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Pour le Mérite

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Der Orden Pour le Mérite (dt: „für das Verdienst”) wurde von Friedrich dem Großen (1712–1786) eingeführt und war neben dem Orden vom Schwarzen Adler die bedeutendste Auszeichnung, die in Preußen vergeben werden konnte. Der Orden geht auf den 1667 gestifteten Orden De la Générosité zurück.

Den Pour le Mérite gab es in der militärischen Klasse bis 1918, in der zivilen existiert er als halboffizielle Auszeichnung bis heute mit der Bezeichnung Orden Pour le mérite für Wissenschaft und Künste.

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Pour le Mérite (Militärklasse)

Militärorden von 1740 bis 1918

König Friedrich II. hatte 1740 den Orden gleichen Namens anlässlich des ersten Schlesischen Krieges gegen Österreich gestiftet, um besondere militärische Verdienste würdigen zu können. Obwohl er intern „Militär-Verdienstorden” hieß, verlieh ihn der König auch für zivile Verdienste, unter anderem an seinen Freund Voltaire.

Am 18. Januar 1810 entschied Friedrich Wilhelm III., ihn nur noch für außerordentliche Verdienste auf dem Schlachtfeld zu vergeben, wobei er Offizieren vorbehalten blieb. Die Ordensträger bildeten eine eigene Ritterschaft, die 1816 1.000 Offiziere umfasste. Ihre Mitglieder erhielten einen lebenslangen Ehrensold. Da der Orden gemäß Statut an ein und dieselbe Person nur einmal verleihbar war, wurde als besondere Erweiterung für mehrfaches Verdienst das „Eichenlaub” eingeführt (drei goldene Eichenblätter am Ring). Das stilisierte „L“ in der Mitte sollte an seine Gattin erinnern, die jung verstorbene Königin Luise (1776–1810), während die sieben Blattenden ihre Kinder symbolisierten.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wuchs die Zahl der Ordensträger auf mehrere Tausend. Wilhelm I. stiftete nach dem Feldzug von 1866 das Großkreuz des Pour le Mérite. Außerdem wurde der Orden im Deutschen Kaiserreich für fünfzigjährige Inhaberschaft mit Krone verliehen.

Der Pour le Mérite konnte auch an ausländische Offiziere vergeben werden.

Im Ersten Weltkrieg nahm die Zahl der Ausgezeichneten stark zu, erster Träger war General der Infanterie Otto von Emmich (1848–1915), der zusammen mit Erich Ludendorff für den erfolgreichen Handstreich gegen das belgische Lüttich am 7. August 1914 ausgezeichnet wurden. Der Orden wurde von den berühmten Jagdfliegern des Ersten Weltkriegs (132 Ausgezeichnete, u. a. Manfred von Richthofen[1]) wegen seiner Widmung auf Max Immelmann und der dunkelblauen Farbe seitdem auch „Blauer Max“ genannt. Der letzte Träger der militärischen Ordensklasse war der 1998 verstorbene Ernst Jünger, der auch letzter Ordenskanzler war. Weitere Ordensritter waren: Lothar von Richthofen, Karl Allmenröder, Werner Voss, Erwin Rommel, Ernst Udet, Hermann Göring[2], Oswald Boelcke, Erwin Böhme, Paul von Hindenburg u. a. m.

Mit der Revolution von 1918/19 und dem Ende der preußischen Monarchie entfiel die Militärauszeichnung, die insgesamt 5.430-mal verliehen worden war.

Insignien

Pour le Mérite

Kleinod

Das Kleinod des Ordens besteht aus einem blau emaillierten und golden bordierten achtspitzigen Malteserkreuz, in dessen oberstem Balken in goldener Schrift ein gekröntes „F“ (für Friedrich II.) steht, während in den anderen dreien die Worte „Pour“, „le Mé“ und „rite“ angebracht sind. In den vier Kreuzungswinkeln befinden sich goldene, gegenständige ungekrönte Adler. Die Rückseite des Kreuzes ist blau emailliert und glatt.

Beim Großkreuz sind die Adler gekrönt. Das Kreuz besaß zusätzlich ein goldenes Medaillon mit dem Bildnis Friedrichs des Großen.

Stern zum Großkreuz

Der goldene Stern zum Großkreuz war rhombusförmig, in der Mitte befand sich das Medaillon mit dem Bildnis Friedrichs. Der blau emaillierte Medaillonring zeigte den Namen des Ordens und zwei grün emaillierte Lorbeerzweige.

Band

Das Band war schwarz mit zwei silbernen Seitenstreifen und schwarzer Bordierung. Bei Verdiensten, die einer zweiten Verleihung entsprochen hätten, wurde dem Band ein silberner Mittelstreifen hinzugefügt.

