der Kinematographie (6. Ausgabe 2002). (zu Eastmancolor und Technicolor), Polzer Media Group, Potsdam 2002. ISBN 3-934535-20-8
- Joachim Polzer (Hrsg.): Weltwunder der Kinematographie (8. Ausgabe 2006). (Zur Geschichte des Filmkopierwerks, 90 Jahre Technicolor), Polzer Media Group, Potsdam 2006. ISBN 3-934535-26-7