G-14
Die G-14-Gruppe der europäischen Fußballclubs (G-14) ist ein Zusammenschluss verschiedener europäischer Fußballvereine. Sie wurde im September 2000 mit dem Ziel, die Interessen der Mitglieder gegenüber UEFA und FIFA zu vertreten, gegründet und umfasste zunächst 14 Mitglieder, woher sich der Name herleitet. Heute hat die G-14 18 Mitglieder und versteht sich als Vorstufe einer Arbeitgeberorganisation im Fußball.
Ziele
Primäres Ziel der G-14 ist es, ein gemeinsames Sprachorgan europäischer Großvereine gegenüber der Wirtschaft, aber insbesondere den diversen Fußballverbänden im internationalen Clubfußball zu sein, weil nach Ansicht der Mitglieder für die Vereine wichtige Entscheidungen ohne deren Mitbestimmung getroffen worden seien. Dies soll durch die G-14 verhindert werden. Insbesondere stellt die Gruppe eine Vertretung der wirtschaftlichen Interessen der Klubs dar. Tatsächlich kann der G-14 diese Rolle heute zugesprochen werden, sie ist dennoch nicht die offizielle Vertretung der Vereine.
Im Frühjahr 2006 sprachen sich die G-14 für eine geschlossene Champions-League aus, d. h. es gäbe keine Qualifikation mehr über die nationalen Meisterschaften, sondern es würden immer dieselben Mannschaften antreten. Dieser Vorschlag stieß bei UEFA, FIFA und den übrigen Vereinen auf Ablehnung.
Mitglieder
Verein | Beitritt | Stimmen | Vertreter, Amt im Verein |
---|---|---|---|
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2000 | 18 | Ramón Calderón, Präsident |
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2000 | 17 | Adriano Galliani, Vizepräsident |
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2000 | 16 | Rick Parry, Vorstandsvorsitzender |
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2000 | 13 | John Jaakke, Präsident |
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2000 | 13 | Uli Hoeneß, stellvertretender Vorstandsvorsitzender |
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2000 | 11 | Joan Laporta i Estruch, Präsident |
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2000 | 11 | Jean Claude Blanc, Sportdirektor |
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2000 | 10 | Massimo Moratti, Präsident |
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2000 | 8 | Diogo de Paiva Brandao, Hauptgeschäftsführer |
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2000 | 8 | David Gill, Vorstandsvorsitzender |
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2000 | 6 | Hans-Joachim Watzke, Hauptgeschäftsführer |
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2000 | 6 | Rob Westerhof, Präsident |
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2002 | 5 | Juan Bautista Soler, Präsident |
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2000 | 5 | Pape Diouf, Präsident |
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2002 | 3 | David Dein, stellvertretender Vorsitzender |
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2002 | 2 | Wolfgang Holzhäuser, Hauptgeschäftsführer |
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2000 | 2 | Alain Cayzac, Präsident |
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2002 | 1 | Jean-Michel Aulas, Präsident |
gesamt | 155 |
Die G-14 wurde von zunächst 14 Vereinen gegründet. Der Gründung der Gemeinschaft gingen seit Anfang der 1990er Jahre informelle Treffen von acht Klubs mit mindestens je fünf europäischen Titeln voraus (AC Mailand, Ajax Amsterdam, Bayern München, FC Barcelona, FC Liverpool, Inter Mailand, Juventus Turin und Real Madrid). Ab 1996 nahmen sechs weitere Klubs an diesen Treffen teil (Borussia Dortmund, FC Porto, Manchester United, Olympique Marseille, Paris SG und PSV Eindhoven). 2000 gründete sich die G-14 offiziell.
Da unter den 14 Gründungsmitgliedern zwar drei italienische, jedoch nur je zwei spanische, englische, französische und deutsche Klubs waren, wurden im August 2002 weitere vier Vereine (Bayer Leverkusen, FC Arsenal, FC Valencia und Olympique Lyon) aufgenommen, so dass die Gesamtanzahl an Mitgliedern mittlerweile 18 beträgt.
Zwar wurde bei den acht ursprünglich in Zusammenarbeit getretenen Vereinen großer Wert auf eine Vielzahl an Erfolgen in der Europacup-Geschichte gelegt. Allerdings kehrte die G-14 von diesem Grundprinzip bereits bei der Auswahl der weiteren sechs Gründungsmitglieder und erst recht bei ihrer Erweiterung 2002 ab; so gehören mit Bayer Leverkusen, Olympique Marseille und Paris SG Klubs dem Verbund an, die nur einmal Europapokalsieger wurden, das G-14-Mitglied Olympique Lyon hat sogar noch nie einen europäischen Titel gewinnen können. Andererseits fanden Vereine, die große europäische Erfolge feiern konnten (wie z. B. Benfica Lissabon oder Nottingham Forest) keinen Einlass in die G-14. Ebenfalls sind keine mittel- und osteuropäischen Klubs Mitglied der Gruppe.