Die Friedensklasse des „Pour le Mérite“

Insignien der Friedensklasse

Hier bestand das Ordenszeichen aus einem blau emaillierten goldenen Ring, an dem außen an vier gegenüberliegenden Stellen die preußische Krone und innen zweimal die Zeichenfolge „FF II“ angebracht war, während auf dem Ring die Ordensbezeichnung verlief. In der Mitte befindet sich ein goldenes Medaillon mit Adler. Das Band entspricht dem der Militärklasse.

Stiftung und Geschichte

Alexander von Humboldt (1769–1859) regte 1842 Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) dazu an, eine „Friedensklasse” des Ordens für die drei Abteilungen Geisteswissenschaften, Naturwissenschaften und Medizin bzw. Schöne Künste zu stiften (31. Mai). Der Philosoph Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling, der Rechtshistoriker Friedrich Carl von Savigny und der Geologe Christian Leopold von Buch zählten zu den ersten Trägern.

Bis 1918 erfolgten zahlreiche Verleihungen der Friedensklasse. Nach Abdankung der Hohenzollern im Zuge der Revolution 1918/19 wurde der „Pour le Mérite“ nicht mehr als staatliche Auszeichnung verliehen, aber die vom Kaiser verliehenen Orden durften in der Weimarer Republik öffentlich getragen werden. Da die Verfassung von 1919 alle Stiftungen von Orden verbot, organisierten sich die verbliebenen Ordensträger als eine freie Gemeinschaft Künstlern und Gelehrten zur Verleihung ziviler Auszeichnungen. Das Staatsministerium billigte 1924 diesen Brauch. Auf diese Weise wurden beispielsweise Gerhart Hauptmann und Käthe Kollwitz „halboffiziell“ geehrt.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden wieder staatliche Auszeichnungen gestiftet. Die Verantwortung dafür lag zunächst beim Reichspräsidenten Paul von Hindenburg und ging nach dessen Tod 1934 auf den Reichskanzler Adolf Hitler über. Hermann Göring (selbst Ordensträger[2] ließ als preußischer Ministerpräsident die bisherigen Träger von der Gestapo „auf ihre politische und künstlerische Eignung“ überprüfen, woraufhin der Orden allen Juden und politischen NS-Gegnern wie Kommunisten abgesprochen wurde – unter anderem auch Käthe Kollwitz.

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Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg unterblieben Verleihungen des „Friedenszweiges“, doch es bildete sich wie in der Weimarer Republik eine zivile Gemeinschaft mit staatlicher Anerkennung. Bundespräsident Theodor Heuss wurde 1952 Protektor des Ordens. Neue Mitglieder werden vom Ordenskapitel auf den jährlichen Sitzungen aufgrund von Vorschlägen des Kanzlers und der Vizekanzler, zu denen jedes wahlberechtigte Mitglied Vorschläge einreichen kann, in freier Wahl gewählt, die sich z. B. standhaft der angeregten Verleihung an Konrad Adenauer widersetzten.

So hat nun der „Pour le Mérite“ in Deutschland zwar ein hohes Prestige, doch keinen offiziellen Status wie z. B. der Verdienstorden des Bundesverdienstkreuzes. Die Zahl der Ordensmitglieder ist beschränkt auf je 40 deutsche und ausländische Ordensträger. Otto Hahn, Thomas Mann, Magdalena Abakanowicz und Herbert Giersch zählten beispielsweise zu ihnen. Derzeitiger Ordenskanzler ist Horst Albach, Vizekanzler sind Ewin Neher und Hans Magnus Enzensberger[3].

Derzeitige Träger

Deutsche Ordensträger

Ausländische Ordensträger

Verstorbene Träger

Deutsche Träger

Ausländische Träger

Träger beider Klassen

Bedingt durch die vollkommen unterschiedlichen Verleihungsanforderungen sind nur sehr wenig Geehrte mit beiden Klassen ausgezeichnet worden.

Verfilmungen

1966 drehte John Guillermin einen Film mit James Mason und George Peppard in den Hauptrollen mit dem Titel Der Blaue Max.

Literatur

  • Hanns Möller: Geschichte der Ritter des Ordens „pour le mérite“ im Weltkrieg, 2 Bd., Berlin 1935.
  • Jörg Nimmergut u.a.: Deutsche Orden und Ehrenzeichen. Deutsches Reich, Weimarer Republik, Drittes Reich, DDR und Bundesrepublik. Battenberg, München 1997-2005, ISBN 3-86646-002-3

Quellen

  1. a b Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/RichthofenManfred/index.html
  2. a b c Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/GoeringHermann/index.html
  3. Quelle: http://www.orden-pourlemerite.de/ (Stand: 27. März 2007)