Bruno Cassirer
Bruno Cassirer (* 12. Dezember 1872 in Breslau; † 20. Oktober 1941 in Oxford) war ein Verleger und Galerist in Berlin. Cassirer hatte großen Einfluss auf das kulturelle Leben Berlins.
Leben und verlegerische Tätigkeit
Bruno Cassirer wurde als zweites Kind des jüdischen Ehepaares Julius Cassirer und seiner Frau Julcher (Julie) geboren. Der Vater war mit zwei Cousins von B. Teilhaber einer Kabelfabrik. 1890 machte Cassirer sein Abitur in Berlin am Leibniz-Gymnasium. Mit seinem Cousin Paul Cassirer eröffnete er am 20. September 1898 in Berlin die »Bruno & Paul Cassirer, Kunst- und Verlagsanstalt« in der ehemaligen Viktoriastraße 35 nahe Kemperplatz. Die beiden Verlagsgründer waren nicht nur Cousins sondern auch gleichzeitig Schwäger, da Bruno Pauls Schwester Else (1873-1943) heiratete.
Zu den wichtigsten Kontakten während den frühen Berliner Jahren zählten die Maler und Grafiker Max Liebermann und Max Slevogt. Sie waren Mitglieder der am 2. Mai 1898 gegründeten Künstlervereinigung »Berliner Secession«, durch die die beiden Vetter viele bedeutende Persönlichkeiten des kulturellen Leben Berlins kennen lernten. Auf Vorschlag des Präsidenten Liebermanns und dem Mitglied Walter Leistikow wurden die Cassirers als Sekretäre für die »Secession« berufen, was ihnen nicht nur innerhalb der Vereinigung sondern auch auf dem Kunstmarkt eine herausgehobene Position verschaffte. Ihre erste Galerie-Ausstellung widmeten sie den Gemälden Max Liebermanns, die zusammen mit Bilder von Edgar Degas und Constantin Meunier gezeigt wurden.
In den folgenden drei Jahren stellte sich die Kunst- und Verlagsanstalt zum Hauptziel, die Kunstströmung des Impressionismus beim Publikum zu etablieren. Dazu konzentrieten sich die Vetter auf die Werke von Slevogt, Liebermann und Corinth, die ihrer Meinung nach die künstlerische Avantgarde Deutschlands darstellten.
Am 30. August 1901 lösten Bruno und Paul ihr gemeinsames Unternehmen auf. Paul Cassirer führte die Galerie und den Kunsthandel weiter, während Bruno Cassirer den Verlag behielt, mit dem er in die Derfflingerstraße 15 in Berlin-Tiergarten umzog. 1903 trat Christian Morgenstern als literarischer Lektor in den Verlag ein, unter dessen Leitung die Zeitschrift »Das Theater« erschien. Hier wurden auch insgesamt vier Bücher des Dichters herausgegeben. Seit 1905 beschäftigte sich Bruno Cassirer neben seiner Verlagstätigkeit mit der Traberzucht. Er besaß selbst zwei Rennställe und war von 1919 bis 1934 Vorsitzender des Trabrennvereins in Berlin-Mariendorf sowie von 1924 bis 1933 Vorsitzender der Obersten Behörde für Traberzucht und -rennen.
Am 25. Februar 1937 wurde jüdischen Verlegern die Mitgliedschaft in der Reichsschrifttumskammer (RSK) entzogen. 1936 erschien das letzte Buch im Verlag Cassirer. 1938 beschlossen Teile der Familie Cassirer nach Oxford zu emigrieren. B. Cassirer gründete dort einen neuen Verlag.
Seit dem Tod von Bruno Cassirer im Exil führt sein Schwiegersohn Günther Hell (George Hill) den Verlag in Oxford weiter.
Literatur
- Georg Brühl: Die Cassirers: Streiter für den Impressionismus. Leipzig: Edition Leipzig 1991, ISBN 3-361-00302-4.
- Harry Nutt: Bruno Cassirer. Berlin: Stapp 1989, ISBN 3-87776-174-7.
- Rahel E. Feilchenfeldt und Markus Brandis: Paul-Cassirer-Verlag Berlin 1898 - 1933: eine kommentierte Bibliographie; Bruno-und-Paul-Cassirer-Verlag 1898 - 1901; Paul-Cassirer-Verlag 1908 - 1933. München: Saur 2004, ISBN 3-598-11711-6.
- Verlag Bruno Cassirer: Almanach des Verlages Bruno Cassirer. Berlin: Cassirer 1920.
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Cassirer, Bruno |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Verleger und Galerist |
GEBURTSDATUM | 12. Dezember 1872 |
GEBURTSORT | Breslau |
STERBEDATUM | 20. Oktober 1941 |
STERBEORT | Oxford |