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Daumensprung

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Der Daumensprung ist eine Methode, um den Abstand eines Objektes zu schätzen und kann bei der Orientierung und der Entfernungsmessung helfen.

Hintergrund

Strahlensatz

Dieser Schätzung liegen die Streckenverhältnisse des Strahlensatzes zugrunde. Der angepeilte Daumen am ausgestreckten Arm eines Erwachsenen ist etwa 70 Zentimeter vom Gesicht entfernt, während der Augenabstand etwa sechs Zentimeter beträgt. Hieraus errechnet sich ein Verhältnis, das natürlich von Mensch zu Mensch variiert.

Dieses Verhältnis liegt im Bereich von 1:7 bis 1:12, und muss für beste Messergebnise von jedem Menschen selbst ermittelt werden. In der Regel ist 1:10 genau genug, denn der Daumensprung ist schließlich nur eine Faustregel.

Astronomie

In der Astronomie wird ein ähnliches Verfahren zur Entfernungsbestimmung benachbarter Sterne verwendet. An die Stelle des Augenabstandes tritt hier die Positionsveränderung der Erde während ihres Umlaufs um die Sonne.

Bei relativ nahen Planetarischen Nebeln ist die Entfernungsbestimmung mit Hilfe der Parallaxe möglich. Der Effekt der trigonometrischen Parallaxe kann zur Entfernungsbestimmung von Fixsternen verwendet werden.

Beispiel

In der obigen Grafik passt die Basislänge des Hauses zufällig genau zwischen Anfang Daumen "1" und Anfang Daumen "2". Die Hausbreite sei 7 Meter. Dann beträgt die geschätzte Entfernung bis zum Haus 70 Meter. Für genauere Schätzungen sollte immer über die gleiche Stelle des Daumens gepeilt werden (z.B. immer an der linken Daumenseite vorbei oder über die Daumenspitze).

Durchführung

  • einen Arm ganz nach vorne ausstrecken, Faust machen, Daumen "aufstellen"
  • ein Auge schließen, mit dem anderen, offenen Auge über den Daumen das Ziel anpeilen
  • nun das offene Auge schließen, das andere öffnen
  • der Daumen ist nun zur Seite "gesprungen"
  • nun schätzt man den Abstand zwischen Daumen "1" und Daumen "2", projiziert auf das Ziel
  • diesen Abstand multipliziert man mit 10 und erhält die ungefähre Entfernung.

Nebenaspekt

Wie es bei der Hand "Linkshänder" und "Rechtshänder" gibt, so gibt es beim Auge linksäugige und rechtsäugige Menschen. Eine kleine Abwandlung des Daumensprunges bietet die zuverlässigste Methode, das führende Auge zu bestimmen:

  1. Mit der Anordnung des Daumensprunges verdeckt man mit dem Daumen des ausgestreckten Armes einen kleinen Gegenstand in ca. 3m Entfernung.
  2. Wenn beide Augen geöffnet sind, wirkt der Daumen jetzt durchsichtig.
  3. Nun schließt man zuerst das eine Auge und wechsele dann auf das andere.
  4. Beim Schauen mit dem dominanten Auge erscheint dabei der Gegenstand vom Daumen verdeckt.
  5. Beim Schauen mit dem nicht dominanten Auge springt der Daumen hingegen zur Seite und der vorher quasi transparent verdeckte Gegenstand wird voll sichtbar.

Die Dominanz des Auges geht nicht unbedingt mit der Händigkeit einher, und wird auch nicht von unterschiedlicher Sehschärfe bestimmt. Die Prävalenz von Linksäugigkeit wird mit ca. 20% angegeben. Lernstörungen wie Legasthenie oder Arithmasthenie stehen in Verdacht, durch Linksäugigkeit begünstigt zu werden.

Kritik

Das Verfahren setzt die Kenntnis oder Schätzung der horizontalen Ausdehnung eines Objektes oder Geländes voraus. Denkbar ist auch die Umkehrung des Verfahrens: bei bekanntem Abstand die Höhe oder Breite eines Objektes mittels Daumensprung bestimmen. Auch die Einbeziehung von vertikalen Ausdehnungen (als gegebene oder gesuchte Größe) wäre denkbar, z. B. zur Bestimmung der Höhe eines Baumes.

Siehe auch:

Peilung, Faustregel, Daumenregel, Stockpeilung