Jörg Friedrich
Dieser Artikel beschreibt einen deutschen Historiker. Der DDR-Ruderer gleichen Namens wird hier beschrieben.
Jörg Friedrich (* 17. August 1944 in Kitzbühel) ist ein deutscher Historiker.
In jungen Jahren war er beteiligt an der 68er-Bewegung.
Erstmals bekannt wurde er mit den Büchern Freispruch für die Nazi-Justiz (1982, ISBN 3548265324) und Die Kalte Amnestie (1984, ISBN 3492115535 ), die die misslungene Entnazifizierung der juristischen Eliten in Deutschland kritisch beleuchteten und die strafrechtliche Verfolgung nationalsozialistischer Verbrechen in der Bundesrepublik (etwa im Majdanek-Prozess) als mangelhaft kritisierten.
Als Privatgelehrter (Friedrich ist nicht Mitglied des akademischen Betriebs) arbeitete er an der dreibändigen Enzyklopädie des Holocaust mit.
1993 erschien sein Buch Das Gesetz des Krieges (ISBN 3492221165), in dem er sich anhand der Prozessakten des Verfahrens gegen das Oberkommando der Wehrmacht mit der Verantwortung der deutschen Wehrmacht während des Russlandfeldzuges auseinandersetzt. In diesem voluminösen Band wurde erstmals versucht, sich objektiv mit der Frage zu beschäftigen, wie die Frage nach der Verantwortlichkeit des Einzelnen im Krieg formuliert werden kann.
Ende der 90er Jahre war Friedrich einer der Kritiker der Wehrmachtsausstellung.
Sein folgendes Buch Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945 ( ISBN 3549071655 ) thematisierte den alliierten Bombenkrieg gegen Deutschland. Kernthese dieser Untersuchung ist, dass die mörderischen Bombenangriffe auf deutsche Städte spätestens seit dem Jahr 1944 keinen militärischen Sinn gehabt hätten, sondern in erster Linie einer menschenverachtenden Militärdoktrin gefolgt seien. Es löste 2002 eine umfangreiche Debatte aus. Es wurde ihm vorgeworfen, daß er die Deutschen als Verursacher des Krieges in dem Buch zu wenig berücksichtigt hätte, das viele seiner Analysen falsch seien und insbesondere, das seine Sprachwahl die Luftangriffe auf Deutschland in die Nähe des Holocaust stellen würden. Einige seiner Lesungen wurden auch von heftigen z.T. unfriedlichen Protesten (Dresden,Göttingen) durch Linksextreme begleitet.
Im Oktober 2003 erschien von ihm der Bildband Brandstätten. Der Anblick des Bombenkriegs ( ISBN 3549072007 ).
Weblinks
- Strategie von unten Alexander Kluge im Gespräch mit Jörg Friedrich über den Luftkrieg, 11.8.2002
- Jörg Friedrich: "Der Krieg ist eigentlich gewonnen!" Artikel über den Ersten Weltkrieg in der WELT vom 4. August 2004, in dem Friedrich über die Möglichkeiten für einen Friedensschluss im Sommer 1917 spekuliert