Die Aufnahme weiterer Mitglieder gestaltet sich aufgrund der notwendigen Einstimmigkeit schwierig. Nach eigenen Angaben der G-14[1] gibt es jedoch rund zehn Kandidaten, darunter auch russische und ukrainische Klubs, sowie der deutsche Verein Werder Bremen.
Bestehende Mitglieder können ausgeschlossen werden, wenn ein Verein aus der ersten Liga seines Landes ab- und nicht umgehend wieder aufsteigt, dreimal in Folge nicht an europäischen Wettbewerben teilnimmt oder den Ruf der G-14 schädigt. Für den Ausschluss eines Mitglieds bedarf es einer 75-prozentigen Mehrheit. So hätte beispielsweise Borussia Dortmund nach der Saison 2005/2006 ausgeschlossen werden können, da der Verein letztmalig 2002 am UEFA-Pokal teilnahm. Ebenfalls wäre ein Ausschluss Juventus Turins infolge seiner Rolle im Fußball-Skandal in Italien 2005/06 möglich. Bislang wurde vom Ausschlussrecht allerdings noch nie Gebrauch gemacht
Struktur und Stimmrechte
Die G-14 verfügt über eine Geschäftsstelle in Brüssel. Hauptgeschäftsführer ist seit 2000 der Schweizer Thomas Kurth.
Höchstes Beschlussfassungsorgan der G-14 ist die vierteljährlich stattfindende Vollversammlung, zu der jeder Mitgliedsverein einen Delegierten entsendet. Zumeist handelt es sich dabei um hochrangige Personen im Management der Vereine. Die Vollversammlung benennt das Führungsgremium der Gruppe. Für wichtige Entscheidungen bedarf es einstimmiger Beschlüsse der Vollversammlung.
Die Stimmrechte der Mitglieder berechnet sich auf Grundlage gewonnener Europapokal-Titel; je Sieg in der Champions League (bzw. zuvor im Europapokal der Landesmeister) zwei Stimmen, je Sieg im UEFA-Pokal und im Europapokal der Pokalsieger eine Stimme. Hinzu kommen je drei Basisstimmen für Gründungsmitglieder sowie eine Basisstimme für später beigetretene Mitglieder.
Mit Hilfe einer Sonderregelung sollte bei Gründung der G-14 der Einfluss einzelner Klubs begrenzt werden; so erhielt jedes Gründungsmitglied zunächst maximal 16 Stimmen, auch wenn es aufgrund seiner vergangenen Erfolge eigentlich über mehr Stimmrechte verfügen hätte müssen. Diese Regelung gilt jedoch nur für Erfolge vor der Gründung der G-14 - nach 2000 gewonnene Titel können auch zu einem Anwachsen der Stimmrechte über 16 hinaus führen. Diese Regelung kann als „Lex Real“ interpretiert werden, da Real Madrid der einzige betroffene Klub war; bis zum Jahr 2000 hatte Madrid acht Champions-League-Titel (16 Punkte) und zwei UEFA-Pokal-Titel (zwei Punkte) gewonnen. Zusammen mit den drei Basis-Stimmrechten hätte der Verein demnach 21 Stimmrechte erhalten. Die heutige Stimmenzahl von Real Madrid beträgt 18 - davon 16 (statt 21) Stimmen bis zur Gründung der G-14 sowie zwei Stimmen für den Champions-League-Sieg 2002.
Land | Stimmen | Anteil | |
---|---|---|---|
1. | ![]() |
38 | 24,5% |
2. | ![]() |
34 | 21,9% |
3. | ![]() |
27 | 17,4% |
4. | ![]() |
21 | 13,5% |
5. | ![]() |
19 | 12,3% |
6. | ![]() |
8 | 5,2% |
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8 | 5,2% | |
gesamt | 155 | 100,0% |
Finanzierung
Die Finanzierung der G-14 wird durch die Mitglieder, also die Vereine, selbst getragen, wobei die Budgetanteile zu 50 % in gleichen Maßen, zu 50 % jedoch anhand des Stimmgewichtes der Vereine innerhalb der G-14 getragen werden.
Kritik
Die G-14 sieht sich erheblicher Kritik von Seiten der Verbände, aber auch von anderen Vereinen ausgesetzt.
