Linkshändiger Pfad
Die begriffliche Unterscheidung des Pfades zur Linken Hand (sanskrit: "Vama Marga") und des Pfades zur Rechten Hand (sanskrit: "Dakshina Marga") stammt ursprünglich aus dem Hindu-Tantra. Eytmologisch läßt sich der Begriff des Vama Marga primär auf zwei bestimmte Aspekte zurückführen:
- In Indien bestand nicht immer die Möglichkeit, sich die Hände zu waschen. Es werden daher dort gemäß der Tradition alle schmutzigen bzw. unhygienischen Tätigkeiten mit der linken Hand ausgeführt. Die rechte Hand bleibt sauber bzw. "rein", weshalb sie zur Nahrungsaufnahme usw. verwendet werden kann.
- Die Energie des Weiblichen wird im Tantra der linken Seite zugeordnet. Bei tantrischen Sexualriten, welche im originären "Left Hand Path" (LHP) von entscheidender Wichtigkeit sind, wird die Frau daher zur linken Seite des Mannes positioniert.
Aus diesem Grunde wird die linke Seite in Indien sowohl mit gesellschaftlichen Tabus als auch der dynamischen Energie des Shakti assoziiert. Es lassen sich jedoch auch in anderen Kulturen Parallelen finden. So bedeutet das lateinische Wort "sinister" sowohl "links" als auch "böse". Der LHP steht im Gegensatz zum stärker verbreiteten "Right Hand Path" (RHP) für die Bejahung der weltlichen Existenz und der Vergöttlichung des individuellen Ichs. Da die linke Hand ein interkulturell verständliches Symbol sein kann, ist der LHP gut als Universalbegriff geeignet, um westliche Strömungen wie etwa Satanismus oder Saturngnosis unter einer gemeinsamen Kategorie einzuordnen.
Literaturverweise
- Stephen Flowers: Lords of the Left-Hand Path. Smithville, Texas 1997, ISBN 1-885972-08-3,
- Robert Svoboda: Aghora - At the Left Hand of God. Albuquerque 1999, ISBN 0914732-21-8,
- Nikolas Schreck / Zeena Schreck: Demons of the Flesh. New York 2002, ISBN 1-84068-061-X,