Simon Petrus
Simon Petrus war einer der zwölf Apostel Jesu Christi. Sein ursprünglicher Name war Simon, sein Vater hieß Johannes (Joh1,44) oder Jona (Mt16,17). Der Name Petrus ist die latinisierte Form des griechischen Πετρος - Petros, das wiederum eine Übersetzung des aramäischen Kaiphas - Fels - ist. Diesen Beinamen erhielt Petrus von Jesus bei ihrer ersten Begegnung (Joh 1,42).
Bibel
Gemäß dem neuen Testament war Petrus verheiratet und besaß ein Haus in Kapernaum (Lk4,38). Er arbeitete als Fischer mit seinem Bruder Andreas zusammen.
Im Johannesevangelium war Petrus zuerst ein Jünger von Johannes dem Täufer und wurde dann von seinem Bruder Andreas zu Jesus geführt (Joh1,41f). Im Jüngerkreis galt er als der Führende: er steht in allen Apostellisten im Neuen Testament an erster Stelle und gehört zusammen mit Jakobus und Johannes zu den drei Aposteln, die Jesus besonders nahe standen.
Petrus ist als temperamentvoll und begeisterungsfähig geschildert, seine Entscheidungen kommen aus ganzem Herzen (Joh6,68f). Dabei steht er aber in der Gefahr vorschnell zu reden (Mk8,32f; Joh13,6-9) und zu handeln (Joh 18,10), die Kraft das Begonnene durchzuführen ist nicht immer vorhanden (Mt 14,29-31). Glaubensbekenntnis und menschliche Überlegungen stehen dicht nebeneinander (Mt 16,16-23). Dieser Zwiespalt zeigt sich besonders eindringlich während der Passion in der Bereitschaft (Mt26,33, Lk22,33), seinem Versagen (Mt26,40.43f), vorschnellen Handeln (Joh18,10) und der Verleugnung (Joh18,15,27).
Jesus erscheint ihm als Auferstandener (Lk24,34, 1.Kor15,5) und erneuert seinen Auftrag im Gespräch am See (Joh21,15ff).
In der Apostelgeschichte ist Petrus dann der Leiter der Gemeinde, der das Evangelium in der Öffentlichkeit (Apg2,14ff;3,12ff;5,21) und vor dem Hohen Rat (Apg4,8ff;5,29) mutig verkündigt. Er bekehrt den ersten Heiden (Kornelius), gerät aber später in einen Zwiespalt zwischen Juden- und Heidenchristen (Gal2,11-14), der dann beim Apostelkonzil beigelegt ist. Nach Kapitel 15 wird Petrus in der Apostelgeschichte nicht mehr erwähnt.
Im Neuen Testament sind zwei Schriften überliefert, die Petrus zugeschrieben werden, der 1. und der 2. Petrusbrief.
Frühchristliche Zeugnisse
Gegen Ende seines Lebens war Petrus in Rom und hat sich offenbar von dort aus an die Gemeinde gewandt (Petrusbriefe).
Die Patriarchate von Jerusalem und Antiochia führen sich auf Gründung durch den Apostel Petrus zurück.
Gemäss Irenäus von Lyon war Petrus der erste Bischof von Rom.
Sein Märtyrertod wird im Neuen Testament vorausgesagt, aber nicht berichtet. Gemäss frühchristlichen Zeugnissen starb er ca. 65 während der Christenverfolgung durch Nero den Märtyrertod am Kreuz. Über genaue Zeit und Umstände seines Todes und über sein Grab ist jedoch nichts Sicheres bekannt. Die christliche Kirche in Rom war jedoch schon sehr früh allgemein geehrt, weil sich die Gräber der Apostel Petrus und Paulus dort befanden.
Verschiedene Kirchenväter sagen, dass das Markusevangelium auf seine Predigten zurückgeht, da Markus ihm als Dolmetscher diente.
Katholische Tradition
In der katholischen Tradition wird Petrus als der erste Bischof von Rom und somit der erste Papst angesehen.
In der katholischen Kirche werden alle Bischöfe von Rom in ihrer Eigenschaft als Nachfolger von Petrus als Führer der christlichen Kirche angesehen.
Außerhalb der katholischen Tradition gibt es dafür jedoch in der Kirchengeschichte der ersten Jahrhunderte keine historischen Anhaltspunkte, dass der Bischof von Rom einen höheren Rang als andere Bischöfe hatte - ihm kam einzig der Ehrenvortritt zu, weil Rom die Hauptstadt und Ort der Gräber der Apostel Petrus und Paulus war. Neben Rom beriefen sich auch die Bischofssitze Antiochia und Jerusalem auf die Gründung durch den Apostel Petrus.
Schlüsselgewalt
Die wohl umstrittenste Bibelstelle im Zusammenhang mit Simon Petrus ist Matthäus 16,13ff: Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten. Er fragte sie: Wer sagt denn ihr, dass ich sei? Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: alles, was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein. (Lutherübersetzung).
Es wird praktisch nicht bestritten, dass Simon Petrus tatsächlich einer der wichtigsten Führer der frühchristlichen Gemeinde war, und wahrscheinlich auch, wie im Neuen Testament und von Kirchenvätern geschildert, der Anführer der Apostel.
Die katholische Kirche begründet jedoch aus dieser Bibelstelle den Anspruch, dass auch die Nachfolger von Petrus als Bischöfe von Rom (später Päpste) absolute Führer der Kirche und Stellvertreter Jesu Christi auf Erden sind. In der nicht-katholischen Auslegung sieht man keinen Hinweis darauf, dass diese Vollmacht des Petrus auf einen Nachfolger übertragen wurde oder übertragen werden sollte.
Siehe auch: Peterskirche (Begriffsklärung)