Zum einen ist die Vertretung der Vereine in keiner Weise demokratisch erfolgt und kann daher nicht für sich in Anspruch nehmen, für die Breite der Vereine zu sprechen, zumal sich ihre Mitglieder lediglich aus sieben Ländern rekrutieren. Wie erwähnt richtet sich ihr Zusammentreten nicht nach objektiven sportlichen oder sporthistorischen Richtlinien. Da sie keine mittel- und osteuropäischen Vereine berücksichtigt, kann sie nicht als Vertreter aller europäischen Profi-Fußballvereine angesehen werden.
Fraglich ist auch die demokratische Struktur der G-14; die Grundidee, das Stimmrecht von vergangenen Erfolgen abhängig zu machen, stellt zwar einen legitimen wie transparenten Gewichtungsfaktor dar. Träten jedoch alle 15 restlichen deutschen Bundesligisten der Vereinigung bei, so hätten diese insgesamt nur 23 Stimmen (15 Basisstimmen, vier Stimmen für UEFA-Pokalsiege (zweimal Borussia Mönchengladbach, je einmal FC Schalke 04 und Eintracht Frankfurt), zwei Stimmen für den Sieg im Pokal der Pokalsieger (SV Werder Bremen und Hamburger SV, sowie weitere zwei Stimmen für den HSV aufgrund seines Sieges im Europapokal der Landesmeister 1983). Damit kämen die 15 Vereine nur auf zwei Stimmen mehr als die drei bestehenden deutschen G-14-Klubs. Dies stellt die demokratische Struktur der Organisation in Frage. Verstärkt wird dieser Kritikpunkt durch die als „Ältestenrechte“ anzusehenden, demokratisch wie sportlich jedoch fragwürdigen drei Basisstimmen für Gründungsmitglieder.
Sie wird aus diesem Grund auch weder von FIFA noch UEFA als Verhandlungspartner akzeptiert.
Ebenso wird bemängelt, dass die finanzielle Stärke der Mitglieder nicht ausnahmslos durch sportliche Erfolge und deren Umsetzung in entsprechende Sponsorverträge resultierte, sondern auch durch als Mäzene auftretende Financiers erreicht worden ist. Somit sei eine Vorreiterrolle in der Ausgestaltung von Wettbewerben und Geldverteilungsschlüsseln nicht als gerechtfertigt anzusehen.
Der G-14 wird vorgeworfen, im Gegenteil nicht dem Wohl des Sports, sondern lediglich ihren eigenen wirtschaftlichen Interessen entsprechend zu handeln. Dies wird in dem an die Öffentlichkeit gelangten Strategiepapier „Vision Europe“ deutlich[2]:
„Der Fußball ist ein Geschäft geworden. Um weiteren wirtschaftlichen Aufschwung zu garantieren, muss das Produkt internationaler Fußball weiterentwickelt und dem modernen Konsumenten nahegebracht werden unter Berücksichtigung der Tatsache, dass es vor allem die Vereine sind, die das Produkt liefern.“
Insbesondere in den Vorschlägen zur Gestaltung der Champions League findet sich diese Sicht der Dinge wieder:
Eine Wiedereinführung der Zwischenrunde wird gefordert. Diese war zuvor auf Grund von mangelnder Attraktivität und Akzeptanz bei den Zuschauern abgeschafft worden. Sie verspricht jedoch mehr Spiele (und damit Einnahmen durch Prämien und Fernsehgelder) und erschwert es Außenseitern, in Hin- und Rückspiel Überraschungserfolge gegen finanziell weit überlegene Mannschaften zu erringen. Martin Samuel, Sportkolumnist der Londoner Times umschreibt dies folgendermaßen[3]:
„Given every advantage imaginable, Goliath still wants David to fight with an arm tied.“
Mit dem Hinweis auf vergangene Meriten soll zudem die Führungsposition der G-14-Mitglieder moralisch erhärtet werden. Dies spiegelt auch das Qualifikationsverfahren für die Champions League wieder, bei dem zahlreiche Landesmeister erst gar nicht automatisch qualifiziert sind, Vereine anderer Ligen sich aber bis zum 4. Platz qualifizieren können.
Quellen
- ↑ Jürgens, Tim; Mucha, Robert; Eggers, Erik: „Aufstand der Elite“, in : 11 Freunde, September 2006, S. 32–43.
- ↑ FAZ vom 6. April 2006, S. 29
- ↑ times.co.uk, The name that strikes fear in the hearts of Europe's elite clubs: Bolton, The Times, 22. März 2006