Joseph Nasi
Joseph Nasi (christlicher Taufname: João Miquez; * 1524 in Portugal; † 1579) war ein einflussreicher Diplomat, Bankier und Finanzexperte am Hof der osmanischen Sultane Süleyman I. und Selim II. In seinem abenteuerlichen Leben führte er unterschiedliche Namen: João Miquez in Portugal, Giovanni Miches in Venedig Juan Miguez in Spanien und Flandern und Joseph Nasi oder Jusuff Nassy in Constantinopel. 1566 wurde er von Selim II. zum Herzog (Duca) von Naxos und den Kykladen ernannt.
Leben
Nasi wurde in eine wohlhabende marranische Familie geboren. Er wurde zum Herrn von Tiberias in Palästina ernannt, um dort erneut Juden anzusiedeln und (dadurch) die regionale Wirtschaft zu beleben. Später erhielt er den Titel eines Herzogs von Naxos und der Sieben Inseln. Er führte erfolgreich einen Krieg gegen Venedig, durch den der Stadtstaat die Inseln Zypern verlor. Nach Selims Tod verlor er seinen Einfluss am Hof, behielt aber seine Titel und Einkünfte bis zu seinem Tod.
Frühe Jahre
Joseph Nasi kam wahrscheinlich zusammen mit seiner Tante Beatrice de Luna, jüdischer Name Gracia Nasi, und deren Tochter Brianda nach Antwerpen, wo bereits seine andere Tante mit dem Namen Brianda Mendes lebte, die ebenfalls eine Tochter hatte, die den Namen Beatrice Mendes trug. Er studierte an der Universität Löwen. Die Familie lebte zwar in den Niederlanden in gesicherten finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnissen, stand aber immer unter dem Verdacht eines heimlich praktizierten Judenums. Als sich Franz von Aragon, ein Günstling Karls V. um die schöne Brianda del Luna bewarb, verließen die Frauen der Familie Antwerpen, während Joseph Nasi in den Niederlanden blieb und die Geschäfte der Familie verwaltete. Nach und nach transferierte er mit Geschick das Vermögen der Familie nach Lyon und nach Regensburg, um dann den Frauen des Hauses zu folgen, die mittlerweile in Venedig angekommen waren. Auf Beschluss des Rats der Zehn erhielten sie die Erlaubnis, sich mit ihren Firmen und über dreissig Personen in Venedig anzusiedeln, ein Beschluss, der für die serenissima allerdings fatale Folgen haben sollte.
Osmanischer Hof

Als Jussuf Nassy (so eine Schreibweise seines Namens) in Konstantinopel ankam, traf er die glückliche Entscheidung, sich dem späteren Sultan Selim anzuschließen, und ihn statt seines Rivalen Bajazid zu unterstützen, wodurch er schließlich eine wesentliche Stellung bei Hof bekam. Aufgrund seiner Verbindungen nach Europa wurde er ein hochrangiger Diplomat und Minister mit großem Einfluss auf die osmanische Außenpolitik. Zu den Erfolgen gehören die Friedensverhandlungen mit Polen, die Einflussnahme auf die Neuwahl der polnischen Königs, und die Ermutigung der Niederlande bei ihrem Aufstand gegen Spanien.
Selim belohnte ihn für seine Leistungen mit dem Herzogtum Naxos (1566). Er entrichtete für Naxos, Paros, Milo, Syra, Santorino und Suda 6000 Dukaten Tribut. Fransesco Coronello verwaltete diese Gebiete für ihn. Später erhielt er auch die Grafschaft Andros. Seine Besitztümer verwaltete er von seinem Palast in Belvedere aus, wo er auch eine eigene Druckerpresse aufstellte.
Joseph Nasi war mit einer Kusine, Dona Reyna, der Tochter von Dona Gracia Nasi, verheiratet, deren Familie mit einem Teil des Vermögens aus Spanien und Portugal fliehen konnte. Nach Josephs Nasis Tod 1579 enteignete der Sultan die Witwe weitgehend, bis auf 90.000 Dinare, die in ihrem Ketuba (Ehevertrag) festgeschrieben worden waren. Mit dieser Erbschaft gründete Dona Reyna eine Druckerei für Werke in hebräischer Sprache, erst in ihrer Residenz in Belvedere, später in Kuru Chesme, einem Vorort Konstantinopels.
Die Besiedlung von Tiberias
Am geläufigsten ist der Name Joseph Nasi jedoch im Zusammenhang mit seinem Versuch, die Stadt Tiberias neu zu besiedeln (1561), womit er der erste war, der praktische Versuche unternahm, das jüdische Palästina wiederherzustellen, anstatt auf die Wiederkehr des Messias zu warten. Er erhielt vom Sultan die Herrschaftsgewalt über das Gebiet und ließ die Stadt und deren Mauern wiederaufbauen, versuchte, durch Anpflanzung von Maulbeerbäumen und Anwerbung von Handwerkern Tiberias zu einem Zentrum der Textilindustrie zu machen, organisierte die Umsiedlung von Juden aus dem Kirchenstaat nach Palästina, scheiterte aber schließlich mit dem Projekt, als zwischen dem Osmanische Reich und Venedig erneut Krieg ausbrach.
Quelle
Joseph Nasi/Politik
- Nicolae Jorga: Geschichte des Osmanischen Reiches: Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1990: Dritter Band, S. 140f
- Riccardo Calimani: Joao Micas, Giovanni Miches, Juan Miguez, Joseph Nasi, duca di Nasso: quattro nomi e molte identità per un stesso uomo in: Calimani: Storia del ghetto di Venezia. Milano 1995. S. 103-109.
- Matthias Bersohn: Einige Worte Don Joseph Nasi, Herzog von Naxos betreffend.: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums; Jg. 18, Nr.9 (1869); S. 422-424
- Moses Schorr: Zur Geschichte des Don Joseph Nasi.: Monatsschrift für Geschichte und Wissenschaft des Judentums; Jg. 41, Nr.5 (1897); S. 228-237
Zur Person Reyna Nasi
Literatur
- Cecil Roth: A Bird's Eye History of the World. New York: Union of American Hebrew Congregations, 1954
Weblinks
- Eine Biographie Joseph Nasis in der “Jewish Virtual Library”
- Eine kurze Biographie von Don Joseph Nasi, Herzog von Naxos
| Personendaten | |
|---|---|
| NAME | Nasi, Joseph |
| ALTERNATIVNAMEN | Miquez, João (christlicher Taufname) |
| KURZBESCHREIBUNG | Diplomat, Bankier und Finanzexperten am Hof der osmanischen Sultane Süleyman I. und Selim II. |
| GEBURTSDATUM | 1524 |
| GEBURTSORT | Portugal |
| STERBEDATUM | 1579 |